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Man wird vielleicht in diesen Ausführungen die bestimmt präzisierten, allgemein gültigen

Besserungsvorschläge

vermissen. Sie sind nicht gegeben, weil sie sich allgemein nicht geben lassen. Die Ausbildungserfordernisse und die wirtschaftlichen Bedingungen sind so verschieden gelagert, daf schematische Bestimmungen mehr schaden als nützen würden. Was wir brauchen, ist ein erhöhtes Interesse an der Berufsausbildung des Handarbeiters, ein Durchdringen der Erkenntnis, daß diese nicht eine Sache gedankenloser, instinktiv gewordener Berufserfahrung sein kann, sondern daß sie systematisch, sei es so, sei es anders, organisiert sein muß.

Im Uhrmachergewerbe besteht eine

Gesellschaft der Freunde des Lehrlingswesens, begründet und geleitet von dem Herausgeber dieser Zeitung. Den Geist, der diese Vereinigung schuf, den brauchen wir, in allen Ständen, in allen Berufen, in allen Korporationen, die mit der Handarbeit zu tun haben. Nicht der Politiker und nicht der Geschäftsmann, nur der Freund des Lehrlings wird die Lehr- und Ausbildungsfrage fördern und ihrer Lösung entgegenführen können.

Im Reich der Perle.

Von Gotthold Borchert.

Perlen sind gegenwärtig die große internationale Mode, die die ganze Welt in ihren Bann zwingt. Die Nachfrage nach echten Perlen ist in allen Ländern geradezu erstaunlich, da der durch den Weltkrieg neugeschaffene Reichtum gewisser Schichten diesseits und jenseits des Ozeans ein außerordentliches Luxusbedürfnis entfaltet. Für ein Perlenkollier, das vor dem Kriege etwa eine Million wert war, werden heute acht bis zehn Millionen gut und gern bezahlt. In Amerika, England und Frankreich tritt die Jagd nach Perlen

besonders stürmisch auf, und der Aufwand, der gegenwärtig in New York, Paris und London mit kostbaren Perlenkolliers getrieben wird, überbietet weit den grandiosen Luxus, der in der Zeit Julius Cäsars und seiner Nachfolger im römischen Weltreich die Perle zur Königin antiker Schmuckwaren erhob. Der Perlen- und Gemmenhandel Alexandrias und Roms hatte schon damals gewaltige Dimensionen erreicht. Heute hat Paris hierin die internationale Führung erlangt, während noch vor zehn bis zwölf Jahren London im Perlenhandel maßgebend war. Auch in Deutschland, wo Idar und Leipzig das Zentrum des Perlenhandels bilden, sind echte Perlen zurzeit stärker begehrt als je zuvor. Die Hauptverbraucher sind jedoch die Vereinigten Staaten von Amerika geworden, wo bedeutend mehr Geld in Perlen angelegt wird, als in Europa. Im zweiten Kriegsjahre haben die Vereinigten Staaten allein Perlen im Werte von über 60 Millionen Franken eingeführt, und die Nachfrage wächst drüben immer noch. Selbst Holland, Spanien und die Schweiz, die früher nur wenig Perlen kauften, nehmen heute viele Hunderte von Perlenkolliers im Jahre auf, nicht minder das durch den Krieg reich gewordene Japan und die ebenfalls vom Kriege finanziell begünstigten südamerikanischen Länder wie Argentinien, Brasilien und Chile. Kurz, eine Art Perlenfieber durchzieht die ganze Welt, überall trifft man das Bestreben, den neuen Reichtum in kostbaren Juwelen anzulegen, die leicht aufzubewahren, leicht zu transportieren und zu verbergen sind, während das in Papieren angelegte Vermögen heute keineswegs mehr als gute und sichere Anlage betrachtet wird. Die Nachfrage nach Perlen ist bereits weit über das Angebot hinausgewachsen, und

OLDSCHMIEDE-ZEITUNG Nr. 3

wenn sie weiter steigt, wird sie die Perlenausbeute der Welt bald um das Vielfache übertreffen.

