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Die Aussperrung in der Diamantindustrie.

Wie aus den bisher eingegangenen Mitteilungen zu ersehen war, entwickelt sich der allgemeine Stand des Kampfes in Antwerpen viel rascher zu Gunsten der Arbeiter, als das in Amsterdam der Fall ist. Nach offizieller Zählung sind bis jetzt 1348 Mühlen von Antwerpener Diamantschleifern besetzt und mit den Diamantarbeitern der andren Branchen im ganzen 1600-1700 der Streikenden und Ausgesperrten wieder tätig, das ist ungefähr die Hälfte der Gesamtzahl der Diamantarbeiter Antwerpens. Außerdem haben dort aber in den Fabriken noch 300 Amsterdamer Diamantschleifer Platz gefunden, und weitere 30 Arbeiter haben Amsterdam verlassen, um vorläufig nach Antwerpen überzusiedeln. Täglich melden sich im Verbandsgebäude des Niederländischen Verbandes noch immer mehr Arbeiter, die wohl in Amsterdam Arbeit haben, aber keine Mühlen finden können. Da in den nächsten Tagen in Antwerpen wiederum eine bedeutende Zahl von Mühlen zur Verfügung gestellt wird, ist eine neue Übersiedelung großen Umfanges zu erwarten.

Man hat, wie „Het Volk“ erwähnt, die Mitglieder der Amster

damer Juweliervereinigung in den Wahn gebracht, ihre Kollegen in Antwerpen wären einmütig entschlossen, den Kampf gegen die Arbeiter konsequent durchzuführen. Das ist jedoch durchaus nicht der Fall. Dort stehen sich die Parteien im allgemeinen nicht mehr so scharf gegenüber als in Amsterdam. Ein Teil der Antwerpener Arbeitgeber hat gegen den Neunstundentag nicht viel einzuwenden, weil sie darin keine Gefahr für ihren Profit erblicken. Daran würde eine Einigung nicht scheitern. Was man in Antwerpen will, das sind die Lehrlinge. Der Vorstand des Niederländischen Diamantarbeiter - Verbandes hat von der Direktion der Fabrik „Sofia“ die Mitteilung erhalten, daß dort von Anfang an gearbeitet wurde. Der Vorstand erklärt, damit sei der Neunstundentag sowohl in Antwerpen als auch in Amsterdam Tatsache geworden.

Im Verbandsgebäude der niederländischen Diamantarbeiter hat die erste Auszahlung der Unterstützungen begonnen. Sie verlief in größter Ruhe und Ordnung. Ungefähr 30 000 Gulden wurden gebraucht. Die Extrabeiträge der Arbeitenden gehen regelrecht ein.

60 jähriges Goldschmiede-Jubiläum.

Am 7. März fand, wie wir bereits in unserer vorigen Nummer berichteten, zu Potsdam das 60jährige Goldschmiede-Jubiläum des dortigen Goldschmiedemeisters Siegert statt. Unsere Potsdamer Kollegen hatten es sich nicht nehmen lassen, dieses seltene Fest durch eine besondere Ehrung zu verschönern. Im Eisenbahnhotel fand ein solennes Festessen statt. Anwesend waren außer anderen die Kollegen Henschke sen., Sternsdorf, Fischer, Menzel, Müller und Gadebusch. Verschiedene Reden wurden gehalten und Toaste auf den Jubilar ausgebracht. Ferner überreichten die Kollegen Sternsdorf und Müller, Inhaber der Firma Theod. Müller, eine von den dortigen Kollegen gestiftete künstlerische Adresse. Alles in allem verlief der Festabend in durchaus harmonischer, prächtiger Weise, und allen Anwesenden dürfte dieses Fest als ein unvergeßlicher Tag in steter Erinnerung bleiben.

Humoristisches.

In der Turnhalle des größten Turnvereins einer der drei BijouterieErzeugungsstädte war ein neuer Boden nötig, da der bisherige, ein Bretterboden, sehr alt und morsch war. Die Vereinsleitung berief deshalb eine Hauptversammlung ein, um Mittel und Wege zu finden, wie der kostspielige Bodenbelag zu erneuern wäre. Da kam noch ein neuer Antrag, man möchte die kahlen Wände der Halle mit Bildern und Sprüchen aus dem Turnerleben schmücken, ein Ansinnen, das ebenfalls viel Geld verschlingen würde. Da stellte ein witziger Turnersmann den scherzhaften Antrag, man möge den seitherigen Bretterboden einer Scheideanstalt käuflich abtreten, da aus demselben ein Erlös zu erwarten sei, der die künstlerischen Bilder reichlich decke. Angenommen wurde der Antrag nicht und die Dekorationsfrage vertagt.

Beim Frühschoppen.

Saßen da neulich einige Fabrikanten und Geschäftsfreunde bei einem guten Glas Pilsner und erzählten sich allerlei über Politik, Reise, und zuletzt kam man auch aufs Geschäft zu sprechen. Jeder war natürlich der Klügste, Erfahrenste. Der war in diesem Fach eine Kapazität, jener in einem andern, bis zuletzt der Schoppen infolge der guten Unterhaltung etwas länger als sonst dauerte. Plötzlich erscheint ein Depeschenbote und fragt, ob Herr Schulze nicht da sei. Gewiß, ruft vor Stolz Herr Schulze, geben Sie nur her, weiß schon, wer mir telegraphiert. Trinken Sie nur einen Stehschoppen, guter Mann. Alle Herren am Tisch waren natürlich sofort bei sich einig, daß der Kollege wieder einen dringenden Exportauftrag erhalten und beneideten ihn heimlich natürlich. Da aller Augen auf ihn infolge der guten Unterhaltung gerichtet waren, nimmt er die Depesche zur Hand und sagt, nachdem er nur einen Blick auf die Adresse geworfen: „O, das ist ein großer Auftrag von einem meiner besten Kunden, denn ich kenne sofort seine Handschrift!" Tableau!

