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kostbare Werke der Goldschmiedekunst des 5. und 6. Jahrhunderts. So befinden sich unter dem Schatz Gefässe im Gewicht von 100 Pfund reinen Goldes, die mit einer reichen Menge von Edelsteinen besetzt sind. Die aus 14 einzelnen Stücken bestehende Sammlung, die allein einen Geldwert von nahezu drei Millionen Francs repräsentiert, gehörte einst dem in jugendlichem Alter gestorbenen Westgotenkönig Athalarich, dem Enkel Theodorichs des Grossen. Der Schatz hat viele Jahrhunderte hindurch im Schosse der Erde gelegen, wurde 1837 in vorzüglich konserviertem Zustande gefunden und bisher im Museum von Bukarest aufbewahrt. Man beabsichtigte anfangs, die Kleinodien aus grauer Vorzeit im rumänischen Pavillon zur Ansicht auszustellen. Da sie aber dort nicht sicher genug schienen, wurden sie im Louvre untergebracht. In einem besonderen Glasschranke auf rubinfarbenem Sammet prangt eine wundervoll ziselierte Platte von 40 cm. Durchmesser als Mittelstück. An dieser flachen Schüssel bemerkt man einige Risse, die darauf schliessen lassen, dass sie seinerzeit von der Soldateska als Kriegsbeute in vier gleiche Teile zerlegt worden ist. Die Fragmente wurden später wieder zusammengeschweisst. Um die Platte sind einige Becher und Trinkschalen von eigentümlicher Form gruppiert. Fremdartige Tiere und Phantasiefigureu in unnatürlich gewundenen Stellungen bilden die Henkel der Gefässe, die einst reich mit Edelsteinen inkrustiert gewesen sind, wie die vielen kleinen Höhlungen in dem massiven Golde erkennen lassen. Eine selbst nach unserem Geschmack sehr hübsche Form zeigt eine schlanke, hohe Vase, an der gleichfalls die Steine fehlen. Das grösste Interesse erregt ein Männerschmuck, der unzweifelhaft von dem König selbst getragen worden ist. Er besteht aus drei durch Gold- und Silberketten miteinander verbundenen goldenen Vögeln, deren Kopf an Falke und Taube zugleich erinnert und von denen der mittlere auf der Brust und die beiden anderen auf den Schultern befestigt wurden. An diesen Stücken befindet sich noch zum Teil der Edelsteinzierat Rubine, Katzenaugen, Bergkrystalle und ähnliche Gemmen.

Gold auf Helgoland. Um einem auch nach Berlin gemeldeten Gerücht mit Sachkunde auf den Grund zu gehen: dass man auf der Insel Helgoland gold haltiges Gestein gefunden zu haben glaube, werden sich, wie man der Kölnischen Zeitung mitteilt, in nächster Zeit der Direktor der Bergakademie in Begleitung eines Beamten, der der geologischen Landesanstalt angehört, nach Helgoland begeben und sich die erforderlichen Aufschlüsse zu verschaffen suchen. Einstweilen werde es ich selbstverständlich wohl nur darum handeln, den möglichen Vorwurf einer Unterlassung von Amtswegen auszuschliessen. Denn in Fachkreisen soll man dem vermeintlichen Funde aus geologischen Gründen mit recht grossen Zweifeln gegenüberstehen und eine Täuschung anzunehmen geneigt sein. Wie man weiss, besteht der untere Teil der Insel aus rötlichem Lehmboden, während der obere felsig ist mit zum teil aufgetragener fruchtbarer Muttererde. An der Richtigkeit der Nachricht von der bevorstehenden Anwesenheit der Bergbehörde und eines Landesgeologen wird nicht zu zweifeln sein, wie misstrauisch man auch den angeblichen Goldspuren allgemein begegnen mag. Ausserdem würde ja der geringe Umfang von Helgoland und die das Eiland ringsum fortwährend bedrohende See jeden der Rede werten bergmännischen Betrieb dort wohl von vornherein verbieten.

Ein hübscher Perlen-Fund. Mr. Allan Wood aus Boston suchte kürzlich nach einem im Zirkus verbrachten Abend mit seiner Gattin ein Restaurant auf, um sich noch an einem Gericht „clams", den wie unsere Miesmuscheln zubereiteten amerikanischen Venusmuscheln, zu erlaben. In einer dieser Muscheln nun hat Mr Wood zu seiner freudigen Ueberraschung eine wunderbar schöne Perle von zwei Gramm Gewicht gefunden, für die ihm der Juwelier Duplessis, zu dem er sich mit seinem Schatze begab, ohne zu feilschen, die enorme Summe von 18000 Dollars ausgezahlt hat. Seit jenem Abend soll in dem erwähnten Restaurant der Nachfrage nach „clams" kaum noch zu genügen sein, da jeder im Stillen hofft, ebenso wie Mr. Wood vom Glücke begünstigt zu werden.

