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halten bleiben wird, auch wenn der Verkehr zeitweise unterbrochen worden ist. Die technischen und psychologischen Erfahrungen der Bijouteriefabrikation erhielten im Verlauf der Jahre eine solche Breite, daß dies England oder Frankreich, selbst bei den größten Anstrengungen, deren beide infolge des Krieges nicht fähig sind, in kurzem Zeitraum unmöglich wettzumachen vermögen.

Auf der positiven Seite sind auch die wirklichen Neutralen, besonders Spanien und Skandinavien, zu buchen. Außerst günstige Aussichten eröffnen sich bei unseren tapferen Waffengefährten, den Türken. Es bedarf wohl keiner prophetischen Gabe, wenn wir an sehr rege Austauschbeziehungen denken. Große materielle Werte lassen sich dort heben. Die Türkei kann uns durch Zufuhr von Lebensmitteln, zumal Getreide, gänz

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lich unabhängig machen, wir werden ihr dafür industrielle UNS geht folgendes Schreiben von der Goldschmiede

Produkte, auch Schmuck, liefern. Hier liegt das Zentrum für die Beschickung von Gebieten, die bisher nur über England erreichbar waren. Religiöse Beziehungen dürften eine große Rolle spielen. Nicht weniger die Emanzipation der türkischen Frauenwelt, von ihren der Welt abgewendeten Gepflogenheiten, in erster Linie von der vermummenden Tracht. Auch unser Bundesgenosse Österreich-Ungarn dürfte ein kaufkräftiger Abnehmer von Edelmetallerzeugnissen werden. Wenn auch, wie oben angedeutet, eine zu enge, gegen den Weltmarkt abschließende Wirtschaftsgemeinschaft von übel wäre, so werden nähere Wechselbeziehungen auf den deutsch-österreichischem Markt von gutem Einfluß sein. Ein guter Teil von dem, was in Deutsch" hergestellt sein wird, wird neben Exporterzeugnissen auch der österreichische Kunde aufnehmen. Damit dürfte der Ausfall gedeckt sein, den die erstarkende Wiener Konkurrenz hervorruft. Auch der „Internationale Genre", von dem man da und dort ein paar Stücke verkauft, wird aus gleichen Gründen wie früher in den verschiedenen Ländern abgesetzt werden können.

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Nun zu Deutschland, in dem bekanntlich zirka 25% des Exporthandels, wenn wir Doublé abrechnen vielleicht nur 18%, umgesetzt wurden. Die wirtschaftliche Lage ist eine ungemein günstige. Man darf sich durch einige Härten, die in der in solchen Zeiten notwendigen Kapitalverschiebung begründet liegen, nicht täuschen lassen. Wir müssen uns vielmehr vor Augen halten, daß die Kriegsanleihen und die riesigen Aufwendungen für Heer und Flotte dem Lande erhalten bleiben. In dieser glücklichen Lage befindet sich keiner unserer Gegner, nicht einmal England. Sonst betrug dort der übliche Zinsfuß für Staatsanleihen nur 2. bis 2; heute beträgt er 4%. Dies besagt genug, besonders wenn man hinzufügt, daß ein großer Teil des englichen Goldbestandes nach Amerika wandert. Die günstige wirtschaftliche Basis des deutschen Reiches wird durch Erfahrungen, die in den harten Kriegsjahren gemacht wurden, noch verstärkt. Die landwirtschaftliche Produktion wird rationeller betrieben werden, der Getreide- und Gemüseanbau wird vergrößert werden, die ausgedehnten Ödländer werden in fruchtbares Ackerland umgewandelt werden. Die natürlichen Kraftquellen sollen nutzbar gemacht werden. So denkt man

Zwangsinnung Dresden zu. Wir nehmen in nächster Nummer zu diesem Urteil Stellung.

„Die ergebenst unterzeichnete Goldschmiede-Zwangsinnung in Dresden gestattet sich, die Redaktion der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" zu Leipzig im Interesse des gesamten Handels und Gewerbes auf ein Urteil aufmerksam zu machen, das in einem vor dem Kgl. Amtsgericht und Landgericht Dresden schwebenden Rechtsstreite gegen ein Innungsmitglied gefällt wurde (Aktenzeichen: 8 Cg 94/14).

