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Spezialität: ALPAKA-SILBER & DOUBLÉ TASCHEN

ALPAKA & SILBER-ETUIS

ELFENBEINSCHMUCK

GOLDENE RINGE.

Auswahlen stehen zu Diensten.

Bei Erstaufträgen Referenzen erbeten.

TELEGR. ADR.: GOLDREIS.

EIGENE FABRIKEN.

TELEF. 676 UND 3445

STÄNDIGE REISELAGER UNTERWEGS.

36 DEUTSCHE GOLDSCHMIEDE-ZEITUNG Nr. 13- 1920

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Die Firma Bernhard Schmohl, Pforzhelm, Schmuckwarenfabrikation und -Großhandlung, versendet an ihre Geschäftsfreunde einen neuen Katalog, der ihrer Leistungsfähigkeit ein sehr gutes Zeugnis ausstellt. Sämtliche Pforzheimer Artikel sind darin vertreten, so daß die Firma trotz ihrer verhältnismäßigen Jugend damit rechnen kann, ihren schon j tzt stattlichen Kundenkreis immer mehr zu erweitern. Sehr ansprechend wind die in den Katalog eingefugten, für die interessierten Kreise bestimmten Winke, die sich aus der Praxis ergeben haben, z. B. über Postversand und Luxussteuer. Der Katalog ist ein sprechender Beweis für die nach dem Kriege wieder hoffnungsvolle, tatkräftige Arbeit der deutschen Industrie.

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Bonn. Goldarbeiter Friedrich Wilhelm Rung hat die Gesellenprüfung vor dem Prüfungsausschuß der Handwerkskammer zu Köln mit sehr gut“ bestanden. Lehrm ister war der Vater Friedrich Wilhelm Rung.

Glogau. Die Meisterprüfung im Goldschmiedehandwerk haben vor der Meisterprüfungskommiss on bestanden: Bernhard Aschenbach, Inh. der Firma Georg Sendler und Max Liebelt, Inh. der Firma O. Lehfeld, beide in Grünberg i. Schl.

Oberstein a. Nahe. Die Goldschmiede Heinr. Heine und Ernst Wenzel von Oberstein und Ludw. Rud. Bohrer jr. von Idar haben die Meisterprüfung mit sehr gutem E folge bestanden.

Wangen I. Allg. Goldschmied Raphael Welte hat die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Reutlingen mit „recht gut" bestanden. ᄆ

Verschiedenes :

Gera. Thüringische Rohstoff-Genossenschaft für Goldschmiede, e. G. m. b. H. Durch Beschluß der Generalversammlung vom 26. April 1920 sind die §§ 16, 30 und 36 der Satzungen geändert. Das drite Geschäftsjahr endigt mit dem 30. September 1920, nach dessen Ablauf läuft das Geschäftsjahr vom 1. Oktober bis zum 30. September. Friedrich Neupert und Otto Homfeld sind aus dem Vorstand ausgeschieden; an ihre Stelle sind Graveur und Fasser Richard Milker und Goldschmiedemeister Wilhelm Dobrinsky, beide in Gera, gewählt. Der Verband der Silberwarenfabrikanten Deutschlands E.V. verlegt seine Geschäftsstelle vom 1. Juli ab nach Berlin O 27, Markusstraße 50.

Die Handelsbeziehungen zu Italien. Nach Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien hat die schweizerische Regierung die Vertretung der deutschen Interessen in Italien niedergelegt. Die bisher von ihr wahrgenommenen Geschäfte werden künftighin von der deutschen Botschaft in Rom bearbeitet, an die von jetzt ab weitere Anträge in Angelegenheiten des deutschen Eigentums in Italien zu richten sind.

Diebstahls- und Einbruchsliste.

Berlin. Am 2. Juni gab eine Frau Dr. St. einen an einen Dresdner Juwelier gerichteten Wertbrief über 200000 Mark auf, der Schmucksachen im Werte von über 200000 Mark enthielt. Der Wertbrief ist dem Empfänger auch ausgehändigt worden, doch befanden sich darin drei kleine Schottersteine. Von den acht Siegeln erwiesen sich fünf als beschädigt. Der Brief ist also auf der Post beraubt worden. Die Kriminalpolizei geht einer Spur nach, die Aufklärung bringen dürfte. Breslau. Zwei gutgekleidete Herren ließen sich im Juwelengeschäft von Alfred Herzog Trauringe und andere Ringe vorlegen. Der eine nahm die Ringe im Werte von 54000 Mk., stieß die Verkäuferin beiseite und flüchtete. Auf der Dorotheengasse konnte seine Feststel.ung erfolgen. Vorher hatte der Räuber die Ringe fortgeworfen. Sein „Mitarbeiter" konnte ungehindert den Laden verlassen.

