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Ein prächtiges und zugleich nützliches

Geschenkwerk

ist das in meinem Verlage erschienene Werk:

Monogramme und Dekorationen

für Uhren- und Edelmetall-Gravierungen

Dritte, auf 130 Tafeln vermehrte Auflage!

Preis: a) in 2 elegant gebundenen Bänden (Bd. I ist erschienen, Bd. II folgt Ende des Jahres) M. 60.Bezug auch gegen Monatsraten von M. 5.- gestattet.

b) in 44 Lieferungen à M. 1.25 (alle drei Wochen erscheinen eine bis zwei Lieferungen).

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Die erste und zweite Auflage haben in den Fachkreisen der Graveure, Goldschmiede und Uhrmacher, aber auch seitens der in- und ausländischen Presse ausgezeichnete Anerkennung erfahren. Wer auf die Herstellung eines besser ausgeführten, aber auch besser bezahlten Monogramms Wert legt, kann das vorstehende Vorlagenbuch in seinem Geschäfte nicht entbehren.

Leipzig.

Wilhelm Diebener, Verlagsbuchhandlung.

Verantwortlich für die Redaktion des volkswirtschaftl. Teiles: Syndikus Hermann Pilz, Leipzig; für den kunstgewerbl. Teil: R. Rücklin, Pforzheim. Druck: Spamersche Buchdruckerei in Leipzig.

Wie soll die Reform des Zahlungswesens erfolgen?

Ausführungen von Wilh. Range-Kassel für den Verbandstag in Halle am 13. bis 15. August.

In unserer Nr. 34 haben wir bereits die Ausführungen, welche Stöffler-Pforzheim über die Reform des Kreditwesens in unserer Branche gab, gebracht. Nur ganz kurz erwähnten wir, daß auch Range-Kassel schriftlich ein Korreferat eingesandt habe. Wir sind in der Lage, dieses Referat heute unsern Lesern zu unterbreiten. Dasselbe lautet:

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Es

Bei der Beantwortung der ersten Frage ist wohl zuerst die Tatsache festzustellen, daß unbedingt in unserer Branche vom größten Fabrikanten und Grossisten bis zum kleinsten Ladengeschäft viel zu große Lager gehalten werden, die meistens nicht in dem Verhältnis zu den jeweiligen Umsätzen stehen. Wenn nun auch nicht zu leugnen ist, daß manches Geschäft eben durch ein großes Lager erzielt wird, so kann trotzdem in dem Bestreben, ein reichaltiges Lager zu halten, zu weit gegangen werden. wird auch seitens der Lieferanten, besonders der Reisenden, den Ladenbesitzern (und nicht nur den solventen) viel zu leicht gemacht, größere Posten von Waren zu entnehmen, ja, man möchte fast sagen, sie wird ihnen förmlich aufgedrängt. Der Reisende mag von seinem Standpunkt aus denken: „Wenn ich es dem Goldschmied nicht verkaufe, dann verkauft es ein anderer!" Wie nun aber, wenn der betr. Goldschmied von Mehreren für den Umfang seines Geschäftes zuviel kauft? Hierin haben wir mit die Ursache der schlechten Zahlungsverhältnisse unserer Branche zu suchen. Kann nämlich nun ein solcher Ladenbesitzer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht rechtzeitig nachkommen, so wird er von seiten der Lieferanten angemahnt, er muß Wechsel unterschreiben, die er meistens dann nicht einlösen kann. Er kommt nun auf alle möglichen Ideen, sich Bargeld zu verschaffen, zuerst gewöhnlich durch Anbieten eines höheren Rabattsatzes gegen bar, um hierdurch einen größeren bzw. schnelleren Umsatz seines Lagers und mehr Bargeld zu erzielen. Doch in den meisten Fällen wird hierdurch nur wenig oder gar nichts erreicht. Denn abgesehen davon, daß ein höherer als der übliche Rabattsatz bei Einkäufen gegen bar nicht gewährt werden kann, weil der Goldschmied dadurch zuviel von seinem Nutzen schwinden lassen muß, der bei den heutigen hohen Geschäftsunkosten schon knapp bemessen ist, so verfängt auch ein derartiges Mittel nicht auf lange Zeit. Die weiteren Folgen sind dann Ausverkäufe mit irgendwelcher möglichen und unmöglichen Begründung und schließlich kommt der Konkurs mit dem damit zusammenhängenden Ausverkauf. Was ist nun der Erfolg der Sache? Der Grossist oder Lieferant hat allerdings ursprünglich einen größeren Posten abgesetzt, als für den Umfang des betr. Geschäftes richtig war, aber der finanzielle Erfolg blieb aus, denn er hat nachher wieder zuviel verloren. Der Goldschmied hat vom ersten Zahlungstermine an in Sorgen gelebt und nachher durch alle die Manipulationen viel Geld verloren und mit dem Konkurs geendigt und

