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stattfinden, die den Muscheln zur Nahrung dient. Feinde aller Art bedrohen die Tiere, wie Fische, Bohrmuscheln, Krabben, Seesterne, Tintenfische, und es gelingt nur, sie vor den größten Feinden zu schützen.

Bei der Züchtung selbst ist das wichtigste die richtige Auswahl der Tiere, die richtige Wahl desjenigen Stückes Mantelepithel, das zur Umhüllung des Perlmutterkernes dienen soll, weil davon ein guter Teil des Erfolges abhängt, und schließlich die geschickte Durchführung der Operation, mit welcher die umhüllte Perlmutterkugel in das Tier eingeimpft wird. Dieser Impfprozeß wird nie ganz maschinell zu gestalten sein, wie man ja auch trotz allen Fortschrittes in der Chirurgie niemals etwa eine Blinddarmoperationsmaschine konstruieren wird, in die man den Patienten einschieben kann.

Diese individuelle Behandlung ist ja auch jenes Moment, aus dem im Durchschnitt eine Verbesserung der Eigenschaften der gezüchteten Perlen im Vergleiche zu den zufällig entstandenen Perlen zu erhoffen sein wird, denn durch die Wahl des umhüllenden Mantelepithels kann man verschiedene Eigenschaften der Oberfläche erzielen. Wenn man also die Perlmutterkugel einführt, um die Form der Perle günstig zu beeinflussen, so gibt die Wahl des Epithels die Möglichkeit der Verbesserung der Oberflächeneigenschaften der Perle.

Da man derartige Operationen erst an verhältnismäßig widerstandsfähigen Tieren ausführen kann, die etwa 3 Jahre alt sein müssen und da man mit einer Lebensdauer der gegenwärtig zur Zucht verwendeten Muschelart (Maleagrina Martensi) von etwa 10-11 Jahren rechnen muß, auch die Größe des Perlkernes einer starken Beschränkung unterliegt, weil das Tier einen zu großen Kern ausstoßen würde, ist die Größe der durch Züchtung zu erhaltenden Perlen begrenzt; große Perlen werden nur unter ganz ungewöhnlich günstigen Verhältnissen entstehen. Es sind also sowohl Größe als auch Güte der Perlen noch immer von äußeren Faktoren abhängig und ein Erfolg der Impfoperation läßt sich nicht absolut sicher voraussagen. Deshalb ist auch keine sichere Schätzung und Voraussage der zu erwartenden Produktion möglich und da das Tier nach erfolgter Operation etwa 7 Jahre lang in der Farm lebend erhalten werden muß und diese Zeit von einem gewissenhaften Perlenzüchter nicht abgekürzt werden wird, ist die Produktion von vornherein stark eingeschränkt und nicht willkürlich zu steigern. Bedenkt man dabei noch, daß auch bei der Züchtung schöne und größere Perlen seltener erzielt werden als mindere und kleinere, so ist der Seltenheitswert noch immer gewahrt, wenn es auch richtig ist, daß ein vermehrtes Angebot an schönen Perlen zu erwarten sein wird. Aber trotzdem wird kein solcher Preisdruck von diesem vermehrten Angebot ausgehen, daß über Nacht ein radikaler Preissturz der zufällig entstandenen Perlen zu befürchten wäre. Die Eigenschaften der Oberfläche der gezüchteten Perlen sind im Prinzip die gleichen, wie die der zufällig gebildeten, stets vorausgesetzt, daß es sich um solid gezüchtete Perlen handelt, die einen verhältnismäßig starken Überzug haben. Nur der eingeführte Perlmutterkern unterscheidet sie und bewirkt, daß bei relativ kleinerer Zeit, etwa in 7 Jahren, eine gleichgroße Perle entsteht, wie bei zufälliger Bildung in etwa 9 Jahren. Im übrigen sind aber alle äußeren und inneren Verhältnisse bei beiden Arten von Perlbildung gleich.

Es liegen also die Verhältnisse bei der Züchtung von Perlen ganz anders als bei der Herstellung von künstlichen Edelsteinen; wollte man Edelsteine auf analoge Weise herstellen, wie man Perlen züchtet, müßte man kleine Kerne von Edelsteinen etwa in einen tonigen Kalkstein einführen und dann in dessen Umgebung jene Verhältnisse eintreten lassen, die

Das Symbol:

(Der Trauring)

in der Natur zur Entstehung von Rubinen in einem solchen Kalksteine unter der Einwirkung von aufdringenden heißen Gesteinsmassen führen und müßte dann jene Zeit abwarten, die für die Bildung natürlicher Steine in Anspruch genommen werden kann.

