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Die Exportnummer der Deutschen Goldschmiede-Zeitung in Verbindung mit der Leipziger Uhrmacher-Zeitung.

hat ihre „Reise um die Erde" angetreten. Als stattlicher Band, in einem Umfange von 98 Seiten, versehen mit künstlerischen Beilagen, geht sie hinaus in alle Länder, um dort würdig die deutsche Industrie zu repräsentieren, die Aufmerksamkeit auf heimatlichen Fleiß und Können zu lenken, neue Märkte zu erschließen, alte gegen die Konkurrenz anderer Länder zu verteidigen und festere Bande zu knüpfen. Sie wird ein wesentlicher Faktor sein im Kampf um die Herrschaft auf dem Weltmarkte, ein erfolgreicher Werber für die deutsche Edelmetallindustrie, und kein anderes Land hat ihr etwas Ähnliches an die Seite zu stellen.

Obwohl das erste derartige Unternehmen, ist es doch von allen Seiten ganz in seiner Bedeutung gewürdigt worden. Die 150 Inserate in allen Sprachen beweisen, daß Industrie und Großhandel sich bewußt sind, daß sie sich in der Offensive zur Eroberung des Weltmarktes einer guten Führung anvertraut haben.

Mehrfarbiger Druck, reiche, schöne Illustrationen, eine erstklassige drucktechnische Herstellung unterstützen die Wirkung der Inserate. Daß der Text gleichfalls diesem Zwecke entspricht, ist selbstverständlich. Er wird nicht zum wenigsten der Welt ein Bild der großartigen Entwicklung der beiden Industrien, Schmuckfabrikation und Uhrenfabrikation, in Deutschland geben und seinen reichlichen Teil dazu beitragen, ihnen ein weiteres Blühen und Gedeihen zu sichern. So haben wir die Exportnummer hinausgeschickt mit einem Gefühl berechtigten Stolzes darüber, daß wir damit etwas geschaffen haben, was den Fleiß und die Kunstfertigkeit unseres Vaterlandes der Welt kundgibt und den Ruhm deutscher Tüchtigkeit verkündet.

Möge sie die auf sie gesetzten Erwartungen in jeder Hinsicht erfüllen und reichen geschäftlichen Segen stiften!

Überlistet.

Kriminalhumoreske von Rudolf Nawrocki.

,,Bitte nehmen sie Platz!" winkte mit vertrauenerweckender Liebenswürdigkeit der Professor, auf einen Sessel deutend, der neben seinem Arbeitstische stand.

Benzinger & Co. nahmen geschmeichelt Platz.

„Sie waren wohl schon in rechter Sorge?" begann der Professor das Gespräch.

„O, ich bitte . . . ." wehrte der junge Mann, scheinbar entrüstet, ab.

,,Nun, so ganz leicht dürfen Sie die Sache nicht nehmen „Aber das ist ja ganz ausgeschlossen, Herr Professor!" „Nur wenn beizeiten vorgebeugt wird. Stellen Sie sich einmal das Unglück vor, wenn der Verlust Sie träfe . . .“

,,Der Herr Professor belieben zu scherzen," erwiderte der junge Mann mit verlegenem Grinsen.

,,Nun, wir wollen nicht gleich das Schlimmste annehmen," lenkte der Professor beschwichtigend ein,,,aber wie gesagt, Vorsicht! Die peinlichste Vorsicht ist notwendig."

Der junge Benzinger rückte unruhig in seinem Sessel hin und her. Von all dem, was der Professor sprach, verstand er keine Silbe. Er machte daher ein ziemlich dummes Gesicht und schwieg.

,,Sehen Sie, wenn man so ganz gesund ist, wie Sie, vermag man eben nicht zu begreifen, daß einem anderen etwas fehlen kann,“ nahm der Professor das Gespräch wieder auf. „Nicht wahr, Sie fühlen sich doch vollkommen gesund?" setzte er scheinbar gleichgültig hinzu. „Danke, jawohl, Herr Professor!" bestätigte kopfnickend der junge Mann.

,,Und waren wohl auch noch nie ernstlich krank?" ,,Eigentlich nicht."

,,Nur in der letzten Zeit ein wenig Schmerzen in den Schläfen, nicht wahr, Herr Baron?"

,,Benzinger & Co., Herr Professor!" verbesserte der junge Mann mit bescheidenem Lächeln.

,,Ganz recht, Benzinger & Co.", nickte der Professor und ohne seine Frage beantwortet zu sehen, fuhr er im Tone der Unterhaltung fort:,,Fühlen Sie nicht auch zeitweilig eine auffallende Benommenheit des Kopfes, eine seltsame Schwere in den Gliedern ?“ ,,Allerdings, der anstrengende Dienst . . ."

,,Freilich, freilich", nickte beipflichtend der Professor. „Das geht auf die Nerven. Unser ganzes Geschlecht krankt daran ... Übrigens sehen Sie ein wenig blaß aus... Wollen Sie mir einmal den Puls gestatten?... Und die Zunge?"

,,O, Sie sind zu liebenswürdig, Herr Professor, aber mir fehlt wirklich nichts, gar nichts!" wehrte der junge Mann verlegen ab, tat aber doch, was der Arzt verlangte.

