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knüpft daran die Bemerkung, dass nicht nur drei, sondern hundert Franzosen es so machen sollten, namentlich die Söhne der Fabrikanten, die sich jetzt lieber in Auteuil und Longchamps, in Vaucluse oder Ville-Evrard amüsieren, als

ernste Studienreisen ins Ausland zu unternehmen; er schliesst mit den Worten: „Im Jahre 1901 wird für unsere Industrie das Zeitalter der Misère beginnen! Beugen wir daher bei Zeiten vor!"

Technisches.

Anleitung zum Glanz- und Mattbrennen von Kupfer, Messing, Tombak, Neusilber u. s. w. Nichts ist einfacher, wenn es vernünftig gemacht wird, und nichts misslingt trotzdem häufiger als das Glanz beizen oder Glanz brennen. Dann ist alles schuld, vor allem aber die angewandten Säuren, nur nicht der Mann, der die Sache ungeschickt angegriffen hat. Wer blank beizen will, muss vor allem dessen eingedenk sein, dass er seine Beize nicht zu heiss werden lässt, sonst wird die gebeizte Fläche matt, noch auch, dass er sie zu dünn macht, oder mit nassen Waren hineinfährt, denn sonst bekommt er nur angelaufene Flächen und keine blanken.

Was die Zusammensetzung des Säuregemisches, der Glanzbrenne betrifft, so herrscht darin auch noch viel Unverstand, Aberglauben und Vorurteil. Zu einer Glanzbrenne ist jedes Scheidewasser, das überhaupt über 33° Baumé, d. i. ein spezif. Gewicht von 1,30 besitzt, verwendbar, ja es ist vorsichtigerweise im allgemeinen anzuraten, nicht so hoch konzentrierte Scheidewasser zu nehmen, da die Gefahr des Mattbrennens dabei näher liegt. Wichtig ist nur, dass die Menge von Vitriolöl (Schwefelsäure), welche man zusetzt, die richtige ist. Dies leuchtet ein, sobald man sich fragt, warum man überhaupt Vitriolöl zusetzt. Denn man kann mit Scheidewasser allein, wie jeder weiss, auch ganz gut glanzbrennen. Wer indessen mit Scheidewasser abbrennt, wird bald gewahr, dass die Wirkung desselben eine ganz unsichere ist. In kurzer Zeit erwärmt es sich bei der Einwirkung auf die Metalle so stark, dass es nur noch matt beizt und sehr leicht entstehen durch die heftige chemische Wirkung Poren oder gar Löcher. Verdünnt man aber das Scheidewasser mit Wasser, so brennt es nicht mehr blank, sondern die Gegenstände laufen an. Deshalb nimmt man Schwefelsäure (Vitriolöl). Diese greift an sich die Metalle nicht an; sie verdünnt also nur das Scheidewasser und verteilt die beim Beizen entstehende Wärme auf einen grösseren Raum. Ausserdem ist sie viel billiger als das Scheidewasser und man kann um denselben Preis eine viel grössere Raummenge herstellen, als mit Scheidewasser allein. Endlich nimmt die Schwefelsäure Wasser aus dem Scheidewasser auf und hält dieselbe daher in einem konzentrierten und doch zugleich räumlich verteilten Zustand.

Man muss aber, wie gesagt, das zu viel und zu wenig vermeiden. Bei zu viel Vitriolöl wird die Verdünnung zu gross, man bekommt angelaufene Waren, bei zu wenig hört die Beize bald auf blank zu brennen, weil sie zu heiss wird. Auf dieser Erfahrung setzen sich die Vorschriften zusammen, die ich am Fuss dieser Anleitung gebe.

Man taucht die Gegenstände, die natürlich fettfrei sein müssen, nachdem man sie also entweder ausgeglüht und in verdünnter Schwefelsäure abgelöscht oder mit Benzin aus

gewaschen hat, in die Brenne und lässt sie darin, bis sie sich mit einem grünlichen Schaum bedecken. Dann taucht man sie schnell in ein Gefäss mit viel Wasser und wäscht sie mit fliessendem Wasser tüchtig aus. Bevor man die gebeizten Sachen in die Bäder bringt, ist es gut für die letzteren, jede Spur von Säure zu entfernen, indem man sie durch eine schwache Soda- oder Cyankaliumlösung zieht und wieder auswäscht. Sollen die blankgebrannten Gegenstände blank bleiben, so muss man sie mit einem dünnen (Spiritus- oder Zapon-)Lack überziehen.

Um matte Flächen zu erzielen, reicht es aus, die Gegenstände länger in der Brenne zu lassen, so dass dieselbe heiss wird. Sicherer nimmt man die Beize, wie sie unten in Vorschrift 3 zusammengesetzt ist, man gefährdet sonst die Waren durch zu starkes Beizen.

Mit alter Brenne, die nicht mehr blank beizt auch nicht nach dem Zusatz von neuem Vitriolöl und Erkaltenlassen kann man vorbeizen und die frische Brenne sparen. Man lasse die Vorbrenne gut abtropfen und gehe dann ohne abzuwaschen unmittelbar in die Glanzbrenne.

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Das Geschäft des Brennens soll nur an einem Ort vorgenommen werden, von welchem die entweichenden Dämpfe von Untersalpetersäure und Chlor abziehen, ohne den Arbeiter zu belästigen, also unter einem gut ziehenden Kamin, am besten in einer Dunstkammer, welche durch einen Schlitz, in dem eine Lockflamme brennt, mit dem Kamin in Verbindung steht. Ist eine solche Einrichtung nicht vorhanden, so wähle man einen zugigen Platz und schütze sich vor den Dämpfen, indem man einen feuchten Schwamm unter die Nase bindet. Die Dämpfe können sehr heftige und gefährliche Entzündungen der Atemorgane hervorbringen und zwar in ganz überraschend schneller Weise, nachdem man vorher gar keine schädliche Wirkung verspürt hatte. Vorschriften zur Glanz- und Mattbrenne. Glanzbrenne.

