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Deutsche GoldschmiedeZeitung

Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt verboten

Neujahrsgruß 1915

Es ist ein Jahr dahingegangen,
Ein Jahr der großen Völkernot,
Es bleichten jugendfrische Wangen,
Und reiche Ernte hielt der Lod.
So manche Boffnung ist entschwunden,
Wie Blätter fallen, in das Grab;
So manches Herz in schweren Stunden
Verlor die Stütze und den Stab.

Ein neues Jahr! Es wird uns bringen.
Den Frieden nach der Schlachten Sturm.
O mögen uns die Glocken flingen
Als Siegesbotschaft einft vom Turm.
Denn Recht und Wahrheit muß bestehen,
Die Lüge hält das Szepter nicht,
Nein, Baß und Neid muß untergehen,
Hält Gott im Himmel das Gericht!

Du neues Jahr! O trodne Tränen,
O richte auf gebeugten Sinn,
Wo Seelen fich verlassen wähnen,
Dort führe treue Freunde hin.
Silf heilen alle tiefen Wunden,
Und wo ein Herz der Friede floh,
Laß es durch Liebe neu gefunden,
Und mach' es in der Arbeit froh.

Gib deutscher Arbeit neuen Segen,
Sei's Werkstatt, fei's das Aderland.
Wo ehrlich fich die Kräfte regen,
Befchirm' uns Gottes Vaterhand.
Ein neues Jahr, ein neues Hoffen!
Gott ist der Fels, drauf woll'n wir bau'n,
Liegt uns auch nicht die Zukunft offen,
Wir dürfen glauben und vertrau'n.

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Glück und Heil im neuen Jahre!

GANZ

ANZ eigenartige Umstände sind es, unter denen wir dieses Mal unseren Lesern den Glückwunsch für das

Rückblick und Ausblick zum neuen Jahre!

kommende Jahr aussprechen. Umstände, von denen wir DIE Glocken des neuen Jahres erklingen diesmal nicht

hoffen, daß sie sich nicht wiederholen mögen. Nicht, daß wir damit sagen wollen, daß Deutschland notfalls nicht immer wieder sein blankes Schwert zöge, sondern es ist dies der Ausdruck der Hoffnung, daß uns ein baldiger Friede beschert sein möge, der uns die Stellung in der Welt sichert, in der wir vor den Angriffsgelüsten scheelsüchtiger Völker bewahrt bleiben. Laßt sie uns hassen, laßt sie uns unser Gedeihen neiden, aber laßt sie uns auch fürchten; dann haben wir die sichere Gewähr dafür, daß dem ganzen Volke, wie auch dem Einzelnen, ein zufriedenstellendes Los gegeben ist. 0 Greifbar deutlich zeigen es die Geschehnisse auf wirtschaftlichem Gebiete während des Krieges, daß für unser Fach mit der Erfüllung dieser Hoffnung - aber auch nicht früher sich schnell alle Wunden schließen würden, die ihm der Kriegsausbruch geschlagen hat. Das ist es, was wir brauchen: ein Friede von langer Dauer! Und in dem Wunsche, daß er uns bald beschieden sein möge, erschöpft sich alles, was sich von dem Jahre 1915 noch erhoffen ließe.

Sehen wir in unserem Fache auch heute nur erst den Schaden, den der Krieg angerichtet hat, so läßt sich nicht daran zweifeln, daß er auch hier, wie in so vieler anderer Hinsicht, einen Segen in sich birgt. Manches Unhaltbare im Wirtschaftsleben bringt er zum Sturze zu Gunsten der Ausbreitung und des Vordringens des Gesunden und Kraftvollen! Auch das oft behandelte Kreditwesen wird gesunden. Darum dürfen wir mit einem gewissen Optimismus am Wechsel des Jahres dem Ende des Krieges entgegensehen. Wir werden einen Frieden haben, der uns die Zukunft sichert, und wir werden eine andere Art haben, Geschäfte zu machen, als bisher, die uns wirtschaftlich ebenfalls einer schöneren Zukunft entgegenführt.