„Hm, hm... ganz unbedeutende Symptome," murmelte der Professor vor sich hin, nachdem er auch noch Augen und Finger

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(Schluß.)

nägel einer kurzen Prüfung unterworfen hatte. Im allgemeinen sind Sie nicht gerade krank, Herr Baron . . .“

,,Benzinger & Co.", erinnerte mit süßlicher Miene der junge Mann, indem er bei sich dachte: Was diese großen Gelehrten doch zerstreut sind!

,,Verzeihung!" lächelte sich verbeugend der Professor. Dann sagte er in beratendem Tone: „Wissen Sie, es liegt durchaus im Interesse Ihrer Gesundheit, für einige Zeit auszuspannen, den Nerven Ruhe zu gönnen... Wie wärs wenn Sie für ein paar Wochen nach X. gingen? Ich würde Sie selbstverständlich aufs beste empfehlen . . . Natürlich nehmen Sie Ihre Frau Gemahlin mit."

„Aber ich bin

„Meine Frau?" Benzinger jun. errötete tief. ja gar nicht verheiratet," brach er stotternd hervor. Aha, dachte der Professor, das tatsächliche Bewußtsein setzt aus „Nun, ich denke, jene Dame, die Sie hierher geleiteten, ist Ihre Frau Gemahlin ?" versuchte der Professor dem plötzlich versagenden Gedächtnis des vermeintlichen Kranken zu Hilfe zu kommen.

„Jene . . . die Frau . . . Professor . . . meine Frau!?" Eine Zeit lang starrte Benzinger jun. den Professor mit blöden Ausdruck an. Die gar zu krausen Fragen des Gelehrten machten ihn stutzig. Ein furchtbarer Verdacht überkam ihn. . . Sollte der berühmte Mann vor ihm plötzlich ... Aber nein, das konnte nicht sein. Benzinger jun. ward ganz schwül zu Mute. Erregt griff er an seine Stirne . . . „Nicht wahr, nun entsinnen Sie sich, Herr Baron," redete der Professor sanft auf ihn ein.

„Benzinger & Co.!" stieß der junge Mann fast feindselig hervor. Sein Antlitz war bleich. Auf seiner Stirn standen dicke Schweißtropfen. „Entweder liegt hier eine mir unerklärliche Verwechselung vor, Herr Professor," eiferte er „oder . . ."

Wie hartnäckig doch diese auf der einmal gefaßten Idee beharren! dachte der Professor.

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„Fassen Sie doch einmal Ihre ganze Denkkraft zusammen, Herr... Baron . . .," mahnte er.

Entschieden eine momentane Geistesstörung! sagte Benzinger jun. sich im stillen. Ängstlich maß er die Entfernung, die zwischen ihm und der nächsten Türe lag... Wo nur die Frau Professor blieb! Er spähte verstohlen nach dem Diener . . . Aber auch in dessen starr auf ihn gerichteten Blicken lag etwas, was ihm Furcht einjagte. Mit Gewalt, das sah er ein, war hier nichts zu machen, er mußte versuchen, den Professor auf andere Gedanken zu bringen.

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Wie finden der Herr Professor das Kollier?" fragte er plötzlich ganz unvermittelt.

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Einen Augenblick stand Benzinger jun. wie vom Blitze getroffen regungslos da. Ein schrecklicher Gedanke durchzuckte sein Hirn. „Aber dann ist es ja ein furchtbarer Betrug!" schrie er jäh auf, und sein Blick flog irr durch das Zimmer.

Der Professor gab seinem Diener verstohlen einen Wink, der deutlich zu sagen schien: Aufgepaßt, der kritische Augenblick ist da! Und Friedrich verstand seinen Herrn. Wie ein Tiger, bereit zum Sprunge, beobachtete er jede Bewegung seines Opfers.

„Wo ist sie, die Gaunerin?" Mit diesen in höchster Angst ausgestoßenen Worten wollte Benzinger jun. zur Türe hinaus. In demselben Augenblicke aber fühlte er sich gepackt und wie von eisernen Klammern umschlossen.

„Lassen Sie mich los, um Gottes Willen! Ihr nach, sie entflieht mit dem Raube!" schrie er und versuchte sich loszureißen. Umsonst. Friedrichs Fäuste hielten ihn wie in einem Schraubstock fest. Er bat, er flehte. Vergebens. Er rang mit der Kraft der Verzweiflung. Wie tobsüchtig schlug er um sich. Es war alles vergeblich.

„Beruhigen Sie sich doch nur, Herr Baron!" hörte er den Professor sagen, dann wurde ihm ein Fläschchen unter die Nase gehalten. „Ben . . . zing... er & Co." stammelnd brach er bewußtlos

zusammen

„Legen Sie ihn auf jene Chaiselongue, Friedrich, und sagen Sie der Frau Baronin, ich ließe bitten!" befahl der Professor aufatmend. Geräuschlos verschwand der Diener hinter den Portieren in dem benachbarten Zimmer. Nach einigen Minuten kehrte er in sichtlicher Unruhe zurück und meldete, daß das Zimmer leer sei, und daß nach Aussage des Hausmädchens die fremde Dame bereits das Haus verlassen habe.

