Page images
PDF
EPUB
[graphic]

Goldschmied,

in allen Zweigen der Branche ausgebildet, sucht als erster Arbeiter oder Leiter eines größeren Geschäftes dauernde Stellung. Gefl. Offert. unter W. F. 850 an die Deutsche Goldschmiede-Zeitung. Juwelen,

Gold- u. Silberwaren. Jung., energ. Kaufmann, erste Kraft,

mit Sprachkenntnissen, seit einer Reihe von Jahren in einer der

größten Fabriken Deutschlands auf Bureau und Reisen tätig, sucht sich gelegentlich zu ver

[ocr errors]

Verlag von Wilhelm Diebener. Druck: Spamersche Buchdruckerei. Beide in Leipzig.

Amtliches Organ des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen, des Vereins der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs, der Freien Vereinigung des Gold- und Silberwaren-
Gewerbes für Berlin und den Reg.-Bezirk Potsdam, des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Großherzogtums Baden, der Goldschmiede Werkgenossenschaft Berlin, der Kölner Juwelier - Vereinigung,
der Freien Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Reg.-Bezirks Stettin, der Goldschmiede-
Innung Schwerin, der Freien Vereinigung der Gold- und Silberschmiede zu Görlitz, des Kreditoren-Vereins
für die Gold, Silberwaren- und Uhren-Industrie Pforzheim, der Kunstgewerbe-Vereine Hanau und Pforzheim,
J des Gewerbemuseums Gmünd, der 3entralstelle Schmuck und Mode

Begründet und berausgegeben von Wilhelm Diebener, Leipzig 21, Schützenstr. 15
Für den kunstgewerblichen Teil: R. Rücklin, Pforzheim - Für den volkswirtschaftlichen Teil:

Verantwortliche Redakteure: Syndikus Berm. Pilz, Leipzig

No. 29 - VII. Jahrgang

Erscheint jeden Freitag

[blocks in formation]

Leipzig, 15. Juli 1904

für die Werkstatt!

Aus unseren Redaktions-Konferenzen.

In Dortmund hat der 25. Handwerkertag des Deutschen Handwerkerbundes stattgefunden. Man hat sich bei den Beratungen wieder eifrig mit der Frage beschäftigt, wo das deutsche Handwerk der Schuh drückt, und ist von neuem energisch für den Befähigungsnachweis eingetreten. Etwas Neues ist dabei nicht zutage gefördert worden. Von ungleich höherem Interesse waren die Beratungen über den

Schutz der Handwerkerforderungen

denn hier wurde ein Vorschlag gemacht, der einen kühnen Eingriff in das deutsche. Zivilprozeßrecht bedeutet. Man beschloß dahin zu wirken, daß auch für die Forderungen der Gewerbtreibenden ein gewisser Prozentsatz von Gehalt oder Lohn gepfändet werden kann und ein beschleunigteres Gerichtsverfahren eingeführt wird. Das würde praktisch dazu führen, daß

der Goldschmied wegen seiner Forderungen sich an Lohn und Gehalt des Schuldners halten kann.

Das ist heute nicht immer möglich. Lohn oder Gehalt ist bis zu 1500 Mk. geschützt. Erst was darüber hinausgeht, kann beschlagnahmt werden. Damit ist denjenigen Schuldnern, deren Verdienst in der Grenze von 1500 Mk. bleibt, ein Vorrecht gegeben, das den Gläubiger unter Umständen um sein Geld bringt. Rückständig wird der Lohn oder Gehalt nicht gelassen, es bleibt also nur die Leibespfändung bei solchen Schuldnern, die notorisch in den meisten Fällen zu nichts führt, weil der erhobene Lohn sofort seine Verwendung findet. Der Handwerkerbund will nun, daß ohne Rücksicht auf die Höhe des Lohnes oder Gehaltes dieser pfändbar sein soll, je nachdem das Gericht befindet, daß der Schuldner einen gewissen Betrag zur Deckung seiner Schuld entbehren kann. Wir haben in unserer Redaktionskonferenz diese Frage eingehend erwogen und sind einstimmig, obwohl wir die schweren Bedenken gegen den Vorschlag nicht verkennen, zur Befürwortung des Vorschlages gelangt. Er wird, wenn er durchdringen sollte, sicherlich den Reinigungsprozeß im Kreditverkehr etwas beschleunigen. Für die Warenhäuser und Konsumvereine wurde eine höhere Umsatzsteuer gefordert, sowie von neuem für die Beseitigung der Wirtschaftsvereine für Offi

