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antwortet haben, uns per Postkarte mitzuteilen, welchen Beitrag dieselben als Einzelmitglied von dem nächsten Geschäftsjahr, vom 1. Juli 1904, an zahlen wollen.

Ganz besonders möchten wir aber noch darauf hinweisen, daß es wünschenswert ist, daß die Vereine, welche bisher nur ganz unbedeutende Zuschüsse zu den Kosten der Geschäftsführung leisteten, in ihren nächsten Vereinssitzungen sich mit der Frage der Erhöhung der Beiträge für die Zentralstelle beschäftigen.

Berlin, den 29. Januar 1904.

Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede Berlin S., Oranienstraße 143.

Fischer.

Bekanntmachung.

Glasversicherung.

Nachstehend bringen wir nochmals den Vertrag zur Kenntnis unserer verehrlichen Mitglieder, welchen wir im Interesse derselben mit der Aktien-Gesellschaft „Hammonia“, Glas-Versicherungsgesellschaft des Verbandes von Glaser-Innungen Deutschlands, abgeschlossen haben.

Daraus geht hervor, daß jedem Mitgliede ein Rabatt von 10% der Prämie gewährt wird.

Insbesondere aber ist festgesetzt, daß im Falle von Streitigkeiten zwischen unsern Mitgliedern und der Gesellschaft dem Vorstand des Juwelier-Verbandes unter Ausschluß jedes gerichtlichen Verfahrens die alleinige Entscheidung zusteht.

Es leuchtet ein, daß wir in jedem einzelnen Falle die Interessen unserer Mitglieder in erster Linie wahren werden, und liegt in diesem dem Vorstande des Verbandes gemachten Zugeständnis die größte Bedeutung der Abmachungen.

Wir bitten daher unser Mitglieder höflichst, auch dann ihre Versicherungen der ,,Hammonia" zuzuwenden, wenn von seiten einer anderen Gesellschaft durch Gewährung eines Rabatts versucht werden sollte, unsern Vertrag für die „,Hammonia“ wirkungslos zu machen.

Wir bitten insbesondere auch deshalb um Versicherungsnahme bei der ,,Hammonia", weil wir derselben eine große Beteiligung seitens unserer werten Mitglieder in sichere Aussicht gestellt haben, und dem Verbande für diesen Fall noch besondere Vergünstigungen seitens der Gesellschaft ,,Hammonia" zugesichert sind.

Zum Schluß richten wir an unsere Mitglieder die Bitte, uns in jedem einzelnen Falle Mitteilung zu machen, wenn irgend ein besonderes Angebot sie verhindert, mit der „,Hammonia" abzuschließen, und zwar vor Abschluß der betreffenden Versicherung. Berlin, den 1. Februar 1904.

Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
Berlin S., Oranienstraße 143.

Vertrag.

Fischer.

Zwischen der Aktien-Gesellschaft Hammonia, Glasversicherungsgesellschaft dcs Verbandes von Glaser-Innungen Deutschlands einerseits, und dem Verbande Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede andrerseits wird hierdurch vereinbart, daß die diesem Vertrage angeschlossenen allgemeinen Versicherungsbedingungen mit dem dazu angehängten Prämientarif für die Mitglieder des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede gültig sein sollen.

Von jeder so geschlossenen Versicherung wird jedem Mitgliede ein Extra-Rabatt von 10% gewährt.

Streitigkeiten werden unter Ausschluß des gerichtlichen Verfahrens durch den Vorstand und Ausschuß des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede entschieden.

Der Vorstand des Verbandes verpflichtet sich hierdurch, soweit es in seiner Macht steht, Glasversicherungen nur mit der AktienGesellschaft Hammonia zu vermitteln und nur genannte Gesellschaft den Mitgliedern zu empfehlen, auch in den Verbandssitzungen auf die Vorteile, welche die Hammonia den Verbandsmitgliedern bietet, empfehlend hinzuweisen.

Dieser Vertrag, welcher in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigt ist, hat keine rückwirkende Kraft, und ist die ,,Hammonia" gehalten, den vereinbarten Rabatt nur bei neugeschlossenen Versicherungen zu gewähren.

Ferner gilt der Vertrag für beide Teile für eine Dauer von fünf Jahren abgeschlossen und für dieselbe Zeitdauer prolongiert, wenn nicht sechs Monate vor Ablauf desselben von einem Kontrahenten schriftlich gekündigt wird.

