Page images
PDF
EPUB

Eigentümlich und doch begreiflich, wenn man die Entwicklung der Industrien aus den ursprünglich rein handwerklichen Betrieben in Betracht zieht, für die natürlich die Ruhe und Beschaulichkeit der kleineren Orte viel günstigere Vorbedingungen bot, als die Unrast der Hauptstädte.

Der erste Besuch galt der Bijouterie- und Kettenfabrik von Loch & Haspel. In der Hauptsache war es die Herstellung von Ketten, die die Besucher fesselte und in die sie hier aufs beste eingeführt wurden. Gar mancher staunte da über die vielen Handgriffe und Arbeitsvorgänge, die eine Uhr- oder Schmuckkette erfordert, ehe aus dem simplen Halbfabrikat das glitzernde Wunder entsteht. Das Wickeln der Ösen, das Auseinanderschneiden und Zusammenfügen, das Richten, Betragen mit Lot und Löten, das Wickeln zum Panzer und vieles andere bis zum Schleifen und Polieren, Versilbern und Vergolden wurde ihnen hier gezeigt. Gerade der Umstand, daß es sich dabei nicht um Erzeugnisse einer der modernen Wunderkettenmaschinen handelte, machte die Sache anschaulich.

Dankbar und hochbefriedigt zog die Schar weiter. Zunächst, da es sozusagen am Wege lag, wurde dem interessanten Felsenkirchlein ein Besuch abgestattet. So einmal auf halber Höhe, konnte man es sich natürlich auch nicht versagen, die beiden Ruinen zu erklimmen und von da aus den wunderschönen Rundblick auf Ort und Tal zu genießen. Im Burghof des „neuen" Schlosses wurde auch eine hoffentlich wohlgelungene Aufnahme der Teilnehmer gemacht. Nachdem man im nahe gelegenen Berghotel Bach noch eine Erfrischung zu sich genommen hatte, gings weiter zu dem Betriebe der Bijouterie- und Kettenfabrik von Carl Maurer & Sohn, die in halber Höhe über der Stadt liegt. Hohe, helle Räume empfingen die Besucher. Zunächst wurden sie von dem Inhaber in liebenswürdiger Weise mit den Erzeugnissen der Firma vertraut gemacht, die ungeteilte Bewunderung fanden. Dann wurden sie auch hier in die Fabrikation eingeführt. Da die Räume viel weitläufiger und auch der Maschinenpark ein noch größerer war, konnte man sich hier noch besser verteilen und in die einzelnen Phasen der Fabrikation eindringen. Viel Interesse fand namentlich auch die Herstellung der Stahlgravuren für die Gesenke und das Prägen und Stanzen von Schmuckwarenteilen, aus denen dann so manches schöne Stück entstand. Gebührende Bewunderung fand natürlich eine Kettenmaschine, mit der man Panzerketten in endloser Länge herstellen kann, kilometerweise wenn man „Draht" genug dafür hat. Wieder um vieles Wissen weiter bereichert, schied man mit Händedruck und dem Wunsche auf Wiedersehen.

Nun sollte eigentlich der Fußmarsch nach Idar beginnen, aber nur wenige haben sich dazu aufgeschwungen, darunter jedoch erstaunlicher Weise der 84 jährige Senior der Innung - leider habe ich den Namen nicht behalten. — Im Schützenhof in Idar gabs dann eine fröhliche Schmauserei, die gewürzt war von manch' trefflichem Wort. Nach reichlicher Atzung drängten die Wißbegierigen zum Aufbruch. Zuerst wurde der Gewerbehalle ein Besuch abgestattet, die in wirkungsvollem Aufbau und systematischer Gliederung ein getreues Abbild Idarer Gewerbefleißes und Idarer Schleifkunst bietet. Viel Bewunderung wurde den prächtigen Großerzeugnissen der Achatschleiferei gezollt. Allerdings befinden sich die schönsten Stücke zurzeit auf der Jahrtausendausstellung in Köln. Immerhin war noch viel Beachtenswertes an Vasen und Schalen da, auch in Nephrit, Rosenquarz, Heliotrop, Moosachat, Kristall usw. Der Reichtum der Sammlung an Mineralien aller Art in rohem und geschliffenem Zustande, läßt die Fülle der Schätze ahnen, die der Schoß der Erde birgt und Jahr um Jahr baut. Nach dem Gesehenen war das Interesse, die Stätten zu sehen, wo so edles Material verarbeitet wird, womöglich noch größer geworden. Voll Erwartung zog man in zwei Gruppen zu einer

[ocr errors]

Diamantschleiferei und zu einer Farbsteinschleiferei.

In der Diamantschleiferei von Ernst Veeck sen. liefen wohl 30 Schleifmühlen, auf denen das von vielen so heiß begehrte funkelnde Material geschliffen wurde. Wieviel Geduld und Geschicklichkeit gehört dazu, um dem harten Stoff die Menge von Facetten zu geben und das wundervolle Feuer zu entlocken. Auf kreiselförmigen Gebilden aus Blei wird der durch Aneinanderreiben zwei Steine rund vorgerichtete Stein aufgelötet und dann mittels eisernen Halten, die an einem Ende eine Stütze als Auflage haben, auf blitzschnell rotierende Stahlscheibe mit Diamantstaub bestrichene gedrückt. Die Scheibe hat mehrere „Ringe", den sogenannten Schleifring und mehrere Polierringe, je nachdem mit wie viel oder wenig Schleifmaterial sie bestrichen sind. Immer wieder wird der Halter von der Scheibe genommen und mit der Lupe die Facette geprüft, bis sie vollkommen tadellos ist. Nachdem wird der Stein wieder umgekittet, um von einer anderen Seite geschliffen zu werden. Zuweilen geht es 80-100 mal so fort! Wahrlich keine kleine Arbeit.