Ebensowenig kann man die Herstellung und die Abkühlung großer Gesteinsmassive galvanoplastisch vergoldeter oder vernickelter Gegenstände mit der Züchtung von Perlen vergleichen. Auf die kernlosen gezüchteten Perlen, wie sie der deutsche Zoologe Alverdes 1913 zuerst erzielte oder später Mikimoto auf seinen Farmen erhielt, kann man überhaupt die Analyse nicht anwenden. Aber auch der Herstellung des Überzuges von Perlmuttersubstanz über eine Perle oder eine Perlmutterkugel durch das lebende Tier ist die Erzeugung etwa eines Überzuges von Gold auf einem Kupfergegenstand nicht analog. Bei der Erzeugung eines solchen Goldüberzuges wird aus einer Lösung von Goldsalzen durch physikalisch-chemische Vorgänge eine gewisse Menge Goldes auf den Gegenstand niedergeschlagen, man kann voraussagen, was sich aus der Lösung ausscheidet, wo und wie es sich ausscheiden wird. Der Zufall oder äußere Verhältnisse spielen dabei gar keine Rolle, auch die hierzu erforderliche Geschicklichkeit ist eine rein technische, eine individuelle Behandlung oder Auswahl findet nicht statt; die Produktion galvanoplastisch vergoldeter Gegenstände ist wie die der künstlichen Edelsteine nur durch die Zahl der Apparate begrenzt und kann unter Garantie auf eine beliebige Menge erhöht werden. Ebenso läßt sich für die Beschaffenheit der Stücke eine Garantie übernehmen, weil ja der Prozeß zwangsläufig erfolgt. Der Wert der Gegenstände wird in allen Fällen gleichmäßig erhöht, nämlich um den Wert des zugeführten Goldes und den der dazu verwendeten Arbeitsenergien. Irgendeinen Seltenheitswert hat deshalb ein galvanoplastisch vergoldeter Gegenstand nicht, ein Risiko gibt es bei diesem Prozesse nicht, alles ist genau voraussagbar.

Der Wert einer gezüchteten Perle entspricht nun keineswegs etwa außer den Arbeitskosten dem Werte des Gewichtes der neu abgeschiedenen Perlmutter. Die Perlmuttersubstanz kann sich ja in sehr verschiedener Schönheit auf dem Perlmutterkern der Perle absetzen und je nach der Art dieser Ablagerung, der Dicke der Blättchen, der Ausdehnung, der Art der Verbindung mit Konchyolin, einer eventuellen Eigenfärbung steigt oder fällt der Wert der gezüchteten Perle. Das Gewicht der Perlmutter spielt weder bei der gezüchteten noch bei der zufälligen Perle eine allein bestimmende Rolle. Eine Voraussage oder eine Garantie für die Beschaffenheit oder den Wert einer zu züchtenden Perle ist also unmöglich, das ist vielmehr ein mit einem Risiko behafteter Prozeß. Deshalb haben auch die erzielten Produkte je nach ihrer Schönheit Seltenheitswert. Hierbei spielen eben Lebensprozesse die ausschlaggebende Rolle, die etwas prinzipiell verschiedenes von mechanischen Fabrikationsprozessen sind.

Ein ähnlicher Vorgang wäre der, das man Perlmuttersubstanz etwa in Form eines Lackes vorrätig hat und nun Perl mutterkugeln mit diesem gleichbleibenden Lacke überzieht. Bei einer gewissen technischen Geschicklichkeit des Arbeiters wird dann ein gleichbleibendes Produkt entstehen, über welches bezüglich der Beschaffenheit eine Voraussage gemacht werden kann und dessen Wert sich gleichbleibend bei allen gleich großen lackierten Perlmutterkugeln „erhöhen wird". Es ist tatsächlich eine weit verbreitete Vorstellung, daß die japanischen gezüchteten Perlen nichts anderes seien als Perlmutter, die im chemischen Laboratorium unter Verwendung einer Perlenessenz zu „Perlenähnlichkeit" hergerichtet werde.

Wie ich dich, Ringlein, auch drehe und winde:
Irgendwo Anfang und irgendwo Ende
Findet mein suchendes Auge nicht,
Überall Einheit nur, überall Licht.