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In Angelegenheit einer verloren gegangenen echten Perle von etwa einem Karat, welche auf einem mit Gewinde und Schüssel versehenem Knopfe mit Pariser Perlkitt festgekittet war, wofür Schadenersatz von dem Juwelier erlangt wird, ebenfalls Klage erfolgt. Dasselbe lautet folgendermaßen:

Infolge Ihres gefl. Schreibens vom 26. Januar teile ich Ihnen ergebenst mit, daß der Vorstand sich eingehend mit Ihrer Angelegenheit beschäftigt hat. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, Ihnen anzuraten, sich auf nichts einzulassen; es sei denn, daß der Kunde Ihnen wertvoll ist, dann würde ein Entgegenkommen zu empfehlen sein.

Der Vorstand ist der Meinung, daß eine aufgeschraubte Perle immer am besten hält; daß aber eine Perle, die auf einer Schüssel mit Gewindestift aufgekittet, durchaus haltbar ist und in Fabriken meistens in dieser Weise ausgeführt wird. Schließlich aber, wo sollte es hinführen, wenn eine Haftbarkeit des Juweliers vorläge, wenn nicht grobe Fahrlässigkeit nachweisbar ist. Wir erkennen diese Haftbarkeit nicht an, und dies um so weniger, als es an jeder Kontrolle fehlt darüber, ob es bei dem Verlieren der Perle oder eines Steines regulär zugegangen ist. Nun kommt aber noch hinzu, daß der Perlenknopf, den Sie angefertigt haben, überhaupt nicht verloren gegangen ist, und die Behauptung Ihres Kunden:,,der angefertigte Knopf sei verloren gegangen, der Wahrheit nicht entspricht, wofür Sie durch das Zeugnis Ihres Gehülfen Beweis antreten können.

Sehr zweifelhaft ist es auch, ob schließlich die Perle verloren gegangen ist von dem alten Knopf, den Ihr Gehülfe, wie Sie schreiben, nachgekittet hat. Es kann also sehr wohl der dritte Perlenknopf sein, von dem die Perle verloren gegangen ist.

Zu bemerken ist noch, daß zweifellos Perlenknöpfe so gefertigt werden können, daß sie viele Jahre halten. Es kommt aber dabei dann sehr darauf an, wie diese Knöpfe behandelt sind. Es liegt doch die Möglichkeit vor, daß der Knopf in rücksichtslosester Weise in ein steifgeplättetes Hemd hineingedrückt worden ist. Das sind alles Dinge, die bei der Beurteilung der Sache in Frage kommen.

Wir ersuchen Sie, uns über den weiteren Verlauf in Kenntnis zu setzen, und ist der Vorstand gern bereit, Ihnen bei einem etwaigen Prozeß zur Seite zu stehen.

Berlin, den 3. Februar 1904.

Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede Berlin-S., Oranienstrasse 143.

Fischer.

Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender 3eitung ist nur mit Erlaubnis der Redaktion und unter genauer Quellenangabe gestattet

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Amtliches Organ des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen, des Vereins der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs, der Freien Vereinigung des Gold- und Silberwaren-
Gewerbes für Berlin und den Reg.-Bezirk Potsdam, des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Großherzogtums Baden, der Goldschmiede Werkgenossenschaft Berlin, der Kölner Juwelier-Vereinigung,
der Freien Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Reg.-Bezirks Stettin, der Goldschmiede
Innung Schwerin, der Freien Vereinigung der Gold- und Silberschmiede zu Görlitz, des Kreditoren-Vereins
Für die Gold, Silberwaren- und Uhren-Industrie Pforzheim, der Kunstgewerbe-Vereine Banau und Pforzheim,
S des Gewerbemuseums Gmünd, der 3entralstelle Schmuck und Mode

Begründet und berausgegeben von Wilhelm Diebener, Leipzig 21, Schützenstr. 15

Verantwortliche Redakteure: Sür den kunstgewerblichen Teil: R. Rücklin, Pforzheim
Syndikus Herm. Pilz, Leipzig

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Erscheint jeden Freitag

- Für den volkswirtschaftlichen Teil:

Leipzig, 26. Febr. 1904

Soll mein Sohn Goldschmiedelehrling werden?

