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✩ ✩ Sonntagsstunde ✩ ✩

Das Armband der Mutter.
Von Antonie Mager.

Es herbstet schon beim Mütterlein,
Das Alter stellt sich bei ihr ein:
Sie geht gebeugt von all' den Jahren,
Und Löckchen, wie von Silberschein
Sich heben von den dunklen Haaren.
Sie liebt nicht Flitter und nicht Tand,
Und es verdankt der milden Hand
Manch' armes Kind das Kleid, das warme.
Doch eigen ist's, ein schmales Band,
In Gold gefaßt, trägt sie am Arme.
Und fragt man sie nach jenem Stück,
Dann strahlt ihr Auge hell vor Glück:
,,Das sind die Zähnchen meiner Kleinen
Sie denkt an ferne Zeit zurück,
Die Mutterfreude macht sie weinen.
Sechs Kinder sind wir Vier und acht
An Zähnchen waren beigebracht.
Der Vater bob sie auf im Schranke
Und eines Tages steckt er sacht

An ihren Arm das Band, das blanke.

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Das Bernsteinjuwel des Zaren.

Kulturhistorische Novelle von H. Mankowski.

(Fortsetzung.) Ganz Danzig sprach über dieses sonderbare Verhalten. Jeder andere Edelschmied hätte das immerhin wertvolle Juwel um einen hohen Preis verkauft.... Ja, ein Prinz soll ihm eine geradezu fabelhafte Summe geboten haben, und doch nahm er sie nicht. Wer sich in seine Welt nicht zu finden vermag, erreicht einfach nichts."

Mit diesen Worten schloß die Unterredung und der Besuch des Ateliers. Bleuel wußte nicht, daß der Zar schon im Besitze des geheimnisvollen Kästchens sei und hatte auch mit andern Dingen zu tun, als sich um den Verkauf desselben zu kümmern. Es fehlte in Danzig nicht an Stimmen, welche der Ansicht waren, daß von dem Block das Kästchen mit dem Mantel eines Geheimnisses nur umgebe, um einen möglichst hohen Preis dafür zu erzielen.

Unaufhaltsam war seit jenem Besuche des Zaren in Berlin die Zeit dahingeflossen. Die Geschichte der Menschheit nahm ihren weiteren Verlauf; Geschlechter vergingen, andere traten an ihre Stelle, und kurz vor Peter dem Großen war ein neues Herrschergeschlecht an der Newa aufgetreten, die Romanows, welche die Geschicke der. slavischen Völker ein paar Jahrhunderte hindurch leiten sollten. Auch der größte Romanow mußte der Erde ihren Tribut entrichten, es folgte ihm sein Sohn.

Der Bernsteinschatz wurde nicht nur auf das sorgfältigste gehütet, sondern vermehrt. Als der Zar Alexander II. 1855 die Regierung übernahm, sah das europäische Kartenbild ganz anders aus. Einen König von Polen gab es

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Doch wie Peter der Große als Zar oder Beherrscher aller Reußen sein Volk auf eine höhere Stufe der Gesittung heben wollte, so zeigte auch Alexander II. das aufrichtige Bestreben, sein halbasiatisches Reich mit westeuropäischen Lebensformen zu beglücken. Durch seine Beziehungen zu den europäischen Herrschern lernte er viele Prinzessinnen kennen und führte in seinem 23. Lebensjahre die hessische Prinzessin Maria Alexandrowna als Gemahlin heim.

Er hatte es sich nicht nehmen lassen, seiner hohen Braut einen auserlesenen Bernsteinschmuck als Angebinde zu überreichen. Bei seinen Besuchen am hessischen Hofe hatte der Zar viele Bernsteinsachen entdeckt und aus dem Munde seiner Braut das stolze Lob derselben vernommen. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatte der Landgraf von Hessen den Bernsteinschnitzer Jakob Dobbermann allerlei Kunstgegenstände anfertigen lassen. Ihre Zahl wurde schließlich so groß, daß ein Teil in das Museum zu Gotha und in das Hessische Landesmuseum gebracht wurde, der sich bis zur Gegenwart erhalten hat.

