Page images
PDF
EPUB

Juwelen, Gold- und Silberwaren auf Börsen und die Wanderauktionen. Auch sei es schädigend, dass seit 25 Jahren, namentlich in kleineren Städten, die Uhrmacher Juwelen, Gold- und Silberwaren mit verkauften. (Zuruf: Verkaufen denn nicht die Goldschmiede Uhren?) Daran seien die Grossisten schuld, gegen die man vor 25 Jahren, als sie noch weniger an Zahl waren, hätte einschreiten müssen. Gegen die Nachteile, welche die Warenhäuser mit sich brächten, sei heute nicht mehr viel zu machen. Da sei es versäumt worden, zur richtigen Zeit einzugreifen. In den grossen Bazaren würde jetzt überall die courante Ware geführt, Brochen, Ohrringe, Armbänder u. s. w., während man dem Goldschmied Trauringe, silberne Löffel u. s. w. gnädigst überlasse. Der zu gründende Verband müsse wenigstens dafür sorgen, dass in Zukunft nicht noch mehr derartige Beeinträchtigungen des Gewerbes entständen. Redner wendete sich dann gegen die Packungen der Fabrikate aus Pforzheim oder Hanau, die zu Irrtümern führe. Da müsste auf feste Normen gedrungen werden.

Sodann kam er auf die Gründung eines Goldschmiede-Verbandes zu sprechen. Er betonte die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses deutscher Goldschmiede aus den bereits in unseren früheren Aufrufen enthaltenen Gründen. Soweit er nun dabei auch die Gründung unseres „Deutschen GoldschmiedeVerbandes zur Wahrung berechtigter Interessen" mit dem Sitz in Leipzig zu sprechen kam, zeigte sich, dass er leider nicht unterrichtet war. So behauptete er wiederholt, dass derselbe nur 82 Mitglieder zähle, obwohl demselben innerhalb weniger Wochen gegen 800 Mitglieder sich angeschlossen hatten. Ferner wurde, was ebenfalls durchaus unwahr ist, die Behauptung aufgestellt, dass unsere Zeitung ehemals für die Grossisten gegründet worden sei, und nur so viel Abonnenten habe, als Mitglieder des Verbandes aufgeführt würden. Wir erklären hiermit nochmals ausdrücklich, dass alle diese Behauptungen aus der Luft gegriffen sind, und der Redner falsch unterrichtet wurde.

Bei der Gründung eines Verbandes sei zunächst an die Zwangsinnungen zu denken, denn freie Innungen und Vereinigungen könnten nicht so viel ausrichten wie diese. Aber auch die letzteren und die einzelstehenden Goldschmiede an kleinen Orten sollten herangezogen werden. Keineswegs aber dürfe man sich von Leuten, die gar keine Goldschmiede seien, das Heft aus den Händen nehmen lassen. Soweit sich dies auf den ,,Deutschen Goldschmiedeverband" beziehen sollte, war es natürlich ebenfalls ein Irrtum, da zu den Gründern desselben ja fast ausschliesslich deutsche Goldschmiede gehörten. Das Referat wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen.

In der Debatte meldete sich zunächst Herr Menzel-Berlin, Mitglied des Vorstandes des „Deutschen Goldschmiede-Verbandes zur Wahrung berechtigter Interessen" in Leipzig zum Wort. Er bekannte sich als ein Anhänger dieses Verbandes, stellte einzelne Irrtümer in unserem Sinne richtig und führte aus, dass die Anregung zur Begründung eines Deutschen Goldschmiede-Verbandes in unserem Blatte schon am 15. Juli erfolgt sei, also weit früher als die Berliner Innung mit ihrem Artikel im Schlag'schen Blatte hervorgetreten sei (15. September). Man habe allerdings schon oft einen Verband gründen wollen, aber nie sei es zu etwas gekommen. Als daher das Diebener'sche Blatt die Angelegenheit endlich einmal energisch in die Hand genommen habe, da habe es überall freudige Zustimmung geerntet und die besten Firmen seien dem Verband in Nord und Süd beigetreten. Dieser Verband bestehe und habe eine stattliche Mitgliederzahl. An dieser Thatsache sei nicht zu rütteln.

