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Stelle eines Wappens tritt (in dem Falle nämlich, wo der Betreffende keine 20 Mk. für ein x-beliebiges Wappen ausgeben will) muss allerwenigstens interessant sein. Es liegt gar kein Grund vor, dass es in die zwei gangbaren Typen gezeichnet wird, auf die es letzter Zeit beschränkt war. Diese, die Gotisch verschlungenen und die Lateinischen verschlungenen, sind ja ehrwürdig wegen ihres Alters und unbedenklich in künstlerischen Händen, indessen leidet ihre Schönheit unter zu häufiger Wiederholung. Es lassen sich mancherlei andere Typen anwenden, ohne dass man in ungezügelte Excentricität zu verfallen braucht. Römische Buchstaben, entweder einfach zusammengestellt, wie in dem wohlbekannten Signum Albrecht Dürers (Fig. 1) oder verschlungen, wie auf vielen alten Gemälden, Silbergeräten und Kaufmannssiegeln, werden noch viel zu wenig angewendet. Manchmal findet man diese Römischen Buchstaben innerhalb einer Umrahmung und sie erscheinen dann, je nach der Behandlung, in Egyptischem, Babylonischem, Japanischem oder Chinesischem Charakter. dürfte jedenfalls richtiger sein, das Monogramm zu umrahmen, als es frei stehen zu lassen, und wäre dies auch mehr im Sinne dekorativer Wirkung, die wir heute für alle besseren Arbeiten erstreben.

19.

Es

Doch spricht hierbei persönlicher Geschmack sehr viel mit, denn es handelt sich nicht um Leben oder Tod und ob man das Monogramm irgend einem umgebenden Rande anpasst oder

und würdiges Renaissance-M mit einem strengen römischen T sich in den Haaren liegt.

Natürlich kann man betreffs der Genauigkeit jedes einzelnen Buchstabens nicht allzu streng sein. Schon die Thatsache, dass Buchstaben, von ungefähr gleicher Grösse so ineinander verwoben werden müssen, dass jeder genau erkannt werden kann und sich doch den anderen symmetrisch anschliesst, muss uns von den genauen Verhältnissen des gedruckten Alphabets Abstand nehmen lassen. Deshalb wird es oft unmöglich sein, die reinen

in

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Formen der Buchstaben anzuwenden; die durch die Zeichnung bedingten Abweichungen sollten aber nur bei den weniger wichtigen Schnörkeln und Verzierungen der Buchstaben, nie bei den Hauptlinien, angebracht werden, wenigstens müssen die letzteren stets den Original-Charakter behalten.

Es ist sehr schwer, ohne umfangreiche Illustrationen (für die uns hier der Raum fehlt) die Prinzipien zu erklären, nach denen die Buchstaben ineinander verwoben werden müssen, um ein richtiges Monogramm herzustellen. Um wenigstens eine Idee von diesen Prinzipien zu geben, thun wir am besten, die Buchstaben des Alphabets in verschiedene Klassen einzuteilen:

1. Buchstaben, die nur senkrechte und wagerechte Linien enthalten: E, F, H, I, T, L.

2. Buchstaben, die nur schräge Linien haben: A, V, W, X. 3. Schräge und gerade Linien gemischt: M, N, K, Y, Z.

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4. Buchstaben aus Kreisen oder Ellipsen: C, G, O, Q.

5. Buchstaben aus geraden Linien und Halbkreisen: B, R, P, D, J, U und schliesslich

Querstrich beim H ist nicht gut angebracht; das S hat eine so freie Form, dass man es wohl noch hätte etwas enger winden können, oder der Querstrich des H hätte schräg gestellt werden

6. die Schlangenlinie: S, der vielleicht für die Verbindung müssen, damit das S sich besser hätte herumwinden können; mit anderen geschickteste Buchstabe ist.

Das heutzutage angewendete Gotische Alphabet ist in seinen Formen nicht so bestimmt ausgesprochen, dass dieselben absolut festgelegt werden können, weshalb obige Klassifikation für dieses und andere Alphabete nur mit Einschränkungen angewendet werden kann, daselbe beruht auf dem Römischen Alphabet, welches für Monogramme wohl am meisten Verwendung findet.

Mit Rücksicht auf diese Einteilung sehen wir, dass die besten Monogramme die sind, die sich aus Buchstaben verschiedener Klassen zusammenstellen lassen, möglichst jeder Buchstabe aus einer anderen, z. B.: T, A, M; während wir bei E, F, H, die aus ein und derselben Klasse stammen, viel mehr Schwierigkeiten haben, um zu einem befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Unter Verweisung auf unser neues Monogrammwerk (Verlag von Wilhelm Diebener, Leipzig), welches eine Unzahl passender Beispiele enthält, wollen wir hier einige allgemeine Regeln geben, die das oben gesagte noch näher ausführen.

1. Alle Monogramme müssen leserlich sein, jeder einzelne Buchstabe für sich, so dass man seine Züge von Anfang bis Ende verfolgen kann.

2. Die Gestalt aller Buchstaben soll in demselben Stile gehalten sein, vorbehaltlich der Freiheit, einzelne Teile der Buchstaben nach Bedarf, aber stilgerecht, umzugestalten.