der Kollege in der betr. Stadt, der nicht mehr kauft, als er braucht und vor allem nicht mehr als er bezahlen kann, ist während und nach der Zeit auf das Empfindlichste geschädigt.

Kommen wir nun zur Beantwortung der zweiten Frage: Von welcher Seite kann zur Gesundung der mangelhaften Zahlungsweise in unserer Branche etwas geschehen? Nun, ebensowohl vom Goldschmied, vom Ladenbesitzer, als auch vom Lieferanten.

Fassen wir zuerst den Ladenbesitzer ins Auge, so kann dieser auf zwei Arten event. geschäftlichen, finanziellen Schwierigkeiten nach Möglichkeit vorbeugen und zwar durch größte Gewissenhaftigkeit beim Einkauf von Waren, sowie durch das Bestreben, das Publikum mehr zum Einkauf gegen Barzahlung zu erziehen, und schließlich durch rechtzeitiges Einziehen ausstehender Forderungen.

Der erste Punkt ist wohl einer der wichtigsten eines auf solider Grundlage aufgebauten Ladengeschäftes, darum soll kein Ladenbesitzer sich die Mühe verdrießen lassen, recht oft sein Lager daraufhin zu prüfen, ob es einerseits gut sortiert und andererseits nicht vielleicht schon mit dieser oder jener Art zu reichlich bedacht ist, denn jedes Stück über den Bedarf hinaus ist totes Kapital und führt zu Verlust. Die Mühe einer scharfen Kontrolle des Lagers wird sich stets bezahlt machen, wenn man auch nicht gerade sofort den Nutzen in bar vor sich sieht.

Nun kommen wir zu der anderen Aufgabe des Goldschmiedes, der ein Ladengeschäft betreibt. Es wird so oft im Geschäftsleben über die schlechte Zahlungsweise des Publikums geklagt. Das mag seine Begründung haben, aber mindestens ebenso oft sind die Klagen des Publikums, daß sie von den Geschäftsleuten keine Rechnung haben können. Hier muß der Ladenbesitzer einsetzen. Er muß unbedingt allmonatlich seiner Kundschaft Rechnung geben über die im letzten Monat entnommenen und nicht bezahlten Waren usw. und am Quartalschluß Gesamtkonto-Auszug, denn abgesehen davon, daß er wenigstens denjenigen, die gern bezahlen wollen, hierzu Gelegenheit gibt und sie an die Schuld erinnert, entgeht er in den meisten Fällen unliebsamen Reklamationen, denn nach einem Monat kann sich Goldschmied und Kunde der einzelnen Sache noch erinnern, aber nach Monaten oder gar nach einem Jahr nicht mehr.

