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Aus der Werkstatt

Aus unsern Redaktionskonferenzen.

Die Natur bereitet sich draußen zum Kampfe vor. In Wald und Flur regt sich ein neues Leben, denn es gilt, dem Winter die Herrschaft streitig zu machen. Schon dringen die ersten frischen, grünen Halme aus dem Erdreich heraus und arbeiten sich durch falbes Laub und verdorrtes Gezweig der Sonne entgegen. Frühlingszeit ist Kampfzeit, und was von der Natur gilt, das gilt auch vom Menschenleben. Nur in einem frischen, fröhlichen Kampfe, in welchem die Waffen mit echtem Frühlingsgeiste geführt werden, können wir uns im Goldschmiedegewerbe zu einer besseren, sonnigeren Zeit durcharbeiten. Es vergeht kein Monat, ohne daß wir nicht von immer neuen geschäftlichen Manipulationen erfahren, welche verlangen, daß im Interesse der Entwickelung der Goldschmiedekunst das Schwert gegen sie gezogen wird. Auch heute sind wir wieder gezwungen, gegen eine Anzahl von Geschäftsmanövern ankämpfen zu müssen, welche geeignet sind, dem soliden Gewerbe empfindlichen Schaden zuzufügen.

Unlautere Reklame.

Befindet sich da in Berlin (Leipzigerstr. 90, Markgrafenstr. 61) eine Firma The American Watch Company, welche mit Zirkularen und Prospekten das Publikum überschwemmt und die Reklameschriften so auszustatten weiß, daß dem Publikum ganz wirbelig im Kopfe werden muß. Nicht nur, daß eine Menge Referenzen aufgegeben werden, die um deswillen bedeutungslos sind, weil man ja gar nicht weiß, was diesen Leuten für besondere Waren zugesandt worden sind, es wird auch dem Publikum eingeredet, als ob es von dieser werten Company fast alles geschenkt bekäme. Wer auf die Reklame blickt, dem fallen zunächst Worte wie: Umsonst! Kein Geld nötig! Sie brauchen kein Geld! Vollkommen kostenlos! in die Augen. Und sollte es nicht verlockend sein, wenn jemand völlig kostenlos eine Herren- oder Damenremontoirtaschenuhr mit garantiert amerikanischer Doppelkapsel und Sprungdeckel erhält und dafür keine Verpflichtungen zu übernehmen braucht, als einen der geschmackvoll ausgeführten, amerikanischen 14 kar. goldplattierten Schmuckgegenstände zum noch nie dagewesenen Preise von 1.95 Mk. pro Stück zu kaufen oder für die Firma an einen dritten zu verkaufen. Es ist in der Tat etwas noch nie dagewesenes! Es ekelt uns an, im weiteren auf diese Prospekte einzugehen. Aber das System muß mit aller Energie bekämpft werden. Wer neun Schmuckgegenstände für die Firma verkauft, soll sogar neben der oben genannten Uhr noch einen vollständigen photographischen und phonographischen Apparat umsonst erhalten. Wer sieben Gegenstände verkauft, wird gratis durch eine Weckeruhr, eine Herrentaschenuhr und einen echt goldenen Damen- oder Herrenring mit Opalen beglückt. Wie es freilich um die Echtheit dieser Ware bestellt sein mag, davon gibt ein in unserm Besitz befindlicher Ring der Firma ein trauriges Beispiel. Es ist ein ganz gewöhnlicher Messingring, der etwas vergoldet und grob in seiner Herstellung ausgefallen ist, aber keck und gottesfürchtig den Stempel „18 k." erhalten hat. Das ist denn doch ein Schwindel gröbster Art, der nach dem Staatsanwalt ruft. Selbstverständlich werden wir die Angelegenheit weiter verfolgen. Bedauerlich ist es, daß auch ein deutsches Haus, A. F. Brenner in Pforzheim, diese Manipulationen mitmacht. Die Inserate dieser Firma sehen denen der Watch Company ähnlich wie ein Ei dem andern. Das bedauerliche ist, daß diese Firmen natürlich überall in den Städten die Lärmtrommel ertönen lassen und auf diese Weise den Goldschmieden am Platze das Geschäft verderben. Wir bitten unsere Leser darum, uns alle derartigen Inserate einzusenden, damit wir dieselben auf Unlauterkeit prüfen und weitere Schritte zu tun imstande sind.