Vor 1870 sei das Goldschmiedegewerbe dem Verfall nahe gewesen, und erst seit dem glorreichen deutsch-französischen Kriege, der uns ein einiges deutsches Vaterland wiedergegeben habe, sei auch die deutsche Goldschmiedekunst wieder emporgeblüht. Daran hätten die Innungen keinen Anteil gehabt, sondern die grossen Künstlerwerkstätten, die mit staatlicher Hilfe

gegründet worden seien. In den Innungen stagniere das Leben. Namentlich in den Zwangsinnungen, wo solche Personen mit aufgenommen werden müssten, die man in freien Innungen und Vereinigungen von sich fernhalte: ehemalige Barbiere und Buchbinder, welche Goldschmiede beschäftigten! Der Deutsche Goldschmiede-Verband zur Wahrung berechtigter Interessen" habe den stellvertretenden Obermeister der Leipziger Innung, Herrn Meschke, an seine Spitze gestellt, mit dem Bewusstsein, dass er einem praktischen, bewährten Goldschmiede die Leitung in die Hand geben wollte. Grossisten nehme er nicht auf, sondern nur Männer, die das Handwerk verstehen. Wenn Herr Fischer beklage, dass Uhrmacher auch Goldsachen führten, so beruhe das auf Gegenseitigkeit, denn die Goldschmiede führten auch Uhren. Dagegen sei nichts zu machen. Und was die Warenhäuser anlange, so solle man die Frauen dazu erziehen, ihr Geld nicht in die Warenhäuser zu tragen. Man solle nicht nur den Staat immer anrufen, sondern zur Selbsthilfe schreiten. Das wolle der nun in Leipzig gegründete Goldschmiede-Verband thun. Der Leipziger Verband stehe den Innungen nicht feindlich gegenüber, er wolle Zwangsinnungen, freie Innungen und Vereinigungen und die einzelstehenden Goldschmiede in sich zu einem mächtigen Ganzen vereinen. Wir wünschen den Frieden mit allen und die Förderung unseres Gewerbes! Wir haben erreicht, was seit 25 Jahren vergeblich erstrebt wurde. Wir stehen insbesondere

auch für den mittleren und kleinen Goldschmied ein. Unsere Bestrebungen sind so edel und rein, wie das Gold ist, das wir verarbeiten. (Grosser, allseitiger Beifall.)

Herr Grohmann-Dresden erkennt den Leipziger Verband nicht an und wünscht eine Kommission ernannt zu sehen, welche die Gründung eines Verbandes in die Hand nimmt. Der Verband in Leipzig habe nichts aufzuweisen, was ihn berechtige, sich als Verband zu gerieren. Herr Dr. Schröder repliciert, dass der Verband in Leipzig bereits Satzungen besitze, die der Behörde zur Erwerbung der Rechtsfähigkeit überreicht seien, und dass er an 800 Mitglieder aufweise, die treu zu ihm hielten. Das sei für's Erste schon genug. Herr Martin Lange verteidigt die Zwangsinnungen, um die es nicht so schlimm bestellt sei, wie immer gesagt werde. Herr Menzel hätte seine Ausführungen nur in der Berliner Innung machen sollen, das wäre der rechte Ort dafür gewesen. Die Berliner Zwangsinnung habe erst das Solidaritätsgefühl unter den Goldschmieden hier geweckt. Der Leipziger Verband werde nicht anerkannt, und bald ebenso verschwinden, wie die Bestrebungen von 1888. (Beifall und Widerspruch.)

Herr Obermeister Eckhardt-Dresden will die Spaltung vermieden sehen. Zwei Konkurrenzverbände würden die besten Kräfte vergeuden. Es scheine, als ob der Kampf sich nur um die beiden Fachzeitungen drehe, die aber doch nebeneinander bestehen könnten. Man solle eine Kommission wählen, welche eine Einigung herbeiführe. Dass es die Herren des Leipziger Verbandes auch ehrlich gemeint hätten, daran zweifle auch er keinen Augenblick. (Zustimmung). Redner kommt auf die Bestrebungen des Herrn Diebener und das Blatt „Schmuck und Mode" zu sprechen, dem er seinen vollen Beifall zollt.