Um die Osterzeit werden die Familien durch die schwerwiegende Frage beunruhigt, was soll aus unseren Kindern werden? Wie verhalten wir uns namentlich bei der Berufswahl unseres Knaben? Wo er Lust hat, in des Vaters Fußtapfen zu treten, und dieser ihn, den Meistersohn", ins eigene Geschäft aufnimmt, da ist die Sorge bald behoben. Aber nur zu oft eignet sich der Sprößling gar nicht zu seines Vaters Beruf, hat auch keine Neigung dazu, und man soll bekanntlich niemand zu einem Berufe zwingen, weil er ihm dann doch über kurz oder lang einmal untreu wird. Da ist die Wahl schwer. Die Aussichten sind heute nicht in allen Berufsarten die gleichen. Die eine bietet gute, die andere mittlere, die dritte gar schlechte Aussichten. Es ist also lediglich eine Phrase, wenn behauptet wird, daß jeder Beruf aussichtsvoll sei, wenn man sich seiner nur mit Lust und Liebe, Ausdauer und Fleiß annehme. Mancher Beruf ist überfüllt, z. B. derjenige der Gelehrten, Techniker, Kaufleute usw., während in anderen wieder Mangel herrscht, z. B. bei Gärtnern, die außerordentlich über den Mangel an jungem Nachwuchs klagen. Für einen Durchschnittsmenschen ohne besondere Neigungen, heißt es in einem Artikel des ,,Erwerbsmarkt", wird es freilich sehr schwierig sein, die Wahl so zu treffen, daß sie die Quelle sozialen Wohlbefindens wird. Und da die meisten Kinder des Volkes nur eben Durchschnittsmenschen sind, die lediglich etwas ergreifen sollen, um Geld zu verdienen, so dürfte es allgemein interessieren, zu wissen, welche Berufe nach dieser Richtung hin die meiste Aussicht bieten und andererseits, von welchen Berufen durchaus abgeraten werden muß. Solche Aufklärungen sind um die Osterzeit Goldes wert.

Korbmachern, Kürschnern, Malern, Nadlern, Sattlern, Segelmachern, Seilern, Steinsetzern, Lackierern, während bei den Graveuren und Ziseleuren, Dekorateuren, Glasmalern, Dachdeckern, Holzbildhauern, Köchen, Maurern, Posamentierern, Schreibern, Steinmetzen, Steinbildhauern, Vergoldern, Tapezierern, Zimmerleuten zwar auch mittlere Aussichten herrschen, aber hinreichendes Lehrlingsmaterial zurzeit vorhanden ist. Vollständig überfüllt sind die Berufe der Büchsenmacher, Elektrotechniker, Feinmechaniker, Optiker, Maschinenbauer, und direkt abgeraten werden muß nach der Zusammenstellung vom Beruf der Brauer, Förster, Gipsbildhauer, Kellner, Lithographen,

Photographen, Schuhmacher, Steindrucker, Uhrmacher, Instrumentenmacher, Müller, Modelleure, Weber und Wirker. Wir sehen, daß sich den jungen Gold- und Silberschmieden eine mittlere Aussicht für ihr Fortkommen bietet. Was wird darunter verstanden? Man meint, daß sie für ihre Arbeit ein gutes Auskommen finden, daß sie zwar nicht besonders hohe Löhne erhalten, aber doch so bezahlt werden, daß sie ein anständiges, auskömmliches Leben führen und bei solidem Lebenswandel auch einen Notpfennig zurücklegen können. Sie erreichen zwar verhältnismäßig nicht die Lohnsätze der Berufe erster Klasse, aber sie werden ausreichend für ihre Arbeit bezahlt. Damit dürfte in der Darstellung im allgemeinen das Richtige getroffen sein. Nur was den Lehrlingsmangel anlangt, erlauben wir uns zu bemerken, daß er nicht so in den Vordergrund gestellt werden kann wie in manchen anderen der in der zweiten Klasse aufgeführten Berufe. Es ist aber auch keine Überfüllung vorhanden, so daß man die Frage:,,Soll mein Sohn Goldschmiedelehrling werden?" recht wohl mit einem zuversichtlichen,,Ja!" beantworten kann. Wenn in den Kreisen der Gehilfen vielfach darüber geklagt wird, daß die Aussichten deshalb so trübe seien, weil nur selten die Selbständigkeit im Berufe der Goldschmiede winke, und weil den älteren, verheirateten Gehilfen nur zu oft der Laufpaß gegeben werde, um jüngere Kräfte zu engagieren, so wird hier von einzelnen Fällen aus gleich auf die Allgemeinheit gegangen, und das ist sicher ein Schritt der Ungerechtigkeit. Wohl kommt es vor, daß alternde Gehilfen unverdientermaßen der Stellenlosigkeit anheimfallen, aber die Regel ist doch die, daß man einen geschickten, fleißigen, erfahrenen Gehilfen dem Neuling vorzieht und ihn nicht, wie es dargestellt wird, auf die Straße setzt, um sich eine billigere Kraft für die Werkstatt zu holen. Und mit dem Etablieren sieht es so trübe auch nicht aus, namentlich in großen Ortschaften, die