E. P.

Eine Verurteilung wegen Lieferung fabrizierter Rubine, anstatt ausbedungener echter Steine. Eine Pariser Bijouteriefabrik kaufte von einer englischen Steinhandlung 45 Karat Rubine unter der Bedingung, daß es echte, feine und Orientsteine seien, für welche die Fabrik auch wieder die Garantie übernehme könne. Zufällig sandte die Fabrik die Steine einem Steinschleifer, bevor er sie faßte, zum Zurechtschleifen. Dabei erkannte der Steinschleifer, daß er es mit falschen Steinen, sogenannten Rubis rekonstitutes, zu tun hatte. Die Pariser Firma, die es mit der Ausführung der Arbeit sehr eilig hatte, stellte die Rubine dem englischen Verkäufer zur Verfügung, kaufte das gleiche Quantum Steine gleicher Farbe und Größe in Paris etwas teurer und machte das englische Haus für den Schaden haftbar. Der Engländer, welcher anscheinend selbst im guten Glauben die Steine als echt verkauft hatte, glaubte zunächst, nicht mehr zur Zurücknahme verpflichtet zu sein, und ließ es auf eine Klage ankommen, ob er schadenersatzpflichtig sei. Das Gericht verurteilte den Engländer zu 375 Francs Schadenersatz, zur Zurücknahme der Steine und Anullierung des Verkaufs, da weder falsche noch zusammengesetzte echte Steine den Gegenstand des Verkaufs bilden sollen.

Edelsteinfunde in Kalifornien.

Kalifornien, dieser amerikanische Bezirk, dessen Goldreichtum nach seiner Entdeckung im Jahre 1848 einen der schlimmsten Ausbrüche von Goldfieber hervorrief, die je zu verzeichnen gewesen sind, ist als Goldland etwas im Rang gesunken, dafür wird es vielleicht in Zukunft eine der ersten Stellen durch Lieferung von Edelsteinen einnehmen. Im südlichen Teil des Gebiets sind während der letzten Jahre die bemerkenswertesten Edelsteinmineralien gefunden worden, die überhaupt in den Vereinigten Staaten bisher bekannt geworden sind. Zuerst kam von dort eine prachtvolle Reihe von gefärbten Turmalinen, dann ein schöner rosenfarbener Beryll und zuletzt ein amethystfarbener Spodumen, der nach seinem Entdecker Dr. Kunz als Kunzit benannt worden ist und an Reinheit und Schönheit der Farbe neuerdings als der herrlichste Edelstein Nordamerikas geschätzt wird. Bisher sind diese Mineralfunde auf zwei Bezirke (Counties) beschränkt. Die Turmaline kommen in der Nähe von San Jacinto, bei Mesa Grande und Pala vor, der rosenfarbene Beryll in kleinen Mengen an den beiden letztgenannten Ortschaften, der lila Spodumen bei Pala und Coahuila. Jetzt sind aber außerdem noch andere Edelsteinmineralien in denselben Gegenden zutage gefördert worden. Neben dem blauen Spodumen haben sich auch Berylle von gelber Farbe gefunden, ähnlich denen von Sarapulka im Uralgebirge, und noch andere von blaßgrüner Farbe und sogar völlig farblose. Einige der gelben Berylle sind in ungewöhnlich reizvollen Kristallen ausgebildet, die anderen zeigen in einzelnen Fällen eine Ätzung der Fläche, wie sie auch bei den Kristallen von Sarapulka vorkommt; noch andere sind dünn und fein wie eine Nadel. Die Ätzung der Kristallflächen auf diesen Beryllen wird die Mineralogie noch besonders beschäftigen, denn sie erscheint in sehr merkwürdigen Formen auf Kristallen von vollen drei Zoll Länge.

Gold in Meteoren.

Interessent ist der Nachweis, welcher kürzlich von der Royal society of Neu-Südwales erbracht wurde, daß sich Gold in Meteoren vorfindet. Durch das Vorkommen von Gold in kosmischen Körpern und auch in kosmischem Staube, welcher andauernd jährlich im Gewicht von vielen 1000 t auf die Erde herabfällt, läßt sich manches Erscheinen von Gold auf der Erde erklären.

Goldwäscherei in der Eifel.

Die seit August 1903 in Faymonville in der Nordwesteifel betriebene Goldwäscherei ist bisher von gutem Erfolge begleitet gewesen. Es wurden im Sande viele Goldkörner, die meisten in der Dicke von Weizenkörnern, gefunden. Bei günstiger Witterung will der Unternehmer, Herr Jung aus Eitorf, im April schachten lassen, da ihm inzwischen die volle Konzession hierzu erteilt worden ist. Die Mutung soll „Fritz" heißen und 12 Gruben umfassen, von denen 9 ein zusammenhängendes Ganzes bilden. Das Mutungsrecht ist über eine Fläche von 25 Millionen Quadratmeter verliehen.

Neue Goldfelder.

Wie aus El Paso gemeldet wird, sind in Pucumauri (Neumexiko) bedeutende Goldfelder von großer Ergiebigkeit entdeckt worden. Jeder Korb Erde liefert Goldklümpchen in der Größe von Weizenkörnern. Das Geschäftsleben in El Paso liegt vollständig danieder, da die meisten Einwohner, vom Goldfieber ergriffen, nach den neuen Goldfeldern auswandern.

Koloniales.

