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kum hauptsächlich hätte aufmerksam gemacht werden müssen, folgendes: Der falsche Brillant oder Simili-Brillant hat seine Berechtigung und soll dem Publikum unter keinen Umständen verleidet werden, (die Goldschmiede führen ihn ja auch), aber die Bera-Compagnia sucht unter falschen Vorspiegelungen einen unangemessen hohen Preis für ihre Simili-Brillanten zu erzielen. Die Similibrillanten dieser Firma sind von geringerer Qualität als die besten Gablonzer Steine. Der Kernpunkt der Agitation ist darauf zu legen, daß die Preise der Bera-Compagnia zu hoch sind. Über das Material sollte das Publikum gar nicht in allen Einzelheiten aufgeklärt werden." Von einer anderen Seite wurde aus Fabrikantenkreisen der Vorschlag gemacht,

die Goldschmiede sollen der Bera-Compagnia am Platze selbst Konkurrenz machen,

d. h. da, wo sie sich etabliert, einen Laden daneben mieten und nun auf gemeinschaftliche Kosten selbst Similiware zu dem niedrigsten Preise unter gleicher Beleuchtung verkaufen. Dann würde die Compagnia mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Auch dieser Vorschlag ist so übel nicht.

Der Kampf in Leipzig

ist bislang in der Weise geführt worden, daß die GoldschmiedeInnung durch Plakate das Publikum gewarnt hat. Wir aber haben das bereits bekannte „Flugblatt" öffentlich zur Verteilung gebracht und dadurch auch dazu beigetragen, die Menge stutzig zu machen. Von dem Flugblatt können Abzüge bezogen werden. Eine neue Sorte Diamanten sind die

Korona-Diamanten

welche die Gesellschaft „Kosmos" in Berlin (Verlag des „Zeit-
vertreib") an ihre Abonnenten abgibt. Die Steine sollen durch
ein geheimes, wissenschaftliches Verfahren so geschickt gemacht
sein, daß sie den echten im Aussehen gleichkommen. Sie sollen
starkes Feuer haben und bezaubernde Funken sprühen, wie die
südafrikanischen. Sie werden als ein ,,Wunder der Wissenschaft“
hingestellt. Unlauterer Wettbewerb in höchster Potenz! Wir
haben sofort die Staatsanwaltschaft von der Angelegenheit unter-
richtet.
Pz.

Aus den Debatten des Verbandstages in Halle.

II. Die Diskussion über die sogenannte goldausgeschwemmte Ware.

Als Referent über dieses Thema nahm zuerst Richter-Hamburg das Wort, welcher folgendes ausführte: Die Deutsche Goldschmiede-Zeitung hat den Punkt der Tagesordnung, über welchen ich heute zu referieren habe, einer Vorbesprechung unterzogen.

Ich bin nicht der gleichen Meinung wie die „Deutsche Goldschmiede-Zeitung" in bezug auf die Berechtigung der Existenz einer ausgeschwemmten sowie einer Doubléware im allgemeinen. Solange der Reichtum unseres Volkes nicht so groß ist, daß jeder, auch der kleine Mann, sich den Luxus einer massiv goldenen Ware gestatten kann, solange hat eine Ware ihre Existenzberechtigung, welche anstrebt, etwas Hübsches aus einem billigen Material dem Käufer zu bieten. Ich glaube auch in Ihrer aller Sinn zu sprechen, wenn ich sage, daß eine Ware aus geringem Material in schöner Form anmutiger ist als ein kostbares Material, das in dürftige Formen gebracht worden ist. Ich sehe den Schmuck eines afrikanischen Negers, etwa den eisernen Ring, den er durch seine Nase zieht, wenn derselbe mit noch so einfachem Ornament sinngemäß verziert ist, lieber als die berühmte massiv-goldene Statue, welche seinerzeit auf der Pariser Ausstellung im Jahre 1900 zu sehen war, bei der man nur sagen konnte: Schade um das viele Gold; denn die Form entsprach nicht dem wertvollen Material.

So komme ich zu dem Schluß, daß wir in unseren Kreisen nicht immer so sentimental und wegwerfend über die Doubléware denken und sprechen sollen, wie es zum großen Teil geschieht, sondern daß wir uns immer weiter bemühen sollen, auch die geringere Ware in ihrer Form zu veredeln. Das sagt natürlich nicht, daß es nicht noch besser ist, dem Käufer eine massiv goldene Ware in schöner Form darzubieten. Wir aber wollen uns speziell mit der im Stoffe billigeren Ware beschäftigen, welche bei der Größe des Konsums nicht nur in Deutschland sondern überhaupt im allgemeinen wohl verdient, daß man ihr Beachtung schenkt, und zwar wollen wir uns speziell mit der Ware beschäftigen, welche unter dem Namen „Gold mit Silberboden“ den Markt überschwemmt.

Was mir bei dieser Ware unsympathisch ist, ist das, daß der Name zum großen Teil schon eine Unwahrheit in sich birgt, und ich glaube nicht zuviel zu sagen, wenn ich behaupte, daß ein großer Teil der Detailleure sich dessen bewußt ist, daß das, was sie unter dem Namen „Gold mit Silberboden" kaufen, in Wahrheit nicht Gold mit Silberboden sondern Doublé mit Silberboden ist. Das ist ein krankhafter Zustand in unserem Gewerbe, und ich halte es für eine notwendige und dankenswerte Aufgabe des Verbandes, diesem Uebelstand nach Kräften abzuhelfen. Es ist gewiß von Anfang an diese „Gold mit Silberboden“, Ware nicht Doublé mit Silberboden gewesen, sondern man hat, als die Doubléware, weil sie durch die scharfe Konkurrenz in der Goldauflage geringer wurde, in wohllöblicher Absicht anfangs goldene Pressungen genommen, diese mit Lot ausgeschwemmt und den Silberboden darunter gelötet. Als aber auch auf diesem Gebiet die Konkurrenz immer schärfer wurde, und die Preise immer mehr und mehr gedrückt wurden, ist man in den meisten Fällen, darf ich wohl sagen, dazu übergegangen, einfach die Pressungen von Doublé zu machen und den Silberboden darunter zu löten. Jeder von uns,

der von der Fabrikation dieser Ware etwas versteht, wird schon
an der Höhe oder richtiger gesagt an der Niedrigkeit des Preises
erkennen, daß es unmöglich ist, eine 13, oder 14 karätige Ware,
mit Lot ausgeschwemmt und mit Silberboden unterlötet, so billig
herzustellen, wie diese Ware angeboten wird. Ich habe mir die
Mühe gegeben, mir von namhaften Fabrikanten solche Ware zu
verschaffen und lege die Produkte hier auf den Tisch des Hauses
nieder. Es sind 7 Broschen, die ich seitlich geöffnet habe, so daß
man sehen kann, aus welchem Material die Ware hergestellt ist.
Außerdem habe ich noch von einigen dieser Broschen Proben
machen lassen, und es hat die eine Probe, welche gemacht worden
ist, auf dem oberen Teil der Brosche einen Feingehalt von 6o
die andere von 84/
4000 Diese Ware ist nichts anderes als Doublé
mit Silberboden, und ich kann Ihnen die Versicherung geben,
daß ich selber die Fakturen über die Broschen gesehen habe, und
daß bei allen angegeben war: „Gold mit Silberboden."