Vergessen wir dabei nicht, in Dankbarkeit unserer Brüder und Söhne im Felde zu gedenken, deren heldenhaftes Kämpfen uns überhaupt erst die Möglichkeit gibt, hoffnungsfreudig am Wechsel des Jahres der Zukunft entgegenzuschauen, und auch den Blick rückwärts zu wenden, ohne daß wir ihn von zu großen Ruinen unseres Wirtschaftslebens schaudernd abwenden müßten. Auch ihnen gilt unser „Glück und Heil" für das neue Jahr, und wir fügen den besonderen Wunsch hinzu, daß sie nach ihrer gesunden Heimkehr im reichen Maße mit von den Früchten ernten, die sie durch ihren Mut gesäet und ihr Blut gedüngt haben. Unterschiedslos wie die Beteiligung an der Erringung dieser Früchte, so soll, wie wir hoffen, auch ihre Verteilung sich erledigen, so daß auch jeder, der in unserem Fache vertretenen Stände, Goldschmied, Großhändler und Fabri

kant, gleichen Anteil hat, an dem Segen, den das kommende Jahr 1915 in seinem Schoße verbirgt.

Und darum Glück und Heil allen unseren Lesern für das Jahr 1915.

Schriftleitung und Verlag der,,Deutschen Goldschmiede-Zeitung".

so freudig und hell wie ehedem. Auch in der Werkstatt des Goldschmieds erschallt der Neujahrsgruß nicht so leicht und froh, wie sonst, denn wir haben alle schwere Zeiten gehabt. Der gegenwärtige Krieg hat das Wirtschaftsleben aller Kulturvölker bis in seine Grundvesten erschüttert. Der Verkehr, den die Nationen sonst zu ihrem beiderseitigen ethischen und materiellen Nutzen pflegten, ist so gut wie lahm gelegt worden, und man möchte fast glauben, daß wir mit jäher Gewalt von der Höhe unserer Kultur zurückgeschlagen worden seien. Freilich, die furchtbare Gewalt des Weltkrieges fühlten wir in ihrer ganzen Tragweite nur einen verzweifelten Augenblick! Wie sich der Deutsche allen Verhältnissen im Leben immer anzupassen weiß und dadurch sich, wenn auch als Epigone, noch einen Platz an der Sonne erobert hat, so hat er auch in dem gegenwärtigen Kriege sein Wirtschaftsleben allmählich dem Kriegszustande anzupassen gewußt und auch in der Edelmetallindustrie wußte man durch Kriegsschmuck den Handel zu beleben. Hatte man bei Ausbruch des Krieges, namentlich in den Kreisen der Gewerbetreibenden des Mittelstandes, nach einem allgemeinen Moratorium in Deutschland gerufen, so zeigte sich doch bald, daß unser Wirtschaftsleben glücklicher Weise im Laufe der Jahre so gefestigt wurde, daß man zu einem allgemeinen Moratorium nicht zu schreiten brauchte. Die Selbsthilfe des deutschen Kaufmanns und Handwerkers, hat in dieser schweren Zeit große Triumphe gefeiert. In den Hansastädten ging man schnell mit einer ausgedehnten Kredithilfe voran, die Reichshauptstadt und andere Städte des Reiches folgten dem gegebenen Vorbilde auf dem Fuße, und auch die Goldschmiede - Innungen gründeten Hilfseinrichtungen, wo es Not tat. Das Reich gab eine Reihe Notstandsgesetze, welche in erster Linie als Handelsgesetze bezeichnet werden können. Die Maßnahme, wonach die Gerichte Schuldnern auch im Wechselverkehr Zahlungsfristen bis zu drei Monaten gewähren können, die Rechtswohltat, wonach ein Geschäftsmann zur Abwendung des Konkurses eine Geschäftsaufsicht beantragen kann, die Bestimmungen über die Höchstpreise von Nahrungsmitteln und vorübergehende Einfuhrerleichterungen, haben dazu beigetragen, uns vor einer Panik im deutschen Handels- und Wirtschaftsverkehr zu bewahren. Wir haben in der „Deutschen Goldschmiedezeitung" alle diese Gesetze eingehend besprochen. Die Dahrlehnskassen des Reiches, die sich bereits in den Jahren 1848, 1866 und 1870 bewährt haben, die privaten Kriegskreditbanken und großen Kriegskassen, wie sie jetzt auch der Hansabund mit hervorragendem Erfolge ins Leben gerufen hat, die sich dazu gesellenden komunalen Krediteinrichtungen, die schon erwähnten Gründungen verschiedener Berufsorganisationen, haben dafür gesorgt, daf in allen Kreisen unseres Volkes die höchste Not durch Kredithilfe im Handelsverkehr, wie auch im Gewerbeleben abgewandt werden konnte. Die Versuche, nach den neutralen Ländern zu exportieren sind von unseren

