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Vorderseite in vergoldetem Metall das Monogramm des Jubilars mit Lorbeerzweig und der Rückseite die Zahl 70 mit Kleeblattzweig angebracht ist.

Die Kunstgewerbeschule in Berlin hat z. Zt. im Lichthofe des Kunstgewerbe-Museums eine Ausstellung von Schülerarbeiten veranstaltet. Vertreten sind unter anderem hauptsächlich auch Modelle für Ziergeräte und -gefässe, Ciselier- und Treibarbeiten. In letztgenannter Gruppe finden wir besonders schöne Stücke in der Klasse des Herrn Lehrer Rohloff, als ein grosser Wandteller, in der Mitte ein schwimmender Meergott, sein Netz mit Fischen im Wasser nachziehend. Der Rand ist von einem Gewinde aus Meerespflanzen umzogen. Eine Wanduhr, deren Zifferblatt eine Mohnumrankung in sehr naturgetreuer und feiner Auffassung bietet, ist in Kupfer getrieben. Des ferneren fällt auf: eine äusserst sauber und schön ausgeführte Frauenfigur, die, auf einer Kugel stehend, in ihren beiden emporgestreckten Armen einen runden Spiegel emporhält. Unter Leitung des gleichen Herrn und des Herrn Prof. Behrendt sind zwei in Guss ausgeführte und nachziselierte Kandelaber vertreten neben einer grossen Jardinière. Unter der Leitung des Herrn Lehrer Manzel ausgeführt, finden wir als hervorragendste Stücke zwei Modelle, eine Figur als Beleuchtungskörper gedacht, von der die Idee sowohl, als auch Ausführung vorzüglich genannt werden muss. Eine weibliche IdealGestalt, das Haar in Zöpfen geflochten, steht vor uns, etwas nach vorn gebeugt, und hält mit der Rechten einen Strohhalm im Mund, an dessen Ende eine Seifenblase als Glühbirne erscheint. teller: im Mittelfelde unter einem vollbehangenen Apfelbaum zwei weibliche Figuren, von denen die eine die Früchte vom Baume pflückt, die sie der anderen ühergiebt, ist eine ebenso fein empfundene, als gut ausgeführte Arbeit. Der Rand ist durch einen Obstzweig, der sich an vier Stellen nach aussen windet, in sehr hübscher Weise geziert. Als sehr gelungen müssen wir auch eine Jardinière bezeichnen, deren runder Unterbau nach oben in drei ziemlich lang gezogene Spitzen ausläuft. Auf diesen sitzen in anmutiger Stellung je eine Frauenfigur, welche mit dem Rücken noch angelehnt mit halb hochgestreckten Armen den nach oben das Gefäss abschliessenden Rand halten.

Ein Obst

Die Arbeiten zeigen durchweg eine gute Schulung. Die Zahl der verkauften Gegenstände liefert den Beweis, dass moderne, künstlerisch durchgeführte und nicht ausartende Sachen gerne vom Publikum gekauft werden. Wir wünschen, dass die Arbeiten, die auf der Pariser Ausstellung Zeugnis der Leistungsfähigkeit der deutschen Kunst und der Tüchtigkeit ihrer Vertreter ablegen sollen, dieselbe Anerkennung finden, die sie bei uns gefunden. Eddy.

Herrn Hof-Goldschmied Hugo Schaper in Berlin ist vom Magistrat die Erlaubnis erteilt worden, die von ihm angefertigte grosse MagistratsSitzungsglocke auf der Weltausstellung in Paris unter seinen übrigen kunstgewerblichen Erzeugnissen vom 1. Mai d. J. ab auszustellen. Die Glocke ist im Jahre 1896 gefertigt und mit dem Stadtwappen verziert. Auf dem Bauch der Glocke steht eingraviert: „Kannst Du Maass Nicht Halten, Werde Meines Amts Ich Walten" und das bekannte Hammerzeichen der Gewerbeausstellung von 1896. Die Glocke steht auf einem silbernen, mit schönem Emailleschmuck versehenen Untersatz, der ein Mauerwerk darstellt, aus welchem in der Mitte sich ein Turm erhebt. Auf den Zinnen dieses Donjons ruht die Glocke, wenn sie nicht benutzt wird.

Das Kaiserin Augusta-Regiment in Berlin hat in Silber eine verkleinerte Nachbildung des von Prof. Moest in Karlsruhe stammenden Denkmals der verewigten Kaiserin Augusta in Koblenz der Grossherzogin von Baden gewidmet, Das kleine Kunstwerk war kurze Zeit im Grossh. Kunstgewerbemuseum in Karlsruhe ausgestellt und erregte allgemeine Bewunderung.

Herr H. Götz, Direktor der Grossh. Kunstgewerbeschule in Karlsruhe hat in diesem Monat zwei Entwürfe für Ehrengeschenke an Offizierkorps gefertigt, die nun ausgeführt und trefflich gelungen sind. Das eine, die Gabe für das Pionier-Bataillon, gestiftet von den Herren Reserve-Offizieren, stellt einen Tafelaufsatz mit verschiedenen Pionier-Emblemen dar. Das andere Geschenk, für das ArtillerieRegiment No. 14 bestimmt, besteht aus 1 Paar grossen und 1 Paar kleinen silbernen Armleuchtern.

Der Silberschmiedekunst in Kiel gereicht das Geschenk der Deutschen Marine an den ehemaligen kommandierenden Admiral von Knorr zu aller Ehre. Es besteht in einer silbernen Nachbildung des „Meteor", den der damalige Kapitainlieutenant Knorr im Jahre 1870 im Gefecht mit dem französischen Kreuzer Bonvet" bei Havauna kommandierte. Die Rohre der 3 Geschütze, mit denen das Kanonenboot bewaffnet war, sind beweglich gehalten.

