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Die Vorbereitungen

zur Herbst-Jugosi-Edelmesse, die vom 4. bis 12. September 1920 im Stuttgarter Handelshof und dem von der Messeleitung neu hinzugemieteten, für Ausstellungs- und Meßzwecke ebenfalls ganz vorzüglich geeigneten Kunstgebäude am Schloßplats stattfindet, sind in vollem Gange, wie uns von maßgebender Stelle geschrieben wird.

Bereits Ende März waren die Haupträumlichkeiten des Handelshofs von den bisherigen Ausstellern wieder belegt und Neuanmeldungen in großer Zahl eingegangen. Zu den bedeutenden Häusern, die bisher schon auf den Stuttgarter Edelmessen ausgestellt hatten, traten in der Zwischenzeit neue tonangebende Firmen, so daß im Herbst in beiden Meßhäusern über 200 Aussteller die verschiedensten Artikel zur Auslage bringen werden und jetzt schon alle Räume voll belegt sind. Von allen wichtigen Plätzen der deutschen Edelmetallindustrie werden die besten Namen auf der Herbst-Jugosi vertreten sein und den Besuchern eine Fülle von Neuheiten vorlegen, wie sie schöner und reichhaltiger wohl kaum gedacht werden kann. Manche neue Bequemlichkeit und Verbesserung, deren Schaffung die Messeleitung sich im Laufe des Sommers angelegen sein lief, wird den Ausstellern die Abwicklung des Messegeschäfts noch mehr erleichtern und weitere Gelegenheit bieten, ihre Käufer in Ruhe zu bedienen und sie mit den Neuigkeiten des Marktes auf dem Laufenden zu halten.

Im Handelshof wird neben den übrigen Räumlichkeiten auch der durch seine Ausmaße und vornehm ruhige Einrichtung besonders wirkende Festsaal und der helle, geräumige Balkonsaal die Besucher entzücken. In dem vom Handelshof knapp 200 m entfernten Kunstgebäude tritt ein neues Prunkstück dazu der mit einem weiten Kranze von Ausstellungskojen ausgestattete Kuppelsaal. Über den mit hellgelbem Stoff bespannten Wänden tragen schlanke Marmorpfeiler die mit reichen Flachreliefs geschmückte Decke, deren Abschluß die breite und reiche Lichtzufuhr spendende Glaskuppel bildet. Vier weitere Ausstellungssäle reihen sich zu beiden Seiten dem Kuppelsaal harmonisch an.

So bietet die kommende Stuttgarter Herbstmesse den Besuchern neben einer reichen Kaufmöglichkeit und umfassender Orientierung auch alle sonstigen, für eine ersprießliche Geschäftsabwicklung nötigen Bequemlichkeiten, und mit vollem Recht darf sie der idealste Treffpunkt für die in- und ausländischen Einkäufer der Edelmetallindustrie genannt werden.

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46. Vorsorge zur ausgiebigsten Ausnutzung der Wärme- und Loteinrichtungen aus Ersparnisgründen. Bei den teuren Heiz-, Brenn- und Beleuchtungsstoffen ist weitgehendste Sparsamkeit dringend geboten, um die hohen Preise derselben zu drücken, oder mit den noch bestehenden Rationierungsmengen auszukommen. Schmelz-, Glüh- und Großlöteeinrichtungen sind, soweit irgend möglich, zusammenzulegen, wozu wir demnächst im technischen Teil praktische Vorschläge machen werden. Abkochvorrichtungen, Sand- und Săgemehlerwärmungen sind mit obigen Einrichtungen zu verbinden. Warmwasser und filtriertes Vergoldungswasser ist durch wegströmende Hige zu bereiten. Die Lötlampen sind auf den geringsten Gasverbrauch einzustellen und die einzelnen Lampen zu gemeinsamer Benutzung am Werkbrett einzurichten. Alle Wärmequellen können evtl. gleichzeitig zur Raumheizung Verwendung finden. Auf solche Weise kann für den Winter viel getan werden,

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Juwelierkitt für Steine. Ungefähr 50 Gramm Hausenblase werden in wenig Wasser mit entsprechendem Zusatz von starkem Weingeist zur Lösung gebracht; nebenher mischt man etwa 25 Gramm fein pulverisierten Mastix mit Weingeist und Benzin zusammen, wobei die Mischung möglichst gering gehalten wird. Beide Lösungen werden zusammengeschüttet und bilden so einen vorzüglichen Steinkitt, der zwar langsam trocknet, aber große Bindekraft besitzt.

