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28. Weil in vielen Tageszeitungen achtloserweise noch Anzeigen aufgenommen werden, welche den Ankauf von Reichsmünzen betreffen, kommen Goldschmiede und Juweliere vielfach in Konflikt mit dem Staatsanwalt. Es ist notwendig, die neue Verordnung über den Handel mit Gold- und Silbermünzen genau zu kennen und zu befolgen. ᄆ 29. Eine Existenzfrage ist es, mit den Bestimmungen über Preiswucher, aber auch mit dem Begriff vertraut zu sein, was Artikel des täglichen Bedarfs sind, und wie ein Vermögensverlust beim Verkauf im Hinblick auf die fortgesetzte Steigerung der Einkäuferpreise vermieden wird. Unsere Geschäftsfreunde können deshalb allen Veröffentlichungen darüber nicht genug Beachtung schenken.

30. In der Messezeit sind besonders viele Ausländer in Deutschland. Weiß jeder Goldschmied und Juwelier, wie er sich zu verhalten hat im Hinblick auf den „Ausverkauf“ Deutschlands? Wenn nicht, so muß er sich sofort Rat und Klarheit verschaffen.

31. Diejenigen Fachgenossen, welche auf der Messe Aufträge erteilt haben, tun gut, daheim sofort die Bestellungsabschriften genau zu prüfen, um etwaige Richtigstellungen rechtzeitig vornehmen zu können.

Auskunftsstelle

der Deutschen Goldschmiede-Zeitung

5059. Auf welche Weise kann man rasch und sicher feststellen, ob ein Metall Platin ist? Wie kann man Platin von Iridium unterscheiden? F. R. i. K.

5101. Bitte teilen Sie mir mit, ob ich wegen der Luxussteuer mich noch irgendwo anzumelden habe. Ich zahle jeden Monat meine Luxussteuer an das Rentamt K. und bin daselbst unter L. Nr. 1 eingetragen. Jedoch verlangen meine Lieferanten immer noch eine weitere Luxussteuernummer. Wie steht es damit? J. H. i. K. 5102. Auf welche Weise untersucht man Platin? Das Verfahren mittels des Magneten kenne ich. Wie stellt man aber bei Platten u. dgl. die Echtheit fest? V. H. B. i. M. und A. D. i. L. 5103. Ich bitte Sie, mir betr. der Luxussteuer Ihren Standpunkt über die Versteuerung des silbernen Halbedelsteinschmuckes mitzuteiler. Nach dem Gesetz sind Waren mit Halbedelsteinen vom Hersteller zu versteuern. Nun aber gibt es den sogenannten echt silbernen Künstlerschmuck mit Halbedelsteinen, der 800/000- oder 900/000-gehaltig ist und demnach als Juwelierware beim Detailleur zu versteuern wäre. Hier weiß zur Zeit niemand, wie diese Ware zu versteuern ist. C. C. i. M. 5104. Ich kaufe alle Bijouteriewaren in Gablonz, also im Ausland, z. B. unechte Broschen, Ringe usw. Unterliegen diese unechten Schmucksachen der Luxussteuer?

A. A. i. Z. 5105. Ein Kunde bringt mir eine 20 Gramm schwere 333 goldene Herrenkette zum Ankauf und verlangt dafür 40 Mk. Der heutige Wert der Kette wäre gegen 200 Mk. Würde ich mich durch Ankauf zu dem niedrigen Preise strafbar machen?

P. F. i. J. 5106. Wie stellt man einen für Glas, Holz oder dergleichen gut verwendbaren Klebstoff her? S. B. i. St. 5107. Aus was besteht das Vulkanfiber, woraus zur Zeit die Musterkoffer gemacht werden? Ist der Grundstoff schädlich für eingelagerte Bijouteriewaren ? R. W. i. B. 5108. Wie kann man Goldverzierungen auf Porzellan und ähnlichen Massen herstellen? F. H. i. W.