Der Edelsteinschleiferei widmete sich einst auch Johann Gutenberg, dessen 500 jährige Geburtstagsfeier am ve gangenen Sonntag (24. Juni) die ganze Welt feierte. Einem Feuilleton der „Saale-Ztg." entnehmen wir darüber folgende Stelle: „Im Jahre 1434 finden wir ihn

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(Gutenberg) in Strassburg (i. E.), wo er sich mit allerlei industriellen Künsten beschäftigt, Edelsteine schleift, Spiegel anfertigt etc.“

Die goldene Amtskette wurde dem Oberbürgermeister der Stadt Hildesheim vom Kaiser verliehen. Architekt und Zeichenlehrer Sandrock dort hat einen Entwurf für die Kette angefertigt, den das Heroldsamt genehmigte, nach welchem unter Aufwendung erheblicher Mittel die Kette angefertigt werden soll.

Frage- und Antwortkasten.

Frage 134. Wer fertigt grosse silberne Filigran-Arbeiten (Schalen u. dergl.)? P. T. B. Frage 135. Wer kann mir sagen, welche Bewandtnis es hat mit Schmucksteinen, die aus Fischaugen hergestellt werden sollen? Frage 136. Wer liefert Schieber für Fächerketten?

O. R. B. Zu Frage 132. Weisse Emaille von sehr niedrigem Schmelzpunkt stellt man her durch einen Satz von 100 Teilen Zinn- und Bleioxyd, 60 Teilen reinem Quarzmehl und 25 Teilen Kochsalz. Zu Frage 133 Kleine Metall-Gegenstände zu polieren mache man eine Mischung von 10 Teilen Terpentin, 20 T. Stearin-Oel und 30 T. fein pulverisierter Tierkohle, füge dann genügend Alkohol bei, um das Ganze zu verdünnen. Die Mischung wird mit einem Haarpinsel aufgetragen; ist der Alkohol verdunstet, reibe man mit einer Stofflappen, welcher mit Tierkohle und Englisch-Rot bestrichen ist ab und poliere endlich mit einem Putzleder nach.

Büchertisch.

In dieser Rubrik bringen wir Fach- und populäre Litteratur und zwar neues und altes jedoch nur solche Werke, die der Empfehlung wert sind. Dieselben können zu den beigesetzten Preisen durch die Expedition unserer Zeitung bezogen werden. Heraldische Wappenkarten. Carl Oehring, kgl. bayr. Hofgraveur, München. Diese von obiger Firma gefertigten Karten zeigen uns die Wappen von den Kreishauptstädten des Königreichs Bayern. Die Karten sind in satten, frischen Farben und wirken überaus effektvoll auf das Auge des Beschauers, sodass sie gewiss einem jeden Sammelalbum zur grössten Zierde gereichen werden. Diese Karten sind nicht nur für Wappenliebhaber von grossem Werte, sondern sie können zugleich auch, ihrer vorzüglichen Ausführung wegen, als Vorlage für Kunstgewerbetreibende und Dilettanten dienen. können dieselben allen Sammleru aufs wärmste empfehlen.

Patente.

Wir

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Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats Abonnementspreis: Kleine Ausgabe (ohne Beilagen) pro Quartal M. 1.50 für Deutschland, 90 Kr. für Oesterreich, M. 8.- pro Jahr für das Ausland. Grosse Ausgabe (mit der Beilage,,Schmuck und Mode") pro Quartal M. 2. für Deutschland, fl. 1.20 für Oesterreich; für das Ausland pro Jahr M. 10.—. Inseratenteil (ohne Text) kostet pro Jahr M. 2- für Deutschland. Insertionspreis die 4gespaltene Nonpareillezeile 25 Pfg., Seite M. 1.50 brutto. Bei Wieder1 holungen wird Rabatt gegeben. Beilagen nach Uebereinkunft, gefälligen Anfragen wolle man stets Muster beifügen. Arbeitsmarkt die 4 gespaltene Nonpareillezeile 20 Pfennige.

nach dem neuen Recht. Handel und Verkehr. brechen etc.

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Vermischtes.

