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Ausgrabungen in Deutschland und Frankreich (germanische Königskronen im Louvre, Paris) beweisen, daß

die germanischen Kleinkünstler ihren Formenschats teilweise

Alkuin,

aus römischen, zumal oströmischen Motiven schöpften. Ihre jugendliche Phantasie fand jedoch in den Bandgeflechten allein keine ausreichende Befriedigung und bewirkte die Einführung der als urgermanisch geltenden Wurmornamente und Tiermuster. In der folgenden Karolinger- und Ottonenzeit wurde jedoch die phantasievolle Gestaltung des Zierats und des Schmuckes zurückgedrängt. Karl der Große war erfüllt von der Wiedererstehung des römischen Kaisertums und neigte aus diesem Grunde zu einer Renaissance der lateinischen Kultur. Auch die Kirche bevorzugte in dieser und folgender Zeit eine antikisierende Richtung. Das römischgriechische Ornament des Akanthus, der Palmetten und Kymatien, die Bogenstellung und anderes wurden dem Formenschatz wieder einverleibt. Trotzdem gelang es erst allmählich die germanischen Zierelemente hinauszudrängen. Ein zweiter mächtiger Feind erstand der germanischen Auffassung in der unerschöpflichen Fundgrube der byzantinischen Vorbilder. Dennoch befruchtete die germanische Art einzelne Zweige des Kunstgewerbes, z. B. die Buchmalerei und Elfenbeinschnitzerei. Ansegis, Einhart, die künstlerischen Mitschöpfer der neuen Periode, bedienten sich in der Buchkunst häufig lombardischer und irisch - englischer Kompositionen. In Hinsicht auf Arbeiten der Goldschmiedekunst ist von germanischen Einflüssen nahezu nichts mehr zu berichten. Zahlreiche Objekte sind verloren gegangen; das wenige, was erhalten ist, fällt in das Gebiet der kirchlichen Kunst und damit unter antikisierende Gestaltung. Ausnahmen, wie das Reliquiar Wittekinds aus Enger im Berliner Kunstgewerbemuseum und ein Reliquienkästchen in Utrecht, bestätigen die Regel. Jedoch ist auch die Berliner Arbeit wie die meisten fränkischen dieser Zeit, stark von byzantinischen Einflüssen durchsetzt. Ein Grund, weshalb wenig außerkirchliche Schöpfungen gefunden wurden, liegt in dem siegreichen Eindringen der Glaubensmacht, die Veranlassung zum Aufhören der heidnischen Bestattungsart mit Schmuck und Waffen gab. Der karolingischen und ottonischen Periode mangelt es an ureigener Schöpferkraft. Es gelang ihr aber gerade durch die Aufnahme der römisch-griechischen-byzantinischen Formenwelt eine Epoche von einer gewissen künstlerischen Höhe heraufzuführen. Vor allem in technischer Beziehung wurde, wenn auch mit fremder Hilfe, mancher Grund für später im Abendland blühende Gewerbe gelegt. Die märchenhafte Phantasiewelt des germanischen Ornaments und Schmuckes war allerdings erstorben. Sie sollte erst wieder im 11. und 12. Jahrhundert im romanischen Stil, nachdem die karolingische Renaissance und die griechisierende Ottonenkunst verwelkt waren, ihre Wiederbelebung erfahren. (Fortsetzung folgt.)

Der Ruhm, der uns nicht glücklich macht, ist nichts als ein Wort und der Ruhm, der unsre Untertanen nicht glücklich macht ist eine Schmach. Friedrich der Große.

Die Pariser Goldschmiede im Kriege. DER Handel mit Luxusgegenständen, zu denen unsere

Waren doch unbedingt zu rechnen sind, nimmt in Frankreich eine um vieles bedeutendere Stellung im Rahmen des Gesamthandels ein, als bei uns. Es ist deshalb nicht zu verwundern, daß er vom Kriege in empfindlicher Weise getroffen wurde. Wieweit die Gold- und Silberwarengeschäfte davon berührt wurden, lassen zwei Berichte erkennen, die wir fremdländischen Zeitungen entnehmen.

Der Matin" schreibt über diesen Gegenstand:

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Welches ist nun nach einem Jahre des Kampfes seine wahre Lage? Wir haben verschiedene Angehörige dieses Faches gefragt.

