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5069. Wer liefert Zigarettenspitzen in Elfenbein mit Silbereinlage in türkischer Arbeit? A. G. i. L. 5070. Wer fabriziert Krawattennadeln mit Uhrwerk? Das Werk wird in der Krawatte eingenäht und dreht dann zwei Sterne mit Brillanten. A. F. i. R. Gangzeit etwa drei Stunden. 5071. Gibt es elektrische Schmelzöfen für den Kleinbetrieb mit Tiegeln, 500-1000g Schmelzgut fassend, und wo sind dieselben zu haben? F.R.i.K. 5072. Wird Rein-Nickel von Säure angegriffen oder besser, wird es stark angegriffen? Unser Nickelgeld wird von Salpetersäure leicht angegriffen, ich vermute, daß dieses nicht reines Nickel ist. In weleher Säure löst sich Platin? J. T. i. H. 5073. Wie richtet man echte Perlen, welche durch längeres Tragen unansehnlich geworden sind, wieder her? Fr. Z. i. A.

5074. Häufig habe ich die Erfahrung gemacht, daß 8kar., ja auch 14kar. Ringe schwarz oder dunkelbraun angelaufen mir zurückgebracht wurden. Früher trat das seltener auf. Wer kann mir über Ursache und Abhilfe dieser Erscheinung etwas mitteilen? R. R. i. L.

5075. Ich fertige Sachen, bei denen ein sog. Hohlverfahren in der Weise angewendet wird, daß man mit Kupfer oder dergl. auszieht und dieses dann ausfressen läßt. Bei dem jetzigen hohen Preis der Metalle möchte ich jedoch ein anderes Verfahren anwenden. Wer kann mir ein solches angeben? M. W. i. G.

5076. Lassen sich auf Glasgegenständen mit Beschlägen matte Inschriften, Monogramme u. dergl. anbringen, und wie? G. R. i. L. 5077. Ich habe eine Argentanlegierung emailliert, die Masse springt aber wieder ab und hält nicht. Was kann ich da tun? T. J. i. G.

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7. Über den Vermögenssorgen darf die Neuauszeichnung und Ergänzung des Lagers für das Ostergeschäft nicht verzögert werden.

8. Gerade dem Goldschmied und Juwelier darf es auf einen Tag mehr oder weniger für den Besuch der Leipziger Frühjahrsmesse (29. Februar bis 6. März) nicht ankommen, um seine Einkäufe in Ruhe zu machen. Daher muß er sich schon jetzt darauf einrichten.

9. Die Einstellung eines Lehrlings nicht übereilen, sondern die sorgfältigste Wahl treffen. Immer mehr neigen die gebildeten Kreise dazu, ihre begabten Söhne dem Kunsthandwerk zuzuführen. Das Goldschmiedegewerbe braucht solchen Nachwuchs.

10. Wer die Haftungsausschlußzettel für Reparaturen (s. Nr. 45/46 der D. G. Z. vom 8. Nov. 1919) noch nicht eingeführt hat, tut gut daran, das mit Beginn des neuen Geschäftsjahres nachzuholen. Dieselben schützen ihn vor Schadenersatz und endlosen Scherereien und sind in unserer Expedition zu haben. 11. Eine Sammlung von Diebeners Kunst- und Werkblättern anlegen, die im Laufe der Jahre einen unschätzbaren Wert haben wird. Sammelmappen erscheinen demnächst.

Auskunftstelle

Der allgemeinen Beantwortung empfohlene
fachtechnische und wirtschaftliche Fragen.