Frankfurt. In einer Fabrik in der Kurfürstenstraße in Bockenheim wurde Platindraht im Werte von 2 Millionen Mark gestohlen. Die Täter sind noch nicht ermittelt.

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Hamburg. Mittels eines Deckeneinbruches verschafften sich Einbrecher

Eingang in den Laren des Juweliers Hilden. Es fielen ihnen Juwelen, Gold- und Silbersachen im Werte von 70000 Mk. in die Hände. Die ganze Art des Einbruchs läßt darauf schließen, daß die Täter den Grundriß des Gebäudes genau gekannt haben.

Quedlinburg. Ein hiesiger Goldschmied ist das Opfer eines gefähr1.chen Scheckfälschers geworden. Bei ihm kaufte ein Fremder Schmucksachen im Werte 15000 Mk. Als Bezahlung übergab er einen Scheck auf eine Breslauer Bank. Es stellte sich heraus, daß das von dem Schwindler benutzte Scheckbuch auf den Namen Alwin Lampel ausgestellt war, der nachträglich der Bank als Schwindler bekannt geworden ist. Der Scheck konnte nicht eingelöst werden.

Wien. Dem ehemaligen Österreichisch - ungarischen Botschafter in Madrid Franz Karl Emil Fürstenberg wurden in seinem Wiener Schlosse Juwelen im Werte von 6 bis 8 Millionen Kronen gestohlen.

Patente und Gebrauchsmuster

Patent-Anmeldungen:

Christian Wenning, Erlangen. Huthalter für Damenhüte. 26.1.20. 44 a. 743580. ☐ Gustava Brühl, Berlin-Wilmersdorf, Holsteinische Straße 23. Schutzplatte für die Kleider gegen Beschädigungen durch Sicherheitsnadeln, Broschen usw. 29.4. 19. 44 a, 24. 325 013. ᄆ Friedrich Mayer, Pforzheim. Befestigungsnadel für Ordensbänder u. dgl.; Zusatz z. Pat. 313423. 24. 10. 18. 44a, 22. 320704. O Karl Brauer, Hamburg, Schumanns r. 27. Mit Klemmknopf versehene Feststecknadel. 19. 4. 19. 44 a, 25. 891 2. ᄆ

Friedrich Teẞnow, Sterkrade. Hilfsvorrichtung für Edelmetallwalzen zur Her-
stellung von Trauringen im Kleingewerbe. 2. 10. 19. 71, 1. 23181.
Anton Karl Diekhoff, Rottweil a. N. Verfahren und Apparat zur Reinigung von
Metall-Massenartike n. 4. 10. 19. 48d, 2, 36518.

Electro-Metallschwe Berei, G. n. b. H., Ber in. Vorrichtung, um Bleche, insbes. Zinkbleche, mit einer metallisch vollständig reinen Oberfläche zu versehen. 10.1.18. 48 d. 743244.

Ernst Gideon Bek, Pforzheim i. B. Verfahren u. Vorrichtung zum massenweisen
Verlöten der Glieder von Ringgeflechten., 10. 6. 14. 49 h, 8. 324891.
Hirsch, Kupfer- und Messingwerke A.-G. u. Freiherr Ludwig von Grotthus, Ebers-
walde. Verfahren zum Brünieren von Aluminium. 15. 11. 19. 48 a, 16. 324616. ☐
Gebrauchsmuster:

Wilhelm Bergstein jr., Mülheim a. d. Ruhr, Teinerstr. 37. Armband-Photographiemedaillon. 13. 1. 20. 44 a. 731138.

Fa. Fr. Kammerer, Pforzheim i. B. Schalenförmiger Uhrhalter für Armbänder. 17. 12. 19. 44 a. 731683.

Karl Riester, Stuttgart, Claudiusstr. 13. Federeinlage für Armbänder bei Armbanduhren u. dgl. 19. 1. 20. 44 a. 731 726.