Durch eine Verfügung des Reichskanzlers erhielt Rittergutsbesitzer v. Osterroth-Schönberg zu Koblenz als Bevollmächtigter des LindiSyndikats für die Dauer von fünf Jahren die ausschließliche Berechtigung zur Aufsuchung und Gewinnung von Edelsteinen und Graphit in einem Gebiete Deutsch- Ostafrikas, welches begrenzt wird im Süden durch den 10. Grad 30 Minuten südlicher Breite, im Norden durch den 9. Grad 15 Minuten; im Osten durch den Indischen Ozean und im Westen durch den 38. Grad 30 Minuten östlicher Länge von Greenwich. Der Konzessionar ist verpflichtet, für die Dauer der Konzession ständig einen Prospektor im Konzessionsgebiete tätig sein zu lassen und mindestens 10 000 M. jährlich für Schürfarbeiten im Konzessionsgebiete zu verwenden.

Aus Pforzheim.

Die Gold- und Silberindustrie hat auch in dem vergangenen Jahre einen bedeutenden Fortschritt gemacht. Die Stadt zählt gegenwärtig über 700 Bijouteriefabriken, von denen etwa 400 mit Motorkraft, in der Hauptsache mit der durch das städtische Elektrizitätswerk gelieferten Kraft, und mit Dampfbetrieb arbeiten. Außerdem sind noch sehr viele Hilfsgeschäfte vorhanden,Maschinen-Etuisfabriken, Steinschleifereien usw., in denen z. B. Tafelgeräte, Ketten, Ringe, Ohrringe, Manschettenknöpfe, Armbänder, Broschen, Stockgriffe, Etuis aller Arten, Bleistifthalter, Federhalter, Bonbonschachteln, Kämme, Gürtelschnallen, die Bedürfnisse der Toilette und viele sonstige Dinge aus Silber, Gold und Doublé angefertigt werden. Verschiedene der hiesigen Bijouteriefabriken beschäftigen mehrere hundert, einige davon sogar bis zu 500 Arbeiter. Die Gesamtzahl der in sämtlichen Bijouteriefabriken beschäftigten Arbeiter beträgt nach ungefährer Berechnung etwa 20 000, von denen etwa 12 000 in der Stadt selbst ihren Wohnsitz haben, während 8000 täglich zu Fuß und mit der Eisenbahn vom Lande herein in die Stadt kommen. Das Postamt beförderte im vergangenen Jahre gegen fünf Millionen Briefe und empfing ungefähr ebenso viele. Pakete wurden 1902 etwa 16900 Stück ohne Wertangabe und 175000 mit Wertangabe versandt. Nach Berlin kommt Pforzheim im Postwertpaket-Versand an zweiter Stelle im Reich.

Bijouteriefabrikation im Schwarzwald.

Die Herstellung von Ketten usw. greift immer tiefer in den Schwarzwald hinein. War es früher selten, aus der Gegend der Oberamtsstadt Calw Hilfskräfte zu holen für die Fabrikation der Bijouterie, so gibt es heute keinen Ort mehr in dortiger Gegend, wo nicht in einem oder mehreren Häusern Ketten hergestellt werden. Durch die Errichtung von Filialen in Nagold und Sulz seitens hervorragender Firmen in Pforzheim wurde auch die Bevölkerung dieser Oberämter auf die lohnende Arbeit aufmerksam, kann doch ein Mann, selbst wenn er nicht Goldschmied war, während des Winters (im Sommer geht er seinem Berufe nach), wenn seine Frau mit hilft, zirka M. 27.bis 35.- pro Woche verdienen, das will viel heißen für ein Schwarzwalddorf, wo der sonstige Verdienst schwer und wenig lohnend ist. Viele der zu Hause Arbeitenden kommen jetzt nach Pforzheim in die Fabriken, um sich Arbeit zu holen und am nächsten Samstag zu bringen oder zu senden. Sie bekommen dort mehr, wie in den

Filialen in Nagold usw. Letztere haben es daher auch schwer mit der Ausbildung und Schaffung einer tüchtigen Arbeiterschar, da die Leute bald weglaufen. Es ist nicht selten, daß man in Pforzheim an den Zahltagen Leute trifft, die von Oerriedingen, Ebhausen usw., Orte in einer Entfernung von 10-15 Wegstunden, nach Pforzheim kommen, um Geld und neue Arbeit zu holen.

Ein neues Vortragskreuz.

Ein herrliches Kunstwerk, ein Prozessionskreuz, ist zurzeit in dem Schaufenster der Bilderhandlung Stoffels, in Trier ausgestellt, das Herr Metallbildhauer Marquenie - St. Medard nach viermonatlicher Arbeit vollendet hat. Er selbst hat mit sicherer Künstlerhand unter Anlehnung an die früheren Meister den Entwurf dazu gemacht. Für das Bild des Gekreuzigten hat ihm die Kreuzigungsgruppe am Hauptportal der St. Laurentiuskirche als Muster gedient. Die in edlen Verhältnissen und mit gutem Ausdruck gearbeitete Figur des Heilandes, welche ganz in Gold erglänzt, hebt sich von den in Mattsilber reich ornamentierten Kreuzbalken kräftig ab. Das silberweiß gehaltene Feld der Balken ist durch Bandstreifen eingeteilt, welche auch als Rahmen für das ganze Kreuz dienen. Die Bandstreifen sind nicht, wie sonst üblich, zusammen montiert, sondern aus einer Platte angefertigt und werden mit silbernen Kugelschräubchen, welche zugleich als Zierde dienen, zusammengehalten; sie machen in schönem poliertem Goldglanz einen vornehmen Eindruck. Das silberweiß gehaltene Feld hat in seinem Mittelkreuz eine reich ornamentierte Gravierung auf blauem Emailgrund, die Seitenfelder sind auch sehr reich mit verschiedenen Vögel- und Tiergestalten graviert und auf schwarzem Grund emailliert. Die Enden der Kreuzesbalken sind drei ineinander gehende Spitzbogen, welche abwechselnd mit Krystallen, Lapislazuli, Amethysten, Aquamarin, Berylles, Smaragd und Topasen schön verziert sind. Auch der Glorienkranz ist mit Granaten und Türkisen, zum Ganzen passend, geschmückt. Wie es für Prozessionskreuze sich von selbst versteht, hat auch die Rückseite des Kreuzes einen sehr reichen, würdigen Schmuck erhalten. Die Kreuzbalken zeigen auch hier wie auf der Vorderseite ein in Silberweiß gehaltenes Feld, wovon die Mittelteile mit jenem reizenden Pflanzenornament verziert sind, in dessen Erfindung die frühgotische Kunst überhaupt so unerschöpflich war. Das eigentliche Kreuz wächst gleichsam aus einem Blütenkelche hervor, der, gebildet aus kräftig gegliedertem Blattwerk, sich über dem Knauf erhebt. Letzterer ist oben und unten etwas eingedrückt und einfach glatt poliert. Derselbe ist durch einen horizontal laufenden Streifen in zwei Teile gegliedert. Der horizontale Streifen ist mit Türkisen und Goldtopasen besetzt.