Darum denn, wie auch die Zeiten verrollten: Immerdar bat dein Zeichen gegolten Würdevoll, schon seit Jahrtausenden wohl: Als aller Ewigkeit festes Symbol.

Ludwig Würkert.

In

Ein Ehrenschrein von Max Peteler.

(Zu unserem Kunstteil.)

unserer hastenden Zeit werden nur ganz selten noch Arbeiten geschaffen, zu denen eine zähe Geduld gehört, der aber nie die liebevolle Sorgfalt mangelt, wie wir ihr bei Arbeiten früherer Zeiten, besonders des Mittelalters, begegnen. Im Dienste der Religion und der Kirche hat mittelalterlicher Mönchsfleiß Goldschmiedearbeiten erstehen lassen, deren technische Meisterschaft wir nicht nur bewundern, sondern durch deren Vollendung wir vor allem den Geist fühlen, der die Triebkraft zu diesen Werken war. Das Gehäuse für eine Reliquie konnte nicht kostbar genug sein, künstlerische Erfindung paart sich mit edelstem Material; an Farbsteinen, Elfenbein und Vergoldung haben diese Arbeiten einen Reichtum, wie ihn spätere Zeiten nie wieder erreicht haben. Als Max Peteler die Aufgabe gestellt wurde, eine Goldschmiedearbeit zu fertigen, die dankbare Kinder ihrem Vater übergeben, um mit diesem Mal den Nachkommen vor Augen zu halten, was dieser Vater für die Familie bedeutete, da hat er glücklich gegriffen, daß er in der Idee sich an das mittelalterliche Reliquiar gehalten hat. Soll es doch ein Familienheiligtum darstellen, das einem Goldwarenfabrikanten zum siebzigsten Geburtstag übergeben ward, dessen Leben dem künstlerischen und geschäftlichen Aufblühen seines Betriebes wie des ganzen Hanauer Gewerbes gewidmet war. Und ein solch intimes Denkmal, das nicht in Stein oder Marmor für die Öffentlichkeit sein soll, sondern in der Familie seinen Ehrenplatz erhält, in Form einer Goldschmiedearbeit zu gestalten, erscheint als eine äußerst glückliche Idee des Auftraggebers. Gleichsam als Denkmal, schlicht in der Gesamtform, bewegt und leicht im Dekor, trägt es oben ein Döschen mit einer Figur, die die Lebensfackel trägt. Verschlungen führen die Lebenswege, durch die Drähte dargestellt, nach einem Ziel, zu dem Stern. Die Fialen tragen die Symbole von Tag und Nacht, sie und die zwölf Sternbilder an den Pfeilern erinnern an den Strom der Zeit, der das Leben des Einzelnen und

des Geschlechtes begleitet. Die Allegorien von Kraft und Fruchtbarkeit an den Füßen des Schreins tragen den Bau. Ein Druck gegen die kleinen Kristallsäulchen öffnet die Türen und zeigt im Innern auf einem abnehmbaren Sockel den siebenzackigen Stern, als Anklang an die sieben Jahrzehnte. Das Streben und Aufblühen in diesen Jahren verkörpern die beiden Gestalten und ein größerer Kristall trägt in der Mitte in Goldtopas geschnitten das Symbol des Jubilars. Die geöffneten Türen erzählen an der Innenseite kurz das Leben der Kinder und tragen als Abschluß die Embleme der Kunst und des Goldschmiedehandwerks.

Wenn diese Symbolik zum Ausdruck kommt, so wird sie aber nirgends aufdringlich, sondern ordnet sich voll und ganz der künstlerischen Gestaltung unter. Da bei ähnlichen Werken die Gefahr selten umgangen wird, sei es besonders betont, daß wir es mit einem künstlerischen Entwurf bis in das letzte Detail hinein zu tun haben, mit starker Liebe zum Material und zur technischen Ausführung. Diese beiden Faktoren sind auch die Grundlage der angewandten neuzeitlichen Formensprache, die eine durchaus persönliche Note hat. Die bis ins allerkleinste durchgeführte Qualität der handwerklichen Ausführung erfreut gerade heutzutage, und es ist nötig zu erwähnen, daß außer den Figuren und den beiden großen Fußstücken kein Teil gegossen ist, sondern alles getrieben und montiert. Max Peteler zeigt als Ziseleur hier sein reifes Können, zeigt, daß er Goldschmied bis ins Mark ist, daß exakteste Ausführung ihm notwendig erscheint. Entwurf und Ausführung gehen als Einheit zusammen.