Um nun eine größere Barzahlungskundschaft zu erwerben, ist es notwendig, daß der Ladenbesitzer bei Zahlung innerhalb eines Monats nach Ankauf der Ware dem Kunden einen entsprechenden Skonto oder Rabatt bewilligt. Durch diesen Vorteil werden sich viele veranlaßt sehen, sofort zu bezahlen und der Goldschmied kann infolgedessen seinen Verpflichtungen auch besser nachkommen. Auf diese Weise läßt sich wirklich ein großer Teil des Publikums zur Barzahlung erziehen, aber es muß ihm ein Vorteil gezeigt werden und nicht etwa nur mit einem Verluste gedroht, etwa durch Zinsberechnung nach Ablauf des Zieles usw. Letzteres hat vielleicht mancher unserer Kollegen auf seinen Rechnungsformularen vorgedruckt, aber wann wird es einmal durch

geführt?

Was nun vom Goldschmied, wie in Vorstehendem ausgeführt anzustreben ist, das gilt vom Lieferanten noch in erhöhtem

Maßstabe, denn er hat es doch mit Geschäftsleuten zu tun, nicht mit Privatkundschaft. Warum soll es nicht möglich sein, wie bei anderen Branchen in Deutschland und bei unserer Branche im Ausland, Waren nicht länger als einige Monate zu kreditieren und dem Käufer, der gegen bar entnimmt, einen wirklich angemessenen Vorteil zu gewähren? Dieser Zustand wäre geradezu ideal zu nennen, er wird vielleicht nie ganz erreicht, aber besser wie es jetzt ist, kann und muß es werden. Das eine steht felsenfest: wenn jeder Goldschmied, der einen Laden hat, sich sagen muß: Die Ware, die ich heute kaufe, muß ich in 3 oder längstens 6 Monaten bestimmt bezahlen, er würde vorsichtiger beim Einkauf sein und Dinge, wie eingangs dieses beschrieben, würden in vielen Fällen vermieden. Ist es nicht auch für den Lieferanten besser, lieber einen kleinen sicheren Posten zu machen als einen größeren unsicheren?

Ist es nicht auch im höchsten Grade ungesund, wenn seitens der Lieferanten an Ladengeschäfte so enorme Summen kreditiert werden, von denen man dann gelegentlich von Zahlungsstockungen oder Konkursen hört? Wie oft wird auch Ladenbesitzern ein

Kredit von 1-11⁄2 Jahren eingeräumt und zwar dies nicht nur kleinen Geschäften, nein, hier sei es geklagt, auch großen und sehr großen! Wer bezahlt nun dem Lieferanten die entstehenden Verluste an Zinsen? Indirekt doch nur der pünktlich zahlende Goldschmied, denn diesem wird doch außer einem kleinen Kassaskonto kein Äquivalent für sein promptes Bezahlen gegenüber der Inanspruchnahme eines solch langen Kredits geboten.

Auch bei Konkursen wird viel von seiten der Lieferanten gefehlt. Kommt ein Goldschmied unverschuldet in Not oder gar in Konkurs, so muß dem Manne geholfen werden, soweit es nur irgend in den Kräften der Lieferanten steht. Wenn aber ein Goldschmied durch eigene Schuld sein Geschäft herunterbringt und womöglich frisch bezogene Ware sofort aufs Leihaus wandern läßt und schließlich mit Konkurs endigt, der darf nicht wieder einen Goldschmiedsladen aufmachen, da sollten die beteiligten Lieferanten nicht so engherzig sein und lieber einmal etwas mehr verlieren und keinem Vergleich zustimmen. Das wäre ein heilsames Mittel für alle, die ähnliche Geschäftsmanöver, wie eben beschrieben, schon betrieben haben oder mal betreiben wollen.

Die Versicherungspflicht unserer Lehrlinge.