Ersatzmittel für Horn, Elfenbein, Schildpatt usw. Auf vielfache Anfragen aus letzter Zeit teilen wir nachstehend ein gutes Rezept mit, um Ersatzprodukte für die obengenannten, jetzt schwer käuflichen Naturprodukte zu erhalten. Die Grundmasse ist Kasein, das sogenannte trockene Handelskasein, welches man mit 60 prozentiger Schwefelsäure zu einer zähen schleimigen Masse zusammenknetet, neutral wäscht, dann mit Glyzerin, Alkohol und Füllmitteln verschiedener Art, wie Kreide, Stärke, Kaolin, evtl. auch Farbstoffen, vermengt und mit Formaldehyd hart macht. Statt Schwefelsäure kann man auch gleiche Teile von Wasser und Chlorzink verwenden, oder aber auch Wasser mit Kalium-, Aluminium- oder Zinnchlorid, die Farbstoffe sind je nach Bestimmung beizufügen.

Chronik

Verbandstag in Weimar. Dem in Nr. 13 vom 26. Juni veröffentlichten Gesamtprogramm tragen wir nachstehende Mitteilung des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede nach: Der diesjährige Verbandstag in Weimar dürfte auf die Mitglieder des Verbandes eine besondere Anziehungskraft ausüben. Weimar ist als klassische Stätte bekannt, wie auch wegen seiner Sehenswürdigkeiten und herrlichen Umgebung schon ein besonderer Anziehungspunkt für Fremde. Das Programm des diesjährigen Verbandstages unterscheidet sich im wesentlichen von dem anderer Verbandstage, da hier grundlegende Umgestaltungen innerhalb des Verbandes besprochen werden sollen. Es steht zur Besprechung die neugegründete Einzelhandelsgruppe, sowie die Einkaufsgenossenschaft im Edelmetallgewerbe, ferner die Gründung des Arbeitgeberverbandes im Edelmetall-Handel und Gewerbe Deutschlands. Da diese Besprechungen bereits am 5. August, vormittags 8, Uhr, beginnen, werden unsere Mitglieder gebeten, die Reise rechtzeitig anzutreten, damit sie an diesen Verhandlungen teilnehmen können. Was Weimar an Gastfreundschaft aufbieten kann, wird es unseren Mitgliedern darbringen.

Zur Umsatz- und Luxu、steuer wird, offenbar von der Steuerbehörde inspiriert, folgende Zeitungsnachricht verbreitet: Die erste Veranlagung, welche am 1. Juli begonnen hat, ist von besonders großer Wichtigkeit für die Durchführung des Gesetzes überhaupt. Ein Fehlschlag der ersten Veranlagung würde von schwerwiegendsten Folgen für die Finanzlage des Reiches sein, da die Umsatzsteuer und die in ihr enthaltene Luxussteuer zu den wichtigsten Einnahmequellen des Reichs und der mitbeteiligten Länder und Gemeinden gehört. Man erwartet daher, daß die Beamten mit besonderem Nachdruck ihren Aufgaben nachkommen. Bei der ersten Veranlagung kommt es besonders darauf an, daß die Gewerbetreibenden und sonstigen Steuerpflichtigen bei den Umsatzsteuerämtern zweckdienliche Beratung finden. Mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten, die für die Steuerpflichtigen bei der Abgabe der Steuererklärung bestehen, hat das Reichsfinanzministerium sich bereit erklärt, die Frist für die Abgabe der Steuererklärungen endgültig allgemein bis zum 15. August 1920 zu verlängern. Erst wenn dieser Zeitpunkt überschritten ist, wird mit der Erhebung von Zuschlägen und mit der Festsetzung von Ordnungsstrafen vorzugehen sein.

