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Leipzig

Deutsche

Goldschmiede-Zeitung

Am 1. Juni 1925 angegliedert die im 42. Jahrgang stehende
Deutsche Edelmetall-Kunst, früher Internationale Bijouterie-Zeitung Kosmos

DAS FACHBLATT DES GOLDSCHMIEDS

Nachdruck aus dem Originalinhalt nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet

13. Juni

,,Der Pott des Geluckes".

Norddeutsche Silberlotterien im 16. und 17. Jahrhundert.

Lotterien in unserem Sinne? Ja, auch die Lotterie wie so

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manche andere wirtschaftlich uns modern anmutende Einrichtung wer denkt bei den Lombarden und Lombardzinsen heute noch an die Banken der lombardischen Kaufleute?

hat ihre Wurzeln schon im 15. Jahrhundert. Italienische Kaufleute richteten damals zum Verkaufsanreiz ,,Glückstöpfe" ein, wo jeder gegen geringen Einsatz eine Nummer ziehen konnte und damit eine Niete erhielt oder die auf dem Schein bezeichnete Ware gewann. So leitete sich von dem italienischen Wort ,,Lotto" (Los) die,,Loteria" ab. Allen früheren Lotterien, wie sie z. B. schon die römische Kaiserzeit kannte, fehlt noch das Hauptmerkmal der modernen Lotterie: das Opfer des persönlichen Geldeinsatzes zu Gunsten einer Gewinnchance. Diese Gewinnchance war allerdings früher äußerst gering, wenn wir hören, daß z. B. 1470 bei einer Lotterie in Augsburg 36000 Lose zu je 8 Pfg. ausgegeben wurden und demgegenüber nur 26 Gewinne standen. Kein Wunder, daß der Franzose damals die Lotterien mit „Blanque" bezeichnete, weil dieses Wort (,,carta bianca") d. h. Niete, weißer Zettel, bei der Ziehung am meisten zu hören war.

Über diese kulturgeschichtlich wie finanzgeschichtlich gleich interessante Geschichte der Lotterie, deren wissenschaftliche Literatur1) im 18. Jahrhundert beginnt und heute sehr reich ist, soll aber hier nicht berichtet werden, sondern über die besondere Beziehung dreier norddeutscher Lotterien aus den Jahren 1518, 1614 und 1624/25 zum Goldschmiedehandwerk. Von diesen drei Lotterien, die in Rostock, Hamburg und Friedrichstadt a. d. Eider stattfanden, sind uns nämlich die Plakate oder Ankündigungen wir würden heute sagen

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Reklameaushänge in je einem Exemplar erhalten. Und sie sind schon Reklame im modernen Sinne, jede in ihrer Art, denn alle zeigen sie dem glücks- und gewinnhungrigen

Publikum die Gewinnchancen : silberne Gefäße und Löffel, sowie Geldsäckel.

Beschränkt sich die Hamburger Lotterie auf zeichnerische Registrierung dieser Gewinne, so gehen die beiden anderen Lotterieanzeigen in ihrer Reklametendenz noch weiter. Einige erhalten gebliebene Abbildungen erläutern den Betrieb dieser Lotterien. So zeigt ein Bild den Vorgang der Ziehung der Rostocker Lotterie: rechts und links von einem reich gekleideten Knaben steht je ein großer Topf oder Glückshafen auf einem Dreibeinring, der eine Topf enthält die Gewinne und Nieten, der andere die Namen der Losinhaber. Der Knabe zieht aus beiden Töpfen mit der linken und rechten Hand je einen Zettel heraus und reicht beide den hinter ihm stehenden Männern, die das Ergebnis vorlesen. Dieses Ergebnis wird einem rechts sitzenden Notar oder Schreiber diktiert, während links drei Musikanten einen Tusch blasen. In der Mittelgruppe sitzen Aufsichtsbeamte und Vertreter der hohen Obrigkeit. So wird dies alles, schriftliche Fixierung des Ergebnisses im Beisein obrigkeitlicher Vertreter, als geschickte Reklame benutzt: das Publikum wird eindringlich darauf aufmerksam gemacht, daß dieser ,,Pott des Geluckes", für den 1518 zum Pfingstmarkt der Rostocker,,Borger und Inwoner" Eler Lange die Erlaubnis erhält, von Ratswegen konzessioniert