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Der Zar hatte das von Peter dem Großen wie das eigene Auge gehütete Bernsteinkästchen von dem Danziger Meister von dem Block in persönlichen Gebrauch genommen. Nicht selten betrachtete er die sonderbare Gruppe auf dem Deckel, deren richtiger Deutung Peter der Große den Besitz des Kleinods verdankte und erkannte nur zu deutlich die Richtigkeit des Urteils. Wollte nicht auch er sein Volk beglücken? Die Bauernbefreiung versetzte mit einem Schlage Millionen Untertanen auf eine höhere Kulturstufe, in ein glücklicheres Leben, und doch zog er sich Verfolgungen ohne Zahl zu. Auch daß er sein Land mit einem reichen Eisenbahnnet versah, brachte ihm nicht allseitige Anerkennung. Der Nihilismus erhob immer kühner sein Haupt; der Haß des Volkes wendete sich gegen das Oberhaupt des Staates, Peter hatte richtig gedeutet. Bei einem Besuche zeigte der Zar das Bernsteinkleinod mit hoher Lust herum. Das Bernsteinkästchen stand zuweilen neben dem berühmten Orlow, dessen Feuer keinem andern größeren Diamanten der Welt nachsteht. Wie viele Blicke haben sich an ihm geweidet und wie viele Große der Erde wünschten sich seinen Besitz! In vertrauteren Kreisen der Zarenfamilie war das Geheimnis des Bernsteinjuwels bekannt, und zu diesen Vertrauten gehörten die Familien Radziwill und Dolgoruki. Die in Litauen ansässige Familie Radziwill gehörte seit 1515 zu den deutschen Reichsfürsten. Sie zählte auch zu den eifrigen Förderern von Wissenschaften und Künsten, und der 1565 gestorbene Fürst Nikolaus R. ließ nach seinem Übertritte zur reformierten Kirche die berühmte Radziwiller Bibel drucken, welche sein wieder katholisch gewordener Sohn Christoph Nikolaus aufkaufen und verbrennen ließ. Ebenso bekannt ist in der russischen Geschichte die Familie Dolgoruki, auch Dolgorukow und Dolgorukaja genannt, die sich ihrer Abstammung von Rurik rühmt. Die Fürstin lekaterina Michajlowna D. war eine gern gesehene Person am Zarenhofe, fein gebildet und eine große Freundin von Bernsteinschmucksachen. Ja, es wurde behauptet, daß sie eine leidenschaftliche Sammlerin derselben sei. (Fortsetz. folgt.)

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Diebeners Kunft u Werkblätter

Gedenkblatt zum 100. Geburtstag von Kommerzienrat Julius Erhard,
des Stifters der Altertümersammlung und Mitbegründers des Gewerbemuseums in Schw. Gmünd

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DIE NEUEN MEDAILLEN VON BERTHOLD BOHLINGER IN PFORZHEIM verraten eine kräftige Ausdrucksweise, wie man sie von dem Künstler schon von früher her gewohnt ist. Die Motive, die er gegenwärtig vorlegt, betreten aber ein Feld, dem außer dem rein Künstlerischen ein gewisser heimatlicher Hauch zugesprochen werden muß. Der Medaille »Mutter mit Kind« und allen in diesen Kreis fallenden Arbeiten eignet trotz der Einfachheit der Darstellung gerade in dieser Beziehung reizvoller Gehalt. Die übrigen Lösungen beweisen, daß der Künstler sich weiterhin im Rhythmus der Verteilung vervollkommnet hat und sich neuen ornamentalen Ideen nicht verschließt.

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Zusammenbruch unserer Geldwirtschaft, Wertlosigkeit der Kriegsanleihen und Papiere, Überbordfallen der Versicherungs- und Fürsorge-Gesetzgebung, Zusammenbruch des Kreditsystems von Banken und Hypothekenorganisationen, wahrscheinliche Auflösung des Deutschen Reiches! - auf diesen Notschrei hat man endlich im neutralen und feindlichen Auslande reagiert, wenn auch verzögert durch die inneren Vorgänge der letzten Monate in Deutschland und durch die große Spannung zwischen den Alliierten. Man wird sich jetzt zu einer mehr oder weniger umfassenden Kreditaktion herbeilassen, sei es in Lebensmitteln und Rohstoffen, sei es in bar. Die Konferenzen in Brüssel und Spa, bei denen endlich auch deutsche amtliche Stimmen gehört werden, haben das Wort und man wird sehen, was dabei Ersprießliches für uns herausspringt.