ziere und Beamte eingetreten. Diese Feinde des Goldschmieds haben unter den gegen sie geführten Kämpfen noch nicht gelitten, ja sie wachsen in Legionen aus der Erde. Ist doch sogar der Berliner Magistrat als „Warenhaus-Protektor" hervorgetreten, indem er einen langjährigen Mieter eines der Armendirektion gehörigen Grundstücks in der Jerusalemerstrasse, obwohl dieser seit über 10 Jahren dasselbe inne hat, ausmieten ließ und mit dem Warenhaus Tietz einen 30-jährigen Kontrakt abschloß. Diese Handlungsweise vermögen wir nicht zu billigen. Wenn der Magistrat den Warenhausbesitzern noch das Nest zurecht macht, so ist es kein Wunder, wenn der solide Kleinhandel mehr und mehr dem Warenhaus-Moloch zum Opfer fällt. Eine Antwort auf solche mißfällige Kotaus vor dem Warenhaus-Potentaten hat ein Unternehmer in einem der größten Industriezentren Westfalens, nämlich in Hagen, gegeben, indem er ein großes Warenhaus modernen Stils als

Warenhaus für selbständige Detaillisten

errichtete. Unsrer Redaktion gingen die Pläne, Abbildungen und Beschreibungen zu, und wir haben uns eingehend mit der Angelegenheit beschäftigt. Der Unternehmer vermietet die Räume nur an Detaillisten der verschiedensten Branchen, etwa wie jeder Verkäufer in den Markthallen seinen Stand hat. Nur daß es sich hier um praktisch und geschmackvoll eingerichtete Einzelläden handelt, die in einem Ganzen vereinigt sind. Die Geschäftsspesen sollen dadurch erheblich verringert werden und so eine Konkurrenz mit den Warenbazaren der großkapitalistischen Mache ermöglichen. Man darf gespannt sein, wie sich die Idee bewähren wird. Hoffentlich ist man auch wählerisch in den Geschäften, die man aufnimmt. Die modernen Diamanten - Charlatane würden gleich Lust verspüren, sich mit einzunisten, um das Unternehmen „ins rechte Licht zu setzen". Jetzt hat sich in Düsseldorf ein neues Geschäft aufgetan, das als

Transval Diamant-Imitation

firmiert und, wie die Taits Diamond Compagnie, außer anderen Schmucksachen auch durch Pseudo-Diamanten

Gimpel zu fangen sucht. Unsere Redaktion hat bereits nähere Erkundigungen einzuziehen unternommen. Das Geschäft befindet sich im „Arabischen Café", und als Wahrzeichen führt es einen Ochsen! Sollte das etwa eine kleine, unpassende Anspielung auf die Kundschaft sein? Wir bekämpfen grundsätzlich alle derartigen Spezial-Geschäfte mit imitierten Diamanten, weil durch sie das Publikum irregeleitet wird. Freilich nicht durch solche Konkurrenzmanöver allein wird der Goldschmied geschädigt. Er wird es oft auch durch die Behörden am eigenen Platze. Uns kam da zu Gehör,

wie man in Mecklenburg die einheimischen Gewerbtreibenden unterstützt.

Das Geschichtchen ist so lehrreich, und wenn uns der Stil Fritz Reuters zu Gebote stünde, würden wir es in dem urwüchsigen Stile des Onkel Bräsig wiedergeben. Wurde da zu Ehren des Herrn Bürgermeisters in einer Stadt, die wir auch aus Fritz Reuter kennen, eine Sammlung zu einem Ehrengeschenk veranstaltet. Natürlich mußten auch Uhrmacher und Goldschmiede mit blechen. Als es nun aber an den Kauf des Weihegeschenks ging, da machten der Herr Medikus, der Vertreter der schwarzen Kunst" am Platze und ein Herr Senator eine Spritztour nach Berlin, um dort die Festgabe einzukaufen. Ist das nicht empörend? Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande! Wird aber durch solche Zurücksetzung der Goldschmiede und Uhrmacher am Platze den Bewohnern nicht geradezu zu Gemüte geführt, auswärts zu kaufen? Wo soll das Vertrauen zu den Geschäftsleuten am Orte herkommen, wenn die „guten Väter der Stadt" diese selbst umgehen? Die Goldschmiede sollen sich immer selbst helfen, aber was nützt alle Selbsthilfe, wenn ihnen in dieser Weise entgegengearbeitet wird? Die Frage der

