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für kirchliche Zwecke arbeitende Kunstwerkstätte pflegt, namentlich an ihren zahlreich vorhandenen romanischen Arbeiten, eine reich und zierlich gehandhabte Filigrantechnik, die sich besonders glücklich an den durchbrochenen Kelchknäufen entfaltet. Wir bringen in untenstehender Abbildung ein besonders schönes Beispiel dieser Art. Ein ähnlicher Kelch, wie der hier abgebildete, ist im Frühjahr von der Firma an den Papst geliefert worden. Sonst erwähnen wir noch einige Ziborien und mehrere hochaufgebaute gotische Mon

stranzen.

An den Wänden waren die Arbeiten von den beiden Konkurrenzen unseres Verlages ausgestellt, für künstlerische

Kostüme mit Silberschmuck und für moderne Uhrengehäuse.
Sie erregten vieles Interesse, und namentlich die Blätter
der ersteren naturgemäß auch manche Kritik. Es ist klar,
daß, je neuer die Aufgabe, um so eher verunglückte Lösungen
mit unterlaufen; ebenso ist klar, daß der ausschreibende
Verlag nicht das Recht hat, nur die ihm gut erscheinenden
Entwürfe zur Ausstellung zu bringen. Was unsere beiden
Preisausschreiben an dauernd Wertvollem zu Tage gefördert
haben, werden die Veröffentlichungen, die wir darüber vor-
bereiten, unseren Lesern und jedem, der sich dafür interessiert,
zeigen. Bis dahin wollen wir uns auf die bisher von uns
gebrachten Berichte beschränken.
R. Rücklin.

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Goldschmiedearbeiten in den Pariser Salons von 1903.

Soviel unsere Schmuckkunst in den letzten Jahren sich auch künstlerisch gehoben und dadurch unserer altberühmten Pariser Konkurrenz näher gekommen ist, so vermag sie in einem Punkte doch noch nicht mit ihr zu wetteifern: das ist die Regelmäßigkeit, mit der in Paris die Schmuckkünstler mit ihren Werken sich auf den öffentlichen alljährlichen Kunstausstellungen einfinden, und das allgemeine Interesse, mit dem dieselben dort von Publikum und Kunstkritik aufgenommen werden. Es wäre zu wenig gesagt, nur von Interesse zu reden. Speziell die Kunstkritik zeigt ein tiefgehendes Verständnis, eine begeisterte Anteilnahme an Neuerscheinungen auf diesem Gebiete, wenn bei uns nur die ersten Ansätze vorhanden sind.

Einen umfassenden Überblick über das französische Kunstschaffen der Gegenwart gewähren jeweils die Ausstellungen der „Salons". Dabei spielen die Erzeugnisse der Goldschmiedekunst eine ganz wesentliche Rolle, sowohl der Quantität als der Qualität nach, und die Presse nimmt ausführlich Notiz davon, vor allem natürlich die Fachpresse; nebenbei bemerkt, kann man die Pariser Goldschmiedefachpresse einigermaßen beneiden um das Material, was ihr jahraus jahrein sozusagen vor die Nase gelegt wird und das sie nur geschickt aufzunehmen braucht, um ihren Lesern wertvollen Stoff bieten zu können.

So bieten die letzten Nummern der „Revue de la Bijouterie, Joaillerie, Orfèvrerie" einen so interessanten Be

richt über Neuerscheinungen unseres Faches in den „Salons 1903", daß wir unseren Lesern einen Auszug des Wichtigsten daraus schuldig zu sein glauben.

ROMANISCHER ALTARKELCH

von Domgoldschmied Brems-Varain, Trier.

Der Berichterstatter lenkt seine Schritte zunächst zur Vitrine Lalique. Der Dythirambus, den er darüber anstimmt, ist zu charakteristisch, als daß wir ihn nicht hierher setzen sollten:

„Ich habe tausend Stimmen jeden Augenblick sagen hören: Das ist rein großartig, der Meister ist immer noch unübertroffen!- und ich konnte der Neugier nicht widerstehen, die sich dabei meiner bemächtigte. Ich gestehe, daß meine persönliche Bewunderung sich unmittelbar den Äußerungen anschließen mußte, die allgemein zu hören waren. Nichts kann reizvoller sein, als diese Ausstellung: Man wird vor einigen dieser kleinen Meisterwerke in einen ganz undefinierbaren Geisteszustand versetzt; man schaut lange, man bewundert; die Augen können sich nicht losreißen von dem so anziehen

den Gegenstand und man verfällt in eine Art glückseliger Beschaulichkeit, die einen alles vergessen läßt, was um einen vorgeht. Wenn die Kunst sich in solchen Werken äußert, wenn sie eine solche Höhe erreicht hat, weiß man in der Tat nichts mehr zu sagen. Auch ich werde mich hüten, irgend eine bestimmt formulierte Betrachtung über die Ausstellung Laliques zu äußern: Das Wahrhaft-Schöne überwältigt und man empfindet nichts als die süße Freude, sich seinem Eindruck zu unterwerfen."

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Mehr kann man in der Tat nicht gut sagen; aber man kann andererseits auch nicht wohl weniger sagen: Denn der Leser, der sich durch dieses ganze Elaborat durcharbeitete, hat nun noch nicht die geringste Ahnung von dem, was denn der große Meister eigentlich ausgestellt hat, und er bekommt auch keine. Denn der Herr Berichterstatter bleibt konsequent dabei, vor Bewunderung nichts sagen zu können. Die beiden beigegebenen Illustrationen, ein Haarstecker und eine Medaillenbrosche zeigen ja, soweit sich erkennen läßt, „echte Laliques" aber man fühlt sich nach dem Vorhergegangenen in sachlicher Beziehung doch mehr als dürftig abgespeist.

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Sehr interessant hat Lucien Gaillard ausgestellt, und da man von diesem außer der wohlverdienten Bewunderung noch einiges mehr erfährt, lohnt es sich, näher auf ihn einzugehen.

Da sind zunächst zwei außerordentlich schöne Degengriffe; der eine zeigt ein Ornament von stilisierten Pfauenfedern und ist mit Amazonensteinen besetzt. Der andere,

schrecke gebildeten Haarstecker geliefert. Das obere der beiden Flügelpaare und das Brustschild des Insektes sind durchbrochen in Gold ausgeführt. Die Durchbrüche sind mit Opalemail, das in mehreren Lagen aufgetragen und teilweise mit Metall unterlegt ist, ausgefüllt, was täuschend den Eindruck von Opal macht. Die schwarzen Flecken am Ende der Flügel sind mit inkrustiertem Shakudo-Metall (nach der vorhin angegebenen Quelle eine Legierung von Kupfer, Antimon und Gold) hergestellt. Das untere Flügelpaar ist ganz aus emailliertem Shakudo; der japanische Generalkommissär, Tadamasa Hayashi, hat dies für eine außerordentlich schwierige Arbeit erklärt, die bisher in Japan, trotz seiner geschickten Metallund Emailkünstler, noch niemand gelungen sei. Denn der dabei verwendete transparente Emailfluß mußte besonders präpariert werden, um die gleiche Ausdehnungsfähigkeit wie das Unterlagsmetall zu erhalten und um von den Oxyden desselben nicht gefärbt zu werden.

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von Bildhauer A. Reimann, Berlin.

von merkwürdig kraftvollem und nervigen Aussehen, hat bezeichnenderweise ein Ornament von Disteln, mit einer Devise, die in durchbrochenen Buchstaben am oberen Rand des Korbes entlang läuft. Beide Griffe sind in Eisen geschnitten, das in japanischer Art patiniert ist. Der eine, mit den Disteln, zeigt eine schöne, kastanienbraune Farbe, wobei die Dekoration in einer grünlich-grauen, japanischen Metalllegierung, Shibu-ichi (nach Vevers Bericht über die Weltausstellung von Chikago, 1894, besteht Shibu-ichi aus Kupfer und Silber) genannt, aufgelegt ist. Der andere Griff zeigt eine intensiv schwarze Farbe.

Ein Kamm aus gebeiztem Horn mit Jasmin zeigt die Blüten in Bergkristall geschnitten und die Blätter in Email à jour ausgeführt, das teilweise opalisiert und unten matt gehalten ist. Dadurch wird eine duftige Weichheit erzielt, und der Glanz der Oberfläche des Emails tritt in einen wirkungsvollen Gegensatz zu dem matten geschnittenen Kristall.