Antworten unserer Mitarbeiter

5081. Ihren Zweck erreichen Sie am vorteilhaftesten durch das sogenannte Entgoldungsverfahren. Das Entgolden von Waren wird ebenfalls

in den Fabriken deshalb vorgenommen, um erstens möglichst wenig Material zu verlieren und zweitens Arbeitszeit zum Vorschlürfen usw. zu ersparen. Da die dem Entgoldungsbade entsteigenden Dämpfe (das Bad ist warm anzuwenden) sehr giftig sind, so muß das Verfahren allerdings unter einem Glaskasten vorgenommen werden. In einem Entgoldungstisch (ca. 80 X 90 cm hoch, 1m+ 80 cm Oberfläche) ist ein Bassin eingelassen, das aus Porzellan oder Email besteht und in dem die Entgoldung, je nach Art der Arbeit, schwächer oder stärker enthalten ist. Beim Arbeiten werden die Gegenstände am positiven Pol (umgekehrt wie beim Vergolden) angehängt, am negativen Pole die Anode. Letztere besteht am besten aus einem Stück Kupferblech, auf dem sich das von der Ware galvanisch abgezogene Edelmetall niederschlagen kann. An Entgoldungsflüssigkeiten nennen wir nachstehende Zusammensetzungen:

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Die letzte Mischung ist besonders stark. Die Waren werden an einem Haken eingehängt, von Zeit zu Zeit ausgehoben und in lauwarmem Wasser abgespült. Ist der richtige, helle Farbton erreicht, so wird abgespült und in Sägespänen aufgetrocknet. Entgoldungsflüssigkeit kann man auch von den bekannten Scheideanstalten fertig beziehen. ᄆ 5101. Nach Ablauf der Steuerperiode (Vierteljahresschluß) soll die Nummer erneuert werden. Wenn Sie die alte Nummer behalten, teilen Sie das dem Lieferanten mit.

5103. Nach § 6 des Umsatzsteuergesetzes ist der wertvollere Bestandteil des Schmuckstückes maßgebend. Hat das Silber den Mehrwert, so hat es der Juwelier im Kleinhandel zu versteuern.

5104. Umsätze aus dem Ausland sind nach § 2, Ziff. 1 des Umsatzsteuergesetzes von der Umsatzsteuer ausgenommen. An sich wären vom Hersteller 15 Proz. Luxussteuer darauf zu zahlen.

5105. Wenn jeder Verdacht an einen unredlichen Erwerb ausgeschlossen ist, können Sie die Kette für 40 Mk. kaufen, da jedermann einen Preis machen kann, wie es ihm beliebt. Sie müssen den Verkäufer über den Erwerb befragen und sich darüber Aufzeichnungen machen.

5106. Einen gut klebenden, farblosen und durchsichtigen Leim für Holz, Papier, Porzellan, Glas usw. erhalten Sie durch Zusammenreiben von 40 Teilen pulverisiertem Gummi arabicum, 4 Teilen salpetersaurem Kalk in 50 Teilen Wasser. Der Klebstoff trocknet allerdings erst nach 3-4 Tagen, hält aber außerordentlich fest.

5107. Bei Herstellung von Vulkanfiber wird die zu vulkanisierende Faser durch Behandlung des Papicrs mit 75grädiger Chlorzinklösung nergestellt, dann wird das Produkt ausgewaschen und pergamentiert. Letzteres geschieht in einem Gemenge von konzentrierter Schwefelund Salpetersäure. Zur Herstellung von Kofferwänden müssen dann solche Papierlagen mehrfach aufeinandergelegt und geklebt werden. Um sie noch widerstandsfähiger zu machen, werden die fertigen Lagen nochmals in einem Kochsalzbad und dann in einer Schwefelsäurelösung von geringem Kalisalpetergehalt behandelt. Von einer Schädigung in Vulkanfiberkoffer eingelegter Bijouteriewaren ist uns noch nichts bekannt geworden. ᄆ