Ein hörbares Aufatmen ging durch das Publikum, als Anfang April die Reichsmark plötzlich sprunghaft in die Höhe ging. Von den Erwartungen, die teilweise an die Erscheinung geknüpft wurden, hat sich einstweilen wenig erfüllt. Edelmetalle, Häute, Holz und einige andere Rohstoffe sind im Preise mehr oder weniger gestürzt, einige Lebensmittel haben kleine Senkungen erfahren, dafür ist Brot bedeutend in die Höhe gegangen und das gleiche ist von Kohlen, Eisen und den meisten Großindustrieprodukten zu sagen. Grund hierfür: enorme Steigerung der Betriebsmittel und Arbeitslöhne. Wo Preisermäßigungen eintraten, handelt es sich in der Hauptsache nur um Reduzierungen von nicht gerechtfertigten Überpreisen. Wenn gleichzeitig mit der

Aufwärtsbewegung der Mark,

die noch nicht zum Stillstand gekommen ist, aber nun ein sehr langsames Tempo anschlägt, der französische Frank (ebenso der belgische und die italienische Lira) in starker Baisse schwamm, so wurde dies z. B. von der Londoner „Times" als „durchaus normal" bezeichnet und mit der Rückzahlung der englisch-französischen Anleihen an die Vereinigten Staaten begründet; das City - Blatt prophezeit angesichts der ungeheuren Anstrengungen der französischen Industrie allen „Neidern" gegenüber, daß Frankreich seinen Kredit wiederfinden und 5 Franks bald einen Dollar gelten würden. Neuerdings beginnen sich der französische und der belgische Frank schon etwas zu erholen. Der deutschen Regierung ist es immerhin gelungen, allein aus dem Devisengewinn der letzten Zeit erhebliche Bareinkäufe an Lebensmitteln in Holland zu bestreiten. Jedenfalls aber, was auch immer der Mark zu einer gewissen Rekonvaleszenz verholfen haben mag, soviel bleibt sicher: ein Wiederaufleben, das sich auf so spekulativer und unsteter Grundlage aufbaut, kann noch keine wirkliche Gesundung bedeuten. Der Zweig, auf dem wir sitzen, kann vielmehr erst wieder grün werden, wenn - erstens mehr produktive Arbeit geleistet

15. Mai 1920

wird, d. h. solche, die den inneren Wert (nicht den aufgeblähten) der Güter steigert.

Mögen wir die Valutabesserung der Mark als eine Selbstkur auffassen, als ein Aufflackern der Lebensgeister unseres auf den Tod geschwächten Finanzkörpers, so darf doch auch

die Kehrseite

nicht übersehen werden, die diese zeitweilige Erhöhung hat. Was die Einzelwirtschaft angeht, so sind zum Teil recht hohe Verluste auf teuer eingekaufte Lagerwaren und Rohmaterialien eingetreten. Für die deutsche Gesamtwirtschaft aber kann bei einer raschen günstigen Weiterentwicklung der Mark nach oben leicht der Augenblick kommen, wo die Ausfuhr, die bei schlechter Valuta lohnend war, nunmehr infolge der stets wachsenden Löhne die Konkurrenz mit dem Auslande nicht mehr aufrecht erhalten kann. Die daraus entstehenden Lohnkämpfe, politischen und wirtschaftlichen Krisen könnten dann leicht einen noch schlimmeren Valutasturz herbeiführen, als wir ihn gehabt haben. Sollte aber die Aufwärtsbewegung der Mark nur sehr allmählich weitergehen (etwa wie es jetzt der Fall ist), so werden die stehenden Lager immer aufs neue entwertet, für die Exportindustrie aber würden die Kalkulationsrisiken so groß, daß sie allein schon hemmend auf die Ausfuhr wirken müßten. Die Furcht vor der Valutabesserung" braucht also nicht nur die unlauteren Mitesser am Wirtschaftskörper zu befallen, sondern sie wird auch von den loyalen Vertretern wichtiger Wirtschaftszweige geteilt. Wenn also nicht,,Wohltat Plage" werden soll, so tut uns außer der vermehrten Arbeitsleistung bitter not zweitens eine planmäßige

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Neuordnung in unserer Finanzgebarung.