Herr Weichmann-Berlin befürwortet, von einem Innungsverband abzusehen und einen allgemeinen Verband zu gründen. Herr Richter-Hamburg redet zum Frieden und wünscht, dass auch den Fabrikanten ein Platz im Verbande gewährt werde, denn sie gehörten zu den Goldschmieden und gingen Hand in Hand mit ihnen. Es sei vielleicht nicht einmal richtig, die Händler ganz auszuschliessen, denn auch von Kaufleuten sei zu lernen, auch sie könnten den Beratungen oft nützlich sein.

Der Vorsitzende bringt sodann den Antrag Fischer-Berlin zur Abstimmung: „Der erste Goldschmiedetag wolle die Gründung eines Verbandes deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede beschliessen". Herr Eckhardt-Dresden wünscht einen Zusatz, nach welchem eine Vereinigung mit dem bestehenden ,,Deutschen Goldschmiede-Verband" herbeigeführt werden soll. Der Antrag

[graphic]

Goldschmiedearbeiten von der Pariser Weltausstellung

No. 1-3, 5, 6, 10 aus dem Atelier der Firma F. Zerrenner und No. 4, 7, 8, 9, 11 aus dem Atelier der Firma W. Stöffler, beide in Pforzheim.

Eckhardt wird abgelehnt, der erste einstimmig angenommen. Damit endigten die Verhandlungen des ersten Tages. Er brachte also zwei Konkurrenzverbände auf die Bildfläche.

Am Nachmittag fand im Saale von Schultheiss' Etablissement eine Versammlung unseres „Deutschen GoldschmiedeVerbandes" statt, welche zahlreich besucht war und von Herrn Hofjuwelier Werner-Berlin mit einer Begrüssung der Erschienenen eröffnet wurde. Herr Syndikus Hermann Pilz-Leipzig gab sodann als Syndikus des „,Deutschen Goldschmiede-Verbandes“ eine Schilderung der Zwecke und Ziele dieses Verbandes. Er warf die Fragen auf: Wie sind wir organisiert? Weiche Ziele und Zwecke haben wir nach unseren Satzungen? Welche Schritte haben wir jetzt zu ergreifen? Nach längerer Debatte wurde einstimmig folgender Antrag angenommen: „Der Deutsche Goldschmiede-Verband zur Wahrung berechtigter Interessen beschliesst, seine Arbeiten fortzusetzen, jedoch gleichzeitig mit dem neu zu konstituierenden Verband deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede durch die Mittelsperson des Herrn Eckhardt-Dresden zwecks Einigung in Verbindung zu treten". Für diesen Antrag sprachen namentlich in warmen Worten die Herren Föhr-Stuttgart, Dr. Schröder-Berlin, Werner-Berlin, Menzel-Berlin u. s. w. Noch am selbigen Abend fanden zwischen den Herren Werner, Föhr, Dr. Schröder und Syndikus Pilz einerseits und Herrn Martin Lange und Eckhardt andererseits Vorbesprechungen statt, und es ist das grosse Verdienst der Herren Dr. Schröder und Lange, dass schon hier die Basis zu einer Einigung geschaffen wurde. Bei den Vorverhandlungen am nächsten Morgen schien es freilich, als solle diese Basis wieder verloren gehen. Mit wenig Hoffnungen auf eine Einigung wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen.

Herr Obermeister Eckhardt erbat sich zunächst das Wort und führte aus, dass die Einigung einen Schritt näher herbeigerückt sei. Die Verschmelzung beider Verbände werde von der gegnerischen Seite, wenn deren Vorarbeiten benutzt und ihre Vorstandsmitglieder zum Teil mit in den neuen Vorstand

übernommen würden, nicht mehr abgelehnt werden. (Bravo.) Herr Obermeister Rossbach spricht ebenfalls dafür, dass die Hand zur Freundschaft und zum Frieden gereicht und ergriffen werde. Eine Kommission aus beiden Verbänden solle das bereits Geschaffene prüfen und das Gute verwenden. Herr Hofjuwelier Telge führt aus, dass die beiden Fachzeitungen als Verbandsorgane gut nebeneinander bestehen könnten.

