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alles Nötige derartig, daß jeder Goldschmied ein volles Verständnis der Legierung erhält und frei, ohne jegliche Hilfe legieren kann.

Es sei mir an dieser Stelle erlaubt, darauf aufmerksam zu machen, daß unsere Fachliteratur in den Werkstätten lange nicht die Verbreitung hat, die dieselbe verdient. Besonders sind es die Spezialschriften über einzelne Arbeiten, welche meist daselbst noch fehlen, ja, viele Goldschmiede wissen nicht einmal, daß es für manche Arbeit eine Spezialschrift gibt, trotzdem dieselben so nützlich, trotzdem unsere Zeit dieselben gebieterisch verlangt, um sichere und gute Arbeit schnell und exakt zu liefern. Ein Fehler ist ferner, daß unsere regelmäßig erscheinenden Fachzeitungen nicht genug beachtet werden. Mancher Goldschmiedemeister ist zwar Abonnent, aber nur ab und zu fällt es ihm ein, einen Blick in die Fachzeitung zu tun. Er läßt sich dazu keine Zeit; die Zeitungen liegen in einer stillen Ecke und ihr Inhalt kommt den Betreffenden nicht zugute.

Der Unterricht im Zeichnen muß im vierten Jahre soweit gediehen sein, daß Schmuckwaren tadellos fachgemäß gezeichnet werden können. Auch der Unterricht in der Steinkunde und in der Buchführung ist nach Möglichkeit fortzusetzen. Sind nun in fleißiger, aufmerksamer und gut unterrichteter Weise vier Jahre bei dem Lehrling dahingegangen, dann kann derselbe sich einer Gehilfenprüfung unterwerfen und wird sie bestehen. Ein neuer Abschnitt des beruflichen Lebens beginnt.

Der junge Gehilfe wird in den meisten Fällen gut tun, noch einige Zeit in der Werkstatt des Lehrmeisters zu arbeiten, um das Erlernte zu befestigen, nach kurzer Zeit hat er sich aber nach einer anderen Stellung in einem ähnlichen Geschäft umzusehen, und hat er eine Stellung gefunden, dann - getrosten Mutes diese anzutreten. Da der Gehilfe jetzt für die gute Ausführung der ihm anvertrauten Arbeiten größtenteils verantwortlich ist, so wird sein Wissen und Können in mannigfachster Weise erprobt werden. Aber Fleiß und sorgfältigste Beachtung alles dessen, was er gelernt hat, wird es ihm ermöglichen, gute Arbeiten zu liefern und sich dadurch die Zufriedenheit und die Achtung des Meisters wie seiner Fachgenossen zu erwerben. Nachdem der Gehilfe in der neuen Stellung erprobt und mit dem Erfolg seiner Arbeiten zufrieden ist, kann er ein Jahr darin aushalten und sich dann um eine Stellung in einem Fabrikgeschäft bemühen, damit er auch die fabrikmäßige Anfertigung der verschiedenen Schmuckwaren gründlich kennen lernt, denn wenn er auch in der Herstellung vieler Artikel bewandert ist, so hat er dennoch keine Gelegenheit gehabt, die schnelle und schnellste Anfertigung derselben zu betreiben.

Am zweckmäßigsten nimmt der Gehilfe Stellung in einer größeren Fabrikstadt, da hat er am ersten Gelegenheit, seine Ausbildung in jeder Weise zu fördern. Nachdem der Gehilfe in einem Fabrikgeschäft in Arbeit getreten ist, muß es sein Bestreben sein, hier die Anfertigung der verschiedensten Artikel zu beachten und sich die dazu nötigen Fertigkeiten anzueignen, wozu es auch nötig sein wird, öfters die Stellung zu wechseln, um sich auf die einzelnen Artikel einzuarbeiten und die dazu nötigen Einrichtungen und Maschinen kennen zu lernen. Seine Aufgabe ist, viel lernen, wenn auch dadurch weniger Geld verdient wird. Eine spätere Zeit wird ihn entschädigen! Die Tätigkeit im Fabrikbetrieb muß zwei bis drei Jahre anhalten, und während dieser Zeit sollen noch die Übungen im Gravieren und Fassen fleißig betrieben werden. Es ist jede Gelegenheit zu benutzen, sich in diesen Fächern auszubilden. Der Unterricht im Zeichnen, Modellieren und in der Buchführung ist beizubehalten, auch muß die in den größeren Fabrikstädten gebotene Gelegenheit, durch den Besuch von Fach-, Kunst- oder Gewerbeschulen sein Wissen und Können zu bereichern, unbedingt ausgenutzt werden. Sind nun zwei bis drei Jahre in dieser Weise benutzt, so hat der Gehilfe sich die Frage zu stellen: „Was will, was kann ich werden?" Er ist nun alt genug, er hat Erfahrung genug, um diese wichtigen Fragen selbst zu beantworten, er muß sich jetzt für Fabrik- oder Privatbetrieb ganz entscheiden. Hat der Gehilfe zu einer Spezialarbeit besondere Veranlagung, ist er im Zeichnen, Musterentwerfen und

Montieren, im Gravieren, Fassen, oder in einem anderen Fache der Schmuckwarenfabrikation hervorragend tüchtig, so kann er sich in dem betreffenden Fache dem Fabrikbetriebe widmen und wird sich eine gute Existenz sichern können. Hat der Gehilfe die Absicht und Aussicht, ein Geschäft mittleren oder kleineren Umfanges zu gründen, so muß er zur Privatarbeit zurück, er muß wieder Stellung in einem Privatbetrieb einnehmen, um sich noch manches anzueignen, was zum tüchtigen Goldschmiedemeister nötig ist. Seine Ausbildung wird ihn befähigen, eine Stelle als erster Gehilfe zu beanspruchen und darin sein Können und Wissen zu betätigen und zu vervollkommnen.