Bekämpfung der Feuervergoldung,

die uns kürzlich in einen Preßkampf mit unsrer Kollegin gebracht hat, ist kürzlich auf einer Versammlung debattiert worden, welche die rheinisch-westfälischen und süddeutschen Goldschmiede abhielten. Wir sind über die Verhandlungen der Wiesbadener Konferenz nicht im einzelnen unterrichtet. Soviel aber ist in unsre Redaktion durchgesickert, daß man sich dort einstimmig

gegen den Erlaß eines Verbotes der Feuervergoldung ausgesprochen hat

und keinerlei Maßregeln der Regierung für geboten erachtet. Man vertrat den Standpunkt, daß die Feuervergoldung bei Beobachtung der nötigen Vorsicht nicht gesundheitsgefährlich, die galvanische Vergoldung allerdings bequemer und angenehmer sei. Die Feuervergoldung werde nur noch in einzelnen Fällen angewandt, und da, wo es geschähe, er

weise sie sich eben als notwendig. Es sei ganz überflüssig, die Regierung mobil zu machen. Wir freuen uns, daß man hier den Standpunkt eingenommen hat, den wir in letzter Zeit vertreten haben, und den man versuchte, als einen solchen zu charakterisieren, der gegen die Interessen der Goldschmiede sei. Unsre

Enquête über die Lohn- und Arbeitsverhältnisse
im Goldschmiedegewerbe

hat bereits einen hübschen Erfolg gehabt, und wir sind den Abonnenten unserer „Goldschmiede-Zeitung" für die Ausfüllung der Fragebogen außerordentlich dankbar. Soweit man uns dieselben noch nicht zurücksandte, wiederholen wir hiermit unsre Bitte. Inzwischen wandten wir uns auch an die Innungen, um das Material zu vervollständigen. Daß die Erhebungen des „Deutschen Metallarbeiter-Verbandes" sehr lückenhaft werden dürften, ersieht man daraus, daß der ,,Christlich-soziale Metallarbeiter-Verband" seine Mitglieder in Pforzheim auffordert, die Fragebogen nicht auszufüllen, da man es nicht für nötig gehalten hat, sich mit ihm vorher in Verbindung zu setzen. Das ganze Unternehmen sei einseitig und solle offenkundig nur dazu dienen, Parteipolitik zu treiben, ohne ernstliches Bestreben, die Mißstände zu beseitigen. Man sieht, auch ein Teil der Gehilfen hegt die Bedenken, die wir ausgesprochen haben.

Durch die deutsche Presse geht wieder einmal eine Mitteilung von einer

Preissteigerung der Diamanten,

die auch auf das Detailgeschäft von Einfluß sein muß. Uns wird dazu aus Hanau von fachkundiger Seite geschrieben: „Die Notiz in der Presse, daß ein großes südafrikanisches Syndikat beschlossen habe, die Preise weiter zu steigern, beweist wenig Sachkenntnis, denn es gibt nur ein Syndikat, das seinen Sitz in London hat und mit der De Beers Comp. in engster Verbindung steht. Daß dieses Syndikat seit dem 24. April die Preise schon zweimal um 5% gesteigert hat, ist richtig, und naturgemäß drückt sich diese Erhöhung auch in der fertigen Ware aus. Daß einige Sorten heute 100 und noch mehr Prozent teurer sind als noch vor wenigen Jahren, ist längst bekannt und auch für den Laien jetzt nichts Neues mehr. Alles deutet darauf hin, daß wir im Spätsommer weitere Steigerungen der Preise zu erwarten haben."