Der Professor stutzte. Was hatte das zu bedeuten? Sollte man ihn zu irgend einer Spitzbüberei mißbraucht haben. Fast schien es so. ,,Friedrich, das Adreßbuch!" befahl er erregt.

Je länger er darin herumblätterte, desto deutlicher spiegelten sich Enttäuschung und Verdruß auf seinem Antlitz wieder. Der Name Hohenfels war nicht zu finden. „Eine verteufelte Geschichte!“ brummte er; „müßte gerade von außerhalb gekommen sein . . .“ Aber er glaubte nicht mehr recht daran. Ihn beunruhigte der Gedanke, bei einer verbrecherischen Tat unbewußt den Helfer gespielt zu haben.

„Benzinger & Co." kam es plötzlich schwach vernehmbar aus dem Munde des aus der Narkose Erwachenden.

Der Professor starrte den sich leise regenden jungen Mann ratlos an. Plötzlich durchblitzte ihn ein rettender Gedanke. Er stürzte an das Telephon und ließ sich mit der stadtbekanten Firma Benzinger & Co. verbinden.

„Hier Benzinger & Co., wer dort?" klang es schnarrend an sein Ohr.

„Professor von B.!" gab er zurück und fuhr in der Hast sich beinahe überstürzend fort: „Soeben ist in meinem Hause ein junger Mann erkrankt. Er beruft sich auf ihre Firma. Können Sie Aufklärung geben?«

,,Doch nicht etwa mein Sohn, der Ihrer Frau Gemahlin das Kollier überbrachte?" war die Antwort.

Die Überraschung des Professors war so groß, daß er beinahe die Hörmuschel des Apparates fallen ließ. Von der weiteren Mitteilung der Firma Benzinger & Co. vernahm er nur noch ein dumpfes Gurgeln.

Das war ja eine nette Geschichte! Sein Argwohn bestätigt.. Zweifellos hatte er sich da die größte Mühe gegeben, einer ausgesuchten Teufelei die Wege zu bahnen. Nicht übel!

„Bitte den Chef der Firma Benzinger & Co. dringend um sofortigen Besuch!" schloß er das Zwiegespräch am Telephon. Erregt schritt er im Zimmer auf und ab.

Unterdessen hatte Benzinger jun. seine Besinnung so ziemlich wieder gefunden. Verstört um sich blickend, fragte er mit unsicherer, matter Stimme: „Wo bin ich denn nur?"

„Beruhigen Sie sich, lieber Freund, Sie sollen alles erfahren,“ beschwichtigte der Professor die wachsende Unruhe des Patienten, der sich vergebens mühte, das Ungewöhnliche seiner Lage zu begreifen. Bald erschien Benzinger sen. in höchster Aufregung. Als er seinen Sohn außer jeder Gefahr fand, atmete er beruhigt auf. Die nun folgende Erörterung brachte Klarheit in das geheimnisvolle Dunkel des Vorganges, der sich soeben abgespielt hatte. Es unterlag keinem Zweifel, daß die Firma Benzinger & Co. einem mit seltenem Raffinement ausgeführten Gaunertrik zum Opfer gefallen und auch der Professor in unglaublich dreister Weise überlistet worden war. Es galt nun, der Diebin auf die Spur zu kommen, ihr die wertvolle Beute wieder zu entreißen. Ohne Zögern begaben die drei Herren sich zum Chef der Kriminalpolizei und gaben den seltsamen Vorfall zu Protokoll. So eifrig aber auch auf die Gaunerin gefahndet wurde, weder sie noch das gestohlene Kollier kam jemals wieder zum Vorschein.

die

Über die Leihhausfrage und über die Frage der Aufsicht über aussergerichtliche Akkorde

wurde unter anderem auf dem 13. Verbandstage des Verbandes deutscher Uhrengrossisten in Leipzig (10.-12. Juli) verhandelt. Das erstere Thema wurde in einem ausführlichen Vortrag von Herrn Handelskammersyndikus Dr. Rocke, dem volkswirtschaftlichen Leiter der,,Leipziger Uhrmacherzeitung" behandelt, der in fesselnder Weise ein Bild von den schweren Schäden entrollte, welche die Leihhäuser durch ihre Konkurrenz den ansässigen Geschäftsleuten bereiten, das Vorrecht der öffentlichen Leihhäuser bekämpfte und Vorschläge zur Abhilfe gab. Wir kommen in nächster Nummer noch eingehend darauf zurück. Dr. Rocke wurde beauftragt, eine Denkschrift auszuarbeiten, welche er im Verein mit dem Vorsitzenden, Herrn D. Popitz und Herrn Henseler-Münster dem Herrn Handels

minister überreichen soll. Mit der Frage einer Konvention dahingehend, daß sich die Mitglieder des Grossisten-Verbandes verpflichten sollen, bei Insolvenzen keinem freien oder Zwangsvergleich zuzustimmen, der weniger als 50% unter Sicherstellung bietet, beschäftigte sich der Ehrenvorsitzende des Kreditorenvereins, Herr Stöffler-Pforzheim. Er trat warm für die Sache ein und ersuchte, dem Antrag zuzustimmen. Man pflichtete ihm auch darin bei, durch eine Ergänzung der Konkursordnung den gesetzlichen Schutz des außergerichtlichen Ausgleichs, Moratoriums und der Liquidation anzustreben. Für den nächsten Verbandstag wurde Hannover gewählt. Wir kommen auf die Verhandlungen, wie gesagt, in nächster Nummer ausführlich zurück.