Das Innungsmitglied Herr Goldschmiedemeister Karl Hager in Dresden, Scheffelstraße 15, erhielt im Dezember 1914 von einem Fräulein Marie Weber in Dresden, Mosenstraße 30, eine alte Kette nebst Kapsel, um die Kette in der Kapsel einzukitten. Als Fräulein Weber die Kette einige Tage nachher wieder ausgehändigt erhielt, erklärte sie, daß zwar die Kapsel die alte, bestritt aber, daß die ihr zurückgegebene Kette die gleiche wie die von ihr s. Zt. hingegebene sei und klagte schließlich. ☐ In dem Rechtsstreite wurde durch die eidliche Aussage des seit 15 Jahren bei Hager angestellten alleinigen Gehilfen Pape, einem unbescholtenen Manne, festgestellt, daß dieser die nur aus einem einzigen Stück bestehende Kette in dem Arbeitsraume neben dem Laden eingekittet habe, ohne etwas an der Kette zu ändern, ferner, daß zu der in Frage kommenden Zeit keine andere Kette als die der Klägerin zur Reparatur im Geschäft war, was durch das dem Gericht übergebene über die Reparaturen geführte Buch bestätigt wurde, und schließlich, daß Herr Hager derartige Ketten wie die der Klägerin nicht auf Lager habe. Die Kette des Fräulein Weber zeigt nämlich ein Muster, das jetzt nicht mehr angefertigt wird und nur noch selten im Gebrauch vorkommt; sie ist eine altertümliche Kette, sog. alte deutsche Panzer. Eine solche hat Fräulein Weber auch wieder erhalten.

Trotz aller dieser Feststellungen vertraute das Gericht dem Fräulein Weber einen richterlichen Eid an, daß die ihr übergebene Kette nicht die gleiche sei wie die von ihr übergebene, da einige Freundinnen des Fräulein Weber als Zeuginnen bekundet hatten, die zur Reparatur gegebene Kette sei länger und stärker gewesen als die ihr zurückgegebene. Fräulein Weber leistet den Eid und Herr Hager wurde verurteilt, die ihm von Fräulein

Weber übergebene Kette herauszugeben oder 60 Mk. zu zahlen und die Kosten des Rechtsstreits zu tragen. Demgegenüber mag gleich hier bemerkt werden, daß Herr Hager für die Reparatur der Kette 30 Pf. erhalten hatte.

Die unterzeichnete Goldschmiedeinnung gestattet sich darauf hinzuweisen, welche schweren Schädigungen ihre Mitglieder zu erwarten haben, wenn die Gerichte in Fällen dieser Art eine derartige Rechtsprechung weiter aben. Ein Berufsstand, dessen Bestehen sich auf das Vertrauen des Publikums zu ihm gründet, kann es nicht ohne Widerspruch hinnehmen, daß zum Schaden eines seiner Mitglieder gegenüber den bestimmten und einwandfreien Bekundungen eines lang bewährten Gehilfen den Aussagen von Laien die größere Bedeutung zu

Weise erschüttert, und mit der Ausführung der kleinsten Reparatur muß das Risiko eines für den Goldschmied ungünstig ausgehenden Rechtsstreits übernommen werden. Daher verfolgt die Eingabe der unterzeichneten Goldschmiedeinnung den Zweck, es möchte mit allen Mitteln dahin gewirkt werden, daß die Gerichte darauf aufmerksam gemacht werden, bei ihrer Urteilsfindung die praktischen Gesichtspunkte mehr zu beachten als es in dem vorgetragenen Falle geschehen ist.

In vorzüglichster Hochachtung

Paul Eckert, Innungs-Obermeister.

Dresden, den 10. Juli 1915.