Die Hausierer-Prämie

zahlten wir wieder in einem Falle in Kempten aus, wo der Schutzmann einen Fleischer dingfest gemacht hatte, der unbefugten Hausierhandel mit Taschenuhren und Ringen betrieb und dieserhalb mit 3 Mark Geldstrafe oder einem Tage Haft belegt wurde. Die Strafen fallen unseres Erachtens viel zu gelinde aus, um die nötige heilsame Wirkung auszuüben.

Schützt Eure Läden vor Einbruchsdiebstählen!

Die Liste der Einbruchsdiebstähle bei Juwelieren und treten und eine gesellschaftliche Routine entwickeln, die Goldschmieden hat sich in letzter Zeit ganz bedenklich ge- manchen arglos macht. ,,So ein feiner Mann", denkt er,

heutzutage sind die besten Taillenröcke, die elegantesten Stehumlegekragen und die modernsten Schlipse für diese Gauner gerade gut genug. Am häufigsten sind die Einbrüche, die durch unsichere Verschlüsse der Schaufenster, durch Hochheben der Rolladen und Zertrümmern der Scheibe bewerkstelligt werden. Man hat deshalb den Versuch gemacht, die Sicherheit dadurch zu erhöhen, daß man zwischen Rolladen und Schaufensterscheibe eine Stahlblechscheibe einschiebt, welche bei breiten Fenstern ein paarmal mittels Scharnieren zusammenlegbar sein kann und vor dem Herablassen des Rolladens so am Fensterrahmen bis über die Höhe der Auslage mit Schrauben oder sonstigen Vorrichtungen befestigt wird. Dann ist das Einschlagen der Scheibe bedeutend erschwert Die Einrichtung hat sich schon mehrfach gut bewährt.

mehrt. Der Einbruchsdiebstahl bei ihnen kann in der Tages-,,kann doch nichts Schlimmes im Schilde führen." Aber presse eine stehende Rubrik erhalten, denn er gehört bald zu den Alltäglichkeiten. Mit beispielloser Kühnheit und Routine gehen die ,,schweren Jungen" dabei zuwege, und die Kriminalpolizei kann ihnen oft genug, wie erst neuerdings wieder im Falle Dybizbanzki in Posen, ihre Anerkennung nicht versagen. Sie leisten, was menschenmöglich ist. Mit welchem Raffinement waren nicht wieder die Einbrüche in Dresden und Halle bei Goldschmieden und Uhrmachern vorbereitet, mit welcher Kaltblütigkeit und Sicherheit ausgeführt, mit welchem Geschick die Spuren der Täter verwischt! Es gilt also energisch auf einen zuverlässigen Schutz der Läden und Schaufenster bedacht zu sein, auf verdächtige Personen, die sich in der Nähe des Ladens herumdrücken oder auch den Laden betreten, sich umsehen und informieren, ohne dann etwas zu kaufen, Achtung zu geben und auch an Sonntagen nicht sorglos den Laden seinem Schicksal zu überlassen. Hat sich doch statistisch ergeben, daß der größte Teil solcher Diebstähle gerade am Sonntag nachmittag ausgeführt wird oder auch in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, wo sich die Einbrecher am sichersten und ungestörtesten fühlen. Gerade an Sonntagen bewacht und kontrolliert Eure Läden! Das ist eine Mahnung, die wohl befolgt werden sollte. Die großen reisenden Diebesgesellschaften, die in neuester Zeit ihr Unwesen in Deutschland getrieben haben, gehören einer großen verbrecherischen Internationale an, die systematisch vorgeht und ihre Opfer planmäßig aussucht. Niemand weiß, wenn seine Stunde geschlagen hat. Oft vergehen Wochen der Vorarbeit. Die Kauflustigen lassen sich Ringe, Ketten usw. zur Auswahl vorlegen. Sie können sich heute noch nicht entschließen und wollen wiederkommen. Sie kommen auch ein paarmal wieder, ohne daß es zu einem Geschäft kommt. Das Geschäft wollen sie später machen, wenn keiner im Laden ist. Mit Luchsaugen kundschaften sie die baulichen Verhältnisse des Ladens aus. Die Fenster und Türen werden mit scharfem Blick betrachtet und auch ein freier Blick nach oben geworfen, um sich über die Ladendecke zu orientieren. So prägt sich dem Auge der ganze Situationsplan ein, auf dem sich dann der Kriegsplan aufbaut. Aber auch das Gehöft, das Treppenhaus wird in Augenschein genommen und namentlich, unter irgend einem Vorwand, den Bewohnern der ersten Etage ein Besuch abgestattet, um zu sehen, ob vielleicht hier der Feldzug einsetzen kann. Wenn der Goldschmied solche verdächtige Individuen im Hause bemerkt, so ist es das beste, sich sofort zu vergewissern, was für Erscheinungen das sind, und was die Rekognoszierungen zu bedeuten haben. Wer im Laden des Goldschmieds nach Waren vorfrägt, ohne etwas zu kaufen, dann aber sich in Haus und Hof herumdrückt, wo er garnichts zu suchen hat, der muß es sich gefallen lassen, wenn man ihm gegenüber Verdacht schöpft und polizeiliche Hilfe requiriert. Die Erfahrung hat übrigens gelehrt, daß diese Mitglieder der großen Einbruchsgesellschaften auf Gegenseitigkeit nicht etwa in einem verkommenen Äußeren auf der Bildfläche erscheinen, sondern als Kavaliere auf