Inhalt: Die Pforzheimer Gold- und Silberschmiede-Arbeiten auf der Pariser Weltausstellung. Handel und Wandel. Gothisches Trinkgerät (mit Abbildungen).
Mangel an Diamanten. Zur Lage der Goldschmiede audiatur et altera pars. - Petroleum-Beleuchtung. Die Fürsorgepflicht der Goldschmiede für ihre Angestellten
Personalien und Geschäftsnachrichten. Vereine und Versammlungen. Fachschulwesen. Kunstgewerbliches. Technische Mitteilungen.
Ausfuhrhandel. Handelspolitik. Geschäftliche Mitteilungen.
Gerichtliche Entscheidungen. Unglücksfälle, Einbruchsdiebstähle. Ver-
Frage- und Antwortkasten. — Büchertisch. Patente. Silberkurs. - Konkurse und Insolvenzen. Arbeitsmarkt. — Inserate.
Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender Zeitung ist nur unter genauer Quellenangabe gestattet.

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Ein Unglück kommt selten allein, sagt das Sprichwort, und wir müssen die Wahrheit desselben leider aus den Erfahrungen der letzten Zeit bestätigen. So wenig uns in Deutschland der Boerenkrieg im Grunde genommen, ausser der Sympathie für die um ihre Unabhängigkeit Kämpfenden, angeht, so hat er doch auf den Geschäftsgang nicht gerade förderlich eingewirkt, und wir brauchen nur an die Steigerung der Diamantenpreise zu denken, um uns zu überzeugen, dass durch irgend welchen noch so entfernten Krieg auch unsere Interessen in hohem Grade berührt werden. Nun kommen dazu die Wirren in China mit der Ermordung des deutschen Gesandten, und es ist noch garnicht abzusehen, welchen Umfang der im fernen Osten ausgebrochene Brand annehmen wird, und in welchem Masse er auf das Geschäft schädigend einwirken kann. Ein anderer Brand im Westen, ein wirklicher, durch den mehrere Lloydschiffe vernichtet und zahlreiche Menschenleben geopfert wurden, war auch gerade nicht ermutigend für die Stimmung im Allgemeinen, und zum Schluss haben nun auch noch die Ferien angefangen. Wahrlich, wenn unter allen diesen Widerwärtigkeiten unser Geschäftszweig auch mehr wie sonst leidet, so ist es kein Wunder, dass man allerwärts nichts wie Klagen hört, und es ist nur gut, dass die ohnehin stille Sommerszeit alle diese Schäden gezeitigt hat, und wir immer noch hoffen dürfen, dass bis zum Herbst und dem Beginn der lebhafteren Geschäftszeit wieder bessere Bedingungen eingetreten sein werden. Bis jetzt sind ja die Aussichten für ein lohnendes Herbstgeschäft ziemlich gute, da zunächst die Obsternte eine vorzügliche war, der Wein einen vorzüglichen Ertrag verspricht und ebenso das Getreide, wenn Alles gut geht; auch die Industrie ist gut beschäftigt, und so brauchen wir wohl noch nicht zu verzagen, es kann und wird auch für unser Goldschmiede-Gewerbe bald wieder eine bessere Zeit kommen.

Wenn wir bisher vom Detail geschäft gesprochen haben, so müssen wir leider erwähnen, dass der stille Geschäftsgang dort auch auf den Umsatz der Grossisten natürlichen Einfluss ausübt und auch die süddeutschen Fabrikanten, die in den letzten Tagen wieder recht zahlreich durch das ganze deutsche Reich unterwegs waren, dieses Mal nicht ganz so gute Aufträge erhielten, wie sonst wohl, namentlich nicht im besseren Mittelgenre, für den sich erst noch die kommende Geschmacksrichtung auf Grund der in Paris gesammelten Erfahrungen herausbilden soll. Merkwürdigerweise kommen von dort immer wieder Stimmen, die behaupten, dass Korallenschmuck wieder mehr und mehr in Aufnahme kommt. Ein im vorigen Jahre unternommener Versuch, Korallen in modernen Schmucksachen hier auf den Markt zu bringen, hatte keinen grossen Erfolg, und doch scheint es, als ob die Koralle in Paris und Frankreich sich grösserer Beliebtheit erfreut als sonst, und in ein bis zwei Jahren wird diese Mode wohl auch bei uns ihren Einzug halten, hoffentlich in demselben Umfange, in welchem bis vor einigen Jahren Korallen bei uns gekauft wurden.