„Meine Geschäfte sind verhältnismäßig zufriedenstellend", erklärte uns ein Juwelier der Rue de la Paix, „denn ich mache 60% meines normalen Umsatzes". Das ist vielleicht auch darauf zurückzuführen, daß eine Anzahl Konkurrenzhäuser ihre Pforten geschlossen haben. Um ein Bild über den Umfang zu bekommen, genügen folgende Zahlen: 427 Firmen in Paris verarbeiten Edelmetalle; von ihnen fand die letzte Arbeitsinspektion nur 81 im Betriebe. Ebenso sind von 34 Edelsteinschleifereien nur 10 geöffnet gewesen. Obgleich die Zahl der geöffneten Werkstätten im Zunehmen ist, so ist sie doch noch schwach genug.

Die 91 geöffneten Betriebe, beschäftigen gegenwärtig nur etwa 2000 Personen, während in den 460 Betrieben der Friedenszeit ungefähr 9000 Personen in Arbeit sind. Der Zahlenunterschied ist ganz beträchtlich und der stärkste, den die Statistik der Arbeitslosen aufweist.

Aber nichtsdestoweniger ist bewiesen, daß sich die Lage der Bijouteriefabrikation von Tag zu Tag bessert. Man meldet bereits eine leichte Wiederbelebung des Goldund Silberwarengeschäfts, und ebenso haben mehrere Fabrikanten von Simili-Diamanten ihre Erzeugung wieder begonnen.

Herr Templier, der Präsident der Kammer für das Gold- und Silberwarengewerbe, erklärte, daß er nicht nötig gehabt habe, zu schließen, sondern daß er, dank der zeitgemäßen Schmuckgegenstände, sein Personal beschäftigen konnte. Alle Firmen dieser Art haben sich auf diesen Schmuck gestürzt, und jede sucht jene Neuheiten zu vertreiben, wie die 75-Kanone, das Äro, das Rote Kreuz u. a. Man verkauft auch zahlreiche Kravattennadeln und Broschen, ohne zu zählen die Medaillons, die Glücks-Anhänger und die notwendigen Ketten, um sie um den Hals zu tragen. Außerdem kämen die französischen Juweliere jetzt dazu, sich zu ,,verteidigen". Der Kampf gegen die deutsche Bijouterie ließe sich noch besser gestalten und zweckmäßiger organisieren, wenn die unbequemen und veralteten Gesetze, die im französischen Handel herrschen, nicht im Gegensatze zu dessen und Frankreichs Interesse ständen.

Anders beurteilt der Pariser Eigenkorrespondent der Londoner Zeitschrift,,Standard" die Lage. Der schreibt: Natürlich machen die mehr aristokratischen Juweliere der Rue de la Paix nicht ihre gewöhnlichen Geschäfte,

aber der gewöhnliche Kleinhandel in Goldwaren hat wenig zu klagen. Wenn auch das Juweliergeschäft als ein Luxusgeschäft anzusehen ist, scheint es doch noch viel Volk zu geben, was es trotz des Rückganges in Einnahme und Ausgabe am Leben oder sogar im Blühen erhält.

Es besteht ein enormer Umsatz in Anhängekapseln (Medaillons), von denen seit Beginn des Krieges täglich ungefähr 10000 Stück in Paris verkauft worden sind, Zwischen denen zu Hause und den „poilus" an der Front besteht ein lebhafter Austausch von Andenken, und es sind wenige Soldaten in den Reihen, und ebenso wenige ihrer Frauen, Schwestern und Mütter in Paris, die nicht wenigstens einen Anhänger mit dem Bilde oder Haar darin tragen.

Vor dem Kriege war es Deutschland, welches den französischen Goldwarenhandel mehr oder weniger beherrschte, oder wenigstens kontrollierte. Obgleich die feineren Waren nicht sein Feld waren, versorgte es den französischen Markt mit allen anderen Artikeln, und nicht nur Bazarware, sondern auch Gold- und SilberZigaretten-Etuis, und die große Mehrheit der Artikel für die Toilette der Frauen, als silberbeschlagene Spiegel, Puderbüchsen, Bürsten, Kämme u. s. f. Ein Juwelier führte im „Petit Parisien" aus, daß die Stärke der deutschen Kaufleute in den vielfachen Annehmlichkeiten bestehe, die sie ihren Kunden bieten, z. B. in der Gewährung von ausgedehntem Kredit, und der Zurücknahme von Ware, die sich als nicht verkäuflich erwies. Der deutsche Reisende war immer ohne Murren bereit solche Gegenstände zurückzunehmen. ,,Sie kauften dagegen hier sehr wenig, ausgenommen Modelle für die Imitation und kleine Posten Steine und Puderperlen. Daraus machten sie dann billigen Trödelkram, den sie wieder nach Paris brachten; wo er verkauft wurde."