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Abb. 1. Hamburger Silberhumpen von Peter Henniges. sei, daß alles bei der Ziehung

1) Zuletzt hat Dr. Harry Schmidt-Kiel über die Friedrichstädter Lotterie von 1624/25 in den Quellen und Forschungen der Gesellschaft für Schleswig-Holstein Band 7, S. 149 gesch. ieben. Dort findet jeder, der sich für die Geschichte der Lotterie interessiert, reiche Literaturangaben.

ordnungsgemäß vor sich gehe und daß niemand betrogen werde. - Anders ist die Reklametendenz bei der Friedrichstädter Lotterie von 1624/25.

Hier wird auf den Zweck der Verlosung hingewiesen, der ein rein wohltätiger sein sollte: ein Blinder, der sich von einem Hund ziehen läßt, Kranke, Gebrechliche und Deutsche Goldschmiede-Zeitung Nr. 24

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Interessant sind die Gefäßtypen bei allen drei Lotterien, weil bei diesen im Bilde festgelegten Typen die Jahreszahlen genau bekannt sind. Bei der Rostocker Lotterie überwiegt noch die Gotik, die vor allen Dingen in der Buckelung der Wandung zum Ausdruck kommt; neben dem kleinen Deckelpokal steht der gotische Kelch. Bei der Hamburger Lotterie ist in stattlicher Zahl der Humpen vertreten, dessen Formtypus auf die Hamburger Moreswerkstatt zurückgeht. Als Vergleichsstück sei hier ein Hamburger Silberhumpen (Abb. 1) des Museums für Kunst und Gewerbe abgebildet, den man nach seiner Meistermarke (drei Hahnenköpfe) der Werkstatt des Peter Henniges zuschreibt. Die zweite Stelle nimmt bei der,,Hamburger Lotterie" der hohe Deckelpokal ein, dessen Typ im Museum für Kunst und Gewerbe durch zwei Pokale, beide Rostocker Arbeiten, vertreten ist. Der Lübecker Schiffszimmerpokal (Abb. 4) zeigt die gleiche wechselreiche Gliederung ausbauchender und eingezogener Teile wie der Pokal unserer Lotterie. Außer diesen beiden Typen kommt nur einmal der Ananaspokal vor neben Arbeiten geringeren Wertes wie den Schalen und Löffeln.

Vielfältiger ist der Formreichtum der Friedrichstädter Lotterie, wenngleich die Qualität des Einzelstückes hinter den Gefäßen

Gewerbe durch mehrere Beispiele (Abb. 2 u. 3) reich vertreten. Das Ineinandersetzen dieser Becher wird uns belegt durch einen solchen erhaltenen Satz, der sich im Besitz des Mölner Rathauses noch heute befindet und die Arbeit eines Lübecker Goldschmiedes ist. Der Pokaltyp ist auf der Friedrichstädter Lotterie gedrungener als auf der Hamburger, er gleicht dem Willkomm von 1579 aus dem Silberschatz der Schiffergesellschaft zu Lübeck (Abb. 5), dessen eigentliche Trinkschale, die Kuppa, gegenüber dem Fuß stark betont ist. Daneben tritt außer der Fußschale, die, wenn auch in der Form jedesmal verschieden, allen drei Lotterien gemeinsam ist, noch der den Gläsern der Zeit nachgeformte Nuppenbecher auf.

Formreichtum der Silbergewinne und lebhafte Propaganda mit fürstlicher Unterstützung für den Absatz der Lose, die auch in Hamburg betrieben wurde, haben der Friedrichstädter Lotterie nichts genützt, die Käufer der Lose stellten sich nicht in genügender Anzahl ein. Es waren der Gewiegten doch schon zu viele, die ebenso wie der Rat der Stadt Lübeck, der die Lotterie in seinem Bereich verbot, sich sagten:,,Obwohl finis et intentio bona, so sein doch die media inhonesta und zu Beschindungen der Gemeine doch die Menge der blinden Zettel angesehen." Alfred Rhode.