Dass die Zwangsinnung der Goldschmiede in Hamburg wieder eingegangen ist, werden die Freunde der Innungsbewegung mit Bedauern vernommen haben, während die Gegner diesen Vorgang als natürliche Erscheinung betrachten. Der Boden für die Innungsbestrebungen ist nicht überall ein günstiger, und die nengebildeten

Zwangsinnungen haben allerorts mit Schwierigkeiten zu kämpfen, SO u. a. in Berlin, wo über die Beitragspflicht und die Höhe der Beiträge und den Modus zur Erhebung derselben noch Verhandlungen schweben. Jeden Eingeweihten und Fachmannn muss, es dabei sonderbar berühren, wenn von einer Seite, die es besser wissen könnte, behauptet wird, dass die Goldschmiede, d. h. die Ladengeschäfte zwei Drittel ihres Einkommens aus den Erzeugnissen eigener Arbeit und nur ein Drittel aus dem Handel mit Fabrikationsware beziehen. Das kann doch nur für die wenigen Berliner Arbeitsgeschäfte zutreffen, nicht aber für die grosse Anzahl der Ladengeschäfte, deren Inhaber doch hauptsächlich Innungsmeister sind oder werden sollen, und die doch nur zum allergeringsten Teil alles das selbst herstellen, was sie verkaufen. Wir geben zu, dass es besser wäre, wenn das umgekehrte Verhältnis vorherrschen würde, aber so, wie die Welt sich einmal entwickelt hat, wird sich an dem Stand der Dinge nicht viel ändern lassen und erst dann erhebliche Besserung eintreten, wenn unser kaufkräftiges Publikum sich gewöhnt, den Goldschmieden, wie in Frankreich, mehr Spielraum zur Entfaltung ihrer Kunst und vor allen Dingen bessere Preise zu gewähren.

,,Central

Dies anzustreben ist mit der Hauptzweck unserer „( stelle Schmuck und Mode".

Wie man es eben nimmt! Für die einen ist die jetzige die stille Geschäftszeit - für andere ist es die lebhafteste im ganzen Jahr. Letzteres z. B. für die Gastwirte und Zimmervermieter in den Bädern und Sommerfrischen. Klingt es nicht wie Übertreibung, dass am 6. Juli, dem Tage des Ferienanfangs, vom Stettiner Bahnhof zu Berlin allein mehr als 10000 (zehntausend) Personen abgereist sind? Diese 10000 fehlen doch nun als Käufer, als Konsumenten in der Residenz! Wie viele Tausende in den letzten Tagen nun noch von demselben und und den anderen 10 Hauptbahnhöfen aus die Stadt verlassen haben, ist uns noch nicht bekannt. Und wie verhältnismässig wenige kommen dafür an!

Und da sollen die Geschäfte nicht still sein -? Sogar die Mode steht im Augenblick still. Die Sommerkleider sind fertig auf Wochen hinaus wird nichts daran geändert, nichts Neues hinzugefügt es ist ordentlich ein Ausruhen, auch von den Konferenzen mit der Schneiderin, der Modistin, ein Ausruhen vom Anprobieren.

Nun, die Mode darf ja auch einmal ausruhen, hat sie doch flott genug geschafft in den vergangenen Wochen. Sie hat uns zuguterletzt halblange Ärmel beschert, hat grossmütig gestattet, dass wir nicht um jeden Preis die Stehkragen hoch bis hinter die Ohren tragen, ja sie dekretiert sogar, dass niedliche Ohren nicht ohne Schmuck bleiben dürfen!

Und wie gern fügt man sich solchen „Erlassen"! Die schöne Gräfin Chotek, jetzt, als Gemahlin des Erzherzogs Franz Ferdinand, Fürstin Hohenberg, trug am Hochzeitstage funkelnde Brillantboutons in den Ohrläppchen, wer wird sich nun dieser von so hoher Stelle ausgehenden Anregung nicht gern fügen, diesem Beispiel nicht folgen wollen?

Es ist noch gar nicht allzulange Zeit her, seit die Parole ausgegeben war, eine Braut dürfe keinen anderen Schmuck tragen, als Myrtenblüten: Gräfin Chotek trug ein ihr vom Kaiser Franz Joseph verehrtes Brillantdiadem trotz des Myrtenkränzleins im welligen Haar! Und um den Hals aller Vorurteile ungeachtet — ein zweireihiges kostbares Perlencollier, sowie ein Perlenarmband um den linken Arm. Möchten der jungen Frau die Perlen, die sie am Hochzeitstage trug, nur Thränen der Freude, des Glückes bedeuten; gilt doch ohnehin jetzt die Auslegung der Behauptung, dass Perlen Thränen bedeuten, so: Thränen für diejenigen, die keine Perlen besitzen . .