Nach Eintritt in eine solche Stellung hat der Gehilfe seine Aufmerksamkeit nicht bloß auf die Arbeiten der Werkstatt zu richten, sondern er hat nach Möglichkeit den Gang und das Wesen des Verkaufsgeschäftes zu beobachten. Er hat sich im Umgange mit der Kundschaft zu üben, hat die Ladeneinrichtungen und das Warenlager in Betracht zu ziehen, die Schaufensterauslagen zu studieren, die Grundsätze, welche im Verkauf der selbstangefertigten Ware und der Fabrikware vorherrschend sind, zu erlernen, die Durchschnittspreise für Reparaturarbeiten einzuprägen, Einsicht in eine gute Buchführung zu nehmen und vieles andere noch sich anzueignen, was zur Leitung eines Goldwarengeschäfts gehört. Auch hat der Gehilfe jetzt die Fachzeitungen und Fachschriften, unsere „Deutsche Goldschmiedezeitung“, mit vergrößerter Aufmerksamkeit zu lesen. Ihr Inhalt wird für ihn immer mehr an Interesse gewinnen. Sie werden ihn über Arbeitsverhältnisse und Bezugsquellen aufklären, werden ihn über alle nützlichen Erfindungen und Verbesserungen Mitteilungen bringen, werden ihn durch Abbildungen schöner Goldschmiedearbeiten zur Vervollkommnung seiner Arbeiten anregen, und ihn mit den Forderungen der Zeit bekannt machen.

Eine solche allgemeine Ausbildung ist dem Gehilfen am besten zu ermöglichen, wenn er solche Stellungen zu erhalten sucht, wo er in Hause des Meisters Wohnung und Kost erhält. In einer solchen Stellung wird ihm am ersten dazu Gelegenheit geboten werden. Ein pflichttreues, freundliches und in jeder Weise anständiges Benehmen wird dazu beitragen, daß ihm in alle nötigen Arbeiten Einblick gewährt wird. Diese Arbeiten, welche mehrere Jahre in Anspruch nehmen können, und nicht zu früh durch Gründung eines eigenen Geschäftes abgebrochen werden sollen, fordern auch ab und zu einen Wechsel der Stellung. Dadurch werden dem Gehilfen die verschiedenen Verhältnisse und geschäftlichen Eigentümlichkeiten vor Augen geführt. Er wird dadurch in seinem Benehmen sicherer, er wird geschäftskundiger. Sind auf diese Weise in fleißiger und aufmerksamer Arbeit, unter Beachtung alles Zweckdienlichen, mehrere Jahre dahingegangen, dann muß der Gehilfe sich einer Meisterprüfung unterwerfen. Er wird sie in Ehren bestehen. Ein solcher Meister kann mit berechtigtem Stolze, mit freudiger Befriedigung auf seinen Werdegang zurückblicken. Es war eine schwere, harte Schule, in welcher nur durch andauernden Fleiß, gepaart mit Lust und Liebe, ein gutes Resultat zu erzielen ist.

Diejenigen Goldschmiedemeister, welche einen derartigen Lehrund Werdegang durchgemacht haben und ein Geschäft übernehmen oder gründen, besitzen in ihrer Arbeitskraft ein unschätzbares Kapital zur Sicherung ihrer Existenz. Ganz besonders im Mittelund Kleinbetrieb sind sie befähigt, durch musterhafte Arbeiten ihrer Werkstatt einen guten Ruf zu verschaffen und dadurch zur Hebung und Erweiterung ihres Geschäftes wesentlich beizutragen. Das schöne Kunsthandwerk der Goldschmiede hat noch einen goldenen Boden, nur muß es verstanden, muß es ausgeübt werden.

Diese Darlegung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll nur annähernd den Wert der Schulung zeigen, welche die Ausbildung zum tüchtigen Goldschmiedemeister voraussetzt, welche für den Betrieb der mittleren und kleineren Goldwarengeschäfte in erster Linie notwendig ist.

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Was berichten die Handelskammern über das Geschäft 1905?

1. Hanau. Das Geschäftsjahr 1905 brachte einen unverkennbaren Aufschwung. Es war ein hoher Beschäftigungsgrad zu konstatieren, verbunden mit einer nicht unwesentlichen Erhöhung der Löhne: Dieselbe wurde von den Fabrikanten freiwillig gewährt. Vom August ab folgten die Aufträge so rasch und mit so kurzen Lieferfristen, daß die Fabrikation kaum nachkommen konnte. Mangel an geschulten Arbeitern und Lehrlingen fühlbar, desgleichen der Übelstand der schleppenden Zahlungsweise und die Mißstände im Pfandleihwesen. Für die Fabrikation feiner Gold- und Juwelen waren blieb das Jahr anhaltend günstig, in Bijouterien mittelfeiner Art war der Geschäftsgang ein lebhafter, namentlich im Frühjahr und Herbst, und auch die Produktion kuranter Artikel hatte guten Absatz zu verzeichnen. Die Herstellung goldener Ketten hat Zunahme erfahren, der Absatz war auch im Ausland gut, nur macht sich in Österreich die starke Konkurrenz der dortigen Goldketten-Industrie mehr und mehr geltend. In der Silberwarenfabrikation hielt sich die Produktion annähernd auf der Höhe des Vorjahres. Im Großund Exporthandel mit Gold- und Silberwaren gestaltete sich der Absatz befriedigend. Eine Erhöhung der Verkaufspreise war allerdings nicht zu erzielen. Auch im Handel mit Edelsteinen war das Geschäftsjahr befriedigend. Die Diamantenschleiferei klagte über einen erheblichen Mangel an Arbeitern und Lehrlingen,

desgleichen die Edelsteinschleiferei. Die Fabrikation von Etuis für Bijouterien und Uhren erfreute sich lebhaften Geschäftsganges. Die Platin-Industrie hat sich, was den Absatz betrifft, in normalen Bahnen bewegt.