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Antiqua oder Fraktur.

gesprochen wird. Dies umso weniger, als die Aussagen Zu dem unter dieser Überschrift in Nr. 25/26 der

der Zeuginnen Angaben über Länge und Stärke enthalten, die ein Fachmann derartig bestimmt zu machen sich schwerlich getrauen würde; ist doch bekanntlich bei Gegenständen, die stündlich in verschiedener Art und Form vor die Augen treten, das Erinnerungsbild regelmäßig nicht zuverlässig, an dem infolgedessen auch der Eigentümer nur beim Vorhandensein ganz bestimmter besonderer Merkmale sein Eigentum wieder zu erkennen vermag. Solche besonderen Merkmale hat Fräulein Weber aber nicht anzugeben vermocht. Über das alles hat sich das Gericht hinwegsetzen zu können geglaubt. Nicht unerwähnt mag überdies bleiben, daß das Urteil des Fräulein Weber offenbar durch großes Mißtrauen getrübt wird, denn nach ihren eigenen Angaben gegenüber dem unterzeichneten Obermeister der Goldschmiedeinnung hat sie Herrn Hager die Reparatur nur übertragen, um ihn bei dieser Gelegenheit eine von einem anderen Goldschmied ausgeführte Arbeit zur Begutachtung vorzulegen, wohl weil sie wußte, daß Herr Hager als Sachverständiger und Taxator bei den hiesigen Gerichten in Pflicht steht. Gerade letzterer Umstand läßt die Verurteilung des Herrn Hager diesen umso schwerer empfinden, da er das von den Behörden ihm bisher geschenkte Vertrauen mit Recht dadurch gefährdet sieht. Denn ein Versehen in seinem Geschäft ist nach den eidlichen Aussagen seines Gehilfen ausgeschlossen; folglich kann von dem Gericht nur ein Vergehen gegen fremdes Eigentum bei Fassung seines Urteils vermutet worden sein. Abgesehen von dem Rufe, in dem Herr Hager steht, ist für eine solche Vermutung aber solange kein Raum, als kein einziger anderer Fall vorliegt, der diese Vermutung stützen könnte. Überdies würde der von Herrn Hager erlangte Vorteil nur wenige Mark betragen haben. Darüber hinaus ist das Urteil aber von größter Tragweite für den gesamten Berufsstand, denn wenn eidliche Aussagen als zuverlässig erkannter Angestellter vor Gericht keine Bedeutung mehr haben, gibt es überhaupt keine Mittel für die Mitglieder unserer Innung, um gegenüber ungerechtfertigten Klagen Recht zu erhalten. Und wird die Stellung des Gerichts bei Rechtsstreitigkeiten der in Frage kommenden Art bekannt, was Fräulein Weber jedenfalls zu verhindern nicht bestrebt sein wird, so wird das Vertrauen des Publikums zu unserem Berufsstande in der schwersten

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Deutschen Goldschmiede-Zeitung“ erschienenen Artikel, sendet uns Herr Kommerzienrat Friedrich Soennecken aus Bonn unter anderem eine Eingabe an das Auswärtige Amt in Berlin, in welcher er Vorschläge für die Errichtung eines Reichswerbeamtes macht. Wir entnehmen ihr folgende Ausführungen, die mit den Gründen, welche uns veranlassen die Beibehaltung der Antiqua zu vertreten, in Zusammenhang stehen.

