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Ornament und Schmuck

des germanischen Völkerblocks. L. Segmiller, Prof. an der Großh. KunstgewerbeSchule in Pforzheim.

II. (Fortsetzung)

DEM romanischen Stil, dessen Beginn mit dem

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12. Jhd. nur schwankend (wie die meisten Anfänge und Beendigungen von Stilperioden) bezeichnet ist, geht im 10. und 11. Jhd. eine reiche Kunsttätigkeit in bedeutenden Gold- und Silberschmiedewerkstätten, wie Trier, Aachen, Regensburg, Bamberg, Essen (Rogerus von Helmershausen, genannt Theophilus, der Verfasser der Schedula diversarum tium), Fritzlar, Hildesheim u. a. voraus. Allein diese rege Tätigkeit auf dem Gebiete der Kleinkunst zeigt tiefgehende Einflüsse der nun zur Reife gelangten griechischen (nicht antiken) Kunst, so daß jene mit Recht in unserer Betrachtung nur gestreift wurde. Ist doch das ehrwürdigste Denkmal der Edelschmiedekunst damaliger Zeit, die in Wien bewahrte alte deutsche Kaiserkrone, wahrscheinlich eine in Sizilien von griechischer Hand gefertigte Arbeit des 11. Jhd. Auch die Kennzeichen des häufig verwendeten Goldzellenschmelzes weisen auf griechisch-byzantinische Vorbilder hin.

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Was das

feindliche Ausland von unserer während des Krieges erschienenen spanischen Exportnummer fürchtet!

vom Lateinischen herleiten. Tatsächlich scheinen einige Anzeichen diese Annahme zu rechtfertigen. Wir finden im anfänglich basilikalen Grundriß, in der Anwendung der Akanthusformen u. a. manchen Hinweis. Zahlreiche romanisch-toskanische Bauwerke in Pisa, Lucca, Pistoja scheinen das Gewicht dieser Behauptung zu vermehren. Die Fundamentalfrage ist jedoch zunächst die: Können diese Formelemente nicht auch von anderen Kunstzentren als von Rom bezogen worden sein? Durch maßgebende Gelehrte unter Führung von Professor J. Strzygowski an der Universität Graz ist festgestellt worden, daß nicht Rom als Fundgrube hauptsächlich in Betracht kommt, sondern der Orient. Die spätrömische Kunst hat ihren Impuls von den hellenischorientalischen Kulturstätten in Ägypten, Syrien, Kleinasien erhalten und dieser ist entweder auf dem Weg über Ravenna, Mailand, Marseille direkt ins Abendland ausgestrahlt oder aber durch das in Kleinasien und im Orient damals blühende Mönchtum ins Land der Franken übertragen worden.

Unserem Berlage ist folgender Zeitungsausschnitt aus der „Morning-Post" zugesandt worden:

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(FROM OUR CORRESPONDENT.) BERNE August 5 Although every able-bodied man in German is either at the front or in training, neverth less somebody in Germany is finding time make elaborate plans for flooding the world wi Germans goods the moment peace is conclude For instance, Germany as particularly anxio to oust Swiss watches from the market, and h already actually prepared a catalogue in Spani for wholesale dealers, m. jewellery and watche This catalogue is intended not only for Spa but for all Spanish speaking countries, such Argentina,

Übersetzung: Obgleich jeder körperlich fähige Mann in Deutsch. land entweder an der Front oder in Ausbildung begriffen ist, findet doch jemand in Deutschland Zeit, um Pläne auszuarbeiten für die Überflutung der Welt mit deutschen Waren im Augenblicke, wenn der Friede geschlossen ist. So zum Beispiel ist Deutschland besonders darauf bedacht, Schweizer Taschenuhren vom Markte zu verdrängen, und hat bereits jetzt einen Katalog in spanischer Sprache für den Großhandel in Juwelen- und Goldwaren und Taschenuhren ver breitet. Dieser Katalog ist nicht nur für Spanien, sondern für alle spanisch sprechenden Länder, z. B. Argentinien, gedacht. Diese Notiz spricht im wesentlichen für sich selbst. Sie lehrt, daß die von uns herausgegebenen Export: nummern dem feindlichen Handel wichtig und ein: flußreich genug erscheinen, um ihren Zweck durch Fälschung zu verdächtigen. Wer unsere Export: nummern kennt, weiß, daß sie nichts weniger als die Tendenz haben, die schweizerische Taschenuhr vom Markt zu verdrängen. Man braucht nur die schweize rischen Inserenten über den Erfolg, den sie mit unseren Exportnummern hatten, zu fragen, um das Gegen: teil zu erfahren. Diese ungewollte Anerkennung aus feindlichem Lager kräftigt unsere Unternehmung auf diesem Gebiete zu neuen, für den Erfolg unseres Handels ebenso wuchtigen Schlägen.