1. Scheidewasser 36° R.
Vitriolöl (Schwefelsäure) 66°

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10 Liter

7 19 150 Gramm

150 :"

10 Liter

10 99 200 Gramm 200 ""

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Man bringt das Scheidewasser in ein geräumiges Gefäss aus Thon, besser Steingut, fügt Glanzruss, Salz beziehungsweise Zinkvitriol zu und giesst die Schwefelsäure unter Umrühren in dünnem Strahl hinein. Aus dem oben ange

führten geht hervor, dass man die Glanzbrenne kalt werden lassen muss, bevor man sie braucht. Im Winter wärmt man dann die Gegenstände leicht an, ehe man sie beizt. Pforzheim. Dr. Th. Wieland.

Fachschulwesen.

Kunstgewerbeschule in Pforzheim. Nach dem Programm der Kunstgewerbeschule für das Schuljahr 1898/99 war dieselbe von 235 Schülern besucht, von denen 81 dem ersten, 60 dem zweiten und 94 dem dritten Jahreskurs angehörten. Von den Schülern waren naturgemäss die meisten in der hiesigen Edelmetallindustrie thätig. Ihrer Heimatszugehörigkeit nach waren die meisten aus Pforzheim und Umgebung, doch waren ausserdem nicht nur fast alle deutschen Gaue, sondern auch das Ausland vertreten; es befanden sich darunter 1 Italiener, 1 Franzose, 1 englischer und 1 holländischer Indier und 3 Schweizer. Die Sammlungen der Schule wurden auch im abgelaufenen Jahre durch Ankauf von Vorlagewerken und Modellen, letztere teils Gypsmodelle, teils kunstgewerbliche Modelle in Metall, teils Schmuckgegenstände und Naturgebilde, erheblich erweitert. Die Studienreisen der Herren Professoren Riester und Kleemann boten Gelegenheit zu zweckentsprechenden Erwerbungen. Ausserdem sind Anschaffungen gemacht worden in kunstgewerblichen Werkstätten hier, in München, Wien, Karlsruhe und Paris und bei Antiquaren in Leipzig und Mainz. Auch durch Schenkungen wurden Bibliothek und Sammlungen reichlich bedacht. Aus Stiftungsmitteln und infolge einer Zuweisung des Kreises Karlsruhe von 150 Mk. konnten im letzten Schuljahr 106 Mk. für ein Reisestipendium, 262 Mk. für Prämien und 1750 Mk. für Stipendien ausgegeben werden. Der Jahresbericht gedenkt in warmen Worten des dahingeschiedenen ersten Lehrers der Anstalt, Herrn Professor Otto Höflein, ferner der Ernennung des Herrn Rudolf Rücklin zum etatsmässigen Zeichenlehrer und des Erfolges, den der Lehrer Wolber bei dem Preisausschreiben der Kunsterzgiesserei in Wien errungen hat, indem ihm der zweite Preis im Betrag von 600 fl. zuerkannt wurde. Auch die Besuche, welche die Anstalt und ihre Sammlungen von auswärtigen Lehrern, Fachleuten und Celebritäten empfangen, finden Erwähnung. Wir führen davon u. a. den Besuch des Mitarbeiters des Pariser Revue des Arts decoratifs, des Herrn Anthony Valambrègne, an, der auf einer kunstgewerblichen Studienreise durch Deutschland begriffen, die verschiedenen Kunstgewerbeschulen und ihre Einrichtungen genau besichtigt und zu diesem Zweck erst in Karlsruhe, dann hier längeren Aufenthalt nahm. Herr Valambrègne erstattete darüber seinem Blatt einen ebenso eingehenden als für die hiesige Kunstgewerbeschule und ihr Lehrerkollegium schmeichelhaften Bericht.

Ausstellungen der Kunstgewerbeschule und Gewerbeschule in Pforzheim. In beiden Anstalten waren im vorigen Monat die Schülerarbeiten ausgestellt, von ersterer aus zwei Schuljahren, von letzterer, die alljährlich die Schülerarbeiten vorführt, nur aus dem jüngstvergangenen. Wie immer ist die Ausstellung der Kunstgewerbeschule eine glänzende, sie kann sich das leisten, da sie ja nur Schüler hat, welche schon bei ihrem Eintritt Fähigkeiten nachweisen müssen, welche auf einer zweiklassigen Gewerbeschule erworben werden. Die Ausstellung umfasst von den einfachsten Ornamentzeichnungen und solchen aus der Lehre der Perspektive, der Projektions- und Schattenlehre bis zu den Figuren-, Akt- und Porträtzeichnungen, von den primitivsten Farbenübungen bis zum Malen von Blumen und Stilleben, dem Kopieren von Landschaften und Genrebildern eine Fülle von gediegenen Arbeiten. Man trifft auf ausgezeichnete Studien und Skizzen nach der Natur und auf vorzügliche Entwürfe nicht nur für unsere Edelmetallindustrie, der ja die Schule hauptsächlich dienen soll, sondern auch für Schreiner und andere Kunsthandwerker. Doch ist natürlich unter den Kompositionen das Entwerfen von Schmuckgegenständen und Edelmetallgeräten vorherrschend. Die Modellierübungen lassen gleichfalls erkennen, dass auch diese Seite des Unterrichts in tüchtigen Händen ruht. Nicht minder gilt das vom Ziselier-, Gravier- und Treiblehrgang, dessen Resultate zwar diesmal etwas weniger zahlreich vertreten sind. In der Gewerbeschule hat man es mehr mit den ersten Stadien des Zeichenunterrichts zu thun, da viele Schüler ohne alle Vorbildung dafür in die Schule kommer. Nichtsdestoweniger trifft man in fast allen Klassen auf Zeichnungen, die neben der natürlichen Begabung der betreffenden Schüler auf eine intensive Förderung derselben durch die Lehrer schliessen lassen. Auch die Modellierarbeiten verraten tüchtige Unterweisung. Bei den Handwerkerklassen überwiegt das Fach- und Konstruktionszeichnen, durch das die Schule enge Fühlung mit der Praxis unterhält. Indessen so wertvoll das Zeichnen auch ist, ein fast grösserer Wert wird in der Gewerbeschule auf die Ausbildung der Zöglinge nach der Seite hin gelegt, dass sie befähigt sind, den Geschäftsbetrieb nicht nur technisch, sondern auch rechnerisch zu beherrschen. Unter diesem Geschäftspunkt verdienen die ausgestellten Hefte, welche Kostenberechnungen, Betriebsaufstellungen, Geschäftsaufsätze, Buchhaltung etc. enthalten, vorzugsweise Beachtung.