Heinrich Müller, Bischmisheim. Beliebig aufstellbares Ordenswappen. 21. 1. 20. 44 a. 781783.

Gebrüder Bischoff, Pforzheim. Dehnbares Gliederarmband mit federndem Uhrhaken, 28. 11. 19. 44 a. 731872.

Oẞwald & Neukum, Karlsruhe i. B. Aufklappbarer Armbandspiegel. 29. 12. 19. 44 a. 781877.

Josef Krust, Pforzheim, Salierstr. 39. Hohler Trauring. 9. 1. 20. 44 a. 732512. Conrad Arthur Kalus, Breslau, Holteistr. 42. Sicherheitsnadelartige Befestigungsvorrichtung für Knöpfe, Broschen u. dgl. 12. 5. 20. 44. 742649.

Fa. Moritz Hausch. Pforzheim i. B. Hohle Reliefmedaille mit aufgeprägter Heiligenfigur. 15. 5. 20. 44 a. 742 561.

Max Rothe, Merseburg a. d. Saale. Manschettenfeder. 17. 5. 20. 44 a. 742814. Friedrich Groos, Pforzheim, Durlacher Straße 3/5. Schmuckgegenstand aus Holz oder holzähnlicher Masse. 3. 9. 9. 44 a. 742916.

Adolf Ferger, Bad Kösen. Manschettenknopf mit Federkeilverschluß. 16. 2. 20. 44 a. 742916. ᄆ

Johann Gatzweiler, Feuerbach (Württembg.), Ludwigstr. 36. Handliche Spange für Sportkragen. 14. 5. 20. 44 a. 743491.

Georg Krainz, München, Aberlestr. 21. Manschettenknopf. 21.5. 20. 44 a. 743503.

Nach schwerem Leiden verschied vergangene Nacht unser

Herr Jacob Beer

früherer Inhaber der Firma Carl Lay

. Alle, die ihn kannten, wissen was wir verlieren. Inhaber und Personal der Firma Carl Lay

Pforzheim, 18. Juni 1920

DEUTSCHE GOLDSCHMIEDE-ZEITUNG Nr. 13 - 1920 37

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38 DEUTSCHE GOLDSCHMIEDE-ZEITUNG Nr. 13 1920

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Es

Nachdruck aus dem Originalinhalt nur mitGenehmigung der Schriftleitung gestattet

Verkehr und Umsatzsteuerpflicht mit Münzen.

's werden noch häufig Anzeigen aufgegeben, in denen Gold- und Silbermünzen, Reichs- und ausländische Münzen zum Verkauf und Ankauf angezeigt werden. Dieselben sollen entweder zum Einschmelzen zu Rohmetall verwandt werden, oder sie haben Sammelwert und sollen in Münzsammlungen wandern.

Wie verhält sich nun derartigen Verwendungen gegenüber der Gesetzgeber, wie stellt er sich zu solchen Anzeigen in der Fach- und Tagespresse ?

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Wir haben darüber, da wir auf die widersprechendsten Anschauungen stießen, die Auskunft des Reichswirtschaftsministers eingeholt, die uns auch bereitwilligst erteilt worden ist. Es muß anerkannt werden, daß das Reichswirtschaftsministerium Anfragen, die an dasselbe wegen der Auslegung gesetzlicher Bestimmungen gerichtet werden, umgehend beantwortet und Richtlinien gibt, wie sich die interessierten Gewerbetreibenden verhalten sollen, ohne natürlich dabei der Auslegung der Gerichte vorgreifen zu wollen und zu können.

Danach ist Folgendes zu merken:

1. Anzeigen über den Handel mit alten Münzen, in- und ausländischen Gepräges, von anerkanntem Sammelwert, fallen nicht unter die Vorschriften des § 3 der Verordnung über den Handel mit Gold, Silber und Platin vom 7. Februar 1920, sofern sie nur das Objekt und die Absicht klar erkennen lassen. Es ist anzunehmen, daß im gegebenen Falle, sagt das Reichswirtschaftsministerium, die Gerichte vor ihrer Entscheidung prüfen werden, ob es sich um in diesem Sinne ernstgemeinte, d. h. nur für wirkliche Sammler bestimmte Anzeigen handelt oder nicht. Aus dieser Mitteilung geht hervor, daß die Anzeigen so gehalten sein müssen, daß man erkennt, um was für Münzen es sich handelt, Goldstücke aus vergangenen Jahrhunderten oder geprägt zu besonderen Gelegenheiten, Münzen, die nicht zum Einschmelzen dienen, sondern dem Numismatiker angeboten werden sollen. Danach sind die Anzeigen einzurichten.