Nur der Fachmann wird ermessen können, welche Nervenprobe diese Arbeit in dieser Qualität darstellt, eine erstaunliche Leistung für die kurze Spanne von dreiviertel Jahr Arbeitszeit. Solche Arbeiten machen uns stolz, denn sie zeigen, daß unser Goldschmiedehandwerk den Weg finden wird. Dr. L.

Von der Leipziger Frühjahrsmesse 1925.

Es lag ein Schatten über der diesjährigen Frühjahrsmesse

in Leipzig. Der Tod des Reichspräsidenten dämpfte den Messetrubel. Die Fahnen wehten auf Halbmast. Die offiziellen Festlichkeiten wurden abgesagt. Wohltuend war die Anteilnahme, welche die zur Messe in Leipzig so zahlreich anwesenden Ausländer zeigten.

Aber die Messe ist keine Vergnügungsveranstaltung, sie ist eine wirtschaftliche Musterschau deutscher Leistungsfähigkeit. Und wenn die diesjährige Frühjahrsmesse für viele nicht das gewünschte Ergebnis zeitigte, so kann man das nicht auf das unglückliche Zusammentreffen von Messebeginn und Tod des Reichspräsidenten zurückführen. Die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland haben sich in den letzten Jahren so gefestigt, daß politische oder wirtschaftliche Beunruhigungen durch derartige Ereignisse nicht zu befürchten sind.

Die Gründe hierfür liegen auf anderem Gebiete. In Deutschland selbst ist ein gewisser Bedarf vorhanden, aber es fehlt an dem nötigen Kapital, um in großzügiger Weise einkaufen und disponieren zu können. So kamen zwar Aufträge mit inländischen Einkäufern zustande, aber diese hielten sich meistens in sehr bescheidenen Grenzen. Mit dieser innerdeutschen Wirtschaftslage mußte man rechnen. Hier ist nur nach und nach sehr langsam eine Besserung zu erwarten. Hoffen kann man aber nur auf diese Besserung, wenn der deutsche Export wieder besser wird. Nur eine ausreichende Ausfuhr gibt der deutschen Industrie die Möglichkeit der vollen und rentablen Ausnutzung ihrer Produktionsfähigkeit, und da hat leider die diesjährige Frühjahrsmesse gezeigt, daß

noch keine Besserung zu erwarten ist. Die ausländischen Einkäufer waren äußerst zurückhaltend im Einkauf. Die deutschen Preise wurden allgemein zu hoch befunden. Vor dieser Tatsache darf weder die Industrie noch der Handel die Augen verschließen. Die Passivität der deutschen Handelsbilanz im Monat Januar ist eine zu ernste Mahnung, als daß man sie unbeachtet lassen könnte. - Das ist das allgemeine Gesicht der diesjährigen Frühjahrsmesse, das besondere der Edelmetallmesse zeigt kaum andere Züge.

Seitdem in Leipzig eine geschlossene Uhren-, Edelmetallund Schmuckmesse besteht, ist es nur in seltenen Fällen eine angenehme und erwünschte Selbstverständlichkeit insbesondere für die Erzeuger der weltbedeutenden deutschen Schmuckindustrie und den zugehörigen Großhandel gewesen, sich und ihre Neuheiten in unserem Geschäfts-Babylon zu zeigen.

Tatsache ist, daß in unserer wie in anderen mustergeeigneten Warenbranchen der Reise tätigkeit wieder mehr Bedeutung beigelegt wird und auch zukommt, und so manches Geschäft schon vorweggenommen ist oder aber noch nachkommt, daß also das eigentliche Zustandekommen von Geschäftsabschlüssen sich nicht mehr so stark auf die große Frühjahrs- und Herbstschau konzentriert. Was aber die beiden letzten Messen zu recht stillen gemacht hat und auch die jetzige ist, um dies gleich zu sagen, im großen und ganzen bis heute, Dienstag, eine recht stille Messe! - das ist die Geld- und Kreditkrise. Brachte früher, in der Inflationszeit, das Hin und Her (mehr Hin als Her) des Dollarkurses von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde schließlich, Bewegung in die Tätigkeit des Meßgeschäftes, so fehlt es heute an diesem

fieberheißen, aber leider auch an jedem frischen, belebenden Luftzug.