Übrigens bewährt sich zu unserer Freude und Genugthuung auch in Bezug auf unsere Thätigkeit das alte Wahrwort: „Steter Tropfen höhlt den Stein". Mit Befriedigung konnten wir wahrnehmen, wie die Moden-Zeitungen ihrem Publikum Anleitung geben zum Tragen des Schmuckes, indem sie solchen den Bildern der Modefiguren anzeichnen lassen, sowie auch, indem sie Abbildungen von anderen Schmuckstücken bringen. So liegen uns jetzt z. B. die 12 Nummern des letzten Vierteljahres vor von der

,,Deutschen Moden-Zeitung", Aug. Polichs Verlag, Leipzig, die um ihres billigen Abonnementspreises willen nicht minder als ihres für den Mittelstand berechneten Inhaltes wegen weit verbreitet ist und viel gelesen wird. Fast jede Nummer zeigt, wie die Damen entsprechenden Schmuck bei dem jeweiligen Kleide anzulegen haben, und fast jede Nummer enthält auch Abbildungen hübscher Schmuckgegenstände. Nicht minder verständnisvoll erweist sich die Leitung der im Verlag von F. Schirmer, Berlin, erscheinenden Zeitung „Dies Blatt gehört der Hausfrau." Unsere Branche hat wirklich alle Ursache zum Dank für so viel Entgegenkommen, den sie dadurch beweisen könnte, dass sie auch die Intentionen der Mode versteht und ihnen gerecht wird. Wie gern nimmt sie nicht auch mit Kleinigkeiten fürlieb, wie z. B. mit einer hübschen, zweckentsprechenden Nadel oder Klammer für die zu den Blusen viel getragenen langen Kravattenenden!

Also auf, auf, Ihr Herren! Straft Ben Akibas Wort Lügen, damit es heisse, es gibt doch noch etwas Neues unter der Sonne!"

Arbeiten von Aichele & Co., Pforzheim.

Wir bringen in dieser Nummer zwei Abbildungen von bemerkenswerten Arbeiten der Silberwarenfabrik Aichele & Co. in Pforzheim, deren Entwurf und Ausführung von G. Haas herrührt. Der Pokal hat einen dreiteiligen, in einem Stück gegossenen und ciselierten Fuss, auf welchem eine weibliche Figur in dekorativ gehaltener Gewandung steht. Sie ist umgeben von 3 Lilienstengeln, welche die Träger des oberen Corpus bilden. Dieser, sowie der Deckel, sind in getriebener Arbeit ausgeführt und die 3 Felder mit modernem Flachornament geziert, durch welches sich als Symbol des Ruhmes ein leichtes Lorbeermotiv windet. Das Ganze ist bekrönt durch eine auf dem Deckel stehende, blumenspendende Putte. Die Mittelpartie ist hell oxydiert, während der Fuss und das Corpus, um dem Ganzen mehr Wärme zu verleihen, in Altgold gehalten sind.

Der Pokal ist als Sportpreis gedacht und stellt sich bei einem Gewicht von circa 3000 g auf Mk. 1700.

Für das zweite Stück, eine Jardinière, wurde als künstlerisches Motiv die Welle gewählt. Die Schale ist als Muschel gebildet, die aus Silber geschlagen und ciseliert ist. Eine Nymphe scheint eben von der flutenden Welle, welche alles umgiebt, emporgetragen worden zu sein; an der Vorderseite schaukelt sich eine schelmische Putte, während eine zweite an der hinteren Seite an der Muschel emporklimmt. Allerhand Wassergewächse, Schilf und Lilien, spriessen dazwischen empor und vervollständigen den schönen Eindruck der Arbeit. Ausser der Muschel ist das Ganze modelliert und gegossen und stellt sich bei einem Gewicht von 10 000 g auf Mk. 4000.

Die Fürsorgepflicht der Goldschmiede für ihre Angestellten nach dem neuen Recht.

Von Syndikus Herm. Pilz.

Um den gesetzlichen Vorschriften zu genügen, muss der Goldschmied zunächst die Geschäftsräume so einrichten, dass sie den Anforderungen, welche an die Gesundheit zu stellen sind, entsprechen. Das kaiserliche Gesundheitsamt weist in seinen Erläuterungen zu § 62 des bürgerl. Gesetzbuches darauf hin, dass den Ladengeschäften, besonders in kleinen Orten, nur beschränkte Räumlichkeiten zu Gebote ständen, die zudem durch die Unterbringung von Waren möglichst ausgenutzt würden. Das gilt auch von vielen Geschäftsräumen unserer Branche. Die in solchen Räumen, sagt das kaiserliche Gesundheitsamt, für die in ihnen beschäftigten Personen schon an und für sich knapp bemessene Atmungsluft verschlechtert sich durch die Beimischung von Kohlensäure, deren Quellen die Atmungsvorgänge sind, umsomehr, je grösser der Verkehr in einem solchen Geschäfte ist. Eine andere Ursache der Kohlensäure-Bildung liegt in der künst