LÖFFELCHEN, VIER JAHRESZEITEN
VON P. BRUCKMANN & SÖHNE, HEILBRONN.

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Auf grund der Erhebungen über die Berufsarten im Reichsamt des Innern hat der ,,Erwerbsmarkt" auch eine Zusammenstellung der Berufsarten gegeben, und zwar in drei Klassen, je nachdem die Aussichten in ihnen gute, mittlere oder schlechte sind. Da bietet gute Aussichten, bei zur Zeit herrschendem Lehrlingsmangel, der Beruf der Böttcher, Buchbinder, Barbiere, Former, Färber, Gelbgießer, Gürtler, Glaser, Klempner, Kupferschmiede, Konditoren, Kutscher, Schneider, Stuckateure, Töpfer und Wagenbauer. Gute Aussichten bietet auch, jedoch bei zurzeit hinreichendem Lehrlingsangebot, der Beruf der Musterzeichner, Schlosser, Schriftsetzer, Schriftgießer, Schornsteinfeger und Tapezierer. Mittlere Aussichten bieten sich, bei herrschendem Lehrlingsmangel, den Buchhändlern, Bäckern, Feilenhauern, Drogisten, Gold- und Silberarbeitern, Hutmachern,

von Jahr zu Jahr in der Bevölkerungsziffer wachsen. Ohne weiteres
geben wir allerdings zu, daß sich nur dem Goldschmied eine gute
Aussicht zur Selbständigmachung eröffnet, der sein Geschäft mit
einigen Betriebsmitteln ausstatten kann, sei es ein kleines Kapital
von zu Hause, sei es eine Ersparnis, die im Laufe der Jahre ge-
macht wurde. Lediglich auf den Kredit des Fabrikanten und Grossisten
hin die Selbständigkeit aufzubauen, das ist ein verhängnisvoller
Leichtsinn, und gewöhnlich ist der Goldschmied dabei so im Nach-
teile wie sein Lieferant. Das aber kann uns wahrlich noch nicht
veranlassen, den Pessimisten herauszukehren und von der Ergreifung
des Goldschmiedehandwerks den jungen Bürgersöhnen abzuraten.
Auch in anderen Erwerbszweigen ist das Selbständigmachen mit
Schwierigkeiten und Gefahren, mit Entbehrungen und Sorgen ver-
knüpft. Diese Erscheinung ist allgemein. Sie tritt auch beim Ge
lehrtenstande, beim Rechtsanwalt oder Arzt, der sich an einem Orte
niederläßt, hervor und kann
nicht als Schreckgespenst
vor Augen geführt werden.
Ebensowenig darf mißmutig
immer wieder von den nied-

rigen Löhnen gesprochen werden. Sie sind es gar nicht in dem Maße, wie behauptet wird. Der durchschnittliche Wochenlohn eines brauchbaren Goldschmiedegehilfen beläuft sich doch immerhin auf 18 bis 20 M., wo noch freie Station gewährt wird, neben dieser auf etwa 10 Mk. Das ist also auch kein Grund, die Eltern, welche ihre Söhne dem Berufe des Goldschmieds zuführen wollen, kopfscheu zu machen. Eins tut aber vor allem auch in unserem Berufe not: Es muß wahre Berufsfreudigkeit vorhanden sein! Wo sie fehlt, da wird auch nichts erreicht. Da mangelt

erlangt nicht den Grad, der unerläßlich ist, und damit ist auch die Vorbedingung für eine lohnende Beschäftigung als Gehilfe gefallen.