Fünfzigjähriges Jubiläum der Firma Sy & Wagner.

Wer im Geschäftsleben auf ein halbes Jahrhundert zurückblicken kann, der verdient in unserer raschlebigen Zeit in der Tat einen goldenen Ehrenkranz. Hat er doch bewiesen, daß er in allen Strömungen der Zeit auf festem, sicheren Grunde gestanden hat, und daß seine geschäftlichen Maximen solche waren, die ihm das kaufende Publikum allezeit treu erhalten mußten.

Am 2. Juli feierte die Firma Sy & Wagner, in Berlin, Königl. Hofgoldschmiede, ihr 50jähriges Bestehen. Die Firma wurde 1854 gegründet und kaufte in demselben Jahre die alte Silberwarenfabrik

von Georg Hossauer, die 1819 durch Fürsorge des Königs Friedrich Wilhelm III. gegründet wurde. Auch die Inhaber der Firma Sy & Wagner haben sich immer durch ganz besondere Leistungen die besondere Gunst der preußischen Könige errungen. Der jetzige alleinige Inhaber Alfred Sy ist zum Kommerzienrat ernannt worden. Am Abend des 2. Juli wurde das Jubiläum der Firma in den Räumen ,,Geselliger Verein der Gesellschaft der Freunde", Potsdamer Str. 9, festlich begangen. Der Chef spendete ein Kapital zur Gründung einer Pensionskasse.

Wir bringen der Firma auch an dieser Stelle unsere besten Glückwünsche dar.

8 Uhr-Ladenschluß.

Auf Antrag der Goldschmiede und Uhrmacher ist in Küstrin der 8 Uhr-Ladenschluß eingeführt worden.

Der Leiter des Diamantarbeiterstreiks verhaftet! Jef. Groesser, der Leiter der Antwerpener Diamantarbeiter-Verbandes, dem die belgische Regierung beim Diamantarbeiter-Streik freies Geleit zugesichert hatte, ist von Polizei-Agenten festgenommrn und nach dem Gefängnis gebracht worden. Das Vorgehen der Behörden wird von der Bevölkerung allgemein verurteilt. Vier Kammermitglieder: der Sozialist Tervagne, die Katholiken Debeke und Segers und der Liberale Verheyen haben einen Antrag, Groesser Amnestie zu verleihen, eingebracht. Groesser hat eine Gefängnisstrafe wegen Schändung der „Arbeitsfreiheit“ zu verbüßen.

Schundwaren umherziehender Händler.

Daß noch immer viele Leute erst durch Schaden klug werden, hat sich in letzter Zeit gar oft gezeigt, indem sog. feuervergoldete oder goldplattierte Uhrketten von umherziehenden Händlern gekauft oder auch bezogen wurden, deren Wert den gezahlten Preisen keineswegs entsprach. Der Gold- und Silberschmiedeprüfungsmeister Herr C. Schmitz zu Mülheim (Ruhr) stellte wiederholt fest, daß die Sachen recht minderwertig waren, und daß man für die gezahlten Preise in heimischen Geschäften weit bessere, tadellose und gute Waren erhält.

Berichte aus Innungen und Vereinen.

Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Regierungsbezirks Magdeburg E. V. Mitgliederversammlung vom 30. Juni 1904. Die gutbesuchte Versammlung wird um 9 Uhr von dem Vorsitzenden Herrn Hofjuwelier R. Kempfe eröffnet, und er begrüßt die Erschienenen, ganz besonders die auswärtigen Mitglieder. Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt der stellvertretende Vorsitzende Herr M. Pfannschmidt in beredten Worten der Freude Ausdruck, daß es dem Vorsitzenden, Herrn Hofjuwelier R. Kempfe, vergönnt gewesen ist, am 16. Juni d. Js. das 50jährige Bestehen seiner Firma zu feiern, und übermittelt ihm die Glückwünsche der Vereinigung. Das Protokoll der vorherigen Versammlung wird ohne Einspruch genehmigt. Die beabsichtigte Besteckkonvention ruft eine lebhafte Besprechung hervor, sämtliche Redner erkennen die Notwendigkeit und den Nutzen derselben an, und der vorgelegte Konventionsentwurf wird mit einigen kleinen Änderungen angenommen. Der zweite Punkt: Unlautere Reklame hiesiger Geschäfte wird auf Antrag des Herrn C. GüntherHalberstadt von der heutigen Tagesordnung abgesetzt und den Magdeburger Mitgliedern zur weiteren Bearbeitung übergeben. Als Stimmvertreter der Vereinigung zu dem am 13., 14. und 15. August in Halle stattfinden Verbandstag wird Herr M. Pfannschmidt gewählt. Die Die Versammlung wird um 10 Uhr geschlossen, doch blieben die hiesigen Mitglieder mit den auswärtigen Kollegen noch längere Zeit zusammen. R. Kempfe, Hofjuwelier, Joachim Wilhelm Albrecht, Schriftführer.

2

Vorsitzender.

Diebstähle, Verbrechen etc.