Vermischtes.

Süddeutsche Edel- und Unedelmetall-Berufsgenossenschaft. Der Geschäftsbericht für das Jahr 1898 bringt wieder recht interessante Daten: In der Gesamtgenossenschaft hat sich die Zahl der Betriebe um einen vermindert, während die Zahl der Vollarbeiter, d. h. die Arbeiterzahl, die sich ergiebt, wenn man die Ziffer der angegebenen Arbeitstage in jedem Geschäftsbetrieb durch die volle Arbeitszeit von 300 Tagen im Jahr dividiert, von 49993 im vorigen auf 52142 in diesem Jahr gestiegen ist. Also auch hier wieder eine Bestätigung der in der Praxis vielfach gemachten Wahrnehmung, dass die Einzelbetriebe, die lebensfähig bleiben, durchschnittlich an Ausdehnung zunehmen. In der Sektion 3, zu der die Pforzheimer Edelmetallindustrie zählt, haben sich zwar auch die Betriebe von 616 auf 626 vermehrt, aber die

Menge der beschäftigten Arbeiter ist noch stärker, nämlich von 16068 auf 17491, in die Höhe gegangen, so dass jetzt auf jeden Betrieb 28 gegen 26,1 Arbeiter im Jahre 1897 entfallen. Der Durchschnittslohn, der in der ganzen Genossenschaft von 810,11 Mk. auf 843,46 Mk. gestiegen ist, erlitt in der 3. Sektion einen Rückgang von 856,78 auf 845,81 Mk., was jedenfalls für den Platz Pforzheim auf die stark vermehrte Einstellung weiterer weiblicher Arbeitskräfte, die geringeren Verdienst haben, zurückzuführen ist. Im letzten Jahre waren an Entschädigungen für 1145 Fälle, wovon 184 auf das Jahr 1898 entfallen, insgesamt 141 320 Mark zu zahlen, wovon zuzüglich der Verwaltungskosten 160 234 Mark aufzubringen sind. An diesem nimmt die Sektion 3 mit 46611,58 Mk. teil. Der Betrag der Entschädigungen beläuft sich in der Sek

tion 3 auf 38259 Mk. Verunglückt sind im vergangenen Jahr 206 Personen, darunter 66, die um eine Gewährung von Renten eingekommen sind, wovon wiederum 28 Arbeiter etc. auf die Sektion 3 entfallen. Bekanntlich ist Pforzheim der Sitz der Sektion 3 der Genossenschaft.

Die Deutsche Kunstausstellung Dresden 1899 ist in Anwesenheit des Königs Albert und der Königin von Sachsen etc. feierlich eröffnet worden. Die Ausstellung umfasst u. a. eine reiche Sammlung kunstgewerblicher Erzeugnisse (102 Nummern).

Weltausstellung in Lüttich 1903. Die belgische Regierung hat ihre Zustimmung zu dem Plan einer Weltausstellung erteilt, die im Jahre 1903 dort stattfinden und einen vorwiegend industriellen Charakter tragen soll.

Auszeichnung. Der König von Sachsen hat aus Anlass seines Geburtstages das Ritterkreuz II. Klasse des Albrechtsordens Herrn Goldschmied und Stadtrat Reiche in Bautzen verliehen.

Jubiläum. Der Goldarbeiter Franz Simon in Stettin konnte kürzlich die 25. Wiederkehr des Tages festlich begehen, an welchem er bei der Firma W. Ambach dort als Gehilfe eingetreten war. Dem Jubilar wurden von seinem Chef sowie von den Mitarbeitern wertvolle Geschenke gemacht.

Personalnotiz. Am 1. Mai verlässt der Emailmaler Ferd. Hardt Hanau, um an der Pforzheimer Kunstgewerbeschule als Lehrer der Emailmalerklasse einzutreten. Eine Hanauer Zeitung schreibt aus diesem Anlass über den Scheidenden: Hanau verliert in Herrn Hardt einen Künstler, dessen geniales Wirken in den weitesten Kreisen bekannt ist und Anerkennung gefunden hat. Aber auch von den Vereinen, denen Herr Hardt als Mitglied angehörte, wird sein Scheiden auf das lebhafteste bedauert.

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Neue Gründung. In Mailand wurde eine Aktiengesellschaft mit 2 Mill. Lire gegründet, die bei der Insel Daklak, gegenüber Massauah, die Perlenfischerei mit Fabrikation von Perlmutter betreiben will.

Neue Fabrikanlage. Die Firma L. Gottlieb Söhne in Oberstein errichtet dort eine neue grosse Kettenfabrik.

Allgemeine Gold- und Silberscheide-Anstalt, Pforzheim. Der 1898er Reingewinn der mit Mk. 375 000 eingezahltem AktienKapital arbeitenden Gesellschaft beträgt Mk. 33941 (i. V. Mk. 30033), wovon wie im Vorjahr 6 pCt. Dividende verteil werden.

Geschäfts-Verlegung. Die Gold- und Silberwaren-Engros- und Export-Firma Piening & Pretzel in Hamburg hat heute zwecks Vergrösserung ihre Geschäftsräume von Stadthausbrücke 15 nach Kaiser Wilhelmstrasse 47 verlegt.