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Wir brauchen aber vor allem auch intelligente, flotte, leichtauffassende junge Leute! Man weiß ja aus den Anekdoten, daß Goldschmieds Junge" ein ,,heller, fixer Kerl" sein muß. Wir können keine,,Tranlampen" in der Werkstatt oder im Laden gebrauchen. Geistig nicht normal entwickelte Knaben, junge Leute, deren Schulbildung rückständig ist, können wir als Goldschmiedelehrlinge nicht gebrauchen. Die vier Lehrjahre wollen gut ausgenutzt sein, wenn die Gehilfenprüfung in Ehren bestanden werden soll. Wer sich für die Goldschmiedekunst entscheidet, der muß Geschmack, Gefühl für die Schönheit in Form und Farbe haben, und wenn auch der Lehre der Meister diesen Geschmack läutern und ausbilden und festigen, das Gefühl stärken soll, es muß doch schon in dem Lehrling ein gewisses Auffassungsvermögen vorhanden sein, der Boden, auf dem der Meister nun während der Lehrzeit säen will und soll. Wo kein Geschick dafür vorhanden ist, kein Talent in dem Knaben von vornherein zu bemerken ist, da gebe man den Gedanken auf, einen Goldschmiedelehrling aus dem Knaben zu machen, denn es ist dann meist Hopfen und Malz verloren. Im Zeichnen soll der junge Goldschmied eine gewisse Fertigkeit besitzen, welche später in der Lehre und in der Fachschule, die er etwa besucht, zur Kunstfertigkeit gesteigert wird. Sind doch die Anforderungen, die an den jungen Goldschmied gestellt werden, auch sonst nicht gering. Er muß in der Edelmetallkunde, in der Naturgeschichte der Edelsteine usw. bewandert sein, er soll aber auch die chemischen Kenntnisse sich aneignen, welche er in seinem Berufe zur Anwendung bringen muß, und schließlich soll er auch die allgemeinsten kaufmännischen Disziplinen, wie Buchführung, Korrespondenz usw., beherrschen. Das wird nur ein intelligenter junger Mann fertig bringen! Wer aber eine sorgfältige Schulbildung genossen hat, wer über eine gewisse Handfertigkeit, Geschick und Geschmack und vor allem über Lust und Liebe zu unserer schönen Goldschmiedekunst verfügt, den führe man ihr getrost zu, denn er wird in ihr seine Befriedigung und sein Auskommen finden! Es wäre vielleicht gut, wenn der Verband der Juweliere, Gold- und Silberschmiede jetzt in der Osterzeit der Presse einen kurzen orientierenden Artikel über die Lage im Goldschmiedegewerbe übermittelte. Auch die Innungen wären an den einzelnen Plätzen dazu berufen. Das könnte segensreich für die Fortbildung der Goldschmiedekunst wirken!

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LÖFFELCHEN, DEUTSCHE MÄRCHEN VON P. BRUCKMANN & SÖHNE, HEILBRONN.

es an der gründlichen Durchbildung, und mit dieser natürlich auch an einer guten Entlohnung. Denn es gilt heute immer noch, obwohl man ihn in Arbeiterkreisen gern beseitigen möchte, der Grundsatz: Wie die Arbeit, so der Lohn!

Wie soll aber ein Goldschmiedelehrling beschaffen sein? Es sind für ihn keine schweren, aufreibenden Strapazen auszustehen, wie sie der Beruf der Schmiede, Schlosser, Gärtner usw. mitbringt. Es kann daher auch ein Knabe dem Beruf zugeführt werden, der nicht über einen robusten Körperbau, eine ,,pommersche Gesundheit", verfügt, wie man zu sagen pflegt. Aber auch kränkliche junge, Leute wollen wir in unserer Werkstatt nicht haben, denn der Lehrling der Goldschmiedekunst muß andauernd in seinem Fach seine Lehrzeit ausfüllen, wenn er wirklich ein tüchtiger Gehilfe werden will. Wird die Arbeit häufig durch Kränklichkeit unterbrochen, so bleibt die Ausbildung lückenhaft, die Geschicklichkeit der Hand

Londoner Juwelier- und Goldwarenarbeiten.
Originalkorrespondenz von F. Schönfeldt in London. (Mit Abbildungen.)