Es fehlt vor allem an großen reellen Aufträgen, zumal auch das Ausland sich bemerkenswert zurückhält. Wohl sind fremde Einkäufer anwesend, sie haben sich aber meist noch nicht entschlossen, und wie man hört, fahren sie manchmal lieber auch zur französischen Valutadumping - Konkurrenz.

Wie immer haben die drei Konzentrationshotels, Königshof, Grüner Baum und Sachsenhof, wie auch die starke Ausstellergruppe der Schmuckbranche im Meßpalast Specks Hof an altbewährten Modellen und gefälligen Neuheiten aufgeboten, was das Auge wünschen kann und Zierde jedes Schmuckladens sein würde. Was die letzte und die kommende Mode als dernier cri für die vollendete und stilgemäße Toilette, das Boudoir und die gedeckte Tafel der Dame, für das kavaliergemäße Utensil des Herrn erfordert, ist hier zusammengetragen; neben und unter den echten Qualitätserzeugnissen fehlen auch nicht die wohlfeileren Sachen, tönt in milder Mattheit der so beliebte Perlenschmuck aus dem Goldgelb des echten oder gepreßten Bernsteins, lockt die kunstvolle Schnitzarbeit in Elfenbein, mahnt das vorwiegend azurblaue Email auf Dosen,,,Necessaires" u. dgl. zu Schau und Kauf. Aber sind es schon nicht allzuviele, die da schauen, so sind es noch weniger, die wählen und Bestellungen machen, und,,ohne Ziel“ hat ja doch einmal ein solches .... wenn schon vom „Ziel“, nämlich dem Zahlungsziel, heißt es meistens wie in stillschweigender Verabredung „Reden wir nicht davon!" Was nützt es auch, Dreimonatsziel auszubedingen, wenn dann die „,höhere Gewalt" einen unbedingt verlängerten Strich durch die Rechnung macht.

Und dennoch: der Besuch der Leipziger Messe ist für Aussteller wie Besucher doch nicht bloß eine Traditionssache, die man nur gewohnheitsmäßig mitmacht. Der eine darf, der andere mag sie nicht missen, und wenn sie wirklich ein Übel wäre, so bliebe sie trotz allem ein notwendiges! Der Reisende kann dem Ladengeschäft niemals das zeigen, was hier in bunter Fülle, in mannigfaltigster Reichhaltigkeit und Vollständigkeit von edelster Erzeugung in vollendeter Kunst bis zur gangbaren Dutzendware vereinigt ist. Auch der nur ,,ansehende" Besucher der Messe wird, wenn er dann noch in seinem Laden aufgesucht wird, weit eher zum „,ansehnlichen" Käufer. Und der Erzeuger und Grossist muß eben beide Wege beschreiten, um zum Ziele zu kommen, auch das Geschäft

Es gibt Fälle, in denen geschleudert wird, es gibt solche, in denen der Verkäufer vorzieht, die kalte Schulter zu zeigen (die er eigentlich nicht hat), es gibt wieder „,Kommissionsware", es gibt,,Nurgegenbar"-Angebote, die dann zu solchen gegen Akzept zusammenschrumpfen, um dann schließlich ohne Akzept zum Abschluß zu führen. Es gibt Käufer, die frisch-fröhlich,,kaufen" und zur Zahlungsfrage nur lächeln, es gibt aber noch mehr, die offen sagen, daß sie das etwas reichlich versorgte Weihnachtslager erst mehr gelichtet und ihr Konto beim Lieferanten beglichen sehen möchten, ehe sie sich neu eindecken. Am Sonntag war es ruhig; am Montag wurde die Ruhe nicht allzu häufig gestört; am Dienstag sah die Lage vielfach etwas besser aus, der Nachmittag hielt aber selten, was der Vormittag versprochen hatte.

