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selbst aber können die Industrie und der Kleingoldschmied aus wirtschaftlichen und künstlerischen Gründen nicht verzichten. Auch die Wettbewerbteilnehmer erfinden damit manche reizende Lösung.

An Techniken fand insofern eine Bereicherung statt, als in dem Gebiete des Emails auf den Reliefschmelz oder Tiefschnittschmelz zurückgegriffen wurde. Hier liegen offenbar für die Industrie noch ungehobene Werte begraben. Es gibt nicht leicht eine Technik, mit der zartere Wirkungen auszulösen sind als diese. Die vertretenen Gravierarbeiten entsprechen in den meisten Fällen technisch, aber nicht in künstlerischer Hinsicht. Ausgenommen zwei belobte Zigarettenetuis, die dartaten, daß sogar strenge heraldische Formen auch in unserer Zeit von guter Wirkung sind. Niello (Tula) wurde fast kaum zur dekorativen Gestaltung herangezogen, obgleich gerade diese Technik für einfache und reichere Entwürfe geeignet erscheint. Von Materialsymbolik war dagegen kein Gebrauch gemacht worden. Die Bewegungsfreiheit in dieser Beziehung ist nun freilich bei obigem Thema keine allzugroße. Allein man hätte durch Steine doch manches versinnbildlichen können. Treue, Kraft, Ausdauer, Schutz gegen Feinde u. a. wurde in früheren Zeiten zumal in Deutschland durch Steinmaterial zum Ausdruck gebracht.

Der allgemeine Überblick über diesen Wettbewerb ergibt ein sehr reichhaltiges Bild, das Gelegenheit zur Anregung und zur Aussprache aber strittige Punkte darbietet. Eigentümlicherweise haben sich aber nur wenige mit dem Zeitausdruck, der Darstellung des Begriffes Krieg befasst. Ein Grund dafür mag vielleicht darin gesehen werden, daß die Zeit für solche verinnerlichte Entwürfe noch zu kurz ist. Man konnte sich mit den Ereignissen, die uns einer Sturmflut gleich über Angst und Sorge hinweghoben, noch nicht genug auseinandersetzen. Man sah keine Verkörperung des Krieges als Schicksal oder Erlebnis, oder seine Bedeutung als Verjüngerung. Jedes Volk altert, auch das deutsche. Genug Anzeichen sind dafür vorhanden: die übertriebene Feinfühligkeit, die schon einen krankhaften Charakter annimmt, das Schwinden des Nationalstolzes, die Loslösung des Einzelmenschen von der Allgemeinheit, Auswüchse aller Art auf dem Gebiete der Künste und Musik, und vieles andere. Hier wirkten die kriegerischen Ereignisse schon jetzt stärkend, zusammenschweissend und reinigend ein. Niemand dachte an den Krieg als Richter über alle diese Erscheinungen, über Blasiertheit und Perversität. Keiner befaßte sich mit den ethischen Geschenken, welche die Zeit des Sturmes und der Not gebar: mit dem Eintreten aller für einen und des Einen für Alle und mit der ganzen Stoßkraft der vereinigten Völker. Wir dürfen. wohl annehmen, daß diese Vertiefung in philosophischer, d. h. ethischer Beziehung noch erfolgen wird. Wann, ob bald oder nach Jahren, das ist eine offene Frage. Kommen wird sie, denn sie kam nach jedem großen Krieg, in dem es das Dasein der Völker galt. Dann wird man sich an den vorliegenden Wettbewerb als Vorstufe erinnern müssen.

Er ergab in mehrfacher Beziehung ein reichhaltiges

Bild. Nachdem nun bei unseren Verbündeten der Kriegsschmuck monopolisiert wurde und über kurz oder lang diese Frage auch bei uns auftauchen wird, so kann man sich vom Standpunkte obigen Preisausschreibens aus der Erwägung kaum verschließen, daß durch ein Monopol der ganze Ideenreichtum, der hier zutage gefördert wurde, unterdrückt worden wäre. Denn ein großes Preisausschreiben, aus dem der Monopolschmuck hervorgehen würde, könnte uns für alle die persönlichen und künstlerischen Werte, die in der freien Produktion und in der Freiheit der Veranstaltung von Wettbewerben verborgen liegen, nicht annähernd entschädigen. — Prof. L. Segmiller.

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Zu den Abbildungen.

VIR beginnen heute mit der Veröffentlichung der Entwürfe des Diebener'schen Preisausschreibens für Kriegsandenken, indem wir den ersten Preis, einige belobte Arbeiten und sonst geeignete, anregende Einsendungen abbilden.

Hermann Häussler, Pforzheim, erhielt den ersten Preis. Mit Ausnahme des Silbergriffes, der in fließender, dem Metallcharakter entsprechender Zier geschmückt ist, vereinigt sich bei jedem Stück die Hauptwirkung im emaillierten Mittelteil. Dergestalt ergeben sich in Broschen und Anhängern reife Lösungen, von denen nur der Emailanhänger rechts oben als etwas „kurant" ausgenommen werden mag. Die Farben klingen in den oberen Stücken in einem angenehmen Kontrast von Hellrot ins kalte Blau aus. Der zartgeformte Anhänger links, ist im wesentlichen auf ein seltenes Gelbgrün gestimmt. Es bestand die Absicht, diejenigen Preise, in denen die farbige Stimmung überwiegt, in guten Farbtafeln wiederzugeben, da eine selbst noch so gute schwarz-weiße Abbildung keinenfalls die künstlerischen Absichten voll erschöpft. Allein redaktionelle Gesichtspunkte, veranlaßt durch die geschäftliche Lage, ließen die Mehrausgabe nicht gerechtfertigt erscheinen.

Es folgt dann ein hübsches Ringkästchen von Baumhauer (Schwäb. Gmünd), das mit einer Belobung ausgezeichnet wurde. Die gewählten Aufbauverhältnisse erzielen gewohnte, sichere Wirkung, die Ornamentik ist einfach aber klar und geschickt verteilt. Die Deckellösung gemahnt an solche alter Reliquiare, und bietet wie diese vornehme Anordnung. Die kräftigen Kriegergestalten auf dem Zigarettenetuis in dieser Weise ornamental zu verwenden, war eine der Zeit voll entsprechende Idee. Von dem gleichen Verfasser stammt auch noch das folgende Ringkästchen mit grünen Steinen und rundlichem Grundriß, aber ähnlicher Fassung eines Granatsplitters wie bei der belobten Arbeit.

Carl Naas, Hanau, schließt sich mit einem Kästchen an, daß mehr auf farbige Wirkung, denn auf Metallwirkung gestimmt ist. Das rote Email klingt in einem roten Onyx aus. Sein strengstilisierter Griff mit Lapis bringt Form und Stil der Ornamentik in guten Einklang. Die noch auf der gleichen Seite abgebildete Geschoßfassung ist eine Erfindung von Heiden jun, München.

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