Bei einem Juwelier in Posen wurden durch Einbruchdiebstahl für 12000 Mark Gold- und Wertsachen gestohlen. Die Einbrecher sind entkommen.

Achtung! Wo sind die Sachen gestohlen?

In Tilsit wurde ein russischer Arbeiter verhaftet, in dessen Besitz sich eine beträchtliche Anzahl Goldsachen befanden, die nach der Taxe einen Wert von etwa 3000 Mark haben. Die Gegenstände sind nachstehend aufgeführt: 1. Ein breites mattgoldenes Armband mit fünf tropfenartig geschliffenen Rubinen in Vergißmeinnichtform, zur Seite vier große Perlen, in aufgelötetem, großem Stern gefaßt, Wert 150 Mark; 2. ein Armband, mattgold, glatter, durchbrochener Reifen, mit großem, rundem Amethyst, in Gallerie gefaßt, der Durchmesser des Steines beträgt 21, Zentimeter, Wert 180 Mark; 3. ein glattes goldenes Armband mit Gravierung: Porte Bonheur; 4. ein goldenes Armband, viereckige Seiten mit sechs Similisteinen; 5. ein Amethystarmband mit drei Amethysten und Schnörkelverzierung, in Silber vergoldet; 6. ein silbernes Armband, halbrund mit blauer Emaille und silberner Verzierung; 7. ein Gliederarmband mit neun Lavaknöpfen; 8. ein schmales silbernes Armband mit 42 Türkisen; 9. ein schmaler silberner Reifen mit zwei Granatrosetten; 10. eine goldene Brosche, in Form ähnlich einer 8, teilweise blau emailliert; 11. eine goldene Brosche mit großem, rundem Amethyst, zum AmethystArmband gehörig; 12. zwei Amethyst - Ohrringe mit großen, ovalen Amethysten in Krappenfassung; 13. zwei goldene Ohrringe, ähnlich einer verschlungenen 8, teilweise blau emailliert; 14. zwei Ohrringe in Krappenfassung mit großen Similisteinen; 15. ein Ohrring in unechter Fassung, mit rot und blau-grünlich schillerndem Stein; 16. ein Armbandschloß mit facettiert geschliffener Koralle; 17. zwei Ohrringe mit Pampilles in Korallen; 18. zwei goldene Ohrringe mit je zwei

Kugeln; 19. eine Muttergottes-Münze in Gold und Medaillonform: 20. ein Armbandschloß mit neun Granaten; 21. ein goldenes HerrenMedaillon, abgerundetes Viereck; 22. eine silberne Brosche in Bukettform; 23. eine goldene Brosche mit sieben Similis; 24. ein goldenes Medaillon für Damen mit kleinen Perlenaufsätzen; 25. eine kleine Münze in altrömischer Form; 26. eine silberne Herren-SavonettSchlüsseluhr mit unechtem Bügel, der Nr. 911 und einer anscheinend silbernen Herren-Panzerkette mit daran befestigtem Schlüssel; 27. eine schwarze Damen - Stahluhr Nr. 22 mit kleinem Zifferblatt; 28. eine 18 karätige goldene Damen-Jagduhr Nr. 86 055, auf der Rückseite des Deckels befindet sich das Monogramm A. K.; 29. zwei BrillantBoutons in Rosettenform, à jour gefaßt, mit je acht Brillanten, Wert 600 Mark.

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erfanden zwei stellungslose Kellner. Sie ließen sich von einem Goldschmied M. aus einem großen goldenen Ringe zwei kleine machen und sahen dabei zufällig, wie der Mann in die beiden neuen Ringe den Goldstempel einprägte. Diese Beobachtung brachte sie auf den Gedanken, neusilberne Sachen auf die einfachste Art in echtes Silber zu verwandeln. Nachdem sie den Goldschmied für ihren Plan gewonnen hatten, kauften sie neusilberne Eß- und Teelöffel zu vielen Dutzenden, und der Dritte im Bunde machte sie ihnen echt, indem er neben dem Fabrikzeichen seinen Silberstempel "800" einschlug. Mit den so verbesserten Waren gingen die Erfinder hausieren. Da sie einen billigen Preis berechnen konnten, aber doch so viel nahmen, daß sie keinen Verdacht erregten, so verkauften sie flott und erzielten einen hohen Gewinn. Auch die Käufer glaubten, ein gutes Geschäft gemacht zu haben, und waren sehr zufrieden, bis die Löffel im Gebrauche nach und nach ihre Echtheit verloren. Die Betrogenen zeigten die Händler an, und die Kriminalpolizei machte ihrem Geschäft ein Ende und sperrte sie ein. Die Verhafteten, die jetzt geständig sind, haben auch Pfandleiher, die sonst so vorsichtig sind, durch den Stempel getäuscht.

Personalien und Geschäftsnachrichten.

Geschäftseröffnungen. Das Kunstgewerbehaus C. F. Otto Müller in Karlsruhe eröffnete am 8. Juni in Baden-Baden eine Filiale. Am Tage zuvor wurde ihm die Ehre eines Besuches seitens der Großherzoglich Badischen Herrschaften. Wilh. Oehlschläger jr. hat die Einrichtung der früheren Silberwarenfabrik Wilh. Oehlschläger erworben und ein neues Geschäft, Tunnelstraße 63 in Pforzheim unter der Firma Wilh. Oehlschläger Nachf. eröffnet.