Es ist ungemein schwierig, sich über den Stand der englischen Juwelier- und Goldwarenbranche ein ganz genaues Bild zu machen, doch erhält man einen sehr guten allgemeinen Eindruck, wenn man die Schaufenster Londons im Herbste betrachtet, wo dieselben ihren reichsten Inhalt zeigen. Es ist dieses die Zeit, wenn die amerikanischen Dollarfürsten mit ihren Familien nach ihrer Europatour in London eine mehr oder weniger lange Rast machen und diese vielfach benutzen, um gerade in der Juwelenbranche sehr bedeutende Einkäufe zu machen. Die Yankees sind eine sehr beliebte Kundschaft bei den Juwelieren

des fashionablen Westends und der City, weil sie niemals handeln und auch bei Nennung sehr respektabler Sümmchen kein Erstaunen zeigen, weshalb Schecks von Tausenden von Pfund Sterling für Einkäufe in Juwelen gar nichts Seltenes sind.

Paris nennt sich zu Unrecht mit seiner im Verhältnis zur Einwohnerzahl Frankreichs geringen Einwohnerzahl,,le cœur de la France", während die Themsehauptstadt mit ihrer nach den neuesten amtlichen Schätzungen rund 6000 000 Personen betragenden Volksmenge ziemlich genau den siebenten Teil der Bewohner des Vereinigten Königreichs darstellt und mit Recht

,,the very heart of England" genannt wird. Es ist selbstverständlich, daß die Juweliere und Goldwarenfabrikanten deshalb die neuesten und schönsten ihrer Produkte nach London senden, und darum sind besonders die Westend- und Cityschaufenster der größten Beachtung des Fachmannes wert.

In keinem Lande der Welt ist die Grenze zwischen Juwelier und Goldwarenhändler so streng gezogen, wie auf den britischen Inseln, eine Verschmelzung beider, wie dies in Frankreich bei dem,,Joaillier-Bijoutier" oder „,Bijoutier-Joaillier" geschieht, kommt in England so gut wie gar nicht vor.

Der fashionable Londoner Juwelier ist schon aus seiner Schaufensterauslage zu erkennen, die so unkünstlerisch wie nur möglich angeordnet ist. Da liegen, wie sie gerade liegen wollen, z. B. einige Kolliers schwarzer oder schneeweißer Perlen, manchmal von solchen in Tropfen- oder Birnenform unterbrochen, ein Paar sehr großer Katzenaugen in Kabochonform auf weißer

sache bilden und die Montierung mehr in den Hintergrund zurückgedrängt wird. Diese riesenhaften Schaufenster leiden beinahe überall an Überfüllung, und es fehlt meistenteils die geschmackvolle künstlerische Anordnung, wie man solche in den größeren Städten Deutschlands und in Paris zu sehen gewohnt ist. Es herrscht dort augenscheinlich das Bestreben, durch die massenweise Ausstellung aller geführten Artikel dem Publikum zu imponieren. In den meisten Geschäften sind die Verkaufspreise in Ziffern angegeben.

Wir haben uns Mühe gegeben, mit möglichst unparteiischem Auge auf unserer Reise durch London alles zu betrachten, können uns aber trotzdem der Meinung nicht verschließen, daß man in den letzten Jahren, was die künstlerische Ausführung anbetrifft, wenig vom Auslande gelernt hat. Der englische Schmuckgegenstand zeichnet sich auch noch heute im allgemeinen durch wenig graziöse Zeichnung vor denen des Kontinents und besonders

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aus, um nur diese Zentralplätze der Juwelierkunst zu nennen. Welchen Gegenstand in Edelmetall man auch aus England in die Hand nehmen mag, so erhält man beinahe immer den Eindruck des Kompakten, Massiven, aber dieses Genre scheint man eben besonders auf den britischen Inseln und den Kolonien zu lieben.