Ein Schmuckstück, das ein ganz einzigartiges, technisches Interesse bietet, hat Gaillard in einem als stilisierte Heu

Auch mehrere Vasen in Bronze- und Kupferlegierungen hat L. Gaillard ausgestellt, die vermöge ihrer völlig neuen Patinierungen ein besonderes Interesse bieten.

Die Anwendung des Emails an den neueren französischen Goldschmiedewerken zeigt eine bemerkenswerte Schwenkung des Geschmackes. Nachdem man lange in Paris hauptsächlich in der Technik des Limousiner Emails gearbeitet hat, in der sich Meister wie Falize, Grandhomme und Meyer ihren Ruhm erwarben, scheint man jetzt der damit verbundenen satten, tiefen Töne überdrüssig geworden zu sein. Die Emaillierungen sind in den letzteren Jahren immer heller, immer lichtdurchlässiger geworden, und jetzt ist diese Stufenleiter so weit durchlaufen, daß man vollkommen farblose, wie Kristall durchsichtige Glasmasse verwendet. Besonders werden Durchbrüche an Ziervasen mit blasenartig hervorgetriebenem Glasfluß dieser Art versehen, und man muß gestehen, daß ihre klaren, leuchtenden Reflexe einen feinen Kontrast zu den weichen, matten Tönen des Silbers bilden. Feuillâtre, Descomps und mehrere andere Künstler haben in dieser neuen Technik Arbeiten von

ganz aparter und neuartiger Wirkung geschaffen. Jedenfalls ist damit eine kunst-technische Neuheit von nicht zu unterschätzender Bedeutung zu Tage getreten.

Joë Descomps hat auch ein sehr interessantes Schmuckkästchen von Eisen und Elfenbein ausgestellt: Der Hauptkörper ist aus ziseliertem Eisen, mit vergoldeten, wie damasziert wirkenden Ornamenten. Der Deckel ist aus einer Elfenbeinplatte mit einer außerordentlich zart wirkenden Reliefdarstellung versehen.

Besonders beachtenswert ist die Ausstellung des Schmuckkünstlers Boutet de Monvel, von dem wir zwei Stücke in unserer Festnummer vom 1. August gebracht haben. Seine Arbeiten zeugen von außerordentlichem Geschick und hoher Begabung, leiden aber ohne Zweifel oft an einem Mangel an Klarheit und ornamentaler Durchbildung. Seine Motive entlehnt er mit besonderer Vorliebe der Flora und Fauna des Meeres, die ja dem Goldschmiede ein ganz besonders dankbares Arbeits- und Studienfeld bieten. Wir führen von seinen Arbeiten einen großen Brustschmuck an, der sich aus Algen und Meeresanemonen zusammensetzt und nach unten mit vier Gehängen mit großen Perlschalen abschließt. Der gegenwärtig herrschenden Vorliebe für ägyptische Motive entspricht ein Ring von René Bouvet; er zeigt einen in Malachit geschnittenen Skarabäenkäfer, besetzt mit Opalen und Brillanten. Von dem gleichen Künstler ist eine Nadel, die eine Ratte zeigt, welche sich bemüht, eine Perle anzunagen. R. R. (Fortsetzung folgt.)

Eine merkwürdige Gruppe, gewissermaßen ein Denkmal in Goldschmiedearbeit, hat die Firma Christofle unter Mitwirkung des Bildhauers René Roget ausgeführt. Es ist dem Andenken des Marquis de Dion, einem besonderen Förderer des Automobilwesens, gewidmet und in vielfarbiger Ausführung, mit mehreren Figuren aus Marmor, getriebenem Silber, Elfenbein und verschiedenfarbigen Halbedelsteinen zusammengesetzt.

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SILBERNE SCHIRMGRIFFE

von Bildhauer A. Reimann, Berlin.

Die Versteigerung Hamelin, Paris.

Vor kurzem starb in Paris einer der bedeutendsten Juweliere der berühmten Goldschmiedestraße, rue de la Paix, Mr. Paul Hamelin. Da das Geschäft nicht fortgeführt werden sollte, so wurde der Bestand desselben einer Versteigerung ausgesetzt. Man sagte Mr. Hamelin nach, er sei nicht nur ein vorzüglicher Kenner, sondern auch ein wahrer Liebhaber von Edelsteinen gewesen, und seine Passion sei so weit gegangen, daß er jedesmal nur mit Seufzen und Widerstreben sich entschlossen habe, einen seiner Lieblinge an einen Kunden abzugeben. Jedenfalls verfuhr er seinerseits beim Einkaufe

mit der raffiniertesten Sachkenntnis und eingehendster Sorgfalt, und brachte auf diese Art eine einzig dastehende Sammlung von wertvollen Juwelen und Juwelenschmuck zusammen.