Die Watch Company hat einen würdigen Genossen in dem Columbia Import House, Berlin, Leipzigerstr. 29, gefunden, welches aus derselben Schule hervorgegangen ist. Es versendet an das Publikum auf 14 Tage zur Probe neun Stück Schmuckwaren, und wer diese innerhalb der betreffenden Zeit absetzt, erhält ebenfalls wieder eine Taschenuhr mit fünf Jahre reeller Garantie gratis und hat überdies die Anwartschaft, ein Columbiafahrrad zu gewinnen. Gratis scheint jetzt das Schlagwort im Geschäftsverkehr geworden zu sein. In dem wilden Konkurrenzkampfe sucht man sogar durch

für die Werkstatt!

sogenannte Gratistage das Publikum zu fangen. Es wird insgeheim ein Tag bestimmt, an welchem alle Ware im Geschäft gratis verabfolgt wird. Das Publikum erfährt erst nach Ablauf einer bestimmten Frist, welcher der Gratistag war, und die Glücklichen, die an diesem Tage dort kauften, erhalten ihr Geld wieder. Wem fällt dabei nicht das Wort des Polonius ein: „Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode."

Gutscheinschwindel.

Daß auch der alte Gutscheinschwindel sein seliges Ende noch nicht erreicht hat, lehrt uns neuerdings wieder die Firma Erpenbach & Cie. in Köln, über welche verschiedentlich Beschwerden an uns gelangt sind. Die betreffende Massenfabrik von Schmuck gibt an Firmen Gutscheine ab, welche diese wieder an die Kundschaft für Reklamezwecke zur Verfügung stellt. Sie verpflichtet sich, bei jedem rechtmäßigen Besitzer eines Gutscheines eine passende Photographie abholen zu lassen und demselben hiernach ein Similiemaillebild, für Brosche-, Vorstecknadel, Uhranhänger, Manschettenknopf usw. passend vollständig, umsonst zu liefern. Die Firma erhält zum Aufstellen im Schaufenster eine Staffelei mit solchen Emaillebildern, allerdings nicht umsonst sondern, was wohl die Hauptsache bei der Geschichte ist, zum Preise von 35 Mk. Nebenbei handelt es sich auch noch darum, zu den betreffenden Bildern die geeigneten Einfassungen zu liefern, und dabei wird die Firma zweifellos ihr Schäfchen ins Trockene bringen. Es ist also der alte Gutscheinschwindel in neuer Form.

Haftung der Zeitungen für unlautere Reklamen.

Daß übrigens auch Zeitschriften, welche unlauteren Reklamen ihre Spalten öffnen, zur Verantwortung gezogen werden können, hat jetzt, gestützt auf eine Anzahl Reichsgerichtsentscheidungen, Dr. Fuld in dem Organe der deutschen Zeitungsverleger „Der Zeitungs-Verlag" wieder überzeugend dargetan. Es ist uns also ein Mittel in die Hand gegeben, gegen Schwindelannoncen vorzugehen. Da, wo solche auftauchen, bitten wir um Einsendung zwecks Prüfung derselben auf Unlauterkeit. Wir geraten mit unsern Reklamen so wie so immer mehr in das amerikanische Fahrwasser. Daran wird sich allerdings nichts ändern lassen, auch die Polizeibehörde zu Essen konnte nichts erreichen, als sie kürzlich gegen eine Firma einschritt, welche zu Zwecken der Reklame zwei Kamele durch einen Neger in Essen herumführen ließ. Hat man etwa in diesen Reklamekamelen eine ungehörige Anspielung vermutet?

Vorsicht bei Sendungen von Waren zur Ansicht
und Auswahl.