Historische Medaillons.

Dem Königlichen Münzkabinett zu Berlin ist es durch das dankenswerte Entgegenkommen einer Anzahl Freunde unserer Museen und eine namhafte Geldspende möglich geworden, die Erwerbung von fünf Goldmedaillons zu sichern, die angeblich aus einem im Jahre 1902 bei Abukir gemachten Funde stammen. Das Münzkabinett gelangt damit in den Besitz einer durch Prägung hergestellten Gattung von Medaillen, die bisher nur durch die berühmten drei Pariser Goldmedaillons aus dem Funde von Tarsus bekannt war. Diese in jeder Beziehung merkwürdigen Medaillons gehören gleich anderen mit ihnen zusammen gefundenen ähnlichen Stücken zu den größten Prägungen, welche uns aus dem Altertum erhalten sind: ihr Durchmesser beträgt 48 bis 60 Millimeter, das Gewicht schwankt zwischen 65 und 112 Gramm. Wie Herr Mowat in Paris jetzt nachgewiesen hat, waren sie dazu bestimmt, als Preismedaillen an diejenigen verteilt zu werden, die in den zu Ehren Alexanders des Großen unter Kaiser Gordianus III. veranstalteten olympischen Spielen als Sieger hervorgingen. Ihre Darstellungen beziehen sich denn auch fast alle auf den siegreichen Mazedonier und sein Haus. Drei zeigen das Portrait des Königs in verschiedener Auffassung, einmal als nach vorn gewendetes Brustbild im Waffenschmuck, aber barhäuptig mit wallendem Haar, während die Rückseiten mit Darstellungen der Siegesgöttin geschmückt sind. Auf dem vierten erscheint ein zartes Frauenbild, durch Szepter und Schleier als Königin gekennzeichnet, ohne Zweifel Olympias, die Mutter Alexanders; die Kehrseite stellt eine Nereide dar, die, auf dem Rücken eines prächtig gezeichneten Seestiers sitzend, über das Meer getragen wird. Auf dem fünften Medaillon ist einerseits ein wundervolles Brustbild des Kaisers Caracalla im Panzer mit geschultertem Speer dargestellt, anderseits die Siegesgöttin, wie sie dem jugendlichen Alexander Helm und Schild überreicht. Von diesen Medaillen tragen drei die Aufschrift in griechischen Lettern Basileos Alexandrou, eine Basileus Alexandros.

Vom Kunstgewerbemuseum in Frankfurt a. M.

Aus Privatbesitz sind gegenwärtig zwei bemerkenswerte alte Goldschmiedearbeiten zur Ausstellung gekommen. Das eine Stück ist ein italienisches Vortragkreuz aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der Holzkern des Kreuzes ist mit ornamental gezierten, vergoldeten Kupferplatten belegt, die palmettenartige Ansätze tragen.

Auf diesem Kupferbelag sind sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite reich mit transluzidem Email geschmückte Silberplatten angebracht. Der Emailschmuck ist teils ornamental als Blumenranken, teils figürlich und zwar in der Technik des Tiefschnittschmelzes durchgeführt. Bei diesem Verfahren, das in Italien bereits im 13. Jahrhundert bekannt, im 14. und 15. besonders in Siena, Solmona und Florenz in Uebung war, wird die Zeichnung vertieft in den Silbergrund eingeschnitten; dann werden die durchsichtigen Glasflüsse aufgeschmolzen. Die tiefliegenden Stellen der Zeichnung bilden die Schattierung. So erhält man einen überaus farbenprächtigen Schmuck, der freilich den Einflüssen der Zeit leicht ausgesetzt ist. Eine Dedikationsinschrift am Dom des Kreuzes nennt ein weibliches Mitglied der Familie Frescobaldi als Donator. Das zweite ausgestellte Stück, ein Anhänger in silbervergoldeter Fassung, ist ebenfalls mit Tiefschnittschmelz geschmückt. Es zeigt die Darstellung des Einzugs Christi in Jerusalem und des ungläubigen Thomas. Dieses kleine flandrische Kunstwerk aus dem 15. Jahrhundert, das sich ehemals in der Sammlung Spitzer befand, übertrifft das Kreuz noch an künstlerischem Wert.

Ausstellung von Goldschmiedearbeiten in Düsseldorf.

Während der Dauer der Internationalen Kunstausstellung und großen Gartenbauausstellung veranstaltet der Zentralgewerbeverein in den Räumen des Kunstgewerbemuseums zu Düsseldorf Monatsausstellungen, und zwar im Monat Mai eine Ausstellung von Schlosserarbeiten, im Monat Juni eine Ausstellung von Buchbinderarbeiten, im Monat Juli eine Ausstellung von Schreinerarbeiten, im Monat August eine Ausstellung von Goldschmiedearbeiten, im Monat September eine Ausstellung von Zeichnungen nach Architekturen aus der Rheinprovinz, im Oktober eine Ausstellung von Dekorationsmalereien. Vorher, und zwar Anfang März beginnend, wird eine Ausstellung moderner Stickereien stattfinden, die in Rheinland und Westfalen angefertigt sind.