II.

lichen Beleuchtung des Ladens oder der Werkstelle, ein Umstand, welcher natürlich je nach der Jahreszeit und nach der Zugänglichkeit des Raumes für das Tageslicht mehr oder weniger ins Gewicht fällt. Dazu kommt im Goldschmiedgewerbe vor allen Dingen auch noch die Verschlechterung der Luft durch die bei den verschiedensten im Goldschmiedsgewerbe nötigen Manipulationen mit Säuren und Giften und das so unvermeidliche Auftreten von giftigen Gasen, wie das beim Beizen, Ätzen und Vergolden, Versilbern etc. der Fall ist. Wieviele Goldschmiedewerkstätten befinden sich nicht in grossen Städten in düsteren Gehöften. Wir könnten deren aus eigener Wissenschaft eine ganze Reihe aufführen. Solche Räumlichkeiten entsprechen nach dem Gesetz nicht den Anforderungen, welche die Fürsorgepflicht für die Angestellten erheischt, denn wenn auch die verschlechterte Luft in denselben nicht unmittelbar bestimmte Krankheiten her

Pokal aus der Silberwarenfabrik Aichele & Co., Pforzheim.

vorbringt, so ist sie doch nach Pettenkofer imstande, die Widerstandsfähigkeit des Körpers gegen jede Art von Krankheitserregern herabzustimmen und zu schwächen. Es treten Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Übelkeit zu Tage, die Esslust wird verringert und damit die Körperernährung ungünstig beeinflusst. Der vorhandene Staub behelligt die Atmungswerkzeuge, Mangel an Tageslicht die Augen, ein ungenügender Fussboden aber bildet die Ursache von Frostschäden, Rheumatismus u. s. w. Nach diesen Ausführungen des kaiserlichen Gesundheitsamtes muss es der Goldschmied für seine erste Pflicht ansehen, seine Arbeitsräume mit ausreichender Luftund Lichtzufuhr zu versehen, gehörige Ventilation zu schaffen, in angemessenen Zwischenräumen den Staub und Schmutz entfernen zu lassen und in der kalten Jahreszeit für ausreichende Wärme zu sorgen. Hat er den Angestellten bei sich in der häuslichen Gemeinschaft, so gilt das alles natürlich auch von dem angewiesenen Wohn- und Schlafraum. Hier tritt dann auch noch die Fürsorge für eine ausreichende, gute, bürgerliche Kost hinzu. Der Angestellte hat keine Delikatessen, keine Saisongerichte zu erwarten, aber er soll nach den Motiven zum Gesetz kräftige, ausreichende Kost erhalten. Unter Umständen ist auch die Religion des Betreffenden zu berücksichtigen.

Eine weitere Verpflichtung besteht in der Instandhaltung der im Geschäftsbetrieb verwandten Gerätschaften und Werkzeuge, die in gutem, brauchbarem Zustande sein müssen. Eine defekte Leiter, auf der ein Angestellter zu Unfall kommt, macht den Betriebsinhaber schadenersatzpflichtig. Dasselbe gilt von den bei der Arbeit dazu verwandten Werkzeugen. Der Geschäftsinhaber muss sie von Zeit zu Zeit auf ihre Tüchtigkeit hin prüfen, damit Unfälle vermieden werden. Er kann sich nicht damit entschuldigen, dass er nicht geprüft habe, dass das fragliche Gerät oder Werkzeug defekt gewesen sei. Er muss sich fort und fort von der guten Beschaffenheit seiner Geschäftsutensilien überzeugen, wenn er seiner Fürsorgepflicht genügen will.

Er muss aber im weiteren auch darauf sehen, dass er den Angestellten nicht durch übermässige Arbeitszeit an der Gesundheit schädigt. Das hat namentlich für die Lehrlinge Bedeutung, die in die häusliche Gemeinschaft aufgenommen sind. Der Mangel an der erforderlichen Ruhe und Schlafzeit wirkt bei ihnen, wie das kaiserl. Gesundheitsamt ausführt, dadurch schädigend, dass die für die Erholung und Kräftigung notwendige Bewegung in frischer Luft beeinträchtigend wird. Goldschmiedelehrling, der durch geschäftliche Arbeiten aller Art, wozu oft auch noch häusliche Vorrichtungen kommen, überanstrengt wurde, würde seinen Lehrherrn ohne weiteres auf Grund des Gesetzes haftbar machen können, wenn sich nachteilige Folgen für seine Gesundheit herrausstellten. Namentlich verlangt das kaiserliche Gesundheitsamt eine ausreichende Mittagspause. Der Umstand, dass das Essen hastig eingenommen werden müsse, führe vielfach zu Magenleiden und Verdauungsstörungen. Allen diesen Nachteilen für die Gesundheit der Angestellten soll und wird der § 62 des bürgerl. Gesetzbuches bei richtiger Anwendung vorbeugen. Wenn der Goldschmied alles das beobachtet, was wir in vorstehendem ausgeführt haben, so genügt seine Fürsorgepflicht und kann er nicht in Anspruch genommen werden, falls doch eine Krankheit ausbricht, ein Unglückfall sich ereignet.