Wenngleich die Lehrlinge in allen Betrieben, welche der Unfallversicherung unterliegen, ohne weiteres versichert sind, so wird der Lehrling doch im Gesetze selbst mit keinem Worte erwähnt. Nur an einer Stelle wird bemerkt, daß bei versicherten Personen, welche keinen Lohn beziehen, der ortsübliche Tagelohn, wie solchen gewöhnliche erwachsene Tagelöhner beziehen, in Ansatz gebracht wird. Die Renten bemessen sich also bei allen Betriebsunfällen, welche Lehrlinge erleiden, nach dem ortsüblichen Tagelohn erwachsener Tagelöhner, es sei denn, daß der wirklich verdiente Lohn den eben erwähnten Lohnsatz übersteigt. In diesem Falle würde der tatsächlich erzielte in Anrechnung zu bringen sein. Nach dem Invalidenversicherungsgesetz beginnt die Versicherungspflicht erst mit dem vollendeten 16. Lebensjahre unter der Voraussetzung, daß Lohn oder Gehalt gezahlt wird. Die Lohnklasse wird dabei nach dem Durchschnittslohne bestimmt, wie er für Lehrlinge bezw. junge Leute nach den Vorschriften des Krankenversicherungsgesetzes von der höheren Verwaltungsbehörde festgesetzt wurde. Unter den gleichen Voraussetzungen sind auch die Lehrlinge der Hausgewerbetreibenden versicherungspflichtig, sobald die betr. Gewerbe durch Beschluß des Bundesrates dem Gesetze unterstellt wurden.

Der freie Unterhalt erfüllt an sich den Lohnbegriff, trotzdem ist bei freiem Unterhalt allein die Versicherungspflicht ausgeschlossen. Nur wenn bei freiem Unterhalt das Maß des persönlichen Bedürfnisses überschritten wird, also dem Arbeitnehmer noch weitere Naturalien in erheblicher Menge zur Verfügung stehen, dann ist die Versicherungspflicht begründet. Ein neben dem freien Unterhalt gewährtes Taschengeld, das lediglich dazu dienen soll, gewisse geringfügige Lebensbedürfnisse zu befriedigen, erfüllt nicht den Begriff Lohn. Anders muß dies jedoch sein, wenn Taschengeld in erheblicher Höhe, z. B. wöchentlich 3-4 Mk., gewährt

würde.

Dagegen muß der Lehrling ohne weiteres versichert werden, wenn ihm als Entgelt an Stelle des freien Unterhaltes ein bestimmter Barbetrag gezahlt wird. Auch bei Trinkgeldern, die z. B. Lehrlingen im Wirtsgewerbe an Stelle des Lohnes gewährt werden, ist dies der Fall. Da Zweifel über die Versicherungspflicht heute nicht mehr als Entschuldigungsgrund für die unterlassene Beitragsleistung gelten, empfiehlt es sich, sich durch eine Anfrage bei der unteren Verwaltungsbehörde darüber zu vergewissern, falls noch Zweifel bestehen.

Viel eingehender befaßt sich jedoch das Krankenversicherungsgesetz mit den Lehrlingen. Diese sind ohne weiteres versicherungspflichtig, sobald sie Lohn beziehen, wobei als Lohn nicht nur Bar-, sondern auch Naturalbezüge gelten. Eine Beschäftigung, für die nach dem Lehrvertrage lediglich Wohnung und Beköstigung gewährt wird, begründet also im Gegensatz zu dem Invalidenversicherungsgesetz ohne weiteres die Versicherungspflicht. Ein geringfügiges Taschengeld gilt jedoch nicht als Lohn, handelt es sich aber um eine in erheblicher Höhe gezahlte Weihnachtsgratifikation, dann kann unter Umständen dadurch die Versicherungspflicht begründet sein.

Eine Befreiung von der Versicherungspflicht kann nur in der Voraussetzung erfolgen, daß durch den Arbeitgeber dem Lehrlinge in Erkrankungsfällen für die Dauer von 26 Wochen freie Kur oder Verpflegung in einem Krankenhause gesichert ist.

Als ortsüblicher Tagelohn, nach dem sich die Höhe der Unterstützungen und Beiträge richtet, gilt für Lehrlinge ohne Rücksicht auf deren Alter der ortsübliche Tagelohn, wie solcher von der höheren Verwaltungsbehörde für junge Leute zwischen 14 und 16 Jahren festgesetzt ist. Dabei ist es einerlei, ob dem Lehrlinge barer Lohn oder Naturalbezüge gewährt wurden, weiter, ob diese in Handwerksbetrieben oder anderen Gewerben beschäftigt werden.