Vorsicht ist für Goldschmiede auch innerhalb ihrer vier Pfähle geboten. Wiederholt sind in letzter Zeit Fälle bekannt geworden, wo anscheinend den besten Ständen angehörige Kunden bei der Auswahl von Gegenständen im Laden Schmucksachen mit verschwinden liessen. Wir wollen dabei darauf hinweisen, daß sich in solchen Fällen der Geschäftsinhaber der Polizei bedienen muß und nicht etwa, wie es kürzlich in Breslau vorgekommen ist, selbst an den verdächtigen Personen eine Leibesvisitation vornehmen kann. Der betreffende Geschäftsinhaber wurde zu einer Geldstrafe dieserhalb verurteilt. Vor allem hüte sich der Goldschmied davor, an Unbekannte auf Kredit oder zur Auswahl Waren hinzugeben. Der Fall, welcher sich kürzlich in Köln ereignete, verdient als besonderes Beispiel hingestellt zu werden. In einem dortigen Juweliergeschäfte suchte sich ein junger Herr für 1600 Mk. Sachen aus und bat um Zusendung in seine Wohnung. Der Bote des Juweliers fand nun in dem betreffenden Hause einen angeblichen Bruder des Käufers vor, der die Sachen in liebenswürdigster Weise in Empfang nehmen wollte. Als er jedoch bemerkte, daß der Überbringer noch einen handfesten Begleiter bei sich hatte, verschwand er auf Nimmerwiedersehen, und auch seine brüderliche Liebe kam nicht mehr zum Vorschein. In Braunschweig hat man jetzt einen gewissen Kaufmann August Lübbert aus Breslau dingfest gemacht, der in gleicher Weise dortige Juweliere und Uhrmacher behandelte. Sogar im Gewande einer barmherzigen Schwester suchen derartige weibliche Industrieritter für sich Vertrauen einzuflößen.

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Edelgesteins für den Weltmarkt bleiben: Fünfundneunzig Prozent beträgt der Anteil dieser südafrikanischen Schatzkammer an der gesamten Produktion aller Diamanten-Felder der Erde. Auf 3312 Millionen Mk. beläuft sich heute der Wert der Diamanten, die in dreiundzwanzig Betriebsjahren aus Süd-Afrika dem Luxus und der Industrie dargeboten wurden.

Vor der Entdeckung der Schätze Südafrikas rühmten sich Indien und Brasilien allein eines gewissen Reichtums an Diamanten. Indien war die Heimat des größten Diamanten, des 280 Karat wiegenden ,,Groß-Mogul", als Diamant von reinstem Wasser war er als hohe Rosette geschliffen. Auch der berühmte „Orloff", noch heute die Zierde des russischen Reichsszepters, der 193 Karat wiegt, der Kohinor und eine Reihe hervorragender Diamanten stammen aus Indien. Noch größere Brillanten als diese indischen kommen aus Brasilien. Unter ihnen ist der berühmteste der „Braganza" mit dem Gewicht von 1680 Karat; Kenner behaupten freilich, daß dieser Stein nur ein weißer Topas sei.

Im Jahre 1867 wurden in der Gegend des Zusammenflusses von Oranje- und Vaalstrom in Südafrika die Diamantenfelder entdeckt. Ein Bur, namens van Niekerke, fand den ersten Diamanten, der 21,25 Karat wog und für 10000 Mk. an Sir Philipp Wode

