zehnten Jahrhunderts offenbart. Bei einzelnen Liedera nennt das Akrostichon uns den Verfasser und weist so die Dichtung einer bestimmten Zeit zu; die übrigen fönnte nur, mangels aller anderen Nachrichten und Anhaltspunkte, ein eingehendes Studium der sprachlichen Eigentümlichkeiten in die vorerwähnten drei Gattungen aufteilen. Im Verhältnis zur römischen Liturgie muß die mozarabische als überaus reich an Hymnen gelten. Eigentümlich sind ihr eine ganze Reihe von Hymnen für besondere Ereignisse freudiger und unliebsamer Art, wie Hymnen zur Bischofsweihe, für den Geburtstag des Bischofes, für die Krönung des Königs, für seinen Geburtstag, für Hochzeiter, für den Ausmarsch des Heeres, für das Erntefest, für Trockenheit, für Wassersnot, für Kriegsläufte usw. Als Beispiel eines solchen Liedes mag hier der Hymnus Tristes nunc populi, ein Bittgesang bei Kriegsgefahr, Plaz finden. Nr. 13. Voller Inbrunst, o sieh, Christus Erlöser, Denn es drohet die Wut heidnischer Völker Wer wird Schuß uns verleih'n, wenn nicht du selber Schlug doch Abraham auch, weil du sein Schuß warst, Hat doch Moses durchs Meer, dir nur vertrauend, Als einst Gedeon mit dreihundert Männern (L. D.) Als weitere Probe dieser, man darf wohl sagen, verschollenen Poesie reihe ich den Grabgesang Christe, rex, mundi creator an, der im Gegensahe zu dem vorigen die herbe und prägnante Kürze mancher dieser gotischen Lieder veranschaulicht. Nr. 14. Christe, König, Weltenschöpfer, Als besiegt des Todes Fürsten Deinen Siegesgang verehrend Laß das Feuer sie nicht quälen, Höchste Einheit, dies verleihe, (G. M. D.) Die karolingische Renaissance. " Daß das politische Wachstum einer Nation in der Regel auch einen literarischen Aufschwung im Gefolge hat, dafür legt auch die Blüte des Frankenreiches unter den ersten Karolingern Zeugnis ab. Karl der Große war nicht nur Krieger, er war auch Mäcen, und so sehen wir die lateinische, noch immer nicht ganz erstorbene Kunstdichtung unter seiner Regierung einen Aufschwung nehmen, dem man mit Recht den Namen der karolingischen Renaissance" gegeben hat. Sonn- und Brennpunkt dieser Bestrebungen war die Palastschule Karls, an die er die hervorragendsten Gelehrten und Literaten zu fesseln verstand. Die drei stattlichen Bände der Monumenta Germaniae, welche die Dichter dieser Zeit in kritischen Ausgaben uns zugänglich gemacht haben, reden eine deutliche und vernehmliche Sprache von dieser literarischen Wiedergeburt. Dieselbe kam auch der Hymnendichtung zugute. Allerdings haben die Dichter, welche wir zum Kreise der Palastschule rechnen dürfen, nur verhältnismäßig wenige Hymnen gedichtet, wohl deshalb, weil für das liturgische Bedürfnis ausreichend gesorgt schien, und weil die Einführung der römischen Liturgie im Frankenreiche zunächst dem liturgischen Betätigungstriebe nicht günstig sein konnte. Dennoch haben die meisten derselben kleine Beiträge zu dem Hymnenschaße der Kirche geliefert. So vor allem Paulus Diakonus. Edler Langobardensippe entsprossen, die einst mit Alboin und Gisulf nach Italien gezogen, nannte er Cividale, wo er um das Jahr 730 das Licht der Welt erblickte, seine Vaterstadt. Erzogen zu Pavia an Ratchis' Hofe, kam er später zu Arichis nach Benevent und trat, wir wissen nicht in welchem Jahre, zu Montecasino in den Orden des hl. Benedikt. Im Jahre 782 begab er sich, für seinen im Langobardenaufstande gefangen genommenen Bruder die Gnade des Königs zu erwirken, an das Hoflager Karls des Großen, der ihn längere Jahre (782-786) bei sich zurückhielt. Hier wurde er mit den verschiedensten Männern von Bedeutung bekannt und befreundet, am innigsten wohl mit Petrus Diakonus von Pisa. Ende 786 war er wieder in Montecasino, literarischem Schaffen hingegeben. In diese Zeit fällt die Abfassung jenes Werkes, mit dem vor allem die Unsterblichkeit seines Namens verknüpft ist, der Geschichte der Longobarden." Er starb den 13. April, wahrscheinlich 799. Wir besigen von Paulus Diakonus abgesehen von einem Abend gebete" in heroischem Versmaße nur drei Hymnen. Den ersten, der nach Gregor dem Großen die Wunder des hl. Benedikt in jambischen Dimetern aneinanderreiht, hat er selbst in seine Geschichte der Longobarden aufgenommen; ein anderer in alcäischen Versen geschriebener Hymnus feiert Maria, ohne auf deren Himmelfahrt, an welchem Feste er später in Gebrauch war, inhaltlich Bezug zu nehmen. Am berühmtesten ist mit Recht der Hymnus auf Johannes den Täufer geworden. In eleganten sapphischen Strophen besingt er in Versen, die von Geist und Stimmung getragen sind, den Sohn der Wüste, ohne im mindesten jene unsympathischen Gefühle auszu= |