5053. Welchen Zusatz enthält künstliche Kohlo zur Bindung des
Kohlenstaubs?
W. B. i. E.
5056. Wie kann man einen Diamant oder Brillant vom ähnlichen Edel-
stein unterscheiden? Wie oder womit kann man die Probe machen?
J. W. i. C.
5058. Kann mir jemand von den Herren Kollegen eine gute Legierung
für 8er und 14 er in gelber Farbe zur fugenlosen Trauringfabrikation
Blechverfahren angeben? Beim Zusetzen von Messing reißt das Blech
öfters. Wie kann man Gold, welches reißt, gut abtreiben? H. L. i. B.
5059. Auf welche Weise kann man rasch und sicher feststellen, ob ein
Metall Platin ist? Wie kann man Platin von Iridium unterscheiden?
F. R. i. K.
5061. Wieviel Alaun und Ferrisulfat muß zur Goldfarbe aus Salpeter,
Salz und Salzsäure zugesetzt werden, um einen lehmigen Ton zu er-
halten?
A. K. i. D.
5062. Wie oxydiere ich unechte Gegenstände, sowie glatte, auf dem
Deckel emaillierte Dosen? Ich habe das Oxydieren mit Schwefelleber
probiert, wobei die Gegenstände fleckig wurden.
W. G. i. H.

5065. Wie können alte unansehnliche Haarspangen und Pfeile wieder aufpoliert und wie neu hergerichtet werden? G. P. i.W.

5066. Welcher Kollege kann mir eine gelbe weiche Legierung für 585 und 333 Gold mittels gelber Bronze angeben; woher kann ich die dazu passende Bronze beziehen? G. F. i.W. 5067. Wer ist der Fabrikant des zweiteiligen Manschettenknopfes mit Druckknopfvorrichtung in echt und unecht? A. F. i. J.

5068. Wer fabriziert die Trauringe mit dem Stempel „H. T.“ im Kreis? A. B. i. J.

5078. Wer fertigt Silberdrahtnetze, sog. Haarsiebe und Siebe mit fein gebohrten Löchern als Einsätze in Kaffeemaschinen? K. Th. H. i. D. 5079. Wo erhalte ich die Taschenlampenbatterien Merkur Nr. 45? A.D. i. H. 5080. Wer liefert ein Schaufensterausstellungsstück in sehr guter Ausführung (Messing oder Bronze vergoldet), darstellend einen Amboß, auf dem zwei Amoretten einen Trauring schmieden? C. D. i. A.

Antworten unserer Mitarbeiter

5062. Zum Oxydieren von Silber und versilberten Waren, sofern der ganze Gegenstand mit Oxyd überzogen werden soll, wird in allen bedeutenden Metallwarenfabriken Schwefelkalium (Schwefelleber), in Wasser gelöst, verwendet. Der Gegenstand wird mittels eines Kupferdrahts in die heiße Lösung getaucht, ev. zwecks dunklerer Färbung einige Zeit in dem Bad belassen. Durch Abreiben mit einem nassen Lappen und feinstem Bimsstein wird das überschüssige Oxyd abgerieben. Zum Schluß wird mit der Zirkularbürste durchgekratzt. Wenn Sie schlechte Erfahrungen mit diesem Bad gemacht haben, so ist die Ursache in den Vorbereitungsarbeiten zu suchen. Zum Oxydieren von Waren, an welchen nur das Ornament, dagegen die Fläche überhaupt nicht gefärbt werden soll, wird Essigsäure verwendet. Diese wird mit einem Pinsel aufgetragen und nach dem Trocknen, wie oben angegeben, mit Lappen usw. bearbeitet. Das Oxyd bekommt eine tiefere Farbe und trocknet schneller, wenn die Gegenstände vor dem Aufpinseln erwärmt werden, was man bei Gefäßen zweckmäßig durch Eingießen von heißem Wasser erreicht. ᄆ 5064. Die Selbstherstellung eines guten Zaponlacks ist nicht so einfach, wie Sie anzunehmen scheinen. Durchsichtiger Zapon besteht aus ungefärbtem Zelluloid und Azeton. Zu 20 g weißen Zelluloidabfällen in kleine Stückchen zerschnitten, gibt man 200g Azeton. Letzteres ist in Apotheken oder größeren Drogenhandlungen zu haben. Da Azeton sehr flüchtig und feuergefährlich ist, muß die Flasche gut verschlossen sein. Die Auflösung nimmt längere Zeit in Anspruch. Häufiges kräftiges Schütteln befördert die Zersetzung. Das Ergebnis bildet eine klare dickflüssige Masse, die man durch Zusatz von 750-800 g Amylazetat verdünnt. Alsdann muß die Flüssigkeit zum Klären noch einige Zeit stehen bleiben. Wie aus den Ausführungen hervorgeht, läßt sich also der Lack nicht von heute auf morgen herstellen. Ohne zweck entsprechende Einrichtungen tritt ührigens leicht Materialverlust ein. Außerdem ist die Güte des Erzeugnisses abhängig von der Sachkenntnis und Erfahrung des Ausführenden. Schließlich gebe ich zu bedenken, daß die beste Ware durch einen schlechten Zaponlack nachteilig beeinflußt wird. In Würdigung dieser Umstände würde ich raten, die Selbstbereitung zu unterlassen, wenn es sich nicht um größeren Bedarf handeln sollte. Wenden Sie sich an eine Spezialfabrik, wie solche in jeder metalltechnischen Zeitschrift inserieren. ᄆ