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Die Goldproduktion Russlands. In den 80er Jahren, schreibt man den „Berl. N. N." aus Petersburg, nahm Russland in der Goldproduktion der Erde die dritte Stelle ein, jetzt ist es erst an vierter Stelle zu nennen. Während 1888 noch 20,4 Proz. der Goldproduktion der Erde auf Russland kamen, betrug 1897 die Goldgewinnung Russlands nur noch 10,7 Proz. der Goldproduktion der Erde. Von 1871 bis 1880 war die Goldgewinnung in einem steten Steigen begriffen

und erreichte 1888 2,318 Pud. Dann fiel sie in den folgenden Jahren und betrug 1885 nur 2,015/ Pud. Es folgte wiederum ein Aufschwung und 1890 betrug die Goldgewinnung sogar 2,406 Pud; 1893 erreichte sie das Maximum von 2,739 Pud, worauf in den folgenden Jahren wiederum ein Umschwung eintrat. 1896 fällt die Gewinnung auf 2,271, Pud, erreicht 1897 2,332 Pud und das Jahr 1898 bringt nur ein geringes Plus. Den amtlichen Angaben zufolge sind es 2345 Pud 19 Pfund. Für diesen Niedergang werden von den Goldindustriellen verschiedene Gründe angegeben: die hohen Steuern, der teure Transport, der durch die schlechten Wege in Sibirien besonders erschwert wird, die technische Unbildung der Leiter der Goldwäschereien und die höchst primitive Art der Gewinnung des Edelmetalls, die hohen Preise der Lebensmittel in den abgelegenen Gegenden Sibiriens, wo die meisten Goldwäschereien sich befinden, die hohen Arbeitslöhne, der Mangel an Betriebskapitalien u. s. w. Alle diese Gründe wirken natürlich nicht in allen Teilen des Ural und Sibiriens zusammen, um den Niedergang der Goldgewinnung herbeizuführen. So hindern in Transbaikalien hauptsächlich die hohen Arbeitslöhne die Entwickelung der Goldindustrie, im Amurgebiet sind die Goldgruben erschöpft und neue Goldfelder noch nicht entdeckt. Alle diese Gründe treffen aber, der eine hier, der andere da zu. Die augenblicklich sehr hohen Arbeitslöhne in Sibirien sind durch den Bau der sibirischen Eisenbahn hervorgerufen und je weiter der Bau dieser Bahn nach Osten vorrückt, um so mehr verändern sich die Verhältnisse; in den östlichen Gebieteu steigen die Arbeitslöhne, in Westsibirien, wo die Bahn bereits vollendet ist, sinken sie allmählich auf das frühere Niveau hinab. Die hohen Steuern, welche die Regierung erhebt, werden übrigens wohl bald wegfallen, da kürzlich eine Kommission ernannt worden ist, die über die Abschaffung der Steuern und die Ausdehnung der Gewerbesteuer auf die Goldindustrie wie die gesamte Montanindustrie berät.

Ueber die Verhältnisse der Pforzheimer Industrie im vergangenen Jahre äussert sich ein Wiener Fachblatt und schildert dieselben in nicht gerade rosigstem Lichte. Wohl ist es insofern das günstigste bis jetzt gewesen, als die Höhe der in diesem Jahre fertiggestellten Waren von keinem vorausgegangenen erreicht wurde und in fast allen Geschäften sind nicht nur 60 Stunden in der Woche und mehr gearbeitet worden, sondern auch die Löhne der Arbeiter sind in die Höhe gegangen, aber die Freude der Arbeitgeber ist keine grosse und nicht ungetrübt ist solche beim Rückblick auf das vergangene Jahr. Durch die hohen Arbeitslöhne, die erhöhten Preise für Steine, Perlen u. s. w. ohne jedoch für den betreffenden Artikel einen besseren Preis zu erzielen, hat sich schon mancher Fabrikant die Frage vorgelegt, ob er nicht diesen oder jenen unrentabel gewordenen Artikel ganz aus der Fabrikation ausschliessen soll. Die Kreditverhältnisse haben sich eher verschlimmert, wozu auch der allenthalben höher gewordene Zinsfuss seinen Teil beigetragen hat, die Zahl der Moratorien und Insolvenzen hat gegen das Vorjahr nicht nachgelassen und Neuetablierungen verschärfen die Konkurrenz. Das Blatt meint zum Schlusse, dass die Erkenntnis bitter not thue, dass auf dem bisher eingeschlagenen Wege nicht weiter geschritten werden dürfe und könne der Kampf ums Dasein nur bestanden werden, wenn die einzelnen Erwerbsgruppen sich eng zusammenschliessen, ihre wirtschaftlichen Existenzbedingungen klar erkennen und darnach handeln bestrebt sind. Pforzh. Anz.

zu

Patenttaxen der Handlungsreisenden. Veranlasst durch die ungleiche Gerichtspraxis in den verschiedenen Kantonen und mit Rücksicht darauf, dass die Mitteilung der Urteile bisher nur sehr unvollständig erfolgte, hat der Bundesrat verfügt, dass in Zukunft alle Urteile und Entscheidungen der Kantonsbehörden in Sachen der Patenttaxen der Handelsreisenden dem eidgenössischen Handelsdepartement sofort nach ihrem Erlasse eingereicht werden sollen. Diese Verfügung stützt sich auf Art. 155 des Gesetzes über die Organisation der Bundesrechtspflege und bezweckt, die Ergreifung der Kassationsbeschwerde zu ermöglichen, wenn Divergenzen von grundsätzlicher Bedeutung zu Tage treten.