Südafrika" zu einem ovalen Stein von 46,5 Karat geschliffen wurde. Unter den in Südafrika gefundenen Steinen ist der „Excelsior" der bekannteste, der weitaus größte aller echten Diamanten, von 971,75 Karat Gewicht. Man fand ihn am 30. Juni 1893 in der JagersFontain-Grube. Der Farmer, der den „Stern von Südafrika" fand, verkaufte ihn für fünfhundert Schafe, zehn Ochsen und ein Pferd an seinen Nachbar; für 490000 Mark kaufte ihn schließlich Graf Dudley. Dieser Fund war in des Wortes richtiger Bedeutung ein Stein des Anstoßes. Aus allen Weltgegenden strömten damals Diamantensucher zum Vaalstrom. In kurzer Frist entstand eine Stadt von zweitausend Einwohnern, mit Läden, Gasthöfen und einer Zeitung. Man teilte die glückverheißende Karoo bei Kimberley in einzelne Grubenfelder im Umfange von je neun und einem halben Meter im Quadrat ein und setzte anfänglich für jedes Feld, Claim genannt, den geringen Preis von sieben und einem halben Shilling fest. Sehr bald wurden die Claims Gegenstände der Spekulation, bereits Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bezifferte sich ihr Wert häufig auf über 100000 Mark.

Die dortige diamanthaltige Erdoberfläche besteht aus einer oberen, rotsandigen Schicht mit vielen Krateröffungen, während in den tieferen Schichten bläuliche harte Tonerde vorherrscht, der

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sogenannte blaue Grund, das eigentliche Bett der Diamanten. Das Vorkommen von Diamanten in diesen eruptiven Gesteinsarten ist ein Beweis für die Annahme der Geologen, welche die Entstehung des Diamanten in die vulkanischen Eruptionen zurückverlegen. Die glühenden Kohlenstoffe von mineralhaltigen Massen sollen durch plötzlich hereintretende Mengen von Meerwasser so stark abgekühlt worden sein, daß sich der zur Kristallbildung neigende Graphit zu reinem Kohlenstoff, zum Diamanten umwandeln mußte. Auf dem gleichen Wege gelangte auch Professor Moisson zu den überraschenden Resultaten der Gewinnung winziger Diamanten. operierte mit den noch im Anfange ihrer Technik stehenden elektrischen Schmelzöfen und erreichte durch die rasche Abkühlung sehr hohe Wärmegrade die Kristallisation einiger Graphitteile, mithin eine Diamantbildung.

Er

De Beers, Kimberley, Dutoitspan, Bluitfontain und Wesselton sind die hauptsächlichsten Minen in der Umgebung Kimberleys. Zwei weitere, ebenfalls durch berühmte Funde bekannt gewordene Minen, Jagers-Fontain und Coffee-Fontain befinden sich sechzig Meilen von jenen Minenfeldern entfernt. Die Produkte der einzelnen

Minen unterscheiden sich wesentlich voneinander. Ein erfahrener Diamanthändler erkennt leicht nach der Beschaffenheit der Diamanten ihre Herkunft. So liefert Dutoitspan besonders weiße Steine, die Funde von Jagers Fontain haben eine stahlglänzende Farbe und sind die am höchsten bewerteten. Eine Vorstellung von dem Reichtum der Kimberley- und der De Beers-Minen gewähren folgende Angaben: jede Ladung blauer Grunderde lieferte im Jahre 1890 1,25 bis 1,6 Karat in den Kimberley- und 1,20 bis 1,33 Karat in den De Beers-Minen. Dagegen lieferte die Dutoitspan-Mine nur 0,17 bis 0,5 Karat.

Der in regelloser Weise getriebene Tagbau in den Diamantfeldern währte vom Jahre 1873 bis zum Jahre 1883. Mit der Leidenschaft des Erwerbs, der Verrohung der Sitten und der Anarchie der Arbeiter vollzog sich bei dem Raubbau in den eng aneinander gedrängten Feldern eine völlige Vernichtung der Erdoberfläche. Die schmalen Wege zu den Minen wurden unpassierbar, die „Reefs" stürzten ein oder wurden der mutmaßlichen Schätze wegen abgebaut; in den tieferen Grubenfeldern sammelte sich Wasser; kostspielige Maschinenanlagen zum Auspumpen wurden