Das Löten der Metalle.

Neue Winke und Vorschläge.

Alle Arbeiten, die in edlen oder unedlen Metallen nach einem vorher entworfenen Plane angefertigt werden, sind fast immer aus mehreren Stücken zusammengelötet. Dieses Zusammenlöten bietet uns, namentlich bei unseren größeren Arbeiten, oft besondere Schwierigkeiten, da die Gegenstände durch das Glühen sich leicht verziehen und schief werden oder auch, was noch schlimmer ist, wenn der ausführende Gold- oder Silberschmied nicht die nötigen Hilfsmittel oder Routine hat, sogar zerschmelzen. Zunächst muß der Prinzipal dafür sorgen, daß seine Einrichtungen in jeder Beziehung den Erfindungen der Neuzeit entsprechen. Wer hier sparen wollte, würde sein eigener Feind sein und durch die vielen Verluste bald zu der Einsicht kommen, daß die billigste Löteinrichtung

Kollegen, die sich zum Teil noch an die alten Legierungen anklammern, obschon auch hier die Neuzeit viele gute Winke gab. Wenn es wahr ist, was ich in Betreff des zu verarbeitenden Metalles anführte, daß das beste Material stets das billigste sei, so ist es von eben so großer Wichtigkeit, daß man zu Schlaglot nur reines Metall verwende. Das Silberschlaglot, welches ich seit Jahren gebrauche, besteht ausschließlich nur aus vier Teilen Feinsilber und zwei Teilen reinem Messing.

Spiauter bezw. Zink setze ich nie zu und habe daher auch nie ein Einfressen des Lotes zu befürchten, selbst dann nicht, wenn die. Gegenstände auch mehr als hundertmal zum Löten ins Feuer gebracht werden. Beim Goldlot halte ich ebenso stets auf

Die für den Verbandstag in Halle von unserer Redaktion gestiftete Postkarte.

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die ist, die allen Anforderungen, die ich an eine solche zu stellen habe, in jeder Beziehung entspricht. Ferner dürfte es sich im eigenen Interesse auch empfehlen, kein Silber unter 800/1000 für große Gegenstände zu verarbeiten; denn die geringhaltigen Metalle erfordern viel mehr Arbeitslohn. Wer selbst von der Picke auf mitgearbeitet hat, und noch mitarbeitet, der kann ganz genau beurteilen, was und wie es beim Arbeiten am zweckmäßigsten sich einrichten läßt.

Vor mehreren Dezennien kannte man die Zylindergebläse, wie solche heute in jeder Werkzeughandlung zu haben sind, noch nicht, und wir mußten teils im stillen Kohlenfeuer, teils mit dem Blasrohr und mit einem gewöhnlichen Blasebalg diese Arbeit verrichten. Heute sind aber die sogenannten Zylindergebläse fast in jeder Werkstätte, deren Inhaber sich die Errungenschaften der Neuzeit zunutzen machte. Es gibt ja immer noch Kollegen, die dem alten Schlendrian huldigen. Traten doch vor kurzer Zeit noch einige Gehilfen bei mir ein, die das Löten nur mit der Petroleumlampe und dem Blasrohr kannten, trotzdem sie vorher mehrere Jahre in einem nicht gerade kleinen Geschäfte tätig waren.

Wie muß nun das Lot beschaffen sein? Auch hier gibt es

frische Legierung, sechs Teile Feingold, fünf Teile Feinsilber und zwei Teile Rotkupferdraht. Noch nie habe ich mit diesen Loten Schwierigkeiten gehabt. Nun möchte ich noch kurz das sogenannte Schmelzpulver, den Wer Streuborax, erwähnen. große Gegenstände ohne Streuborax löten wollte, der würde schon bald auf Schwierigkeiten stoßen. Der Streuborax hat nicht bloß den Zweck, das Lot schneller und besser fließend zu machen, sondern er soll die Luft auch von der Lötstelle fernhalten, damit dieselbe nicht schwarz werde. Man hat ja auch von verschiedenen Seiten sogenannte Lötmittel erfunden und in den Handel gebracht. Dieselben mögen auch bei kleinen Sachen die Arbeit etwas erleichtern, aber für große Gegenstände können sie uns nicht dienen, da sie den an sie gestellten Erwartungen gar nicht entsprechen. Beim Stoß oder noch sicherer beim rund oder eckig Richten springen die Lötfugen sehr leicht wieder auseinander, ein Beweis, daß die Metalle nicht fest verbunden, nicht aneinander geschmolzen