Während sich heute die Vorliebe für Perlen also zum Teil aus rein praktischen Gründen erklärt, hat früher Jahrtausende hindurch der

Schimmer der Romantik.

das Reich der Perle umkleidet. Die Perle ist ein Kleinod, das man mit zärtlicher Leidenschaft geliebt hat. Sie hat nicht die kalte Pracht des Edelsteins, etwa des Diamanten. Die Perle hat etwas Lebendes an sich. Nicht nur die Tatsache, daß sie von einem Lebewesen ihre Herkunft herleitet, sondern ihr Aussehen, ihre vollkommene natürliche Gestalt als Kugel, ihr warmer Glanz, ihre Verarbeitungsformen in Gestalt von gleichsam lebenden Ketten und Kolliers, ihre Jahrtausende alte Verbindung mit der nachlebenswarmer Schönheit durstigen Menschheit alles dies haucht ihr Leben ein und verbindet sie enger mit den Menschen als die Edelsteine. Die Perle ist zugleich Rivalin und Freundin der Frau; Rivalin, weil man sie selber ihrer warmen Schönheit wegen an ihrer Trägerin liebt und bewundert; Freundin, weil sie der Schönheit und Anmut ihrer Besitzerin verwandt ist und diese durch ihre eigene Anmut und Pracht hebt und adelt. Bildende und dichtende Kunst hat nicht ohne Grund zu allen Zeiten der Perle den Vorzug vor allem sonstigen Juwelenschmuck gegeben. Welche

merkwürdigen Romane

haben manche Perlen erlebt, die leidenschaftlich geliebt, begehrt, entwendet und wie schöne Sklavinnen verkauft wurden, um dann wieder zu neuem Ruhme aufzuerstehen, sei es am Diadem eines orientalischen Herrschers oder als Schmuck am weißen Nacken einer Kaiserin! Man denke z. B. an die Perlen, die Jahrtausende im Jadesarg chinesischer Kaiser schlummerten, um bei Ausgrabungen plötzlich zu neuem Leben zu erwachen! Andere Perlen büßten freilich in den Mumiensärgen Ägyptens im Laufe der Zeit ihr Leben ein, sodaß man nur noch ihren Staub auffand, als man die Särge öffnete. Wieder andre Perlen schmückten in Griechenlands Tempeln die herrlichen Statuen der Venus und erhielten in Rom nach der Eroberung des Orients königliche Ehren. Damals verbreitete sich die Perle, die ja in Vorderasien seit den ältesten Zeiten bekannt ist, von Indien, Persien, Ägypten und Griechenland über das römische Weltreich, in dessen Hauptstadt der Reichtum der antiken Welt sein glänzendes Zentrum erhielt. Damals ging auch der Name für die Perle: „margarites" in die römische Sprache aber, wovon heute noch die romanischen Sprachen ihre Bezeichnungen für Perlen ableiten, während unser Wort Perle von dem lateinischen „pirula“ (kleine Birne) herstammt. Bei den römischen Damen erfreuten sich die Perlen des Orients großer Beliebtheit, die sich bis zur Leidenschaft steigerte. Es wird uns berichtet, daß die römischen Patrizierinnen sogar im Schlafe ihren Perlenschmuck an sich trugen, um ihn auch im Traume zu besitzen, und sie hängten sich oft mehrere Perlen zugleich ans Ohr, um wenigstens durch ihr sanftes Klingen an ihre Schönheit erinnert zu werden, wenn sie diese nicht mit dem Auge genießen konnten. Ungeheure Summen wurden zur Römerzeit für Perlen ausgegeben; so hatte z. B. die Perle, welche Julius Cäsar der Mutter des Brutus, Servilia, anbot, den Wert von einer Million Sesterzen. Berühmt ist in der Geschichte jene Perle geworden, welche Ägyptens Königin Kleopatra bei einem Gastmahl zu Ehren Mark Antons ihrem Schmuck entnahm und in Weinessig auflöste, um sie zu verschlucken. Wenn diese Geschichte sich wirklich ereignet hat, so erscheint sie uns heute doch ziemlich abgeschmackt. Aber man darf den antiken Schriftstellern nicht alles glauben, was sie uns erzählen, ohne

Die spezifischen Gewichtsunterschiede der gebräuchlichsten Goldlegierungen. Tabelle Nr. 2.