5108. Das kann im Wege der Vergoldung geschehen, und zwar auf zweierlei Art und Weise: Entweder im sogenannten kalten Verfahren oder durch Brennverfahren. Bei kaltem Verfahren wird Goldpuder mit einem Dammarlack auf die zuvor gut entfetteten Stellen des Porzellangegenstandes aufgetragen. Dann läßt man es trocknen. Das Brennverfahren erfolgt auf zwei Arten, ist aber wesentlich dauerhafter als das Auftragverfahren. Entweder wird das Gold aus einer Goldchloridlösung mit Oxalsäure gefällt, das so gewonnene Pulver mit Dicköl und eirem aus Quecksilberoxyd, Wismutnitrat und geschmolzenem Borax bestehenden Flußmittel mittels Pinsels aufgetragen und bei 800° gebrannt. Die dann noch matte oder schmutziggelb erscheinende Oberfläche ist mit Quarzsand zu schleifen und mit Achat zu polieren. Die zweite Art ist das sogenannte Glanzgoldverfahren. Bei diesem wird ein organisches Goldpräparat in einem ätherischen Öl oder in Schwefelbalsam gelöst, mit Wismut versetzt, aufgetragen und bei 300-500° eingebrannt. Hiernach zeigt die Oberfläche sofort Glanz. Doch erzeugt letztere Methode geringere Auftragstärke als das Poliergoldverfahren. ᄆ 5109. Woraus besteht die Modelliermasse oder Paste, die Pariser Künstler benutzen, um ihre Schmuckentwürfe als fertig modellierte Vorlagen für den Stahlgraveur herzustellen? Sie muß auf Papier oder Karton gut haften, modellierfähig und mit Aquarellfarben zu bemalen sein, ohne sich auflösen. W. H. W. i. O.

Antworten aus dem Leserkreise. 5098. Ohne das vorhandene System zu kennen, ist die Frage schwer zu beantworten. Ich vermute, daß der Übelstand beseitigt wird, wenn Sie die Luftkanäle Ihres Eingusses durch Nachfeilen vergrößern. Der gespaltene Kern dieser Eingüsse wird mit Asbest ausgefüllt und die Einschnitte mit Graphit, Trippel oder Lehm verschmiert. Dieser Kern muß dünnwandig und federnd sein. Bei neuem Gebrauch ist immer wieder nachzusehen, daß der Kern ausgeputzt und dann neu bestrichen wird, damit die Federung erhalten bleibt. Ebenso ist nachzuprüfen, daß die Luftlöcher nicht verstopft sind. Bei 14 kar. Gold wird der Einguß erwärmt. W. W. i. L.

✩✩ Sonntagsstunde ✩ ✩

Unter

Ein Kreuz.

Von Heinrich Bick.

Sieh', wo die Klippen ragen
Am öden Ostseestrand,
Des Nordens Stürme jagen
Aufbeulend ins deutsche Land,
Dort steht so seltsam und allein
Verlassen, vergessen ein Kreuz von Stein.
Zerstört die Inschrift von der Zeit,
Und keine Seele weit und breit,
Die dir, o Wanderer, kann sagen
Des Kreuzleins Mär aus grauen Tagen.
Wenn's Frühling wird im Lande,
Erblüht im Sonnenschein
Um's Kreuz umber im Sande
Viel blau Vergißnichtmein.

Es schmückt die Stätte Jahr um Jahr
Und troßt, und troßt aller Gefahr:

Es muß in Sommernächten
Dem Kreuzlein Kränze flechten.

Und wenn der Herbst herüberziebt,
Dann singt die See ein stürmisch Lied.
Dies Lied, ein Sang so hoch und hehr
Von Lieb' und Treu' zu Land und Meer,
Es kann allein dir sagen

Des Kreuzleins Mär aus grauen Tagen.

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An der Bernsteinküste.