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Die

Grün- und Alt-Vergolden.

Von Georg Nicolaus.

moderne Goldfarbe ist zurzeit Grün-Gold; im Elektroplattiergeschäft ist die Grün- und Altvergoldung vorherrschend. Nur im Silberwarengeschäft ist noch immer die hochgetönte Gelbvergoldung der Innenflächen überwiegend, wenn auch schon moderne Leuchter hier und da mit Grünvergoldung in den Auslagen zu sehen sind. Alle Bijouterieund Kleinsilberwaren, Ringe, Broschettes, Feuerzeuge und Zigarettenetuis, sowie fast alle Beschläge der besseren Lederwarenartikel sind aber fast durchweg im Grüngoldton gehalten.

Wenn es schon empfehlenswert ist, die gewöhnlichen Gelbgoldbäder mit starkem Metallgehalte anzusetzen, so sollte man an dieser wohlbegründeten Vorschrift auch beim Grüngoldbade festhalten. Auf den starken Goldgehalt der Grüngoldbäder ist in erster Linie auch der schöne satte Ton

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den Zusatz an Silber- und Kupferlösung einfach zu verdoppeln, dieser ist vielmehr wieder sorgfältig auszuprobieren.

Wir sehen im Handel ab und zu Grüngoldwaren - etwa mit Grandelfassungen, Eichenlaub usw., die einen intensiven Blattgrünton vortäuschen; dieser läßt sich aber durch grüne Vergoldung niemals erreichen, sondern er wird durch nachfolgendes Einstreichen mit grüner Mussini-Ölfarbe, die nach dem Antrocknen mit Watte abzureiben ist, bewirkt. Die in den Vertiefungen oder in der Gravur zurückbleibenden Spuren der grünen Farbe täuschen dann das Blattgrün der Vergoldung vor.

Man vergoldet in kaltem Bade dreimal mit starkem Strom unter jedesmaligem Kratzen; die Zugabe von Kupferlösung bewirkt neben der Verwendung starken Stromes, daß der Niederschlag das erste Mal etwas trübe ausfällt, das schadet aber nichts, nach dem Kratzen erscheint der Ton um so grüner. Würde man in diesem Grüngoldbade heiß vergolden, dann würde ein Gelbgoldton vorschlagen, ja es würde die Qualität des Bades schon beeinträchtigen, wenn man dasselbe nach dem Ansetzen abkochen wollte. Das tropfenweise Zugeben der Silberlösung ist nicht etwa nur bildlich zu verstehen, sondern es muß sogar sehr genau beachtet werden, selbst eine Kleinigkeit zuviel bewirkt nur zu leicht einen

blassen Ton, dem der markante Stich ins Grüne mangelt, unter Umständen kann der Niederschlag sogar ganz weiß ausfallen. Hin und wieder wird ein mattgrüner Ton verlangt, da empfiehlt es sich, den Gegenstand vor dem Vergolden im Sandstrahlgebläse mit feinstem Sande zu mattieren. Die Ware darf dann aber nicht gekratzt werden, sondern sie ist lediglich in reinem Wasser abzuspülen; käme das Stück mit anhaftendem Sandstaube in das Bad, so würde der Niederschlag fleckig ausfallen, Man vergoldet zweimal, kratzt ab und geht dann noch einige Augenblicke in das Bad gibt gewissermaßen noch ein wenig Lüster darauf, ohne wieder zu kratzen, schwenkt die Ware gut ab und trocknet gut auf.