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Johann Paul Wilm.

Zum 16. Februar 1920.

Goldschmiedegeschlechter sind Künstlergeschlechter. Was

Eine Warnung wegen des Verkaufs und Ankaufs von Edelmetallen.

die Stammbäume der großen Maler- und Musiker-Wer jebt die Tagesblätter aufschlägt, der findet Anzeigen

familien beweisen, nämlich, daß die besondere Begabung gerade auf künstlerischem Gebiete ihre Hauptwurzeln in der ererbten Anlage hat, das gilt auch von der Goldschmiedekunst.

Johann Paul Wilm, der nunmehr 80 jährige, ist ein klassisches Beispiel dafür. Er verkörpert die vierte Generation der Berliner Go'dschmiedefamilie, die seit dem Jahre 1767 ihren Sitz in dem Hause Jerusalemer Straße 25 hat. Schon der Knabe, der von Vater und Mutter zugleich die Liebe für den Goldschmiedeberuf ererbt hatte, beschäftigte sich mit Zeichnen und Modellieren. Im Atelier des Vaters begannen nach der Schulzeit seine handwerklichen Studien. Dann gings nach Hanau auf die Kgl. Akademie, von da nach Wien. Den Abschluß der Wanderjahre bildete ein Aufenthalt in Italien. Nach Berlin zurückgekehrt, arbeitete er an der Seite des Vaters und heiratete 1875 Hedwig Gerstenberg, die Tochter des Stadtrates Adolf Gerstenberg. 1888 überließ der Vater das Geschäft seinem Sohne als alleinigem Inhaber, und Johann Paul Wilm leitete es, bis ihm seine beiden herangewachsenen Söhne einen Teil der Arbeit abnehmen konnten. Aber noch einmal, 75 jährig, mußte er die Last ganz allein auf seine Schultern nehmen, da die Söhne bei Kriegsbeginn zur Verteidigung des Vaterlandes hinauszogen. Nun sind sie wieder zurückgekehrt, und er kann mit Vertrauen der Zukunft seines Hauses entgegenblicken. Im Jahre 1917 beging die Firma die Feier ihres 150 jährigen Bestehens.

Eine große Zahl von wertvollen Arbeiten entstand unter seiner kunstvollen Hand. Noch in der ersten Berliner Zeit schuf er einen Anhänger von solcher Formvollendung, daß ein Berliner Schriftsteller einen ganzen Roman der Berliner Gesellschaft darum spann. Besonders fruchtbar gestaltete sich seine Tätigkeit durch das Interesse, das das Kaiserhaus, vor allem der spätere Kaiser Friedrich und dessen Gemahlin, den Arbeiten ihres Hoflieferanten entgegenbrachten. Bemerkenswert ist der Halsschmuck, mit dem Kaiser Wilhelm I. seine Gemahlin zur goldenen Hochzeit beschenkte. Für die außergewöhnliche Bedeutung seines Schaffens spricht schon die Tatsache, daß das deutsche Museum zu München und das Kunstgewerbemuseum zu Berlin Werke von Joh. P. Wilm aufweisen.

So schönheitsliebend und reichgestaltend er sich in seinem künstlerischen Schaffen betätigte, so schlicht und anspruchslos blieb er in seiner eigenen Lebensführung und behielt allezeit Herz und Hand für die Armut offen. Gleich seinem Vorgänger gehört er dem „Verein zur Förderung des Gewerbefleißes" an und hat als Mitglied des technischen Ausschusses oft seine hilfreiche Hand geboten.

So lenken sich am 16. Februar die Blicke aller deutschen Goldschmiede mit Stolz auf den Seniorchef des Hauses Wilm, der wohl als ältester Goldschmiedemeister des deutschen Vaterlandes anzusprechen ist. Schon zum dritten Male feiert die Firma den 80. Geburtstag eines ihrer Chefs. Der erste dieser Jubeltage war der 15. Juni 1826, als der Gründer des Geschäftes das neunte Jahrzehnt seines Lebens antrat, der zweite der 27. Januar 1902, der 80. Geburtstag Herm. Julius Wilms. Wir hoffen, daß der Lebensabend von Joh. Paul Wilm trotz der Verhältnisse unserer Zeit ihm ein ungetrübtes Glück im Kreise seiner Familie, unter stetem weiteren Aufsteigen des Geschäfts, dem er seit so langen Jahren vorsteht, bescheren möge.