2. Das Verarbeiten von Münzen ist nach § 1 der Verordnung vom 7. Februar 1920, soweit Reichssilbermanzen in Frage kommen, verboten. Wer solche Münzen, statt sie an die Reichsbank abzuführen, „umarbeitet oder verändert", macht sich strafbar. Das Einschmelzen von Silbermünzen zu Rohsilber hatten wir als ein solches Umarbeiten nicht angesehen. Das Reichswirtschaftsministerium ist anderer Ansicht. Auch das Einschmelzen von Münzen gehört nach den uns gemachten Mitteilungen zu den Umarbeitungen und ist unter Strafe gestellt. „Das Einschmelzen ist meines Erachtens", fährt der Reichswirtschaftsminister in seiner Antwort fort, „nur dann gestattet, wenn nicht die Absicht vorliegt, das Handelsverbot zu umgehen. Dies kann dann angenommen werden, wenn ein Gewerbetreibender die Münzen schon vor dem Inkrafttreten der genannten Verordnung mit der Absicht, sie zu verarbeiten, erworben hat. Wer danach schon vor dem 7. Februar

10. Juli 1920

Silbermünzen zum Einschmelzen erworben hatte, darf sie einschmelzen, nach diesem Zeitpunkt aufgekaufte dürfen nicht eingeschmolzen werden".

3. Die Umsatzsteuerpflicht der Verkäufe von Reichsmünzen aus Gold und Silber ist nunmehr auch durch den Reichsfinanzminister einer Klärung unterworfen worden. Nach § 2 des Umsatzsteuergesetzes sind Banknoten, Papiergeld, Geldsorten und inländische amtliche Wertzeichen von der Besteuerung ausgenommen. Darauf stützte man sich, indem man bei Verkäufen von Goldund Silbermünzen eine Umsatzsteuer nicht berücksichtigte. Anderer Meinung ist das Reichsfinanzministerium. Nach seiner Auffassung sind Reichsmünzen aus Gold lediglich als Gegenstände aus Edelmetall anzusehen, deren Verkauf der Luxussteuer im Kleinhandel nach § 21, Ziff. 1 des Umsatzsteuergesetzes mit 15 v. H. unterliegt. Das gilt auch vom Verkauf aus zweiter Hand nach § 23, Ziff. 3 des Gesetzes.

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Bezüglich der Reichsmünzen aus Silber, die nach der Verordnung vom 7. Februar 1920 zu einem ihren Nennwert übersteigenden Preise nur von der Deutschen Reichsbank oder den von ihr ermächtigten Stellen erworben werden dürfen, gilt Folgendes:

Wenn die Reichssilbermünzen einfach als Zahlungsmittel im Verkehr Verwendung finden, also zu ihrem Nennwert ausgegeben werden, sind sie gemäß § 2, Ziff. 2 des Umsatsteuergesetzes umsatzsteuerfrei. Nur auf solche Fälle bezieht sich die Befreiung in diesem Paragraphen. Soweit sie aber zu einem ihren Nennwert übersteigenden Preis umgesetzt werden, können nur die Reichsbank und ihre ermächtigten Stellen als Käufer in Frage kommen, und der Verkauf an die Reichsbank ist nicht als ein Absatz im Kleinhandel anzusehen, da das Silber dazu bestimmt ist, nach Bedarf, insbesondere zur Vermehrung des Vorrates für Zahlungen an das Ausland, wieder in den Verkehr zu kommen oder auch in selteneren Fällen an die Industrie weitergegeben zu werden.

Wenn dagegen mit Reichssilbermünzen illegitimer Handel getrieben wird, d. h. Silbermünzen zu einem ihren Nennwert übersteigenden Preise an einen privaten Käufer, Goldschmied oder Uhrmacher, verkauft werden, so sind diese Verkäufe auch luxussteuerpflichtig. Wird die Luxussteuer nicht entrichtet, so macht sich der Verkäufer nicht nur wegen Übertretung der Verordnung vom 7. Februar 1920, sondern auch wegen Übertretung des Luxussteuergesetzes strafbar. Wiederveräußerungsbescheinigungen können sich niemals auf Reichssilbermünzen beziehen.