5065. Vor allem ist festzustellen, aus welchem Material die Haarspangen und Pfeile bestehen. Horn erfordert eine andere Behandlung wie künstliches Material, wie Zelluloid, Galalith usw. Eine genauere Anweisung läßt sich daher nicht geben. Auf alle Fälle müssen die Gegenstände, wenn sie stark beschädigt sind, wie Metall, mittels einer Lederscheibe und feinem Bimsstein, vorgeschliffen und dann mit Poliermitteln, Trippel etc. und Filz- und Flanellscheiben nachpoliert werden. Antworten von Fachkollegen

5074. Viele Kollegen werden in letzter Zeit die Erfahrung gemacht haben, daß ihnen 8 Karat, ja sogar 14 Karat Ringe schwarz oder dunkelbraun angelaufen wiedergegeben wurden. Eine Erscheinung, die in früherer Zeit seltener war und dann meistens nur bei Benutzung von schwefelhaltigen Seifen, Salben etc. auftrat. Nach sehr häufigen Versuchen mit vielen Ersatzwaschhilfsmitteln habe ich nun festgestellt, daß speziell viele Ersatzwasch- und Seifenpulver, ja sogar für gut angepriesene Seifen Substanzen enthalten, die in kurzer Zeit eine schwarze Ablagerung auf Ringen zurücklassen. Speziell bei Ringen von Frauen, die viel mit Wäsche zu tun haben, tritt die Erscheinung auf. Wenn nun auch einige Striche mit der Lederfeile meist genügen, um den Anflug zu entfernen, so sind solche Vorfälle doch immerhin manchem nicht ganz klar. Mögen diese Zeilen den Herren Kollegen zur Aufklärung, gleichzeitig auch zur Beruhigung der Kunden dienen. Gustav Messor, Obernkirchen DEUTSCHE GOLDSCHMIEDE-ZEITUNG Nr. 1

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Alles gleich?

Von Theodor Fontane.*)
Eigentlich ist mir alles gleich,
Der eine wird arm, der andere reich,
Eigentlich ist alles so so,

Heute traurig, morgen froh,
Frühling, Sommer, Herbst und Winter,
Ach, es ist nicht viel dahinter

Aber mein Enkel, soviel ist richtig,
Wird mit nächstem vorschulpflichtig;
Und in etwa vierzehn Tagen
Wird er einen Ranzen tragen,
Löschblätter will ich in's Heft ihm kleben,
Ja, das möchte ich noch erleben!
Eigentlich ist alles nichts, -
Heute hält's und morgen bricht's,
Hin stirbt alles, ganz geringe
Wird der Wert der ird'schen Dinge;
Doch, wie tief herabgestimmt

Auch das Wünschen Abschied nimmt,
Immer klingt es noch daneben':

Ja, das möcht' ich noch erleben!

*) Wir gedenken damit des 100. Geburtstages des Dichters der Mark (30. Dezember 1819).

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's ist ganz klar, daß die Frau einen großen Einfluß auf unsern Wirtschaftsmarkt, auf unsere gesamte Volkswirtschaft hat. Sie ist ja nicht nur stark an der Erzeugung der Waren beteiligt, sondern kommt auch als Verbraucherin außerordentlich in Frage. Die Frau als Käuferin das erschließt den Blick dafür, welche Macht ihr in die Hände gegeben ist.