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nötig, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Dabei entstand ein Gewirr von Seilbahnen und hängenden Kabeln über den ganzen Distrikt, über eingestürzte und wassergefüllte Gruben, und zugleich machte sich eine Ueberproduktion von Diamanten auf dem Weltmarkt bemerkbar. In diesem Chaos der Arbeit und der Gewinnsucht bewahrten nur zwei hervorragende Männer ihre kühle Ruhe und Berechnung: Cecil Rhodes und Bernett Barnato. Rhodes hatte, durch den Aufkauf der Aktien der Vereinigten Dutoitspan und Buitfontain-Gesellschaften", die „De Beers-Consolidated-Mines" gegründet, und Barnato war in den Aufsichtsrat der Kimberley ZentralKompany gekommen. Zwischen beiden Rivalen fand ein Kampf um Sein oder Nichtsein statt. Niemals zuvor standen die Diamanten so tief im Preise: achtzehn Mark pro Karat! Dann gelang es

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plötzlich Rhodes, in den Besitz des Hauptaktienbestandes der Kimberley Zentral-Kompany zu kommen. Durch seinen Scheck von 25 882 292 Dollar, den größten, der je einer Bank präsentiert und in cash" bezahlt wurde, erhielt er die führende Rolle und konnte als Herr der. Situation dem gesamten Diamanten-Handel Preise und Gesetze diktieren. Unter seiner Leitung nahm die Förderung der Gewinnung der Diamanten einen geregelten Gang und zugleich einen mächtigen Aufschwung: der Wert der Produktion der Kimberley- und der De Beers-Minen bezifferte sich in dem Jahrgang 1895/1896 auf Vierundsechzig Millionen Mark, während sie im Jahre 1889 nur achtzehn Millionen Mark betragen hatte. Bis heute hat sich die nach der Konsolidierung des Betriebes eingesetzte Preiserhöhung halten können.

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Wie dem Schreiber dieses, so wird es wohl vielen verehrten Kollegen in großen, mittleren und kleineren Städten geben, er wird aus seiner Buchführung ersehen, daß die Geschäftsunkosten von Jahr zu Jahr höher werden und einen immer größeren Anteil des mit vieler Mühe und großem Fleiß verdienten Nutzens in Anspruch nehmen. Nicht allein, daß man größere Aufwendungen für zeitgemäße Ausstattung des Schaufensters, ausgiebige Beleuchtung, zweckentsprechende Reklame u. dergl. machen muß, erfordern auch die Versicherung des vorhandenen Lagers und die durch die moderne soziale Handwerkergesetzgebung uns auferlegten Lasten ganz beträchtliche Summen, die ich in Nachstehendem zusammengestellt habe: Ich schicke dabei voraus, daß ich ein Ladengeschäft habe, mein Lager rund 40000 Mark wert ist, in meiner Werkstatt 3 Gehilfen und 2 Lehrlinge, sowie 1 Hausdiener beschäftigt sind, und ich außerdem noch der Hilfe eines schmucken Ladenfräuleins nicht entbehren kann, um meine Kundschaft prompt zu bedienen.

Mein Lager und meine Einrichtung muß ich versichern, und zwar:
gegen Einbruch mit jährlich
Mk. 150.-

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Feuerschaden mit jährlich Glasschaden

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schmied etwas gewußt hat. Damals konnte der Geschäftsmann noch jedes Jahr etwas auf die hohe Kante legen und hatte Aussicht, sich nach einem arbeitsreichen Leben einmal zur Ruhe setzen zu können, heutzutage ist daran nur unter sehr günstigen Verhältnissen zu denken, und die meisten von uns mittleren Goldschmieden sterben im besten Alter und auch in höheren Jahren immer noch im Geschäft stehend und arbeitend, arbeitend, wenig für sich selbst, aber desto mehr für andere. Die soziale und die Handwerkergesetzgebung sind ganz gewiß eine schöne Sache und aus den besten und humansten Beweggründen heraus geschaffen worden, aber uns haben sie doch nur Lasten und Kosten gebracht und nur unserem Personal Vorteile. Wenn wir nicht selbst uns einer Krankenkasse anschließen, wenn wir nicht selbst durch eine Lebensversicherung für unsere Hinterbliebenen nach unserem Tode sorgen, denkt niemand an uns und hilft uns niemand. Wer gibt uns, wenn wir alt und dienstunfähig werden, eine Pension, wie sie jeder Beamte hat, der doch lange nicht so angestrengt arbeiten muß wie wir, sondern pünktlich sein Bureau verlassen und sich die Arbeit

auf den nächsten Tag aufheben kann, die heute nicht fertig wird, während wir ewig hasten und jagen müssen, um mit unseren Arbeiten unsere Kunden pünktlich zu bedienen.