Diesen ungesunden Zustand in unserem geschäftlichen Leben zu besprechen, war mir die Hauptsache, als ich seinerzeit bat, daß dieser Punkt auf die Tagesordnung des diesjährigen Verbandstages gesetzt werden möchte, denn ich weiß mich einig mit allen Fabrikanten darin, daß sie sich in ihrem Wirkungskreise durch diese Unwahrheit, die sich in unserem geschäftlichen Leben eingebürgert hat, behelligt fühlen. Ich glaube, daß ein guter Teil Sophisterei dabei mitwirkt, daß so viele Fabrikanten sich nicht scheuen, diese Erzeugnisse unter falschem Namen in den Handel zu bringen, denn Gold ist ja auch auf dem Doublé oben drauf, und der Silberboden ist darunter; es ist aber nicht gut, wenn solche Begriffsverwirrungen in unserem geschäftlichen Leben Platz greifen. Es wäre besser, das Kind beim richtigen Namen zu nennen und die Ware als das, was sie ist, zu verkaufen, als Doubléware. Ich darf wohl als vieljähriger Fabrikant von Doubleware diese Lanze für dieselbe brechen: Es läßt sich nach wie vor eine gute, haltbare Doubléware fabrizieren, wenn nur die Preise dafür bewilligt werden, und es werden ja auch Bestrebungen im Kreise der Detailleure wie auch der Grossisten gemacht, die Güte der Ware zu heben, oder wenigstens auf einem guten Niveau zu halten, indem Vorschriften gemacht werden, wieviel Tausendteile Gold das Doublé enthalten soll. Ich möchte aber diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne auch hierüber noch einige Worte zu sagen.

Wenn vorgeschrieben wird, daß das Doublé so und soviel Prozent an Goldwert enthalten soll, so wird sehr häufig dabei vergessen, daß man das Verhältnis des Goldes zum Silber nicht nur dadurch erhöhen kann, daß man das Gold dicker macht, sondern auch dadurch, daß man die Unterlage, das Silber, dünner macht. Wenn ich z. B. ein Blech habe, das 100 No. stark ist, und ich lege 5 Nummern Gold darauf, so habe ich ein Doublé von 5%; lasse ich das Gold bei der gleichen Stärke von 5 Nummern und halte die Unterlage nur 50 Nummern stark, so ist aus dem 5%, igen Gold ohne Mehrzulage an Gold 10%iges Doublé geworden. Das richtigste wäre immer, zu verlangen, daß die Goldschicht der heutigen Ware eine gute Stärke habe, dann würde man die beste Gewähr

für eine solide Ware haben. Es ist aber das im gewerblichen Leben ohne ein kleines Laboratorium schwer festzustellen, und bei einer Doubléware wird es nach wie vor vornehmlich darauf ankommen, daß der Fabrikant vertrauenswürdig ist, daß er die mehr oder minder große Unkontrollierbarkeit seiner Ware nicht zu momentanen Vorteilen ausbeutet.

Es würde mich freuen, wenn diese meine Anregung dazu beitragen würde, daß in dieser Hinsicht bessere Verhältnisse in unserer Branche Platz greifen, und ich sehe der Diskussion über diesen Punkt unserer Tagesordnung mit großem Interesse entgegen. (Beifall.)

Eckhardt-Dresden: Meine Herren, die Ausführungen des Herrn Kollegen Richter möchte ich insofern unterstützen, als er bestrebt ist, das Doublé, gegenüber den andern Erzeugnissen zu rechtfertigen. Bezüglich der mit Silber ausgeschwemmten Goldpressung werden viele von Ihnen schon die Erfahrung gemacht haben, z. B. bei Medaillons, Petschaften usw., daß die Ware schon nach kurzem Gebrauch sehr nachläßt und weiß wird, so daß man dann den Verkäufer zur Verantwortung ziehen will. In der Tat ist ein gutes Doublé, für das natürlich ein entsprechender Preis bezahlt werden muß, besser als ausgeschwemmte Ware. Ein glattes, goldenes Medaillon kostet beispielsweise 7 Mk., dasselbe Medaillon in DoubleAusführung 2, bis 3 Mk. Der Wert des sogen. goldenen Medaillons ist tatsächlich nicht höher als der des Doublé. Ich selbst habe schon von hervorragenden Lieferanten Medaillons gekauft und dafür 11 bis 12 Mk. bezahlt, in dem Glauben, etwas Reelles und Gutes gekauft zu haben. Ich kam aber damit in die größte Verlegenheit, mußte mich meinen Kunden gegenüber entschuldigen und bereit erklären, eine andere, bessere Ware zu liefern.

Meine Herren. Sie begehen selbst eine Sünde, indem Sie den Käufer übervorteilen, wenn vielleicht auch unbewußt und in gutem Glauben. Wir machen uns einer Unterlassungssünde schuldig, wenn wir uns nicht besser überzeugen. Die Herren Fabrikanten sagen einfach: Gut, kaufen Sie, wo Sie wollen; ich werde meine Ware an die übrigen Grossisten trotzdem los. Meine Herren, wir dürfen uns nicht dazu hergeben, unsere Kundschaft fortgesetzt zu übervorteilen. (Lebhafter Beifall.)