Watte, in Onyxschalen aufgehäuft große Diamanten, Rubine, Berlins, Hanaus, Pforzheims, Gmünds, Wiens, Paris' und Brüssels Saphire, Smaragde, Türkise, vielleicht auch einige Seltenheiten, z. B. schwarze, gelbe und blaue Brillanten, ein herrliches Geschmeide in Rosakorallen aus Neapel (nicht etwa in den gelblichen Korallen der nordafrikanischen Küste), einige Onyxkameen, die in der Arbeit denen aus Rom und Florenz absolut nichts nachgeben, eine Schnur stufenweis in der Größe abfallender heller LapisLazuli-Kugeln und last but not least Bonbonnieren in beinahe faustgroßen orientalischen fehlerlosen Granaten. Montierte Juwelen sieht man in der Auslage beinahe gar nicht.

Die fürstlichen Vermögen, die in einer solchen Auslage ohne künstlerischen Aufbau irgend welcher Art ruhen, sind durch ein künstlerisch ausgeführtes Gitter aus Schmiedeeisen oder aus sehr starkem Draht vor illegalen Gelüsten gewahrt.

Anders sieht es mit den Schaufenstern der Gold warenhändler aus, die in den allermeisten Fällen auch Uhren führen. Hier spielt in erster Linie das Gold eine Rolle, das mit kleineren Edelsteinen und Perlen besetzt ist, während beim englischen Juwelier die Diamanten, farbige Steine, Perlen etc. die Haupt

Unter diesen Umständen kann es nicht wundernehmen, wenn sich der sogenannte Jugendstil in England sehr wenig Bahn gebrochen hat, doch sind gewisse Anzeichen vorhanden, daß sich das große Publikum mehr für dieses Genre interessiert als früher, folglich die Fabrikanten gezwungen werden, sich diesem mehr und mehr zuzuwenden. Wir geben einige der neuesten englischen Muster in Broschen im Jugendstil im obigen wieder, die ein sehr gutes Bild von dem geben, was in dieser Art in der Branche geleistet wird.

Die englischen Goldschmiede verstehen es ganz besonders, alle Arten von sogenannten Phantasiesteinen in Anwendung zu bringen. Man sieht besonders Halsgeschmeide und Ketten, die

sich dadurch auszeichnen, daß Aquamarine, rosa, braune, madeirarote und zitronengelbe oder weiße Topase, helle Amethyste, böhmische Granaten, Bergkristalle, Mondsteine, Turmaline, Peridote etc. angeordnet sind, während bei anderen mehr undurchsichtige Mineralien, wie Lapis-Lazuli, Malachit, Onyxe aller Farben, auch grüne, Rosalin, Korallen, Opale und Mutteropale, Jade, grüne Türkisen u. a. m. Verwendung finden. Solche Steine kauft man oftmals ziemlich billig ein und, wie aus den ausgezeichneten aus den ausgezeichneten Preisen zu sehen ist, die in England immer annähernd das Doppelte der Notierung des Fabrikanten betragen, so muß das Geschäft darin recht lohnend sein. Sehr beliebt sind in der

neuesten Zeit in Persien mit Koransprüchen etc. goldinkrustierte große, durch das Alter mehr oder weniger grün gewordene Türkise, die zu Broschen und Ohrringen, Medaillons, Halsgeschmeiden schnellen Absatz finden. Haben aber die Türkise ihre ursprüngliche schöne blaue Farbe behalten, so erzielt man außerordentlich hohe Preise dafür. Ziemlich oft werden auch besonders lange Ketten getragen, an denen die einzelnen Glieder abwechselnd von kleinen inkrustierten Türkisen der vorher genannten Art mit Perlen unregelmäßiger Form abwechseln, was einen sehr originellen Eindruck macht. (Eine solche Kette führen wir in Abbildung vor.)

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Akademische Verbindung „Cellini", Hanau a. M.

Bericht der außerordentlichen Versammlung vom 6. Februar 1904. Der erste Präses, Herr F. R. Wilm, eröffnete um 9 Uhr die zahlreich besuchte Versammlung; mit herzlichen Worten dankt_er_dem Ehrenmitglied Herrn Prof. M. Wiese, dem Kunstmaler Herrn R. Estler wie den Vertretern des Kunstgewerbeschüler-Vereins „Schnörkel" Frankfurt a. M. für ihr freundliches Erscheinen und geht zur reichhaltigen Tagesordnung über. Nach Verlesung des Protokolls, gegen welches nichts einzuwenden ist, weist der Präses auf das 25jährige Jubiläum der Kunstgewerbeschule zu Frankfurt und das damit verbundene Jubiläum des Professors Luthmer hin, der während dieser Zeit ihr tatkräftiger Leiter war. Prof. Wiese erinnert mit warmen Worten an das große Verdienst, welches sich Prof. Luthmer um das deutsche Kunstgewerbe resp. die Goldschmiedekunst erworben hat, und unterstützt damit den Vorschlag des Präses, Herrn Prof. Luthmer die Ehrenmitgliedschaft der A. V. „,Cellini" anzutragen. Nach einstimmiger Annahme wird beschlossen, in einem Diplom dies zum Ausdruck zu bringen, und ihm dasselbe gelegentlich des Festes der A. V. „C.“ zu Pfingsten zu überreichen.