In der Edelsteinschleiferei von Rudolf Schupp Söhne, wo fast alle farbigen Steine mit Ausnahme synthetischer geschliffen werden, war es nicht minder interessant. Vor allen Dingen durch den wertvollen Vortrag des Herrn Schupp über die Herkunft des Rohmaterials, seine verschiedene Bewertung nach Farbe, Gleichmäßigkeit usw., die Absatzgebiete usw. Prachtvolle Ware, namentlich in Aquamarin und Turmalinen, wurde uns hier vorgelegt. Kolliers, die das Entzücken der Damen erregten, große Stücke für Anhänger, Ringsteine in jedem Kaliber, die in großen Posten nach Amerika gehen usw. Die Schleiferei bot doch in vielen Punkten ein anderes Bild als die Diamantschleiferei, schon durch die Verwendung anderer Schleifmittel.

Auf größeren, vertikal laufenden Steinen wird zunächst die Grundform zugeschliffen, je nach dem ob es sich um Ringsteine, Kollierstücke, Tropfen, Oliven oder Perlen handelt. Steine, die in bestimmter Größe zu liefern sind, werden kalibriert, d. h. nach einer Blechschablone zugeschliffen. So vorgerichtet gelangen sie in die eigentliche Schleiferei, wo zunächst Stück für Stück auf etwa 12-15 cm lange Halter aufgekittet wird. Der Facettenschliff erfolgt nun in ganz ähnlicher Weise wie beim Diamanten auf horizontal laufenden Scheiben, die aber mit Carborondum bestrichen werden. Ein wesentlicher Unterschied besteht weiter darin, daß der Stein nicht jedesmal umgekittet wird, sondern daß zum mindesten alle Hauptflächen angeschliffen werden. Natürlich ist dazu eine große Geschicklichkeit erforderlich. Das einzige Hilfsgerät ist ein seitlich von der Scheibe aufrechtstehendes Brettchen mit zahlreichen, reihenweise über- und nebeneinander angeordneten Löchern, in die das freie Halterende eingestemmt wird. Je nachdem in welcher Höhe und Seitenstellung dies geschieht ist natürlich die Schleiffläche zur Scheibe geneigt. Auf diese Weise entstehen Flächen von ganz bestimmtem Winkel, die Facetten des Schmucksteines. Jüngere Kräfte polieren die so erhaltenen Flächen auf mit Tripel bestrichenen Steinen, bis schließlich das gleißende Wunder vollendet ist.

Wer Idar gesehen haben will, muß aber auch eine der alten Achatschleifereien besucht haben. So gings denn weiter zum Wiesengrunde hin, wo in einem scheunenartigen Gebäude ein von Wasserkraft bewegtes großes Zahnradgetriebe wohl ein halbes Dutzend riesige Sandsteine drehte. Davor, in liegender Stellung, auf niedrigem bankartigem Gestelle die Schleifer. So auf Bauch und Brust ruhend und die Füße gegen eine auf den Fußboden genagelte Leiste stemmend, drücken sie das zu schleifende Material mit aller Kraft gegen den laufenden Stein. Wahrlich ein hartes Handwerk. Wer von den Käufern draußen im Lande ahnt wohl, wieviel Mühe so ein Petschaft oder Schälchen aus Achat oder Kristall verursacht und wie geringfügig eigentlich der Preis ist im Ver

[graphic][graphic][merged small]
[ocr errors][merged small]

66

[ocr errors]

Damit war das Schauen zu Ende, die Führer drängten zur Einkehr. Man wollte den Besuch doch nicht ziehen lassen, ohne ihn auch mit dem traditionellen Obersteiner „,Spießbraten bewirtet zu haben. So hub dann noch einmal ein großes Gefecht mit Messer und Gabeln an, denn einen solchen Leckerbissen gibts nicht alle Tage! Daß darüber auch das Trinken nicht vergessen wurde, ist selbstverständlich, zumal an solch heißem Tage. Die weniger Hitzigen riskierten dann schließlich noch ein Tänzchen, das aber nur kurz war, dann schlug für manche die Abschiedsstunde. Mit

Farbsteinschleiferei mit Maschinenbetrieb.

dem Gefühl, einen selten schönen Tag verlebt zu haben und dem Wunsche,,Auf Wiedersehen!" schied man.

Dem Schreiber dieses war es vergönnt, auch am nächsten Tag noch in Idar weilen zu können und noch dies und jenes zu hören, was auch für weitere Kreise von Interesse sein dürfte. So ist es wohl noch viel zu wenig bekannt, daß Idar nicht nur ein bedeutendes Edelsteingewerbe, sondern auch der Sitz einer umfänglichen Perlenindustrie war, die leider jetzt fast ganz darniederliegt. In ihrer Blütezeit waren hier bis zu 150 Perlenarbeiter beschäftigt, etwa 30-50000 Halbperlen gingen damals täglich nach Pforzheim, Paris und anderen Plätzen. Und heute? Alles wie verweht. Soll es der Edelstein- oder Bijouterie-Industrie ebenso gehen?