Die „Revue de la Bijouterie" bringt einen kurzen Bericht mit Abbildungen über die dem Verkaufe ausgesetzten Kostbarkeiten, dem wir folgendes entnehmen:

Es handelt sich um eine wahrhaft bewundernswerte Sammlung von Kostbarkeiten ersten Ranges; da sind Halsbänder, Brustschmuck, Perlenbänder, Ringe, Broschen, Ohrgehänge, Ketten, Armbänder, nicht zu vergessen der ungefaßten

Perlen, Brillanten und Farbsteine, die sich hier zusammengefunden haben. Eine prächtige Reihe von Perlenkolliers ist da, erstklassig sowohl nach Farbe wie Form der Perlen, worunter besonders eines, aus 4 Strängen bestehendes hervorgehoben werden muß, das ein Mittelstück aus gefaßten Rosen und Brillanten trägt, in dessen Mitte eine große schwarze Perle sitzt.

Weitere hervorragende Stücke sind noch: Ein schönes Perlenhalsband, aus 206 grossen Perlen zusammengesetzt, mit zwei Perlpendeloques, einer rötlichen und einer weißen. Das Ganze wiegt 826 Grains (1 gr

0.06 Gramm). Dann ist ein prachtvolles Kollier da, von der Form der sogen. Bayaderenkolliers, die, aus mehreren Perlensträngen bestehend, vorn am Hals lose verschlungen werden und in zwei lose herabfallende Enden auslaufen. Die Perlenstränge enthalten hier nicht weniger als 2310 Perlen, die Enden sind in vorzüglicher Juwelenarbeit hergestellt, und als unteren Abschluß sind 6 auserwählte große Perlen verwendet, wovon 2 rötlich, 2 schwarz und 2 weiß sind.

Ein überaus reicher Hals- und Brustschmuck, aus 4 Einzelteilen bestehend, ist streng im Stil Louis XVI. gehalten und enthält Brillanten und als Mittelstücke persische Türkise. Solche bilden überhaupt einen wesentlichen Bestandteil der Steinsammlung Hamelin. Ein einfaches Halsband, ein Kleeblattmotiv, enthält im ganzen 13 große orientalische Rubinen, die mit Brillanten umgeben sind. Die Rubinen wiegen 48 Karat, die Brillanten 49.

Von fürstlichem Reichtum ist ein großer Brustschmuck (broche de corsage); der Rand desselben ist mit 8 verschieden großen Brillantenschleifen besetzt, die Mitte aus

gefüllt durch drei Girlanden von wilden Rosen. Dazwischen sitzen 4 ungewöhnlich große weiße Perlen. Das Ganze ist im Stile Louis XVI. gehalten, und die dazu verwendeten Perlen wiegen 55 Karat.

Ein schöner Damenschirmgriff ist aus geflochtenem Schildpatt gearbeitet und trägt als Abschluß eine große weiße Perle, die von einer brillantgefaßten Schlange gehalten wird; dazu ein Reif mit Rosen ausgefaßt, mit 8 aufgereihten und 8 angehängten Perlen.

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SILBERNER POKAL,

WANDERPREIS ZUM WETTSTREIT DEUTSCHER MÄNNERGESANGVEREINE, GESTIFTET VON KOMMERZIENRAT BOCK, BERLIN. Entwurf und Ausführung von Hofgoldschmied Hugo Schaper, Berlin.

Unter dem Hemdknöpfchen ist eines bemerkenswert, das aus drei ausgewählten Perlen sich zusammensetzt, aus einer schwarzen, einer rötlichen und einer weißen. Endlich muß noch eine Reihe prächtiger biegsamer Armbänder erwähnt werden, die außer der Juwelenarbeit noch hervorragend schöne Smaragden, Rubinen und Saphire aufweisen. Sonst sei noch eine große ausgefaßte Schmetterlingsbrosche angeführt, ein zierliches Krönchen mit platingefaßten Juwelen im Stile Louis XV. und ein Diadem, das nur aus graziös verschlungenen dünnen Linien besteht, mit einem mächtigen,freihändigen Brillanten; endlich ist noch ein Halsschmuck (Collier de chien) durch seine hübsche Komposition bemerkenswert; zum Motiv sind ausgefaßte Geraniumblätter mit zierlich angeordneten Blütchen genommen. Die Fassung ist in Platin hergestellt.