Einen Wettbewerb um Entwürfe zu Goldschmuck veranstaltet, wie wir bereits kurz mitgeteilt haben, der Kunstgewerbeverein Pforzheim. Die Entwürfe sind nicht zur praktischen Ausnutzung bestimmt. Historische Formen sind zu vermeiden. Verlangt werden Entwürfe zu einer Garnitur,

bestehend aus einem Oberarmschmuck, einem Brustschmuck und einem Haarschmuck (Diadem ausgeschlossen). Die Verwendung von Steinen, Email oder anderen edlen Schmuckmitteln ist freigestellt. Blattgröße 30×45 cm, weißes Papier oder Karton, flach verpackt. Zur Teilnahme sind alle deutsch sprechenden Künstler und Goldschmiede eingeladen. Preisrichter: Ludwig Ballin, Juwelenfabrikant; Professor Jochem, Direktor der Kunstgewerbeschule; Emil Lettré, Goldschmied; Prof. Pankok, Direktor der Kunstgewerbeschule in Stuttgart; W. Silbereisen, Fabrikant; Alfons Ungerer, Goldschmied und Lehrer an der Kunstgewerbeschule; Frau Hugo Kuppenheim, Pforzheim. Erster Preis 1000 Mk., zweiter Preis 600 Mk., dritter Preis 400 Mk. Die Entwürfe sind mit Kennwort zu versehen, und ein mit dem gleichen Kennwort versehener verschlossener Briefumschlag, Name und Adresse des Einsenders enthaltend, ist beizufügen. Einlieferungstermin: 1. Nov. 1920. Entscheidung des Preisrichterkollegiums zwei Wochen später. Die ständige Pforzheimer Bijouterie - Muster - Ausstellung_beabsichtigt eine besondere Abteilung für die Gmünder Edelmetall- Industrie einzurichten und mit dieser ihre Musterschau von Erzeugnissen der deutschen Gold- und Silberwaren-Industrie zu vervollständigen. Von Pforzheim aus wird gegenwärtig eine großzügige Weltpropaganda unternommen, von der zu erwarten ist, daß sie die Schritte der alten Geschäftsfreunde unserer Industrie nach Deutschland lerken wird. Die bei der Verwaltung einlaufenden, die Branche betreffenden Anfragen vom In- und Ausland mehren sich von Tag zu Tag derart, daß sich die Muster-Ausstellung immer mehr zur Zentralstelle der deutschen Schmuckindustrie auswächst. Die Ausstellungsleitung arbeitet für die bei der Muster-Ausstellung beteiligten auswärtigen Fabriken mit den in Pforzheim angestellten Exportvertretern Hand in Hand.

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Verein deutscher Schmucksteinfreunde e. V., Krefeld. An Stelle des verstorbenen Geh. Kommerzienrats Moritz de Greiff wurde Herr Samtfabrikant Edmund Deswatines zum ersten Vorsitzenden gewählt, als stellvertretender zweiter Vorsitzender Herr Dr. Buscher.

Verband, Innungen, Vereine

An dieser Stelle bringen wir, des Raummangels wegen auszugsweise, das Wichtigste der Tätigkeit und Beschlüsse der Organisationen des Edelmetallgewerbes.

Der Verein der Juweliere, Gold- und Silberschmiede Bayerns hält am 1. und 2. August seine Hauptversammlung in Coburg ab mit folgender Tagesordnung: Jahres- und Kassenberichte, Neuwahlen, Regelung der Beiträge, Beitritt zur Einzelhandelsgruppe und zur Einkaufsgenossenschaft des Deutschen Verbandes, Anträge und Zeitfragen. Ferner Besichtigung der reichen Kunstschätze Coburgs und Reise durch den Thüringer Wald nach Weimar. Zu zahlreichem Besuch ladet ein 0 Der Vorstand und Ausschuß. Wohnungs-Anmeldungen an Hofjuwelier Ganssen in Coburg.

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5170. Wer stellt sogenannten Decklack her, welcher bei der Innenvergoldung durchbrochener Gegenstände (Salatschüsseln, Fruchtkörbe usw.) gebraucht wird? Die äußeren Flächen dieser Gegenstände, welche nicht vergoldet werden sollen, werden mit diesem Lack überzogen, der sich im Goldbad nicht lösen und das Bad nicht verunreinigen darf. Jedoch muß er nach der Vergeldung durch Waschen mit Benzin oder dergl. sich leicht entfernen lassen. J. P. K. in K.

Antworten unserer Mitarbeiter.

5160. Wenn Sie eine Mischung von gleichen Teilen Schmirgel, Korkspänen und Leim mit einem Zehntel der einzelnen Teile bzw. der Gesamtmenge Syrup herstellen, so gewinnen Sie dadurch eine nach D. R. P. 39799 geschützte Masse. Für Edelmetalle ist diese aber wegen ihrer Rauheit nicht geeignet.