[ocr errors]

Es wird wahrlich Zeit, daß die Reichsregierung den schwierigen Verhältnissen in den Hauptplätzen des Edelmetallgewerbes Rechnung trägt! Abbau der unerträglichen öffentlichen Lasten, Beseitigung der Luxussteuer und Abschluß günstigerer Handelsverträge, das ist es, was not tut, wenn unsere so hochstehende Qualitätsindustrie nicht doch noch erliegen soll. St.

Vom österreichischen Edelmetallmarkt.

Die Geschäftslage ist unverändert und es dürfte auch vor dem

Herbst keine merkliche Belebung des Geschäftsganges eintreten. Die einheimische Bevölkerung kann nichts kaufen, und die Fremden allein können keinen Aufschwung des Geschäftes bewirken. Die wirtschaftlichen Zustände haben sich ja ein wenig gebessert, die Arbeitslosigkeit geht zurück und die Teuerung steht still, aber sie sind noch immer schlecht genug. Sehr bezeichnend für die gegenwärtigen Verhältnisse ist, daß katholische Klöster und Stifte anfangen, ihre Gold- und Silberschätze zu verkaufen. Ihr in Aktien und Staatspapieren angelegtes Vermögen hat sich verflüchtigt und ihre Landwirtschaft trägt auch nicht mehr soviel, wie gleich nach dem Krieg. Ein französischer Händler, nach der ,,Neuen Wirtschaft" ein Herr Fayèrs, hat sich auf diesen Handel besonders eingestellt und soll bereits wertvolle Sachen aus den Schatzkammern der Klöster erworben haben. Auch Antiquitäten von hohem Wert sind zu haben. Die Verarmung friẞt immer weiter nach oben, auch altehrwürdiger solider Reichtum wird angenagt.

Um den Preis ihrer Erzeugnisse der gegenwärtigen Kaufkraft der Bevölkerung anzupassen, werden jetzt von den Goldschmieden immer mehr Juwelen-Schmucksachen aus Weißgold erzeugt. Doch ist es ausgeschlossen, bestimmte Arbeiten daraus mit der gleichen Feinheit wie aus Platin herzustellen. Entweder ist das Material zu spröde und farbunbeständig oder wenn es sich um hochwertige Legierungen handelt der Preis im

[ocr errors]

Verhältnis zum Platin zu hoch. Es bleibt als einziger Ausweg nur die Auflegung von Platinfassungen. Der Zentralverband der österreichischen Detailleure der Juwelen-, Uhren-, Gold- und Silberwarenbranche hat im Punzierungsausschuß den Antrag gestellt, das Punzierungsgesetz so abzuändern, daß die Verwendung von Platin auf Weißgold mit der Weißgoldpunze zugelassen werde. Von dieser Maßregel verspricht man sich eine gute Wirkung auf das gesamte Edelmetallgewerbe, aber da dazu eine Abänderung des Gesetzes notwendig ist, können die Meister unter Umständen lange darauf warten. Aber gerade jetzt brauchte das Geschäft einen Anreiz, die Monate Juli und August sind immer die schlechtesten. Der genannte Verband hat an alle seine Mitglieder die Aufforderung gerichtet, solange die Krise dauert, im Ausland möglichst wenig zu kaufen und lieber die einheimischen Meister zu beschäftigen.

Die Bewilligung der Einfuhrfreiheit für Silberwaren und Uhren nach Deutschland hat eine kleine Erleichterung für die Ausfuhr gebracht. Aber die Freude darüber ist getrübt dadurch, daß die Einfuhr von Waren aus Gold und Platin auch weiterhin verboten bleibt. Es können infolgedessen verschiedene bei Wiener Meistern aus Deutschland eingelaufene Aufträge nicht ausgeführt werden.

Die Strafbestimmungen des Punzierungsgesetzes werden jetzt neu gefaßt. Der genannte Zentralverband hatte Einspruch dagegen erhoben, daß die Obergrenze der Strafe für mit nicht Deutsche Goldschmiede-Zeitung Nr. 28

probehältigen Geräten begangene Übertretungen mit 500 sh festgesetzt werde und hatte einen Strafrahmen von 5-200 sh vorgeschlagen. Das Ministerium hat diesen Vorschlag abgelehnt. Es bleibt demnach bei dem von der Regierung in Aussicht genommenen Strafrahmen von 10-500 sh.

Die schon längst geplante Bildung einer Fachsektion des Edelmetallfaches im Gremium der Wiener Kaufleute ist endlich zur Tat geworden. Der vorläufige Name der neuen Sektion ist ,,Fachsektion der Juwelen-, Uhren-, Gold- und Silberwarenbranche

I

im Gremium der Wiener Kaufmannschaft". Zum Obmann wurde Kommerzialrat Erich Köchert gewählt, zu Obmannstellvertretern Kommerzialrat Gustav Herz und Oskar Schlesinger.

Die Edelmetallpreise sind unverändert. Nach einem Beschluß des Meistervereins der Gold-, Silber- und Juwelenerzeuger Wiens darf Material gegen Material (Gold, Silber, Platin) nur dann in Rechnung gestellt werden, wenn es im vorhinein oder längstens am Tag der Ablieferung gegeben wird, sonst tritt der Verbandskurs in Kraft und sind 3,2 Proz. Warenumsatzsteuer zu berechnen.

Die Lage der Gold- und Silberwarenbranche in Holland.