2. Breslau. Die Folgen des ungünstigen Sommers 1904 beeinflußten die Kaufkraft des Publikums im Bezirk. Erst die günstige Ernte 1905 belebte sie wieder und schaffte ein gutes Weihnachtsgeschäft. Auf dem Diamantenmarkt fand eine beispiellose Steigerung der Preise statt. Auch die Preise für Perlen zogen dauernd an. Im Übrigen teilte sich diese ungünstige Konjunktur auch weiterhin dem Gebiete der farbigen Edelsteine mit, was sich besonders bei Saphieren fühlbar machte. Als Material für Steinfassungen der Brillanten wurde vorherrschend Platin, „das weiße Gold", verwandt. Stark gekauft wurden die zart und vornehm wirkenden Anhänger und Broschen im Stile von Marie Antoinette, zierlich geschlungene Schleifen und Bänder, in Vebindung mit ebenso zarten Blatt-Festons und Kränzen. In Silberwaren wandte man sich dem Jugendstil ab und dem Empire zu. Liebhaber fanden auch die Silbergeräte in holländischem Geschmack, wie er in den ersten Jahrzehnten des verflossenen Jahrhunderts herrschte. Sie erinnern an die Prunkstücke aus dem urgroßmütterlichen Silberschatz. Was den Export anlangt, der im japanischen Krieg unvermindert fortbestand, so wurde er durch die inneren Wirren vollständig lahmgelegt.

Offener Sprechsaal.

Unter dieser Rubrik veröffentlichen wir Einsendungen von Abonnenten und Fachkollegen, die in sachlicher Weise auf Übelstände aufmerksam machen und zur Diskussion darüber auffordern. Wir bitten alle unsere Leser, von dieser Einrichtung recht häufig Gebrauch machen zu wollen, mit der Bemerkung, daß diese Einsendungen ohne unsere redaktionelle Verantwortung erscheinen.

Von einem Abonnenten aus Niederl. Ostindien erhalten wir

folgende Zuschrift über den „Rubin-Rekonstitue":

In der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" las ich einen Aufsatz von Herrn Fischer in Berlin über Rubin-Rekonstitue. Ich bin nämlich bereits seit längerer Zeit fleißiger Leser Ihrer beiden Zeitungen und durch Vermittlung einer hiesigen Buchhandlung Ihr Abonnent.

Öfters schon wollte ich die eine oder andere Frage, die in Ihrer Zeitung angeregt wird, beantworten, aber meine Artikel würden meistens zu spät bei Ihnen anlangen *).

Vor etwa 6 Monaten wurde in Paris ein Fabrikant von RubinRekonstitue hinter Schloß und Riegel gesetzt, weil er kleine echte Rubinchen auf einer rotierenden Scheibe erhitzte und aus der entstandenen Masse größere Rubinen verfertigte. Bisweilen ließ man die kleinen Steinchen auch in einem Gefäße schmelzen, was schließlich dasselbe ist. Ich erwähne dies nur, weil Herr Fischer von geschmolzener Tonerde spricht, Al, O, (übrigens die Formel für Korund Tonerde-Oxyd), was ein Irrtum ist. Früher hat wohl ein gewisser Herr Frémy Tonerde geschmolzen und mit Zusatz von Chrom für die Farbe ganz kleine Rubinkristalle gemacht, aber das ist doch nicht das, was man heutzutage unter RubinRekonstitue versteht.

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Nun zur Sache: Der eingangs erwähnte Pariser Fabrikant schickte schon seit Jahren diese vergrößerten Rubine ungeschliffen nach Rangun in Birma, woselbst ein sehr reger Handel von rohen Rubinen besteht, welche aus der Irawadigegend kommen. Diese Kunstrubinen wurden da mit den Natursteinen gemischt und als echt verkauft. So kam es, daß der Käufer schließlich durchgängig unter den jeweiligen Partien ungefähr Kunststeine und 1, echte in die Hände gespielt bekam, ohne daß er es merkte, schon deshalb, weil man den ungeschliffenen Kunststein sehr schwer vom ungeschliffenen Naturstein unterscheiden kann. Schließlich wurde es aber entdeckt, unglücklicherweise aber erst nach einer sehr langen Zeit, so daß jetzt eine Unmasse von RubinenRekonstitue, und zwar geschliffen, im Handel sind. Die Fälschung wurde von einem Rubinschleifer entdeckt, denn der „Kunstrubin" ist spröde und bricht sehr leicht. Das letztere ist mir auch

*) Der Bericht ist am 8. März aufgegeben und bei uns am 9. April angelangt.

wiederholt passiert. Im großen Ganzen ist aber doch gegenwärtig die Gefahr nicht mehr so groß, wie Herr Fischer meint, weil der Fachmann den Kunststein doch leicht vom echten unterscheider kann. Vielleicht trägt dieser Brief noch dazu das Seinige bei, um in weiteren Kreisen den Rubin-Rekonstitue unbeliebt zu machen. Bekannt ist übrigens, daß man auch unter Rubin-Rekonstitue bessere und schlechtere hat.

In Kürze gebe ich Ihnen jetzt die Eigenschaften des echten und des Kunststeines an, natürlich nur für Leser, die es vielleicht noch nicht wissen. Mein Wissen stützt sich auf ein über dreißig Jahre langes Studium von Schmucksteinen. Ich bin in aller Herren Länder und Minen herumgekommen, bin von Beruf Juwelier und im Besitze von allen möglichen Instrumenten zum Untersuchen der Steine. Natürlich habe ich auch eine dichroskopische Lupe (von Herrn Haidinger, Wien). Ich habe dieselbe überall eingeführt. Ich will trotzdem nicht sagen, daß ich vollkommen bin, denn das ist man ja nie! Stets gibt es Neues, denn die Chemiker und Physiker sind stets an der Arbeit, Neues zu schaffen.