Gerade die Gegenstände des modernen Kunstgewerbes sind es, die besonders von der Frau erstanden werden. Sie schafft nicht nur diejenigen Dinge fast ausschließlich an, die im Familienheime zum Gebrauche bestimmt sind, sondern auch besonders die zum Schmucke dienen. Wenn sie auch manches selbst anfertigt, so bleibt doch das meiste, was sie im Laden ersteht, Fertigware. fortwährend brauchen ja Wohnung und Haushalt Ergänzungsstücke, die lediglich die Frau zu besorgen hat. Dann ist zu erinnern an die vielen Feste im Laufe des Jahres, die zu Einkäufen, besonders aber zu Geschenken anregen. Denken wir an die Gaben, die den Dienstboten, den Kindern, Familienmitgliedern und Freunden gegeben werden; sie alle gehen fast ausschließlich durch

die Hände der Frau.

Ihr ist deshalb eine besondere Mission zugewiesen,

nämlich die,

mil Geschmack, zu kaufen

nur wirklich gute Ware zu erstehen. Wir leben heute in einer Zeit, wo die Kunstbewegung hohe Wogen schlägt. Der Hauptgedanke dieser Bewegung, dem Schönen im Leben eines jeden Menschen die gebührende Stellung einzuräumen, hat kräftig Wurzel gefaßt, wir können mancherlei Beispiele anführen, wie die Kunstidee in der Jugenderziehung ebenso wie im Leben der Erwachsenen bereits manche gute Frucht gezeitigt hat. Aber wir müssen doch zugeben, daß es mit der åsthetischen Empfindung in der praktischen Lebensführung

unserer Massen noch herzlich schlecht bestellt ist. Wir begnügen uns noch viel zuviel mit schlechter Ware; die sogenannten „Hausgreuel" in unserer Wohnung sind durchaus keine Seltenheit; wir denken zu wenig daran, welchen Maßstab wir an die Dinge unseres Lebens legen sollten. Jeder Gegenstand müßte doch in erster Linie zweckentsprechend sein. Diesem Hauptsatze sind die Forderungen beigeordnet, daß er aus echtem, aus gutem Material bestehe, daß er Festigkeit und Gediegenheit verrate, daß er wahr sei. Über diese selbstverständlichen Forderungen hinaus soll er durch die Kunst eine Veredelung erfahren, auf eine höhere Stufe gehoben werden. Aber auch hierbei mag beachtet werden, daß kein Ornament sinnlos, daß jeder Schmuck am Platze sei, daß besonders durch Überladung der Gegenstand nicht entwertet, sondern durch Geschmack emporgehoben werde.

Wenn wir diesen selbstverständlichen Maßstab an unsere Dinge anlegen, so werden wir gar vieles

scharf verurteilen

müssen. Wir begegnen in den Läden wie in den Häusern vielem Schund. Da gibt es so vielerlei, was uns geradezu anlagt, ohne Not so vielen leichten Kram, der, lose zusammengeschlagen, ebenso schnell zerfällt, wie er entstanden ist. Da ist der Schmuck oft so unvernünftig und geschmacklos, daß man auch nur bei ein klein wenig Nachdenken den Unsinn gewahr wird. Wenn der Elefantenrüssel eine Lampe hält, wenn der aufgesperrte Vogelkopf die Zigarrenasche aufnimmt, wenn dem Kohlenkasten die Form eines sitzenden Hundes oder Vogels gegeben wird und die Augen eines Mädchenkopfes beim Leuchter als Lichter dienen, so sind das so offenbare Geschmacklosigkeiten, daß jeder, der halbwegs auf Bildung Anspruch machen will, von solchen „Nouveautés", die zur blöden Grimasse geworden sind, abgestoßen werden sollte.