In den Niederlanden ist der Handel in Gold- und Silberwaren im Verhältnis zu anderen Ländern stets bedeutender und umfangreicher gewesen, was auf die Wohlfahrt der mehr kaufkräftigen Bevölkerung zurückzuführen war. Die ungünstigen Verhältnisse in Handel und Industrie in den letzten Jahren haben auch in der Edelmetallbranche eine vollkommene Änderung hervorgerufen. Seitens der Juweliere wird heute mit voller Berechtigung über Absatzmangel geklagt, da mit Ausnahme des wohlhabenden Bauernstandes keine andere Volksklasse mehr als kaufkräftig für Luxuswaren anzusehen ist. Im letzten Jahre betrug der Umsatz an Gold und Silber in Holland etwa 12 Millionen Gulden, wovon die Hälfte auf zwölf große Juweliere in Amsterdam, Rotterdam und den Haag kommt. Die restierenden 6 Millionen Umsatz verteilen sich auf mehr als 875 kleinere Ladeninhaber, so daß für jeden derselben im Durchschnitt nur kaum 5000 Gulden Umsatz per Jahr bleiben aus diesen beiden Edelmetallsorten. Natürlich ist eine große Anzahl der kleineren Ladeninhaber von Beruf mehr Uhrmacher als Juwelier, so daß der Verkauf von Gold- und Silberwaren eigentlich nur ein kleiner Bestandteil des Umsatzes im allgemeinen darstellen wird. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, daß zurzeit der Umsatz eines einzigen Modehauses, der Firma Gerzon, viel höher ist als der der gesamten Gold- und Silberwarenbranche im ganzen Lande. Der Rückgang im Absatz dieser Luxuswaren hat die Gold- und Silberwarenbranche in weit stärkerem Maße getroffen als andere Branchen.

Z. B. beträgt der gesamte Umsatz an Schuhwaren in Holland jährlich 150 Millionen Gulden, wovon 40 Millionen Luxusschuhe sind. In den letzten 15 Jahren hat dieser Umsatz um 60 Millionen Gulden zugenommen, auch im Verhältnis zu den Luxusschuhen. In der Bekleidungsbranche liegen die Verhältnisse ähnlich; auch hier hat der Bedarf an Luxusware sich erhöht. In der Gold- und Silberwarenbranche, die allgemein durchaus nicht als Luxusbranche

I"

zu bezeichnen ist, nimmt der Umsatz dieser beiden ewigen Edelmetalle ständig ab. Ersatzartikel sind auch nicht an ihre Stelle getreten, noch ist der Umsatz von konkurrierenden Artikeln, wie Diamanten usw. gestiegen. Die Ursache bleibt also darin zu suchen, daß Gold und Silber von einem großen Teil des Publikums als entbehrliche Artikel betrachtet werden, so daß dieser Teil des Volkes sie nicht kauft oder nur in geringem Maße. Dagegen ist aber gerade in den letzten Jahren auch wahrzunehmen, daß von dem wohlhabenderen Volksteil ebenfalls viel weniger an Gold und Silber gekauft wird als früher.

Die moderne Technik hat die Darbietungen der Gold- und Silberwaren-Industrie jedoch ebenso wie in anderen Branchen zu Leistungen allerersten Ranges geschaffen, so daß ein Versagen der in Frage kommenden Industrie nicht als Ursache gelten kann. Was jedoch in verschiedenen Ländern, besonders in den ehemaligen Kriegsländern, vielfach beobachtet worden ist, und zum weitaus größten Teil als Ursache der Kaufkrisis anzusehen ist, beruht in der Vernachläßigung der Reklame und Propaganda seitens der Juwelen, Gold und Silber verkaufenden Handelskreise. In der Kriegszeit war die Reklame natürlich überflüssig und in den ersten Jahren nach dem Kriege in einigen Ländern noch ohne jede Aussicht auf Erfolg. Aber heute nach sieben sog. „,Friedensjahren“ kommt man doch zu dem Ergebnis, daß die Reklame und Beeinflussung des Publikums um einige Jahre zu spät und in zu kleinem Umfange aufgenommen worden ist. Die Folgen dieses Versäumnisses bilden die eigentlichen Ursachen der jetzigen Käuferkrisis. In jeder Luxuswarenbranche muß das kaufende Publikum stets und regelmäßig angelockt werden, was bei Branchen mit täglichen Bedarfsartikeln nicht erforderlich ist. Vergiẞt man diese Notwendigkeit Jahre lang, dann kann dadurch sehr leicht die Gedächtnisschwäche des kaufenden Publikums gestärkt, der Verkauf selbst aber unterdrückt werden. Upi.