Die verwobenen Fäden der Entwicklung, welche in jener Formenwelt zusammenlaufen, die als die „romanische" bezeichnet worden ist, sind nun keineswegs so einfach zu entwirren, wie es nach vielen Kunstgeschichtswerken den Anschein hat. Die ältere Forschung nahm an, daß die abendländische Kunst im frühen und hohen Mittelalter durch die Verschiebung der germanischen Völkerstämme in Form der Verschleppung durch altchristlich-römische Elemente bestimmt worden sei, so daß man in ihr ein ähnliches Erzeugnis zu sehen hätte wie in den romanischen Sprachen, die sich bekanntlich

Nach den im Kap. I und eingangs dargelegten Entwicklungsgängen war man im 10. und 11. Jhd. im Kunstgewerbe stark von Byzanz her beeinflußt gewesen. Es ist nun kein Grund ersichtlich, weshalb man am Ende des 11. und am Anfang des 12. Jhd., also in der eigentlich frühromanischen Zeit, von dieser Gepflogenheit abgewichen sein sollte. Treffliche Beispiele der Goldschmiedekunst, der Emailtechnik, der Buchmalerei zeigen vielmehr klar, daß die griechisch-byzantinische Formensprache von weit größerer Bedeutung war als etwa, wie früher angenommen, die römische. Die Grundlagen der Entwicklung des frühromanischen Stiles sind also hauptsächlich in der orientalisch-byzantinischen Kunst zu suchen, vor der die Einflüsse der römischen Reichskunst ziemlich zurücktreten.

Demnach wären die stilistischen Äußerungen dieser Periode in ihrem Gesamtausdruck undenkbar, wäre ihnen nicht durch das kraftvolle Reis germanischen Kunstempfindens ein eigenartiger Stempel aufgedrückt worden. Schon anfangs des 12. Jhds. sind die fremden Elemente zu einer nationalen Formensprache umgewandelt.

Die frühromanische Kunst wird aber noch durch einen zweiten wichtigen Umstand von der eigentlich romanischen unterschieden. Alle Lebensäußerungen des 10. und 11. Jhds. werden von der Kirche überwacht. Erziehung und Belehrung liegen in kirchlicher Obhut. Die Kunst wird nicht nur durch die Kirche als Mäcen gefördert sondern sogar zumal die Kleinkunst durch ihre Mitglieder ausgeübt.

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Allenthalben sind Mönche auf dem Gebiete der Malerei und Plastik, der Miniatur- und Emailmalerei und der Gold- und Silberschmiedekunst in klösterlichen Werkstätten tätig. Unzählige gediegene Kunstwerke werden hervorgebracht, jedoch ohne jeden germanischen Einschlag und gestützt auf den griechisch-byzantinischen Formenschatz.

Im 12. und 13. Jhd. dagegen entgleiten der Kirche die Zügel der geistigen Regierung mehr und mehr. Die Mönchskünstler verschwinden allgemach und das Laienelement tritt an ihre Stelle. Gegen Ende des 13. Jhds. sind die Mönche gänzlich aus den Werkstätten verschwunden. Damit ist dem Wiedererwachen des germanischen Künstlergeistes eine bedeutende Hemmung aus dem Weg geräumt. Bald sehen wir, wie durch ihn tiefgehende Wirkungen ausgelöst werden. Alle fremden Elemente durchdringt er und prägt sie neu, um sie schließlich in jene Formäußerungen, die de Gaumont im Anfang