Tafelgerät der Stadt Leipzig.

Der Rat der Stadt Leipzig beschloß die Beschaffung von Tafelgeräten für die Festräume des neuen Rathauses und zwar hat er sich für gut versilberte Bestecke entschlossen. Kostenanschlag: An Silberwaren für den Festsaal 22820 M., Silberwaren für die Ratstrinkstube 329 M., für das Stadtverordneten Zimmer 423 M. Zusammen: 23 572 M.

,,Ist der neue Stil der rechte?"

Ueber dieses Thema verbreitete sich jüngst im Landesgewerbemuseum zu Stuttgart Herr Dr. Paul Rie, Konservator am Nürnberger Gewerbemuseum, in einem sehr interessanten, durch zahlreiche Lichtbilder illustrierten Vortrag. Wir wollen nicht versäumen, den Hauptinhalt auch den Lesern der Deutschen Goldschmiede-Zeitung" bekannt zu geben. Der Redner wies einleitend darauf hin, daß die Kunstfreunde heute in zwei Lager geschieden seien, in Vertreter der Nachahmer der alten Stilarten (Gotik, Renaissance, Rokoko usw.) und in Anhänger des modernen Stils. Die Vertreter des alten Stils gehen von der Ansicht aus, daß die heutige Zeit unfähig sei, etwas Neues zu schaffen und neue Formen zu finden, die auf künstlerischen Wert Anspruch hätten; die ganze Kunstbildung unserer Zeit beruhe auf historischer Grundlage, die nicht verlassen werden sollte, ehe nicht etwas besseres an ihre Stelle gesetzt werden könne. Wert kann aber nur die Kunst haben, die aus unserer Zeit herauswächst. Die alte Kunst dürfen wir nur als Kraftmesser ansehen. Seit etwa 10 Jahren haben wir gegenüber der Nachahmung das selbständige Schaffen. Die Bestrebungen auf Befreiung von den alten Formen sind nicht vom Zaune gebrochen, sie haben sich vielmehr lange vorbereitet; schon durch das ganze 19. Jahrhundert hindurch geht das Sehnen, von der Nachahmung der alten Kunst frei zu werden. Von feststehenden stilistischen Merkmalen kann noch keine Rede sein, alles ist noch in Fluß und Bewegung, die Erstarrung zu einer bestimmten Stilform hat noch gar nicht begonnen. Wir können heute noch von keinem neuen Stil reden, sondern nur von Persönlichkeiten, deren Schaffen Stil ist. Man rede gegenwärtig so viel von dem „Jugendstil". Dieser verhalte sich aber zum „modernen" Stil etwa wie ein Kellner sich zu einem Ballherrn verhalte, beide seien ganz gleich gekleidet und doch sei der Unterschied augenfällig.

Von den Kunstgewerbeschulen.

Die Pforzheimer sind dieses Jahr mit ihrer neuen Kunstgewerbeschule schlecht weggekommen. Man hat sie fürs kommende Jahr vertröstet und will auch einen Beitrag der Stadt für die Mk. 700000.- veranschlagten Baukosten beisteuern.

Ein schönes nachahmungswertes Beispiel. Die Kommission für Veranstaltung von Festhallenmaskenbällen unter städtischer Regie hat in Karlsruhe eine schöne Anregung gegeben, indem sie als Preise, fast ausnahmslos Erzeugnisse der Goldund Silberwaren-Industrie, bei Juwelieren in Karlsruhe kaufte.

Warnung vor einem belgischen Schwindel-Agenten.

Ein angeblich in Brüssel wohnhafter Agent sucht seit einiger Zeit die Grossisten und Fabrikanten Deutschlands heim. In der verschiedensten Form, bald als Verwandter eines Kunden, bald auf eine besondere Empfehlung hin erscheint er bei den in Aussicht genommenen Opfern und bewirbt sich um die Vertretung für Brüssel und ganz Belgien. Er gibt eine ganze Reihe allererste Referenzen auf und es gelingt ihm auch infolge seines gewandten, geschäftsmäßigen Auftretens, sowie der geflissentlich an den Tag gelegten Waren- und Kundenkenntnis die Zusage der Übertragung der Vertretung und der Zusendung einer Kollektion zu erhalten. In jedem Falle nimmt er sich aber einige Muster von zurückgesetzten Sachen, einige Geschäftskarten, Ordrebuch usw. mit, um damit,,sofort arbeiten zu können". Die angegebenen Referenzen erwiesen sich sämtlich als erschwindelt, einige kannten den sauberen Herrn gar nicht, einige andere befanden sich in gleicher Lage wie der betreffende Fragesteller. Die an den Agenten an die angegebene Adresse gerichteten Briefe usw. kamen in seinen Besitz, wie einige Antworten zeigen, wurden jedoch plötzlich von der Post zurückgesandt, weil die aufgegebene Straße weder in Brüssel noch in den Vorstädten existiere, eine Person mit dem Namen des Adressaten überhaupt unbekannt sei. Dagegen kamen von verschiedenen Seiten bei den betreffenden Firmen Anfragen von Hôtelangestellten, Portiers usw., die der Herr auf Grund der in seinem Besitze befindlichen Geschäftskarten und Muster angepumpt hatte, in einem Falle, um angeblich nach Hause reisen zu können. Das bis jetzt letzte Lebenszeichen von ihm war ein Brief aus Brüssel, mit welchem er zwei Aufträge von bedeutenden Häusern in Brüssel und Lüttich einsandte, die sich als fingiert erwiesen; die betreffenden Waren sollten an einen bestimmten Spediteur,,zur Weiterbeförderung“ gesandt werden. In dem genannten Briefe gab er eine poste-restante Adresse in Holland auf und ist seit dieser Zeit verschwunden.