Aber, höre ich hier einwenden, wer hat denn fortgesetzt Zeit, in seinem Geschäftsbetriebe, namentlich wenn er ein ausgedehnter ist, grosse Lagerräume u. s. w. in Frage

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kommen, die Gerätschaften einer genauen Untersuchung zu unterwerfen? Kann man sich nicht durch eine Versicherung von der Inanspruchnahme befreien? Diese Frage ist zu bejahen. Es giebt eine Reihe von Versicherungsgesellschaften, welche eine allgemeine Haftpflicht-Versicherung industrieller und kaufmännischer Betriebe organisiert haben. Bei ihnen kann der Goldschmied seine Angestellten gegen Unfälle versichern. Sein Betrieb ist ja in den meisten Fällen nicht versicherungspflichtig, wenn nicht Fabrikanlagen in der Grossindustrie in Frage kommen. Wird er dann bei einem Unfall in Anspruch genommen, so tritt für ihn die Versicherungsgesellschaft ein. Ja, diese Sicherung geht noch weiter, der Goldschmied kann auch diejenigen fremden Personen, welche in keinem Arbeits- oder Dienstverhältnis zu ihm stehen, Geschäftsfreunde, Reisende, Kunden, Postboten u. s. w. mit versichern, wenn dieselben im Geschäft einen Unfall erleiden, für den der Goldschmied einzustehen hat, z. B. bei einem Sturz infolge defekter Dielen, bei einer Verletzung infolge eines herabfallenden Tafelaufsatzes u. s. w. Alles das sind Fälle, welche es ratsam erscheinen lassen, sich einer Versicherung zu bedienen. Günstige Bedingungen in dieser Beziehung hat die Kölnische Unfall-Versicherungs-Aktiengesellschaft, der Allgemeine Deutsche Versicherungs-Verein in Stuttgart u. s. w. Es liegt uns natürlich fern, etwa an dieser Stelle Reklame für einzelne Gesellschaften machen zu wollen.

In einzelnen Fällen wird freilich der Betrieb des Goldschmiedes auch dem Versicherungszwang bei einer gesetzlich organisierten Berufsgenossenschaft unterliegen. Das ist der Fall, wenn er in seinen Lagerräumen grosse Speicher besitzt, Kastenregale u. s. w., in denen die von ihm geführten Waren aufbewahrt sind. In solchen Fällen gehört der Betrieb zur Speditions-, Speicherei- und Kellerei-Berufsgenossenschaft und ist versicherungspflichtig. Bei Unfällen tritt dann diese Berufsgenossenschaft nach Massgabe des Unfallversicherungsgesetzes ein. Unter Umständen freilich ergreift sie wieder Regress an den Goldschmied, falls diesem nämlich eine Fahrlässigkeit nachgewiesen werden. kann. Die Versicherungsgesellschaften aber versichern dann auch wieder gegen einen solchen etwaigen Regressanspruch der Berufsgenossenschaft.

Gegen die Anspruchnahme bei Unfällen kann sich demnach der Goldschmied wohl durch einen Versicherungsvertrag schützen. Damit ist er aber seiner Fürsorgepflicht nicht enthoben. Die Verletzung derselbe braucht ja nicht Unfälle hervorzurufen, sondern ungünstige Einwirkungen anderer Art auf den Gesundheitszustand der Angestellten. Dann schützt aber keine Versicherung mehr.

Es ist also in jedem Falle dem Goldschmied dringend anzuraten, die Obliegenheiten, welche ihm die Fürsorgepflicht auferlegt, getreu zu erfüllen, um sich nicht einem Schadensanspruche auszusetzen!

Unsere Gehilfen.