Menzel-Berlin: Das Goldschmiedegewerbe ist auf einer so abschüssigen Bahn angelangt, daß man fragen muß: Wo hört der Goldschmied auf, und wo fängt der Bijouteriehändler an? Was für ein gutes Geschäft haben wir früher in kuranten Silberwaren gemacht: Heute ist das nicht mehr möglich. Jetzt kommt Gold mit Silberboden, eine Ware, die schon nach 8 Tagen schwarz wird. Wir brauchen eine Ware, die so bleibt, wie sie erzeugt wird. Ich habe schon oft Fabrikanten gesprochen und gefragt, ob es nicht möglich sei, eine solche gute Ware zu fabrizieren. Man antwortet nur: Die schlechte Ware sieht beim Verkauf ebenso aus wie die gute; das Publikum geht aber leider nur nach der Auslage! Da nun der Verband fortgesetzt bemüht ist, den Goldschmiedestand zu heben, so wäre es doch auch notwendig, allmählich diejenigen Firmen kennen zu lernen, die derartigen Schund fabrizieren. Meine Herren, schicken Sie uns einfach die Waren ein, über die sie sich zu beschweren haben. Es sollte uns ein leichtes sein, den Fabrikanten zu sagen: Fabriziert für die Bijouteriehändler, soviel ihr wollt, aber für uns Goldschmiede müßt ihr eine Ware fabrizieren, die wir mit gutem Gewissen verkaufen können. Das müßte auch den Grossisten angenehm sein. Wir sehen, daß in Pforzheim die Fabriken wie Pilze aus dem Boden schießen; einige Fabrikanten verlegen sich auf die Herstellung solcher schlechter Ware, und nach kurzer Zeit geht das Geschäft selbst zugrunde.

Stöffler-Pforzheim: Herr Menzel hat soeben die Pforzheimer Fabrikanten in einer Weise geschildert, daß ich fast nicht den Mut habe, mich als einen solchen zu bekennen. Als deutscher Mann sage ich aber doch: Ich bin ein Pforzheimer Fabrikant, ein Fabrikant, der zwar keine Doubléware fabriziert, der aber doch so sehr mittendrin steht in der großartigen Produktionsweise seines Platzes, daß ich mich verpflichtet fühle, auf einiges aufmerksam zu machen.

Zunächst möchte ich Sie bitten, die Fabrikanten der so schlecht geschilderten Artikel nicht in Bausch und Bogen zu verurteilen, sondern auch da einen Unterschied zu machen zwischen Reellen und Unreellen. Ich nehme für unser Pforzheim das Recht in Anspruch, sagen zu dürfen, daß im großen und ganzen die Fabrikation durchaus auf der Höhe steht. Wer allerdings nur der Billigkeit nach kaufen will, der findet auch in Pforzheim seinen Lieferanten und erhält eine entsprechend schlechte Ware, über deren Qualität nur der Augenblick hinwegtäuschen kann, die aber den Vergleich mit reeller Ware auch nicht einmal auf die Dauer von 4 Wochen aushält.

Meine Herren, die Produktion in Pforzheim ist auf einer Höhe der Leistungsfähigkeit angelangt, die alle Achtung verdient. Wir sind imstande, mit unserer Industrie gegen 22000 Arbeitern lohnenden Verdienst zu gewähren, und zwar ohne soziale Schwierigkeiten. Tüchtige, leistungsfähige Leute üben mit dem in Pforzheim üblichen Kredit — eine Tätigkeit aus, die alles Lob verdient. Wir haben Fabriken, die in der ganzen Welt einen Ruf haben. Solche Leistungen können sich doch gewiß sehen lassen. Im übrigen dürfen Sie ver

sichert sein, daß gerade die guten Fabrikationsgeschäfte bestrebt sind, nicht anders zu deklarieren, als es der Wirklichkeit entspricht. Die Handelskammer hat auch wiederholt hierzu aufgefordert.

Es ist also sehr wohl zu unterscheiden zwischen der ordinären, billigen Ware, der reellen Doubléware und dem sogenannten Amerikaner-Doublé. Gerade in letzterer Ware haben wir solche Fortschritte erzielt, daß es uns gelungen ist, die Fabrikation den Franzosen vollständig aus der Hand zu winden. Dabei wird das Geschäft in reeller Weise gemacht.

Ich freue mich, meine Herren, daß Sie darauf aus sind, die Qualitätsunterschiede festzulegen. Es ist das möglich, wenn Sie darüber klare, feste, bindende Beschlüsse fassen. Bei der Doublefabrikation muß die Qualität genau unterschieden werden. Verlangen Sie eine Doubléware nach Tausendsteln, so werden Sie erhalten, was Sie brauchen und werden nicht mehr in die Verlegenheit kommen, schlechte Ware als gute verkauft zu haben. Meine Herren, sehen Sie sich aber auch in Pforzheim die Bestrebungen an bezüglich der Hebung unserer Fabrikationsweise, so werden Sie dieser alle Anerkennung zollen müssen.

Menzel-Berlin: Ich war weit entfernt, sämtliche Fabrikanten Pforzheims in einen Topf werfen zu wollen, am allerwenigsten habe ich bei meinen Ausführungen Herrn Stöffler im Auge gehabt, der, wie es von ihm als Vorsitzendem des Kreditorenvereins verständlich ist, die Fabrikanten in Schutz nimmt, sondern ich meinte lediglich die Fabrikation der billigen Ware. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß wir die reellen Fabrikanten und Grossisten schützen müssen; den Fabrikanten von Schundware aber wollen wir im Interesse unseres Gewerbes ihre Existenz unmöglich machen. In der Kettenbranche ist es schon um ein wesentliches besser geworden, und jeder anständige Detailleur wird die Preissteigerung, die eingetreten ist, begrüßt haben. Hoffentlich gelingt es, auch auf anderen Gebieten bald eine Besserung zu erzielen.

Referent Richter-Hamburg: Als ich dieses Referat übernahm, habe ich wohl gewußt, das ich gewissermaßen in ein Wespennest greife. Ich habe deshalb meine Ausführungen nieder geschrieben, damit ich genau weiß, was ich gesagt habe. Ich kann konstatieren, daß ich nicht mit einem Wort die Pforzheimer Gesamtindustrie angegriffen habe. Diese 7 Broschen, meine Herrn, sind von 7 verschiedenen Fabrikanten, und auf jeder einzelnen Faktura habe ich mit eigenen Augen gelesen: „Gold mit Silberboden"; das ist in allen 7 Fällen eine Unwahrheit. Diesen Mißstand möchte ich brandmarken und dazu beitragen, daß in Zukunft eine schärfere Kontrolle geübt wird. Ich greife Pforzheim gewiß nicht an; ja ich würde, wenn ich einen Hut auf dem Kopfe hätte, ihn abnehmen vor dieser Industrie und ihren gewaltigen Fortschritten der letzten Jahre. Aber solche Uebelstände, die einem anständigen Geschäftsmann das Leben verkürzen, müssen ausgemerzt werden.