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wagemutigen Kaufleuten und Fabrikanten nicht unterlassen und teilweise auch mit einigem Erfolg durchgeführt worden. Wir dürfen also wohl sagen, daß das deutsche Reich, was die Linderung der Kriegsnot im wirtschaftlichen Leben anlangt, im verflossenen Jahr gezeigt hat, das es auf einer sozialen Höhe steht, auf die ihm bislang keine andere Kulturnation folgen konnte. Und trotzdem können wir nicht leugnen, daß der ausgebrochene Weltkrieg auch für uns ein schweres wirtschaftliches Unglück bedeutet. Allerdings kein nationales Unglück, denn so viel ist sicher, daß die deutsche Nation aus diesem Kriege, wenn ihr mit Gottes Hilfe der Sieg bescheert wird, einiger, gefestigter, sittlich erstarkter und auch handelspolitisch, was die Unternehmungslust anlangt, noch mächtiger hervorgehen wird. Die Idee von einem „ewigen Frieden", wie sie der große Philosoph Kant in einer Schrift, die im Jahre 1795 erschien, entwickelt hat, ist eben nichts weiter als eine Idee. Der Krieg ist für die Kulturentwicklung der Menschheit leider unabwendbar. Er gibt den Einzelnen, die an ihm teilnehmen, eine hohe persönliche Würde, indem er Mut und Tapferkeit, Selbstverleugnung und Aufopferungsfähigkeit erzeugt. Das ist auch jetzt wieder zu Tage getreten. Gewiß, der Krieg hat schwere materielle Schädigungen, Grausamkeiten und Verwilderungen, namenloses persönliches Leid im Gefolge, aber er bringt auch den Nationalstolz eines Volkes so gewaltig zum Durchbruch, wie dies in Friedenszeiten niemals der Fall sein kann. Wenn wir einen Blick in die Geschichte werfen, so finden wir, daß die großen langwierigen Kriege, die in Zeiten geführt worden sind, wo die Kultur schon einen höheren Standpunkt eingenommen hatte, Handelskriege gewesen sind. Die Kriege schafften für den freien, ungehinderten Austausch der Güter der Welt die großen Bahnen, auf denen sich die Kaufleute zur Wahrung der Interessen ihrer Nationen bewegen konnten. Und auch der gegenwärtige Krieg wird dazu angetan sein, unserem Handel, unserer Industrie, unsrem edlen deutschen Handwerk, wieder günstigere Ausdehnungsbedingungen zu schaffen, als sie ihm bisher gegeben waren. Denn es unterliegt gar keinem Zweifel, das man bisher bestrebt war, dem deutschen Ausfuhrhandel alle nur möglichen Schwierigkeiten entgegenzusetzen und dadurch die heimische Industrie, das vaterländische Gewerbe, in seinem Aufwärtsschreiten zu lähmen. Der Friede in dem wir lebten, war daher ein Friede, bei dem ein schwerer Alp auf unserem ganzen Wirtschaftsleben lastete. Der eruptive Ausbruch des Krieges, das hoffen wir, wird uns davon befreien, wenn erst die sonnigen Tage des Weltfriedens wieder Einkehr bei uns gehalten haben werden. Gegenwärtig ist allerdings der deutsche Handel, und namentlich der Ausfuhrhandel, durch die kriegerische Unnruhen, trotz aller Abwendungsmaßregeln noch schwer geschädigt. Einmal entzieht uns natürlich der abgebrochene Verkehr mit den feindlichen Staaten England, Rußland, Frankreich, Belgien und Japan auch in der Edelmetallindustrie einen guten Teil der Exportmöglichkeit, andererseits sind aber auch die befreundeten und neutralen Staaten, wie die skandinavischen Länder, Amerika, Holland, die Balkanstaaten, Türkei, Spanien und Italien, nach dem sonst

unsere Schmucksachen usw. wanderten, weniger aufnahmefähig auf ihren Märkten geworden. Der Deutsch-amerikanische Wirtschaftsverband hat unlängst mitgeteilt, daß der Handel des New Yorker Hafens nach Ausbruch des Krieges schon im August allein eine Verminderung von 58 Millionen (58 237 426) Dollars betrug.