Der Naturrubin nimmt die neunte Nummer der Härteskala ein. Er muß also den Topas ritzen, welcher die achte Nummer einnimmt. Rubin hat eine ziemlich starke Lichtbrechung, und zwar nach den meisten Richtungen bricht er das Licht doppelt, nur in der hexakonalen Achsenrichtung nicht. Er zeigt darum, weil er doppelte Lichtbrechung hat, den sogenannten Dichroismus, und zwar hell und dunkelrot, das letztere etwas violett, das Violett zeigt der rote Topas nicht. Rubin wird dick und dünn geschliffen, je nachdem er heller oder dunkler gefärbt ist, d. h. gut piementierte sind dunkler. Diese werden etwas dünner geschliffen, wie die helleren Steine. Rubin erster Qualität muß stets durchsichtig sein, ein feuriges (nicht zu dunkles) Rot haben, kurz, er muß ohne den geringsten Fehler sein. Ist das nicht der Fall, dann ist auch der echte Rubin eben nicht sehr hoch zu schätzen (also die Gefahr für Rubin-Rekonstitue wird schon weniger). Beim gutgefärbten Steine sieht man Dichroismus schon mit bloßem Auge. Aber jetzt kommt noch ein besonders wichtiges Merkmal. Der echte Rubin hat noch eine sehr vorzügliche Eigenschaft, welche kein einziger anderer roter Stein hat (roter Diamant ausgeschlossen), nämlich er behält seine feurige rote Farbe auch beim Kunstlicht (Kerzen- oder Lampenlicht). Alle übrigen

roten Steine bekommen beim Kunstlicht einen gräulich-schwärzlichen Schatten. Der rote Rubin ist des Abends sogar noch schöner als bei Tage, und diese gute Eigenschaft hat der RubinRekonstitue nicht. Bei Tage schon kann man eine Probe nehmen, wenn man einen echten Rubin und einen Rubin-Rekonstitue nebeneinander legt und ein brennendes Zündhölzchen darüber hält, dann wird man ganz deutlich sehen, daß der echte noch feuriger wird und daß der Rubin-Rekonstitue einen schwärzlichen Schein bekommt (sog. Schatten) und nicht so feurig aussieht wie der echte. Hat man sich darin gut geübt, dann wird man den Unterschied auch schon ohne Zündholzlicht bemerken. Ein geübtes Kennerauge wird dies sofort sehen. Auch mit der Dichrolupe kann man beweisen, daß man Rubin-Rekonstitue unter Händen hat, und zwar an den blauen Streifen, wie Herr Fischer bereits erwähnte. Diese Streifen zeigt der echte Rubin nie. Außerdem ist der Dichroismus bei den echten Rubinen nach jeder Richtung hin gleich, während die Rubin-Rekonstitue, die ich besitze, von oben nach unten und umgekehrt schönen, in der Querdurchsicht dagegen keinen, und schräg gesehen nur ganz schwachen Dichroismus zeigen. Die Bläschen sieht man im Mikroskope.

Die Ursache dieser hier aufgezählten Fehlerquellen ist darin zu suchen, daß eben der Rubin - Rekonstitue aus einer geschmolzenen Masse verfertigt wird und der Naturstein beim Entstehen viel dünnflüssiger war, weshalb natürlich die chemische atomielle Stoffverbindung des Kunststeins niemals so gut sein kann wie beim Naturstein. Übrigens sind physikalische Eigenschaften mit den optischen sehr verwandt. Kunststein hat kein solches

Molikülärnetz wie der echte. Daß dieses so ist, kommt daher, daß man bis jetzt noch keine Schmelztiegel hat, welche solche große Hitze ertragen können, so daß man die Rubinmasse nicht so dünnflüssig schmelzen kann, wie dies einstmals in der Natur geschah. War die Masse mehr oder weniger dünnflüssig, so erhielt man auch bessere oder schlechtere Sorten.

So lange dies noch zu den Unmöglichkeiten gehört, so lange ist noch stets ein großer Unterschied zwischen Natur- und Kunststein. Der Kunststein ist eben darum stets etwas trübe, spröde und niemals vollständig durchsichtig. Er ist sogar etwas leichter zu ritzen als der echte, auch dieses kommt von der fehlerhaften Verbindung. So lange man also keine dünnflüssigere Rubinmasse schmelzen kann, ist die Gefahr des Nachahmens von Rubinen für den Handel so groß nicht, es wird auch noch gute Wege haben, bis man es mit der Fabrikation von Kunststeinen weiterbringt. Es sind wohl eine große Masse Kunstrubine im Handel, man halte sich aber nur an die hier angegebenen Fehler, dann wird man mit kleiner Mühe sich vor Schaden schützen.

So, Herr Diebener, wollen Sie nun Obiges in besserem Deutsch in Ihre Zeitung setzen? Es ist mir weil ich schon so lange (20 Jahre) im Ausland bin und weil ich zumal wenig schreibe nicht möglich, einen kunstgerechten Aufsatz zu schreiben. Mit freundlichem Gruß

hochachtungsvoll Jul. Strutt,

techn. adviseur van den Gouvernements Pandhuisdienst.

Kleine Mitteilungen.

In der Silberwarenfabrik von Franz Bahner in Düsseldorf haben 38 Besteckarbeiter die Kündigung eingereicht. Dieselben haben, ohne irgend einen Grund anzugeben, oder irgend eine Forderung zu stellen, gekündigt und sind vergangenen Dienstag ausgetreten. Wie wir hören, weil 2 Arbeiter, die dem Metallarbeiterverbande angehören, aus triftigen Gründen entlassen worden sind. Die Leute haben einen Verdienst bis zu 7 Mk. pro Tag gehabt, sind gut behandelt worden und bezeichnet jeder Unparteiische, dieses Vorgehen als unerhörten Frevelmut. Die Herren belageren nun mit ihren Freunden die Wege zur Fabrik und suchen auf alle mögliche Weise die treuen und neuen Leute abzuhalten, wie die richtigen Wegelagerer. Dies ist eine Schmach für die gesamten deutsehen Goldund Silberarbeiter.