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schaftliche Bedeutung eines solchen Rechtsinstituts hinwiesen. Man muß sich eigentlich wundern, daß gerade wir Deutschen in dieser Frage etwas im Schneckentempo vorgegangen sind. Es gelang nur nach und nach, die gesetzgeberischen Faktoren für einen solchen Zwangsvergleich zu gewinnen und dann kam der unglückselige Weltkrieg, der einer Weiterentwicklung der Frage hindernd in den Weg trat. In der Edelmetallbranche hat namentlich der Kreditorenverein in Pforzheim wiederholt eine Lanze für diese Form des Zwangsvergleiches gebrochen, worauf wir vorher schon zu sprechen kamen. Haben wir doch die Erfahrungen anderer Länder mit dieser Einrichtung vor uns, so daß wir auf die segensreiche Wirkung derselben auch im deutschen Reiche wohl hoffen dürfen. Wenn Österreich-Ungarn noch mitten im Kriege für das Gebiet der Monarchie eine neue Ausgleichsordnung schuf, die diesen Zwangsvergleich vorsieht und sich damit, trotz der schweren, bewegten Zeit, den übrigen Staaten, wie Schweiz, Belgien, Italien, Dänemark, Norwegen, Frankreich, England, Ägypten und Brasilien anschloß, so haben wir wahrlich in Deutschland alle Ursache, den vorgeschlagenen Zwangsvergleich außerhalb des Konkurses ebenfalls zu schaffen, wenn auch der Donner der Schlachten draußen noch durch die Lüfte tönt. Der Vorstand des Kreditorenvereins ist in einer Eingabe erneut beim badischen Ministerium vorstellig geworden, das seinerseits die Eingabe dem Reichsjustizamt übermittelte. Der Verein hatte darin hervorgehoben, daß in den 20 Jahren seines Bestehens von ihm mehr als 25 Millionen Mark notleidender Forderungen vertreten, große Summen hereingebracht und noch größere durch seine Wachsamkeit dem deutschen Wirtschaftsleben erhalten wurden; dabei habe sich aber gerade das Fehlen eines Zwangsvergleiches außerhalb des Konkurses sehr fühlbar gemacht. Noch könnten einzelne Außenseiter, deren Wünsche nicht befriedigt wurden, den Konkurs heraufbeschwören und dadurch die Gläubiger, die sonst vielleicht 50% und mehr erhalten hätten, schädigen. Nach den Aufzeichnungen des Vereins hätten in den letzten 15 Jahren die Konkurse im Durchschnitt eine Quote von 18-20% ergeben, während im außergerichtlichen Verfahren 48-52% erzielt wurden. Das ist allerdings eine Begründung, von der man glauben sollte, daß sie durchschlagen würde. Und nicht nur Industrielle und Kaufleute, sondern auch die Gewerbtreibenden aller Art haben sich für den Zwangsvergleich außerhalb des Konkurses erklärt, dessen Vorteile in der Kostenersparung, der schnellen und fachmännischen Regelung und günstigen Verwertung der vorhandenen Aktivbestände, wie namentlich auch in der Erhaltung von Existenzen liegen, die der Erhaltung im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse wert sind.

Indessen hat das Reichsjustizamt sich nicht bewogen gesehen, schon jetzt auf die Sache näher einzugehen. Die Entscheidung, welche es auf die Eingabe des Kreditorenvereins gegeben hat, hat folgenden Wortlaut:

,,Im Reichsjustizamt ist bisher hinsichtlich der Einführung des gerichtlichen Zwangsvergleichs außerhalb des Konkurses der Standpunkt eingenommen worden, die

auf diesem Gebiet bestehenden Meinungsverschiedenheiten Die Pforzheimer Edelmetallindustrie und sachlichen Bedenken ließen es zur Zeit nicht angeauf der Werkbundausstellung zeigt erscheinen, die gesetzgeberische Lösung der Frage in Köln 1914. im Weg einer Notverordnung zu versuchen. Zwar wird

auch im Reichsjustizamt davon ausgegangen, daß die auf Mag auch die Werkbundausstellung in Köln 1914 Un

Grund der Bundesratsverordnung vom 8. August 1914 bestehenden Geschäftsaufsichten mit der Beendigung des Kriegszustandes nicht ohne weiteres fortfallen können. Dabei überwiegt aber die Meinung, es werde dem Bedürfnis, eine allmähliche Zurückführung der Betriebe in die selbständige Leitung des Inhabers zu ermöglichen, schon auf dem Wege entsprochen werden können, daß die Geltungsdauer der Ver

ordnung für die Betriebe, die bei Beendigung des Kriegszustandes unter Geschäftsaufsicht stehen, angemessen verlängert wird."