„Über das geistige Leben eines Volkes unterrichten an erster Stelle seine Druckwerke auf dem Gebiete von Literatur, Wissenschaft und Kunst. Warum sollten nicht diese Kulturzeugnisse, die Tageszeitungen nicht ausgeschlossen, in den Hotels, besseren Kaffeehäusern, Gesellschaftsräumen usw. des gesamten Auslandes aufliegen? Außer in der betreffenden Landessprache müssen unsere hervorragendsten illustrierten und anderen Zeitungen und Zeitschriften auch in deutscher Ausgabe vertreten sein. Da die Verleger dieses Opfer nicht bringen können, so muß der Staat sie übernehmen, damit die Repräsentanten deutscher Kultur an keiner Stelle, wo Gebildete der Welt verkehren, fehlen. Als selbstverständlich muß es bezeichnet werden, daß alle diese Repräsentanten in einer würdigen Form erscheinen, das heißt in einem Gewande, das gegen die besten Leistungen der anderen Länder nicht zurücksteht. Deshalb müssen alle für diese Zwecke verbreiteten Zeitschriften in derjenigen Schrift gedruckt werden, die den fremden Völkern geläufig und vertraut ist, damit sie allen unseren Veröffentlichungen nicht wie einer fremden unverstandenen Sache gegenüberstehen. So unwichtig diese winzig kleinen Buchstaben als Formalsache manchem auch erscheinen mögen, sind sie doch von allergrößter Wichtigkeit, und nur Laien und diejenigen, die grundsätzlich am alten kleben, können noch an dieser Tatsache zweifeln. Wie man im einzelnen schon den inneren Wert einer Sache daran erkennt, wie sie äußerlich erscheint, so muß auch das, was völkisch kulturell in die Erscheinung treten soll, den Eindruck eben dieser hervorragenden Kultur machen. Das trifft bezüglich der Schrift bei der Benutzung derjenigen Schriftart zu, die in der ganzen gebildeten Welt als die zweckmäßigste und deutlichste gilt: Bei der einfachen klassischen Antiquaschrift. Wir dürfen keine Schrift verwenden, die dem reinen künstlerischen Blick als Rückstand erscheint, also nicht die Frakturschrift mit ihren durch nichts als durch Gewohnheit und das ewige Gleichmaß überlieferter behördlicher Vorschriften gestützten wirren Formen. Die Schrift darf dem Auslande nicht ein fremdes, ihm ungewohntes und abstoßendes Gebilde sein, wenn wir von ihr Anspruch auf Beachtung erwarten wollen.

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Diese unbedingte notwendige Forderung an die äußere Gestaltung aller Veröffentlichungen hat man bei den bis jetzt vorliegenden Drucksachen und Zeitschriften, die schon ähnliche Ziele verfolgen, entweder aus Unwissenheit, Voreingenommenheit oder Gleichgültigkeit gänzlich unbeachtet gelassen. So liegt

mir eine Zeitschrift in einem derartig minderwertigen typographischen Gewande vor, in dem sie, die fürs Ausland bestimmt sein soll, von einem gebildeten Ausländer nie und nimmer gelesen werden wird. Wieder eine andere Zeitschrift hat einen Titel gewählt, dessen verworrene, bäuerisch grobe Schrift bei den Ausländern mit Recht das Gefühl für barbarisches Empfinden des Volkes, daß solche Schriftleistungen duldet, aufkommen läßt. Ein solcher Mißgriff ist um so mehr zu bedauern, als diese Zeitschrift inhaltlich und nach dem hohen Ziel, daß sie sich gesetzt hat, einer besseren Titelschrift würdig wäre, da sie sich zur Aufgabe stellt, Deutschlands moralische, wissenschaftliche, gewerbliche und technische Kultur in der Welt zu demjenigen Ansehen und Einfluß zu bringen, die unserem Volke gebührt“. „Das kann ich ja nicht lesen,“ sagte ein gebildeter Ausländer zu einem Kaufmanne, der ihm einen deutschen Kriegsbericht in einer unserer bedeutendsten Zeitungen zum Lesen reichte. Konnte dieser Kriegsbericht mit seinem wichtigen Inhalte allein wegen seines typograpischen Gewandes den Ausländer nicht fesseln, wo doch die Aufmerksamkeit aller damals lediglich nur auf die kriegerischen Ereignisse gerichtet war, so kann man ein ungefähres Bild davon gewinnen, wie unsere Veröffentlichungen im Auslande wirken, wenn nicht auf ihre äußere Ausstattung aus praktischen Gründen die größte Aufmerksamkeit verwandt wird. Darum sollte in Zukunft bei allen dem Reichsinteresse dienenden Veröffentlichungen mit peinlichster Sorgfalt auf die Anwendung der Weltschrift wie auf die allerbeste Ausführung geachtet werden, sowohl was das Papier als auch den Druck und die sonstige äußere Ausstattung betrifft, von der die vielgenannte neuzeitliche kubistische Kunstpflege selbstverständlich ausgeschlossen sein müßte. □ Wer unsere deutschen Schriftverhältnisse genau kennt, und wer die Bedeutung einer Weltschrift für ein Weltpolitik treibendes Staatswesen richtig einschätzt, dem leuchtet ohne weiteres ein, daß unsere sogenannte deutsche Schrift mit dem Deutschtum, auf das wir stolz sind, nichts zu tun hat, und für diese Zwecke nicht verwandt werden darf. Rühmen wollen wir uns nur solcher Eigenheiten, die einen Vorzug gegenüber dem Auslande aufweisen, oder die in sich selbst die Klarheit und Wahrheit tragen, welche die Deutschen sonst in allem verehren. Hätte Deutschland schon vor Jahren die in vorstehendem beschriebene Werbetätigkeit nach Inhalt und Form aufgenommen, so hätten die Waffen der Lage und Verleumdung, deren sich unsere Feinde in diesem Kriege in ohnmächtiger Wut über die Mißerfolge ihrer strategischen Leistungen bedienen, im Auslande wahrscheinlich nicht den für uns bedauernswerten Erfolg gezeitigt. Es erscheint darum geboten, daß das Reich durch eine ausgedehnte systematische und dauernde Bekanntgabe seiner vorzüglichen Verhältnisse auf allen Gebieten des politischen, wirtschaftlichen und allgemein kulturellen Lebens, die nötigen Kosten aufwenden muß, wie hoch sie auch sein mögen."