Der Dienst für die Punzierung der Edelmetalle in Rumänien wurde in der Generaldirektion der Zölle im Finanzministerium installiert. Alle für die Punzierung bestimmten Gold- und Silbergegenstände werden in dieses Amt geschickt werden. Zum Chef des Punzierungsamtes wurde der Ingenieur Jon Balbaren ernannt, als Chemiker-Verifikatoren fungieren die Herren T. Apostoliu, Radu Negru, N. Jrescu, M. Stoiceanu, Ropala und Valeanu. Im kurzen werden die Punzierungsämter auch bei den Zollämtern in Jassy und Craiova errichtet werden.

Ausstellung. Der Industrie-Verein in Tondern (SchleswigHolstein) beabsichtigt zum Herbst ds. Js. hier eine IndustrieAusstellung zu veranstalten.

Ausstellung. Die einer Tageszeitung entnommene Notiz der Ausstellung von Schülerarbeiten der Fachschule der Juwelier-, Gold- und Silberschmiede-Innung zu Berlin ist dahin zu ergänzen, daß der mit den 1. Preis ausgezeichnete Anhänger von Herrn Hans Gruhl, Berlin stammt.

Der für das 97. Inf.-Reg. in Saarburg als Geschenk angefertigte Schellenbaum enstammt der Instrumenten - Fabrik Max Enders in Mainz. Die Silberarbeiten wurden in Hanau angefertigt.

Personalien und Geschäftsnachrichten. Auszeichnung. Die Goldschmiede-Innung zu Graudenz hat Herrn Juwelier Rosalowsky, der sein 50jähriges Meisterjubiläum begehen konnte, zu ihrem Ehrenmeister ernannt.

Jubiläen. Die Firma G. W. Voeltzkow jr. (Inh. F. Voeltzkow), Metallwaren-Fabrik, Berlin, Sebastianstr. 76_hat am 19. ds. Mts. ihr 50jähriges Jubiläum mit dem ganzen Personal in Grünau (Restaurant Stein) feierlich begangen. Die bestbekannte Firma Hofjuwelier M. Kersth, Prag, Obstgasse, welche in London, Paris, Wien, Karlsbad und Manchester Niederlassungen hat, feierte

die 40jährige Wiederkehr des Tages der Eröffnung ihrer hiesigen Zentrale. Aus diesem Anlaß widmeten die jetzigen Inhaber, die in der Prager Gesellschaft beliebten Brüder Munory, dem Personale eine größere Geldspende und außerdem den drei ältesten Mitarbeitern, die schon durch mehrere Dezennien der Firma treue Dienste leisten, Ehrengeschenke.

Firmen - Aenderung. In die Firma Hugo Wallmann, Bijouterieund Ringfabrik in Köln a. R., Waisenhausgasse 11, ist Herr Joseph Sorg als Teilhaber aufgenommen worden. Die Firma wurde demzufolge in Wallmann & Sorg umgeändert.

Firmen-Eintragung. Zu der Firma Jacob Hirschheimer, Edelsteinhandlung in Pforzheim, wurde eingetragen: Der Kaufmann Jacob Hirschheimer Ehefrau, Sofie geb. Harburger, ist Prokura erteilt.

Geschäfts-Eröffnungen. Herr August Schreiner, Juwelier und Goldschmied, hat das im Konkurs befundene, seit 40 Jahren bestehende Teuffelsche Geschäft in Amberg käuflich erworben und bereits wieder eröffnet. — In Freiburg i. Br. eröffnete Herr Eugen Heinkele in den Räumen der früheren Firma Nopper & Co., Kaiserstr. 18 ein Bijouterie-, Gold- und Silberwaren-Geschäft. Herr Edmund Waibel, Juwelier und Goldschmied eröffnete in Lahr (Baden) ein Uhren-, Gold- und Silberwaren-Geschäft. Filialen bestehen bereits in Badenweiler und St. Blasien.

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Geschäfts- Verlegungen. Die Bijouterie-Fabrik Emil Hettler, Pforzheim verlegte am 23. ds. Mts. ihre Geschäftslokalitäten nach Bleichstr. 37. Herr August Metzger, Goldwaren und Uhren, Saarbrücken verlegte sein Geschäft nach Eisenbahnstr. 46. Infolge weiterer Ausdehnung des Geschäftes hat sich die Firma Fr. Curtze & Co., Fabrik feinster Lederwaren in Stuttgart entchlossen, Herrn Kaufmann Rudolf Wester als aktiven Teilhaber aufzunehmen. Das Geschäft wird in die größeren Räume, Alleestraße 28 verlegt und bleibt der Wortlaut der Firma unverändert.

Verschiedenes. Die Firma F. W. Quist, Metallwaren-Fabrik, Eßlingen (Württemberg) hat für die Ausstellung auf der Leipziger Messe schöne Ausstellungsräume am Neumarkt 291. gemietet.

Büchertisch.