Der Verband könnte vielleicht insofern mithelfen, als eine Zentraluntersuchungsstelle geschaffen wird. Er könnte sich mit einem tüchtigen Chemiker in Verbindung setzen, der besonders in der metallischen Analyse bewandert ist und die eingehenden Waren zu untersuchen hätte. Meine Herrn, liefern Sie die Waren dorthin und lassen Sie sie untersuchen, dann werden Sie erfahren, ob Sie solide Ware gekauft haben oder nicht; eventuell kann der betreffende Fabrikant gefaßt werden. Es ist ja nicht nötig, von allen Waren Proben zu machen, aber hie und da eine Strichprobe wird sich immer lohnen. Eine solche Einrichtung würde jedenfalls von den Juwellieren in kleineren Städten mit Freuden begrüßt werden. Ich bin der Letzte, der Sie dahin treiben möchte, daß Sie keine billige Ware führen. Führen sie ruhig neben der guten Ware auch die billige. In Amerika z. B. habe ich schon vor 30 Jahren gesehen, daß neben der feinen Ware in einer besonderen Abteilung auch billige Ware geführt wurde. So manche unter den Detailleuren setzen sich gerne den Heiligenschein auf und meinen, sie müßten die Welt beglücken mit guter goldener Ware. Das ist nicht das Richtige: wenn jemand etwas Billiges kaufen will, so lassen Sie ihn doch! Das Publikum wird, wenn es seine Erfahrungen gemacht hat, schon nach und nach klug werden und wird gute Ware verlangen. Mit der Stempelung aber beschränke man sich. Wahrheit soll sein! Ich meine, Sie selbst können dazu beitragen, daß es besser wird, und es wird mich freuen, wenn meine Anregung einen Erfolg hat. (Lebhafter Beifall.)

Meschke-Leipzig: Ich kann mich den Ausführungen des Herrn Stöffler nicht so ganz anschließen, und zwar deshalb nicht, weil dabei die Anregung des Herrn Richter eigentlich vollständig verlassen worden ist. Wir sind auf ein ganz anderes Gebiet gekommen. Es handelt sich für uns ja nicht um die Frage des Doublé an sich, sondern um die der goldausgeschwemmten Ware. Was diese Frage betrifft, so müssen wir mindestens eine Grenze schaffen, wo wir der Ware einen anderen Namen geben können. Einen unrichtigen Namen darf weder der Fabrikant noch der Goldschmied der Ware beilegen. Es wird hie und da sogar gestempelt,,131 Karat Gold mit Silberboden ausgeschwemmt". Solche Bezeichnungen entsprechen nicht den Tatsachen und sind daher zu verwerfen. Wir brauchen eine Ware, bei der uns die Garantie gegeben ist,

daß das Gold eine gewisse Stärke hat. Bei Doublé haben wir diese Garantie nicht. Wenn wir Doubléware verkaufen, so liefern wir das Publikum den Bijouteriewarenhändlern in die Hände. Zu bedauern ist, daß sogar das Doublé ausgeschwemmt wird. Ein selbstständig gehaltenes Metall, und wenn es auch ausgeschwemmt ist, kann wohl als ,,Gold-, ausgeschwemmt mit Silberboden" bezeichnet werden, denn eine Pressung, die das Ausschwemmen aushalten soll, muß schon eine gewisse Stärke haben; das ist aber bei dem Doublé nicht der Fall.

Stöffler-Pforzheim: Prinzipiell besteht eine Differenz zwichen meinen Ausführungen und denjenigen der Referenten nicht; im Gegenteil, ich habe hervorgehoben, das auch wir in Pforzheim den allergrößten Wert darauf legen, daß niemals ein Artikel anders deklariert wird, als es der Wirklichkeit entspricht. Wenn das gleichwohl nicht immer zutrifft, und wenn die Herren meinen, daß der Fehler immer an den Fabrikanten liege, so habe ich die Verpflichtung, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß Sie auf dem Irrweg sind. Die Fabrikation richtet sich lediglich nach den Wünschen derer, die kaufen wollen, und ich kann versichern, daß 10 aller Grossisten diese Ware verlangen und absolut nicht wollen, daß die Waren mit dem richtigen Namen benannt werden. Das bitte ich im Auge zu behalten.

Was die techniche Ausführung dieses Artikels betrifft, so bin ich mit dem, was mein Herr Vorredner gesagt hat, nicht einverstanden. Ich bin Fachmann und kann versichern, daß es nicht möglich ist, eine Goldpreßung ausgeschwemmt so herzustellen, daß sie als ,,ausgeschwemmte Ware mit Silberboden" gelten kann, als eine Ware, die sich annähernd in der Preislage bewegt, wie sie der Detailleur braucht, um einen Unterschied zwischen 9 Karat zu haben. Das ist unmöglich. Eine schlecht ausgeschwemmte Ware ist viel weniger wert als ein gutes Doublé, das weiß jeder Techniker. Allein ich habe erklärt, daß ich für eine Grenze bin, und diese Grenze ist gegeben durch die Fabrikation der Doubléketten. Wenn Sie bezüglich der Brochen und Medaillons durch Beschluß des Verbandstags verlangen und ich würde das als einen großen Erfolg mit nach Hause nehmen daß sie nicht unter 125 oder 150 oder 200 Tausendteile enthalten, dann bekommen Sie etwas Solides. Tun Sie das nicht, so wird niemals eine Grenze zu finden sein, die technisch nachweisbar als überschritten zu bezeichnen ist. Durch einen solchen Beschluß erhalten sie sich selbst eine reelle Ware und überlassen den großen Schund den Warenhäusern.

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Kiesel-Ludwigsburg: Es hat wohl jeder von den Herren Recht. Es liegt einzig und allein an unsern Juwelieren, die darauf zu sehen haben, daß sie solide Ware bekommen und sich nur mit Fabrikanten in Verbindung setzen mögen, die gute Ware führen. Daß wir heutzutage auch ganz billige Ware führen müssen, ist klar, wir müssen sie haben. Aber der Juwelier muß seiner Kundschaft sagen: Das ist Schund, und das ist solide Ware, dann kommt er nicht in Verdacht und nicht in Verlegenheit. Bedenken wir doch, was heute alles zusammengeschmiedet wird! Ein Goldschmied aber sollte doch soviel verstehen, daß er sagen kann: Eine "goldene Brosche" um 70 Pf. kann kein Gold mehr sein (Zustimmung); eine Brosche im Preis von weniger als 2 Mk. kann überhaupt nicht mehr solid sein.

Wenn wir keine billige Ware führen, so treiben wir einen großen Teil unserer Kundschaft den Warenhäusern zu. In Stuttgart z. B. wird gegenwärtig ein großes Warenhaus errichtet, das billige Bijouterieware führen wird. So wird es auch anderwärts kommen. Wir müssen uns dadurch retten, daß wir die Schundware und die solide Ware streng auseinanderhalten. (Beifall.)