Ferdinand Angermann hat in Pforzheim eine Bijouteriehandlung und Kommissionsgeschäft eröffnet. - Christoph Fr. Kohm, langjähriger Zeichner und Geschäftsführer bei ersten Firmen in Pforzheim, hat daselbst eine Ringfabrik, Spezialität: Doublé-Ringe, errichtet. M. Armand, Bijouteriefabrik, Pforzheim, Durlacher Str. - Karl Fr. Kindler, Bijouteriefabrik, Pforzheim, Weiherstr. 28. Leibrand & Leibold, Pforzheim, Spezialität: Silberbijouterie. M. Blümel, Graz, Hauptplatz-Herrengasse, Juwelen, Gold- und Silberwarengeschäft. Heinr. Bergmann hat in Barmen das seit 68 Jahren unter der Firma Eduard Humburg bestehende Goldwarengeschäft übernommen. - Emil Möller hat in Rostock, Hopfenmarkt 8 das Goldwarengeschäft von Herm. Runge's Wwe. käuflich erworben. Frl. Rosa Welsch eröffnet demnächst zu Rüttenscheid i. Westf., Annastr. 6, ein Goldwarengeschäft. - Herr Moritz Holzer, langjähriger Techniker in größter Pforzheimer Kettenfabrik, hat jetzt selber eine Kettenfabrik in Pforzheim gegründet.

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Geschäfts- und Firmenänderungen. Die Firma Gebr. Kuhnle, Bijouteriefabrik in Pforzheim ging auf Techniker Georg Adolf Kuhnle und Kaufmann Theod. Otto Kuhnle über. Die offene Handelsgesellschaft hat am 8. Juni begonnen. - In die Firma Alex. Maseberg zu Düsseldorf ist der Kaufmann Hans Boom als persönlich haftender Gesellschafter eingetreten. Aus der Firma Robert Winter, Spezialität: Optische Gold- und Silberwaren, scheidet Frau M. Winter Wwe, aus. Dafür tritt der langjährige Mitarbeiter Carl Mauser als Teilhaber ein. Firma Illig & Braun, Pforzheim, ist nach Austritt des Herrn Braun in Illig & Schön geändert worden. Bernh. Dissinger sen., Pforzheim, verlegte seine Fabrik nach der Gymnasiumstr. 76. Durch zeitgemäße, umfangreiche Neueinrichtung

und durch die bezogenen großen Fabrikräume hat Herr D. seine Fabrik bedeutend vergrößert.

Löschungen im Handelsregister. Firma H. u. R. Schellenberg in Frankfurt a. M. tritt in Liquidation, nachdem das Geschäftshaus für 1200000 M. verkauft wurde. Firma Wilhelm Oehlschläger, Silberwarenfabrik, Pforzheim. Firma Karl Engelmann, Bijouteriefabrik, Pforzheim. Firma Arnold Wolff, Goldwarengeschäft, Posen. Firma Heinrich Jaursch, Goldwarengeschäft, Metz. Jubiläen und Ehrungen. In Eibenstock feierte Herr Goldschmied Theod. Troll sein 50jähriges Bürgerjubiläum. Der Jubilar wurde vielfach herzlich beglückwünscht. Auch wir wollen nicht verfehlen, uns den Wünschen anzuschliessen. D. Red. - Der Inhaber der alten Juwelierfirma C. R. Beysen zu Frankfurt a. O., Max Beysen, konnte vor kurzem auf eine 25jährige Tätigkeit in diesem Geschäft zurückblicken. Pei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß das Geschäft 1847 im Deutschen Hause" am Wilhelmsplatz eröffnet worden ist. Herr Buchdruckereibesitzer Georg Huber, Verleger des Straubinger Tageblattes zu Straubing, hat sich mit Fräulein Olga Leser, der ältesten Tochter des Kommerzienrates und Hofjuweliers Jakob Leser daselbst, verlobt.

Todesfälle. Im Alter von 76 Jahren verschied in Pforzheim der frühere Bijouteriefabrikant Herr Karl Vogel, zuletzt Privatier. In den 60er Jahren, als die Arbeiterbewegung einsetzte, spielte Herr Vogel eine führende Rolle. - Juwelier Julius Meis, Baden, ist im 60. Lebensjahre gestorben. Zu Magdeburg starb Juwelier Adolf Reble.

In Düsseldorf Juwelier Heinrich Roth. Fern der Heimat verschied nach kurzem Kranksein im 78. Lebensjahre der Begründer und langjährige Chef der Neusilberwarenfabrik „Gebr. Lipcke“, Berlin, Herr Carl Lipcke.

Diverses. Die Firma Hch. Haupt in Düsseldorf hat in Pforzheim in der Person des Herrn Floike wieder einen ständigen Vertreter. Die neuen Lokalitäten befinden sich Zerrennerstraße. Herr Edelsteinhändler Karl Maurer wurde zum Vizepräsidenten der Pforzheimer Handelskammer gewählt.

Geschäftliche Mitteilungen.