Die moderne Gravierkunst, Geschichte und Technik des Gravierens, dargestellt von C. J. Stahl (A. Hartlebens Verlag, Wien und Leipzig). Eine sehr fleißige und gewissenhafte Arbeit, bei welcher der Verfasser ersichtlich aufs Ausgiebigste von Fachleuten beraten wurde. Die Kapitel über die Werkzeuge, über das Erlernen der Graviertechnik, über Schriftgravierung, Aetzen und dergl. sind besonders instruktiv gehalten. Nicht ganz einwandfrei ist die Behandlung der kunsthistorischen und kunstgewerblichen Partien. Hier, wo der praktisch tätige Fachmann wenig oder gar keine Auskunft zu geben

vermag, ist eine etwas unklare Weitschweifigkeit nicht immer vermieden worden. Freilich sind hier auch besonders viel Fragen noch zu lösen, deren klare Beantwortung und allgemeinverständliche Formulierung ungemein große Schwierigkeiten bietet. Sonst aber wird es wenige den Graveur interessierende Fragen geben, auf welche das stattliche Bändchen (ca. 270 Seiten) mit seinen zahlreichen Abbildungen nicht erschöpfende Auskunft gäbe. Das Werk kann zu dem Preise von Mk. 5.- durch die Deutsche Goldschmiede-Zeitung bezogen werden. R. R.

Amerikanische Patente.

Nr. 815899. Zugarmband. Anthony H. Bliß, North Ottleboro, Mass. In nachstehender Zeichnung ist ein praktisches und sehr bewegliches Zugarmband veranschaulicht. Die Glieder a sind mit den Stiften B verbunden, welche in den Löchern gleitbar angebracht sind. Die Feder c, welche bei b an den Stiften festgenietet ist, gibt dem Armband den Zusammenschluß und die Spannung, indem die Bogen der Feder gegen das Glied drücken und federn. (Abbildung 1.)

Nr. 37848. Autoring. Georg E. Burns, Central Falls, R. J. N. Amerika. (Abbildung 3.)

Endlagen erfolgt. Zu diesem Zwecke sind zwischen den beiden Klappen verschiebbare Zwischenstücke angeordnet, die mit den Klappen oder Flügeln auf eine an sich bekannte Weise mittels Kerben und Nasen verbunden sind. Die Zeichnung zeigt einen Klappknopf gemäß der Erfindung, und zwar in Fig. 1 in Ansicht und teilweise im Schnitt, in Fig. 2 im Schnitt längs A-A der Fig. 1. Die Fig. 3 und 4 veranschaulichen die beiden Klappen in der Ansicht bezw. im Schnitt. In entsprechenden Ausnehmungen eines auf einer Knopfplatte 1 angeordneten Sockels 2 sind zwei Lagerteile 3, 4 für den Drehzapfen 8 der beiden Klappen 6, 7 geführt und mittels eines Schraubbolzens 5 befestigt. Zwischen den Lagerteilen 3, 4, welche an beiden Stirnflächen mit zwei senkrecht zueinander angeordneten Einkerbungen 10 versehen sind, ist die zweite Klappe 6 mit ihrem Fortsatz 9 (Fig. 1 und 3) durch den Drehbolzen 8 festgehalten und greift die an beiden Seiten des Fort

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Nr. 813787. Haarnadel. Llewellyn H. Flory in Ashley, Pa. Amerika. Haarnadel, deren Kopf mehrere Male zu Federn gerollt. Die Enden sind nach außen gebogen, um sich so im Haar festzuhalten. (Abbildung 5.)

Nr. 24926. Haarspange. F. M. Storey, Caton bei Lancaster. Haarspange zum Halten der Haare und Locken. Dieselbe besteht aus zwei Teilen b und c, die in a federn; das freie Ende g und n ist mit einem Schnapper oder Haken versehen, worein die Spange einschnappt, Fig. 1, oder einhakt, Fig. 2. (Abbildung 2.)

Nr. 24813. Hutnadel. C. F. Couzens and A. Brown in Cardiff, Glamorganshire. Hutnadel, ein- oder zweiteilig, hält durch eine Einziehung am Hute fest. Die Einziehung federt in die Oese E, Fig. 3, welch letztere bei U am Hut angenäht ist. Die Nadel ist gefällig nach der Kopfform geschwungen und bei C, Fig. 1 und 2, scharf zurückgebogen, um an die Hutkrempe anzuschließen. (Abbildung 4.)

Patente und Gebrauchsmuster für die Werkstatt.
Mitgeteilt von Patentanwalt Karl Wessel,
Berlin SW. 61, Gitschiner Straße 94 a.

44a. 166911. Firma Josef Lechner in Wien: Klappknopf mit zwei ineinanderliegenden Klappen. Die Erfindung betrifft einen Klappknopf mit zwei im geöffneten Zustande in einer Ebene liegenden Klappen für Manschetten oder dgl. Das Neue an demselben besteht darin, daß nur die äußere der beiden Klappen als federnder Bügel ausgestattet ist und durch diese gleichzeitig auch die Feststellung der inneren Klappe in den entsprechenden

satzes 9 angeordnete Nase bezw. Erhöhung 11 in die Ausnehmungen der Lagerteile 3, 4. In die an den Außenseiten der Lagerteile befindlichen Einkerbungen greift die ebenfalls durch den Drehzapfen 8 festgehaltene federnde Klappe 7 mit ihren Querschnittskanten oder Nasen ein. Mit dem einen Schenkel dieser Klappe ist der Drehzapfen 8 fest verbunden (verschraubt), während er in die Bohrung des zweiten Schenkels lose eingreift. Durch die federnde Wirkung der Klappe 7 werden auf diese Weise nicht nur ihre beiden Enden gegeneinander gepreßt, sondern auch die Lagerteile 3, 4 gegen den Fortsatz 9 der Klappe 6 gedrückt. Legt man nun beispielsweise die Klappe 6 um 90° um, so werden die Lagerteile 3, 4 und somit die Schenkel der Klappe 7 unter Ueberwindung der Federwirkung derselben auseinander gedrückt, bis die Erhöhung 11 in die anderen Einkerbungen der Teile 3, 4 einschnappen. Wird die Klappe 7 verdreht, so gleitet sie aus den wagerechten Einkerbungen der Lagerteile 3, 4 heraus und schnappt nach Verdrehung um 90° in die lotrechten Ausnehmungen wieder ein. Da die Klappen nach beiden Seiten umgelegt werden können, so können sie in drei Lagen festgestellt werden, wobei die Feststellung beider Klappen nur durch die federnde, bügelartige Klappe 7 erfolgt. Hierdurch wird nicht nur die Herstellung des Klappknopfes vereinfacht, sondern auch die Sicherheit seiner Wirkung bedeutend erhöht. - Patent-Anspruch: Klappknopf mit zwei ineinanderliegenden Klappen für Manschetten und dgl., dadurch gekennzeichnet, daß die äußere federnde Klappe (7) mittels verschiebbar gelagerter Zwischenstücke (3, 4) die zweite innere Klappe (6) und auch sich selbst durch an sich bekannte Kerben und Nasen in bestimmten Lagen feststellt.