Zwangsinnung für das Juwelier-, Gold- und SilberarbeiterHandwerk in Hamburg. Am 12. April fand hier die konstituierende Versammlung zur Bildung einer Zwangsinnung für das Juwelier-, Gold- und Silberarbeiter-Handwerk statt. Zur Teilnahme an dieser Versammlung waren laut Bekanntmachung der Aufsichtsbehörde für die Innungen vom 29. März 1899 alle Handwerker aufgefordert, die im Innungsbezirke das Juwelier-, Goldund Silber-Handwerk als ständiges Gewerbe selbständig betreiben. Der Vertreter der Aufsichtsbehörde liess die Präsenzliste der stimmberechtigten Handwerker feststellen. Bei der darauf folgenden Wahl des Obermeisters wurde Herr Chr. Schmidt zum Obermeister gewählt; derselbe nahm die Wahl an. Sodann folgte die Wahl von 6 weiteren Vorstandsmitgliedern. Gewählt wurden die Herren: Ahrlung, Baack, Hilcken, Müller, Plath und Schad. Sämtliche Herren nahmen die Wahl an. Der Vertreter der Aufsichtsbehörde erklärte die Innung für konstituiert.

Der Landesverein der ungarischen Juweliere hielt kürzlich unter Vorsitz seines Präsidenten Karl Bachruch seine zweite Generalversammlung ab. Der Präsident betonte, dass Hoffnung vorhanden sei, dass der Landesverband, besonders wenn die bisher beobachtete Indolenz unter den Fachgenossen geschwunden sein wird. eine erspriessliche Thätigkeit entfalten wird. Sodann verlas Sekretär Dr. Karl Révéss den Jahresbericht. Nach Feststellung des nächstjährigen Budgets erstattete Johann Kádár (Félegyháza) und Joseph Assael (Arad) Bericht über die Thätigkeit der Provinzkomités

und unterbreitet Vorschläge betreffs Verhinderung der Missbräuche auf dem Gebiete der Goldarbeiterbranche. Ueber dasselbe Thema sprach auch der Vizepräsident des Verbandes Franz Rieger (Temesvár), der in scharfen Worten das Gebahren jener Elemente verurteilte, welche die Branche diskreditieren. Präsident Bachruch erklärt, unter den Juwelieren befinde sich nur eine ganz verschwindend kleine Anzahl solcher Fachgenossen, denen man unlauteres Gebahren vorwerfen könne, doch dürfe man wegen dieser Personen nicht den ganzen Stand verurteilen. Nachdem Max Spitzer sen., Adolf Zwillinger, Jonas Weiss und Johann Kádár über die demoralisierende Wirkung der Konkurrenz der Privat-Pfandleihanstalten gesprochen, wurden mehrere Anträge verhandelt. Lebhaften Anklang fand insbesondere der Antrag, es sei im Wege der Handelskammer beim Handelsminister die Schöpfung eines Gesetzes zu urgieren, durch welches die das Goldarbeiterhandwerk besonders schädigenden hässlichen Umtriebe des unlauteren Wettbewerbs unmöglich gemacht werden sollen. Sodann folgten die Wahlen. Es wurden gewählt in die Direktion (hauptstädtische Mitglieder): Ignaz Hadl, Moriz Kleinberger, B. Wilhelm Weiss, Alexander Kupfer, Stephan Link, J. Alexander Littmann, Joseph Rubin, Adolf Roger, Ignaz Steiner, Ferdinand Stefán, Max Spitzer sen.; Provinzmitglieder: Samuel Adler (Klausenburg), Armin Csillag (Szentes), Moritz Czinner (Szatmár), Nikolaus Engesszer (Fünfkirchen), Sigmund Fornheim (Neupest), Isidor Grossbarth (Gr.-Tapolcsány), Victor Helmbold (Kronstadt). Soma Kinczler (Szolnok), Géza Kinczler (Czegléd), Alexander Klein (Léva), Joseph Klein (M.-Kismárton), Alexander Kolozsváry (Grosswardein), Arthur Löfkovits (Debreczin), J. Nasser (Neupest), Joseph Oessi (Deés), Arthur Rettinger (Sillein), Franz Walla (Fünfkirchen), J. Julius Zirner (Agram); zu Rechnungsrevisoren: Karl Szerb (Stern), Budapest, Sigmund Zirner, Budapest, Alexander Kubinyi, Fünfkirchen.

Revision der Achatschleifereien in Birkenfeld (Rhld.). Die oldenburgische Regierung beabsichtigt, im Mai eine Revision der Achatschleifereien vorzunehmen, um sich über die Ausführung der Verordnung vom 2. Juli 1898 zu informieren.

Die Kunst der Medaille. Aus Berlin wird berichtet: Der Verein für deutsches Kunstgewerbe beschäftigte sich unlängst mit der Kunst der Medaille, die neuerdings auch bei uns das Interesse weiterer Kreise gewinnt. Herr Dir. Dr. P. Jessen vom Kunstgewerbe-Museum schilderte unter Vorführung zahlreicher Originale und Lichtbilder die neuerliche Wiederbelebung dieses Kunstgebiets in Frankreich. Aus dem trockenen Graveurstil, dem die Medaille seit Beginn unseres Jahrhunderts verfallen war, und der bei uns noch heute nicht überwunden ist, haben zielbewusste Künstler in kaum dreissig Jahren die moderne Medaille zu vollendetsten Leistungen emporgeführt. Durch die Arbeit der Chaplain, Roty und ihrer zahlreichen Genossen hat Paris auf voraussichtlich lange Zeit die Führung in diesem Kunstzweig gewonnen. Redner legte besonders dar, wie dort der Staat und das Volk durch Aufträge jeder Art zu Erfolgen beigetragen haben. Wenn wir bei uns eine deutsche Medaillenkunst zu schaffen wünschten, ohne lediglich Nachahmer der französischen Vorgänger zu werden, so müssten auch bei uns durch ernsthafte Aufträge Künstler für dieses Gebiet gewonnen werden. Zahlreiche Anlässe, Jubiläen, Stiftungen, Preisverteilungen u. 8. W., böten Gelegenheit, ein dauerndes Erinnerungsstück zu schaffen. Auch wird es möglich sein, neben dem Stil der modernen Franzosen die älteren Vorbilder der Medaillenkunst zu studieren, besonders die Meisterwerke der Italiener und der Deutschen, wie auch die Münzen der Griechen, die alle das Münzkabinet im alten Museum in reicher Auswahl birgt.