Woher rührt dieser Tiefstand unserer Geschmackskultur? Nun: zu allererst und zu allermeist von unserer Großmannssucht. Wir wollen viel haben, auch wenn wir nur wenig zahlen können. Alles soll zum mindesten nach recht viel aussehen. Der Fabrikant kommt diesem Verlangen bald entgegen, indem er eben wertlosen Kitsch herstellt, der bei seiner ganzen tatsächlichen Armut doch für den ersten Blick in die Augen sticht, der protzig auftritt, der eine, wenn auch noch so kurze Zeit, zu scheinen versteht. Zum zweiten liegt der Grund in unserer Gedankenlosigkeit, und eben auch darin, daß wir keinen Geschmack besitzen. Denn der geschmackvolle Mensch wird sich nie mit der Ramschware in seinem Leben zufrieden geben. Übrigens ist es sonderbar, daß wir gerade in einer Zeit, wo wir so begehrlich sind, wo wir alles haben möchten, uns in Wirklichkeit mit so wertlosen Dingen begnügen. (Schluß folgt.)

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HANDEL INDUSTRIE EXPORT Internationales Edelmetallgewerbe

Leipzig

Nachdruck aus dem Originalinhalt nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet

Das Gmünder Edelmetallgewerbe.

Das

Von Karl Oechsle, Tübingen.

as Gmünder Edelmetallgewerbe hat, so interessant seine Entwicklung als Kunstgewerbe in wirtschaftsgeschichtlicher und gewerberechtlicher Hinsicht auch ist, bis heute noch keine befriedigende Darstellung gefunden. Die vorhandenen Aufsätze von Bauer, Erhard und Klein werden einer bis ins einzelne gehenden Darstellung nicht gerecht, da sie nur spezielle Teile der ganzen Entwicklungsgeschichte zum Gegenstand ihrer Untersuchungen gemacht und das zahlreich vorhandene Material nicht zur Grundlage ihrer Darstellung genommen haben. Daß eine wissenschaftliche Untersuchung über das Gmünder Edelmetallgewerbe bislang noch nicht vorgenommen wurde, hat in verschiedenen Umständen seine Gründe; einmal in dem angeblich mangelhaft zur Verfügung stehenden Material, sodann in der bestehenden Teilnahmslosigkeit der in erster Linie interessierten Kreise, wie Handelskammer, Arbeitgeber-Verband und Stadtgemeinde. Der Versuch, eine

Geschichte des Gmünder Edelmetallgewerbes zu schaffen, mußte aber trotzdem gemacht werden, und im nachfolgenden gebe ich einzelne Bilder wieder, die meiner größeren Arbeit über „Die Gmünder Goldschmiedekunst", ein Beitrag zur deutschen Gewerbegeschichte, entnommen sind. Zunächst behandeln wir die Geschichte, dann die Organisation und in einem dritten Aufsatze die Kunstgeschichte. Damit dürften die Grundlagen gegeben sein, die das Verständnis für die Gmünder Industrie in weitere Kreise zu tragen bestimmt sind.

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In der Entwicklungsgeschichte des Gmünder Edelmetallgewerbes lassen sich

zwei besonders markante Epochen feststellen, die zeitlich etwa durch das Jahr 1800 begrenzt werden. In politischer Hinsicht umfaßt die erste Epoche die Zeit der reichsstädtischen Entwicklung, in gewerberechtlicher Hinsicht wird diese Zeit durch die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hereinreichende Zunftverfassung charakterisiert. Die zweite Epoche beginnt mit dem Untergang des reichsstädtischen Regiments und dem Übergang der Stadt in das württembergische Staatswesen. In gewerberechtlicher Beziehung herrschte noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts die Zunftverfassung, und erst in den 60er Jahren dieses Jahrhunderts tritt an die Stelle der gebundenen Zunftvorschriften eine auf freiheitlicher Grundlage aufgebaute Gewerbeordnung. In betriebstechnischer Hinsicht kann man in der ersten Epoche die handwerksmäßige Betriebsform bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts als vorherrschend bezeichnen; mit dem Niedergang des deutschen Wirtschaftslebens im 17. Jahrhundert setzt aber auch im Edelmetallgewerbe jener Verfall ein, der sich zunächst in der Betriebsweise bemerkbar machte, indem statt der bisherigen selbständigen Betriebsweise der Handwerker die abhängige der Hausindustrie, der Verlag zur Vorherrschaft gelangt, und dies desto mehr, je schwieriger sich die Lage der Goldschmiede unter der Ungunst der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse gestaltete. Im 19. Jahrhundert findet diese hausindustrielle Be