Unter dem Namen,,The Moe" ersehen wir soeben in einer amerikanischen Fachzeitung ein neues Werkzeug, das jedenfalls das Interesse eines jeden Kollegen erwecken dürfte. Es ist ein Instrument zum Messen des Gewichtes von gefaßten Brillanten. Da das Verhältnis der Stärke des Steines größtenteils zur Größe harmoniert, so ist dem schnell hinter dem Ladentisch taxierenden Goldschmied eine gute Hilfe geboten. Wir behalten uns vor, eventuell in einer der nächsten Nummern eine Abbildung des Werkzeuges nebst genauerer Beschreibung zu bringen.

Frage- und Antwortkasten.

Für brieflich gewünschte Fragebeantwortung bitten wir das Porto beizufügen. Die Herren Fabrikanten, Grossisten und Detailleure werden in ihrem und Aller Interesse höflichst aufgefordert, von der allezeit kostenfreien Benutzung dieser Abteilung den ausgiebigsten Gebrauch zu machen, Fragen allgemeiner und technischer Art uns einzusenden und an deren Beantwortung sich zu beteiligen. Die Aufnahme einer Antwort erfolgt in jedem Einzelfalle auf ausdrücklichen Wunsch. Auch dieser Teil unseres Blattes ist dazu geschaffen, zur gegenseitigen Belehrung beizutragen.

Fragen:

Frage 82. Wer kann mir die jetzige Adresse des Juwelenhändlers M. Cohen mitteilen? Derselbe ist ca. 30-35 Jahre alt und war noch voriges Jahr in Hamburg ansässig. Sollte derselbe diese Frage lesen oder etwas davon hören, so ersuche ich ihn, sich in seinem eigenen Interesse zu melden. Hermann Reger, Hannover. Frage 85. Welche Firma liefert Bierseidel (Glas) mit eingeätzten Studentenwappen, mit Zinndeckel versehen, auf dem das Wappen emailliert angebracht ist. Es handelt sich um möglichst billige Gläser. J. M. in A.

Frage 86. Wer liefert Ringe in Weißmetall (Unecht), oxydiert mit Totenköpfen und im Jugendgenre? J. K. in P. Frage 89. Wer fabriziert billige Ringe in 14 kar. Gold mit Fassungen für Semi-Emaille-Bilder zum Selbsteinsetzen der Bilder mit den dazu gehörigen Gläsern? M. St. in W. Frage 94. Wer liefert Fächerketten in Gold mit Schieber (breite, nicht zu kleine Fasson) zu einem Fassonpreise von 11-12 Mk.? M. W. in S.

Frage 95. Welches ist das neueste und beste Verfahren zur Herstellung von Matrizen für Silbergalvanoplastik, und in welcher einfachsten Weise werden diese Matrizen leitend gemacht? F. G. in G. Frage 96. Wer gibt mir eine gute Bezugsquelle für ZigarettenStahletuis? H. B. in C. Frage 97. Wer liefert ganz billige Besteckkästen? R. in S. Frage 98. Wer liefert fugenlose Scharniere in verschiedenen Stärken, ca. 20 cm lang?

F. W. in M. Frage 99. Wo bekomme ich eine gute Vergoldung, die ich mit dem Pinsel bei fertigen Waren auftragen kann? F. W. in M.

Frage 100. Welchen Prozentsatz kann ein Agent verlangen, durch den ein Verkauf von Goldwaren (älteres Warenlager) perfekt geworden ist? Von wem? Käufer oder Verkäufer? Betreffender Agent erhielt vom Käufer Auftrag, ihm etwaige Verkäufe zuzuweisen. L. K. in H. Antworten:

Zu Frage 60. Platten für Kirchengeräte emailliert in Emailtranslucide Friedrich Weber, Hanau, Bebraer Bahnhofstr. 13.

Zu Frage 80. Feinen Similischmuck, speziell Broschen à jour gefaßt in Diamant-Imitation, liefert zu den billigsten Preisen Köhle & Wild, Pforzheim.

Zu Frage 84. Glanzkartons für Bijouteriezwecke, auch für Goldpressung, liefert die A.-G. Chromo, Altenburg.

Zu Frage 87. Ringstöcke und Papierhülsen zum Messen der Ringe liefern die Werkzeughandlungen Carl Bauer, München; Gebr. Ott, Hanau; O. Buhtz, Berlin und J. Schmalz, Pforzheim. Näheres erbitten wir aus den Inseraten und aus den Katalogen zu ersehen, die von den Firmen auf Wunsch bereitwilligst zugesandt werden.

Zu Frage 90. Echte Amethyste schleifen u. liefern: Otto Bohrer, Oberstein; Joh. Cullmann, Obertiefenbach (Birkenfeld); Gebr. Goerlitz, Achatwarenfabrik, Idar; J. Güntzburger, Idar; C. KurrSchüttner, Hanau a. M.; May & Palma, Turnau i. Böhmen; Carl Wild Georg Sohn, Idar.

Zu Frage 91. C. Kurr-Schüttner, Hanau a. M. teilen uns mit, daß die Herstellung von Onyx- sowie Muschelkameen früher eine Spezialität ihrer Firma gewesen ist, daß sie den Namen A. Celleoni aber während ihrer langjährigen Praxis nicht gehört haben; ebenso dürfte es auch nicht Cellini gewesen sein.