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Inter Bernsteinküste" versteht man denjenigen Teil des Samlandes, der sich vom ostpreußischen Städtchen Pillau nördlich bis Brüsterort und weiter ostwärts bis zum Seebade Cranz erstreckt, also das westliche und nördliche Gestade des Samlandes. Diese Gegend gewährt Malern und Zeichnern prächtige Motive, und wer eine ostdeutsche Gemäldegalerie oder Kunstausstellung besucht, findet dort sicher auch eine,,Partie von der Bernsteinküste". An der Bernsteinküste schäumt die salzige Flut über das vor längstvergangenen Zeiten versteinerte Harz der Bernsteinfichte und richtet fortgesetzt ihre Angriffe gegen den Strand. Die Geologen behaupten, daß der westlich gelegene samländische Strand jährlich etwa drei Zentimeter landeinwärts zurücktrete, und daß vor ein paar Jahrtausenden der Strand da begonnen habe, wo das Meer heute bereits 10 bis 15 Meter tief sei. Zu beiden Seiten des Samlandes ziehen sich in sanft geschwungenen Bogen die Nehrungen dahin, wie wenn sich ein Riesenvogel niedergelassen und seine Schwingen zum Fluge ausgebreitet hätte. Das Städtchen Pillau zählt nur etwa 3300 Einwohner und hat harte Zeiten erlebt. Im Kriege zwischen Polen und Schweden erschien 1626 König Gustav Adolf von Schweden und eroberte die Stadt. Unverzüglich ging er an die Befestigung des strategisch wichtigen Punktes, und die von ihm aufgeworfenen Schanzen bildeten die Grundlage der später vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm erbauten Festung. Im Siebenjährigen Kriege brachten die Russen Pillau in ihre Gewalt und erweiterten und verbesserten den Hafen. Weiterhin wurde die Festung durch zwei Außenforts widerstandsfähiger gemacht und hielt sich im unglück.ichen Kriege 1806/07 bis zum Friedensschlusse zu Tilsit am 9. Juli 1807.

Für die Haupt- und Residenzstadt Königsberg ist Pillau von besonderer Wichtigkeit. Schiffahrt, Handel, Fischfang und Schiffbau stehen in voller Blüte, und in Pillau treffen wir Konsuln für Mecklenburg-Schwerin, Oldenburg, Schweden, Norwegen, Dänemark, Niederlande und Spanien. Da die Ostsee wegen ihrer Untiefen und flachen Küsten für die Schiffahrt viel Gefahren in sich birgt, so sind an den gefährlichsten Stellen Leuchttürme erbaut, welche den Schiffen, namentlich bei Stürmen, Nebel und nächtlicher Dunkelheit zur Orientierung dienen. Der Pillauer Leuchtturm ist 31,5 Meter hoch und trägt am Tage eine Fahne, welche die Stromrichtung im Pillauer Tief angibt.

Setzt man seine Wanderung von Pillau an der Bernsteinküste nördlich weiter fort, so erreicht man bald das Ostseebad Neuhäuser mit einem hübschen Parke, worin das „Große Logierhaus" steht. Unfern des Schienenweges zwischen Pillau und Fischhausen erheben sich auf der steil abfallenden Haffküste die Ruinen von Lochstädt, wo ehedem der Hochmeister Heinrich Reuß von Plauen, der Held und Erretter der Marienburg, seine Tage beschloß, nachdem er seiner Würde entkleidet und wegen angeblichen Hochverrats zu harter Freiheitsstrafe verurteilt worden war. Die Burg wurde 1240 erbaut zum Schutze eines später versandeten Tiefes. In den beiden noch vorhandenen Flügeln sind erhalten die Kapelle, die Küche, des Komturs Remter und andere Gemächer. In diesen erblickt man mancherlei Erinnerungen an Heinrich Reuß von Plauen, dessen tragisches Ende eine trübe Folie in der Geschichte des deutschen Ritterordens bildet.