3. Der Buchstabe des Zunamens soll entweder durch seine Stellung oder durch seine Grösse bezw. kräftigere Ausführung besonders leicht ins Auge fallen.

4. Phantasie-Buchstaben sollen strikt dem dekorativen Charakter des Ganzen untergordnet sein.

5. Das aus diesen Regeln hervorgehende Monogramm soll nicht nur für sich selbst ein harmonisches Muster bilden, sondern auch ein ansprechendes Dekorations-Motiv bilden, wenn man es von ferne sieht und die Einzelheiten nicht mehr erkennen kann.

Nehmen wir ein ganz einfaches Monogramm

A, T z. B.

so finden wir, dass wir es ebenso leicht in Renaissance wie in Römischen Buchstaben dekorativ gestalten können; auch bleibt es in jedem Falle durchaus leserlich. Die geraden Linien der Römischen Buchstaben sind sicher viel harmonischer, wenn man für Hintergrund oder Umrahmung Verzierungen anbringt. D, O, Y in Fig. 2 ist ein gutes Beispiel einfachster Zusammenstellung; S, M, F (Fig. 3) ist auch gut, obgleich das F zu sehr abseits steht. In Fig. 4 kann das Verhältnis der Buchstaben zu einander noch sehr verbessert werden, ein W dieser Art z. B. wäre besser wie das verwendete W, da des ersteren Winkel sich spitzer gestalten lassen und so mit dem G besser in Einklang zu bringen sind. Das wären Beispiele von einfachen Monogrammen, hat man dagegen mit Buchstaben wie G, S, L, C oder E zusammen mit geradlinigen wie H, T, A, V, W, X, Y zu thun, so entstehen schon mehr Schwierigkeiten und grosse Kunst erfordert die Behandlung von Monogrammen mit den Buchstaben F oder K, L oder P und wenn diese einseitigen Buchstaben zusammentreffen und zwar in solcher Anordnung, dass die einzelnen Linien das Fehlen jeder Symmetrie noch verschärfen, wie FFP oder ELL, so bedarf es sehr vielen Nachdenkens, um das richtige Gleichgewicht herzustellen. Wenn natürlich das Ganze innerhalb eines Rahmens kommt oder mit Ornamenten verziert wird, ist die Sache viel einfacher, man soll sich aber vor Schwierigkeiten nicht fürchten, da deren Ueberwindung den Künstler am meisten reizt. So wäre z. B. AMB (Fig. 5) auch ohne Ornamente ein ziemlich gutes Monogramm, HW (Fig. 6) dagegen nicht; ES und JB (Fig. 7 und 8) sind ebenfalls gut, dagegen ist HS (Fig. 9) nicht gut erfunden. Der

dann wäre der Eindruck ein viel harmonischer gewesen. So aber entbehrt das Monogramm der Einheitlichkeit, es ist ein deutliches H mit einem zweifelhaften S, welch' letzteres sowohl als Buchstabe, wie auch als dekorativer Schnörkel aufgefasst werden kann.

Wenden wir uns nun zu gotischen Formen, so sehen wir, dass mit ihnen viel eher symmetrische Zeichnungen erzielt werden können; z. B. CBS (Fig. 10) ASM (Fig. 11), die sehr ausgeglichene Leistungen sind, obgleich sie nicht viel neue Ideen bieten und sehr an Arbeit des professionellen Graveurs erinnern, durch den diese Art Monogramme seit langen Jahren gepflegt und ausgebaut wurde. Zu excentrische Formen der Buchstaben zeigt z. B. das Monogramm RT (Fig. 12).

Das Chiffre-Monogramm, aus verschlungenen, oft verkehrt (wegen des Gleichgewichts) gestellten Buchstaben der Schreibschrift bestehend, ist zweifellos hochelegant, wenn gut ausgeführt, es fällt aber auch oft sehr schwächlich aus. Bei A E F (Fig. 13) bilden die dünnen Kurven nur eine sehr wenig dekorative Gruppe, die kaum lesbar ist, die beiden anderen Beispiele D GR (Fig. 14) und EPC (Fig. 15) sind ausgezeichnete Beispiele besserer Behandlung. Hier noch mehr wie in anderen Fällen ist die Frage der Verhältnisse der Buchstaben zu einander die Hauptschwierigkeit; es kann wohl jedermann an der Hand von Schreibvorlagen Buchstaben mit einander verschlingen, es erfordert aber zweifellos künstlerische Fähigkeiten, die Linien richtig zu ziehen und die Verschlingung hübsch zu gestalten. Um bei diesem Stil ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen, ist es am besten, eine rohe Skizze zu machen und diese so lange zu ändern, bis eine harmonische Komposition herauskommt; dann muss man das Ganze nachzeichnen, um dem Monogramm jenen Anstrich der Erfindung auf den ersten Anlauf zu geben, der so leicht bei dem oftmaligen Uebergehen der Zeichnung verloren geht. Man bedenke immer, dass alle Kunst im Monogrammzeichnen lediglich auf dem Herausfinden der richtigen Proportionen beruht.