Die lebhafte Ausfuhr nach Deutschland hat ebenso wie die Einfuhr aus Deutschland fast gänzlich aufgehört und auch der Handel mit England und Frankreich sank bei dem ersteren Lande auf die Hälfte, beim dem letzteren auf ein Viertel zurück. Das Geschäft in Südamerika liegt ebenfalls gänzlich für uns darnieder und die große Anzahl Arbeitsloser hat zum Beispiel in Argentinien schon das Eingreifen der Regierung notwendig gemacht. In Österreich-Ungarn sind in der Baumwollspinnerei nach den Erhebungen des Vereins der Baumwollspinner 975 000 Stück Spindeln außer Betrieb und die Einschränkung der Arbeitszeit beträgt 46%. Ein solcher Rückgang lähmt aber auch die Kaufkraft der Arbeiter und das fühlt dann die Edelmetallbranche hart an ihrem Leibe. Der Handel Schwedens, Norwegens und Dänemarks ist mehr und mehr gefährdet worden durch die Unsicherheit, welche die Engländer in der Nordsee durch ihre Minenlegungen, sowie durch die Kaperung der Schiffe neutraler Staaten geschaffen haben. Es liegt auf der Hand, daß diese Staaten, da sie sich selbst im Zustande schwerwiegender Handelsstörungen befinden, auch für die Ausfuhr unserer Waren nach und nach unzugänglich werden. Dazu kommt, daß England, welches den deutschen Ausfuhrhandel mit Gewalt vernichten will, auch den Kleinkrieg nicht verschmäht. So ist es ein offenes Geheimnis, daß schon seit Wochen englische reisende Kaufleute Italien, Spanien und andere nicht in den Krieg verwickelte Länder, die fern vom Schuß liegen, energisch bearbeiten, um die deutschen Geschäftshäuser auch im Handel mit Gold- und Silberwaren dort zu verdrängen. Der Geschäftskniff, den sie dabei anwenden ist der, daß sie die deutschen Offerten bis zu 20% unterbieten. Man sucht also mit einer Lockspeise die Kundschaft zu ködern um natürlich dann, wenn mann sie gefangen hat, skrupellos auf die Preise wieder draufzuschlagen. Preise wieder draufzuschlagen. Wenn die Erfolge in Italien bisher nicht groß waren, so hat das seinen Grund darin, daß die Italiener viel zu kluge Geschäftsleute sind, um die Absicht der englischen Jünger Merkurs nicht zu durchschauen. England selbst hat aus diesem Kampf gegen Deutschlands wirtschaftliche Existenz keinen Nutzen gezogen, und aus einer Rede Lloyd Georges, geht klar hervor, daß die englischen Kaufleute und Fabrikanten den Krieg als ein nationales Unglück für England betrachten. Englands Handel hatte allein mit Rußland Frankreich und Belgien, also mit den befreundeten Staaten des Inselreiches, im Monat September eine Abnahme von 5 Millionen (4 965 956) Pfund Sterling zu verzeichnen. Die Ausfuhr ist darnach um 76% gefallen. Auch in Frankreich und Rußland ist die Klage über den Niedergang des Handels eine allgemeine geworden.

Wie steht es demgegenüber bei uns in Deutschland ? Es sei hier gleich einmal darauf hingewiesen, daß in den ersten sechs Monaten des Jahres 1914 Deutschland in der