Im Dienste der am Witwatersrand gelegenen Minen in Transvaal waren 1898, wie wir einem diesbezüglichen Berichte entnehmen, 1593 Dampfkessel, 294 Betriebsmaschinen, 407 Fördermaschinen, 133 Luftkompressen und 222 Pumpen im Betriebe. Neben diesen Pumpen sind noch eine ganze Anzahl von kolossalen Schöpfrädern im Gange, welche die sogenannten Tailings von den Pochwerken zu den Hütten fahren, in welchen das in den Tailings noch befindliche Gold mittelst des Cyanidprozesses gewonnen wird. Nachdem das Gestein in Brechwerken zerkleinert und in Pochwerken unter Zusatz von Wasser zermahlen ist, wird das mit dem zermahlenen Produkt gemischte Wasser über kupferne Platten geleitet, die mit einer Quecksilberschicht amalgamiert sind. Das Quecksilber zieht einen grossen Teil des Goldes aus dem Brei heraus, während die sandige Flüssigkeit, welche an den Kupferplatten abgelaufen ist, mittelst des Cyanidprozesses noch ihres letzten Goldgehaltes entledigt wird. Im Jahre 1887 wurde Gold im Werte von 1620 000 Mk. gewonnen, 1897 bereits für 210 000 000, 1998 betrug der Wert des gewonnenen Goldes über 300 000 000 Mark.

Südafrikanische Goldgruben. In den beteiligten Kreisen wird der vom Kap kommenden Nachricht, dass die englische Regierung keine Geldstrafen, Verwirkungen oder andere Eigentumsbelastungen anerkennen wird, die in dem Südafrikanischen Freistaat (Transvaal) nach dem 10. Oktober 1899 verhängt bezw. geschaffen worden sind, erhebliche Bedeutung beigelegt. Die Ankündigung war besonders zeitgemäss in anbetracht des jüngst gefassten Beschlusses, die Goldgewinnung der Gruben um 30 Proz. zu besteuern; dies würde nämlich so ziemlich auf eine Beschlagnahme hinauslaufen, da die übrigen 70 Proz. beinahe vollständig durch die Betriebskosten verbraucht werden.

Die Karatwage und die französische Polizei. Man ist in Deutschland nur zu oft geneigt, sich über polizeiliche Bevormundung zu beklagen, was darin aber in Frankreich geleistet wird, ist indessen unübertroffen. Die neueste Chikane nämlich, die die Behörden den Juwelieren gegenüber ins Werk setzen, ist das Wegnehmen der zum Wiegen der Edelsteine bestimmten Karatwagen mit der Begründung, dass das Gesetz das Karat als öffentliches Gewicht nicht kenne und nur Kilogramm, Gramm u. s. w. zulässig seien. Ein französisches

Fachblatt veröffentlicht verschiedene Briefe an auf diese Art geschädigte Juweliere und es ist unter den Interessenten eine Bewegung im Gange, die bezweckt, dass das internationale Karatgewicht, wie bisher, auch ferner zum Abwiegen der Edelsteine verwendet werden kann.

Zollerhöhung in Oesterreich zum Schutze gegen die deutsche Konkurrenz. Wie man annehmen darf, ist ziemliche Aussicht vorhanden, dass die Zölle von 3 auf 15% erhöht werden. Dies wäre ein harter Schlag für die deutsche Ausfuhr und speciell für die Pforzheimer Fabrikation, die ja Oesterreich zu ihren hauptsächlichen Kunden zählt.

Zwei-Pfennig-Marken erhalten ihre eigentliche Bestimmung erst mit der am 1. April ins Leben tretenden Postnovelle. Von da an wird der Tarif der Postkarten im Ortsverkehr auf 2 Pfg. ermässigt, und zur Frankierung dieser Lokalpostkarten dient die 2 Pfennig-Marke, ausserdem noch zur Frankierung offener Drucksachen, die auch eine Ermässigung vom 1. April an erfahren. Bis 1. April dürfen die 2 Pfennig-Marken nur zur Ergänzung dienen. Will man einen Brief mit 5 Pfennig frankieren und hierzu eine 3 Pfg.-Marke verwenden, so kann man dieser eine solche neue 2 Pfg.-Marke als Ergänzung hinzufügen. Eine andere Verwendung darf die 2 Pfg.- Marke vorerst nicht finden.

Technisches.

Aetzen in Stahl. Die zu verzierende Metallfläche überzieht man zuerst mit dem sog. Aetzgrund, in welchen man, nachdem er trocken, die betr. Zeichnung oder Schriftzüge einritzt und diese mittelst einer Flüssigkeit, welche das Metall auflöst, einätzt. Als Aetzgrund dient eine Masse aus 2 Teilen Harz, 2 Teilen weissem Wachs, 2 Teilen schwarzem Pech, 2 Teilen Asphalt und 1 Teil Mastix, und um bereits geätzte Stellen vor der weiteren Einwirkung der Aetzflüssigkeit zu schützen, eine Auflösung von Asphalt und Terpentinöl oder Benzin. Als Aetzflüssigkeit benutzt man eine Mischung von 4 Teilen Holzessig, 1 Teil starkem Weingeist und 1 Teil starker Salpetersäure, oder eine Auflösung von 2 Teilen Jod, 5 Teilen Jodkalium in 40 Teilen Wasser, die man zur Aetzung sehr zarter Partien noch mit weiteren 40 Teilen Wasser verdünnt.

Altsilber-Schwärze. Flüssigkeit zur Herstellung der schönen Altsilberfarbe auf Silber, z. B. für Broschen, Ketten, Haarnadeln ; ferner für die z. Z. modernen Totenkopfringe, Dreililienringe und sonstige silberne Gegenstände. Man löse 10 g Schwefelkalium in 1/2 Liter lauwarmem Wasser, dem man nach Erkalten noch 10 g Ammoniak zusetzt. Gebrauchs-Anweisung: Die zu behandelnden Gegenstände werden in obige Lösung eingetaucht, bis sich ein leichter Grauglanzoxyd gebildet hat. Alsdann wird der Niederschlag mit feinem Bimsteinpulver soweit weggenommen, dass die Gegenstände den gewünschten grauen Altsilberton zeigen. Als zuverlässige Bezugsquelle für die in der Metallindustrie verwendeten Chemikalien, Apparate etc. empfiehlt der Verfasser die Firma Dr. Th. Wieland, Pforzheim (Baden), welche auf Verlangen gratis und franko ihr Preisverzeichnis sendet.