Bekanntmachungen des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede.

Protokoll der Vorstandssitzung

des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
am Montag, den 9. April 1906, abends 6 Uhr

in der Geschäftsstelle, Oranienstr. 143.

Entschuldigt fehlen die Herren Telge und Walter.

Eingegangen ist ein Schreiben vom Verband der Silberwarenfabrikanten Deutschlands, worin um 30 Doppelexemplare der Verträge für Silberbesteckkonventionen für die 3 Bezirke Rheinpfalz, Cassel und Halle ersucht wird. Es wird beschlossen, für diese 3 Bezirke Verträge drucken zu lassen und schnellstens einzureichen. Zur Aufnahme in den Verband hat sich gemeldet Herr A. H. Dunzelt, Juwelier, Zwickau, Burgstraße 11. Die Aufnahme desselben wird beschlossen.

Herr Fischer teilt mit, daß in der Versammlung am 9. März, welche vom Fachverband für die wirtschaftlichen Interessen des Kunstgewerbes einberufen war, in welcher über die Schädigung der Kunstgewerbetreibenden durch die Lehrwerkstätten an den Kunstgewerbeschulen beraten werden sollte, sich auch Herr Mittelsdorf von der Kunstgewerbeschule in Altona ungeladen eingefunden hatte. Herr Fischer fährt fort:

„Derselbe nahm das Wort und suchte mit offensichtlicher Absicht die Beschwerden, die geführt waren, zu entkräften. Alles das, was er vorführte, schien aber so unwahrscheinlich, daß ich mich nicht enthalten konnte, in den schärfsten Worten diese Behauptung zurückzuweisen. Ich habe dem Herrn selbstverständlich volle Genugtuung zugesagt, bin aber nicht in der Lage, diese zu geben, denn es hat sich, wie vorauszusehen, herausgestellt, daß die Behauptungen nicht den Tatsachen entsprechen.

Der Herr Direktor Mittelsdorf erklärte im Eingang seiner Rede, daß derartige Schäden, wie sie hier besprochen seien, an der Altonaer Kunstgewerbeschule nicht bestehen. Nach dem Bericht, der mir geworden ist, so unglaublich es erscheint, soll im vorigen Jahr für die Schlachter-Innung in Altona ein silberner Pokal in der Kunstgewerbeschule angefertigt worden sein.

Herr Mittelsdorf hat weiter behauptet, daß vor 23 Jahren die Ziselierklasse in Hanau nur von 2 Schülern besucht worden sei; fest steht, daß, wie die Direktion der Königlichen ZeichenAkademie mitteilt, 18 Schüler im Jahre 1883 die Žiselierklasse besucht haben.

Ferner hat Herr Direktor Mittelsdorf behauptet, die Juweliere in Altona hätten ihn ersucht, eine Fachschule für das Goldschmiedegewerbe zu begründen. Ich habe infolgedessen an sämtliche Juweliere in Altona, welche dem Verbande angehören, geschrieben und habe von 10 Anfragen 9 Antworten erhalten, wonach keinem etwas von einem derartigen Verlangen bekannt ist.

Jedenfalls hat die Versammlung das gezeitigt, daß neue Unterlagen bei dem Fachverband eingefordert sind, und wird es nun an den beteiligten Kreisen liegen, die Beschwerden zur Kenntnis des Vorstandes zu bringen und zwar solche Schädigungen, die nach dem 15. Dezember 1904 aufgetaucht sind."

Es wird vom Vorsitzenden ein an die dem Verbande angeschlossenen Vereine und Innungen zur Versendung vorgesehenes Rundschreiben in Angelegenheit „Konkurrenz der Lehrer usw. an Kunstgewerbeschulen usw." verlesen und die Versendung beschlossen. Die Rede des Herrn Fischer über diese Materie im Fachverband am 9. März 1906 gelangt in den Fachzeitungen zum Abdruck.

Der Vorsitzende teilt mit, daß er sich über das von der Handwerkskammer ausgestellte Gutachten in der Frage „Uhrmacher, die sich Goldarbeiter nennen, weil sie einige Reparaturen ausführen können“, in einer Versammlung kürzlich dahin geäußert habe, daß das Gutachten der erforderlichen Klarheit entbehre und den großen Mangel besitze, daß alle Erkenntnisse, welche sich gegen uns richten, zusammengesetzt sind und hauptsächlich in dem Gutachten berücksichtigt wurden, wohingegen der vorzügliche Artikel des Obermeisters der Dresdener Goldschmiede - Innung „Wer darf sich Goldschmied nennen", ebenso die vortreffliche Begründung eines Richters in Hainichen und schließlich der Beschluß der Vorstände der Uhrmacherverbände und des Verbandes Deutscher Juweliere, die doch die Interessen ihrer Mitglieder zu wahren haben, unberücksichtigt geblieben sind.

Für dieses Vorgehen ist ihm in der Vollversammlung der Handwerkskammer im Geschäftsbericht der Vorwurf gemacht, daß, wer behaupte, daß ein Gutachten anders zustande komme, als daß man Sachverständige vernehme, davon nichts verstehe.