Und noch ein Anderes wird in Vorschlag gebracht. Wir stehen nun einmal im Zeitalter der Elektrizität. Warum sollen wir sie uns nicht auch in dieser Sache nutzbar machen? Die Einbrüche werden in sehr großer Zahl auch von Nebeneingängen oder Fenstern aus verübt. Da stößt an den Laden eine kleine Werkstelle, die durch ein Fenster nach dem Hofe ihr Licht erhält. Wir erlebten es vor nicht langer Zeit in Leipzig, daß die Einbrecher die eisernen Stäbe eines solchen Fensters in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag durchgefeilt hatten und dann durch Eindrücken des Fensters in die Werkstatt und von da nach dem Laden gedrungen waren. In einem anderen Falle in Leipzig führte eine Ladentüre auf den Treppenflur. Obwohl dieselbe gut verschlossen und mit Metall beschlagen war, hatte sie die mit Nachschlüsseln in reicher Auswahl versehenen Einbrecher nicht abzuhalten vermocht. Hier müßte ein elektrisches Läutewerk zu Hilfe kommen. Dieses Läutewerk müßte, wenn der Versuch gemacht wird, durch ein Fenster oder eine Nebentür einzudringen, oberhalb des Schaufensters nach der Straße hinaus alarmieren, so daß die Straßenpassanten stutzig würden und auch die in der Nähe Wohnenden infolge des Signals Beistand leisteten. Natürlich müßte die Leitung versteckt liegen und das Läuten längere Zeit andauern. Wir wissen nicht, ob derartige Läutewerke schon viel im Gebrauch sind; mehrfach haben wir sie angetroffen. Sicherlich dürfte es der Elektrotechnik nicht schwer fallen, hier eine zweckdienliche Einrichtung zu schaffen.

Bei der Auswahl eines Ladens sollte der Goldschmied darauf sehen, daß der Laden nur einen Eingang, und zwar nach der Straße hinaus hat. Die Nebenzugänge nach dem Hofe oder dem Treppenhaus mögen ja für den privaten Verkehr manches Bequeme haben, sie leisten aber den Einbrechern Vorschub, und wo sie vorhanden sind, da müßte eine eiserne Vortüre mit Verschluß vorhanden sein, über die noch ein aus Bandeisen gefertigter Arm führt. Aber manche Goldschmiede sind darin noch zu vertrauensselig, namentlich wenn ihr Geschäft in einer verkehrsreichen Lage, an einer belebten Straße sich befindet. Es ist aber längst festgestellt, daß die genialen Gauner sich gerade Geschäfte in verkehrsreicher Lage als Ope