Zuspätkommen der Arbeiter.

Fabrikanten dürfen sich wegen Zuspätkommens der Arbeiter nicht durch Lohnabzüge schadlos halten. Über diese interessante Frage hat die Strafkammer in M.-Gladbach und das Oberlandesgericht in Köln ein Urteil gefällt, das auch für unsere Kreise interessant und wichtig ist. Ein Fabrikant in Viersen bei München-Gladbach hatte, ohne daß dieses in der Fabrikordnung vorgesehen,war, gegen Arbeiter, welche mindestens eine halbe Stunde zuspät kamen, eine Strafe von 10 Pfennig festgesetzt und diese vom Lohn in Abzug gebracht. Er hielt sich hierzu für berechtigt, weil ihm durch das viele Zuspätkommen großer Schaden entstand. Die Strafkammer hatte ihn, obgleich das Oberlandesgericht in Köln einmal das Urteil aufgehoben hatte, zweimal freigesprochen. Jetzt ist dieses Urteil vom Oberlandesgericht in Köln wieder aufgehoben worden, weil der Lohnabzug gegen § 115 der Gewerbe-Ordnung verstoße.

Zollstreitigkeiten mit Rußland.

In Anbetracht der häufigen Zoll- und Punzierungs-Streitigkeiten, die zwischen den Bijouteriefabrikanten und Grossisten und der russischen Regierung entstehen, dürften die Ausführungen des Auswärtigen Amtes infolge eines Spezialfalles sehr wertvoll sein: Die Beschwerden sind in erster Linie von der deutschen Firma durch ihren russischen Vertreter im Zollverfahren anhängig zu machen; zugleich ist aber auch dem deutschen Generalkonsul in St. Petersburg, der, in diese Instanz einzugreifen berechtigt ist, unverzüglich Bericht zu erstatten. Wird die Beschwerde abgewiesen, so ist sie beim russischen Finanzministerium zu wiederholen, alsdann aber auch sofort beim Auswärtigen Amt in Berlin, Wilhelmstraße 75, unter Einsendung einer Probe des betreffenden Artikels Mitteilung zu erstatten. Geschieht das rechtzeitig, so werden diplomatische Verhandlungen angeknüpft, falls die Zollbeschwerde seitens des Auswärtigen Amtes für begründet erachtet wird. Erfolgt die Meldung des Streitfalles beim Auswärtigen Amte, nachdem der russ. Finanzminister bereits entschieden hat, so können diplomatische Vorstellungen nicht mehr gemacht werden, weil dieser nach den Verträgen endgültig entscheidet.

Rußland.

Wiederausfuhr von Postpaketen mit
Gold- und Silberwaren.

Für die Wiederausfuhr von Postpaketen mit Gold- und Silberwaren, die in den Probieranstalten gestempelt worden sind und infolge Annahmeverweigerung oder Nichtabholung durch den Adressaten der Wiederausfuhr unterliegen, ist im Einvernehmen mit der Abteilung für Industrie das nachfolgende Verfahren angeordnet worden: Die Zollämter übersenden die genannten Waren behufs Vernichtung des Stempels in diejenige Probieranstalt, welche sie gestempelt hat; nach Vernichtung der Stempel gehen die Pakete an die Zollämter zurück, von welchen sie nach Prüfung des Inhalts auf Grund der allgemeinen Vorschriften zur Wiederausfuhr ins Ausland auf die Post gegeben werden.

Stiftung.

Die Hinterbliebenen des Kommerzienrates Geo Ehni-Stuttgart haben für die Fachschule in Schw. Gmünd den Betrag von 1000 Mk. gestiftet mit der Bestimmung, sie zur Ausführung von Gegenständen hauptsächlich in der neuerrichteten Bijouterie- und Emaillierwerkstätte zu verwenden. Die in den Werkstätten gefertigten Gegenstände gehen dann als Ehnische Stiftung ins Gewerbemuseum über, für das der Verstorbene stets großes Interesse zeigte, und das er schon früher mit reichen Schenkungen bedacht hat.

Von den Vereinen.

Der Verein Werkstatt" (Verein jetziger und ehemaliger Studierender der Kgl. Kunstgewerbeschule in Stuttgart) beging kürzlich in überaus festlicher Weise und unter zahlreicher Beteiligung das Jubiläumsfest des 25 jährigen Bestehens.

Deutsche Bijouterie in St. Louis.

Die Edelmetallindustrie Hanaus wird auf der Weltausstellung zu St. Louis mit einer Sammelausstellung vertreten sein. Diese, Juwelen Gold-, Silber- und Elfenbeinarbeiten umfassende Ausstellung ist für einige Tage öffentlich in der Aula der Königlichen Zeichenakademie ausgestellt. Neben 14 Hanauer Firmen der Edelmetallindustrie sind auch 4 Lehrer der Königlichen Zeichenakademie und die Königliche Zeichenakademie selbst mit ihrer Emaillier-, Gravier-, Bijouterie- und Ziselier-Werkstatt an der Ausstellung beteiligt.

Auszeichnung.

Das Ergebnis der Preisbewerbung an der Kgl. Kunstgewerbeschule Stuttgart liegt vor. Nach demselben erhielt einen Preis für Ziselieren Herr J. Alferi von Lambach (Niederbayern).