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Der Reichtum der kaiserlichen Hofsilberkammer ist erstaunlich wie überhaupt auf Tafelschmuck in Edelmetall von je her am preussischen Königshofe grosser Wert gelegt wurde. Man hält — so schreibt die „Voss. Ztg." gemeinhin König Friedrich Wilhelm I. für den passionirtesten Silbersammler, aber dem ist nicht so, denn Friedrich der Grosse hat auf solches Tafelgeschirr genau so hohen Wert gelegt wie sein Vater. Ja, er ging noch weiter und liess sich sogar ein goldenes Tafelgeschirr zum Preise von rund 126 736 Thaler durch den Hofgoldschmied Christian Lieberkühn d. J. herstellen. Das war im Jahre 1741. Zn diesem Geschirr wurden die mit Juwelen besetzten Goldgegenstände aus der Königin Mutter-Goldkammer eingeschmolzen, nachdem man die Juwelen vorher herausgebrochen und

verkauft hatte. Lieberkühn erledigte diesen Auftrag zur höchsten Zufriedenheit des Königs und erhielt im Oktober des Jahres 1746 schon wieder einen Auftrag. Dieses Mal handelte es sich aber nur um ein silbernes Geschirr zu 50 bis 60 Kuverts. Silberwert und Macherlohn beliefen sich auf rund 32705 Thaler. Von der Herrlichkeit des goldenen Geschirrs ist nur noch ein einziger Teller übrig geblieben, der im Krontresor aufbewahrt wird. Auch unter König Friedrich Wilhelm II. ist ein goldenes Tafelservice hergestellt worden, von dem nichts mehr auf unsere Zeit gekommen ist. Sehr wahrscheinlich sind diese Kostbarkeiten in der Zeit der schweren Not eingeschmolzen worden, gab doch die Königin Luise sogar einen grossen Teil ihres Schmuckes zum Besten des Vaterlandes her. Von den alten Silberservices aus der Zeit des 18. Jahrhunderts ist in der Hofsilberkammer noch eine Menge vorhanden. Beispielsweise findet von dem Silberservice, das Friedrich der Grosse durch Lieberkühn hatte anfertigen lassen, noch 360 Teller, 6 grosse und 14 kleine Suppenterrinen, 116 kleine Leuchter und zahlreiche andere Gegenstände vor. Selbstverständlich ist neben diesen alten Arbeiten noch eine Fülle modernen Silbergeschirrs vorhanden, unter dem in künstlerischer Beziehung das kostbare Tafelservice, das dem jetzigen Kaiser zu seiner Vermählung von 96 Städten Preussens als Hochzeitsgabe dargebracht wurde, besonders hoch steht. Dieses Service hat einen Wert von 400000 Mark. Eine besondere Pracht ist bei den Aufsätzen entwickelt, sowie bei den Fruchtschalen, den Blumenbecken und grossen Armleuchtern. An Armleuchtern von riesigen Dimensionen sind aber auch noch solche aus dem 18. Jahrhundert vorhanden. Manche dieser silbernen Kunstwerke sind so schwer, dass sie bei der Zurichtung der kaiserlichen Galatafel von zwei Soldaten getragen werden müssen.

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Ein neuer Diamant von aussorordentlicher Grösse wird auf der Weltausstellung 1900 in Paris zu sehen sein. Le Diamant" schreibt darüber in seiner letzten Nummer: Der Direktor erhält soeben vom Präsidenten der Schmuckabteilung die Mitteilung, dass ein hervorragendes Stück zur Ausstellung gelangen wird. Es handelt sich um einen ausserordentlich grossen Diamant, der kurz vor dem südafrikanischen Kriege in einer der Kimberleyminen gefunden wurde. Dieser Diamant ist mit einer Summe von 10 Millionen Franken versichert. Er wird ausgestellt in einer Vitrine, welche ständig von 4 Mann bewacht sein wird. Dieser neuer Diamant, dem Aussehen nach schöner als der Regent, als der Grossmogol und der bekannte Koh-i-noor, welcher 1851 in der Ausstellung zu London war, hat bis jetzt noch keinen Namen.

Das alte Zeller Goldbergwerk unterhalb des Wallfahrtsortes Hainzenberg bei Zell am Ziller, das seit dem 16. Jahrhundert bestand und lange Zeit sehr bedeutend war, dann aber immer mehr sank, sodass 1870 der Betrieb ganz eingestellt wurde, soll nun wieder in Gang kommen. Eine Berliner Geseilschaft mit Frhr. v. Winckler an der Spitze hat es um 24000 Kronen angekauft und bereits auch mit der Zillerthaler Elektrizitäts-Gesellschaft am Stillupbach Verhandlungen wegen Ueberlassung elektrischer Kraft für die Maschinen und zur Beleuchtung des ganzen Werkes, dessen Wiederbetrieb in modern rationeller Weise im Frühjahr beginnen soll, angeknüpft.