Wie schlimm es hier aussieht, braucht nicht dargelegt zu werden. Der Reichsfinanzminister hat selbst genug Blasen aus dem Sumpf, in dem wir stecken, in seinen Darlegungen über den unsicheren Etat (mit seinen 92 Milliarden fundierter und seinen 105 Milliarden schwebender Schuld) aufgerührt. Der Goldbestand der Reichsbank ist von 22 Milliarden (1917) auf weniger als 11/10 Milliarde gesunken, dafür hat sich das Papiergeld auf 59 Milliarden vermehrt. Wenn auch die Finanzlage anderer europäischer Länder alles andere als rosig ist, so beweist das höchstens, daß es überall so nicht weitergehen kann. Im Inland muß zunächst auf einen Stillstand in der Aufwärtsbewegung der Preise hingewirkt werden. Ob die bemerkenswerte Kaufunlust weiter Kreise des Publikums als Preisbremse durchgreifend wirksam werden kann, steht dahin.

Während man auch nach der letzten Erklärung unserer Regierung darüber im Dunklen tappt, wie sie sich ein früheres oder späteres Herauskommen aus der jetzigen Misere denkt, und ob sie darüber überhaupt bestimmte fruchtbare Gedanken hat oder haben kann, mehren sich in letzter Zeit Vorschläge von mehr oder weniger berufener privater Seite zur radikalen Behebung der Heillosigkeit unseres Finanzenstandes. Sie stimmen darin überein, daß irgendwelche Gewaltmittel angewandt werden müssen.

Aus der großen Zahl dieser Ratschläge greifen wir die folgenden drei Proben heraus, von denen zwar wohl keins Aussicht hat, verwirklicht zu werden, die aber doch als Beispiele veranschaulichen, welche verschiedenen Wege eingeschlagen werden könnten, um zu einer wirklichen Gesundung des europäischen Wirtschafts- und Geldwesens möglicherweise zu gelangen.

Der starke Rückgang und neuerdings das Schwanken der Markvaluta bringt es mit sich, daß ein bilanzmäßiger Ausgleich von Soll und Haben nur auf dem Papier steht, aber keine Sicherheit mehr dafür gewährt, daß eine wirkliche Balance besteht. Die einzelnen Posten auf der Kredit- oder Debet-Seite bedeuten ganz verschiedene Werte. Einen wirklichen Wertmesser gibt bekanntlich nur das Gold, auch dieses noch nicht sicher, weil es besonders in unserer Zeit bedeutenden Schwankungen ausgesetzt ist. Aber soviel kann man wenigstens sagen: nur wenn der in Gold ausgedrückte Wert im Kreditsaldo steht, ist das Geschäft auf dem richtigen Wege. Auch bei Preiskalkulationen sollte man sich eigentlich alle Posten in ihren Goldwert umrechnen, da ja die meisten Waren keine Steigerung ihres wirklichen Wertes, oft nicht einmal ihres Tauschwertes erfahren haben, sondern nur in ihrer

Preisverschiebung mit anderen Tauschwaren (Lebensmitteln, Bekleidung, Löhnen) gleichen Schritt zu halten suchen. Hält man sich ein für allemal an die Berechnung nach Goldwert, so braucht man nicht alle Augenblicke

von Grund auf umzukalkulieren, sondern nur jeweils in Papier umzurechnen. Nur bei Schwankungen von 5-10% im Goldgeldwert wären Änderungen in der Kalkulation notwendig. - In den „Leipziger Neuesten Nachrichten" vom 20. April macht nun Dr. Ferd. Meyer einen „Vorschlag zur Gesundung unserer Geldpolitik", der in der Hauptsache auf der Festhaltung des Goldes als Wertmesser und Berechnungsmittel fußt, jedoch unter Beibehaltung des Papiergeldes als Zahlungsmittel. Das wäre also eine Art

Doppelwährung.