Die Schülerwerkstätten für Kleinplastik zu Berlin haben sich nunmehr auch dem Zuge nach dem Westen angeschlossen. Dem steten Wachsen der Zahl der Schüler und Schülerinnen genügten in letzter Zeit die vorhandenen Räume in der Ritterstraße nicht mehr, auch hatte sich aus rein künstlerischen Interessen die Notwendigkeit herausgestellt, die Ateliers mehr aus dem geräuschvollen Leben inmitten des Industriebezirks zu entfernen. Das neue Heim befindet sich jetzt in dem vor kurzem fertig gestellten BarbarossaHaus an dem Schnittpunkt der Hohenstaufenstraße und Motzstraße. Ende September wird daselbst die erste große Ausstellung von Schülerarbeiten geplant. Um den jungen Künstlern, die sich dort im Entwerfen und Modellieren kunstgewerblicher Gegenstände versuchen, auch Gelegenheit zu geben, die für sie so wichtigen verschiedenartigen Techniken der Kunstindustrie durch eigene Ueberzeugung kennen zu lernen, werden anschließend an den Unterricht in den eigenen Werkstätten gemeinschaftliche Besichtigungen der größeren Berliner kunstgewerblichen Betriebe unternommen. Gerade diese Institution hat sich unter den vielen anderen Neuerungen, mit welchen das Programm ausgestattet ist, als außerordentlich lehrreich und interessant erwiesen. Auch ehemalige Schüler und Schülerinnen sollen in Zukunft die Erlaubnis erhalten, sich an diesen Exkursionen zu beteiligen. Eine Besichtigung der Schülerwerkstätten für Kleinplastik, die außerordentlich lohnend ist, wird jedem Interessenten nach vorheriger Anmeldung bei dem Leiter derselben, Herrn Bildhauer Albert Reimann, Berlin W. 30, Landeshuterstraße 38, gern gestattet.

Für die Werkstatt.

Ringerweiterer. D. R. G. M. Nr. 206211. Dieses neue Hilfswerkzeug besteht aus einem konischen Rohr, welches am unteren Ende mit einem Ansatz versehen ist, der in den Schraubstock gespannt wird. Das Rohr ist vierteilig aufgeschnitten. In das aufgeschnittene Rohr wird eine konische Welle gesteckt welche am Ende mit einem Schraubengewinde versehen ist. Ein Schraubenschlüssel dient dazu, die Welle in das Rohr hineinzuziehen. Je mehr die konische Welle angezogen wird, desto mehr gehen die vier Teile des aufgeschnittenen Rohres auseinander. Damit sich die innere Welle nicht drehen kann ist dieselbe mit einem Führungs-Einschnitt, in den eine Schraube greift, versehen. Um einen Ring zu erweitern, wird derselbe auf das aufgeschnittene Rohr, soweit wie tunlich, nach unten gesetzt. Es ist dabei zu beachten, daß die Naht des Ringes nicht auf einen der Schlitze zu liegen kommt. Alsdann wird der konische Dorn durch

die untere Schraube ein wenig angezogen; nachdem das geschehen, wird die Schraube wieder gelöst, der Ring umgedreht, auf dieselbe Stelle gesetzt und die Schraube von neuem angezogen. Dies Umdrehen geschieht, damit der Ring nicht konisch wird. Je nachdem der Ring viel oder wenig erweitert werden soll, muß Auf- und Abnehmen sowie Umdrehen desselben mehrmals geschehen, denn es ist nicht zu empfehlen, den Ring mit einem Anzug zu sehr zu erweitern. Da es sehr oft vorkommt, daß Ringe, besonders Trauringe erweitert werden müssen, ist ein Werkzeug für den Zweck als ein Bedürfnis anzusehen. Das Eigentumsrecht an diesem Ringerweiterer, der durch Gebrauchsmuster Nr. 206211 geschützt ist, ist von der Firma Koch & Cie. in Elberfeld erworben worden und für Grossisten durch dieselben zu beziehen.

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Rechtsrat, Rechtsschutz f. den Goldschmied.

Wichtige gerichtliche Entscheidungen.

Erfolgloser Einspruch. Gegen einen Pariser Juwelier ist in Heidelberg das Strafverfahren eingeleitet worden, weil er sich eines Vergehens gegen das Gewerbesteuergesetz schuldig gemacht hatte. Er hatte, ohne im Besitz eines Gewerbescheines zu sein, bei einem Juwelenhändler seine Juwelen zum Kauf angeboten. Das Polizeiamt stellte dem Pariser einen Strafbefehl in Höhe von 96 Mk., dem doppelten Betrag der hinterzogenen Gewerbesteuer, zu, gegen den er durch einen Rechtsanwalt Einspruch erhob. Dieser Einspruch wurde in der Sitzung des Schöffengerichts verworfen.