rationsterrain aussuchen. Mehr als einmal hat sich bei solchen Einbrüchen herausgestellt, daß der Rolladen überhaupt nicht in Ordnung war. Der Goldschmied hatte dadurch die Einbrecher selbst bei ihrem Raubzug begünstigt. Es entstehen durch längeren Gebrauch Fehler im Verschlusse, die sofort repariert werden sollten. Es ist dringend notwendig, täglich zu kontrollieren, ob alles noch gut funktioniert. Man kann sich auch leicht noch einen zweiten Verschluß anbringen lassen, der die Sicherheit erhöht. Wir geben hier einen Vorschlag wieder, der sich in der „Leipziger Uhrmacher-Zeitung" befindet, wo es in Nr. 13 heißt: „Man läßt sich eine starke Schraubenmutter und eine dazu passende Schraube mit Öse machen. Die Schraubenmutter wird in der Mitte des Steines, am Fuße des Rolladens in den Stein eingelassen, eingegipst oder zementiert, so daß bei herabgezogenem Laden der in der Mitte angebrachte Reservering mit dem am Fuße in Stein eingelassenen Schraubenring durch ein Vorhängeschloß abgesperrt werden kann, das man sich von einem Schlosser machen läßt, da Fabrikschlösser bei einem kräftigen Schlag abspringen. Beim Öffnen des Ladens wird der Schraubenring herausgedreht, wodurch sich dann kein Hindernis am Ladeneingang bildet. Ebenso einfach ist das Einschrauben dieses Schraubenringes beim Ladenschluß. Dieselbe Vorrichtung wäre auch bei den Auslage-Rolläden anzubringen." Auch hinsichtlich des Läutewerks enthält die betreffende Nummer den folgenden praktischen Vorschlag:

[graphic]

DER EINBRUCH IM LADEN DES UHRMACHERS PRÖHL IN HALLE A. S.

Das Loch in der Decke, durch welches die Diebe aus dem Wartezimmer des Zahntechnikers Maus in den Laden gelangten.

„Die Leitungsdrähte der elektrischen Klingel, welche immer sichtbar an den Wänden laufen und deshalb leicht zu durchschneiden sind, sollten durch galvanisierte Eisenrohre, die in jedem kleinen Durchmesser zu haben sind, geleitet werden, da selbige nicht zu beschädigen sind. Die Rohre können am Fußboden in die Wand eingemauert oder durch starke Klammern befestigt werden. Hierüber läßt man Holzsockelverkleidung machen, und niemand vermutet hier eine elektrische Leitung. Ebenso sind die Sicherheits- und Türkontakte nicht immer oben, sondern möglichst versteckt an der Seite oder unten anzubringen."

Freilich können auch diese Sicherheitsmaßregeln ohne Erfolg bleiben, wenn die Einbrecher wie in Halle bei dem Uhrmacher Pröhl von oben durch die Decke kommen. Hier waren sie in das Wartezimmer des Zahntechnikers Maus eingedrungen, hatten den Fußboden durchlocht und waren so in den Laden hinabgestiegen. Um wieder hinauf zu gelangen, hatten sie eine im Laden stehende Bockleiter benutzt. Wir geben im Bilde den Befund bei diesem Einbruch wieder. In solchen Fällen kann auch nur ein Läutewerk sichern, das unvermutet von dem Verbrecher ausgelöst wird. Auch ein tüchtiger, auf den Mann dressierter Wachhund leistet gute Dienste. Die wertvollsten Sachen sollte man besonders in einem feuerund diebessicheren Schranke aufbewahren. Selbstverständlich soll der Goldschmied, wo es möglich, auch Anschluß an eine der bestehenden Wach- und Schließgesellschaften suchen sowie sich gegen Einbruch versichern. Um der Versicherungsgesellschaft gegenüber gedeckt zu sein, ist es dann aber auch notwendig, ein Einkaufsbuch zu führen, um den Verlust belegen zu können. Auch versichere man etwaige Kommissionsware und die Reparaturen als fremde Sachen ausdrücklich mit. Daß die Versicherungen noch an einem schweren Mangel leiden, insofern die Gesellschaften eine weitere Versicherung ablehnen, wenn sie einmal wegen eines Einbruches in Anspruch genommen werden, ist leider wahr. Vielleicht wird in Zukunft auch hier einmal Abhilfe geschafft werden.

[graphic]
« PreviousContinue »