Eine neue Goethe-Medaille. Eine Vereinigung Wiener Münzfreunde liess durch den rühmlichst bekannten Anton Scharff, HofKammer-Medailleur in Wien, eine Goethemedaille herstellen. Am Geburtsfest Goethes konnte leider nur der endgiltige Entwurf dem Vorsitzenden des Komitees vorgelegt werden, erst kürzlich ist eine Anzahl von Abschlägen eingetroffen. Oberbergrat C. v. Ernst sagt in den Wiener numismatischen Monatsblättern über Scharffs Goethemedaille u. a.: „Sie zeichnet sich zunächst dadurch aus, dass sie Goethes Bild mit unnachahmlicher Treue wiedergiebt, ein Verdienst, das sich der Künstler zu erwerben wusste, indem er mit gewohnter Gewissenhaftigkeit hunderte von Goetheporträts und alle mit seinem Bild gezierte Medaillen der aufmerksamsten Prüfung unterzog. Erst nachdem er dieses Studium beendet hatte, modellierte er Goethe nach der Vorstellung, die sich in seinem Geist gebildet hatte, und schuf ein Kunstwerk von packender Lebenswahrheit und Vollendung. Aber auch die Aufgabe, die sich Scharff für die Darstellung auf der Rückseite der Medaille gestellt hat, ist so aussergewöhnlich, dass ihre glückliche Lösung nur dem hervorragenden Künstler, den wir in unserem Meister bewundern, gelingen konnte." Die Hauptseite zeigt Goethes Brustbild in der Tracht seiner Zeit von der rechten Seite mit den meisterhaft herausgearbeiteten Zügen des vorgerückten Alters. Die Rückseite zeigt die Hauptscene aus dem „Prolog im Himmel". Der Herr thront über den Wolken, den linken Fuss auf der Weltkugel, das Haupt auf den linken Arm gestützt und wendet das Antlitz dem vor ihm stehenden verneinenden Geiste zu. Neben ihm schweben die drei Erzengel: Gabriel mit dem Palmzweige, Raphael mit dem Pilgerstab, Michael mit Schild und Schwert, während der Drache zu ihren Füssen liegt. Mit der Rechten weist Mephistopheles nach einer am unteren Rande sichtbaren Burg, durch welche die Erde angedeutet ist.

Eine ungemein reiche alluviale Goldablagerung soll an der pazifischen Küste Mexikos entdeckt sein. Wie der amerikanische Konsul in Ensenda seiner Regierung berichtet, wurden Lagerstätten in der Nähe San José und Santa Clara Berge, drei englische Meilen von der Küste, unweit der Ascensions-Bucht aufgefunden. Die Kunde davon soll bereits 2000 Goldgräber nach jener Gegend gelockt haben. Das goldhaltige Gebiet erstreckt sich in einer Länge von 40 und einer Breite von 9 englischen Meilen. Bisher wurde in Mexiko Gold fast nur in Gemeinschaft mit Silber und nicht aus selbständigen Ablagerungen gewonnen. Das Vorhandensein des gelben Metalls in den Porphyrfelsen und dem Alluvium von Sonora, Sinaloa und anderen Provinzen der westlichen mexikanischen Staaten war bereits seit einigen Jahren bekannt, und aus Sonora wurden auch jährlich zwar kleine, aber stetig wachsende Mengen Gold empfangen. Erst im letzten Winter schrieb Sennor Matias Romere, der ehemalige mexikanische Finanzminister, dass sich vom Sonora-Golddistrikte auf der Westseite der Sierra Madre nach dem Staate von Oaxaca ein Goldbett erstrecke, das Reichtümer berge, die diejenigen der Goldfelder von Kalifornien, Alaska und Südafrika zusammengenommen, überträfen.

Einbruchsdiebstähle etc.

Das Leipziger Einbrecherkonsortium, welches, wie wir seinerzeit berichteten, den Einbruchsdiebstahl im Gold warengeschäft von Grau & Cie. in der Nürnberger Strasse verübte, wurde am 1. d. Mts. vor der Strafkammer IV des Leipziger Landgerichtes abgeurteilt. Das Urteil lautete gegen Röhr und Brückner, bei dem die Rückfallsbestimmungen Anwendung zu finden hatten, auf je sieben Jahre Zuchthaus, acht Jahre Ehrenrechtsverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht, gegen Tag auf sechs Jahre Zuchthaus, acht Jahre Ehrverlust und Polizeiaufsicht, gegen die Wittwe Röhr wegen gewohnheitsmässiger Hehlerei auf zwei Jahre Zuchthaus, drei Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht, gegen Lange auf ein Jahr sechs Wochen Zuchthaus und drei Jahre Ehrverlust. Triebe erhielt ein Jahr sechs Monate Gefängnis und drei Jahre Ehrverlust, die ledige Röhr fünf Monate Gefängnis zudiktiert. Die letzere wurde wegen Fluchtverdachts sofort in Haft genommen. Dem Angeklagten Brückner wurden drei Monate, Röhr, Tag und Lange je zwei Monate, Triebe ein Monat der erlittenen Untersuchungshaft auf die erkannten Strafen in Anrechnung gebracht.

Ein interessanter Juwelendiebstahl in Madrid. Spanien, das alte romantische Land, hat von jeher als Paradies der Banditen und Tagediebe gegolten, und in Wirklichkeit hat es alles nur Mögliche dazu gethan, um sich diesen Ruhm nicht streitig machen zu lassen. Dass aber mitten am hellen Tage, gerade als am meisten Publikum in den Strassen prominierte und mitten im Centrum von Madrid in einem Juwelenladen eingebrochen und für circa 100000 Francs Schmucksachen gestohlen werden, das Publikum und die Eigentümer des Ladens den Diebstahl mit ansehen müssen, ohne der frechen Räuber habhaft werden zu können, das dürfte denn doch so ziemlich einzig und allein in der Weltgeschichte dastehen. Gegen 6 Uhr abends erschienen vor dem betreffenden Laden drei als Arbeiter verkleidete Leute und machten sich eifrig auf dem Pflaster zu schaffen, hoben auch schliesslich einen grossen Stein heraus, der den Eingang zu den unterirdischen Abzugskanälen und Gängen verdeckte. Natürlich kümmerte sich niemand um die Arbeiter, da die Pflasterarbeiten jetzt in Madrid ziemlich allgemein sind und man die Leute vom Stadtamt dahin zur Arbeit geschickt glaubte. Kaum hatten sie jedoch den Stein herausgehoben und eine weitere Oeffnung blossgelegt, als zwei der Arbeiter sich ruhig dem Laden näherten, der eine sich vor das Schaufenster stellte und der andere vor der Thür Posto fasste. Der dritte verblieb auf seinem Platze vor der Oeffnung. Plötzlich wird das Schaufenster eingeschlagen und der Dieb rafft mit einem Griffe verschiedenen reichen Brillantschmuck zusammen und stürtzt damit zur Oeffnung, übergiebt die Sachen seinem Komplizen und beide verschwinden mit einem Sprung unter die Erde. Der letztere vor der Thür versetzt dem herausspringenden Eigentümer noch einen schweren Faustschlag ins Gesicht, sodass er bewusstlos zusammenbricht, und folgt dann seinen Gefährten. Die Polizei, das Publikum bilden einen erschreckten Kreis und schauen in die Oeffnung; ein Schutzmann springt nach, muss aber wieder herausgeholt werden, da er in den finsteren Gängen weder ein noch aus weiss, und die Diebe, die das unterirdische Terrain voraussichtlich gut studiert hatten, gewinnen mit ihrem Raube ungestört das Weite.