Einfuhr ein Plus von 47 Millionen, in der Ausfuhr ein solches von 126 Millionen zu verzeichnen hatte, während England sowohl in der Einfuhr ein Minus von 4 Millionen Pfund Sterling und in der Ausfuhr ein solches von 2 Millionen Pfund Sterling rund aufwies. Deutschland befand sich also, als der Krieg ausbrach, in aufsteigender, England in absteigender Handelsentwicklung. Das durfte uns schon von vornherein vor Mutlosigkeit und Verzagtheit bewahren. Die Tatsache, daß unser stolzer Gegner sein Moratorium immer wieder für alle 100 Mk. übersteigenden Verbindlichkeiten ausdehnen mußte,

war der beste Beweis, wo in Wahrheit noch eine wirtschaftliche Stärke vorhanden ist. Für die bereits wiederkehrende Zuversicht im deutschen Handel und der deutschen Industrie hat vor allem, das dürfen wir rühmend hervorheben, die unbestreitbare Elastizität der deutschen Reichsbank im verflossenen Jahre beigetragen. Die Verfassung unserer Zentralnotenbank hat es ermöglicht, dem Reiche ganz gewaltige Summen zuzuführen. Trotz der starken Inanspruchnahme für Kriegszwecke sind der Bank gewaltige Summen auf Girokonto zugeflossen, und das muß als ein vollgültiger Beweis für die Wiederkehr des Vertrauens angesehen werden. Ebenso muß es als ein günstiges Zeichen angesehen werden, daß bei den Banken längst wieder Einzahlungen in bedeutendem Umfange stattfinden. Unverkennbar

ist, daß sich in der deutschen Textilindustrie eine Belebung geltend macht, und zwar nicht nur in denjenigen

EHRENTAFEL

FÜR DIE IM KAMPFE FÜR DAS
DEUTSCHE VATERLAND GE-
FALLENEN TAPFEREN HELDEN

Hans Reisewitz, Hofjuwelier, Inhaber der Firma Werner Kaupert, Kassel, Offiziersstellvertreter, fiel am 15. Dezember bei einem Sturmangriff in der Nähe von Sochaczew.

lands doch zunächst auf einer Höhe geblieben ist, die auch der Edelmetallindustrie ein Anrecht gibt, für das neue Jahr guten Mutes zu sein und nicht zu verzweifeln. Nach dem ganzen Stande unserer Handelslage wird es unseren Feinden, England an der Spitze, nicht gelingen, die deutsche Industrie in allen ihren blühenden Zweigen, den deutschen Handel niederzuwerfen und zu vernichten. Ruht doch die deutsche Volkswirtschaft in erster Linie sicher auf dem großen inneren Markt. Wir können uns selbst helfen, während England ohne auslän dische Zufuhren nicht sechs Wochen lang das Leben fristen kann. Deshalb leidet es unter der Unterbindung des Weltverkehrs viel schwerer als wir. Deutschland kann im Falle der höchsten Not auf den Welthandel verzichten, England kann es nicht. In einem Artikel Dr. Schweighoffers in den Mitteilungen des Kriegs ausschusses der deutschen Industrie wird darauf hingewiesen, daß man in England die Hoffnung hegt, daß jede Verlängerung der Kriegsdauer Deutschland immer mehr der Niederlage zuführe. Wir haben gesehen, wie davon in Wahrheit gar keine Rede sein kann. Die Niederlage Deutschlands könnte nur dadurch herbeigeführt werden, daß Deutschland frühzeitig einen faulen Frieden schlösse. Innerhalb weiter und maßgebender Kreise der deutschen Industrie ist nach Schweighoffer die bedingungslose Überzeugung verbreitet, daß ohne klare Abrechnung mit England kein Friede geschlossen werden kann, der die ruhige Fortentwicklung unseres Wirtschaftslebens gewährleistet. Bis dahin gilt es, im deutschen Handelsverkehr, im deutschen Handwerk, den Kopf hoch oben zu behalten und Einigkeit in Handel und Industrie bis zum Schluß des Kampfes und der endgültigen Niederwerfung unserer Gegner zu wahren. Mit diesem Vorsatz gehen auch wir in das neue Jahr und rufen uns „Glück auf“ zu. In einer Versammlung des Deutsch-Amerikanischen Wirtschaftsverbandes in Berlin sprach sich Dr. Stresemann folgendermaßen aus: „Den uns aufgezwungenen Krieg durchzuführen und durchzuhalten bis zur endgültigen Niederwerfung ist unsere Ehrenpflicht, da nur durch eine solche Durchführung des Krieges die Gewähr geschaffen werden kann für einen dauernden Frieden und damit

Karl Lautemann, Goldschmied aus Neustadt
a. Haardt, Sohn des dort wohnenden Gold-
schmiedemeisters gleichen Namens, Leutnant
der Landwehr-Artillerie, fiel am 8. Dezember
in den Vogesen.