Herr Dr. Schröder-Berlin spricht in längerer Rede, unter Wahrung der Interessen des Deutschen Goldschmiede-Verbandes, für eine Einigung. Sollte sie zu stande kommen, so werde er dem geeinten Verbande sofort 1000 Mark zur Förderung der Arbeiten zur Verfügung stellen. (Allseitiger Beifall.) Nachdem Redner noch mehrfach für eine Einigung plaidiert hatte, wurde der Antrag angenommen, einen gemeinsamen Verbandsvorstand zu wählen, in den auch Mitglieder des bisherigen GoldschmiedeVerbandes aufgenommen werden sollten. Zum Vorsitzenden wurde von 108 Stimmen mit 64 Stimmen Herr Fischer-Berlin, zum zweiten Vorsitzenden einstimmig Herr Menzel-Berlin, zu Beisitzern wurden die Herren Föhr-Stuttgart, Hampe-Stettin, Eckhardt-Dresden, Richter-Hamburg, Dr. Schröder-Berlin, WernerBerlin, Merk-München, Meschke-Leipzig, Walther-Halle und Baumann-Posen gewählt.

Damit war im Prinzip die Einigung beschlossen, und es handelt sich jetzt nur noch um eine formelle Auseinandersetzung zwischen den Verbänden, die in Kürze erfolgen wird. Herr Obermeister Rossbach schloss den Deutschen Goldschmiedetag mit dem Wunsche, dass auch fernerhin Friede und Eintracht herrschen möge! (Lebhafter Beifall.)

Am Nachmittag konstituierte sich der Vorstand wie folgt: Wilhelm Fischer-Berlin, erster Vorsitzender, Menzel-Berlin, zweiter Vorsitzender, Dr. Schröder-Berlin, Schriftführer, O. M. WernerBerlin, Kassierer, Hermann Pilz-Leipzig, Syndikus. Die übrigen Herren fungieren als Beisitzer.

So ist das Einigungswerk vollzogen!

Glück auf! Frisch an die Arbeit ist jetzt die Parole!

Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede. Erste Vorstands-Sitzung am 3. November 1900.

Anwesend sind die Herren: Fischer, Menzel, Schröder, schmieden und auch sämtlichen Fabrikanten durch Zirkulare Werner, Foehr, Eckhard, Hampe, Richter, Baumann, vorzunehmen. sowie Webel und Diebener.

Der erste Vorsitzende Herr Fischer eröffnete die Sitzung mit dem Wunsche, dass die Arbeiten des Vorstandes des „Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede" für immer friedfertig und recht segensreich sich gestalten mögen.

In den engeren Vorstand wurden der erste Vorsitzende Herr Fischer, der zweite Vorsitzende Herr Menzel, sowie als Schriftführer Herr Dr. Schröder und als Schatzmeister Herr O. M. Werner gewählt. Als Satzungen für den neu gegründeten Verband sollen im Prinzip die bereits beim Leipziger Amtsgericht eingereichten Statuten, welche umgehend zurückgefordert werden sollen, als Grundlage dienen; dieselben werden den Vorstandsmitgliedern abschriftlich mitgeteilt und nach erfolgtem Meinungsaustausch in einer am 25. November anzuberaumenden Vorstands-Sitzung endgiltig beraten. Der Name des Verbandes wurde wie auf dem Goldschmiede-Tage beschlossen, als „,Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede" festgestellt. Für den Verband soll beim Gericht die juristische Persönlichkeit nachgesucht werden. Als Rechtsbeistand wurde Herr Syndikus Pilz, Leipzig gewählt. Es wurde beschlossen, eine Agitation für den Verband in erster Linie bei den Innungen und sonstigen bestehenden Körperschaften, sowie den einzelstehenden Gold

Der Beitrag soll in der nächsten Sitzung festgestellt werden. Fernerhin wurde beschlossen, als Verbandsorgane die beiden Zeitschriften von Schlag und Diebener in Leipzig zu bestimmen. Die bisherigen Mitglieder des Deutschen Goldschmiede-Verbandes sollen auf Verbandskosten durch Herrn Diebener von der Übernahme in den Verband deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede benachrichtigt werden.