5162. Silberschwamm und Goldschwamm sind zwei Legierungen, welche man früher zum Plombieren von Zähnen verwendete. Silberschwamm entsteht, wenn man weinsaures Silber auf einem Platin- oder Kupferblech unter Benutzung eines Bunsenbrenners zur völligen Verkoblung bringt. 5163. Metallegierungen, die insbesondere den Schwefelsäure- und Cyanidlösungen widerstehen, werden aus Wismut, Kupfer und Silizium oder Magnesium zusammengeschmolzen, dem etwas geschmolzenes Aluminium zugesetzt wird. Eine weitere säurebeständige Mischung besteht aus Nickel, Chrom, Kupfer, Wolfram, Aluminium, Mangan, Silizium, Titan und Bor. Die Zusammensetzung ist nach obiger Reihenfolge 661⁄2, 18, 812, 3, 2, 1; Silizium, Titan und Bor sind nur je 0,2 Teile zu nehmen. 5163. Gegen Säuren (Salzsäure, Salpetersäure usw.) ist jedes Glas- und Porzellangefäß widerstandsfähig. Nur Flußsäure greift Glas und Porzellan an. Sie wird in Hartgummiflaschen aufbewahrt. 0

5164. Zum Fassen von Granatsteinen verwendet man zweierlei Unterlagen, wenn die Steine nicht als sogenannte Körpersteine hinten frei (à jour) gefaßt werden. Zur Erhöhung des Effektes wird vor allem Folie unterlegt, die in entsprechend große und geformte Stückchen geschnitten werden muß. Es gibt im Handel eine schöne Granstfolie, oft wird aber auch gewöhnliche Silberfolie unterlegt. Unter dieser Effektfolie liegen in der Regel kleine Pappenstückchen, die einerseits eine Ausregulierung der Steine in der Höhe ermöglichen, andererseits aber den bloß durch eingelötete Pföstchen bedingten starren Halt etwas elastizieren. Werden bei Körpersteinchen vorher die Pappenstückchen etwas angefeuchtet, so bilden sich beim Einlegen der Steine gute, der Steinform angepaßte Unterlagen, in aie dann Folie trichterförmig eingelegt werden kann.

Antworten aus dem Leserkreise.

5156. (2. Antwort.) Man gibt echten halben Perlen eine schöne weiße Farbe, indem man in die mit dem Perlbohrer gebohrten Löcher etwas Kreide schabt. G. Dombrowski in Leipzig. 5157. Die sog. Kunstkohle soll aus Lehm und Holzkohlenstaub zu sammengesetzt sein. Diese Holzkohle kann man klammern, sie glüht nicht nach. Paul Kindler in Eisleben. 5160. Für Messing, Neusilber und sonstige unedle Metalle kann man sich eine Schleifmasse aus Wiener Kalk und Öl, am besten Stearin-Ölherstellen. G. Dombrowski in Leipzig.

5163. Gegen fast alle Säuren ist Porzellan, Glas und glasiertes Steingut widerstandsfähig. Um in diesen Gefäßen Säure zu kochen, stelle man sie in eine Glühpfanne mit Sand, und diese auf jedes beliebige Feuer. Es wird dadurch vorzeitiges Bersten verhütet. G. Dombrowski in Leipzig. 5163. Man kann gewöhnliche Porzellan- oder Tonwaren - Schalen oder Töpfe dazu benutzen, nur muß man sie zuvor mit Eisendraht umspinnen. Ich habe solche Schalen zum Kochen mit Königswasser, Salpetersäure usw. benutzt. Paul Kindler in Eisleben

5164. Bei Granatfassungen benutze ich weißes Kartonpapier und Silberfolie. Paul Kindler in Eisleben. 5164. Als Unterlage für Granaten nimmt man einige Stückchen Karton und darauf ein der Steingröße entsprechendes Stück rote oder bei dunklen Steinen weißer Folie. Kurt Voigt in Dresden.

Rechtsauskunftstelle.

An dieser Stelle veröffentlichen wir die von uns auf Anfragen aus Fachkreisen erteilten Rechtsauskünfte, soweit sie von allgemeinem Interesse sind. Unmögliche Entschädigung.