Auch die Kunst ist Himmelsgabe,
Borgt sie gleich von ird'scher Glut.
Schiller.

aller Art in allen Formaten, in denen zu den höchsten Preisen Platin, Gold und Silber zu kaufen gesucht wird. Daß es sich hier um einen lauteren Handel drehte, kann niemand behaupten. Die Händler sind zum Teil Schieber, die sich an den betreffenden Orten nur einige Zeit aufhalten, ohne eine gewerbliche Niederlassung zu begründen, und ohne sich daran zu kehren, daß ihr ganzes Tun und Treiben strafbar ist. Sie haben oft ein Gewerbe überhaupt nicht angemeldet und leben vom Schleich handel. Sie kaufen auch ohne Wandergewerbeschein im Umherziehen auf und halten namentlich bei der Landbevölkerung Einkehr. Durch ihre Anpreisungen und Inserate betören sie das Publikum, denn ihre sogenannten ,,höchsten Preise" stehen meist unter dem, was die Reichsbank zahlt, auch machen sie hinterher vielfach Abzüge, so daß der betreffende Verkäufer obendrein betrogen ist. Wenn für Gold- und Silbermünzen jetzt so hohe Preise gefordert und gegeben werden, so hat das ja seinen guten Grund in der trostlosen Entwertung unseres deutschen Papiergeldes. Was wir aber bekämpfen, das ist die Tatsache, daß sich des Handels mit Gold und Silber Leute bemächtigt haben, die mit dem reellen sachverständigen Metallhandel nichts gemein haben. Wohin kommt denn das Gold aus ihren Händen? Es wird keineswegs dem volkswirtschaftlichen Nutzen reeller Verarbeitung im Inlande zugeführt, sondern es wandert unter Preisveränderungen von Hand zu Hand, oder es wird gar in's Ausland abgeschoben, nachdem es das besetzte Gebiet passiert hat. Die deutschen Juweliere, Gold- und Silberschmiede, unsre großen Goldwarenfabriken, denen eine reiche Zufuhr von Edelmetallen nur erwünscht sein kann, haben von diesen dunklen Aufkäufen überhaupt nichts und sollten gemeinschaftlich durch Öffentliche Anzeigen das Publikum aufklären, daß es nicht im vaterländischen Interesse handelt, wenn es sich mit diesen Goldschiebern und Schleichern einläßt. Seitdem die Verbote des Goldagiohandels und des Einschmelzens von Gold erfolgten, die wir im Interesse der Goldschmiede selbst befürwortet hatten, ist eine große Lebhaftigkeit in diesen Handel gekommen, der uns zeigt, wie stark die Goldhamsterei bei uns entwickelt war und wie leicht sich Tausende über den Appell, das Gold der Reichsbank zuzuführen, hinweggesetzt haben. Daf jetzt eine grenzenlose Mißwirtschaft eingetreten ist, kann niemand leugnen, und die bayrische Regierung ist dieserhalb bereits bei der Reichsregierung vorstellig geworden, damit diese gesetzlich weiterem Schaden vorbeugt. Wir haben an die Entente nach dem Friedensvertrag soviel zu zahlen, daß wir eine Abwanderung unserer Gold- und Silbermünzen auf Schleichwegen in's Ausland nicht dulden dürfen. Wir brauchen es im Inland zur Deckung unsrer Schuld und zur Wiederaufrichtung unserer Edelmetallindustrie. Bayern hat es auch durch eine neue Bekanntmachung in der Staatszeitung unter Strafe gestellt, wenn Gold- und Silbermünzen, Goldund Silberwaren, Bruchgold und Bruchsilber, goldne und silberne Schmucksachen, Bijouterien und Taschenuhren im Umherziehen oder von Haus zu Haus, an öffentlichen Orten, insbesondere in Wirtschaften, auf Bahnhöfen, auch am Wohnort oder am Orte der gewerblichen Niederlassung des Aufkäufers, aufgekauft oder eingetauscht werden. Zuwiderhandlungen sind mit Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr und Geldstrafe bis zu 100000 Mk. oder mit einer dieser Strafen zu ahnden. Gegenstände können außerdem eingezogen werden.