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sind. Praxis und Theorie müssen stets Hand in Hand gehen, dann ließe sich auch vielleicht noch dieses Problem leichter lösen. Zu Streuborax nehme ich 1 Teil selbstaufgekochten Borax, 1 Teil ausgeglühtes Salz und 1 Teil Glasgalle, welche Mischung ich stets als die Beste gefunden habe. Auch ist das Abkochen der in Arbeit befindlichen Sachen in verdünnter Schwefelsäure garnicht zu empfehlen, da die Arbeiten dadurch sehr leicht porös, brüchig und blasig (Luftblasen) werden. Wenn diese angeführten Materialien alle beim Verarbeiten zur Stelle sind, und der ausführende Goldoder Silberschmied die nötige Aufmerksamkeit verwendet, die Sachen gleichmäßig erwärmt, dann wird er kaum einmal in Jahren dem bösen Gekrätzwürmchen einen Tribut zu zahlen haben. Wo in Orten kein Gas vorhanden ist, dürfte es sich empfehlen, die Arbeiten im stillen Kohlenfeuer mit dem Fächer zu löten, wobei man es bei einiger Übung zu einer wirklichen Virtuosität bringen kann. Habe ich doch selbst an den schwersten Gegenständen auf diese Art oft die feinsten und kleinsten Blättchen oder Fassungen aufgelötet. Weil ich dachte, vielen Kollegen vielleicht in dem einen oder anderen Falle mit diesen Ausführungen nützen zu können, habe ich es für praktisch gehalten, dieselben zu veröffentlichen.

Ein Rückblick auf den ungarischen Verbandstag.

Die Sommermonate stehen im Zeichen der Verbandstage! Es liegt gewissermaßen in der Luft, daß in der Zeit, wo das Geschäft stiller geht, die Fach- und Leidensgenossen sich zusammenfinden, um gemeinsame Besprechungen über die Geschäftslage und andere Dinge zu pflegen und danach sich in geselligem Zusammensein darüber zu trösten, daß wir in unserem Fache noch immer nicht das Paradies auf Erden haben!

Einer der ersten Verbandstage, die in diesem Jahre in unserer Branche stattfanden, war der in Temesvár abgehaltene Kongreß des Landesverbandes der ungarischen Gold- und Silberschmiede, Juweliere, Goldschläger, Uhrmacher, Uhrgehäusemacher und Kaufleute. Dieser Verband besteht seit 7 Jahren und hat seinen Sitz in Budapest, Vorsitzender ist Herr Karl Bachruch in Firma A. Bachruch, Budapest, der bedeutendste Juwelier Ungarns.

Wir geben über diesen Kongreß nachstehend noch einen Bericht an der Hand des jetzt in der ungarischen Fachzeitschrift „Die ungarische Edelmetall-Industrie" erschienenen ausführlichen Referates und erwähnen zunächst, daß der Verbandstag von etwa 150 Interessenten aus allen Teilen Ungarns besucht war und einen befriedigenden Verlauf nahm. An den Verhandlungen nahmen Abgeordnete der städtischen und staatlichen Behörden Temesvars teil und der ungarische Handelsminister bezeugte sein Interesse durch ein mit Beifall aufgenommenes Begrüßungstelegramm.