Bezüglich der Verzierung der Monogramme ist wenig zu sagen, das ist meist Geschmacksache, zuweilen kommt man nach wenigen Versuchen schon auf das Richtige, ein anderes Mal kann man stundenlang nachdenken, ohne etwas zu erreichen. Ein so einfaches Monogramm wie A D (Fig. 16) kann möglicherweise die Eingebung eines Augenblicks sein, ebenso gut aber und wahrscheinlicher ist es das Ergebnis langen, sorgfältigen Studiums, oftmals geändert, bis es schliesslich glücklich zustande gebracht wurde.

Leider ist es nicht möglich, im Rahmen einer schriftlichen Abhandlung das Thema ganz zu erschöpfen, viel besser wäre ein mündlicher Vortrag mit Tafel und Kreide, um das Entwerfen der Monogramme ad oculos zu demonstrieren, dann wären wir in der Lage, Römische, Renaissance- und Chiffre-Monogramme neben einander zu entwickeln und von Fall zu Fall zu erläutern, Dann würden wir zeigen können, wie diese oder jene Kurve gezogen, dieser oder jener Buchstabe länger oder kürzer gezeichnet, die Stärke der Linien verändert, die Formen vereinfacht oder reicher gestaltet werden müssen und bei jedem Beispiel könnten wir die nötigen Erläuterungen geben.

Wir geben hier noch einige Beispiele von Monogrammen, die einen ganz zufriedenstellenden künstlerischen Eindruck erwecken, obgleich sie von den hergebrachten Formen abweichen. Das in persischem Stil gehaltene F MB (Fig. 17) erfüllt alle Anforderungen, die man an ein Monogramm stellen kann; es ist dekorativ, leserlich und neu! Dasselbe in chinesischer Form (Fig. 18) ist ebenfalls ganz ansprechend; JL (Fig. 19) und CLS (Fig. 20) bieten ferner gute Beispiele moderner Verschlingungen.

Man darf nicht glauben, dass es leicht ist, ein gutes Monogramm zu erfinden, unter hunderten findet der Kritiker vielleicht ein Dutzend heraus; bei den meisten hat man das Gefühl, dass irgend etwas nicht in Ordnung ist und bei langem Nachdenken findet man auch den Grund; es giebt aber viele andere und moderne Monogramme, bei denen man auf den ersten Blick ein Gefühl der Genugthuung hat, welches vollkommen erscheint und dieser Vollkommenheit nachzustreben, ist die Aufgabe des Monogrammzeichners, der seine Kunst ernst nimmt.

Auf Vollkommenheit kann natürlich das von dem Verleger der Deutschen Goldschmiede-Zeitung, Herrn Wilhelm Diebener, herausgegebene Monogrammwerk ebensowenig Anspruch machen, wie irgend etwas anderes, von Menschenhänden geschaffenes, indessen haben die Mitarbeiter an diesem Werke neben dem Herausgeber versucht, das möglichst Beste zu bieten und hoffen, damit den Graveuren, Uhrmachern und Goldschmieden ein wirklich nützliches, vielseitig verwendbares Werk geboten zu haben, wie es bisher nicht existierte, aber dringendes Bedürfnis war.

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Paris und die Weltausstellung.

Reisebriefe von

zu

Paris ist noch immer ein Stück Welt für sich. Die Skandalaffairen der letzten Jahre, in denen sich das gesamte öffentliche Leben allein um den einsamen Mann auf der Teufelsinsel drehte, haben wohl das eigentliche politische Leben der Welthauptstadt in verhängnisvoller Weise beeinflusst, aber Paris ist im übrigen - Paris geblieben! In welch ein Chaos blicken wir hinein, wenn wir zum ersten male auf einen der Boulevards, die zum Teil einen Kranz um den Kern der Stadt bilden, und von denen aus sich der Fremde am besten über die Stadt orientiert, hinaustreten! Der Pariser scheint nur auf der Strasse leben! Nicht etwa, dass wie in Italien oder Spanien, in Neapel oder Sevilla, nur das ärmere Volk auf den Strassen zu finden wäre in Paris ist auch die vornehme Welt der Strassenbummelei ergeben, und wenn man sich müde gelaufen hat, so setzt man sich auf eine ,,Terrasse", wie die Vorplätze der zahlreichen glänzenden Cafés genannt werden, nieder, und lässt bei einer Tasse Mokka oder einem Glase Absinth, jenem entnervenden Nationalgetränk der Franzosen, das blendende Schauspiel Pariser Volkslebens an sich vorüberziehen. Wer die Weltausstellung besucht, will nicht nur diese, sondern auch Paris selbst kennen lernen. Wir raten ihm zuerst einen Gang nach dem vornehmen Boulevard des Italiens oder Montmartre . . . hier lernt er den Charakter des ,,Pariser Lebens" kennen, das ihm vielleicht bisher nur aus Offenbachs pikanter Operette bekannt war. Hier drängen sich die Aristokraten der Champs-Elysees, die braven Bürger vom Marais und vom Quartier St. Georges mit den Arbeitern von Belleville und La Grenelle zusammen. Neben dem glänzenden Cylinder sehen wir den Schlapphut des Künstlers, das Barett des Studenten, das Käppi des rothosigen Soldaten und die Tuchmütze des Arbeiters! Die elegante Modedame, die liebebedürftige, kleine Grisette, die biedere Arbeiterfrau aus dem Ostende von Paris, der vornehme Ritter der Ehrenlegion mit dem roten Bändchen im Knopfloch, der Arbeiter im blauen oder grauen Kittel, der Geistliche mit schwarzer Soutane und breitkrempigem Turban, ein Chinese mit langem Zopfe, ein Eng