Die Teilnahme am Verbandstag

vom 6. bis 8. August muß unverzüglich bei
Herrn Hofjuwelier Th. Müller in Weimar
angemeldet werden, da die Möglichkeit
passender Unterkunft sonst fraglich wird.

Geschichte des Gmünder Goldschmiedegewerbes von Walter Klein. Kunstgewerbes

Daß

aß eine illustrierte Geschichte eines lokal begrenzten und lokal dargestellten Kunstgewerbes geschrieben wird, ist wohl nichts Auffälliges oder besonders Bemerkenswertes. Professor Walter Klein, Vorstand der Gmünder Fachschule für Edelmetallindustrie, der Verfasser des obengenannten Buches, gibt aber wesentlich mehr und Wertvolleres als die Geschichte eines lokalen Kunstgewerbes. Er gibt die Geschichte seiner Umwandlung in eine modern arbeitende Kunstindustrie. Diese Umwandlung darzustellen, muß kunstwirtschaftlich von hohem Interesse sein, und die Gmünder Verhältnisse bieten ein besonders dankbares Objekt dafür. Auf dem Gebiete der modernen Edelmetallindustrie bietet gerade Gmünd eine einzigartige Gelegenheit, eine folgerichtige und bewußte Umstellung aus der Arbeitsweise eines in Kleinbetrieben arbeitenden Gewerbes zu derjenigen einer modern organisierten Großindustrie zu beobachten und darzustellen. Die Hanauer Industrie ist heute noch weniger eine Luxusindustrie, als ein Luxuskunstgewerbe. Man hat für ihre Betriebe den treffenden Ausdruck „Großjuweliere" geprägt. Die Umstellung auf eine ausgeprägt neuzeitliche Betriebsweise ist dort eine weit weniger tiefgreifende gewesen, als anderswo, und konnte es der Natur der Sache nach auch gar nicht sein. Und in Pforzheim ist von einer eigentlichen Umstellung überhaupt nicht die Rede. Zur Zeit, als die Pforzheimer Gold warenindustrie begründet wurde, konnte von einem irgend bemerkenswerten lokalen Goldschmiedegewerbe dort nicht die Rede sein, und von einer zusammenhängenden Tradition, welche von diesem zur Industrie hinüberführte, kann man gar nicht sprechen. In Gmünd dagegen liegen die Verhältnisse wesentlich anders und, entwicklungsgeschichtlich gesprochen, günstiger. Die Geschichte des Gmünder Goldschmiedegewerbes beginnt mit den Parlermonstranzen im Dome zu Prag aus der

daß es geschrieben ist von einem Fachmann und Techniker. Bei aller Wahrung kunsthistorischer Folgerichtigkeit und kunstwirtschaftlicher Entwicklungs-Darstellung blickt überall die Anteilnahme und das tiefe Verständnis des Verfassers für künstlerische und technische Gesichtspunkte hervor. Es ist ein Genuß, an der Hand dieser überall eingestreuten künstlerisch-kritischen und technischen Notizen und Darlegungen zu verfolgen, wie Kunstgeschmack, Volkswirtschaft und Technik unlösbar miteinander verknüpft sind, wie unrettbar eine Technik zugrunde geht, wenn kein lebendiges Kunstgefühl mehr dahinter steht, und wie die volkswirtschaftliche Blüte eines Gewerbes von beiden abhängt. Das Kapitel über das,,Gmünder Filigran" ist mir in dieser Beziehung als eine mustergültige Leistung erschienen.

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„Die Geschichte des Gmünder Goldschmiedegewerbes" ist mit 120 Abbildungen im Text und 7 Tafeln ausgestattet und zeigt in Druck und Papier für unsere Zeitverhältnisse bemerkenswerte Qualitäten. Bemerkt mag noch werden, daß der sonst übliche Begriff der Geschichte“ hier insofern etwas revidiert werden muß, als etwa die Hälfte der Darlegungen der Zeit seit Beginn des 19. Jahrhunderts und der neuesten Zeit angehören. Die verworrene Stilentwicklung dieser ganzen Periode ist mit bemerkenswertem Geschick gemeistert, wertem Geschick gemeistert, siehe das Kapitel „Die Renaissancebewegung der siebziger und achtziger Jahre", und mancher, der gewohnt ist, über alles die Achseln zu zucken, was diese ringende Zeit hervorgebracht hat, mag hier ernsthafter und achtungsvoller über sie denken lernen.