Autos und Radio-Apparate contra Juwelen.

n der gesamten Juwelen-Branche werden seit Monaten in zunehmenden Maße Klagen laut über geringeren Absatz und selbst bei gelegentlichen Ausverkäufen oder Preisermäßigungen machte das Publikum von den Gelegenheiten viel weniger Gebrauch als früher. Dieselbe Erscheinung haben auch die Engroshäuser wahrgenommen, da die Reisenden seit März noch nicht die Hälfte der Umsätze des Vorjahrs-Termins erreicht haben. Inzwischen haben die maßgebenden Kreise Untersuchungen abgehalten nach den Ursachen dieser Zustände und kommen zu dem folgenden Resultat:

,,Gold- und Silberwaren, sowie Juwelen im allgemeinen werden von der Masse des Publikums als Luxusartikel betrachtet, die man nur dann regelmäßig kauft, wenn die Zeitumstände ein gutes Einkommen garantieren. Der Überfluß an Geld wird meist zu 50 Proz. in Juwelen angelegt. Die Kaufkraft des großen Publikums für Juwelen kann sehr leicht und schnell durch fremde Einflüsse stark beeinträchtigt werden, und zwar am meisten durch übermäßige und bedeutendere Vergnügungs-Gelegenheiten. In kleinen Orten kann z. B. die Anwesenheit eines Zirkus für längere Zeit die Kaufkraft für alle Luxusgegenstände aufheben. Ähnlich liegen die Verhältnisse für die Allgemeinheit und so ist konstatiert worden, und die Ein- und Ausfuhrziffern der verschiedenen in Betracht kommenden Branchen bestätigen dies, daß die starke Zunahme der Automobile, welche durch günstigere Zahlungsbedingungen und ermäßigte Preise ermöglicht wurde, größtenteils auf Kosten des Juwelenabsatzes erreicht wurde. Der an

gebliche Goldüberfluß wandert hier nicht der Juwelenbranche zu, sondern trägt dem Vergnügungsgenuß des Geldinhabers Rechnung und entscheidet den Ankauf des Automobils. Eine zweite noch bedeutendere Erscheinung, die wahrgenommen ist, richtet sich auf die enorme Verbreitung der Radio - Apparate, wovon heute fast jede zweite Familie ergriffen ist. Auch die Kosten für die Anschaffung dieser Apparate und deren dauernde Unterhaltung stammen aus Geldüberfluß und wenn man obige 50 Proz. Anteil der Juwelenbranche annimmt, so vollzieht sich die Verbreitung der Radio-Apparate zur Hälfte auf Kosten der Juwelenbranche.

Alle diese Umstände machen sich seit Monaten in recht fühlbarem Umfange in der Juwelenbranche geltend, ohne daß dagegen irgendein Abwehrmittel gefunden werden kann. Ein allgemeiner Rückgang der Wirtschaftskonjunktur, der sonst. Wandel schaffen könnte, weil dann die Ausgaben für nicht nötige Luxuswaren sofort eingestellt werden, kann jedoch in dieser Krisis kaum eine Änderung erzeugen, weil die Objekte wie Automobile und Radio-Apparate zunächst den Besitzer weiter belasten so daß er keine flüssigen Mittel für Luxus mehr behält. Anderseits tritt das Automobil in stets stärkerem Maße als wirkliches Verkehrsmittel für die breiteren Volksmassen auf, so daß ein Rückgang dieser Erscheinung nicht zu erwarten ist. Die RadioEinrichtungen erlangen bei ihrer starken Beliebtheit und der dafür in der ganzen Welt fortgesetzt geführten Reklame noch weitere Ausbreitung, woraus zu schließen ist, daß auch das mittlere und

kleinere Publikum einstweilen dem Juwelenmarkt fern bleiben wird. Deshalb darf ruhig angenommen werden, daß sich der gegenwärtige Absatz der Juwelenindustrie ausschließlich auf den wirklichen Bedarf eingestellt hat und die beim Publikum wahrgenommene Einschränkung des Bedarfs nur durch eine umfangreiche Beeinflussung des kauffähigen Elements, wie sie in einer

geschickt durchgeführten Reklamekampagne gesucht werden muß, bekämpft werden kann. Daran müssen jedoch sämtliche Juwelen und Edelmetall verarbeitenden Industriezweige und die beteiligten Handels- Organisationen und Verbände gemeinsam mitwirken, weil es sich um die gemeinsamen Handels- und Standesinteressen einer gesamten Industrię handelt."

Upi.

Anträge auf Erstattung von im Jahre 1924 zuviel gezahlten Vorauszahlungen bis 31. Juli 1925 *).

Nach

ach Artikel I § 37 der zweiten Steuernotverordnung ist gegen Entscheidungen über Vorauszahlungen nur die Beschwerde (§§ 224, 281 der Reichsabgabenordnung) zulässig. In den Fällen der §§ 4,5 der zweiten Steuernotverordnung (Vorauszahlungen der Landwirtschaft und Vorauszahlungen aus dem Betriebe eines Gewerbes oder des Bergbaues und für Einkommen der körperschaftsteuerpflichtigen Erwerbsgesellschaften) ist gegen die Beschwerdeentscheidung die weitere Beschwerde gegeben, über die der Reichsfinanzhof entscheidet. Wenn nun ein Steuerpflichtiger in diesen Fällen vor dem am 1. Juni 1925 erfolgten Inkrafttreten des neuen Steuerüberleitungsgesetzes Vorauszahlungen für das Kalenderjahr 1924 für in das Kalenderjahr 1924 fallende, mit dem Kalenderjahre nicht übereinstimmende Wirtschaftsjahre oder für in das Kalenderjahr 1924 fallende Teile eines Wirtschaftsjahres 1923-24 geleistet hat, ohne daß eine Entscheidung über die Vorauszahlungen ergangen ist, so kann er nach § 5 des neuen Steuerüberleitungsgesetzes vom 29. Mai 1925 innerhalb zweier Monate nach Inkrafttreten des Steuergesetzes, d. h. also bis zum 31. Juli 1925, eine anderweitige Festsetzung der Vorauszahlungen beantragen mit der Begründung, daß er

a) überhaupt nicht vorauszahlungspflichtig sei oder b) daß er zu hohe Vorauszahlungen bewirkt habe.