I.

länder mit dem Hute, die Amme mit dem hellen Mantel, ein Marokkaner im Bädeker in der Hand, eine schmucke, lächelnde Blumenverkäuferin, eine frech aufgeputzte Cokette wie das alles aneinander vorüberwogt, wie das flüstert und lacht, schimpft und schreit, singt und pfeift in diesem bunten Karneval des Lebens! Man kann in fünf Minuten thatsächlich ein Dutzend verschiedene Sprachen hören!

=

Neben der französischen die deutsche, englische, italienische, russische, spanische, griechische, rumänische u. s. w. . . . . übrigens die deutsche zur Beruhigung unsrer Leser sei es gesagt sehr häufig! Ammeisten werden die Nordseiten der Boulevards frequentiert. Hier liegen die Cafés und Braseries. Hier ist die Bühne des Flaneurs. Hier trippeln die abenteuerlustigen Dämchen einher, die in den Ballsälen des Nachts erst recht zur Geltung kommen und im Jardin de Paris oder Moulin rouge ihre Triumphe feiern. Und auf den Fahrwegen dieses Gewirre von Omnibussen und Wagen aller Art! Man muss auf den Pariser Strassen sich in Acht nehmen vor dem dahineilenden Fuhrwerk, denn die Rosselenker haben nicht die Pflicht, auf das Publikum aufzupassen, das Publikum hat für seine heilen Gliedmassen gefälligst selbst zu sorgen. Mit den Omnibussen kann der Fremde überallhin gelangen. Die Linien sind derartig verzweigt, dass man mit ihnen oder der Pferdebahn nach jedem Winkel der Riesenstadt befördert werden kann. Man zahlt im innern des Wagens nur 6 Sous, oben auf dem Dache, sur l'impériale, aber nur die Hälfte (1 Sous 5 Cent = 4 Pf.). Natürlich muss man erst über die Routen derselben orientiert sein, was nicht gerade leicht ist. Gepäck nehmen sie nicht mit. Bei der Ankuntt in Paris wählt man also einen der zahlreichen Fiaker. Die Fahrt vom Bahnhof nach der Stadt kostet am Tag für einen zweisitzigen Wagen 1 frcs. 50 cent. Neben den Omnibussen und Fiakern rasseln die schönen Viktorias, die Breaks, Charettes anglaises, Cabriolets und wie sie alle heissen, dahin, unter die sich unter andren auch die Stadtwagen, voitures de grande remise, mischen, die man auf Zeit vom Magistrat mieten kann. Und aus all dem Gewühl dringt fortgesetzt die scharfe Stimme der Händler und Ausschreier hervor. Obsthändler, Kartoffelhändler, Eierhändler, Austernverkäufer, Kaninchenfellhändler, Scherenschleifer, Glaser, Flickschuster, Zeitungsspediteure, Lazzaroni's, die auf der Geige spielen, Wahrsagerrinnen u. spielen, Wahrsagerrinnen u. s. w., alles lässt seine Lockrufe ertönen und die Cris de Paris machen den Fremden ganz dumm im Kopfe. Dass es nicht an Taschendieben fehlt, versteht sich von selbst. Sie bilden eine gefährliche Zunft in Paris und der Fremde muss sich überall, selbst in einer Kirche vorsehen, wenn er nicht Gaunern in die Hände fallen soll.

Schmuck und Mode.

,,Le chapeau d'Auteuil" ein winziger goldener eingedrückter Cylinderhut ist die neueste Errungenschaft der Pariser Goldschmiedekunst. Dieses Kunsterzeugnis, das weniger dem Kunstsinn als dem Spekulationsgeist der Franzosen Ehre macht, ist dem Einfall eines namhaften Pariser Juweliers entsprungen, der seine Hauptkunden unter den Vertretern der royalistischen und klerikalen Partei sucht, die bekanntlich ihren Gesinnungsgenossen, Baron Christiani, den „Helden" von Auteuil durch Tragen dieses ,,Cylinder-Breloques" an der Uhrkette ehrt. Geschmackvoll nach unseren Begriffen ist dieses Kleinod nicht, dagegen scheint seine Anfertigung sehr rentabel zu sein.

Eine glücklichere Idee verdanken wir einer schönen Pariserin, die, jedenfalls ärgerlich über die Widerspenstigkeit ihrer kurzgeschnittenen Haarlöckchen, die nicht parieren wollten, auf ein Mittel sann, diesen Respekt beizubringen und so gleichzeitig ihrer Schönheit zu dienen.