Wenn das Geschäft geht, nur einigermaßen geht, dann ist es ja noch zu ertragen, aber wenn stille Zeiten kommen, wie in den letzten Jahren, wenn die Ersparnisse früherer günstigerer Zeiten wieder zugesetzt werden müssen, wie dann? Die Ausgaben bleiben dieselben, meine Steuern und meine Beiträge zur Alters- und Invaliditätsversicherung, zur Krankenkasse, zur Ausbildung der Lehrlinge, zur Innung muß ich nach wie vor pünktlich bezahlen.

Warum ich dies alles hier erzähle? Weil ich glaube, daß mancher Kollege die oben aufgeführten Angaben in sein Buch einschreibt, aber da es jeweils nur kleine Beträge sind, die er wöchentlich oder monatlich leisten muß, vielleicht nicht darauf achtet, wie sie sich im Laufe des Jahres zu einer netten runden Summe zusammen addieren. Und diese soll er bei seinen Verkaufspreisen mit in Betracht ziehen und nicht, um nur einen Umsatz zu erzielen, dieselben allzu billig stellen.

Das Zeugnisverweigerungsrecht der Geschäftsinhaber und Geschäftsführer.

In einer Klage auf Zahlung gelieferter Waren, welche ein Fabrikant gegen einen Kunden angestrengt hatte, hatte der letztere die eidliche Vernehmung des Prokuristen des Klägers beantragt, welcher darüber Auskunft geben sollte, ob ein anderer Kunde die Waren billiger erhalten habe. Der Kunde hatte nämlich die Zahlung verweigert, da er behauptete, ihm seien entgegen der getroffenen Vereinbarung - nicht die billigsten Preise berechnet worden. Der Prokurist verweigerte nun sein Zeugnis, indem er sich auf § 383 5 der Zivil-Prozeßordnung stützte, wonach bekanntlich diejenigen zur Verweigerung ihrer Aussagen vor Gericht berechtigt sind, denen Kraft ihres Standes oder Gewerbes Tatsachen anvertraut sind, deren Geheimhaltung durch die Natur derselben oder durch gesetzliche Vorschriften geboten ist, in betreff der Tatsachen, auf welche die Verpflichtung zur Verschwiegenheit sich bezieht. In letzter Instanz hat das Reichsgericht diesen Einwand des Zeugen für unbegründet erklärt. Die angeführte Gesetzesbestimmung so begründet der Gerichtshof diese Entscheidung - muß auf die Klassen derjenigen Personen beschränkt werden, welche dem Publikum gegenüber eine

amtliche oder berufsmäßige Vertrauensstellung einnehmen, d. h. eine solche, dem zufolge das Publikum in die Lage kommt, ihnen Geheimnisse anvertrauen zu müssen, und somit eine entsprechende Pflicht zur Verschwiegenheit besteht. Eine solche Stellung nimmt aber ein Geschäftsmann nicht ein, wenn sich sein Gewerbebetrieb auf die Herstellung von dem allgemeinen Gebrauch dienenden Waren bezieht. Der Zeuge könnte also die Beantwortung von Fragen verweigern, wenn er dabei ein Kunst- oder Fabrikgeheimnis offenbaren müßte. Um ein solches Geheimnis handelt es sich aber bei Preisen für Fabrikate nicht, denn die Preise sind ihrer Natur nach nicht zur Geheimhaltung bestimmt, werden vielmehr vielfach geschäftsüblich durch Versendung von Preislisten zur Kenntnis des Publikums gebracht. Hieran ändert auch der Umstand nichts, daß der Preis nicht allen Kunden gleich, sondern je nach Verschiedenheit der Verhältnisse (Größe des Bezuges, Kreditwürdigkeit u. s. w.) den einzelnen Kunden verschieden bestimmt wird. Demnach konnte die Zeugnisverweigerung des Prokuristen nicht als begründet angesehen

werden.