Gegen die Schwarzseherei
auf wirtschaftlichem Gebiet

wendet sich ein Artikel der „Deutschen Arbeitgeber-Zeitung“, in welchem dargelegt wird, daß sich auch die deutsche Ausfuhrindustrie keinen Befürchtungen hinzugeben brauche. Es sei nicht daran zu denken, daß Deutschland durch den Krieg auf dem Weltmarkt verdrängt oder zurückgedrängt würde, und man könne sicher darauf rechnen, daß nach dem Kriege ein neuer Aufschwung eintreten werde. Für diese Behauptung wird ein reiches Tatsachenmaterial beigebracht, dessen Zusammenfassung folgendes ergibt:

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2. daß die Einfuhrtätigkeit in den hauptsächlichsten überseeischen Absatzländern unter dem Einfluß des Krieges eine starke Einschränkung erfahren hat und ein größerer Bedarf auch heute noch nicht besteht, und daß es infolgedessen auch dem feindlichen Wettbewerb nur in einem ganz bescheidenen Maße möglich gewesen ist, deutsche Waren durch eigene zu ersetzen; 3. daß die feindlichen Länder mehr auf den deutschen Markt angewiesen sind als umgekehrt, und daß wir demzufolge auch keine Befürchtungen zu hegen brauchen, daß unsere Feinde sich etwa den deutschen Industrieerzeugnissen verschließen werden, ganz abgesehen davon, daß wir nach dem Stande der Kriegsoperationen auf eine vollständige Überwindung unserer Feinde hoffen dürfen und dann in der Lage sein werden, auch in bezug auf die Ausgestaltung des Handelsverkehrs unsere Bedingungen vorzuschreiben;

4. daß die finanzielle Lage in Deutschland nach dem Kriege besser sein wird als diejenige der feindlichen Staaten, und daß infolge neuer Kapitalbildung aus den Kriegsanleihen des Reiches heraus auch für die Bedürfnisse des Handels und der Industrie genügend flüssige Mittel vorhanden sein werden, selbst wenn Deutschland eine Kriegsentschädigung, auf die wir nach Lage der Dinge doch wohl rechnen dürfen, nicht erhält.

Aus alledem geht klar und deutlich hervor, daß in dem Verhältnis der deutschen Industrie zu ihren Mitbewerbern irgend eine grundlegende Veränderung zu unseren Ungunsten jedenfalls nicht eingetreten ist. Auf der anderen Seite aber hat gerade der Krieg viel dazu beigetragen, dem neutralen Auslande die Augen zu öffnen über die gewaltige Überlegenheit verschiedener Zweige der deutschen Industrie gegenüber ihren Mitbewerbern, so namentlich der deutschen Waffenindustrie und der chemischen Industrie, eine Überlegenheit, die selbst von unseren Feinden, wenn auch widerwillig, anerkannt werden mußte. Und er hat weiter bewiesen, daß die Welt ohne die deutschen Industrie-Erzeugnisse heute nicht mehr fertig werden kann. □