Man hatte versucht, die kurzen Haarlöckchen, die sich nicht in die Flechten einfügen wollen, sondern wie wildes Ge

strüpp im Genick sitzen, mit einem feinen, fast ganz unsichtbaren Haarnetz zusammenzuhalten. Aber das Haarnetz zerreisst leicht und erfüllt seinen Zweck nur halb. Das Aufstecken durch Kämme erfüllt seinen Zweck nur mangelhaft, abgesehen davon, dass die Kämme gerade an dieser Stelle nicht eine beUnsere Erfinderin hat sondere Zierde des Frauenhauptes sind.

einen Ausweg geschaffen in einem kleinen Knopf, der mit einer niedlichen Klammer versehen ist. Mit dieser werden die kurzen Haarlöckchen gefasst und an die Flechten geheftet. Der Knopf besteht aus farbigen Edel- oder Halbedelsteinen, Türkisen, Granaten, Saphieren u. s. w. Die Flechte wird dadurch mit funkelnden, farbigen Sternen versehen, während die unfügsamen kurzen Haare sich in kleinen Löckchen anschmiegen und nicht mehr wild wuchern. Je nach den zur Verfügung stehenden Mitteln kann die schmuckliebende Evastochter diesen Knopf mit allen Raffinements der Goldschmiedekunst ausstatten lassen, so dass derselbe ihr selbst volle Befriedigung ihrer Wünsche, dem Goldschmied aber ein neues Feld für seine Bethätigung bietet.

Generalversammlung des Kreditoren-Vereins für die Gold-, Silberwaren- und Uhren-Industrie in Pforzheim

am 5. Februar 1900.

Eine stattliche Anzahl Mitglieder von Pforzheim und Vertreter aus Hanau, Gmünd und Leipzig hatten sich am Abend des 5. Februar im Saale des „Kaufmännischen Vereins" eingefunden, um an der Generalversammlung, welcher nachmittags eine Vorberatung mit den auswärtigen Vertretern vorangegangen, teilzunehmen. Herr Fabrikant W. Stöffler, der erste Vorsitzende des Vereins, eröffnete die Versammlung, indem er die Anwesenden und besonders die Auswärtigen, herzlich begrüsste und gab sodann den allgemeinen Geschäftsbericht, aus welchem sich für die Hörer das beruhigende Gefühl ergab, dass die Vereinsleitung in den besten Händen sich befindet. Das abgelaufene Jahr brachte keine besonders hervorragenden Momente im Leben des Vereins, dafür aber eine um so anstrengendere, regelmässige Thätigkeit, welche Vorstand und Beamtenschaft in hohem Masse in Anspruch nahm. Herr Stöffler beklagte es sehr, dass der Auskunftei in manchen hiesigen Kreisen nicht das genügende Vertrauen entgegengebracht und dagegen Bedenken geäussert werden, die vollständig grundlos seien. Leider gäbe es noch immer einzelne Mitglieder, die glaubten, es könne ein Angehöriger der Auskunftskommission aus den einlaufenden Anfragen für sich Nutzen ziehen und die Anfrager schädigen. Derartige Auffassungen seien bei der Einrichtung der Auskunftei haltlos, sie schädigten aber weit mehr diese Aengstlichen selber, welche nach Einholung von Auskünften in manchen Fällen sich nicht mit Leuten eingelassen hätten, deren Insolvenzen bald darnach eingetreten sind. Er wiederholte die dringende Bitte, der Auskunftei Vertrauen zu schenken. Im übrigen seien die Geschäfte des Vereins derart im Wachsen begriffen, dass die im vorigen Jahr bezogenen geräumigeren Lokalitäten sich jetzt schon wieder fast zu klein erwiesen. Von den im vorigen Jahr erstmals herausgegebenen „Vertraulichen Mitteilungen" seien bis jetzt 6 Nummern erschienen, welche durch ibre Warnungen vor faulen Plätzen und schlechten Absatzgebieten schon manches genützt hätten. Man werde versuchen, dieselben noch reichhaltiger auszustatten und hoffe dazu auf die Mitwirkung der Vereinsmitglieder selbst. In München auf dem Verbandstag der Uhren-Grossisten sei der Kreditorenvereins-Vorstand durch zwei seiner Angehörigen vertreten gewesen, welche mit grossem Interesse den Verhandlungen gefolgt sind. Die Art und Weise, wie oft Bijouterie-Fabrikanten von einzelnen Abnehmern mit Steinen, Perlen, Werkzeugen etc. in Gegenrechnung versehen werden, habe den Vorstand veranlasst, in wohl zu beachtender Form dagegen Verwahrung einzulegen und es habe genützt. Die Bearbeitung der auf der vorjährigen Generalversammlung schon behandelten Versicherungsangelegenheit hat die Geschäftsstelle Hanau übernommen. Infolge Erkrankung des Referenten müsse aber beute von Vorschlägen in dieser Richtung abgesehen werden. Herr Stöffler kam dann noch kurz auf die Leihhausfrage und Versicherungen gegen Einbruchsdiebstahl und gegen Verluste aus Kreditgewährung zu sprechen. Ueber die Leihhausangelegenheit referierte später Herr Popitz aus Leipzig. Die beiden anderen Gegenstände, für welche die Herren Fabrikanten Val. Bross und W. Stöffler als Berichterstatter bestellt waren, musste zurückgestellt werden, weil der Verhandlungsstoff zu