Vorsitzender Fischer-Berlin: Der Herr Referent hat eine schärfere Kontrolle, die Ausmerzung der schlechten Elemente und die Schaffung einer Untersuchungsstelle gefordert. Ich möchte bemerken, daß diese Untersuchungsstelle bereits besteht. Wir haben auch schon wiederholt aufgefordert, Gegenstände, über deren Wert man im Zweifel ist, uns nach Berlin zu schicken, um sie dort kostenlos untersuchen zu lassen. Mehr können wir nicht tun.

Von den Fabrikanten müssen wir verlangen, daß die Waren, die sie uns verkaufen, genau dem angegebenen Gehalt entsprechen. Ich kann Ihnen sagen, daß im vergangenen Jahr auch nicht eine einzige Untersuchung stattgefunden hat, weil die Mitglieder des Verbands von der Einrichtung keinen Gebrauch gemacht haben. Referent Richter-Hamburg: Meine Herren, ich möchte Ihnen vorschlagen, folgende Resolutionen anzunehmen:

„Der Verbandstag ersucht den Vorstand und Ausschuß, nach Möglichkeit zu kontrollieren, daß die angebotene oder verkaufte Ware dem angegebenen Gehalt entspricht."

Die Wege zu finden, das können wir ruhig dem Vorstand und Ausschuß überlassen.

Vorsitzender Fischer-Berlin: Es soll und muß ein Unterschied sein zwischen der Schundware der Warenhäuser und dem, was wir verkaufen. Es kann aber nicht Aufgabe des Verbandsvorstandes sein, die Waren aufzusuchen, sondern die Mitglieder müssen sie uns nach Berlin einsenden, wenn sie eine Untersuchung wünschen.

Menzel-Berlin: Ich möchte nur konstatieren, daß ich nicht gesagt habe, wir Goldschmiede sollen keine billige Ware führen; wir müssen sie führen, aber getrennt von der guten.

Eckhard-Dresden: Eine Erweiterung der Tätigkeit der Verbandsmitglieder in dieser Angelegenheit und eine Verminderung der Tätigkeit des Verbandsvorstandes wäre wohl zu wünschen. Es ist Pflicht eines jeden Goldschmiedes, von Zeit zu Zeit das, was er verkauft, auf seinen Gehalt prüfen zu lassen, und es ist eine dankbare Aufgabe, derartige Proben vorzunehmen; aber es ist nicht notwendig, daß Sie den Verbandsvorstand damit belästigen. Wenn Vereinigungen einer größeren Zahl von Goldschmieden sich wegen einer solchen Sache an den Verband wenden, so ist das fast eine Schande. Derartige Untersuchungen können Sie selbst vornehmen, und sie sind ja ganz billig. Vielleicht finden Sie bei dieser Gelegenheit auch Mitglieder in Ihrer eigenen Vereinigung, die anders fabrizieren, als es wünschenswert ist.

Ich möchte also bitten, nicht alles dem Verband zu überlassen, sondern ihn nach Möglichkeit zu entlasten.

Nach Schluß der Debatte wurde die vom Referenten vorgeschlagene Resolution mit allen gegen eine Stimme (Stöffler-Pforzheim) angenommen.

Eine Ausstellung im Osten und Westen des Reiches!

(Breslau-Straßburg.)
I.

Ausstellungsberichte sind immer nur Surrogate, sie mögen noch so glänzend geschrieben, noch so sachlich und fachlich gehalten sein; man muß selbst sehen, selbst urteilen. Wenn ich trotzdem hier einige Eindrücke wiedergebe, welche die Breslauer Ausstellung für Handwerk und Kunstgewerbe sowie die Straßburger historische Schmuckausstellung in mir hinterlassen haben, so soll das kein stolzer „Ausstellungsbericht" sein, sondern nur ein Hinweis auf das, was mir gerade in die Augen gefallen ist. Der im Pavillon hinter dem Einfamilienhause untergebrachte Teil der Sonderausstellung des „Kunstgewerbevereins" in Breslau hat mich mehrmals wieder nach seiner Pforte gelockt. Die dortigen Schöpfungen der Goldschmiede und Juweliere boten prächtige Sachen. Am umfangreichsten waren Karl Frey und Söhne vertreten. Ihre Schmuckstücke waren teils in modernem Stil, teils aber auch in den Formen der letzten Zeit des Empirestils gehalten. Das Glanzstück schien mir ein großer Halsschmuck zu sein. Zwei in einer der Halsform angepaßten Linie sich übereinander biegende, frei stilisierte Blätter, von denen wie Früchte

zwei große, birnenförmige Perlen herabhängen, boten ein künstlerisches, vornehmes Motiv. Die Verwendung volkstümlicher Pflanzenmotive hat mir besonders gefallen. Von Tillmann Schmitz erregten namentlich die zierlichen Schmucksachen neues Wohlgefallen, welche Paul Hampel in stilisierten Lebensformen und ornamentalen Motiven entworfen hat, während Siegfried Härtel durch seine große Bowle, einen Ehrenpreis der Stadt Breslau für ein Rennen, imponierte. Weiter erwähne ich die Schmucksachen von Georg und Ernst Püschel, alles in modernem Stil, nach den Entwürfen zweier Hanauer Künstler, Besor und Buschmann, darunter ein kostbarer Einsteckkamm aus Schildkrot, dessen feingeformter Oberteil mit Steinen und farbigem, durchsichtigem Schmelz verziert ist, sowie eine Gürtelschließe mit stilisiertem Schmetterling und ein mit Lapis lazuli besetzter Handspiegel. Moderne kleine Schmucksachen hatte Richard Schröder ausgestellt, während die Firma J. Schlossarek prunkvolles Kirchengerät Monstranzen, Kelche usw. bot, daneben aber auch Schmuckstücke in feinster Ausführung präsentierte. Gefallen haben mir

1

ferner die Arbeiten aus der Gravier- und kunstgewerblichen Anstalt von Alwin Kaiser sowie des Graveurs und Ziseleurs Karl Scheu. Die Feinheit und Exaktheit der Ausführung war hervorragend. Einen gewissen Stimmungsreiz übt auf zahlreiche Beschauer eine besonders und in gutem Lichte hingestellte kleine Eichentruhe mit von Kaiser ziselierten Bronzebeschlägen aus; der Deckel trägt inmitten einer Umrahmung, in welche stilisierte Rosen graviert sind, die metallene Aufschrift ,,Tempi passati". Also ein Ruheplatz für allerhand Erinnerungen; die Beschauer reden dabei meistens gleich von Liebesbriefen. Der Entwurf zu diesen Bronzebeschlägen stammt von F. Krause, eine ferner von Krause gravierte Bronzekassette ist von Siegfried Härtel entworfen. Von den Scheuschen Arbeiten Buchbeschlägen, Anhängern, Monogrammen usw., zum Teil entworfen von Hugo Scheinert findet besonderes Interesse eine zierliche silberne Gratulationstafel, die Oberbürgermeister Dr. Bender anläßlich eines Familienfestes erhalten hat. Will man die weiteren Erzeugnisse der Breslauer Ziselier- und Gravierkunst bewundern, so muß man sich nach der Haupthalle wenden. Hier findet man die Firma Otto Bruschke mit ihren trefflichen Erzeugnissen von oft minutiösester Ausführung. Ganz besonders fällt in die Augen ein fein damasziertes Silberbesteck, dessen minutiöse Gravierarbeit zur Bewunderung zwingt. Die daneben liegenden fein dekorierten silbernen Becher und Serviettenringe, die silbernen Beschläge von Glasbechern, Bannernägel, Dekorationen für Uhrdeckel geben Zeugnis von vollendeter Technik in der Ausführung aller Details. Ebenso originell wie kunstvoll ist eine silberne Gratulationskarte, ein passendes, ge