Die

Etwas möchten wir noch zur Beherzigung für die, die es „angeht“, mit hinzufügen: Die in der Inflationszeit einsetzende Messezersplitterung ist auch für viele Firmen eine nicht zu rechtfertigende Belastung ihres Reklameetats, und es werden in Industrie und Handel sehr viele Stimmen laut, daß hier von staatlicher Seite eine Regelung erfolgt. Auch in unserem Fache wird von Fabrikanten- und Grossistenseite vielfach über die schwere Belastung geklagt, die namentlich auch durch die zahlreichen Ausstellungen auf den einzelnen Verbandstagungen und sonstigen Sonderausstellungen entstehen. Die Preisfrage ist von so lebenswichtiger Bedeutung nicht nur für die Industrie und den Handel, sondern für jeden, der in der deutschen Wirtschaft lebt, daß man alles, was unnötig die Spesen eines Unternehmens vergrößert und somit die Ware verteuert, vermeiden muß im Interesse der Allgemeinheit. Sonderwünsche müssen hier zurückstehen. Dies ist auch eine der vielen Lehren, die man aus dem Ergebnis der diesjährigen Leipziger Frühjahrsmesse ziehen kann und ziehen muß.

Das Ergebnis der zwölften Jugosi.

ie vom 13. bis 17. Februar abgehaltene zwölfte Stuttgarter Jugosi stand unter einem günstigen Zeichen. Die Mehrzahl ihrer Aussteller ist in bezug auf den geschäftlichen Erfolg befriedigt und den von nah und fern eingetroffenen Einkäufern wurde überaus viel geboten. Die Jugosi hat ihren Zweck, in konzentrierter Weise eine Übersicht über die gesamte Schmuckwaren-, Tafelgeräte- und Uhrenbranche zu geben, aufs Neue erfüllt und war eine vorteilhafte Einkaufsgelegenheit. Das Angenehme der persönlichen Verbindung zwischen Juwelier, Exporteur und Erzeuger machte sich geltend.

Der Einkauf in unserer Branche erfordert heute große Vorsicht und scharfe Umsicht bei der Auswahl, den Bezugsquellen und der Preiswürdigkeit unter dem Gebotenen. Die Fachmesse ist hier das gegebene Hilfsmittel zur Gewinnung eines sicheren Urteils. Diese Vorteile werden in immer weiteren Kreisen gewürdigt. Die Zahl der Aussteller sowie der Einkäufer war bei der diesmaligen XII. Jugosi etwas kleiner wie sonst, was sich auf verschiedene Umstände zurückführen läßt, vor allem ist es der frühe Termin, der sämtliche Kauf

lustige aus den Badestädten des In- und Auslandes davon abhielt, schon jetzt ihre Einkaufsdispositionen zu treffen, dann gibt es eine große Anzahl von Juwelieren, die den Besuch der Leipziger Messe mit der Jugosi verbinden, was diesmal durch die weit abstehenden Termine nicht gut möglich war und schließlich sind die meisten Mitglieder unserer Branche immer noch mit der Inventur beschäftigt, da wir doch alle unsere Waren neu abschätzen und dem heutigen Geldwert entsprechend aufnehmen müssen. Es ist aber begründete Aussicht vorhanden, daß die diesmal ausgebliebenen Firmen gerne zur nächsten Jugosi zurückkehren. Die Jugosi bürgt einen gesunden Kern, das sind die außerordentlich reich ausgestatteten Ausstellungen der Großsilberwarenfabrikanten und um diese ranken sich die verschiedenen anderen Zweige unserer Branche in jedesmaliger anderer Konstellation.

Für die Besucher bietet die Stuttgarter Edelmesse die beste Gelegenheit, sich von Halbjahr zu Halbjahr von dem Fortschritt der verschiedenen Zweige unserer Branche persönlich zu überzeugen und in steter Fühlung mit Grossisten und Fabrikanten zu bleiben.

Goldschmiedewaren auf der Königsberger Ostmesse.

on den Firmen, welche auf der diesmaligen Messe Goldstellten, waren weniger vertreten, als auf den früheren Messen. Der Bedarf des Konsums ist in diesen Artikeln nicht mehr so stark wie etwa in der Inflationszeit. Vielmehr richtet sich die Nachfrage in erster Linie auf Gegenstände des täglichen Bedarfs,

so daß das Publikum zu Anschaffungen von Schmucksachen aus Gold und Silber nur wenig Geld übrig hat. Dementsprechend verhielten sich auch die Einkäufer in dieser Branche.

Nur die billigsten Artikel, namentlich Stapelartikel, wurden auf der Messe verlangt, weniger dagegen hochwertige Schmucksachen. Unter den einzelnen Gold- und Silberwaren fanden besonders

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Ehrenschrein von Max Peteler, Hanau - Vorderansicht, geöffnet.

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