um auch noch diese zwei Fragen mit der reichhaltig war, gebührenden Gründlichkeit beleuchten zu können. Ueber die Auskunftsabteilung des Vereins berichtete Herr Bankdirektor Kayser, welcher die Auskunftei als den schwierigsten und wichtigsten Zweig der Vereinsthätigkeit bezeichnete, weil ihr bei richtiger Benutzung und Unterstützung die Aufgabe zugeteilt sei, den einzelnen, wie die ganze Industrie vor Schaden zu behüten. Auch im abgelaufenen Jahre habe die Auskunftsthätigkeit wieder zugenommen. Es liefen über 3500 Anfragen ein, von denen 2300 auf Deutschland und OesterreichUngarn und 1200 auf das Ausland kamen. Ein Zeichen, dass der Verkehr mit Frankreich gegen früber mit 189 Anfragen erheblich zugenommen, sei die Thatsache, dass Frankreich von allen Ländern und Paris mit 130 von allen Städten des Auslands die Anfragen aufweisen. Zahlreiche Anfragen bezogen sich ferner auf Russland (156, davon auf Odessa 48), auf England (146, davon London 100, Birmingham 21), auf Belgien (107, dabei Brüssel mit 65), auf Italien (98), auf die Schweiz (91), auf Rumänien (48) u. s. w. Nach de n Ausgangsort der Anfragen unterschieden, waren die meisten, 2193, aus Pforzheim, 347 aus Gmünd, 166 aus Hanau, 468 vom UhrenGrossisten-Verband und 351 aus einer Anzahl anderer Plätze. Wie sehr diese Einrichtung bei solchen, die sie näher kennen gelernt, auch angesprochen, beweist die Thatsache, dass ein Herr aus Chauxde-Fonds nach eingehendem Studium derselben seinen und seiner Freunde Anschluss in Aussicht gestellt hat. Um so bedauerlicher sei es, dass eine Reihe von Mitgliedern (81 aus Pforzheim, 37 aus Hanau, 12 aus Gmünd u. s. w.) im letzten Jahr von der Auskunftei keinen Gebrauch gemacht haben. Damit haben sie nicht nur sich, sondern zugleich dem Ganzen geschadet. Nur durch ausgiebige Benutzung und gleichzeitige Mitteilung alles Wissenswerten nehme auch die Zuverlässigkeit der erteilten Auskünfte zu. Referent beabsichtigt eine Vereinigung der beteiligten Bankiers zur Unterstützung dieser Seite der Vereinsthätigkeit. An der Debatte über das Referat beteiligten sich die Herren Briefmann, Stöffler und Popitz-Leipzig. Während Herr Stöffler beantragte, die Rechnungskontrolleure möchten auch die Einrichtung der Auskunftsabteilung prüfen, giebt Herr Popitz seinem Erstaunen über das Misstrauen, das sich gezeigt habe, lebhaften Ausdruck und betonte, dass im Uhren-Grossisten-Verband hierin volles Vertrauen, Offenheit und Gegenseitigkeit herrsche. Herr Vereinsbeamter Ph. Weber berichtete über die Abteilung für Konkurse und Insolvenzen, deren Geschäfte gleichfalls zugenommen hätten. Zu den 37 Ende 1898 noch schwebenden Konkursen kamen 1899 weitere 64 mit 175000 Mk. Forderungen, von denen 54 mit einer Durchschnittsquote von 25,66% erledigt wurden. Zu den am 1. Januar 1900 restierenden 47 kamen seitdem schon wieder 17 neue und 4 Insolvenzen. Bedauerlicherweise seien unter den Zahlungseinstellungen manche, die geradezu verschwindend geringe Ergebnisse gezeitigt hätten. Dass solchen Kridaren hinterher neuer Kredit bewilligt werde, wie das vor einiger Zeit bei einem Pariser und einem Londoner vorgekommen sei, müsse verurteilt werden. Besonders häuften sich in dem letzten Jahre die Konkurse in Rumänien, wo nicht nur die Schwachen zusammenbrachen, sondern auch bisher für solvent gehaltene Firmen ihre Zahlungsunfähigkeit erklärten. Dagegen sei einmütiges Zusammenhalten geboten. Unter den Liquidationen, mit denen der Verein befasst ist, befinden sich einige, deren Resultate infolge des geringen Entgegenkommens, um selbst der Böswilligkeit