M. S. in J. Lassen Sie es auf die Klage in einem Falle ankommen, damit die Frage endlich einmal geklärt wird. Nach § 644 des BGB. tragen Sie ja für die Reparaturstücke die Gefahr bis zur Ablieferung. Aber es wird mit Recht eingewendet, daß bei einem solchen Raub ein zufälliger Verlust in Frage kommt, und daß Ihnen z. B. die Leistung, zu der Sie verpflichtet sind (Herausgabe der Gegenstände), durch einen Umstand unmöglich werde, den weder Sie noch der Kunde zu vertreten haben. Stellen Sie also nur den Betrag zur Verfügung, der Ihnen als Ersatz geboten wird und lehnen Sie eine weitergehende Entschädigung ab. Wieweit Sie damit durchdringen, läßt sich im Voraus nicht sagen, da wie gesagt eine feststehende einheitliche Spruchpraxis nicht vorhanden ist.

Verzugsschaden.

R. O. in S. Wenn Sie nach Markwährung gehandelt haben, sind Sie keinesfalls verpflichtet, jetzt wider die Abrede auf einmal in Franken zu zahlen, weil man unserer Mark eine tiefstehende Valuta aufgezwungen hat. Sie haben nach unserem Dafürhalten Ihre Verbindlichkeiten voll erfüllt und hätten die Verzugszinsen sogar erst vom Oktober 19, dem Tage der Rechnung, zu bezahlen brauchen. Es bestimmt nun allerdings § 286 des BGB., daß der Schuldner dem Gläubiger den durch den Verzug entstehenden Schaden zu ersetzen hat, und ein solcher Schaden würde auch darin bestehen, daß Sie zu einer Zeit zablen, wo die Mark so tief gesunken ist. Aber wir sind der Ansicht, daß Sie erst durch die Rechnung vom Oktober 19 in Verzug gesetzt wurden und daraufhin sofort erfüllt haben. Die Firma mußte Sie eher mahnen und in Verzug setzen. 0

Diebeners Kunft u Werkblätter

Erna Wolter in Magdeburg, die in Fachkreisen mit den vorliegenden Arbeiten zum ersten
Male an die Öffentlichkeit tritt, baut ihren Schmuck mit feinem Empfinden auf der rhythmischen Be=
wegung auf, der sich Pflanzenmotiv und Figur restlos unterordnen. Sie vermeidet jede historische An-
lehnung und gelangt von der Natur aus lediglich durch Auswirkung der Empfindung zur Stilisierung.

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Max Klinger t

eutschland muß nun um seinen genialsten Künstler trauern. In Max Klinger ist die eigenwilligste und schöpferischste Künstlernatur der letzten Dezennien dahingegangen. Und wer heute den Kampf der Richtungen, den unfruchtbaren Widerstreit der mannigfachen „Ismen“ erlebt, dem wird erst ganz klar, daß alles Heil nur in der machtvollen Persönlichkeit ruht. Klinger war eine, und wer zurückliest, wie auch er in seinen Anfängen mit Verwunderung, Erstaunen und Ablehnung empfangen

wurde, wird an seinem Künstlerweg wahrnehmen können,

wie die geniale Kraft alle im Zeitempfinden wurzelnden Hemmungen überwindet.

Im letzten Jahrzehnt ging der Streit der Meinungen nur um den Plastiker Max Klinger. Seine Werke „Das Drama", dann „Salome" und „Kassandra" weckten ebensoviel Begeisterung wie Widerspruch. Keinem anderen bildenden Künstler des Jahrhunderts war es gelungen, für sein Werk so viel Begeisterung und fanatischen Widerspruch zu wecken. Es ist viel gegen Klingers Formeigensinn geschrieben und geredet worden, aber gewandelt hat sein Schaffen keine Kritik, keine lobende und keine tadelnde, er war, wie er sein mußte, und viel von dem Starrsinn des Starken spricht sich in seinem Werk aus. Es wird bleiben. Und wird leuchten über allem künstlerischen Wirrwar einer kranken Zeit. Max Klinger, dessen Leben wild und stürmisch bewegt verlief, hat als Graphiker begonnen. Die Schwarzweißkunst, zu seiner Zeit mehr Kunstgewerbe als Kunst, hat er als Kunstform neu entdeckt. Seine Radierungen, in ihrem Werte nicht unbestritten am Anfang, gelten heute als die stärksten Zeugnisse eines Könners, der zuviel konnte, um in einer bestimmten Seite seines Schaffens vollkommen zu sein: er war nicht nur Radierer, Maler, Monumentalmaler, Bildhauer auch als Architekt ließ er sich umstreiten, und war außerdem ein Musikgenie, das nicht komponieren mußte, um an sein musikalisches Vermögen glauben zu machen. Auch sein Künstlerschicksal ist dem der großen Tondichter verwandt. Und sein „Beethoven", das letzte große Werk, ist geschaffen von einem, der die Seelenmelodie des Gestalteten vernommen hatte. In diesem genialen Wildling, der dem