Der Verkauf dieser Sammlung Hamelin ist jedenfalls eine Gelegenheit für Juwelenliebhaber, wie sie nicht oft wiederkehrt. Wie wichtig die Sache in Paris selbst genommen wird, zeigt der Umstand, daß als Sachverständiger und Beirat bei der Versteigerung Louis Ancoc zugegen sein wird, der Präsident der Chambre syndicale der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Paris. R. R.

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Goldschmiedearbeiten

auf der Deutsch-Kolonialen - Jagd-Ausstellung zu Karlsruhe.

Man sollte glauben, daß eine solche Ausstellung nichts besonderes Verlockendes für den Goldschmied hat, wenigstens nicht, womit er seine Kenntnisse erweitern könnte. Indessen geben die Fabrikationserzeugnisse oder besser gesagt die Herstellung der Schmucksachen bei den Völkern, welche unsere Kolonien bewohnen, manches zu denken und zu schauen.

Wer die interessante Ausstellung durch das Hauptportal betritt, der hat gleich seine helle Freude an den vielen, in zwei Glasschränken untergebrachten Ehrenpreisen, welche an die Aussteller zur Verteilung gelangen sollen. Alle sind in Silber ausgeführt, und die Silberwaren-Industrie kann der Ausstellungsleitung nur dankbar sein, in so hervorragender Weise berücksichtigt worden zu sein. Seiner eigenartigen Ausführung wegen (die beiden großgeschweiften Henkel sind aus Zähnen von Elfenbein gebildet) ist der Ehrenpreis des Großherzogs von Baden, bestehend aus einem schweren silbernen Pokal, besonders zu erwähnen. Der Erbgroßherzog von Baden stiftete einen reich ziselierten und gravierten Pokal, der König von Sachsen einen Säbel, die Stadt Karlsruhe einen prächtigen Pokal, auf Kugeln ruhend, und eine Glaskaraffe mit Silberdeckel, der Erbprinz von Meinigen einen Humpen mit ziseliertem, herausgetriebenem Hirschkopf, Kolonialfreunde in Karlsruhe 12 silberne Becher in einem Etui, Kolonialfreunde in Amsterdam wiederum einen prächtigen Humpen, Herr Kommerzienrat Knorr-Heilbronn einen hübschen Besteckkasten mit dem nötigen Inhalt. In Zimmer 8 und 9 sind unter den vielen zur Verlosung gelangenden Gegenständen auch solche der Gold- und Silberwaren-Industrie zu erblicken, eine reich mit SmaragdImitation geschmückte Tasche (Börse), Schreibtischgarnituren aus Elfenbein mit Silberverzierungen und anderes mehr.

Von Juwelier-Firmen, welche jagdsportliche Waren erzeugen, finden wir zwei in der Ausstellung. Zunächst in Raum 2 die Ausstellung von Josef Netter & Cie., Hofjuweliere, Pforzheim mit Zweiggeschäften in Baden-Baden und Karlsruhe. Wir führen 10 Nummern an, meist Gegenstände, die auf Jagd und Sport Bezug haben; z. B. ein Auerhahn (Silber), ein Elefant mit Tiger (Silber oxydiert), ein Löwe mit Topas (Silber vergoldet), eine Adlerkralle und Topas (Silber vergoldet). Aber auch hübsche Becher, Pokale und Jagdbowle mit Löffel sind ausgestellt. Im Raum 2bc zeigt uns Herr Hofjuwelier Bertsch, Karlsruhe, 5 Stück Erzeugnisse der Silberwaren-Industrie, zwei Platten (Hirsch- und Saujagden im Grunde), einen silbernen Adler, auf einem Aste sitzend, einen Elefanten und einen sitzenden Fuchs.