der Schuldner und anderer näher Beteiligten man auf ein Minimum veranschlagen müsse. Andere Liquidationen wickelten sich glatter und verhältnismässig befriedigend ab. Auf den im letzten Jahre abgewickelten aussergerichtlichen Ausgleich mit 210 000 Mk. Forderungen entfielen 53%. Der aus der Versammlung mehrfach geäusserte Wunsch, nach Aufstellung einer genauen Statistik hinsichtlich der Kosten bei Konkursen und aussergerichtlichen Abmachungen, bezüglich der Zahl der beteiligten Gläubiger, Mitglieder und Nichtmitglieder fand beim Vorstand geneigtes Ohr und soll erfüllt werden. Nach einer vorläufigen Vergleichung betrugen die Kosten bei einem Konkurse 62% und bei einem demselben ähnlichen aussergerichtlichen Vergleich nicht ganz 14%. Seit Bestehen des Vereins wurden mit seiner Mitwirkung erledigt bis 1. Januar 99 Konkurse mit 551000 Mk. und Liquidationen mit 1324 000 Mk. Forderungen, im letzten Jahr Konkurse mit 167269 Mk. und Liquidationen mit 313 000 Mk. Forderungen; unerledigt sind noch Affairen mit 1108 000 Mk. Anmeldungen. Dem Wunsche nach häufigerer Berichterstattung über schwebende Insolvenzen und Konkurse soll möglichst Rechnung getragen werden. Wieviel Arbeit die Insolvenzenabteilung zu bewältigen hat, erhellt aus der Mitteilung des Herrn Stöffler, dass im Jahr 1899 in 1932 Einzelposten 205 201 Mk. zur baren Auszahlung kamen. Im Mahnverfahren wurden nach dem gleichfalls von Herrn Weber erstatteten Bericht nicht ungünstige Ergebnisse erzielt. Es waren am 1. Januar 1899 noch 36 Fälle mit 11500 Mk. unerledigt, dazu kamen 185 neue mit 62300 Mk. Guthaben; davon wurden 62 mit 14000 Mk. durch die Intervention des Vereins erledigt, 25 mit 7500 Mk. durch Klagen, eine Reihe anderer mussten erfolglos zurückgegeben werden, während 56 Posten mit 27500 Mk. in Behandlung verbleiben. Insgesamt hat bisher der Verein 62700 Mk, für seine Auftraggeber eingezogen. Die Mahngebühr soll ermässigt, dagegen jene Forderungen, die gerichtliches Einschreiten erfordern, künftig zur direkten Erledigung zurückgegeben werden.

(Fortsetzung folgt.)

Volkswirtschaft. Handelspraxis. Gesetzgebung.

Pariser Ausstellung. Die französischen Organisations-Komités der Gold-, Silberwaren- und Uhrenbranche haben nunmehr endgültige Entschlüsse betreffs der Werkstätten auf der Ausstellung gefasst.

Die Goldschmiede haben ein ausreichendes Kapital aufgebracht, um eine Werkstatt für alle Zweige der Fabrikation einzurichten; diese Werkstatt wird sozusagen eine Kollektiv-Werkstatt sein; die erzeugten Gegenstände werden sowohl an die Detailleure, wie auch an das Publikum verkauft werden. Es handelt sich hierbei um ein bedeutendes geschäftliches Unternehmen, welches aller Voraussicht nach einen beträchtlichen Nutzen abwerfen wird. Neben den Goldschmiede-Werkstätten werden solche für Diamantschleiferei u. s. w. errichtet, die ebenfalls eine grosse Anziehungskraft ausüben werden. Die Mitglieder des Komités bedauern sehr, dass sie eine Werkstatt einrichten müssen, noch mehr aber dass sie dazu durch das Vorgehen Deutschlands gezwungen werden. Sie erfüllen aber damit eine patriotische Pflicht, nach ihrer Meinung.

Die Silber waren-Werkstatt wird von der Firma Christofle eingerichtet werden. Man wollte hier auch erst ein für mehrere Fabrikanten gemeinsames Atelier errichten, ist indessen wegen der zu hohen Kosten davon abgekommen, und überlässt nun, wie gesagt, der Firma Christofle diese Abteilung; die natürlich ihre Fabrikate ebenfalls an das Publikum abgeben wird.

Auch die Uhrmacher werden eine Werkstatt haben, aber nur eine von geringer Bedeutung. Einige Maschinen werden vor den Augen des Publikums Einzelteile fabrizieren. Die Uhrmacher-Werkstatt kommt in die Klasse selbst, während die Gold- und Silber-Werkstätten in einem besonderen Gebäude untergebracht werden. Die Ausstellungsbehörden hätten gern gesehen, dass die Uhrenfabrikation im Ganzen vorgeführt würde, indessen hat man auch hier die zu hohen Kosten gescheut. Wie man hört, werden auch die Schweizer und die Amerikaner keine Werkstätten für Uhrmacherei einrichten.

Interessant ist ferner, dass die Pariser Künstler-Goldschmiede nicht wie sonst bei den Bildhauern und Malern ausstellen dürfen, sondern auch bei den Goldschmieden bleiben müssen und zwar aus dem Grunde, weil man so Platzmiete von ihnen erheben kann, während sie bei den Künstlern ohne Kosten hätten ausstellen können. Diese Einrichtung hat bei den Pariser Künstlern, die Goldschmiedearbeiten liefern, viel böses Blut gemacht.

Aus dem soeben fertig gestellten Handelsausweise Englands für den Dezember und damit für das ganze Jahr 1898 ist zu entnehmen, dass an Gold nach England nur 32 533 497 Pfd Sterl. eingeführt wurden, gegen 43722 960 Pfd. Sterl. des Vorjahres. Das ergiebt einen Rückgang der Einfuhr um 11189463 Pfd. Sterl., was nur teilweise auf das Versiegen der Goldquellen in Transvaal zurückzuführen ist. Zugleich hat aber die Ausfuhr von Gold aus England noch weit stärker abgenommen, um 15053998 Pfd. Sterl., da sie nur 21536 052 Pfd. Sterl. betrug gegen 36590 050 Pfd. Sterl. des Vor

jahres. Aus der Gesamtgoldbewegung in 1899 ist somit, trotz der ungünstigeren Gestaltung seit Mitte Oktober, für England noch ein Ueberschuss der Einfuhr über die Ausfuhr mit 10997 445 Pfd. Sterl. verblieben, gegen nur 7132910 Pfd. Sterl. Einfuhrüberschuss im Vorjahre.