*) Wir entnehmen die obigen Ausführungen dem soeben im Industrieverlag Spaeth & Linde, Berlin W 10, erscheinenden Buche,,Das Steuerüberleitungsgesetz“ von Ministerialamtmann Dr. Pißel und Rechtsanwalt Dr. Koppe.

Damit soll den Steuerpflichtigen, die geglaubt hätten, daß die zweite Steuernotverordnung und die Durchführungsbestimmungen auf sie nicht richtig angewandt worden seien, aber von der Einlegung von Rechtsmitteln abgesehen hätten, weil sie auf die Veranlagung, bei der sich dann alles geklärt haben würde, gerechnet hatten, die Möglichkeit gegeben werden, innerhalb einer bestimmten Frist noch Rechtsmittel einzulegen. Die Befugnis bezieht sich aber nur auf Rechtsgründe, nicht dagegen kann bei dem Rechtsmittel geltend gemacht werden, daß die Vorauszahlungen seine Leistungsfähigkeit überstiegen hätten. Es kann sich also nur um die Fälle handeln, in denen ein Steuerpflichtiger geltend macht, daß er Vorauszahlungen nach Sätzen geleistet hat, die für seine Erwerbsgruppe nicht zutreffen, nicht dagegen um die Fälle, in denen ein Steuerpflichtiger behauptet, Vorauszahlungen geleistet zu haben, die seine Leistungsfähigkeit überschritten haben, derartige Ansprüche können aber unter den Voraussetzungen des § 9 des neuen Arbeitsgesetzes (neuer Härteparagraph!) zu einer Herabsetzung des Ablösungsbetrages führen. Eine anderweitige Festsetzung der Vorauszahlungen durch den Reichsfinanzhof im Sinne des Artikel I § 37 der zweiten Steuernotverordnung, weil die Vorauszahlungen den wirklichen Einkommenverhältnissen nicht entsprechen, kommt nicht mehr in Frage. Auf den Antrag erteilt das Finanzamt einen Bescheid. Gegen den Bescheid ist das Berufungsverfahren (§ 217 Ao) gegeben, d. h. also Berufung an das Finanzgericht und Rechtsbeschwerde an den Reichsfinanzhof.

Die Steuer vom Gewerbekapital.

Während bisher neben dem Gewerbeertrag die Lohnsumme

als Grundlage für die Gewerbesteuer galt, gehen die meisten Gemeinden für das Jahr 1925 dazu über, das Gewerbekapital der Veranlagung zugrunde zu legen. Diese Art der Gewerbesteuerveranlagung bedeutet aber eine neue, mitunter recht erhebliche Belastung der meisten Gewerbetreibenden.

Für

Die zur Gewerbekapitalsteuer übergehenden Gemeinden nehmen die hierzu notwendige Veranlagung fast durchweg erst jetzt vor. Was unter Gewerbekapital zu verstehen ist, ist in den Kreisen der Steuerpflichtigen durchaus nicht allgemein bekannt. jedes selbständige Unternehmen muß eine besondere Steuererklärung abgegeben werden. Zu unterscheiden ist zwischen mehreren Betriebsstätten desselben Betriebes und mehreren wirtschaftlich selbständigen Betrieben. Letztere sind nur dann vorhanden, wenn sie von verschiedenen Stellen aus besonders geleitet werden. Erfolgt jedoch die Leitung mehrerer Betriebsstätten von der gleichen Stelle aus, so handelt es sich um mehrere Betriebsstätten desselben Betriebes und infolgedessen ist nur eine Steuererklärung abzugeben.

Das Gewerbekapital macht keinen Unterschied zwischen dem eigenen Kapital des Gewerbetreibenden und dem nur gemieteten oder gepachteten. Aber auch alle sonstigen Werte, die in irgendwelcher Weise von Dritten entnommen und dem Unternehmen dauernd gewidmet sind, beispielsweise also gemietete Maschinen, gepachtete Gewerberäume unterliegen nach ihrem Nutzungsbzw. Mietwerte der Einbeziehung in den Begriff ,,Gewerbekapital". Hinzuzurechnen sind auch alle Schulden, die behufs Anlage und Erweiterung des Geschäftes oder auch zur Verstärkung des Betriebskapitals und zur Vornahme irgendwelcher Verbesserungen aufgenommen worden sind, insbesondere auch Hypothekenschulden. Der Reichsmarkbetrag, der für die Bewertung des gewerblichen Betriebsvermögens in die Vermögenssteuererklärung einzusetzen war, ist anzugeben, wenn nur ein Inhaber und nur ein Unternehmen in Frage kommt. Die Erklärung unterscheidet zwischen Anlagekapital und Betriebskapital.