Standardmaß müsse die alte Goldmark bleiben, und zwar zu ihrem wahren (Auslands-) Kurs. Alle Preise, Löhne, Forderungen und Gegenforderungen wären in Gold festzusetzen, aber in Papier zu zahlen. Um Kursrisiken bei Bankdepots zu vermeiden, wäre allerdings eine ständige Fühlung mit den Banken notwendig, Eine große Schwierigkeit, auf die der Verfasser selbst aufmerksam macht, entstände bei der Zins- und Rückzahlung in Goldwert für geliehenes Kapital, denn hier würde der Gläubiger ungerechtfertigterweise bevorteilt. Er meint daher, man solle alle Kapitalverpflichtungen (außer den auf langfristigen Verträgen beruhenden) auf derzeit etwa 1 herabsetzen. Auch der Eigentumswert an Grundstücken solle auf 1% des Ertragswertes beschränkt werden, während die restlichen /5 an das Reich fielen und zur Abtragung des Notenumlaufes zu verwenden wären. Gegen diese Vorschläge ist folgendes einzuwenden: Die Arbeitnehmer würden sich wahrscheinlich gegen den ständigen Wechsel in der Höhe ihrer Entlohnungen in Papier schon deshalb wehren, weil die Kursänderungen niemals parallel gehen mit den Änderungen der Preise für allen privaten Wirt

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d. h. die amtliche Herabsetzung des Markwertes durch den Staat auf einen bestimmten Satz, der etwa dem jetzigen Stande entspräche. Die diese Ansicht vertretenden Finanzärzte sind sich wohl bewußt, daß dies nur ein Staatsbankerott mit anderem Namen wäre. Auch dem Gewinn unserer Wirtschaft an Stetigkeit würden sich überwiegende Nachteile entgegenstellen, wie Prof. Dr. v. Pistorius in der,,Industrie- und Handelszeitung" hervorhebt. Die Devalvation würde einen Rechtsbruch des Staates dar. stellen mit unabsehbaren rechtlichen und moralischen Folgen. Die tiefe Lebenshaltung des Volkes würde zur Permanenz erhoben werden. Nicht nur die Kapitalbesitzer würden betroffen, sondern auch die Inhaber von Lebens

versicherungen, die kleinen erwerbslosen Rentenbezieher und schließlich alle Gläubiger, die endgültig des Hauptteiles ihrer Forderungen verlustig gingen. Dem Ausland gegenüber würden sich die Einfuhrbedingungen der Rohstoffe verschlechtern. Eine steigende Valuta reizt die Einfuhr an, hemmt allerdings die Ausfuhr. Das letztere aber wäre im ganzen kein Schaden, da wir ohnehin, um Fertigerzeugnisse exportieren zu können, erst Rohstoffe einführen müssen. v. Pistorius kommt zu dem Schluß, wenn eine Devalvation einmal unvermeidlich sein sollte, dafür doch ein späterer Zeitpunkt gewählt werden müsse, schon weil zurzeit der durchschnittliche Inlandswert der Mark und ihr durchschnittlicher Auslandskurs doch viel zu weit auseinandergehen. Wenn schon eine Festsetzung des Markwertes von Staats wegen früher oder später kommen müßte, so wäre meines Erachtens doch eher anzuraten, daß man eine derartige Valutafixierung auf Zeit vornähme und je nach Möglichkeit von Zeit zu Zeit erneuerte. Soll eine solche

Stufen-Valuta

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kommen. Hierzu gibt der Schweizer Genossenschafter Prof. Dr. J. Fr. Schär in der Zeitschrift,, Schweizer Konsumverein" bemerkenswerte Erwägungen. Nur müßte die Aufgabe, die er dabei einem internationalen Bund der Genossenschaften zuweist, zur Vermeidung einseitiger

schaftsbedarf. Beim Aufsteigen der Markvaluta würde ja Lösungen von den Regierungen aller Länder übernommen

der Arbeitnehmer weniger Papierlohn erhalten als vorher, während die Lebensmittel- und sonstigen Preise nur langsam, oft gar nicht entsprechend folgen. Die geforderte Fühlung mit den Banken fehlt beim großen Publikum zumeist und kann gar nicht da sein. Die Kapitalisten und Grundbesitzer würden sich stark gegen eine Beschränkung ihrer Eigentumswerte verwahren. Der Grad der Herabsetzung dieser Werte müßte jeweils nach dem

werden. Nach Schär sollte eine

Internationale Zentralbank

mit Filialen in jedem Staate gegründet werden. Es wäre unter Beibehaltung des Papiergeldes ein Weltgeld zu schaffen, das in ganz bestimmtem Verhältnis zum Golde stände und als Rechnungsmittel im ausländischen Verkehr diente. Alle großen Export- und Importgeschäfte

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