Die

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Der § 24, Ziffer 8 des Ausführungsgesetzes zum Friedensvertrage vom 31. August 1919, veröffentlicht im Reichsgesetzblatt Nr. 171 vom 11. September 1919, bestimmt, daß jeder, der den Bestimmungen des Friedensvertrages zuwider in Deutschland vor dem 1. Mai 1921, ohne Erlaubnis des Reichswirtschaftsministers, über Gold Verfügung trifft, mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Haft oder mit Geldstrafe bis zu 100000 Mk. bestraft wird. Neben der Strafe können die Gegenstände, die sich auf die strafbare Handlung beziehen, eingezogen werden, ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht.

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Wenn durch die Zeitungen eine Mitteilung ging, daß die Strafgerichte gegen alle Aufkäufer, deren Adressen sie ermitteln können, vorgehen wollen, so ist dagegen nur zu sagen, daß wohl die meisten derselben durchaus in gutem Glauben gehandelt haben, denn wir sehen aus den uns gewordenen Zuschriften, daß, wie das so oft mit gesetzlichen Vorschriften jetzt der Fall ist, das Ausführungsgesetz zum Friedensvertrag in den beteiligten Kreisen unbekannt geblieben ist. Es hielt nach der Aufhebung der Devisenordnung, des Verbotes des Agiohandels und Einschmelzens von Gold sich eben jedermann für berechtigt, mit Gold beliebig zu handeln und zwar auch mit Goldmünzen. Es wäre dringend zu wünschen gewesen, daß bei der Aufhebung der obigen Verbote auf dieses Gesetz verwiesen worden wäre. Vor allem aber sollte nicht nur der Reichsanzeiger zur Bekanntmachung solcher Vorschriften benutzt werden, sondern auch die Fachpresse durch eine offizielle Mitteilung. Es könnte dann viel Unheil erspart bleiben.

Das Gesetz bezieht sich übrigens nur auf Gold, nicht auf Platin und Silber, deren Handel frei bleibt.

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stände, auf die sich die strafbare Handlung bezog, eingezogen werden ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht. Zugleich wird auf die Bestimmungen des Umsatzsteuergesetzes und auf die Vorschriften der §§ 191, 192 der Reichsabgabenordnung vom 13. Dezember 1919 hingewiesen, wonach die Staats- und Gemeindebehörden den Finanzämtern jede zur Durchführung der Besteuerung und der Prüfung und Aufsicht dienliche Hilfe zu leisten und die Behörden und Beamten Steuerzuwiderhandlungen, die sie dienstlich erfahren, den Finanzämtern mitzuteilen haben.

Dresden, den 31. Januar 1920.

Der Staatskommissar für Demobilmachung. Anmerkung der Schriftleitung: Die vorstehende Bekanntmachung ist am 4. Februar veröffentlicht worden, so daß uns dieselbe erst nach Redaktionsschluß bekannt wird. Da die Anzeigenbogen dieser Nummer bereits ausgedruckt sind, können wir die bisher erlaubten Anzeigen des Münzhandels, soweit sie noch in dieser Nummer enthalten sind, nicht mehr daraus entfernen. Wie sich die Versorgung des Edelmetallgewerbes mit Rohstoff nunmehr gestalten wird, nachdem auch die Reichsbank infolge des Friedensvertrages vorläufig kein Gold mehr abgeben darf, das bleibt einer späteren Erörterung vorbehalten.

Über die Arbeitsweise

der galvanischen Bäder.

(Fortsetzung.)