Zu ersterem gehören alle Gegenstände, z. B. Gebäude, Grundstücke, Maschinen, Patente usw., die dem Betriebe auf die Dauer gewidmet und Eigentum des Betriebsinhabers sind. Die Betriebsmittel dagegen, die in Menge und Form fortgesetztem Wechsel oder Veränderungen unterworfen sind, wie Waren, Rohstoffe, Halbfabrikate, Forderungen, Guthaben, Wertpapiere usw. bilden das Betriebskapital. Besonders wichtig ist der Punkt, daß man das Anlagekapital mit dem Preise bewerten muß, den man zur Anschaffung oder Herstellung eines entsprechenden neuen Gegenstandes am 31. Dezember 1913 hätte anlegen müssen. Ein angemessener Betrag kann für die Abnutzung des fraglichen Gegenstandes bis zum 31. Dezember 1923 von dem angegebenen Betrage in Abzug gebracht werden. Hierbei ist aber zu beachten, daß Abschreibungen für Wertverminderungen grundsätzlich unzulässig sind. Vielmehr kann die Abschreibung für Abnutzung nur den Teil des Preises ausmachen, der dem Verhältnis der Lebensdauer des Gegenstandes zu der seit seiner tatsächlichen Anschaffung oder Herstellung verstrichenen Zeit entspricht. Ist der Preis von Ende Dezember 1913 nicht zu ermitteln, so muß er seitens des Steuerpflichtigen unter Zugrundelegung von Gegenständen ähnlicher Art geschätzt werden. Ist auch das nicht möglich, so sind 3/4 des in Reichsmark berechneten Preises anzusetzen, der bei einer Anschaffung oder Herstellung am 31. Dezember 1923 hätte aufgewendet werden müssen.

Bei der Angabe des Betriebskapitals ist darauf zu achten, daß hierbei Waren-, Rohstoff- und andere Vorräte mit dem Preise zu bewerten sind, der am 31. Dezember 1923 aufzuwenden gewesen wäre. Dem inzwischen auf vielen Gebieten eingetretenen Preissturz wird dadurch Rechnung getragen, daß der Steuerpflichtige den Preis vom 1. April 1924 für die Bewertung zugrunde legen kann, wenn der Preis am 31. Dezember 1923 höher ist, als der am 1. April 1924 zur Anschaffung erforderliche.

Die folgenden Bestimmungen sind für die Bewertung von Wertpapieren, Forderungen, Geschäftsanteilen, Schulden sowie von in- und ausländischen Zahlungsmitteln zu beachten:

a) Wertpapiere (z. B. Aktien, Kuxe und sonstige Anteilscheine, Genußscheine und Schuldverschreibungen). Wertpapiere sind mit dem für den 31. Dezember 1923 festgesetzten und bekannt gegebenen Steuerkurswert oder, wenn ein Steuerkurswert nicht festgesetzt worden ist, mit ihrem Verkaufswert anzusetzen, ein Dividendenabschlag findet nicht statt. Ausländische Wertpapiere, die in Deutschland keinen Kurswert haben, sind mit dem ausländischen Kurs- oder Verkaufswert an dem letzten Tage, an dem im Jahre 1923 ein Kurs- oder Verkaufswert zu ermitteln ist, anzusetzen. Anteile an inländischen Erwerbsgesellschaften (z. B. Aktien, Vorzugsaktien, Kuxe, Anteile an einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung sowie Genußscheine, die von inländischen Erwerbsgesellschaften ausgegeben sind, sind nur mit der Hälfte ihres Steuerkurswertes anzusetzen.

[blocks in formation]

c) Geschäftsguthaben bei Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften und sonstige Geschäftseinlagen (z. B. Einlagen als stiller Gesellschafter) sind mit ihrem Verkaufswert am 31. Dezember 1923 zu bewerten.

d) Bares Geld und sonstige Zahlungsmittel (z. B. Metallgeld, Banknoten, Kassenscheine, Rentenmarkscheine, Postwertzeichen u. dgl.), Bargeld deutscher Währung (z. B. Metallgeld, so weit es sich nicht um Gold- oder Silbermünzen handelt), Banknoten, Kassenscheine und Postwertzeichen sind mit dem Nennwert anzusetzen.

Recht unangenehm ist es, daß die neue VermögenssteuerVeranlagung per 31. Dezember 1924 noch nicht durchgeführt worden ist, da dieselbe aller Voraussicht nach niedriger als die per 31. Dezember 1923 ausfallen und manche unbilligen Härten beseitigen wird. Das richtigste wäre es, wenn alle die Gemeinden, die noch keine Veranlagung des Gewerbekapitals vorgenommen haben, damit bis zum Abschlusse der Vermögenssteuerveranlagung warten würden. Die Berechtigung, statt dessen einstweilen die Lohnsummensteuer weiter zu erheben, ist gegeben durch § 4 der zweiten Ergänzungsverordnung zur Gewerbesteuerverordnung vom 28. März 1924. In welcher Weise sich die Gewerbekapitalssteuer bewähren wird, ob nicht schließlich auch hier wieder eine Überbesteuerung befürchtet werden muß, bleibt abzuwarten. Heinz vom Berge.

[blocks in formation]

Die Staatl. Höhere Fachschule für Edelmetallindustrie, Gmünd, wird im laufenden Sommerhalbjahr von 232 Schülern, darunter 12 Schülerinnen, besucht. Aus Württemberg stammen 205 Schüler, aus deutschen Bundesstaaten 19, und zwar aus Preußen 14, Thüringen 2, Bayern 2, Baden 1. Aus dem Ausland stammen 8 Schüler, und zwar aus Schweden 1, aus der Schweiz 7 Schüler (davon 3 in Gmünd ansässig). Das Winterhalbjahr beginnt am 21. September.