Ausfuhrhandel.

Der Handel mit Juwelen und Juwelierwaren auf den PhilippinenInseln liegt, nach dem Schweizer Handelsamtsblatt, fast ausschliess

lich in französischen Händen. Trotz der durch den Kriegszustand bedingten ungünstigen Verhältnisse werden Taschenuhren, Ketten, Ringe, Nadeln u. s. w. in bedeutenden Mengen abgesetzt. Auch zu Zeiten, wo der grösste Teil der amerikanischen Truppen sich auf Vorposten befindet, ist der Absatz dieser Artikel immer noch gewinnbringend genug. Kostbarere Sachen, welche vor dem Kriege reichlichen Absatz finden, werden gegenwärtig nicht verlangt. Die Kundschaft besteht grösstenteils aus amerikanischen Soldaten, welche die Läden anfüllen und mehr ansehen und prüfen, als sie kaufen. Die Bewohner der Stadt Manila sind in ihren Einkäufen gegenwärtig zurückhaltend. Die Amerikaner und Amerikanerinnen scheinen die Gewohnheiten der Spanier anzunehmen, d. h. sie prahlen mit ihren Schmucksachen mit derselben Genugtbuung, wie ihre Vorgänger in dieser Kolonie.

Ecuador. Die Einfuhrzölle auf fremde Waren sind um 33% der Sätze des Zolltarifs erhöht worden. Da diese Sätze durch wiederholte frühere Zuschläge bereits um 67% erhöht waren, so sind dieselben jetzt um 100%, also auf das Doppelte gesteigert.

Büchertisch.

In dieser Rubrik bringen wir Fach- und populäre Litteratur und zwar neues und altes jedoch nur solche Werke, die der Empfehlung wert sind. Dieselben können zu den beigesetzten Preisen durch die Expedition der D. G. Z. bezogen werden.

Ohler, Ph., Die reiche Frau Zeitgemässe Studie in drei Akten. Das fiottgeschriebene Werkchen gewinnt für unsere Leser dadurch an Interesse, dass es von einem Kollegen geschrieben, sich den Stoff aus dem Verkehr im Laden eines Juweliers nahm. Wir empfehlen die Anschaffung des Werkchens, das vom Verlag der Deutschen Goldschmiede-Zeitung für den Preis von 1 Mk. franko bezogen werden kann, bestens schon auch als einen Akt der Kollegialität.

Elss, H., Oberlehrer. Die Buren, der deutsche Bruderstamm in Südafrika. 3. Auflage. Bielefeld, Ernst Siedhoff. Auf 79 Seiten giebt der Verfasser eine trotz ihrer Kürze umfassende und anschauliche Schilderung der Geschichte, des Landes, der Leute, Sitten und Gebräuche des tapferen Völkchens, das sich in seinen Kämpfen mit der Grossmacht England ein besonderes Ansehen erworben hat. Die Burenfrage ist zur Zeit so sehr auf aller Zunge, dass wir glauben, unseren Lesern einen Gefallen zu erweisen, wenn wir sie darauf hinweisen, dass sie das genannte Werkchen zur näheren Information für den billigen Preis von 50 Pfg. pro Exemplar von unserer Expedition beziehen können.

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Was man hat, hat man. Er: „Der Ring scheint Dir zu gross zu sein, Geliebte. Soll ich ihn mitnehmen und umtauschen?" Sie: „Nein, Liebster, ein Verlobungsring ist ein Verlobungsring, und wenn ich ihn um den Hals tragen müsste!"

Faule Ausrede. Sie: Das ist ein sehr hübscher Ring, den Du mir da geschenkt hast; aber warum steht denn innen A. K.? Ich heisse doch Emmy! Er (der schon einmal verlobt gewesen): Ja, mein Herz, das heisst auch nur: „Achtzehn Karat“.

Frage- und Antwortkasten.

Frage 108. In welcher Weise lassen sich gefärbte Goldsachen wieder auf frischen?

Frage 109. Aus welchen Ingredienzien lässt sich die beste Farbe für Mattgold herstellen und welche Behandlung muss das Gold dabei erfahren? H. S. in C.

Silberkurs.

Der Durchschnittswert des feinen Silbers war an der Hamburger Börse Mk. 80,66 per Kilo.

Darnach berechnen die vereinigten Silberwarenfabriken für 0,800 Silber Mk. 70,- per Kilo, gültig vom 11.-20. Febr. 1900. Paris und die Ausstellung. Büchertisch. Silberkurs.

Das Entwerfen von Monogrammen.

Inhalt: Moderner Schmuck. Das neue Invaliden-Versicherungsgesetz.
Schmuck und Mode. Generalversammlung des Kreditorenvereins. Volkswirtschaft. Handelspraxis. Gesetzgebung. Firmen. Personalien. Kunstgewerbliches. Fach-

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Handel und Verkehr.