Von H. Krause, Iserlohn. Lehrling: Dann erzeugt also die Dynamomaschine einen

Druck, der die Elektrizität durch die Leitung und durch unsere galvanischen Bäder hindurch drückt; das kann ich mir sehr gut vorstellen. Dann geht wohl auch von den galvanischen Elementen und den Akkumulatoren ein solcher Druck aus? o Meister: Natürlich! Und diesen elektrischen Druck, diese Kraft, die die Elektrizität in Bewegung setzt, durch die Leitung, durch die galvanischen Bäder oder, bei Beleuchtungsanlagen, durch die Lampen hindurchdrückt, nennt man die „elektromotorische Kraft", das heißt, die die Elektrizität bewegende Kraft.

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Lehrling: Ich habe diesen Ausdruck noch nicht gehört. □ Meister: In der Praxis gebraucht man dafür meist den kürzeren Ausdruck Spannung", eigentlich muß man sagen Spannungsunterschied. Bei den Wasserleitungen rührt der bewegende Druck, wie Du vorhin ganz richtig sagtest, von der höheren Lage des Wasserbehälters her, die Höhenlage eines Ortes geben wir gewöhnlich so an, daß wir sagen, er liegt so und soviel Meter über dem Meeresspiegel. Darauf kommt es aber beim Strömen des Wassers durch eine Rohrleitung nicht an, vielmehr nur darauf, wieviel Meter das Wasser im Wasserbehälter höher steht, als in der Rohrleitung.

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Lehrling: Wenn also das Wasser im Wasserbehälter zum Beispiel 300 m über dem Meeresspiegel steht, die Rohrleitung aber 275 m über dem Meeresspiegel liegt, so ist der treibende Wasserdruck nicht 300 m, sondern nur 25 m.

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Meister: Ganz recht, die Höhe von 300 m können wir mit der Spannung oder dem Potential des elektrischen Stromes vergleichen, den Höhenunterschied von 25 m aber mit der elektromotorischen Kraft. Es wird Dir nun einleuchten, daß wir die elektromotorische Kraft eigentlich Spannungsunterschied oder mit dem häufig gebrauchten Fremdwort Potentialdifferenz nennen müßten. Man sagt aber meist kurz Spannung.

Lehrling: Diesen elektrischen Spannungsunterschied können wir aber wohl nicht in Metern messen? welches Maß haben wir dafür?

Meister: Das Maß der elektromotorischen Kraft, oder, wie wir in Zukunft meist sagen wollen, Spannung ist das „Volt". Früher hat man als Maß der Spånnung den Spannungsunterschied gebraucht, der zwischen Kupfer und Zink eines DaniellElements (Kupfer in Kupfervitriollösung, Zink in verdünnter Schwefelsäure, die beiden Flüssigkeiten durch eine durchlässige Tonzelle getrennt) herrscht. Unsere jetzige Einheit, das Volt, ist etwas kleiner.

Lehrling: Jetzt weiß ich, was es bedeutet, wenn Ihr mir sagt, ich soll so und soviel Volt Spannung einstellen, ich stelle damit einen ganz bestimmten Druck her, der den elektrischen

Strom durch das Bad hindurchtreibt. Wir haben aber an unseren Bädern noch andere Meßinstrumente, sie zeigen die Zahl der Ampère an?

Meister: Ampère ist das Maß der Stromstärke, das ist die Elektrizitätsmenge, die in einer Sekunde durch das Bad fließt. Lehrling: Elektrizitätsmenge, das verstehe ich schon, aber warum gerade in einer Sekunde?

Meister: Wir könnten vielleicht auch angeben, wieviel in der Minute oder in der Stunde durch das Bad fließt, aber die Zeit müssen wir jedenfalls mit angeben. Nimm an, Du willst diesen Topf mit Wasser füllen, er faßt 5 1, das ist eine bestimmte Wassermenge. Du kannst diese Wassermenge ausfließen lassen, wenn Du den Wasserleitungshahn weit öffnest, dann hast Du einen starken Wasserstrom, aber Du kannst auch 5 Wasser ausfließen lassen, indem Du den Hahn nur ganz wenig aufdrehst.

Lehrling: Ja, dann dauert es aber länger, bis der Topf voll ist.