Mehr nach der See gelegen grüßt auf einer ansehnlichen Erhebung das Sankt Adalbertskreuz bei Tenkitten. Das würdige eiserne Kreuz steht in einer jungen Baumpflanzung, um deren Gedeihen sich der evangelische Ortspfarrer viel Verdienste erworben hat. Auf der Weiterwanderung bietet der Strand wenig Abwechslung und zieht sich so bis Palmnicken hin, wo bekanntlich die größten Bernsteinwerke sind. Bernstein! Wer hätte noch nicht irgend einen Schmuck vom „Gold der Ostsee" gesehen? Schon die alten Phönizier sollen ihn von der Bernsteinküste geholt haben, und er ist ein gar wichtiger Industrie- und Handelsartikel. Wählen die Stürme die See tüchtig auf, so daß die Wogen zischend und brausend auf den Strand rollen, so werfen sie große Mengen Seetang aus, welcher den Bernstein enthält. Aber die See gibt ihre Schätze nicht so leicht her, zieht vielmehr das Gestein gern in die Tiefe zurück, und deshalb gehen die Strandbewohner, bis an den Hals in Leder gehüllt, in die wogende Flut und schöpfen das vom Grunde losgerissene Kraut mit ihren Käschern und ziehen es ans Ufer, wo es von Frauen und Kindern nach Bernstein durchsucht wird. Es ist vorgekommen, daß einzelne Ortschaften, an einem einzigen Tage für mehrere tausend Mark Bernstein gewonnen haben. Die Art der Gewinnung heißt das „Schöpfen“ und ist an die angrenzenden Dörfer vom Staate verpachtet. Die anderen Arten der Gewinnung hat sich der Fiskus vorbehalten (Bernsteinregal).

Bei Brüsterort erreicht man den an Naturschönheiten reichen Nordstrand des Samlandes, der als schönster Teil Ostpreußens gilt. Bald gibt es ziemlich öde Partien, bald sich weit in das Land ziehende bebuschte Schluchten, bald jähe Dünenküsten, bald Steingeröll (erratische Blöcke) und malerische Höhen. Am Nordstrande liegen Klein- und Groß-Kuhren, Warnicken, Neukuhren und Rauschen. Man glaubt sich auf einmal in eine Gebirgsgegend versetzt, so schroff und zerklüftet sehen die Bodenerhebungen aus. Die Wolfsschlucht bei Warnicken hat den im ostpreußischen Städtchen Neidenburg geborenen Dichter und Schriftsteller Ferdinand Gregorovius, bekannt durch sein achtbändiges Werk: Die Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter, zu einer mustergültigen Schilderung begeistert:

Die üppigste Vegetation bedeckt die steilen Wände, die sich nach dem Meere zu erweitern. Man wandert in der Schluch bergauf, bergab, immer längs des Baches in der grünen Walddämmerung, gewiegt von dem eintönigen Rauschen des Meeres, das man noch nicht sieht, bis plötzlich die blaue See hereinstrahlt und sich dem Blicke die unendliche lichte Meerferne auftut, ein überraschender Kontrast zu der Enge der Schlucht und ihrem Dunkel. Wir setzen uns auf einen der Granitblöcke nieder, welche hier das Meer in großer Zahl an die Küste gewälzt hat und von denen der Naturforscher sagt, daß sie eingeklemmt in Eisschollen vom Nordpol kommen."

Einer der schönsten Punkte an der Bernsteinküste, wenn nicht der schönste überhaupt, ist das Ostseebad Rauschen. Traumverloren liegt es an einem Teiche im herrlichsten Baumschmuck, mit seinen Strohdächern neben villenartigen Gebäuden. Rauschen ist ein beliebter Ausflugsort der Königsberger, sobald der Sommer zum Bade einlädt. Beim Seebade Cranz erreicht die Bernsteinküste ihr Ende. Haben die anderen Badeorte an der Bernsteinküste mehr lokale Bedeutung, so trägt Cranz einen unverkennbar internationalen Charakter. Die Umgegend weist keine allzu große Abwechslung auf. Der flache Strand eignet sich vorzüglich zum Baden, und das Waldhaus bei Cranz ist ein beliebter Aufenthaltsort.