Wir gestehen, daß uns diese Antwort keineswegs befriedigt hat. Wenn andere Staaten die Meinungen,

ausgeglichenheiten und Mängel enthalten haben, es wird ihr immer die Bedeutung zukommen, die letzte Schau über Deutschlands kunstgewerbliches und kunstindustrielles Schaffen vor dem Weltkrieg gewesen zu sein. Niemand vermag sodann zu leugnen, daß es unter dem viel zu vielen, das damals in Köln zusammengetragen worden war, Gutes ja Hervorragendes unserer ersten Kräfte zu sehen gab.

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HOHOHOIK

Die

Reisevertreter
unferes Faches

find zum Teile jetzt schon unterwegs
Man heiße diese Pioniere des Handels will-
tommen, fchente ihnen Zeit und Aufmerksamkeit
und bestelle das, was man gebrauchen kann.
Auch hierin liegt die Erfüllung einer Pflicht un-
ferem Bandel und dem Vaterlande gegenüber.

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die sich im Widerstreit befanden, zu einigen und die sachlichen Bedenken zu überwinden imstande waren, so müßte das auch in Deutschland, ja gerade erst recht in Deutschland, der Fall sein. Und was nun die Ausführungen über die Geschäftsaufsichten anlangt, so sind auch sie nicht haltbar. Jetzt liegt doch die Sache so: Wenn sich bei der Geschäftsaufsicht herausstellt, daß sich der Betrieb nicht halten läßt, so wird die Aufsicht aufgehoben und die Folge war dann immer in nur zu zahlreichen Fällen der Ausbruch des Konkurses. Da vermißte man dann doppelt die Einrichtung des Zwangsvergleiches außerhalb des Konkurses, die in vielen Fällen für Gläubiger und Schuldner gleich wertvoll sein, und eine günstigere Regelung herbeiführen konnte, als es im Konkursverfahren schließlich möglich wurde. Daß man nach dem Kriege mit einem allmählichen Abbau der Geschäftsaufsichten vorgehen wird, ist klar und wir stimmen mit dem Reichsjustizamt völlig darin überein, daß es die Aufgabe bilden wird, die Geschäfte in die Hände der bisherigen Inhaber zurückzuführen und sie wieder auf gesunde Grundlage zu stellen, soweit dazu die Voraussetzungen noch gegeben sind.

Aber auch dies hindert doch nicht, den Zwangsvergleich außerhalb des Konkurses zur Einführung zu bringen. Wir dürfen nicht locker lassen, diesen Anspruch immer wieder an die gesetzgebenden Faktoren des Reiches zu erheben, denn viele Tropfen höhlen auch einen Stein, und schließlich wird vielleicht doch der sehnsüchtige Wunsch aller maßgebenden kaufmännischen und gewerblichen Kreise noch erfüllt.

Wenn wir heute auf einen Teil dieser Veranstaltung zurückgreifen und Pforzheimer Arbeiten aus dieser Ausstellung zum ersten Male in engeren Fachkreisen vorführen, so geschieht dies aus der Erwägung heraus, daß die Industrie nach dem Krieg in Hinsicht auf den deutschen Absatz irgendwo an deutsches Empfinden anknüpfen müssen wird. Nationales Empfinden geht durch die neuen Bestrebungen der Architektur, des Kunstgewerbes, besonders auch der Mode. Sollte dieses in der Bekleidungskunst sogar nur den Punkt erreichen, wo

die Mode das Ausland abschüttelt, selbst aber international bleibt (wohl der richtige Weg), so wird die Edelmetallindustrie wenigstens für den Absatz in Deutschland nach neuen Richtlinien suchen müssen.

Viele Wege führen auch hier nach Rom. Jedenfalls aber mag es von Interesse sein, einige Edelmetallarbeiten aus jener Ausstellung zu sehen, die, wenigstens dem Programm nach, die neudeutschen Gesichtspunkte energisch verfocht. Allerdings kann man an der Pforzheimer Abteilung ähnliches bemängeln, wie am ganzen Unternehmen eine vorteilhaftere Aufmachung und strengere Sichtung zum Beispiel wären wünschenwert gewesen — trotzdem wurde aber von den Pforzheimern manches gute Stack vorgelegt.

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