Was unsere Landsleute in den Kolonien an Schmuck erzeugen, wird uns in verschiedenen Abteilungen vor Augen geführt. Freilich sind sie meist aus Steinen, Eiern, Elfenbein, Messing und Bronze hergestellt, zeigen aber öfters Kunstsinn. Selten sieht man Silberverzierung, Sachen in Verbindung mit Gold habe ich keine vorgefunden.

Herr Oscar Neumann, der unerschrockene Afrikaforscher, hat eine Menge Schmuck ausgestellt. Es sind Halsbänder von Frauen der Kibaja-Massai, Halsbänder, Armspangen, Ohrringe, aus Eisen und Messing, alles von den Kibaja-Massai,

Armbänder aus Elfenbein, Armspangen aus Warzenschweinhauern und Nilpferdzähnen, Halsbänder mit Amuletten, alles aus Süd-Kavirondo. Wir finden noch weiter Halsbänder aus Stücken von Straußeneiern und Klippschlieferzähnen aus Gimina, Armbänder von Affenwirbeln, Brustschmuck von Klippschlieferzähnen aus Binescho und Schecho. Verraten die Ohrringe, große unförmige Stücke, auch keinen Geschmack, so ist dies bei den Halsketten in erhöhtem Maße der Fall. Noch nicht lange ist es her, seitdem unsere Fabrikantenwelt Muster in Silber- und Stahlhalsketten auf den Markt brachten mit großen Mittelstücken in gewissen Abständen. Genau in derselben Weise sind die Halsketten der Völker Ostafrikas teilweise hergestellt. Oft sind die Zwischenstücke sehr hübsch bemalt. Auch eine Partie rohe Metallketten in Kupfer und Eisen erregen das Interesse des sachkundigen Besuchers. Es sind sog. Anker und Erbsenmuster, wie sie in den Dörfern des Schwarzwaldes bei Pforzheim in Masse, allerdings besser und korrekter ausgeführt werden. Wer kann aber in die Zukunft schauen? Vielleicht kommt einmal die von China erwartete Gefahr, einmal vom eignen Lande, von unseren Kolonien. Sehr leicht kann der Fall eintreten, daß man in den Kolonien billiger arbeitet wie im Mutterlande.

Unsere Emailleure seien noch auf eine Schildkröte aufmerksam gemacht, die in der Photographischen Abteilung untergebracht ist. Herr Gg. Plötz jr. ist der glückliche Besitzer dieses Tieres, das auf seinem Rücken nicht weniger wie 225 Gemälde, Bildnisse von Fürsten, Wappen usw. hat. Zwischen den einzelnen Bildern sind verschiedene falsche Steine angebracht, die dem Ganzen ein farbiges, malerisches Gepräge verleihen.

Aus der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Durlach.

Nicht weit von der badischen Residenz, nur etwa 15 Minuten mit der elektrischen Straßenbahn entfernt, in der alten Markgrafenstadt Durlach hat emsiger Bürgerfleiß eine Ausstellung geschaffen, der eifriger Besuch gewidmet wird. Es ist wenig, was der Goldschmied dort findet, und doch des Besuches wert. Betritt man den Pavillon zur Linken nach dem Eintritt, so fällt dem Besucher bald die reichhaltige Ausstellung der Besteckfabrik H. Krüger-Karlsruhe auf, dessen Vertretung für Durlach in den Händen des Juweliers Wilhelm Fischer liegt. Neben Bestecken sieht man auch reich ornamentierte Kandelaber usw. Die Juwelierfirma Fischer hat sich auch sonst bemüht, in den verschiedenen Abteilungen der Ausstellung der Silberwaren-Industrie zu dienen. Auf Schreibtischen, Nachttischen usw., überall sind Schreibzeuge, Leuchter usw. in wirkungsvoller und dem Publikum ins Auge springender Weise plaziert und zum Kaufe einladend. Herr Christian Meißburger hat ebenfalls Bijouterien, jedoch meist billiger Art, ausgestellt. In Zelt II finden wir die Hauptausstellung des Herrn Juwelier Fischer. Unter Glas und Rahmen sind dort Broches, Ringe und Boutons, alle mit Brillanten und Farbsteinen gefaßt, hübsch auf Samt gruppiert. Merkwürdigerweise ist der Jugendgenre nicht vertreten. Zwischen der Brillantware breitet sich, malerisch gruppiert, sog. Jägerschmuck Es sind Broches, Colliers und Anhänger mit Hirsch

aus.

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