Ueber die Vorgänge im einzelnen finden sich, nach der „Frankf. Ztg.", einige interessante Informationen in dem Jahresbericht der Firma Pixley and Abell. Hiernach war im Berichtsjahre als direkter Verkäufer von Barren Indien zwar nicht so regelmässig aufgetreten wie im Vorjahre; aber im Herbst wurden Sovereigns für Rechnung der India Currency Commission verschifft, und dort seien grosse Summen angesammelt worden teils durch Gold, das von Australien direkt nach Indien ging, teils durch Barrenkäufe an Ort und Stelle. Es sei unwahrscheinlich, dass in Zukunft noch indisches Gold nach London kommen wird, da das indische Münzamt Abmachungen getroffen hat, um die Produktion der heimischen Minen anzukaufen. In den ersten Teilen des Jahres wurden aus England etwa 3 Millionen Pfd. Sterl. Gold nach Deutschland verschickt.

Die Einfuhr von Silber nach England hatte nur einen Wert von 12727989 Pfd. Sterl. (1898 14677 799 Pfd. Sterl.), aber auch die Ausfuhr von Silber sank auf 13955132 Pfd. Sterl. (1898 15 623 651 Pfd. Sterl.), wobei immerhin Eugland per Saldo für 1227143 Pfd. Sterl. Silber mehr ausgeführt als eingeführt hat (1898 nur 945852 Pfd. Sterl.) Nach dem erwähnten Jahresbericht seien die zeitweise drohenden Preisrückgänge immer wieder durch Käufe von Paris und Russland für Münzzwecke verhindert worden, obwohl diese Käufe nicht entfernt so gross waren als in 1898, und obwohl auch der Begehr für Spanien nicht mehr vorlag.

Wegen Uebertretung nach § 56, Abs. 2, Ziff. 11 und § 146, Ziff. 7a R.-Gew.-O., wonach bestraft wird, wer Schmucksachen, Bijouterien, Brillen und optische Instrumente im Umherziehen feilbietet, war der bisher unbestrafte Optikus Franz Anton Hauber sen. aus Bernsbach vom Königl. Schöffengericht zu Stollberg in der Sitzung vom 21. Nov. 1899 zu 5 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Er hatte gegen das verurteilende Erkenntnis das Rechtsmittel der Berufung eingelegt und dieses damit begründet, dass er nicht gegen die angezogene Strafvorschrift verfehlt habe, sofern er nur zu denjenigen Personen in Oelnitz mit Brillen gegangen sei, welche sich seinem vorher mit Empfehlungen ausgesandten Sohne gegenüber zum Ankauf von Brillen geneigt erklärt gehabt hätten, sonach nichts weiter als bestellte Ware geliefert habe. Wie schon die erste Instanz, so erachtete auch das Berufungs-Gericht den Einwand des Angeklagten als hinfällig, sofern als das Gebahren des Angeklagten als nichts weiter als ein Feilbieten obiger Waren im Umherziehen mit Auswahl sich darstellt. Die eingelegte Berufung wird deshalb kostenpflichtig abgewiesen.

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Kunstgewerbliches. Fachschulwesen.

Aus der Kunst- und Gewerbehalle in Hannover sind in letzter Zeit eine Reihe neuer Eingänge an kunstgewerblichen Arbeiten zu verzeichnen; darunter auch ein silber getriebener Pokal von dem Hof-Goldschmied Lameyer-Hannover. Dieser Pokal, ein Ehrengeschenk der Direktion des Gewerbe-Vereins an ihren langjährigen Präsidenten Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. H. Köhler zu dessen 70. Geburtstage, ist ein Meisterwerk hannoverscher Goldschmiedekunst. Das kleine Kunstwerk hat mit Sockel eine Höhe von ca. 50 cm und ist in den Formen der deutschen Hochrenaissance gehalten. Aus reich profiliertem und mit Blatt-Ornamenten verziertem Fuss entwickelt sich, von vier mit Löwenköpfen gezierten Argraffen flankiert, der Stiel, auf welchem ein breiter, mit prachtvoll modelliertem Figurenfries verzierter Kelch sitzt. Dieser Fries, eine Kopie einer Antike, stellt den Kampf des Schönen gegen die Barbarei dar. Auf dem ebenfalls reich profilierten und ornamentierten Deckel steht ein Genius der Kunst mit Lorbeerkranz in der Hand. Die Widmung ist in den Deckel und Kelchrand eingraviert; auf dem Fuss stehen die Namen der Direktions-Mitglieder. Alle glatten und profilierten Teile sind vergoldet; die ornamentierten sowie die figürlichen sind Silber. Der Pokal steht auf einem schwarz polierten Holzsockel, an dessen

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