Für den Verband sollen je zwei Mitglieder des engeren Vorstandes rechtsgültig zeichnen.

Es werden den Vorstandsmitgliedern bei Reisen zu den Vorstandssitzungen, resp. bei vom Vorstand beschlossenen Reisen die Fahrt zweiter Klasse, sowie Zehrspesen in Höhe von 10 Mark pro Tag bewilligt.

Die bereits gegründete Ortsgruppe Berlin wird anerkannt und bleibt in der bisherigen Zusammensetzung bestehen. Als erster Vorsitzender wird Herr O. M. Werner, als zweiter Herr Dr. Schröder, als dritter Herr Rud. Menzel bestätigt. Die beiden in den Vorstand gewählten Herren, Herr Meschke in Leipzig und Herr Merk in München sollen in eingeschriebenem Brief von ihrer Wahl benachrichtigt werden.

Die Zeitungsausschnitte über die Gründung des Verbandes sollen gesammelt, sowie fernerhin die Zeitungen durch Cor

respondenz - Bureaus von den Zwecken und Bestrebungen des Verbandes in Kenntnis gesetzt werden.

Zum Schluss beantragte der erste Vorsitzende, Herr Fischer, Sr. Majestät dem Kaiser in angemessener Form von der Gründung des Verbandes, sowie seinen Bestrebungen Kenntnis zu geben. Die Vorstandsmitglieder sollen die Adresse unterzeichnen. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. Hierauf wird die Sitzung geschlossen.

In Folgendem geben wir noch die Namen der VorstandsMitglieder, und zwar zuerst die vier Herren des engeren Vorstandes, sodann die acht übrigen Herren alphabetisch geordnet mit genauer Adressen-Angabe zur allgemeinen Kenntnis: 1. Erster Vorsitzender: Herr Wilhelm Fischer, Juwelier, Berlin S., Oranienstr. 63 I., an welchen alle Anfragen den Verband betreffend in Zukunft zu richten

sind; 2. Zweiter Vorsitzender: Herr Rudolf Menzel, Juwelier, Berlin, Dennewitzstr. 11; 3. Schriftführer: Herr Dr. jur. Schröder, Hofjuwelier, Inhaber der Firma Eugen Schröder, Hofjuwelier, Berlin W., Leipzigerstr. 35; 4. Schatzmeister: Herr O. M. Werner, Mitinhaber der Firma: I. H. Werner, Hofjuwelier, Berlin W., Friedrichstr. 173; 5. Herr Theofil Baumann, Juwelier, i. F.: Rudolf Baumann, Posen; 6. Herr Obermeister Hermann Eckhardt, Juwelier, Dresden, Wittenbergerstr. 4 II; 7. Herr Emil Foehr, Hofjuwelier, Teilhaber der Firma: Eduard Foehr, Hofjuwelier, Stuttgart, Königstr. 25; 8. Herr Franz Hampe, Juwelier, Stettin, Beutlerstr. 1; 9. Herr Paul Merk, Hofjuwelier, Inhaber der Firma: G. Merk, Hofjuwelier, München, Hofgartenarkaden 14; 10. Herr Obermeister Hugo Meschke, Juwelier, Leipzig, Katharinenstr. 5; 11. Herr August Richter, i. Fa.: Aug. F. Richter, Hamburg, Bachstr. 13; 12. Herr Hermann Walter, Juwelier, Halle a. S., Scharrngasse.

Der grösste Diamant der Welt.