10. Januar 1920

triebsform ihre Umformung zur Manufaktur, und aus ihr geht mit der vermehrten Verwendung von Maschinen und der durchgeführten Arbeitsteilung die Fabrik hervor. 1. Die ältesten Nachrichten über Gmünder Goldschmiedearbeiten stammen aus dem 12. Jahrhundert, der Regierungszeit der Hohenstaufen. Gesandte der schwäbischen Heimat überbrachten dem in Mailand 1186 sich vermählenden Heinrich als Hochzeitsgabe eine Wiege von Silber, schön durchbrochen und verziert, ein Werk der Schmiede zu Gmünd. Die nächsten Berichte über Gmünder Goldschmiede begegnen uns zwar erst im 15. Jahrhundert (Urkunde von 1437 im Spitalarchiv), daß aber in der Zeit vom 12. bis 15. Jahrhundert in Gmünd keine Goldschmiede vorhanden gewesen wären, dürfen wir nicht annehmen. Vielmehr wird der Bedarf an Goldschmiedearbeiten seitens der vorhandenen Klöster, Kirchen und Adelsgeschlechter und des in allernächster Nähe gelegenen kaiserlichen Hofes der Hohenstaufen als sehr umfangreich angenommen werden dürfen. Wenn uns aus jener Zeit nur sehr wenige Arbeiten erhalten geblieben sind, so müssen wir vor allem die unruhigen Zeiten, die über Süddeutschland hereinbrachen, den Untergang des hohenstaufischen Kaiserhauses, in Betracht ziehen, in denen mancher Silberschatz gestohlen und verkauft worden sein dürfte. Außerdem mag bei der Aufhebung der alten Zunftverfassung durch Karl I. manche Zunftrolle abhanden gekommen sein, die uns Aufschluß für die Zeit vom 12. bis 16. Jahrhundert über das Gmünder Goldschmiedegewerbe geben konnte. Da zudem die Einführung des Meister- und städtischen Beschauzeichens erst im 16. Jahrhundert obligatorisch wurde, dürfte es schwer sein, größere Gmünder Arbeiten für die Zeit vor 1594 mit Sicherheit nachzuweisen. Dagegen ist die Paternosterfabrikation, deren Aufnahme durch die Gmünder Goldschmiede seitens der Chronisten ins 15. und 16. Jahrhundert verlegt wird, schon im 14. Jahrhundert als vorhanden anzusehen. Diese Annahme bestätigt der Umstand, daß die Gmünder Goldschmiede von Anfang an billige Handels- und Wallfahrerartikel als ihr Spezialgebiet betrachteten und handhabten und die Großsilberwarenfabrikation die Domäne der Augsburger Goldschmiede geworden war. Daß sich kleine billige Handelswaren und Wallfahrerartikel zum Verkauf nach auswärts eigneten, ergibt sich schon aus der Beschaffenheit der damaligen Verkehrsmittel, die einen Transport von Großstückwaren von vornherein ausschlossen. Die Gmünder Goldschmiede betrieben zunächst die Fassung der Paternoster mit Metall, vorerst in unecht, später in Silber. An sie schloß sich die Herstellung von Anhängern und Kreuzen, die gewissermaßen den Abschluß der Rosenkränze bildeten. Aus ihr entwickelte sich die Fabrikation von silbernem (religiösem) Schmuck, und es bedurfte nur eines kleinen Schrittes von hier aus zur Herstellung von profanen Schmucksachen.

Im 17. und 18. Jahrhundert wird dieser Geschäftszweig durch die aufkommende Mode und den beliebten Trachtenschmuck außerordentlich beeinflußt. Das Buchgewerbe, das nach Erfindung der Buchdruckerkunst in Blüte kam,

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