Daß das Werk einem Gmünder Fabrikanten (Herrn Friedrich Hauber) als „dem Förderer Gmünder Kunst" gewidmet ist, soll als besonders erfreulich notiert werden.

R. R.

Das 10. Stiftungsfest der Fachschülervereinigung „Jungkunst" in Schwäb. Gmünd,

zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und mündet in die Am Sonntag den 26. Juni fand in Gmünd die zehn

heute so blühend dastehende Gmünder Edelmetallwarenindustrie. Die Umstellung aber aus den mittelalterlichen Betriebsformen in die heutigen ist nicht nur mit jeder wünschenswerten Klarheit zu verfolgen, sondern auch in ihren Triebkräften und bewußten Planungen zu erkennen. Die Zeit dieses Umschwunges, der Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, wird dargestellt in den Kapiteln: Das Goldschmiedegewerbe zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Die Denkschrift des Joh. Chrysostomus Mayer vom Jahre 1818, Die Kontrollvorschriften von 1812, Die Semilorarbeiten, Die Entwicklung der Fabrikation bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Es zeigt sich hier die interessante Erscheinung, daß der Übergang von der hausindustriellen Erzeugung zur Maschinenindustrie in dem verhältnismäßig umfänglichen und produktionskräftigen Gmünder Goldschmiedegewerbe später noch schwerer sich bewerkstelligt hat, als an anderen Orten, wo sozusagen jungfräulicher Boden war. Pforzheim und Heilbronn waren hier Gmünd voraus, und es dauerte bis ins dritte Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts, bis auch hier die Folgerungen der neuen Zeit durch Vereinigung von Herstellung und Vertrieb in einem Geschäft gezogen wurden. Daß das aber dann mit Klarheit und durchgreifender Energie geschah, das bezeugt die heutige Stellung der Gmünder Industrie in der Produktion und auf dem Weltmarkt.

Die Darlegungen über diesen Punkt, über deren Einzelheiten ich hier nichts verraten will, sind es auf der einen Seite, welche dem Buche einen über lokale Interessen hinausgehenden Wert verleihen. Zum andern ist es der Umstand,

jährige Stiftungsfeier der Fachschülervereinigung „Jungkunst" statt. Der große Saal des Katholischen Vereinshauses war dicht gefüllt mit einer stattlichen Schar Festteilnehmer, welche aufmerksam der Falle des Dargebotenen folgten. Den Kernpunkt bildete eine ganz eigenartige Bilderreihe: „Der Mensch und die Natur", eine Verbindung des gesprochenen Wortes mit dem lebenden Bild, welche auf den Hörer und Zuschauer eine tiefe Wirkung auslöste. Jedes Bild suchte die Stimmung einer bestimmten Tageszeit in künstlerisch

verklärter Form festzuhalten und zu versinnbildlichen. Die Bezeichnung „Lebendes Bild" darf nun allerdings nicht im herkömmlichen Sinn aufgefasst werden. Die Darsteller waren nicht an eine starre Haltung gebunden, sondern es waren ihnen begrenzte rhythmische Bewegungen, im Anschluß an das gesprochene Wort, vorgeschrieben. Die prächtigen, stilisierten Pflanzenkoulissen, die künstlerisch getönten und ornamental belebten Hintergründe, die rein dekorativ behandelten Kostüme waren sorgfältig und mit reicher, neuzeitlich gerichteter Phantasie abgestimmt und den begleitenden, schwungvollen Dichterworten angepasst. Besonders die „Blaue Stunde“ mit den streichenden Vogelgestalten im Hintergrunde und das Mitternachtsbild mit der violetten Lichtstimmung waren von starker Wirkung. Diesen Bildern schlossen sich die musikalischen Darbietungen und die frisch und originell durchgeführten beiden Schwänke unseres alten Hans Sachs, Kälberbrüten" und "Narrenschneiden", ebenbürtig an. Der festgebende Verein kann auf diese von echt künstlerischem Geist durchwehte, wohlgelungene

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