Auf der Pariser Weltausstellung hat wohl kein Gegenstand grösseres Aufsehen erregt und höheren Wert gehabt, wie der grosse Brillant, der zur Erinnerung an das Regierungsjubiläum der Königin Vic

toria von England der,,Jubilee" genannt worden ist. Es ist ein Stein vom reinsten Wasser und von solcher Grösse und Schönheit, dass kein anderer der bis jetzt bekannten Brillanten sich mit ihm messen kann. Er wiegt im jetzigen geschliffenen Zustande 239 Karat, während der „,Orloff" im russischen Zepter als nächstgrosser Stein,,nur" 1941 Karat wiegt. Der ,,Regent" des französischen Staatsschatzes hat 13634 Karat und der berühmte ,,Kohinoor" nur 106 Karat. Klarheit und Feuer und der tadellose Schliff stellen den Jubilee" hoch über alle seine Rivalen.

denken, ihn zu verkaufen, doch giebt man den Wert auf etwa 8 Millionen Franken an. Eins aber ist sicher, dass der in Paris ausgestellte Stein nur eine Nachahmung des echten ist, der sich

[blocks in formation]

Der Stein ist das Eigentum eines Syndikats von Kapitalisten licherweise eine schwarze Stelle der Jagersfontein- Mine, in welcher er gefunden wurde. Sein in zwei Teile gespalten werden, Wert ist ein imaginärer, solange die Eigentümer nicht daran

wegfiel.

vermutlich irgendwo in sicherem Verwahrsam befindet. Die Fundstätte war die Jagersfontein - Mine im Oranje-Freistaat und der Tag des Fundes der 30. Juni 1893. Der Finder war ein farbiger Arbeiter, der ihn trotz der scharfen Aufsicht der weissen Beamten heimlich zu sich zu stecken wusste und ihn längere Zeit behielt. Er wollte ihn aber nicht stehlen, sondern nur persönlich dem Geschäftsführer abliefern, um eine hohe Belohnung zu erhalten. Diese ward ihm mit 150 Pfund Sterling, einem Pferde, Sattel und Zaumzeug. Roh wog der Diamant 97134 Karat; er hatte unglückin der Mitte und musste wobei die schwarze Stelle

[graphic][graphic]

Zur Cellini-Feier.

Ausstellung im Königl. Kunstgewerbe-Museum zu Berlin.

Um die vierhundertste Wiederkehr des Geburtstages Benvenuto Cellinis zu feiern, haben sich Deutschlands Goldschmiede in des Reiches Hauptstadt versammelt. Dem ersten Blick erscheint das befremdlich; man fragt, was geht die deutschen Goldschmiede Benvenuto Cellini an, können sie überhaupt etwas rechtes von ihm wissen, wo doch selbst der Fachwissenschaft des Künstlers Bild nur in ganz verschwommenen Umrissen vor Augen steht.

Es braucht ja kaum noch besonders betont zu werden, dass Cellinis Ruhm im wesentlichen auf der von ihm selbst verfassten Lebensbeschreibung beruht und bei uns Deutschen nicht zum mindesten auch auf dem Umstande, dass Goethe sie in klassischer Weise in unsere Muttersprache übertrug. Auf Grund dieser Lebensbeschreibung, nicht seiner wenigen beglaubigten Werke, hat Benvenuto ein derartiges Ansehen gewonnen, dass er fast

zum Heiligen der Goldschmiedekunst emporgestiegen ist. Hat man doch zu Zeiten jedes hervorragendere, nur einigermassen in seine Zeit passende Stück Goldschmiedearbeit ohne weiteres auf seinen Namen hin getauft; ja selbst die offenbar echt deutschen Arbeiten des Lüneburger Ratssilbers mussten sich diese Entnationalisierung gefallen lassen.

Die Geschichte hat nicht gerecht verfahren, indem sie Benvenuto Cellini zum Heiligen der Goldschmiede erhob. Aber er ist es nun einmal, und wenn die deutschen Goldschmiede sich seinen Ehrentag zur Feier auserkoren, so sind sie sich sicherlich dessen deutlich bewusst gewesen, dass im Grunde Cellini selbst dabei nur eine ganz nebensächliche Rolle spielt.