=

Her

schmackvolles Geschenk für Silberhochzeiten und Jubiläen. Besonderes Augenmerk widmet die Firma den für den modernen Buchdruck erforderlichen Golddruck- und Farbdruckplatten. vorragende Gravier- und Ziselierarbeiten fand ich ferner von Hermann Krueger, darunter namentlich vier bronzene Hochreliefs, welche mir in ihrer feinen, kunstvollen Ausarbeitung mustergültig erschienen, Adolf Schmölling und Tillmann Schmitz. Außer den genannten Ausstellungsobjekten fesselte mich namentlich die in einer hocheleganten Koje untergebrachte Tafelausrüstung der Silberwarenfabrik von Julius Lemor. Die mit echtem Silber gedeckte Tafel bot einen pomphaften Anblick. Teller, Schüsseln, Brotkörbe, Armleuchter, Jardinièren, Salzschälchen sowie Tischbestecke wurden einheitlich im Empirestiel ausgeführt. Daneben stellte die Firma noch eine Reihe Sachen in modernem Stil aus. Besonders gefiel mir der aus Silber getriebene, kunstvolle Pokal, dessen Deckel das Breslauer Rathaus in naturgetreuer Nachbildung trägt. Die gesamte wunderreiche Ornamentierung und aller Figurenschmuck des Rathauses ist so genau und mit so künstlerischer Feinheit wiedergegeben, daß man dem in gotischem Stil gearbeiteten Pokal einen hohen Kunstwert beimessen darf. Die Handwerkskammer hat ihn angekauft, und sie hat ihn bislang benutzt, wenn es galt, hochangesehenen Gästen einen Ehrentrunk darzureichen. Die Firma Julius Eispert hat ihre Ausstellungsgegenstände in Glaskästen untergebracht. Namentlich sind die silbernen Bestecke geeignet, die Aufmerksamkeit zu erregen. Alles in allem genommen, hat mir die Breslauer Ausstellung einen durchaus günstigen Eindruck gemacht und manche wertvolle Anregung gegeben. M.

Diebstähle, Verbrechen etc.

Nach einer Zuschrift aus Brüssel ist dort am 20. September 1904 ein Ladendieb aufgetreten, der folgenden Trick ausgeführt hat:

Er läßt sich von der Verkäuferin Schmuckstücke im Werte von 5 bis 6000 Francs vorlegen, die er angeblich für seinen Bruder als Hochzeitsgeschenk bestimmt. Nach Erlangung eines Rabatts läßt er sich die Sachen von der Verkäuferin in ein mitgebrachtes Kästchen legen, das er selbst verschnürt und versiegelt. Dann läßt er sich die Rechnung ausstellen und von der Verkäuferin aus dem Schaufenster eine Uhrkette vorlegen, die er für sich zu kaufen wünscht. Diesen Moment benutzt er, um ein anderes Kästchen, das er bei sich führt, blitzschnell mit dem ersten Kästchen zu verwechseln. Hierauf besichtigt er verschiedene Ketten, kann aber keine Auswahl treffen. Sobald die Rechnung fertiggestellt ist, zieht er dann die Brieftasche, als wolle er bezahlen, und erklärt dann nach kurzem Einblick, daß ihm doch ca. 1000 Francs zum Bezahlen fehlen. Er ersucht dann, das Kästchen stehen zu lassen, er würde sich sofort das fehlende Geld von einem Freunde holen. Hierauf verschwindet er.

Im vorliegenden Falle befanden sich im zurückgelassenen Kästchen ein Stück der Zeitung des kleinen Journal de Paris vom 19. September 1904 und ein Kieselstein.

Es sind ihm in die Hände gefallen:

ein Paar Ohrgehänge, bestehend aus vier baumelnden Brillanten, die beiden großen 4, Karat, die kleinen Karat; auf jedem Ohrring die Nummer 3637 oder 721;

ein Ring, ein Brillant, mit einer Perle sich kreuzend, und zehn kleine Brillanten. Die Perle wiegt 2, Karat, der große Brillant 1 Karat. Gewicht der kleinen nicht bestimmt, Nr. 4239 im Innern des Ringes;

ferner ein mattgoldener Herrenring mit etwa 2 Karat schwerem Steine, an jeder Seite zwei kleine Köpfe graviert; innen die Nr. 896. Gesamtwert 7250 Francs. Der Täter ist anscheinend Franzose, in den 40er Jahren, dunkelblond, Schnurrbart hochstehend, dickbäuchig, bekleidet mit dunklem Jackett, schwarzem runden Hut, weißer Krawatte mit Nadel in Form einer Klaue mit Opal. Macht vornehmen Eindruck.

Es wird ersucht, bei einem etwaigen Angebot der gestohlenen Sachen die Person sofort verhaften zu lassen.

Berlin, den 6. Oktober 1904.

Freie Vereinigung des Gold- und Silberwaren-Gewerbes.

Bei dem Goldarbeiter Rappel zu Schwaz am Inn (Tirol) wurden am 6. Oktober mittels Einbruches Ringe, Broschen und Ketten im Werte von 1400 Kronen gestohlen. Verdacht fällt auf einen früher bei Rappel beschäftigt gewesenen Graveur, welcher vermutlich eine Lizenz zum An- und Verkauf von Schmucksachen hat.