edelsten und sprödesten Material die wundersamsten
Formen abrang, war der große Rausch, die heilige
Trunkenheit. Er wohnte in Leipzig und lebte in Hellas.
Stand in einer nüchternen Welt und sah den Olymp.
Richard Dehmel, dem Bewunderten im Tode vorange-
gangen, widmete dem sechzigjährigen _Klinger diesen
Dichtergruß:
Heldentum und Heiligtum,

Kampf und Liebe aller Sphären
auseinander zu erklären,
ineinander zu verklären,

war dein Ziel und ist dein Ruhm!

Hier ist ausgesprochen, was aus Klinger sprach, aus dem Mann und seinem Werk: er war Dichter, Philosoph, Musiker. Er sah neben dem Gesicht der Dinge ihre innerlichen Gesichte und bildete sie nach in ihrem visionären Ausdruck. Er ließ im Mißlungenen noch den unendlich weiten Abstand erkennen, der ihn von den gefeierten Erfolgpächtern unterschied. Was er aber als Maler überhaupt bedeutete, das erweist die

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„Kreuzigung Christi", das ist eingeschlossen in dem einzigartigen Zauber der „Pieta" und im „Urteil des Paris". Anderes ließe sich noch aufzählen -, aber die Summe wäre nicht voll, denn Max Klingers Wert für das Kunstschaffen überhaupt wird bestimmend nachwirken, wie er selbst bleiben wird als Wahrzeichen dafür, daß keine „Richtung" den Genius, der Geniale aber die Richtung allein schaffen kann. Hier hieß sie: Max Klinger. Der Mensch und sein Werk sie waren eins. Was er fühlte und was er litt, es wurde Gestalt, und er, der Dreiundsechzigjährige mit der Unrast eines Jünglings, wird fortleben als einer der kühnen Stürmer, die im Vergangenen und Gegenwärtigen sich so stark erlebten, daß alle Zukunft ihrer in Dankbarkeit und Verehrung gedenken muß.

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Zur Psychologie des Juwelenfiebers. Das Juwelenfieber, d. h. das fieberhafte Verlangen nach Edel

steinen und Schmuck aller Art, hat die Menschheit nach dem Kriege ergriffen, und wenn auch bei uns gegenwärtig die Krankheit nachzulassen scheint, so dauert sie doch in Paris noch unvermindert weiter fort. Ein großer französischer Juwelenhändler erklärte kürzlich, es werde an einem Tage für Juwelen mehr ausgegeben, als früher in einem Monat, und er gibt auch eine ganz interessante Psychologie dieser Krankheit, indem er schildert, wie sie bei Männern und wie bei Frauen auftritt. „Die Männer geben mehr Geld für Juwelen aus als die Frauen,“ sagt er, aber sie tun es nicht in so extravaganter Form. Wenn ein Edelstein schön ist oder eine ungewöhnliche Form besint, dann wird ihn eine Frau erwerben, selbst wenn sie genau weiß, daß der Schmuck um mehr als die Hälfte seines Wertes verliert, wenn er aus der Mode kommt. Sie kauft die Juwelen aus einer leidenschaftlichen Liebe zu Glanz und Schimmer, kauft den Schmuck, weil sie sich damit schmücken will, weil sie glaubt, ihre Reize dadurch zu erhöhen. Sie fühlt in den kostbaren Steinen gleichsam einen Teil ihrer selbst. Männer kennen beim Juwelenkauf derartige dunkle und unbewußte Gefühle nicht, Sie machen ihre Einkäufe als gute Rechner und stets mit dem Hinblick darauf, ob der erworbene Gegenstand auch seinen Wert behält oder sich gar mit Vorteil wird verkaufen lassen. Die Frau betreibt den Juwelenkauf als Leidenschaft, der Mann als Geschäft."

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