Zu Frage 92. Der Zaponlack, mit welchem die Alfenidegegenstände zum Zwecke der Erhaltung des.Glanzes und der Frische überzogen werden, besteht aus einer Lösung von Zelluloid in Amylazetat, und aus diesem Grunde ist der Überzug am schnellsten mit Amylazetat durch Bürsten zu entfernen. Hernach ist mit heißem Seifenwasser, dem man Salmiakgeist zusetzen kann, nachzuwaschen. Zu beachten ist, daß Amylazetat sehr feuergefährlich ist.

Zu Frage 93. Die Firma Carl Bauer, München liefert präparierte Holzkohlen, welche sowohl zum Löten wie Glühen und Schmelzen die gewöhnlichen Holzkohlen bei weitem übertreffen. Auf einer solchen Holzkohle kann man 1⁄2 Jahr und länger löten, da dieselbe fast nicht verbrennt. -- Ferner empfehlen sich zum Holzkohlenbezug Fr. Winkler, Lissa in Posen, Gebr. Heinz, J. Schmalz usw. in Pforzheim.

Zu Frage 100. Da zwischen dem Agenten und seinem Auftraggeber nichts ausgemacht wurde, hat der letztere nach § 653 des Bürgerl. Gesetzb. eine angemessene Mäklergebühr zu zahlen, wie sie am Platze für den Nachweis eines solchen Geschäftes üblich ist. Eine bestimmte Summe vermögen wir für den dortigen Platz nicht anzugeben.

Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender 3eitung ist nur mit Erlaubnis der Redaktion und unter genauer Quellenangabe gestattet

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LEIPZIG, 22. Juli 1904

Wie lange darf der Goldschmied Auswahlsendungen behalten?

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Im Handel mit Goldwaren und Uhren sind „Auswahlsendungen üblich geworden. Der Großhändler läßt sich vom Fabrikanten, der Goldschmiedemeister vom Grossisten Ware zur Auswahl schicken, um dieselbe in Ruhe prüfen und das für seine Kundschaft Passende anschaffen zu können. Wer die Auswahlsendung macht, befindet sich natürlich so lange, als das Geschäft nicht abgewickelt ist, im Stadium der Unsicherheit. Er weiß nicht, was behalten wird und was er zurückbekommt. Ja, es kann ihm sogar passieren, daß ein gewissenloser Besteller die Ware zu Gelde macht und den Lieferanten in den Mond gucken läßt. Man will deshalb so schnell als möglich Gewißheit darüber haben, wie sich der Empfänger der Auswahlsendung entscheidet! Es ist daher eine Hauptfrage bei solchen Auswahlsendungen: Wie lange darf sie der Goldschmied behalten? Innerhalb welcher Frist muß er die Auswahl treffen?

Von einem Freunde unseres Blattes haben wir da ein recht interessantes Urteil erhalten, das sich mit der rechtlichen Natur der Auswahlsendungen befaßt.

Die Firma A. bestellte am 17. April telephonisch bei der Firma B. eine Partie Ohrringe zur Auswahl, welche die Klägerin noch am selben Tage mit einer Rechnung absandte, in welcher der Vermerk stand:

„Nichtdienliches von Auswahlsendungen nehmen wir ,,nur innerhalb 10 Tagen und in gutem Zustande zurück. Bestellte oder von Auswahlen behaltene Waren werden ,,nicht mehr zurückgegeben."

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Die Firma A. beachtete diesen Vermerk nicht und bezahlte am 7. Mai die ausgewählten Waren, während sie den

Rest zur Verfügung stellte. Die Firma B. klagte jedoch, da die 10 Tage verstrichen waren, auf Abnahme und Bezahlung der ganzen Auswahlsendung. Das Bürgermeisteramt Pforzheim aber sowohl wie das Amtsgericht Pforzheim und das Landgericht Karlsruhe wiesen die Klage ab. Aus der Begründung des Urteils ist für den Goldschmied von Interesse, was wir im nachfolgenden ausführen.

1. Wenn ein Goldschmied mit einem Grossisten oder ein Grossist mit dem Fabrikanten eine Auswahlsendung vereinbart, so kommt kein Kaufgeschäft in Frage, sondern es entsteht ein sogenannter „Trödelvertrag". Ein „Trödelvertrag" liegt vor, wenn jemand eine bewegliche Sache mit Bestimmung des Preises einem andern gegen die Verpflichtung überläßt, entweder den Preis zu bezahlen oder die Sache zurückzugeben.

2. Die Ware, welche der Goldschmied zur Auswahl er-. hält, ist gewissermaßen nur Kommissionsware. Was der Goldschmied nicht behält, muß zurückgenommen werden.. So lange die Auswahl nicht getroffen, über die Ware, bezw. einen Teil derselben, nicht verfügt ist, bleibt der Lieferant Eigentümer und kann auch im etwaigen Konkursfalle ein Aussonderungsrecht geltend machen.

3. Wie lange der Goldschmied eine Auswahlsendung behufs Vornahme der Auswahl behalten darf, richtet sich danach, ob eine Frist dafür bestimmt ist oder nicht.

4. Ist eine Frist von vornherein bestimmt, innerhalb welcher sich der Goldschmied entscheiden soll, SO muß er die Auswahl innerhalb dieser Frist treffen. Ist sie

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