In Andreasberg hat man in der Grube „Samson" kürzlich reiche Silberfunde gemacht. Das für gewöhnlich in den Erzgängen vorkommende silberhaltige Erz enthält nur 1/1, Proz. Silber. Da hat man nun zufällig in einem „Nest" Silbererze gefunden, welche 36 Proz. Silber enthielten und kurz darauf machten die Bergleute ein Nest auf, in welchem sie Erze fanden, die 90 Proz., also nahezu gediegenes Silber, enthielten.

Bernsteinfund. Auf dem Terrain der Zuckerfabrik in Fraustadt sind beim Brunnenbohren aus einer Tiefe von ca. 40 Metern eine Anzahl Bernsteinstücke von heller und dunkler Färbung zu Tage gefördert worden. Dieselben hatten mehrfach die Grösse einer Wallnuss.

Ueber einen neuen Silbererzfund bei Bad Ems wird der „Fr. Z." geschrieben: Der neue Schurf ist 150 Meter vom früheren Neuhoffnungsstollen, etwa 20 Meter über der Thalsohle. Das Thal ist ein Querthal zum Lahnthal und mündet in dieses am unteren Ende von Ems.

Wie in Paris die neuen Frühlingsmoden entstanden. Auf den dringenden Wunsch der berühmten Schauspielerin Madame Rejane hatte der in Frankreich hochgeschätzte Dichter Anatole France, einen Roman Le lys rouge", „Die rote Lilie", in ein Theaterstück umgewandelt. Als der Autor nach der Generalprobe gefragt wurde, ob er einen Erfolg erhoffe, antwortete er als echter Franzose, dass der grösste und sichere Erfolg wohl durch die bewunderungswürdigen Toiletten der Rejane errungen werden würde. Wirklich hatte Madame Rejane alle ihre Künste gesammelt, um einen Erfolg herauszubringen. Elegante Toiletten wirken auf Pariser und Pariserinnen, die einen wahren Spürsinn für eigenartige Kostüme besitzen, geradezu fascinierend. Die Künstlerin trug im ersten Akte eine Robe aus venetianischen Spitzen. Um den Hals war ein breites, mit Renaissance versehenes Band aus pastellblauem Tuch gewunden, das in zwei Enden bis zu den Füssen herabfiel. Dieses Band erinnert an eine Stola. Ueber der Schleppe lag ein langer Mantel aus blauem Tuch, à jour gewebt, mit einer weichen Stickerei im Tone des lichtblauen Sèvres. In Gold gefasste Türkisen bildeten ihren Schmuck. Der vierte Akt spielte in der Oper. Die Heldin musste darin eine weit originellere Eleganz zur Schau tragen. Sie erschien in einer Prinzessrobe aus weissem Tuch mit Lilien-Applikation aus weissem Sammet. Bei einem künstlerisch begabten Juwelier hatte sich Frau Rejane einen dem Zweck entsprechenden, beinahe symbolischen Schmuck bestellt. Eine „rote Lilie“ aus roter Email, mit Brillanten eingelegt, funkelte auf ihrer Brust, ein Sinnbild für Thränen und Blut. Im zweiten Akt schmückte ein chinesisches im Geschmack Louis XV. gefasstes Kleinod ihre Toilette. Eine Sortie de bal mit grossen inkrustierten Blumen und ein Mantel mit shawlartigen Spitzen verdienten gleichfalls Beachtung. So ging Le lys rouge" über die Bretter. Die Frühjahrsmode war gerade im Entstehen. Madame Rejanes Toiletten hatten die Damen der Gesellschaft in höchste Erregung versetzt. Sie suchten die grossen Ateliers auf und bestellten weisse Tuchkleider mit Sammetblumen gestickt. Prinzessroben, fliegende Gewänder wollten sie haben! Tuniques, Peplums und Polonaisen wurden massgebend. Tuch stempelte man zum herrschenden Gewebe, und Pastell- und Sèvresblau wurden plötzlich zu Modefarben erhoben. Die Mäntel haben die Form eines grossen, dreieckig gelegten Shawltuches angenommen. Vorn laufen sie rund aus, und vom Hals fallen lange Spitzenecharpes herab. Bei den Juwelieren herrscht Nachfrage nach in Gold gefassten Türkisen, nach chinesischem Schmuck, à la Louis XV. gefasst. Die Auslagen der Blumenläden sind mit „roten Lilien" dekoriert, und die roten Blumen gelangen vou da aus in die Boudoirs der Damer.