Technisches.

Zur Trauringsfrage.

Vermischtes.

- Einbruchsdiebstähle etc.

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Heitere Ecke.

Ausfuhrhandel.
Konkurse und Insolvenzen. Arbeitsmarkt. -Inserate.
Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender Zeitung ist nur unter genauer Quellenangabe gestattet.

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Zur Lage der Goldschmiede.

Is scheint allmählich den Goldschmieden immer mehr einzuleuchten, dass sie an dem Niedergange ihres Geschäfts selbst schuld sind. Hier und dort ertönt ein Notschrei: nein, wie konnte es kommen - wie konnte unser einst so blühendes Geschäft so herunterkommen diese schmutzige Konkurrenz, diese Bazare!

Hilft es, gegen die Bazare anzukämpfen? Nein! sie werden stets dem Goldschmied mit dieser billigen Ware Konkurrenz machen, wenn der Goldschmied sich nicht ermannt und diese Ware, die er oft selbst führt, beiseite schmeisst. Der Goldschmied selbst ist an dieser starken Konkurrenz schuld, er selbst hat durch Feilhalten von Schundware das Publikum misstrauisch gemacht, er hat es auf diese vermutlich vorteilhafte, billige Ware selbst aufmerksam gemacht, an der er augenblicklich viel verdient, welche ihm nicht viel Arbeit macht (denn Reparaturen giebt es doch an der Ware kaum), welche aber doch zu lange vorhält und somit keine neue Arbeit und keinen neuen Verdienst einträgt.

Ebenso wenig wie das Publikum diese Ware kennt, kennt sie der Goldschmied; er kann unmöglich die verschiedenen Doublésorten unterscheiden und taxieren, er kauft sie auf den guten Glauben hin und verkauft sie ebenso weiter.

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Man muss es im Interesse der Goldschmiede immer wieder betonen, dass es keine Golddoubléware giebt, sondern: Charnier, Silberdoublé, Amerikanerdoublé und unecht vergoldete oder lackierte Ware, das sogenannte sächsische Doublé und wie es sonst noch heisst. Das Wort Golddoublé ist der allgemeine Begriff für alle Doublésorten und ist besonders dazu geeignet, das Publikum zu täuschen; daher muss es ausgemerzt werden! Auch die sogenannte heutige Gold- mit Silberbodenware ist weiter nichts als Doublé, auch für sie ist dieser Name nicht bezeichnend und muss ein neuer gefunden werden. Es werden viele Geschäftsinhaber und das Publikum in den Wahn versetzt, thatsächlich Goldware, welche nur einen Silberboden hat, zu kaufen, und wenn das Gold auch noch einmal so stark als wie bei der Silberdoubléware oben sitzt, so ist es doch sehr minimal und verdient absolut nicht diesen Namen, durch welchen dem unlauteren Wettbewerb ungeheuer Vorschub geleistet wird. (Bitte sich die Schaufenster der (Bitte sich die Schaufenster der billigen Bijouteriegeschäfte anzusehen!)

Der Goldschmied muss suchen, die Kunst zu pflegen und das Publikum darauf aufmerksam machen; er muss das besser denkende Publikum von dem Kauf der billigen

Ware abraten und ablenken,

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dieses kann er nur, wenn er ihm reinen Wein einschenkt, wenn er es über den wahren Wert der billigen Ware aufklärt er muss darauf hinarbeiten, dass nur noch teure, gute Ware und billige, sehr schlechte fabriziert und gekauft wird. Er muss suchen, die Doublé- und billige Goldware zu unterdrücken und statt ersterer die Silberware -- bei kleineren Gegenständen nicht unter 900/1000 Teile fein einzuführen und statt 8 karätiger Goldware, welches richtig genommen kein Gold, sondern eine Kupfer- oder Mischmaschlegierung, welche 1/3 Gold enthält, ist, zu dem 560/1000 teiligem Golde zu greifen und darunter nichts zu fabrizieren.

Selbstredend geht dieses nicht sofort, es kann aber allmählich gemacht werden. Durch die Schundware und das Preisdrücken geht das Goldschmiedehandwerk zuletzt vollständig zu Grunde; der Goldschmied wird zuletzt dadurch gezwungen, das Publikum zu betrügen und betrügt sich damit selbst! Nur durch gute Ware, durch Reellität und Preishalten bekommt der Goldschmied beim Publikum Ansehen und kann es zu etwas bringen. Leider ist das Publikum jetzt schon zu misstrauisch gemacht worden und es wird viel Arbeit kosten, um das Vertrauen wieder zu erringen.

Mit Freuden und Genugthuung kann man es begrüssen, dass die Wiener Juweliere, Gold- und Silberschmiede die Initiative ergriffen haben, dass sie richtig erblickt haben, woran das Goldschmiede - Handwerk krankt, wo der Vernichtungsbacillus sitzt, was das Uebel des Rück- und Unterganges unsers einst so blühenden Handwerks ist; auch diese Genossenschaft schreibt: Dieses 8 karätige Gold ist nur zum Vorteil der Händler, niemals aber zum Vorteil des Erzeugers und kann nur von jenen Erzeugern thatkräftig unterstützt werden, welche nur ihr persönliches Interesse daran haben, oder auf dem Standpunkte stehen: »Nach uns ist die Sündflut.<

Die Genossenschaft beschliesst daher, ein hohes k. k. Finanz-Ministerium möge der Einführung eines geringeren Feingehaltes als 580 Tausendteile nicht zustimmen und ein diesbezügliches Gesetz nicht befürworten.

Ja, wir haben hier in Deutschland ein Stempelgesetz, nach welchem wir die Ware stempeln sollen und ist bei diesem sogar der Stempel 330/1000 zulässig. Wird dieses Gesetz aber auch befolgt?!