Die Haarkette.

Eine schreckliche aber wahre Weihnachtsgeschichte von O. G.

Es war gleich nach Weihnachten, als die Goldschmiede, die der Innung unserer Stadt angehörten, ihre monatliche Versammlung in ihrem Stammlokale abhielten. Nach Abwicklung des Geschäftlichen kam das Gemütliche. Unser lieber Kollege N. sprang plötzlich, wie von einem schnellen Entschlusse beseelt, auf und rief dem Kellner zu, ein Achtelchen Echtes aufzulegen. „Ja, liebe Kollegen“, sagte er, „Sie sehen mich erstaunt an. Eine sehr verwickelte Geschichte, die mir zu Weihnachten passierte und mir die ganzen Feiertage verdarb, hat heute Gott sei Dank einen unerwartet erfreulichen Abschluß gefunden und in der Freude meines Herzens lade ich Sie zu einem Schoppen ,,Echtes" ein." Die Gläser wurden gefüllt und auf das Wohl des Gebers angestoßen. „Aber nun erzählen, lieber Kollege, wie war die Sache!" „Ein Paar Trauringe falsch abgeliefert und dadurch eine Verlobung verhindert? Wie, war es so?" fragte Kollege M. „Nein, Herrschaften, es war eine ganz dumme Geschichte, bei der mir meine Vergeßlichkeit einen ganz niederträchtigen Streich spielte. Also bitte, hören Sie zu, aber lachen Sie mich erst aus, wenn Sie mich nicht mehr sehen, ich würde mich sonst zu sehr fuchsen. Wie Sie ja wohl wissen, versehe ich mein Geschäft ganz alleine, ich habe in der Arbeitsstube nur einen Lehrling, arbeite selber von früh bis spät und muß dabei noch den Laden versehen. Denn bei der hohen Miete und den großen Unterhaltungskosten einer Familie reicht es nicht zu

einem Gehilfen. Ich bin mein eigener Gehilfe. Das ganze Jahr über geht es ja ganz gut so, aber zu Weihnachten nehmen mich Laden und Arbeitsstube doch zu sehr in Anspruch, daß ein Versehen wohl zu entschuldigen ist. Es liegt alles auf meinen Schultern und 14 Tage lang wird es 12 bis 2 Uhr, ehe ich ins Bett komme. Meine Frau hat, da die Wohnung in einer anderen Straße liegt, auch wenig Gelegenheit, mich zu unterstützen. Die Wirtschaft nimmt sie in Anspruch und kommt sie wirklich Nachmittags in den Laden, so verlangt die Kundschaft doch meistenteils, mich selbst zu sprechen. Mein Töchterchen ist zwar in den Weihnachtsferien einen großen Teil des Tages im Laden, aber sie kann doch nur die 'Reparaturen abliefern und vielleicht ein silbernes Ringchen verkaufen. Ja, der Goldschmied, der ein mittelgroßes Geschäft hat, das er sonst zu jeder Jahreszeit gut allein versehen kann, ist zu Weihnachten schlimm daran und ich freue mich schon immer darauf, wenn der heilige Abend anbricht und ich weiß, daß ich am nächsten Tage ein freier Mann bin. Dann wird gefaulenzt und der Körper gepflegt. Denn wie oft hat man in den Tagen vor Weihnachten nur schnell etwas verschlingen können, da die Ladentür alle Augenblicke ertönt. Warmes Mittag kennt man gar nicht mehr. Dies schicke ich voraus, um das Vorkommnis einigermaßen zu erklären und nun zur Sache." Diese große Vorrede hatte uns sehr gespannt gemacht. Nachdem die Schoppen geleert und wieder frisch gefüllt

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