Gegenstände der Verhandlung waren u. a. das TaxierungsUnwesen, unter dem die ungarischen Goldschmiede ebenso wie die deutschen zu leiden haben. Referent für dieses Thema war der Budapester Juwelier Leopold Breitner, welcher ausführte, daß das Publikum beim Ankauf von Schmuck immer in der Befürchtung lebe, übervorteilt zu sein, weil es die leidige Gewohnheit habe, den betreffenden Gegenstand nach dem Kauf immer noch von mehreren Juwelieren abschätzen zu lassen. Dieselben machten natürlich die verschiedenartigsten Preise und schätzten als Konkurrenz meist immer niedriger als der Käufer gezahlt habe. Auf Antrag des Redners beschloß der Verband, daß die Fachkollegen neue Gegenstände nicht mehr schätzen sollen, außer vor Gericht, alte Gegenstände aber nur gegen eine vom Verbande festgesetzte Gebühr, die er für sich behalten oder dem Unterstützungsfonds des Verbandes zuwenden kann. Zuwiderhandelnde sollen erst freundschaftlich ermahnt, im Wiederholungsfalle aber im Verbandsblatte der Öffentlichkeit preisgegeben werden.

Es wurde ferner über die Abzahlungsgeschäfte, das Prozeßverfahren gegen säumige Schuldner und das Detaillieren der Fabrikanten und Grossisten gesprochen. Eingelaufene Anträge, dahingehend, daß die Fachkollegen bei keinem Großhändler oder Fabrikanten kaufen sollten, die an Private zum Nachteile der Detaillisten verkaufen, ferner, daß die Detaillisten ihre "patriotische Pflicht" erfüllen und nur bei ungarischen Fabrikanten und Grossisten ihren Bedarf decken sollten, wurden dem Vorstande zur Bearbeitung und Erledigung überwiesen. Dieses Nationalgefühl kann uns als Vorbild dienen. Auch wir haben keine Veranlassung, das Ausland reich zu machen.

Von Interesse ist die Einrichtung von Lokalkomitees in den ungarischen Provinzstädten, mit Budapest als Zentrale. Letztere hat durch Rundschreiben die Provinz-Juweliere zur Bildung von Lokalkomitees aufgefordert. Letztere sollen zur Verhütung von Mißbräuchen der unsoliden Konkurrenz, alle die berechtigten Interessen der Branche verletzenden Vorkommnisse unter sich beraten und gemeinsam mit der Zentrale unschädlich zu machen bestrebt sein; sie sollen Neuetablierungen der Zentrale melden und neue Mitglieder im Einverständnis mit dieser aufnehmen. Sie sollen über ihre Erfahrungen monatlich an die Zentrale Bericht erstatten usw. Vorläufig bestehen derartige Lokalkomitees erst in wenigen ungarischen Städten, doch wird durch energische Agitation die Landesorganisation schnell gefördert und binnen wenigen Jahren vollendet sein. Diese Einrichtung dürfte sich als außerordentlich förderlich für das Gewerbe erweisen.

Ganz besonders interessant für uns in Deutschland ist aber ein Vortrag des Präsidenten Karl Bachruch über die Neubelebung der ungarischen Schmuckfabrikation durch den Landesverband. Redner beklagt, daß in den letzten drei Jahrzehnten die Fabrikation von Gold- und Silberwaren in Ungarn zurück

gangen sei, während sie in den benachbarten Ländern erhebliche Fortschritte zu verzeichnen habe. Er fordert die ungarischen Gold- und Silberschmiede dringend auf, mit allen Kräften für den Aufschwung der ungarischen Schmuckindustrie tätig zu sein; der erste Schritt dazu wäre die Errichtung neuer Fabriken, welche moralisch und materiell unterstützt und in der ersten Periode ihrer Entwickelung mit Nachsicht und Wohlwollen behandelt werden müßten. Es sei geradezu eine patriotische Pflicht, in dieser Richtung vorzugehen und er habe die Freude gehabt, beim ungarischen Handelsminister großes Interesse für die Lösung dieser Frage und dessen Zusage wohlwollender Unterstützung zu erhalten. Referent stellt zur Verwirklichung des Projektes folgende Programmpunkte auf: 1. Die heimischen Fabriken müssen unterstützt werden, besonders von den Detailleuren.