Er habe in der betreffenden Versammlung über die Notwendigkeit gesprochen, daß Gutachten stets mit dem Vorstand der Handwerkskammer zu beraten sind.

Herr Menzel teilt mit, daß er von Herrn Dr. Roehl gelegentlich seiner Anwesenheit auf der Handwerkskammer darauf aufmerksam gemacht worden ist, daß das vorliegende Gutachten der Handwerkskammer vom juristischen Standpunkt aus erteilt sei und daß dasselbe vom Standpunkt der Handwerkskammer als solche anders gelautet haben würde.

Es wird bei der Wichtigkeit der Frage daraufhin beschlossen, noch ein Gutachten der Handwerkskammer zu erbitten.

Im Anschluß hieran verliest Herr Fischer sein Schreiben an die Handwerkskammer vom 28. März d. J. und erklärt sich der Vorstand hiermit solidarisch.

Es kommt die Frage zur Erörterung, wie sich die Geschäftsstelle bei Auszeichnungen, z. B. die Ernennung zu Hofjuwelieren und bei Todesfällen, zu verhalten hat.

Bei Todesfällen, die dem Verbandsvorstand angezeigt sind, ist stets ein Kondolenzschreiben den Leidtragenden übersandt.

Der Vorstand beschließt, wenn Auszeichnungen, Geschäftsfeiern usw. rechtzeitig zu seiner Kenntnis gelangen, den Betreffenden Glückwünsche zugehen zu lassen.

Herr Fischer teilt mit, daß er die Anschlußklage gegen die Bera-Compagnie in Leipzig, welche in München in der Ausschußsitzung beschlossen wurde, zurückgezogen habe und zwar aus dem Grunde, weil damals der Rechtsanwalt nur deshalb die Anschlußklage wünschte, um die Akten einsehen zu können wegen des Prozesses, wonach das Wort „Diamant“ und „Brillant" nicht in Beziehung zu Glassteinen gebracht werden darf. Bei Abweisung dieser Klage fiel das Interesse weg und können wir heute dennoch berichten, daß die Bera-Gesellschaft mit 1200 Mk. bestraft worden ist.

Eingegangen ist von dem Verein zur Unterstützung der Witwen und Waisen der Juweliere, Gold- und Siberschmiede in Wien das Statut. Da diese Materie erst heute eingegangen ist, übernimmt Herr Menzel vorerst die Durchprüfung des Materials und wird darüber berichten.

Es kommt eine Reklame der Bera-Compagnie Argentinia in München zur Besprechung, durch welche Sachverständige herausgefordert werden, die 30 echten Diamanten, welche im Schaufenster ausliegen, herauszufinden. Ein Juwelier aus Württemberg hat diese echten Diamanten herausgefunden. Von der Geschäftsstelle ist der Herr gebeten, die betreffenden Sachen einzusenden, und kommen diese zur Besichtigung. Es wird festgestellt, daß es sich um ganz geringwertige und ganz kleine Rosen handelt. Es wird im Anschluß beschlossen, dem Münchener Verein mitzuteilen, daß es sich hier um eine ganz plumpe Schwindelreklame handelt.

Eine diesen und ähnlichen Reklameunfug betreffende Bekanntmachung soll in den Verbandsorganen veröffentlicht und im Abdruck den angeschlossenen Vereinen zugesandt werden.

Bei der Angelegenheit des Juweliers, welcher sich bei einem Geschäftskauf hat übervorteilen lassen, kommt der Vorstand nach sorgfältiger Prüfung zu dem Ergebnis, daß dem Herrn nach Lage der Sache absolut nicht zu helfen ist. Nur kann geraten werden, daß dieser ganze Geschäftsverkauf, das Drum und Dran, der Staatsanwaltschaft angezeigt werden solle. Kostentragung wird abgelehnt.

Von dem Vertrauensmann, Herrn Wilhelm Brehm in Eisenach, ist ein Schreiben eingegangen, worin sich die Herren Mitglieder bereit erklären, an den Vorbereitungen für den Verbandstag mitzuhelfen. Da aber im August meist verschiedene Versammlungen in Eisenach abgehalten werden, hält es unser Vertrauensmann für wünschenswert, daß die Tage recht bald festgesetzt werden.

Von dem Vorsitzenden des Verbandes der Grossisten des Edelmetallgewerbes, Herrn Baumert, ist ein gleicher Vorschlag persönlich gemacht, den Verbandstag so zu legen, daß die Herren auf der Hinreise zu ihrem Verbandstag, welcher in Pforzheim abgehalten wird, den Verbandstag der Juweliere besuchen können, oder aber auf der Rückreise.

Der Vorstand einigt sich dahin, schon in aller Kürze die Tage festzusetzen und soll dem Ausschuß Sonnabend, der 4., Sonntag, der 5. und Montag, der 6. August vorgeschlagen werden, um die Zustimmung auf schriftlichem Wege schnellstens einzuholen.

Ferner wird mitgeteilt, daß die Verträge mit dem Vorsitzenden und der bereits besprochenen Versicherungs-Gesellschaft bezüglich Einbruch fertig unterschrieben vorliegen. Es kommt ein Reklameschriftsatz für die Versicherungs-Gesellschaft zur Besprechung. Der Druck und die Zusendung desselben mit Anlagen an die Mitglieder des Verbandes wird beschlossen.

Zur Vorlage kommt noch ein Plakat, durch welches alles das, was durch den Verband bezogen und vermittelt werden kann, aufgeführt und das jedem einzelnen Mitglied zugesandt werden soll; es betrifft ganz besonders das Versicherungswesen.

Der Vorstand erklärt sich damit einverstanden.
Schluß der Sitzung 9 Uhr 5 Minuten.

Fischer. Rudolf Menzel. Schmidt. Oscar Müller.

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