Mit einiger Übung kann man eine glatte Fläche auch durch Pattinieren mit einem intensiveren Tone färben. Einen anderen mattgrünen Ton erreicht man auch, wenn man mehrmals vergoldet, abkratzt und zum Schluß dann ganz leicht nachsandelt. Eine gewisse grünliche Färbung ergibt sich auch, wenn man ein Gelbgoldbad verwendet, in welchem schon sehr viel Silber vergoldet wurde; ein solches Bad zeigt immer einen Stich ins Grüne. Wenn beim Ansetzen eines Grüngoldbades zu viel Silberlösung zugegeben wurde, so läßt sich das wieder gutmachen, indem man entsprechend frisches Gelbgoldbad oder Goldsalze zugibt; auch diese Korrektur nimmt man nicht gleich mit dem ganzen Quantum des verdorbenen Bades vor, sondern erst an einem kleinen Teilquantum; stellt man dabei fest, daß ein verhältnismäßig zu großer Teil neuen Goldes zugeführt werden muß, so verwende man dieses Bad lediglich an Stelle der Silberlösung als Zugabe beim Ansetzen eines neuen Grüngoldbades oder man gießt dasselbe kurzerhand zu den Rückständen. Auch mit alter ausgebrauchter Vergoldung, zum Teil vermischt, läßt sich das Bad für das sogenannte Altvergolden größerer Silberwaren ganz gut verwenden, wenn man nicht zuviel davon dem alten Goldbade zuführt.

Zum Altvergolden. Wenn die Silberschmiede „Altvergolden" wollen, dann verfahren sie kurzerhand wie folgt: Die Waren werden in einem alten ausgebrauchten Goldbade vergoldet, dann über einer schwelenden Flamme tüchtig angerußt und danach mit einem Öllappen abgerieben, die Schwärze bleibt in den Vertiefungen oder in der Gravur haften und täuscht damit den Altton des Gegenstandes vor. In der Bijouteriefabrikation und in der Medaillenkunst verfährt man anders; man unterscheidet zwei Arten des Altvergoldens, erstens direkt durch die besondere Technik des Vergoldens, zweitens durch das nachfolgende Patinieren der

vergoldeten Waren, womit sich Effekte besonderer Art erreichen lassen.

Am einfachsten erzielen wir einen Altgoldton nach Art der bekannten Pariser Muster, wenn wir in einem gesättigten Gelbgoldbade unter Anwendung ganz minimalen Stromes 1-2 Volt höchstens den Gegenstand, der zuvor mattgesandelt und nicht abgekratzt wurde, solange im Bade belassen, bis sich der bekannte hochgelbmatte Sudansatz aus dem Niederschlag entwickelt hat. Wir haben es in der Hand, durch Anwendung stärkeren Stromes diesen Sudansatz dunkler bis bräunlich werden zu lassen. Es empfiehlt sich, hierbei mit Feingold - Anode zu arbeiten und mit dieser während des gleichmäßiger und dicker Ansatz entstehen kann. Sollte geVergoldens um den Gegenstand herum zu gehen, damit ein legentlich der Ansatz etwas trüb erscheinen, so genügt es, den Gegenstand längere Zeit im stromlosen Bade zu bewegen; er wird sich dann klären. Durch ganz leichtes Absandeln erreicht man wieder eine andere Nuance, als wenn man das Absandeln unterläßt. Wollen wir ein ganz altes schmutziges Aussehen des Gegenstandes erzielen, so daß ein mehr brauner Ton des Sudansatzes gewünscht wird, so wird arbeiten, wobei aber Gegenstand und Anode fortwährend dies erreicht, wenn wir mit ganz starkem Strom (5—6 Volt) bewegt werden sollen. Handelt es sich um einen modellierten

Gegenstand mit Höhen und Tiefen, etwa eine Plakette, so

erreichen wir eine besondere Note, wenn wir den in der oben beschriebenen Weise vergoldeten Gegenstand mit doppelkohlensaurem Natron vorsichtig und geschickt abreiben; man benetzt die Fingerspitzen, taucht in das Natron und reibt damit ab. In den Vertiefungen bleibt der Sud, erhöhte Stellen erhalten einen sanften Glanz, der Gegenstand erscheint wie schattiert. Man kann nun wiederum eine andere Wirkung erzielen, wenn wir den so behandelten Gegenstand leicht nachsandeln.