Die Feier ist nicht schlechthin eine historische, ein Jubiläumsfest, eine Rettung in die alte gute Zeit" unter wehmütigem Eingeständnis eigener Unfähigkeit. Einer Zeit, die über das Nachbeten historischer Formen hinaus zu selbständigem Schaffen zu gelangen sucht, stände das übel an! Nur äusserlich weist die Feier zurück, in Wirklichkeit nach vorn, sie ist ein Programm und das lautet: Kunst und Handwerk gehören zusammen; und gleichsam wie auf Eideshelfer beruft man sich auf die Geschichte, deutet zurück auf Zeiten, in denen Frieden zwischen Kunst und Handwerk herrschte, zum besten beider.

Zur besseren Klärung mögen darüber noch einige Worte gesagt sein. Eine der Übertreibungen unserer Zeit und alle Kampfeszeiten enthalten derartige Übertreibungen

ist

die Forderung der absoluten Einheit von hoher Kunst" und ,,Kunsthandwerk". Nun, Unterschiede haben stets bestanden und werden auch stets bleiben; sie werden noch immer am besten durch die Worte „freie“ und „Nutzkunst“ bezeichnet. Aber Kunst ist beides, und es war nicht nötig, wie es in den vergangenen Jahrzehnten geschah, unübersteigbare Schranken zwischen beiden zu errichten. Blicken wir zurück! Im Mittelalter, unter der Herrschaft der alles einigenden Kirche herrschte eine fast vollendete Einheit zwischen Kunst und Handwerk; der Künstler war Handwerker, der Handwerker Künstler, ihr gemeinsamer Nährboden die Kirche. Zur Zeit der Renaissance machen sich die besten Geister von allen einengenden Fesseln frei; aus der Stube des Handwerkers gehen alle jene Männer, die die Kunstgeschichte zu ihren Grössten zählt, zum freiesten Kunstschaffen hervor: Dürer, Holbein u. s. w. Aber sie alle vergessen ihre Wiege nicht, stets hat ihre Kunst Beziehungen zum Handwerk unterhalten; und so ist es bis an die Schwelle des vergangenen Jahrhunderts gewesen.

Wir wollen hier nicht von den Äusserlichkeiten der CelliniFeier reden, sondern von ihrem Kern, und wir benutzen dazu die Schilderung einer Ausstellung, die das Berliner Kgl. Kunstgewerbe-Museum in seinem Lichthofe veranstaltet hat. In der Absicht ihrer Leiter hat es offenbar gelegen, den engen Zusammenhang, der bisher stets zwischen Kunst und Handwerk bestanden hat, klar vor Augen zu führen. Die Ausstellung umfasst somit zwei Gruppen: einmal die künstlerischen Entwürfe sowohl in Handzeichnungen als auch besonders in Stichen, also die sogenannten „Ornamentstiche", und zweitens ausgeführte Werke in photographischen oder sonstigen graphischen Reproduktionen.

Für das Altertum und auch das eigentliche Mittelalter fallen infolge des Mangels geeigneter Vervielfältigungsmittel, wie sie sich die anbrechende Neuzeit im Kupferstich und den verwandten Verfahren schuf, Vorlagen natürlich weg. In der betreffenden Ausstellungsabteilung sieht man daher auch nur ausgeführte Arbeiten, so besonders Probetafeln einer noch nicht erschienenen, vom Antiquarium der Kgl. Museen veranstalteten Publikation des Hildesheimer Silberfundes, ferner die bedeutenden Funde von Bernay und Boscoreale. In der spätmittelalterlichen Abteilung lenken bereits in Nachbildungen einige Handzeichnungen Dürers, so ein reicher Tafelaufsatz und ein feingegliederter Doppelbecher, die Aufmerksamkeit auf sich. Dann, seit der Erfindung des

Kupferstiches, fliesst ein reicher Strom von Vorlagen an unseren Augen vorüber. Der Meister E. S., vertreten durch seine berühmte Patene, Martin Schongauer mit dem bekannten Weihrauchfass, Israel van Meckenem, der niederländische Meister W. mit dem schlüsselartigen Gebilde als Beizeichen, sie sind die Pioniere.