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Geschäftsverlegungen. Die Bijouteriefabrik Ed. Weiler in Pforzheim verlegte ihre Geschäftsräume nach dem eigenen Neubau Ecke Wilhelmshöhe und Wagnerstraße, die Bijouteriefabrikationsfirma Schuler & Stahl nach der Kienlestraße 22. Die Estamperie Albert Nagel in Pforzheim befindet sich seit 1. Oktober Zerrennerstraße 20 daselbst. - Alfred Pollack, Prag, bisher in Wien und Budapest, nunmehr bloß in Wien. Gold- und Silberwarenerzeugung. Prokura des Siegmund Zuckermandl und Hugo Popper gelöscht. Herr Bijouteriefabrikant Victor Mayer in Pforzheim hat sein Geschäft nach dem eigenen Neubau, Bleichstraße 88 verlegt. Die Firma Dittler & Ğöhringer in Pforzheim hat Werderstraße 21 daselbst neue Geschäftslokalitäten bezogen. Die Edelsteinschleiferei und Edelsteinhandlung von Karl Maurer in Pforzheim befinden sich nunmehr Zerrennerstraße 46 daselbst. Die Gold- und Silberschmelzerei W. Ueberle, Düsseldorf verlegte ihre Geschäftsräume nach Kurfürstenstraße 8. Firma Gebrüder Istel Nachf. Creizenach & Dreyfuß, Frankfurt a. M. verlegte ihr Geschäftslokal nach Neue Mainzer Straße 20, Ecke Weißfrauenstraße.

Die

Eintragungen ins Handelsregister. Die Firma Moritz Holzer, Kettenfabrik in Pforzheim, wurde handelsgerichtlich eingetragen.

Prokura-Erteilungen. Die Firma H. Zwernemann in Hanau erteilte dem Herrn Heinr. Zwernemann jun. Prokura. In Nr. 38 unserer Zeitung mußte es heißen: Die Firma Friedrich Keller, Uhrkettenfabrik, Oberstein, erteilte Herrn Friedr. Keller jr. Prokura.

Jubiläen. Herr Jakob Rupp in Darmstadt beging im Hause des Herrn E. L. Victor sein 25 jähriges Jubiläum. — Der Goldschmied Herr Ganssen in Garz a. R. feierte silberne Hochzeit. - Dem Goldarbeiter Herrn Leo Teichgräber, der 25 Jahre lang ununter

brochen als Gehilfe bei Herrn Juwelier Rosalowski, Danzig, gearbeitet hat, wurde am 20. v. M. aus diesem Anlaß sowohl von der Goldschmiede-Innung wie auch vom Innungs-Ausschuß je ein Diplom überreicht. Das kunstgewerbliche Magazin Georg Leykauf in Nürnberg, das erst vor Kurzem durch Verleihung des badischen Hoflieferantentitels geehrt wurde, konnte am 7. Oktober das 40jährige Geschäftsjubiläum begehen.

Diverses. Das Xylographische Institut Eduard Ade Nachf. in Stuttgart, das vorzugsweise den Bijouterie-Interessen dient, firmiert in Zukunft Christian Benz. Herr Kettenfabrikant Karl Beutner in Firma G. Ebinger in Pforzheim erwarb das Stadtrat Hillersche Anwesen für 146 500 Mark. — Herr Bernhard Dans ist aus der Bijouteriefabrikationsfirma Dans & Seyfried in Pforzheim ausgetreten und führt nunmehr Herr Seyfried das Geschäft allein weiter. - Die Firma C. Billmann in Pforzheim beabsichtigt neben der Kreuzfabrikation die Erzeugung von Brillen, Zwicker usw. einzuführen. Herr Kaufmann Louis Neuburger ist bei seinem Vater, Herrn Jos. Neuburger, Bijouteriefabrikant als persönlich haftender Gesellschafter eingetreten. Der Sitz der Firma ist Pforzheim. Der bisherige Gesellschafter der Firma Julius Doll Nachf., Doublékettenfabrik in Pforzheim, Herr Gustav Reinwald ist am 30. September aus der Gesellschaft ausgetreten. Dem Herzogl. Anhaltischen und Herzogl. Sächsischen Hofjuwelier Robert Kempfe, Inhaber der Firma A. Kempfe, zu Magdeburg, welchem von Ihrer Hoheit der Erbprinzessin Leopold von Anhalt das Prädikat eines ,,Hoflieferanten" verliehen wurde, ist die Annahme und Führung dieser Auszeichnung Allerhöchst gestattet worden.

Todesfälle. Am 22. September d. J. starb nach längerem Leiden der Werkmeister Herr August Jauchen, welcher 38 Jahre ununterbrochen in der Silberwarenfabrik von H. Spliedt, Itzehoe, tätig war. In Wien starb der Goldschmied J. P. Sattler; die Firma wird von Frl. Marie Mager weitergeführt.

Aus Innungen und Vereinen.

Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Gewerbekammerbezirks Chemnitz. Die am 19. September 1904 in Chemnitz abgehaltene Bezirksversammlung war von 15 Herren besucht, und die dreistündigen Verhandlungen gestalteten sich äußerst anregend. Nach Erstattung des Jahresberichtes seitens des Herrn Vorsitzenden kam der Kassenbericht zur Verlesung, worauf dem Herrn Kassierer Entlastung erteilt wurde. Die darauf erfolgten Neuwahlen wurden von Herrn Kollegen Johnsen-Döbeln geleitet. Genannter Herr sprach zunächst dem bisherigen Gesamtvorstand in beredten Worten den Dank für die bisherige Leitung aus. Die Wahlen zeitigten folgendes Ergebnis: die Herren Brader: 1. Vorsitzender, Seeber: Schriftführer, Reichelt: Kassierer (sämtlich in Chemnitz). Zu Ausschußmitgliedern wurden gewählt die Herren Krauspe-Hainichen, Scherffig-Meerane, Bretschneider-Glauchau, Richter-Limbach, R. Köberlin-Döbeln. Darauf erstattete der Vorsitzende Herr Brader ausführlichen Bericht über die Verhandlungen des Verbandstages in Halle; über jeden Punkt wurde mit großem Interesse debattiert. Zum Schluß wurden noch verschiedene Wünsche und Anregungen gegeben, dann trennte man sich mit den besten Wünschen für ein flottes Weihnachtsgeschäft und auf gesundes Wiedersehen im Frühjahr 1905. Br.

Büchertisch.