ungemein elegant und kleidsam. Obgleich man allgemein dem gewagten Ausschnitt ferne bleibt, so sah ich doch kein Kleid, das nicht ausgeschnitten gewesen wäre. Es dürfte sich für unser Fach unschwer eine gute Perspektive für Halsschmuck in jeder Form stellen lassen. Da der Unterarm zumeist freibleibt, eröffnet sich auch ein Feld für das Armband und im weiteren Sinn für Ringe. Vielfach sah ich dann Agraffen angewendet, welche die geschickt drapierten Falten der Jacken und Taillen zusammenfaßten. Häufig waren diese duftigen Faltenwürfe auch über den Rücken gelegt und rückwärts etwas höher als der frühere Gürtel saß, durch eine Gewandthafte gehalten. Der Gürtel selbst wird zu einem breiten Band, um nicht zu sagen zu einer breiten gefältelten Binde, bei der eine Schließe offenbar störend wirken würde. Dagegen gab es aber auch Kostüme, die absichtlich auf eine pompöse Schließe komponiert waren. In den Hüten, die keck schief gesetzt getragen werden, herrschen die kleinen Formen vor, die durch eine pikante Nadel gehöht werden könnten. Für die Fußbekleidung hatte die National - Schuh - Companie, für die Frisuren die Firma Fischer gesorgt. Bei der fußfreien Art der Röcke kann kein uneleganter Schuh getragen werden, es ließe sich sogar ein Dekor in Silber dafür denken.

Die vorgeführten Modelle zeichneten sich durch Geschmack und Zurückhaltung aus und scheinen gerade deshalb bei dem eleganten Publikum Anklang und Beifall gefunden zu haben. Wir scheinen uns nun doch zu einer deutschen Formensprache durchzuringen, die freilich nicht immer von historischen Charakteren frei bleibt. Prof. L. S.

Zu den Abbildungen.

des 19. Jhds. als „romanischen Stil“ bezeichnet hat, ZUR Ergänzung der Übersicht über den W. Diebener

zusammenzuschließen.

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(Fortsetzung folgt.) Modeschau.

m Hörsaal der vier Jahreszeiten in München fand kürzlich eine Vorführung von zahlreichen Kostümen durch schlanke Probierfräuleins bei Konzert und Tee statt. Die Wiener Modellgesellschaft, die sich mit dem niederösterreichischen Landesausschuß zusammentat, um einheimischen Entwürfen zum Erfolg zu verhelfen, hatte einen großen Teil der Kostüme gestellt, ferner die Firma Mayer & Sundheimer, München und das Modellhaus Ney, München (Hüte). Es wurden zunächst Mäntel von großer Eleganz gebracht, dann Jackenkleider in Tuch und Kammgarn. Die Jacken sind mit Schößen gearbeitet, mit stehendem Kragen, mit Pelzbesätzen. Als Hauptmotiv für Herbst und Winter tritt die Glockenform hervor, die weitfaltig gehalten ist. Die Röcke sind „bodenfrei“, und zumeist ,,fuffrei" und häufig dreistufig geteilt. In Hinsicht auf die Farben traten blau, braun, grün, maulwurfsgrau und vor allem schwarz hervor. Besonders schwarzer Samt wird bevorzugt. Sogar auch die Gesellschaftstoiletten enthalten sich schreiender Farben; Seide und Tüll finden in dezenten Tönen Verwendung. Diese neue deutsche Mode bleibt allen Übertriebenheiten fern und ist trotzdem

Trauerschmuck wettbewerb, dessen Anregungen allgemeinen Beifall gefunden haben, veröffentlichen wir heute noch eine weitere Auslese. Sie zeigt wiederum, welch vielgestaltige Lösungen des Themas möglich sind, das bisher etwas stiefmütterlich, vielleicht sogar mit einer gewissen Einseitigkeit behandelt wurde. Obgleich eine naheliegende Sentimentalität glücklich vermieden ist, offenbart sich doch ein gewisser Reichtum, nicht nur in Formgebung sondern auch in Hinsicht auf den gedanklichen Inhalt. Wenn freilich bei der vorliegenden Auswahl der Standpunkt des Graveurs in den Vordergrund gerückt ist, so sind doch auch andere Techniken mit zu Worte gekommen. In der Hauptsache scheinen die Entwürfe Einfachheit und klaren Ausdruck betonen zu wollen, ein künstlerischer Vorteil, zu dem wir uns nun doch glücklich durchgerungen haben. Von Albert Holbein, Schwäb. Gmünd, gefällt mir die untere sehr geschlossen gehaltene Brosche und jene mit der Krone, am besten. Auch die Entwürfe von Alfred Schütze, Dresden, R. Knaus, Schwäb. Gmünd und Karl Miedaner, München, verdienen hervorgehoben zu werden, zumal die drei unteren Lösungen. L. S.

Ein Held ist, wer sein Leben Großem opfert, wer's
für ein Nichts vergeudet, ist ein Tor. Grillparzer.

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