Mitteilungen der Beratungsstelle für kriegsverlette Goldschmiede. Ein Preisausschreiben zur Verbesserung der Ersatzglieder für Kriegsverstümmelte wird soeben von einem Ausschuß veröffentlicht, dem unter anderem Dr. v. Hegel, der Oberpräsident der Provinz Sachsen, und Landeshauptmann Dr. Freiherr v. Wilmowski angehören. Das Preisausschreiben, das sich an die Abteilung für Kriegskrüppelfürsorge der gegenwärtig in Magdeburg befindlichen „Ausstellung für Verwundetenund Krankenfürsorge im Kriege" anlehnt, bezweckt die Verbesserung der künstlichen Glieder, insbesondere die Vervollkommnung und weitere Ausbildung der Prothesentechnik. Für die drei brauchbarsten Verbesserungen, die dazu beitragen, die Erwerbstätigkeit des Prothesenträgers zu erhöhen, sind drei Preise in Höhe von 3000 Mk., 1500 Mk. und 500 Mk. festgesetzt. Die Einlieferung der Vorschläge und Zeichnungen oder Modelle hat bis zum 1. Oktober d. J. zu erfolgen. Näheres über die weiteren Teilnahmebedingungen und über die Zusammensetzung des Preisrichterkollegiums gibt ein ausführliches Schreiben, das von der Magdeburger Geschäftsleitung der Ausstellung für Verwundeten- und Krankenfürsorge im Kriege" (Bankier H. Zuckschwerdt) versandt wird.

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Die beschädigten Heeresangehörigen erhalten alle künstlichen Gliedmaßen von der Heeresverwaltung auf Reichskosten geliefert. Jeder Soldat, der im Dienst größere Gliedmaßen verloren hat, kann die Gewährung kunstlichen Ersatzes beanspruchen, und zwar ist Vorsorge getroffen, daß nur gute und brauchbare Apparate geliefert werden, die wirklich geeignet sind, dem Träger Nutzen zu gewähren. Für unsere Bestrebungen ist es von besonderem Wert, daß für Leute, die den Verlust eines oder beider oberen Gliedmaßen zu beklagen haben, in geeigneten Fällen auch sogenannte Arbeitsprothesen beschafft werden, die an Stelle der nachgemachten Hand besondere Vorrichtungen haben, wodurch der

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Träger befähigt wird, seinen künstlichen Arm auch berufsmäßig zu verwerten. Bei Verlust eines Beines ist neben dem künstlichen Bein eine Aushilfsprothese zu liefern. In der Regel wird als Aushilfe ein Stelzfuß gewählt, doch kann unter Berücksichtigung besonderer Verhältnisse an seiner Stelle auch ein zweites künstliches Bein, wenn auch einfacherer Art, bewilligt werden. Aus Reichsmitteln erfolgt übrigens nicht nur die erste Beschaffung der künstlichen Glieder. Die Kriegsverletzten haben dauernd Anspruch auf spätere Ersatzbeschaffungen, Ergänzungen, Ausbesserungen usw. auf Kosten des Reiches. Amsterdamer Diamant-Marktbericht. Von unserem Amsterdamer Spezialberichterstatter. Amsterdam, den 2. Juli 1915.

Wie ich Ihnen im letzten Marktberichte mitteilte, können nur solche Diamanten nach Amerika geschickt werden, zu welchen eine niederländische Herkunftsbescheinigung mitgegeben wird, die bezeugt, daß die Diamanten in Holland bearbeitet sind. ☐ England hat diese Bedingung gestellt, weil es in erster Linie verhindern will, daß deutsche Diamanten geschliffen werden, und zweitens um die Diamanten-Industrie in Belgien unmöglich zu machen. Die Folgen sind dann auch sofort merkbar geworden, indem jetzt beinahe alle Fabriken in Antwerpen geschlossen sind und die Arbeitslosen sich um drei Tausend erhöhten, so daß man sagen kann, daß dort so gut wie nicht gearbeitet wird.