2. Es müssen den Bedürfnissen entsprechende neue Fabriken gegründet werden.

3. Das Niveau der bestehenden Fabriken muß gehoben werden, die neu zu gründenden dürfen sich nicht mit Detailverkauf befassen.

4. Es sollen namentlich Fabriken von Silberwaren für den Engros-Verkauf errichtet werden.

5. Es sollen alle Uhrgehäuse- und Uhrenfabriken unterstützt werden, die nicht detaillieren.

6. Es soll eine Vorschußgesellschaft gegründet werden, die Metalle (Gold und Silber) den weniger bemittelten Juwelieren, Gold- und Silberschmieden, Silberwarenfabriken und jedem strebsamen Fachkollegen bei minimalsten Zinsen zu dem Zwecke vorschießt, daß sie auch größere Bestellungen annehmen und ausführen können. Das soll natürlich nur vertrauenswerten Personen gegenüber geschehen.

7. Die ungarischen Punzierungszeichen sollen von den österreichischen verschieden gestaltet werden, damit das Publikum weiß, woher die Ware stammt und die ungarische der ausländischen, also auch der österreichischen vorzieht.

8. Es sollen einheitliche Preise festgesetzt werden; Gold und Silber sollen bei fabrizierten Waren nicht unter einem festgesetzten Minimalpreis verkauft werden dürfen.

Das ist ein schönes Programm und wir gratulieren den Ungarn dazu, daß sie Männer an der Spitze haben, die in so weitgehender Weise für ihre heimische Industrie zu wirken bereit sind; auf der anderen Seite aber können wir unsere deutschen Fabrikanten angesichts solcher Bestrebungen nur ermahnen, die Augen offen zu halten und sich den ungarischen Markt durch gute, dem dortigen Geschmack entsprechende Ware bei entsprechenden Preisen zu sichern, was um so notwendiger ist, als auf dem Kongreß auch die Schaffung eines speziellen ungarischen" Kunstgewerbes ins Auge gefaßt worden ist. Ob es möglich sein wird, einen nationalen, ungarischen Stil zu schaffen, wollen wir dahingestellt sein lassen, aber nicht vergessen, daß das an Chauvinismus grenzende ungarische patriotische Gefühl sich in so mannigfacher Weise bereits durchgesetzt hat, daß die Einführung eines solchen Stiles und die Interessierung des großen Publikums für denselben durchaus im Bereiche der Möglichkeit liegt, also auch nach dieser Richtung müssen unsere Fabrikanten auf der Hut sein.

Wenn auch auf der Präsenzliste die ungarischen Namen der auf dem Kongreß anwesenden Juweliere nur ein Drittel, die deutschen dagegen zwei Drittel betragen, so ist das noch nicht ein Beweis dafür, daß das Deutsche in Ungarn die Oberhand in unserer Branche hat; im Gegenteil und leider Gottes ist der Deutsche stets ein eifrigerer Anhänger seines Adoptivvaterlandes als seiner ursprünglichen Heimat, und auch dies muß beachtet werden.

Übrigens ist die oben erwähnte Rohedelmetall-Vorschuß-Gesellschaft bereits mit einem nominellen Kapital von 100 000 K. begründet worden und soll am 1. September d. J. ihre Tätigkeit eröffnen. Zu obigem Kapital werden Anteilscheine von je 500 K. ausgegeben und sind 40 000 K. bereits auf dem Kongreß in Temesvár gezeichnet worden, und zwar 25 000 K. allein von Karl Bachruch, 5000 K. von Ludwig Hirschfeld, je 2000 K. von L. Breitner, A. Kupfer, Latzko, Paar und Seligmann, alle in Budapest, und soviel uns bekannt, Detailleure.

Das gibt zu denken! Das hat uns auch veranlaßt, jetzt an dieser Stelle noch einmal auf den Verbandstag, nachdem das ausführliche Material vorliegt, zurückzukommen.

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