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Hier möchte ich einschalten, daß es durchaus nicht gleichgültig ist, ob man einen Gegenstand vor oder nach dem Vergolden absandelt, stets wird ein anderer Effekt erzielt werden. Wollen wir einen hellgelb-lehmigen Ton nach Art der bekannten Pariser Bijouterien erzielen, so wird erst gesandelt, dann vergoldet bis der hellgelbe Sud angesetzt hat, dann lasse man ohne Strom den Gegenstand einige Augenblicke im Bade liegen, bis er ganz hell geklärt erscheint; würde man ihn zu lange ohne Strom liegen lassen, dann würde der Sud ganz abziehen, und man müßte von neuem beginnen. Im übrigen bildet dieser halbabgezogene Sud wiederum eine besondere Nuance, die manchmal gewünscht oder in einer Vorlage gegeben wird. Man sieht, daß man durch verschiedene Manipulationen vielerlei Effekte erzielen kann. Soll ein Gegenstand einen etwas weniger stumpfen Altgoldton erhalten, dann kratze man den Gegenstand unmittelbar nach dem Sandeln und vergolde wie vorher beschrieben, dann wird der Ton nicht absolut stumpf, sondern etwas lüstriert erscheinen.

Sollte ein Sandstrahlgebläse nicht zur Verfügung sein, dann erreicht man einen ähnlichen Effekt, wenn man den Gegenstand mit feinster Stahldraht Schleuderbürste mattschlägt dabei aber die rotierende Bürste über ein Stück Bimsstein laufen läßt, das Matt fällt dann stumpf, ähnlich wie gesandelt

Auch Bijouterieartikel billigen Genres kann man durch Vergolden in alter Vergoldung unter Anwendung starken Stromes altvergolden, dann anrußen und mit Ölläppchen abreiben.

Bei allen hier geschilderten Vergoldungsarten werden durch nachfolgendes Patinieren weiter andere Effekte erzielt, je nach der Farbe, die man anwendet. An Farben werden gebrannte Sienna, vermischt mit Kadmiumgelb oder Kardinalrot, verwendet; für grüne Altvergoldung kommt noch grüne Farbe in Betracht. Als Farbe ist nur echte Mussini-Ölfarbe, die mit etwas gereinigtem Terpentin angemacht wird und in jeder

besseren Farbwarenhandlung zu haben ist, zu verwenden. Mit einem feinen Haarpinselchen trägt man die Farbe auf, läßt gut antrocknen, jedoch nicht gänzlich eintrocknen, dann nimmt man ein Wattebäuschlein (Verbandswatte ist anzuraten) und reibt damit die Farbe geschickt und vorsichtig ab. In Ecken und Vertiefungen bleibt die Farbe bestehen und gibt die besondere Note. Ich habe dabei immer gefunden, daß,

wenn man zu Kadmiumgelb etwas Kardinalrot mischt, namentlich auf Plaketten und Medaillen eigenartige Effekte erzielt werden. Will man ein Übriges für die Haltbarkeit dieser Arbeiten tun, so kann man das gut trockene Stück entweder schnell in Zaponlack tauchen, oder noch besser mit einem feinen Haarpinsel in einem geschickten und schnellen Strich mit Zaponlack überstreichen.

An die Leser der „Deutschen Edelmetall-Kunst"

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's ist fast ein halbes Jahrhundert her, daß die „Deutsche Edelmetall-Kunst“ als Internationale Bijouterie-Zeitung Kosmos ins Leben gerufen wurde. Während dieser Zeit hat sie es verstanden, sich eine stattliche Reihe von Freunden zu erwerben, die teils als Leser, teils als Inserenten - zu ihrer Fahne hielten.