An den der deutschen Renaissance gewidmeten Wänden treten uns die „Ornamentstiche" schon in geschlossener, stattlicher Anzahl entgegen: Holbeins, durch Wenzel Hollers Stichel verbreitete Entwürfe, Altdorfer, Aldegrever und das ganze Heer der sogenannten Kleinmeister, Kleinmeister nach dem Format ihrer Blätter, ihrem Wesen nach Grossmeister der Kunst. Unter den Photographien und sonstigen Reproduktionen fallen die Kästen auf, an denen das ausgehende 16. und besonders das 17. Jahrhundert sein ganzes kunstgewerbliches Können entfaltete. Auf der anderen Seite finden wir jene schönen, uns allen wohlbekannten Schmuckstücke in bewegtem Rollwerk mit buntem Email, ferner die verschiedenen Typen des Tafelsilbers, Aufsätze, Schüsseln, Kannen, Pokale, Becher und allerhand lustiges Geschirr, an dem sich die Phantastik unserer trinkfesten Altvorderen austobte. Die Abteilung der romanischen Renaissance bringt vor allem Stiche der vier französischen Hauptmeister, von Ducerceau, Boyvin, Woeiriot und nicht zum letzten von Etienne Delaune mit seinen liebenswürdig-leichten Füllungsmustern. Die italienische Renaissance wird durch Agostino Veneziano, Enea Vico, Polydoro Caravaggio u. s. w. vertreten. Eine Wand hat man auch dem widmen zu müssen gemeint, dem die ganze Feier, dem Namen nach wenigstens, gilt; sie ist eine Ironie des Schicksals recht dürftig ausgefallen.

Die letzten Wände umfassen das Barock und die Folgezeit. Sehr interessant ist dort ein Stich von Eosander von Göthe, der das Prunkbüffet aus dem Rittersaale des Kgl. Schlosses zu Berlin darstellt. Das beste aber sind die Blätter von Meissonier. Schliesslich müssen wir noch die Aufmerksamkeit auf die zahlreichen, an den Wänden und auch in Glasschränken untergebrachten Handzeichnungen lenken. Besonders reich und geschlossen tritt Jakob Moers auf, ein Hamburger Meister, der 1612 gestorben ist. Auf seinen Blättern, die zum Teil riesengross sind, findet man Gefässe mannichfacher Art, allerhand Gerät, phantastische Tafelaufsätze, Schiffe, Elefanten u. s. w. Die schon hervorgehobene Absicht der Ausstellung, den Zusammenhang zwischen den Vorlagen und den ausgeführten Werken klar vor Augen zu stellen, ist in der Handzeichnungsabteilung besonders deutlich und glücklich zum Ausdruck gekommen.

Es würde zu weit führen, alle Einzelheiten aufzuzählen. Wir wollten im wesentlichen nur das Verdienstvolle einer derartigen Ausstellung, der hoffentlich weitere folgen, hervorheben und dazu auffordern, neben dem Studium der ausgeführten Goldschmiedearbeiten der in den Ornamentstichsammlungen aufbewahrten Vorlagen nicht zu vernachlässigen.

Bis an die Schwelle des 19. Jahrhunderts reicht die Kette der Stiche, besteht das glückliche Verhältnis von Kunst und Handwerk. Dass es gelöst wurde, liegt in der Abkehr des Publikums von der Kunst überhaupt, in der einseitig verstandesmässigen Geistesbildung des grössten Teiles des 19. Jahrhunderts begründet. Seit aber unser Gefühl sich wieder zu den Werken unserer grössten Künstler hingezogen fühlt, seitdem ist uns auch das Unkünstlerische in unseren Häusern, dem Gerät u. s. w. wieder zum Bewusstsein gekommen. Wir wollen es anders, und in Scharen strömen die Künstler wieder der lang vernachlässigten Nutzkunst zu, und aus den Kreisen des Handwerks selbst steigen die tüchtigen Kräfte empor, so dass auf eine baldige Besserung unserer kunstgewerblichen Verhältnisse zu hoffen ist. Die Hoffnung, dass es so kommen wird, und der feste Wille, diese Hoffnung nicht zu Schanden werden zu lassen, das ist es, was einer Cellini-Feier erst den rechten Inhalt geben kann. Wh.

« PreviousContinue »