Meister: Wenn Du nun aber den Topf in einer ganz bestimmten Zeit füllen willst, dann kommt es eben nicht darauf an, daß an und für sich 51 Wasser ausfließen, sondern darauf, wieviel Wasser in der Zeiteinheit ausfließt, und als Zeiteinheit wählen wir meist die Sekunde.

Lehrling: Jetzt habe ich auch eine Vorstellung von der Stromstärke; könnt Ihr mir aber nicht etwas genauer sagen, welche Stromstärke, also welche Elektrizitätsmenge in der Sekunde wir mit 1 Ampère bezeichnen?

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Meister: Die Stromstärke ist aber auch von einer anderen Größe abhängig. Die Leiter, also die Kupferleitungen, wie auch die galvanischen Bäder, setzen dem Durchfließen der Elektrizität einen gewissen Widerstand" entgegen. Durch einen kurzen und dicken Draht fließt die Elektrizität leichter, als durch einen langen dünnen Draht, wie das Wasser durch eine kurze, weite Rohrleitung leichter fließt, als durch ein langes enges Rohr. Auch die Art des Metalls, bzw. bei den Bädern die Art der Salzlösung, ist von Einfluß. So fließt die Elektrizität zum Beispiel durch einen Kupferdraht leichter, als durch einen Eisendraht von den gleichen Abmessungen, wie das Wasser, sagen wir, durch einen gemauerten Kanal mit glatten Wänden leichter fließt, als durch ein steiniges Flußbett.

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Dieses Gesetz, man kann wohl sagen, das wichtigste der Elektrizitätslehre, das man bei allen Anwendungen des elektrischen Stromes zu beachten hat, heißt nach demselben Physiker, nach dem die Einheit des Widerstands benannt ist, das Ohm'sche Gesetz.

Lehrling: Das will ich mir noch besser klarzulegen suchen. Die Stromstärke ist also gleich einem Bruch, dessen Zähler die elektromotorische Kraft, dessen Nenner der Widerstand ist. Der Wert eines Bruches wird in demselben Verhältnis größer, in dem der Zähler größer wird, /, ist zum Beispiel 3 mal so viel als /, /, ist 4 mal so viel als 1. Wenn aber der Nenner des Bruches größer wird, so wird der Wert des Bruches in demselben Verhältnis kleiner, ist nur halb so groß als 14. nur der dritte Teil von . Dann sagt uns also das Ohmsche Gesetz: Die Stromstärke, also die in einer Sekunde durch unser Bad fließende Elektrizitätsmenge wird in demselben Verhältnis größer, in dem die elektromotorische Kraft oder Spannung, der Druck, der die Elektrizität durch das Bad treibt, größer wird das leuchtet mir ein und sie wird in demselben Verhältnis kleiner, in dem der Widerstand größer wird, auch das verstehe ich, denn der Widerstand sucht ja das Fließen des Stromes zu hindern; je größer er ist, um so kleiner wird also die Stärke des Stromes werden. Ich will es, um es mir besser einzuprägen, noch einmal unter Benutzung der Maßeinheiten wiederholen: Die Zahl der Ampère wird um so größer, je größer die Zahl der Volt ist, und um so kleiner, je größer die Zahl der Ohm ist.

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Wenn Du nun die Formel anwenden willst, um eine Berechnung auszuführen, so hast Du nur für die Buchstaben die betreffenden Zahlen einzusetzen und dann die Zahlenrechnung durchzuführen. Wir wollen annehmen, wir hätten zwischen Anoden- und Warenstange 1,8 Volt Spannung, der Widerstand sei 0,3 Ohm, welche Stromstärke werden wir erhalten?

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Lehrling: Ich setze für die elektromotorische Kraft e = 1,8, für den Widerstand w = 0,3 und erhalte

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Kann ich wohl auch berechnen, welche Spannung ich einstellen muß, um eine bestimmte Stromstärke zu erzielen? Meister: Sehr leicht. Denke Dir einmal, der Widerstand wäre zum Beispiel 5 Ohm. Dann wäre i die ganze elektromotorische Kraft oder Spannung e ist dann natürlich

e

=

e 5

5 mal so groß als (e fünftel), also i mal 5. Setzen wir für 5 wieder w, so erhalten wir

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