Nach Schluss der Sitzung einer Goldschmiedevereinigung kam unter so manchen Erörterungen über die wenig beneidenswerten Verhältnisse im Goldschmiedegewerbe auch die Rede auf die jetzigen Gehilfen der Branche. Es waren alles alte, erfahrene Goldschmiede, die diese Klagen führten, Herren, welche seit langen Jahren eine recht stattliche Anzahl Gehilfen beschäftigen, darunter, wie das ja erklärlich, solche von verschiedenen Fähigkeiten. Es fiel mir bei diesem Gespräch recht unangenehm auf, dass von fast allen Herren, ganz abgesehen von der Bemängelung der geringen Fähigkeiten der überwiegend grössten Zahl der Gehilfen, das Auftreten derselben dem Prinzipal gegenüber als ein wenig respektvolles und artiges, wie es sich für einen Gehilfen geziemt, bezeichnet wurde. Auch das allgemeine Auftreten, gewissermassen die Repräsentation des im Publikum noch immer hochgeschätzten Gewerbes nach aussen hin, in der Gesellschaft, lasse viel zu wünschen übrig. Von einer auch in Uhrmacherkreisen und deren Gehilfen täglich Fühlung habenden Persönlichkeit wurde dies bestätigt und bemerkt, dass allerdings ein Vergleich in dem Auftreten des Uhrmachergehilfen nach aussen sowohl, als auch ihr Betragen dem Prinzipal gegenüber weit zu Gunsten der Letzteren ausfiele. Er stellte dies, auf unser Befragen, wohl als die Folge des immerwährenden Zusammenseins der Gehilfen mit dem Prinzipal hin, wohl auch als eine Folge davon, dass Massenarbeitsstätten, wie solche in der Goldschmiedebranche reichlich vorhanden, bei den Uhrmachern verschwindend wenige zu finden seien.

Fragen wir uns nun aber, woran kann dieser Übelstand wohl liegen, und ist bei gegenseitigem Entgegenkommen nicht eine Besserung des Verkehrs zur Förderung des Allgemeinwohls nach innen und aussen zwischen Meister und Gehilfen zu erreichen?

Die Ursache ist zunächst wohl darin zu finden, dass die Meister zu wenig vorsichtig bei der Aufnahme der Lehrlinge vorgehen. Während ein Goldschmiedelehrling bis vor ca. 30 Jahren wohl immer der Sohn einer höchst achtbaren Bürgersfamilie war, über deren strenge Moralität man reichliche Garantien haben musste, und von welcher man vor allem überzeugt war, dass

sie ihr Kind streng und sittsam erzogen hatte, auch wohl noch Erkundigungen über sein Betragen bei seinen ehemaligen Lehrern einzog, frägt man heute, ganz besonders gilt dies von den Arbeitsgeschäften und Fabrikbetrieben, fast gar nicht mehr nach Herkommen, Schulbildung und bisheriger Führung. Es ist gar nichts Seltenes, dass man gar nicht nach den Eltern fragt. Der Junge kommt, infolge eines Lehrlingsgesuches in der Tageszeitung, allein an, bewirbt sich um die Stelle, bringt sein Schulabgangszeugnis mit das ist alles. Um die Form zu wahren, sieht man dies vielleicht noch durch, frägt nach dem Gesundheitszustand, der Junge macht sonst keinen abstossenden Eindruck, man bedingt den Lohn [?] (der fällt natürlich in Arbeitsgeschäften etc. reichlich aus, der Junge kann ja so vielseitig verwendet werden), die Lehrzeit, gibt den Vertrag zur Unterschrift nach Hause und

der Junge kann antreten! Eine Überwachung der moralischen Führung, innerhalb wie ausserhalb der Werkstatt, wie diese früher von den Meistern meist sehr streng geübt wurde, fällt heute wohl ganz weg. Der Goldschmiedelehrling, welcher früher zur Familie gehörte, ist heute zum grössten Teil auf sich selbst und sein eigenes moralisches Empfinden, sowie bez. auch seiner zu erwerbenden Kenntnisse nicht selten nur auf die Güte des jeweiligen Gehilfen angewiesen. Wird er ein braver Mensch, und lernt er etwas, dann ist es gut, und er bekommt vielleicht eine „klingende“ Anerkennung, lernt er nichts, so bringt er seine ausbedungene Lehrzeit eben so hin, um, ist die Zeit verstrichen, Hausdiener oder drgl. zu werden, da er aus jeder kaum angetretenen Stellung als Gehilfe mangels der notwendigsten Kenntnisse entlassen wurde. Das ist der erste und wohl auch der Hauptgrund dafür, dass wir heute in unserer Gehilfenschaft ein so grosses Proletariat haben.

Da man nun behufs Ausrottung eines Übels dieses bei der Wurzel anfassen muss, so wäre zunächst die Lehrlingsfrage zu regeln. Hierzu ist, wie in allen Sachen, ein einheitliches Vorgehen der Goldschmiede nötig. Neben der eigentlich selbstverständlichen Bedingung, nur solche Söhne in die Lehre zu nehmen, von deren Eltern und Lehrern man die feste Gewiss

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