Das Bernsteinmonopol in Preussen und unsere Bernsteinindustrie. Unter dieser Spitzmarke veröffentlicht das „Wiener Fremdenblatt Folgendes: Das preussische Abgeordnetenhaus hat vor kurzem den Gesetzentwurf betreffend den Ankauf der Bernsteinwerke der Firma Stantien & Becker in Königsberg durchberaten und an eine Kommission verwiesen. Der Motivenbericht zur Gesetzvorlage bietet eine Fülle interessanter Daten zur Geschichte der Bernsteingewinnung an der preussischen Küste. Wir ersehen daraus, dass in der Zeit des Deutschen Ordens die Strandbewohner verpflichtet waren, den Bernstein zu sammeln, zu schöpfen, zu stechen und gegen geringen Lohn den Ordensbeamten abzuliefern. Der Grosse Kurfürst erliess im Jahre 1644 eine umfangreiche Bernstein-Ordnung, die das Gebiet in bestimmte, von sogenannten Strandreitern_beaufsichtigte Bezirke einteilte. Im Ordenslande durfte sich zur Verhinderung von Unterschleif kein Bernsteinarbeiter ansiedeln. Auch musste jeder Erwachsene alle drei Jahre einen besonderen „Strandeid“ ablegen, dass er selbst keinen Bernstein entwenden und auch jeden seiner Angehörigen zur Bestrafung anzeigen werde, sobald ihm Unterschlagungen bekannt würden. Für den Ankauf der Werke Stantien & Becker wurden 975 Millionen Mark bestimmt. Diese Massregel ist auch für die Wiener Bernsteinindustrie von grosser Bedeutung. Die Firma Stantien & Becker besitzt nämlich zwei Filialen, die eine in London, die andere in Wien. Die Wiener Filiale entnimmt sehr beträchtliche Mengen von Rohbernstein und Ambroid (Pressbernstein). Sie entnimmt sie zu Vorzugspreisen und giebt sie teils an drei Wiener Händler und etwa sechzig österreichische Fabrikanten, teils an ihre hiesige eigene Bernstein warenfabrik ab. Ausserdem besitzt diese Firma hier ein grösseres Kommissionslager. Es handelt sich nun darum, wie sich die preussische Staatsverwaltung zum Exportgeschäft stellen wird. Der amtliche Motivenbericht bemerkt darüber: Bei Übernahme des Geschäftes soll zunächst mit sämtlichen Grossabnehmern in Verbindung getreten werden, um die Fortdauer der geschäftlichen Beziehungen sicherzustellen. Die Grossabnehmer sind durchwegs genug kapitalkräftig, um für die Höhe des ihnen

einzuräumenden Kredits auch Kautionen zu hinterlegen, was bisher von ihnen allerdings nicht verlangt wurde. Was das Wiener Absatzgebiet betrifft, so würde auch dann, wenn die Beckersche Filiale ihre Bezüge etwa einschränken sollte, nicht schwierig sein, der preussischen Staatsverwaltung den Wiener Markt zu erhalten. Sowohl die drei in Wien thätigen Grosshändler, wie der grössere Teil der Wiener Ambroidkäufer sind solide und durchaus in der Lage, auf Verlangen ausreichende Kautionen zu erlegen. Den schwächeren Wiener Ambroidabnehmern soll dagegen, wie schon jetzt, ein unmittelbarer Bezug nur gegen Barzahlung oder etwa bei ausreichender Bürgschaft zugestanden werden. Südafrikanische Goldminen. Die Apex Mines, Limited erhöhte ihr Aktienkapital von Lst. 125 000 auf Lst. 150 000. Die 25 000 neuen Aktien à Lst. 1 nominal werden den alten Aktionären derart zur Verfügung gestellt, dass auf je fünf alte Aktien eine neue zu Lst. 5 bezogen werden kann.

Generalversammlungen. Die Württembergische Metallwarenfabrik Geislingen hielt am 9. d. ihre 19. ordentliche Generalversammlung ab. Die A.-G. Kollmar & Jourdan, Uhrkettenfabrik in Pforzheim, hat auf den 23. d. ihre 1. ordentliche Generalversammlung einberufen. - „Fides", erste deutsche Kautions- und Allgemeine Versicherungs-Anstalt zu Berlin, ladet für den 10. Mai zu einer 2. ausserordentlichen Generalversammlung ein. Auf der Tagesordnung steht die Umwandlung der Gesellschaft in zwei Aktien-Gesellschaften, und zwar der Abteilung II: (Einbruchs-, Diebstahls-Versicherung) unter der Firma „Fides Versicherungs-Aktien-Gesellschaft" und der Abteilung IV: (Sterbekasse, Aussteuer- und Alterversorgungs-Versicherung) unter der Firma Prudentia Versicherungs-Aktien-Gesellschaft."

Durchbrochene Arbeiten in Bronze fanden sich schon in Pompeji. Von Italien ist dann die Technik der durchbrochenen Arbeit bei den metallgeübten Kelten heimisch geworden, die sie zu Beschlägen und Schmucksachen aller Art verwandten. Zwei Schwertscheiden, die schon früher im Rhein bei Mainz gefunden worden sind, sind kunsthistorisch von grösstem Interesse, weil sich in ihnen die Anfänge des Arabeskenornaments zeigen, das man lange als eine dem Orient eigentümliche Schöpfung angesehen hat. Neuerdings sind nun, wie Anton Kisa in Köln in der Zeitschrift für christliche Kunst" mitteilt, zwei Stücke gefunden worden, welche die bereits früher gehegte Vermutung verstärken, dass die durchbrochene Arbeit am Rhein selbst gepflegt wurde. Das eine ist ein goldener Fingerring mit zierlichen Durchbrechungen, der eine Glaskamee mit dem widdertragenden Merkur enthält er wurde in der Kölner Vorstadt Bayenthal gefunden und das andere ist ein goldener Gürtelbeschlag aus Kleve, bei dem man, da er unvollendet ist, es wohl sicher mit heimischer Arbeit zu thun hat. Als Folie solcher durchbrochener Metallarbeiten diente andersfarbiges Metall, gefärbtes Holz, Leder, aber auch Glas.

Postkarten mit Rückantwort. Es gelangen fortgesetzt Postkarten zur Auflieferung, welchen die für die Rückantwort bestimmten Karten angenäht, angeheftet oder angeklebt sind. Gegen derartig befestigte Antwortpostkarten hat die Post bisher nichts eingewendet, obgleich es im eigenen Interesse der Absender liegt, die amtlich gelieferten Formulare zu benutzen, weil diese doch dauerhafter befestigt sind als die zum Beispiel mit Markenpapier angeklebten, welche leicht abgerissen werden und in Verlust geraten können. Dagegen hat sich in letzter Zeit die Unsitte eingeschlichen, solche Antwortkarten mit Nadeln aneinander zu stecken. Derartige Karten sollen, nach einer soeben ergangenen Verfügung, wegen der Gefahr, welche sie für die Beamten bilden, unbedingt von der Beförderung ausgeschlossen und zurückgegeben werden. Im allgemeinen Interesse sei daher auf diese Bestimmung aufmerksam gemacht.