Gold- und Silberschmiedewerkstatt in Charlottenburg. Der preußische Minister für Handel und Gewerbe hat bezüglich der Gold- und Silberschmiedewerkstatt an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Charlottenburg verfügt: Auf Grund des § 129 Abs. 5 der Gewerbeordnung erkenne ich die mit Werkstättenunterricht verbundene Tagesfachklasse für Gold- und Silberschmiede an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Charlottenburg als Unterrichtsanstalt an, deren erfolgreicher Besuch die Zurücklegung der Lehrzeit ersetzt. Die Anerkennung erfolgt unter dem Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs und mit der Maßgabe, daß die Schüler zur Gesellenprüfung vor dem ordentlichen Prüfungsausschusse zuzulassen sind, wenn sie die Tagesfachklasse mindestens drei Jahre lang besucht oder mindestens die an drei Jahren noch fehlende Zeit als Lehrlinge in einem gewerblichen Betrieb des Gold- und Silberschmiedehandwerks abgeleistet haben. Die Schule hat nur Schüler zu unterweisen, kann aber nicht Lehrlinge einstellen und deshalb auch keine Lehrverträge abschließen. Vierter Sächsischer Handwerkertag in Chemnitz. Die Heerschau des gesamten Sächsischen Handwerks findet in diesem

Jahre in Chemnitz in den Tagen vom 18. bis 20. Juli 1925 statt. Die dazu ausersehene Sporthalle faßt ungefähr 8000 Personen und man hofft, die Festteilnehmer darin unterzubringen. Die Kundgebung des gesamten Sächsischen Handwerks wird am Sonntag, den 19. Juli 1925 in dieser Halle abgehalten, und es werden die bekannten Handwerkerführer (Biener, Kuntzsch, Beyer und Weber) dort sprechen. An die Kundgebung schließt sich ein groß angelegter Festzug an. Ferner wird mit der Tagung eine Ausstellung „Werkstatt und Schule“ verbunden, die in der 3. Berufsschule an der Promenadenstraße untergebracht ist. Ein Extrazug in das Erzgebirge wird am Montag die Kundgebung des Handwerks beschließen.

[blocks in formation]

Glanzschnittmittel für Platinfaßarbeiten. Terpentinsalmiakschmierseife wird starkem Salmiakgeist solange zugesetzt, bis sich eine rahmdicke Masse gebildet hat. Den Stichel taucht man vor dem Gebrauch darin ein und so ergibt sich ein tadelloser Glanzschnitt. -g. Vergoldungsbad für Zinkstreifenvergoldung. 1 Liter destill. Wasser, 1,5 g Feingold, 1,5 g gelbes Blutlaugensalz, 15 g kohlensaures Natron. Das Wasser wird bis zum Kochen erhitzt, darauf gibt man zunächst die Salze und hernach das inzwischen in der üblichen Weise aufgelöstes Gold (Knallgold) zu. Zum Niederschlag benutzt man sorgfältig geschabte Zinkstreifen, die mit blankem Kupferdraht umwickelt werden. Die Ware wird am entgegengesetzten Ende des Drahtes befestigt, darf aber mit dem Zinkstreifen nicht in Berührung kommen. Dieses ohne Strom arbeitende Bad liefert zwar anfangs eine gute Farbe, eine gründliche Goldausbeute kann indessen nur durch Verwendung des elektrischen Stromes erzielt werden. -g.

Chemisch unangreifbare Elektroden für elektrochemische Zwecke. Alfred Imhoff in Winterthur hat sich ein Verfahren patentieren lassen, daß für manche Betriebe Vorzüge besitzen dürfte. Chemisch unangreifbarer Isolierstoff, wie z. B. Porzellan, wird mit einem feinen Überzug von Edelmetall bedeckt (z. B. nach dem Verfahren der Porzellan-Überglasurmalerei, nach dem Metallspritzverfahren oder auf dem Wege der Kathodenzerstäubung). An den Anschlußstellen wird der Überzug galvanisch oder durch Spritzverfahren verstärkt und dort die Zuleitungen angeschlossen. Die Erzeugnisse zeichnen sich vor den üblichen unangreifbaren Elektroden, z. B. den in der Alkali-Elektrolyse verwendeten platinierten Drahtnetzen, durch größere Billigkeit und Haltbarkeit aus.

Sauerstoff in elektrolytischem Kupfer. Nach neueren Untersuchungen sollen auch die elektrolytischen Kupferblöcke sehr beträchtliche Sauerstoffmengen enthalten, so daß es bei der Herstellung von Legierungen aus diesen Blöcken unbedingt nötig sei, dieselben Vorsichtsmaßregeln zu beobachten wie bei dem minderwertigen Material. Da diese Ansicht von anderer Seite zum Teil bestritten wird, ist eine absolute Klärung bisher noch nicht zu erreichen gewesen; es wäre interessant, wenn eine von den Firmen, die mit elektrolytischem Kupfer viel zu arbeiten pflegen, zu dieser Frage einmal das Wort ergreifen würde. Aufarbeiten edelmetallhaltiger Salze. Gold- und Silbererz, die kohlenstoffhaltige Bestandteile enthalten, wurden früher vielfach auf die Halde geworfen, weil die kohlenstoffhaltigen Stoffe die Auflösung der Edelmetalle durch Zyanid erschweren oder verhindern. Dieser Übelstand wird durch eine Erfindung von Frank Darrow behoben, der die feingepulverten Erze in saurem, neutralem und alkalischem Zustand vor dem Auslaugen mittels Zyanitlösung mit einer Seifenlösung behandelt.

[ocr errors][ocr errors]
« PreviousContinue »