Der schriftliche Verkehr des Kaufmannes und Gewerbetreibenden und Musterbeispiele für den schriftlichen Verkehr im kaufmännischen und gewerblichen Leben sowie im Verkehr mit Behörden, beide von A. Hanow, Lehrer, und O. Gundelach, Rektor in Berlin. (Berlin, L. Oehmigke's Verlag.) Das an zweiter Stelle angeführte Buch ist eine Ausgabe des ersteren für Lehrlinge und enthält Briefe im privaten Verkehr, Geschäftsbriefe, Geschäftsaufsätze, Gesuche, Patentgesetz, Sühne-, Mahn- und Klageverfahren, Militärangelegenheiten und Erklärung von Fremdwörtern. ,,Der schriftliche Verkehr", die größere Ausgabe, ist für Kaufleute, Handwerker und Gehilfen bestimmt und enthält außer den genannten Kapiteln noch folgende: Konkursordnung, Posttarif, Slempelsteuer, Unfall-, Kranken-, Invaliditäts- und Altersversicherungen, Auszüge aus der Gewerbeordnung, dem Strafgesetzbuch und dem Bürgerlichen Gesetzbuch. Die Verfasser haben den Stoff zu ihren Büchern in 20jähriger praktischer Arbeit erprobt. Vor ähnlichen Werken zeichnen sich diese Bücher durch ihren reichen Inhalt aus, denn es sind alle nur denkbaren Einzelfälle im Gewerbs- und Geschäftsleben berücksichtigt, sowie durch die eigenartige Anordnung des Stoffes, nämlich in dem lückenlosen inneren Zusammenhange der Briefe, von denen jeder folgende sich aus dem vorhergehenden notgedrungen ergibt, und endlich durch die Aufnahme besonders wichtiger und schwierigerer Gesetzesabschnitte, welche nicht im Wortlaut dargeboten werden, sondern in einer klaren, gemeinverständlichen Form, gruppiert nach bestimmten Gesichtspunkten resp. Fragen.

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44 a. 234 432. Vorrichtung zur Verbindung des Hemdes mit Kragen und Schlips. Paul Weise, Görlitz, Gobbinstraße 13. 18.6. 04. W. 14 421.

44 a. 234 534. Armband mit Tasche für Fahrkarten. Paul Krüger, Rostock i. M., Brandesstraße 1. 18. 8. 04. K. 22 468.

44 a. 234 561. Kappe für Hutnadelspitzen mit zwei federnden Angreifern zum Festhalten der Kappe und zum Schutze der Spitzen. Georg Hirdes, Bremen, Humboldstraße 116. 3. 9. 04. H. 24 915. 44 a. 234 564. Sicherheitsnadel mit zwei sich gegenseitig überdeckenden Einführöffnungen und einem federnden Mittelsteg. J. H. Nobis & Thissen G. m. b. H., Aachen. 5. 9. 04. N. 5098. 44 a. 234 673. Kragenknopf mit hohlem Schaft und mit in denselben einsteckbarem Kopf, der bezw. dessen Einsteckzapfen von dem oberen Schaftrand federnd festgeklemmt wird. Emil Marold Akt.-Ges., Berlin. 6. 6. 04. M. 17 421.

44 a. 234 675. Schließrosette für Trinkhorn-Metallringe. Fa. Phillipp Funck, Berlin. 16. 7. 04. F. 11404.

44 a. 234 750. Durchsteckknopf mit selbsttätig ausspreizbaren Klappfüßen. Robert Erlemann, Bergedorf. 10. 9. 04. E. 7412.

Frage- und Antwortkasten.

Für brieflich gewünschte Fragebeantwortung bitten wir das Porto beizufügen Die Herren Fabrikanten, Grossisten und Detailleure werden in ihrem und Aller Interesse höflichst aufgefordert, von der allezeit kostenfreien Benutzung dieser Abteilung den ausgiebigsten Gebrauch zu machen, Fragen allgemeiner und technischer Art uns einzusenden und an deren Beantwortung sich zu beteiligen. Die Aufnahme einer Antwort erfolgt in jedem Einzelfalle auf ausdrücklichen Wunsch. Auch dieser Teil unseres Blattes ist dazu geschaffen, zur gegenseitigen Belehrung beizutragen. Fragen:

Frage 147. Wer fabriziert und liefert goldene Becher? J. M. in A. Frage 148. Welche Firma gibt gegen Stanniol einen Nickelgegenstand? T. M. in P.

Frage 149. Ich suche eine Firma, die Pressungen liefert, und zwar Knopf-Oberteile, z. B. Halbkugeln in verschiedenen Größen und Fassons, hauptsächlich durchbrochen. Ferner suche ich eine Firma, die mir kleine Gnomen, hohl, in Silber, 3 cm hoch und höher, liefert. J. F. in K. Frage 150. Wer liefert guterhaltene Wildschweinhauer zur Verzierung an silbernen Pokalen? H. & Co. in S. Frage 158. Wer liefert echte alte Lübecker Geldstücke? G. S. in L. Frage 159. Wer fabriziert Zündholzbehälter (Alpaka), ca. 50 g schwer, obere Seite gepreßt, Rückseite ist flach hintergelötet und mit Scharnier versehen? G. A. in B.

Frage 161. Wer von den Herren Kollegen kann mir Auskunft geben, 1. wie das Altsilbergrau hergestellt wird, so daß Vertiefungen, Gravierungen dunkel, die erhabenen Teile aber den Silberglanz besitzen; 2. Wie wird die moderne graue Oxydfarbe hergestellt? L. P. in J. Frage 163. Welche Firma liefert einem Detailgeschäft Jägerschmuck? H. R. in S. Frage 164. Ich habe großen Bedarf in Gürtelschnallen in unechtem Metall vom einfachsten bis feinsten Genre. Wer liefert dieselben? A. S. in L. Frage 165. Wer erzeugt säurefeste Steinzeugwannen? K. H. in W. Frage 166. Woher beziehe ich Anhänger, Gürtelschnallen, Kämme und echte Bijouterie neuerer Muster? E. V. in H. Frage 167. Wer liefert runde, silberne Herren-Stockgriffe mit weiblichen Figuren? K. L. in M.

1000

Frage 168. 1. Wie legiert man aus Feinsilber die verschiedenen Arten von Arbeitssilber? 2. Wie legiert man aus 800/ Silber 830, 875, 900, 925 er oder umgekehrt auf die einfachste und sicherste Art, z. B. 2274 g 800 in 925 Silber und umgekehrt? 3. Ein Lot-Hart, das nicht porös wird? Für gefl. Beantwortung im voraus besten Dank.

Frage 169. Welche Firma liefert sogenannte Barock- und Flügelperlen zu kunstgewerblichen Schmucksachen? Es ist dies eine mindere Qualität von Perlen in den verschiedensten Größen, oft mit Flecken. K. J. B. in M.

Antworten:

Zu Frage 140. Niederwalddenkmal sowohl in Teller als Modell, ferner die Germania allein als Weinkork liefert in Guß versilbert E. Lohmüller, Köln a. Rh., Drususgasse la.

Zu Frage 145. Fragliche Wachsperlen liefern Bachmann & Cie., Paris, Rue Martel 14.

Zu Frage 157. Die Frage, ob ein Brillant beim Weitermachen des Ringes ausspringen kann, ist meiner Ansicht nach zu allgemein gehalten, denn in diesem Falle könnte die Frage bejaht und ver

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