Um die Luft in Arbeitsräumen etc. zu verbessern, nehme man einen Liter reines Wasser, setze demselben einen Löffel Terpentinöl zu und schüttele das Ganze gut durcheinander, bis man eine milchige weisse Flüssigkeit erhält. Mittelst eines Zerstäubers verteilt man dieselbe dann auf den zu reinigenden Raum. Durch einen Zusatz von einigen Tropfen Essigäther wird die Wirkung noch beträchtlich verstärkt. Die Flüssigkeit, welche einen ausserordentlich angenehmen Geruch hat, wirkt, wie uns das Internationale Patentbureau Carl Fr. Reichelt, Berlin NW. 6, mitteilt, sehr schnell verbessernd auf die verbrauchte Luft der Arbeitsräume ein.

Neues vom Aluminium. Die Chemikerzeitung teilt über Aluminium-Legierungen (nach F. D. James und M. B. Fox in Gloucester) folgendes mit: Aluminium-Legierungen werden her

gestellt, indem man zunächst eine homogene Legierung bereitet von Metallen, wie z. B. Kupfer, Nickel, Zink, Kobalt, Mangan und Phosphor, oder ähnliche Kombinationen und dann von dieser Legierung 5-25 Prozent zu Aluminium zufügt. Am besten bringt man den Phosphor in das geschmolzene Metall oder in das betreffende Metallgemisch, indem man ihn in eine Hülle aus der Legierung oder ähnlichem Metall einschliesst. Durch das Schmelzen dieser Umhüllung wird der Phosphor allmählich frei gemacht. Die Phosphorzuführung erfolgt ähnlich wie bei der Herstellung von Phosphorbronze.-Über eine Verbesserung in der Erzeugung von Aluminium-Legierungen (nach W. Pearson) berichtet die Chemikerzeitung: Um eine Legierung von Aluminium mit 0,1 bis 5 Proz. Kobalt (je nach gewünschter Härte) zu erzielen, wird das Aluminium in einem geschlossenen Nickeltiegel geschmolzen, etwas Quecksilberchlorid dazu gegeben und das flüssige Metall durch eine Öffnung im Boden des Tiegels in einen zweiten Tiegel abgelassen, worin sich bereits die erforderliche Menge geschmolzenen Kobalts befindet.

Aus Brisbane (Queensland) schreibt man: Der verheerende Sturm, der die Nordostküste Australiens heimsuchte, hat fast die ganze Perlfischerflotte vernichtet; von etwa 100 Fahrzeugen sind nur fünf seetüchtig geblieben; allerdings hat man ein ähnliches Unwetter seit Menschengedenken nicht erlebt. Die Schiffe trieben völlig hilflos auf der erregten See; der Schuner „Crest of the wave" nahm einen Asiaten und zwei Frauen auf, die zwölf Stunden, an Balken sich anklammernd, im Wasser waren, zwei andere Frauen, mit Kindern auf dem Rücken, erreichten nach achtstündiger Anstrengung das rettende Land, die Kinder waren tot. Der Dampfer White Star", der zur Hilfeleistung ausgesendet war, fischte 88 Personen auf, der Schuner „Tarawa" rettete mehrere Samoaner, die sich auf ihren Gins auf ein Riff geflüchtet, das nur fünf Personen Raum bot und fortwährend von den Wellen überspült wurde. Ein einziger Unternehmer verlor 75 Leute; der Materialschaden wird auf 11, Mill. Mk. geschätzt. Zahlreiche Leuchtbogen sind losgerissen und treiben jetzt, die Schiffer irreführend, auf dem Wasser, sodass gegenwärtig der gesamte Verkehr ruht. Es wird lange dauern, ehe dieser furchtbare Schlag verwunden sein wird.

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Ein hoffnungsvoller Junge. Dem Juwelier Jakob Fischer auf dem Waitzner-Boulevard in Budapest wurden auf Grund eines gefälschten Schreibens der Goldarbeiter-Firma A. Rubin & Sohn drei Paar Boutons im Werte von 980 Gulden entlockt. Der Schwindler, welcher mit einem Sohne des Inhabers der genannten Firma identisch ist, konnte bis Mitternacht nicht ausgeforscht werden. Er hat jedoch bereits ein Paar Boutons um 100 Gulden versetzt.

In Verlust geratene Postsendung. Am 11. v. M. wurde von der Juwelenfirma Hirsch & Fürst in Wien auf dem Postamt Mariahilf eine Schachtel aufgegeben, welche Schmuckgegenstände im Werte von 4000 fl. enthielt und an die Firma J. Kohn in in Salzburg adressiert war. Diese Postsendung ist in Verlust geraten oder entwendet worden. Die Untersuchung wurde eingeleitet.