Carl Waidelich, Goldschmiede - Gehilfe aus
Birkenfeld bei Pforzheim.

Franz Klutmann, Goldschmied, Sohn des
Atelierchefs Klutmann im Hause E. Gold-
schmidt, Hofjuwelier, Köln, Unteroffizier in
einem Inf.-Reg. fiel in Nordfrankreich.

Den teueren Toten, die ihr Leben für uns opferten, ein ehrendes Gedenken!

Branchen, die für die Kriegsverwaltung arbeiten, sondern auch im allgemeinen. In der Eisenindustrie ist das Bestreben, wenigstens einen Teil des Betriebes aufrecht zu erhalten, von Erfolg gekrönt gewesen. Allerdings sind durch die teilweise Einschränkung der Betriebe die Selbstkosten in enormer Weise gestiegen. Am Kohlenmarkte zeigte sich bald und noch heute ein Mangel an Arbeitern. Im Ruhrrevier fehlt etwa die Hälfte der Belegschaften. Andererseits waren natürlich diejenigen Industrien, die mit Armeelieferungen zu tun hatten, die Branchen der Wolle und Wollwaren, Wäsche, Waffen, Tabak und Zigarren, Nahrungsmittel, hauptsächlich Konserven, überaus begünstigt und sind heute noch in flottem Gange. Das aber gibt uns die Gewähr, daß der Nationalwohlstand Deutsch

für die nach einem solchen Frieden zu erwartende völlige Wiederaufrichtung und Ausdehnung des gesamten deutschen Wirtschaftslebens. Dem können auch wir nur aus innerster Überzeugung beipflichten. Die bewährte Tatkraft des deutschen Kaufmannes, des deutschen Industriellen und Gewerbetreibenden, die Einsatz und Ziel klar erkannt haben, ihrer festen Entschlossenheit wird es gelingen, nicht nur die offen gebliebenen Wege zum Weltmarkt mit aller Kraft zu nutzen, sondern auch die eingetretenen Störungen unserer einheimischen Wirtschaft zu überwinden. In dieser Überzeugung sollen alle erwerbstätigen Kreise zusammenstehen in dem einmütigen Bekenntnis: Wir müssen durchhalten und wir werden durchhalten!" Das bilde unser Gelöbnis an der Schwelle des neuen Jahres.

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Das Diebener'sche Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen für Kriegsgedenkschmuck.

SE

EIT langem war kein Preisausschreiben in unserem Fach zeitgemäßer und stofflich anregender als der letzte Diebener'sche Wettbewerb mit dem Thema „, Kriegsgedenkschmuck". Wer sah, was alles unter der Flagge Kriegsschmuck auf den Markt geworfen worden war, der fühlte, daß eine Auffrischung der Ideen nottat. Zugleich sollte durch diese Unternehmung das Interesse für gute Arbeiten dieser Art im allgemeinen geweckt, und dadurch jenen höherstehenden Erzeugnissen der Weg etwas geebnet werden, denen die geschmacklich nicht gehobenen Massenartikel den Absatz erschwerten. Inzwischen hatte auch eine mehr oder minder heftig geführte Preßfehde über das Eiserne Kreuz" als Schmuck und die Geschoßfassungen eingesetzt. Da war es immerhin von einiger Wichtigkeit, einmal das Urteil von Fachleuten über gegebene Tatsachen einzuholen.

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In der letzten Nummer wurde schon auf das sich in den zahlreichen Einsendungen bezeugende Interesse an der Aufgabe hingewiesen. Allerdings haben sich neben den aufwärts führenden Lösungen auch ganz unglaublich schlechte eingefunden, in denen die Phantasie üppige Blüten trieb. Sehr viele von den reifen Arbeiten behandelten das Thema in der leicht zum Klingen zu bringenden Sprache des Email. Darunter auch die zwei ersten Preise. Dies ergibt die deutliche Beobachtung, alle die großen Empfindungen, welche durch die Kriegserinnerungen, durch den Begriff „Krieg" ausgelöst werden, erscheinen bisher in Gold und Silber ausgedrückt noch viel zu engbegrenzt und gering verinnerlicht. Hier ist die Medaille, von der beim Wettbewerb verschwindend wenig zu bemerken war, den Leistungen der Gold- und Silberschmiede in den letzten Wochen vorausgeeilt.