Selbstredend ist es von mir nicht zu erwarten, daß ich dazu Stellung nehme, nur kann ich im allgemeinen sagen, daß diese

Die Entwürfe

aus dem von uns veranstalteten

Wettbewerbe zur Erlangung künstlerischen Trauerfchmuckes

find bis einschließlich montag, den 19. Juli im Graffi-museum (Kunstgewerbe-Museum) zu Leipzig ausgestellt

Interessierte Fachgenossen aus Leipzig u. Umgebung werden besonders darauf aufmerksam gemacht und zum Besuche eingeladen.

Maßregel für die Amsterdamer Industrie nur gute Folgen DIR

haben kann.

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Armbänder für Rechnung einer Firma in Straßburg bestellt, einer Firma, mit der Just mehrere Jahre geschäftlich in Verbindung gestanden hatte. Just äußerte Bedenken, Grünberg bestand aber auf Ausführung der Bestellung, indem er der Pariser Firma am 12. Mai 1915 schrieb: Wir wohnen in einem neutralen Lande und uns können Sie liefern, was wir verlangen. Just führte den Auftrag am 19. Mai aus. Von einer Arbeiterin angezeigt, wurde er verhaftet, als er das Paket selbst in das Büro der Paris-Lyon-Mittelmeer-Bahn trug. Da das französische Gesetz vom 14. April 1915 die Franzosen, die mit einem Deutschen, Österreicher oder Ungarn ein Handelsgeschäft abschließen, mit Gefängnis von 1/2 bis zu 5 Jahren bzw. einer Geldbuze von 500 bis 2000 Fr. bedroht, wurde Just vom Kriegsgericht in Paris zu zwei Jahren Gefängnis und einer Geldbuße verurteilt, trotzdem der Kommissar der Regierung sich sehr gemäßigt geäußert hatte. Vom Verteidiger war geltend gemacht worden, daß der Verkauf nicht an einen Deutschen, sondern nach dem Elsaß erfolgt sei, das morgen schon französisch sein könne. Auch handele es sich nur um 85 Fr. - Ein Kommentar zu diesem Vorgange erübrigt sich wohl.

Zu den Abbildungen.

IE bedeutenden kunsthandwerklichen Goldschmiede in Deutschland sind rasch zu zählen, zumal diejenigen, welche eigene Wege gehen. Zu diesen gehört F. Hauser in München. Schmuck ist nichts anderes als ornamentales Erleben in den edelsten Metallen. Diese fordern geradezu eine liebevolle künstlerisch reife Hingabe an einen gewissen Formenreichtum. Nur zu ärmlich ist dieser zumeist bedacht. Entweder finden sich die sattsam geübten Schnörkeleien, deren Geistlosigkeit beinahe anödet, oder ungezügelte Naturalismen, wenn wir jene Erscheinungen außer acht lassen, die mehr oder weniger geschickt historische Elemente variieren und für Neuentstehungen ausgeben. Auch jene, welche ihre Arbeiten nur auf Zweckformen aufbauen, werden nicht recht behalten. Eine alleinige Zweckform ist noch keine Schmuckform, der Schmuck selbst aber ein starker Gegensatz zum nüchternen Zweck.

Um sich bei solchen Seitensprüngen nicht zu lange aufzuhalten bedarf es einer stark vorwärts strebenden Künstlerpersönlichkeit, wie wir sie in F. Hauser sehen. Man empfindet es beim Betrachten seiner Schöpfungen deutlich, wie sich der Künstler zum Material hingezogen fühlt. Besonders Gold und Email haben es ihm angetan. Damit zeichnet, malt und modelliert er und weiß seltene Wirkungen hervorzulocken. Diese sind nur dem erreichbar, der mit allen Schwierigkeiten der Technik völlig vertraut ist. Er meistert sie ein echter Goldschmied. Und so entsteht in reicher Montierung Treibarbeit, Ziselierung, vereint mit feinfarbig gestimmtem Email, das was man unter einem Schmuckstück sich vorstellt. Nicht nur ein Stück aufgetieftes Goldblech, sondern eine reichgegliederte, technisch glänzende Schöpfung. Mögen nicht alle mit der Art seiner Auffassung einverstanden sein, der Künstler eläßt dem Gold, was des Goldes ist: das Anrecht auf reiche Formen und eine ausdrucksvolle Schmuck wirkung. F. Hauser, ein geborener Wiener, hat sich zu diesem

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