Durch eine günstige Verkettung von Ereignissen ist es nun unserem Verlage der Deutschen Goldschmiede-Zeitung (Wilhelm Diebener G. m. b. H., Leipzig) gelungen, diese alte Zeitung ,,Deutsche Edelmetall-Kunst“ zu erwerben und mit unserer Deutschen Goldschmiede-Zeitung zu verschmelzen. Zum letzten Male tritt heute der Umschlag der „Deutschen Edelmetall-Kunst“ (unmittelbar hinter unserem bekannten goldfarbenen Umschlage) an die Öffentlichkeit; künftighin werden beide Zeitungen vereint sein in dem Gewande der größeren Schwester, unserer Deutschen Goldschmiede-Zeitung. Herr Dr. Dessauer, der frühere bewährte Herausgeber der ,,Deutschen Edelmetall-Kunst“, ist in unseren Redaktionsstab eingetreten und wird die volkswirtschaftliche Redaktion der Deutschen Goldschmiede-Zeitung für Süddeutschland übernehmen. Die Leser und Inserenten der früheren „Deutschen Edelmetall-Kunst“ bitten wir nun hiermit, ihre Freundschaft uns auch künftig zu bewahren. - Und den Lesern und Inserenten der Deutschen Goldschmiede-Zeitung können wir versichern, daß unsere Zeitung durch die Neuerwerbung einen weiteren Zuwachs an guten Mitarbeitern, an Verbreitung und Insertionswirkung (durch Übernahme des Abonnenten- und des wertvollen Kartothekmaterials) erhalten hat, kurz daß wir alles in allem einen weiteren starken Schritt vorwärts getan haben.

Deutsche Goldschmiede-Zeitung

Verlag Wilhelm Diebener, G. m. b. H., Leipzig.

I

Die farbigen Steine Rußlands.

n diesem Jahre feierte die Peterhofer ehemalige kaiserliche Steinschleiferei in Rußland ihr 200 jähriges Jubiläum. In dieser alten Steinschleiferei sind die herrlichsten russischen farbigen Steinarten geschliffen worden, die dann in die russischen Museen, die früheren kaiserlichen und großfürstlichen Palais und die Kathedralen Petersburgs gelangten. Aber nicht allein die Peterhofer Steinschleiferei wurde vom ehemaligen kaiserlichen Rußland unterhalten, sondern es bestanden auch kleinere Steinschleifereien in Jekaterinburg und Koliwa. Aus diesen Steinschleifereien wanderten nur ganz wenige Stücke auf den Markt. Was man in Rußland an farbigen Steinen fand, wurde zum allergrößten Teil auf kaiserlichem Besitztum gefunden, und wenn irgendwo anders einmal ein schöner farbiger Stein entdeckt wurde, dann wurde er vom kaiserlichen Kabinett angekauft. Jetzt wird der Ausbeutung der farbigen Steine in Rußland auch von der Sowjetregierung erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Im vergangenen Jahre hat die Sowjetregierung die Ausbeute der meisten wertvollen Lager einer Aktiengesellschaft, der Ssamozwet, übertragen. Die russische Akademie der Wissenschaften hat über die farbigen Steine Rußlands im Jahre 1922 ein größeres Werk herausgebracht.

Der am meisten gesuchte farbige Stein Rußlands ist der Malachit. Man findet diesen Stein auch in Nordamerika und Australien, aber es reicht kein Stein anderer Fundgebiete an den Uralmalachit heran. Schon im Anfang des 19. Jahrhunderts verwertete man in Rußland den Malachit, und damals schon betrug die jährliche Ausbeute 5000 Pud (1 Pud gleich 16,3805 Kilogramm). Damals kostete das Pud 1000 Rubel. Man fertigt aus Malachit nicht nur Schmucksteine und kleinere kunstgewerbliche Gegenstände, sondern man verarbeitet ihn im großen zu Vasen, Säulen, Wänden, Kaminverzierungen. Sehr bekannt sind die Malachitsäulen der Isaakskathedrale in St. Petersburg, die Tische und Vasen der Eremitage in St. Petersburg. Kaiser Alexander I. schenkte Napoleon I. einen herrlichen Malachittisch und eine herrliche Malachitvase. Der große Malachitbecher im Berliner Museum ist ein Geschenk Kaiser Nikolaus I. an Friedrich Wilhelm III. Bekannt sind auch die Malachitsäle im Winter- und Anitschkow-Palais in St. Petersburg und im Spassker-Palais des Grafen Scheremitjew bei Moskau. Im Ural liegen die einträglichsten Malachitvorkommen. Es sind die Lager von Mednorudjansk und Gumeschov. Man hat in letzter Zeit im Ural neue Malachitlager entdeckt.

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