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Wir erblicken viele Waren gestempelt aber nur mit dem Tausendteilestempel, der Stempel des Ursprungslandes oder der Garantiestempel des Fabrikanten ist nir

gends zu erblicken! Dem Gesetz nach müssen ausser dem Tausendteilestempel auch die Nebenstempel stehen, oder der Gegenstand darf nicht gestempelt sein. Diese Stempel sollen dem Publikum gegenüber der Garantieschein sein, dass es auch das richtige Gold erhält. Der Stempel des Fabrikanten hat deshalb drin zu stehen, damit sich der betreffende Käufer im Betrugsfalle an den Fabrikanten halten kann. Fabrikanten, die keine eingetragene Handelsmarke haben, haben ihren vollen Namen einzuschlagen.

Um den Feingehalt der Sachen festzustellen, müssen sich Genossenschaften bilden, die hin und wieder, auf allgemeine Kosten, dieses oder jenes Stück einschmelzen und probieren lassen, ob es auch wirklich dem Feingehalte entspricht, der angegeben ist, und wenn letzteres nicht der Fall ist, gegen den betreffenden Hersteller energisch vorzugehen.

Es ist auch sehr gut möglich, bei striktem Stempelgesetz, wenn man sich auf die Stempel verlässt und nicht hin und wieder tiefer auf den Grund geht, minderwertige Ware zu bekommen. Kann nicht wohl möglich eine 14 kar. Kette nur 1312 kar. sein, oder wohl möglich innen nur 8 kar. Gold haben? Genügt denn der Probierstation

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langen: reelle Ware und reelle Preise!<< Staunen, ja staunen muss man, wenn man in den Schaufenstern liesst: >Trauringe, Dukatenringe gest. 985/1000 Teile fein, I Dukaten 32 Gramm; II.- Mk. Hat der Goldschmied nötig, so die Preise zu drücken hat er hierin die Konkurrenz der Warenhäuser zu fürchten gehabt?! Ja, ja das bischen Futterneid, welches vorzüglich dem Deutschen anhaftet, ist daran schuld! Wieviel bekommt denn eigentlich der kleine Meister, der kein Geschäft, sondern nur eine nicht allzugrosse Arbeitsstube hat, dafür bezahlt?

Der Goldschmied, der Trauringe aus Gold -- nicht aus Messing! - für die Geschäfte arbeitet, nimmt jetzt nur noch für das Dutzend >3.- Mark«, Façon. So lese ich eben in einem Fachblatt: »Goldene Trauringe, gestempelt, Façon, à Paar,I.— Mk.' Dutzend von 3.- Mk.' an u. s. W.< Für einen Dukatengoldring bekommt der Meister 60 Pfennige Façon, - wieviel Unkosten sind noch in diesen 60 Pfennigen enthalten, und was bleibt ihm an Verdienst übrig? Von was bezahlt er seine Miete und ernährt er seine Familie anständig? Wird nicht jedem hierbei der Gedanke aufsteigen: »der Mann muss am Golde verdienen, er giebt geringeres und schlägt einen besserwertigen Stempel hinein?! So kommt es auch jedenfalls, dass sich

heutzutage viele Goldschmiede bei dem Einkauf von altem. Gold selbst betrügen!

Auch dieses will ich noch einmal erwähnen: Es giebt keine Dukatenringe, es giebt nur dukatengoldene Ringe, welche wenigstens ein Feingehalt von 980/1000 Teile haben müssen, da der holländische resp. ungarische Dukaten (Gold) ein solches von 985 bis 986/1000 Teile aufweist, nach welcher Goldlegierung die Ringe benannt werden; 900/1000 teiliges Gold ist Krongold, weil aus ihm die deutschen Kronen (10 und 20 Markstücke) geprägt werden.

Man streitet sich in neuerer Zeit viel herum, was alles Gold ist. Dieses will ich demnach beantworten:

Zu goldenen Gegenständen kann man alle diejenigen rechnen, welche einen Feingoldgehalt von über 500/1000 Teile haben, alle Gegenstände unter 500/1000 Teile Feingoldgehalt können nicht zu den goldenen gerechnet werden, trotzdem das Gold in dieser Legierung einen grösseren Wert hat, als das in ihr befindliche andere Metall. Ist das Gold hauptsächlich in der Legierung vertreten, so ist es eine Goldlegierung, also mit Gold zu bezeichnen, es ist also Gold, welches mit Kupfer etc. legiert ist; ist das Kupfer hauptsächlich in der Legierung vertreten, so haben wir eine Kupferlegierung, also Kupfer, welches als Zusatz einen Teil Gold bekommen hat; haben wir mehrere Metalle mehr in der Legierung als wie Gold, so hätten wir eine Mischmaschlegierung, für welche wir erst einen Namen suchen müssen, aber sie nicht etwa Gold betiteln!

Was die Oxydation des Goldes anbetrifft, so ist es ganz klar, dass unser 8 karätiges Gold, besonders dieses Rotgold, oxydieren muss, da doch darin der überwiegende Kupferzusatz oxydiert und nicht etwa das Gold, wie vielleicht angenommen wird.

Dieses müssten auch die Uhrmacher annehmen, welche sich jetzt gerade wegen ihrer 8- resp. 4 karätigen goldenen Uhren (Papieruhren mit Glassteinen) herumstreiten, auch sie muss man ermahnen, solidere Bahnen einzuschlagen ehe es zu spät ist. Uebrigens können sie sich beruhigen, denn trotz gesetzlichen Verbots sind schon Uhren mit dem Goldstempel 333/1000 im Handel. Das Gesetz braucht gar nicht mehr eingeführt zu werden, denn wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter, welches oftmals recht gut ist.

Noch einmal rufe ich den Goldschmieden zu:,,Weg mit der Schundware, weg mit der Preisdrückerei! Reelle Ware, reelle, feste Preise, reelles Handeln!" Das wird seinen Zweck nicht verfehlen.,,Thuet recht und scheuet niemand!"

Paulo.

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