Als nächster Punkt der Tagesordnung liegen die Festlichkeiten der Verbindung zu Pfingsten vor. Wie schon bekannt, soll zu dieser Zeit die erste große Zusammenkunft der sämtlichen Mitglieder der Verbindung stattfinden. Außerdem Fahnenweihe und X. Verbandstag des,,Verbandes jetziger und ehemalig Studierender an Deutschen Kunstgewerbeschulen" mit einer Verbandsausstellung in der hiesigen Kgl. Zeichen-Akademie. Präses Wilm bringt darauf folgendes Programm zur Kenntnis, das von einem Komitee ausgearbeitet worden ist. Am Sonnabend, den 21. Mai 1904.

Nachmittags von 2-5 Uhr Convent der ,,Alten Herren".
5-7 erste Verbandssitzung.
Abends: Gemütliches Beisammensein in den künstlerisch humor-
voll dekorierten Verbindungsräumen.
Sonntag, den 22. Mai.

Morgens 10 Uhr Akademische Feier mit Fahnenweihe. Danach
Eröffnung der Ausstellung und Promenaden-
Konzert.

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9 Uhr Großer Kommers. Die Tribünen sind für die Damen reserviert.

Montag, den 23. Mai.

Morgens 9 Uhr Verbandssitzung.

Nachmittag Ausflug nach Wilhelmsbad.

Abends 8 Uhr Fest- und Unterhaltungs-Abend mit Aufführungen,

Verlosung und Tanz.

Nach längerer eingehender Debatte wird beschlossen das Programm, wie es vorliegt, anzunehmen und Ende März ein Rundschreiben ergehen zu lassen an die Mitglieder wie Freunde und Gönner zwecks Beteiligung an diesem Fest.

Bezüglich der Fahne, welche nach einem Entwurf von A. Leutfeld ausgezeichnet vorliegt, wird beschlossen die Vorderansicht mit dem Cellini-Kopf zur Ausführung zu bringen, während die Rückseite das Wappen der Verbindung nach einem Entwurf von Carel J. A. Begeer

einnehmen soll.

Unter Verschiedenes kamen mehrere Angelegenheiten internen Charakters zur Besprechung. Auf Vorschlag von Professor Wiese wurde beschlossen, die zur Verbands-Ausstellung gesandten Gegenstände auch den anderen Kunstgewerbeschulen zu senden, die dem Verbande angehören, um auf diesem Wege dem ferner stehenden Publikum ein einheitliches Bild über die verschiedenen Richtungen des Deutschen Kunstgewerbes an den einzelnen Schulen geben zu können.

Die Beteiligung und das Interesse unserer auswärtigen Mitglieder ließ in der letzten Zeit noch viel zu wünschen übrig. Eine ersprießliche Tätigkeit der Verbindung und die Erzielung von Erfolg läßt sich jedoch nur dann erreichen, wenn sämtliche Mitglieder an den Bestrebungen der Verbindung regen Anteil nehmen und sich an den Arbeiten der Verbindung beteiligen, nicht aber denken, ihrer Pflicht Genüge geleistet zu haben, wenn sie ihre Beiträge bezahlen.

Unsern auswärtigen Mitgliedern teilen wir auf diesem Wege mit, daß sich der Herausgeber dieses Blattes freundlichst bereit erklärt hat, unsere Berichte zur Veröffentlichung zu bringen, und zollen wir ihm an dieser Stelle unseren aufrichtigsten Dank. Um 12 Uhr schloß der Präses den offiziellen Teil der Versammlung, welche ein schönes, angenehmes Bild von Zusammengehörigkeit bot. v. Soci.

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