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Diebeners Kunft u Werkblätter

Eine neue größere Arbeit, ein Tafelaufsatz, in Silber getrieben, von dem bekannten Nürn-
berger Goldschmied Joseph Pöhlmann zeigt uns den Meister auf gewohnter technischer
Höhe und im Bereid phantasievoller künstlerischer Gestaltung. Die Neuheiten von
Brinkmann & Lange in Bremen befinden sich im Fahrwasser neuzeitlicher Schmuck-
kunst, die besonders Wert darauf legt, das Edelmetall als leicht hingeworfenes Dekor
in eleganter Glanzlichtführung zu betrachten.

Prof. S.

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HANDEL INDUSTRIE+EXPORT Internationales Edelmetallgewerbe

Leipzig

Nachdruck aus dem Originalinhalt nur mit Genehmigung der S hriftleitung gestattet

Die deutsch-italienischen Handels

6. M rz 1920

kennen. Die größte Schwierigkeit liegt in der Valuta,

beziehungen nach dem Friedensschluß. und die Lösung dieser Frage hängt nicht von ihr ab,

Als

[Originalbericht unseres Vertrauensmannes

in Mailand.]

ls im Herbst 1919 die ersten Deutschen wieder nach ihrem früheren Wohnort in Italien zurückkehrten, waren sie sehr erfreut über die überaus herzliche Begrüßung von seiten ihrer früheren Geschäftsfreunde und Bekannten und hörten überall den lebhaften Wunsch äußern, daß die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern baldigst wieder aufgenommen werden möchten. Überall, wo man sich hinwandte, in den Kreisen der Industrie, des Großhandels, bei den Ladenbesitzern und den Handwerkern traf man ein Sehnen nach Wiederkehr der guten und preiswerten deutschen Waren und hörte mit einem Optimismus, den man leider nicht teilen konnte, die feste Überzeugung aussprechen, daß Deutschlands Handel und Industrie in kurzer Zeit wieder hochkommen würden. Viele Italiener kauften Mark zum damaligen Kurs von 40-60 L., der inzwischen auf 18 bis 19 L. gesunken ist, und viele reisten nach Deutschland, um Einkäufe zu machen. Mancher ist unverrichteter Dinge zurückgekehrt, teils weil er keine fertigen Waren vorfand, teils weil die Verkaufsbedingungen nicht paßten; gar mancher hat heute noch die damals gekauften Mark daliegen und wartet auf deren Besserung. Warum ist bis jetzt noch kein rechter Schwung in die deutschitalienischen Handelsbeziehungen gekommen?

Einerseits wirken überaus hemmend die Maßnahmen, die die italienische Regierung getroffen hat und die in Einfuhrverboten und teilweiser Beschränkung auf den Versand in Postpaketen bestehen. Andrerseits sind die Verhältnisse in Deutschland daran schuld: Die deutsche Industrie braucht längere Zeit, um sich wieder auf die Friedensarbeit einzustellen und wieder mit der ins Kleinste geregelten Organisation zu arbeiten, die ihr den Weltmarkt erobert hat. Dazu kommt die durch gekürzte Arbeitszeit und durch Kohlenmangel verminderte Produktion, die Schwierigkeit der Rohstoffbeschaffung und nicht zuletzt die Teuerung der Waren und die Unsicherheit der Preise infolge der Valutaschwankungen und der immer wieder erhöhten Arbeitslöhne und gesteigerten Preise der Rohstoffe und Hilfsmaterialien. Das ominöse Wort „freibleibend" muß möglichst bald verschwinden, und der deutsche Fabrikant muß mit aller Energie dahin wirken, daß er in naher Zeit wieder feste Preise und Liefertermine eingehen kann; andernfalls droht der deutschen Industrie der Verlust fremder Märkte, denn auf längere Zeit ist kein Handel möglich, wenn der Besteller nicht weiß, ob, wann und zu welchen Preisen er die bestellten Waren erhalten wird und er vom Tag der Bestellung bis zur endlichen Lieferung Aufschlag auf Aufschlag um mehrere 100 Prozent erleben muß. Zu viele Enttäuschungen haben die italienischen Geschäftsfreunde in den letzten 6 Monaten erfahren, und ihr anfänglicher Enthusiasmus für die Wiederaufnahme der Beziehungen wurde merklich abgekühlt.