Verurteilungen. Der Kaufmann Joseph Schilmann aus Mohilew in Russisch-Polen, ein unter verschiedenen Namen auftretender internationaler Schwindler, wurde kürzlich von der Straikammer zu Köln wegen Betrugs und Führung eines falschen Namens zu 5 Monaten Gefängnis und 14 Tagen Haft verurteilt. Schilmann ist ein in Paris wegen betrügerischen Bankerotts zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilter Mensch und lebte längere Jahre in Paris. Mit einer Frauensperson bereiste er in den letzten zwei Jahren nahezu alle europäischen Länder, wobei er Betrügereien im grossen Stil verübte. So soll z. B. eine Anzahl goldener Schmucksachen, Uhren, Diamanten etc., die er im Besitz hatte, in Pest erschwindelt worden sein. Wie die Anklage behauptet, trat er in den verschiedenen grösseren Städten als reicher Uhrenfabrikant auf und suchte durch Inserate zahlungsfähige Leute, die er als Reisende oder Vertreter für zu begründende Filialen unter glänzenden Bedingungen anstellte. Wie behauptet wurde, soll er diesen Leuten dann grosse Summen entliehen, auch auf deren Namen Bestellungen auf Waren und goldene Uhren gemacht, diese hinter deren Rücken verkauft haben und mit dem Erlös durchgebrannt sein. Im Dezember vorigen Jahres kam das Pärchen auch nach Köln und werden sich unsere Leser der dort von den Schwindlern unter dem Namen Bouisson verübten Gaunerei noch aus No. 2, Jahrgang 1899, unseres Blattes erinnern. - Der berüchtigte Einbrecher Josef Endel aus Riedel in Bayern, der wegen einer grossen Reihe der verschiedensten Verbrechen bereits zu der höchsten zulässigen Zuchthausstrafe von 15 Jahren vorbestraft ist, hatte sich vor der Strafkammer in Trier wegen eines schweren

Einbruchsdiebstahls, den er im Juni v. J. bei dem dortigen Goldwaren- und Uhrenhändler Pesé ausgeführt, zu verantworten. Der Verbrecher gestand die That lächelnd ein, weigerte sich jedoch seine Spiessgesellen zu verraten. Der Dieb wandte sich mit seinem Raub im Werte von 4000 Mk. nach Frankfurt a. M., wo seine Verhaftung unter schwierigen Umständen (der Verbrecher schoss mit einem Revolver auf seine Verfolger) erfolgte. Von den gestohlenen 84 Uhren hatte er noch etwa die Hälfte bei sich, doch fehlten noch immerhin Wertgegenstände im Werte von 2500 Mk. Das Gericht erkannte gegen Endel auf eine Zuchthausstrafe von 12 Jahren. Das Erkenntnis hatte jedoch nur eine formelle Bedeutung, da die Strafe mit der bereits erkannten Zuchthausstrafe von 15 Jahren zu diesem höchsten zulässigen Strafmass zusammengezogen werden

musste.

Einbruchsdiebstähle.

Wiederum durch Aufheben des Rollladens und Zertrümmern der Fensterscheibe wurden beim Uhrmacher Franz Rohde in Dahlhausen Uhren und Goldwaren im Wert von 5000 Mk. gestohlen. Von dem Thäter fehlt jede Spur, doch ist der Bestohlene gegen den Verlust versichert. Bei Uhrmacher Weinberg in Bromberg wurde mittels Einbruchs eine grössere Anzahl Uhren, Ketten und Goldwaren gestohlen. Kürzlich wurde nachts bei dem Uhren- und Juwelenhändler Johann Perlroth in der Rottenbillergasse No. 12 in Budapest von unbekannten Thätern eingebrochen, die silberne und Nickel-Taschenuhren im Werte von 160 Gulden und einen goldenen Ring an sich nahmen. Der Honvéd-Infanterist Paul Hegedüs, welcher aus seinem Garnisonsorte Csikssereda desertierte, wurde von der Polizei als Thäter oder mindstens als Hehler des vor einigen Tagen in dem Uhrengeschäfte Königsgasse No. 78 verübten Einbruchsdiebstahls ausgeforscht. Im Besitze des Verhafteten wurde nämlich eine Anzahl der gestohlenen Uhren gefunden. Hegedüs leugnet wohl; er will die Uhren zum Verkauf von einem Bekannten erhalten haben, dessen Namen er jedoch nicht anzugeben vermag; allein die Polizei glaubt nicht an dieses Märchen und übergab Hegedüs der kompetenten Militärbehörde. Die Inhaftnahme Hegedüs' wurde von dem Zahlkellner des Kaffeehauses an der Ecke der Kazinczy- und Tabakgasse veranlasst; Hegedüs wollte dort die Uhren als Faustpfand für die Zeche zurücklassen, was dem Kellner jedoch verdächtig vorkam, infolgedessen er die Polizei avisierte.

Frage- und Antwortkasten.

Frage 71. An was liegt die fortwährende Eiterung eines Ohres bei einem Kinde, welches Ohrringe von 585 Gold trägt? Betreffender Fall ist mir bereits mehrere mal passiert, so dass ich die Ohrringe zurücknehmen musste, aber nach Untersuchung derselben fand ich, dass es nicht an denselben liegen kann. Kann mir einer der Herren Kollegen, vielleicht ein Mittel dagegen angeben? (Öl und Vaseline sowie Salbe schlagen nicht an.) R. H. in N.

Frage 72. Wer fabriziert Aluminium-Fingerhüte?
S. A. in W.

Büchertisch.

Kunstformen der Natur. Von Professor Dr. Ernst Haeckel. Fünfzig Illustrationstafeln mit beschreibendem Text. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. Fünf Lieferungen zu je 3 Mk.

Der bisher nur als Biolog und Verfasser der „Natürlichen Schöpfungsgeschichte", der „Anthropogenie" etc. bekannte Gelehrte hat, wohl zur Erholung von eintöniger Forscherarbeit, einen Ausflug in die Gefilde der Ästhetik unternommen und überrascht nun die Öffentlichkeit mit einem Werke, das die mannigfaltigen verborgenen Schönheiten der Natur einem grösseren Kreise von Freunden der Kunst und der Natur zugänglich zu machen sucht. Er legt darin dar, eine wie grosse Fülle von gefälligen und anmutigen Formen in jenen niederen Gebieten des organischen Lebens versteckt ist, die erst durch das verbesserte Mikroskop und die verfeinerten Beobachtungsmethoden bekannter geworden sind, dass aber andererseits auch die grösseren Organismen niederen Ranges eine bewunderungswürdige Gestaltungskraft entfalten. Die Mehrzahl der bereits vorhandenen Abbildungen dieser formschönen Organismen war bisher nur in teuren, seltenen und schwer erreichbaren Werken enthalten. Hier werden sie, vielfach

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