Dessen ungeachtet war der eigentliche Kriegsschmuck in mehreren, zum Teil sehr originellen, aber immer hochstehenden Beispielen vertreten. Die Zierstücke mit Emaileinlagen zeichnen sich soweit sie Preise erhielten oder belobt wurden durch feinfarbige Kompositionen aus, die besonders wegen ihrer kontrastierenden Tönung, wie sie oft in alten Stücken gefunden wird, anregend wirken

werden. In dieser Hinsicht kann wohl eines der schönsten Resultate, welche die Konkurrenz gezeitigt hat, aufgezeigt werden. Wie hart, starr und grell wird das Email bisher in den Kriegsandenken verwendet! Selbst, wenn es sich nur um einige Farbflecke handelt, so können sie angenehm gestimmt werden. Das hat der Wettbewerb vor Augen gestellt.

Inbezug auf die Schmuckarten brachte das Ausschreiben keine Bereicherung. Anhänger und Broschen dominieren, dann folgt in weniger zahlreichen Beispielen das Rüstzeug, mit dem sonst gearbeitet wird. Von Kettenschmuck ohne Nebenzweck, Heftlein, Collane, Fibeln, Ringbroschen, frei gestalteten Gewandhaften oder Merk- und Abzeichen (für Wehrkraftvereinigungen) und vielen anderen war nichts gebracht worden. Dagegen hat sich manche reizende Geschoßfassung eingestellt, womit der Beweis geliefert ist, daß nicht gegen das Fassen von Geschossen Sturm zu laufen ist, sondern nur gegen die geschmacklose Art, in der es geschieht. Es gibt wirklich wichtigere Dinge zu bekämpfen, als den Wunsch eines Kriegers, das Geschoß fassen zu lassen, das ihn verwundet hat. Bei manchen Völkern, deren Kultur ebenso hoch oder höher stand, als die unsere, findet sich dieser Gebrauch, der sogar in bedeutenden literarischen Kunstwerken schon dichterisch verwertet wurde. Viele Soldaten werden darauf verzichten, einige aber haben ein Bedürfnis nach einem solchen Erinnerungszeichen. Diesem soll man nicht entgegentreten. Für Zartnervigkeit ist in diesen Tagen kein Raum vorhanden. Wenn auch wirtschaftliche Gesichtspunkte niemals als Verteidigung von Geschmacklosigkeiten angeführt werden sollten, so ist in diesem Falle auch die ökonomische Frage zu prüfen. Daß auch diese bejaht werden muß, zumal bei der Lage unserer Industrie, ist selbstverständlich.

Aus allem ergibt sich demnach, daß nur das „Wie" der Geschoßfassungen entscheidet. Wenn das Geschoß oder der Splitter als Nebensache oder vielmehr als zugehöriger Teil des Schmuckstückes erscheint, also eine geschlossene Schmuckwirkung vorliegt, so besteht dagegen keine Einwendung. Naturalistische Motive sind auszuschließen. Dies ist der Standpunkt, auf den sich auch das Preisgericht gestellt hat. Nicht wenige Arbeiten des Wettbewerbs erhärten die Möglichkeit solcher Lösungen.

Eine ähnliche Streitfrage hat sich wegen des „Eisernen Kreuzes" entsponnen. Es ist nun keineswegs zu leugnen, daß damit Unfug getrieben wird. Wenn das Eiserne Kreuz in einer fast abgufzähnlichen Nachbildung von Damen und Dämchen oder von Männern, die darauf keinen Anspruch haben, getragen wird, so ist gegen dieses Vorgehen zu protestieren, auch wenn damit die Hersteller geschädigt werden. Der kulturelle Gedanke muß uns höher stehen als der Nutzen Einzelner. Gipfel der Geschmacksroheit erklimmt das „Eiserne Kreuz" mit Musik für brave Kinder, oder das „Eiserne Kreuz" im Wurstgefäß. Das Preisgericht vertrat hier den Standpunkt: Das „Eiserne Kreuz" als Zier ist berechtigt, wenn es ornamental, also in das Ornament verwoben, verwertet wird. In diesem Falle ist jeder Mifbrauch von vornherein ausgeschlossen. Auf das Motiv

Den

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