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Freilich, man darf die großen Schwierigkeiten, mit denen die deutsche Industrie zu kämpfen hat, nicht ver

sondern ist international. Wenn die deutsche Valuta sinkt, die Rohmaterialien dadurch im Preise steigen, und die Arbeitslöhne, der verteuerten Lebenshaltung entsprechend, erhöht werden müssen, ist ein Aufschlag auf die deutschen Waren wohl begründet. Diesen Aufschlag empfinden die neutralen Länder wie die Schweiz, Spanien, Holland usw. nicht, da ihre Valuta bei uns gleichzeitig gestiegen ist. Diese Länder zahlen also den notwendig gewordenen Aufschlag, ohne ihn zu verspüren, und der Fabrikant findet reichlichen Nutzen dabei, nach diesen Ländern ohne großen Aufschlag in ihrer Währung zu verkaufen, haben doch deren Rimessen schon seit längerer Zeit einen Wert von 1500 Prozent und mehr.

Anders liegen die Verhältnisse in den Ländern mit entwerteter Valuta, ganz besonders in Italien, dessen Lirekurs in der Schweiz von 70 Frs. im August v. J., auf 30 Frs. im Februar d. J. gesunken ist. Hier ist es schwer oder geradezu unmöglich, eine Grundlage zu finden, die die Preise einigermaßen stabil erhält, sei es, daß man in Liren, Schweizer Franken oder in Mark verkauft. Der Verkauf in Liren ist nicht zu empfehlen, weil die Kursschwankungen zu häufige Änderungen der Preise bedingen und bei Aufwärtsbewegung der Lire Abschläge den Italienern nicht rasch genug kommen werden. Verkauft man in schweizerischen Franken, wie es viele Fabrikanten tun, dann müssen die Italiener bei dem gegenwärtigen Stand der Lire einen Aufschlag von 200 Prozent bezahlen, da die schweizerischen Franken auf 300 L. stehen. Dies hat vielfach verstimmt, denn die Italiener wissen, daß die schweizerischen Franken dem Fabrikanten einen unnötig hohen Nutzen bringen, und halten es nicht für richtig, daß man ihnen dafür das Opfer eines Aufschlags von 200 Prozent zumutet. Nicht mit Unrecht sagen sie, daß die Ware dadurch unnötig verteuert wird. Die Berechnung in Mark findet den meisten Beifall; Hoffnung auf Kursgewinn mag dabei mitsprechen. Sinkt die Mark im Wert und wird dadurch ein Aufschlag auf die Preise nötig, so wird er meist kompensiert durch die billigere Anschaffungsmöglichkeit der Mark. Aber auch hier sind Grenzen, über die man nicht gehen sollte. Wenn wir gar zu teuer verkaufen, laufen wir Gefahr, den italienischen Markt zu verlieren. Die italienische Fabrikation verdient ernste Beachtung. Zu hohe Preise unserer Waren sind ein Ansporn für die italienische Fabrikation, die in sehr vielen Branchen, namentlich während des Krieges, teilweise auch schon früher, aber damals mit weniger Erfolg, sich darauf verlegt hat, die deutschen Waren nachzuahmen und Ersatz dafür zu schaffen. Mehrere Industrien, darunter auch solche der Edelmetallbranche, sind während des Kriegs bedeutend leistungsfähiger geworden, da auch die Beschaffung des Kapitals keine Schwierigkeit mehr bereitete.

Um der Gefahr der Verdrängung auf dem Markt zu begegnen, dürfte sich für Länder mit entwerteter Valuta, wie Italien, ein System der Preisfestsetzung empfehlen, das mehr Rücksicht auf die einzelnen Länder nimmt und sie sozusagen individuell behandelt. Es ist von Schaden,

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