Haftpflicht des Leiters' einer städtischen Leihanstalt. Der inzwischen nach Amerika flüchtig gewordene Taxator Rapp der städtischen Leihanstalt zu M.-Gladbach hatte diese in den Jahren 1893 bis 1900 etwa um einen Betrag von 60 000 Mk. dadurch geschädigt, daß er im angeblichen Auftrag dritter Personen unechte Schmucksachen und Goldwaren als Pfand annahm, diese als echt taxierte und sich auf diese minderwertigen Pfänder Darlehen aus der Kasse für seine nicht existierenden Auftraggeber gewähren ließ. Diese Unterschleife hatten zur Folge, daß der Dirigent der städtischen Leihanstalt, Friedrich Böttger, durch Disziplinar-Erkenntnis vom 1. April 1901 aus dem Dienste entlassen wurde, weil er durch die mangelhafte Beaufsichtigung des untreuen Taxators die Pflichten, die ihm sein Amt auferlege, gröblich verletzt habe. Außerdem wurde gegen ihn auf Grund der Verordnung vom 24. Januar 1844 das sogenannte Defektenverfahren eingeleitet, das damit endete, daß der Bezirksausschuß ihn zur Zahlung von 50 000 Mk. an die städtische Leihanstalt zu M.-Gladbach verurteilte, als Ersatz für den Schaden, der dieser dadurch entstanden sei, daß er sich jeder Kontrolle und Beaufsichtigung des Taxators Rapp enthielt, ihn vielmehr nach Gutdünken schalten und walten ließ. Diesen Beschluß des Bezirksausschusses focht der ehemalige Dirigent der städtischen Leihanstalt mit folgender Begründung auf dem Rechtswege an: Nach dem Reglement der Leihanstalt und nach seiner Dienstinstruktion habe er kein Aufsichtsrecht über den Taxator gehabt, dieser sei ihm nicht subordiniert sondern ein koordinierter Beamter gewesen. Dabei sei er als Laie nicht befähigt gewesen, die Pfänder auf ihre Echtheit hin nachzuprüfen. Die Hauptschuld treffe die Stadt bezw. ihre Organe, daß trotz seiner mangelnden Sachkenntnis und dem großen Umfang der Geschäfte kein besonderer Kontrolleur bestellt wurde. Das Landgericht zu Düsseldorf ermäßigte die Entschädigungssumme von 50000 Mk., zu welcher der Leiter der Leihanstalt von dem Bezirks-Ausschusse verurteilt wurde, auf zwei Drittel derselben. Es sei nicht zweifelhaft, so führt das Landgericht aus, daß der Leiter der Leihanstalt die Tätigkeit des Taxators zu überwachen, insbesondere die Taxen auf ihre Unbedenklichkeit hin zu prüfen habe. Indem Kläger dies unterlassen, habe er sich einer groben Pflichtverletzung schuldig gemacht und sei demnach schadenersatzpflichtig. Dagegen treffe die Stadtgemeinde M.-Gladbach ein konkurriendes Verschulden, weil sie den

Kläger, dessen mangelnde Sachkenntnis ihr bekannt gewesen sei, trotzdem als Dirigent angestellt habe. Ebenso sei es Pflicht der Stadt gewesen, einen besonderen Kontrolleur anzustellen, zum mindesten_aber die Revisionen pünktlich und umfassend vorzunehmen. Dann sei in schuldhafter Weise bei Revision der Pfänder lediglich deren Vorhandensein, nicht aber deren Echtheit geprüft worden. Aus diesen Gründen habe auch die Stadtgemeinde gemäß § 254 des B. G. B. einen Teil des Schadens zn tragen. Die von dem Kläger gegen dieses Urteil bei dem Kölner Oberverwaltungsgericht eingelegte Berufung und von der Beklagten eingelegte Anschlußberufung wurde beiderseitig zurückgenommen.

Personalien und Geschäftsnachrichten.

Geschäftseröffnungen. Techniker Wilh. Borgas hat eine elektromechanische Werkstätte in Pforzheim, Rennfeldstr. 28, eröffnet. Adam Krant hat in Mannheim, S. 6, 36, ein Gold- und Uhrengeschäft eröffnet. - Eine Gold- und Silberwarenhandlung eröffnet am 1. April Val. Grab, Darmstadt, Schuchardtstr. 11, jetzt Gräfenstraße 5. Ph. Ohler in Landsberg a. W., Richtstr. 70, hat sich als Juwelier niedergelassen.

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Eintragungen ins Handelsregister. Die Erhöhung des Grundkapitals um M. 400000, bei der Uhrkettenfabrik Kollmar & Jourdan, Akt.-Ges. in Pforzheim, wurde eingetragen. Karl Billert, Goldschmied in Duderstadt. - Bachmann & Cie., Paris, mit Zweigniederlassung in Pforzheim. Die Gesellschafter der seit 1. Januar 1904 bestehenden offenen Handelsgesellschaft sind die Kaufleute Hermann Bachmann und Ernst Steinbrenner. Geschäftszweig: Edelsteinhandlung.

Geschäfts- und Firmenänderungen. Goldarbeiter Rudolf Bohr in Mettlach a. Saar, verlegte sein Magazin von der Saarstr. 3 nach der Bachstr. 7, daselbst. Kaufmann Adolf Maaß, früherer Inhaber der Firma Adolf Maaß hat sich mit Techniker Alfred Doll assosiert. Jetzt Maaß & Doll, Pforzheim, Museumstr. 4, Bijouteriefabrik; Spezialität: Silber- und Stahlwaren. Eugen Funk aus Pforzheim übernimmt in Nürnberg, Außere Laufergasse 6, das unter der Firma Friedr. Vitzthum bestehende Juweliergeschäft. Die Firma bleibt bestehen.

Jubiläen und Ehrungen. Die Silberwarenfabrik in Firma Otto Schneider, Berlin, Stallschreiberstr. 46, konnte am 9. März d. J. auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Mit bescheidenen Mitteln beginnend, ist es dem Gründer der Fabrik, dem vor sechs Jahren verstorbenen Herrn Otto Schneider, und nach seinem Tode den gegenwärtigen Inhabern, der hinterbliebenen Ehefrau, sowie deren Schwiegersohn, Herrn Karl Briesemann, durch ernstes Streben gelungen, den Fabrikbetrieb zn hoher Blüte zu bringen. Zugleich mit dem Jubelfest der Firma wurde das 25 jährige Jubiläum des Herrn Kluge und des Frl. Schönfeld als Mitarbeiter des Geschäfts gefeiert. Anläßlich des Geburtstages des Prinzregenten wurde der Firma Karl Weishaupt, Silberschiede in München, der Titel eines Kgl. bayer. Hoflieferanten verliehen.

Todesfälle. Gestorben ist in Pforzheim nach langen schweren Leiden Herr Privatier Wilh. Lud. Kiehnle, der in früheren Jahren ein größeres Ringgeschäft (Export) betrieb. Größere Verluste veranlaßten ihn, solches aufzugeben und sich dann der Vergolderei zu widmen. Pforzheim. Im Alter von nahezu 30 Jahren verstarb Herr K. O. Bohnenberger, Bijoutier. Görlitz. Herr Hugo Ulbricht, Sozius der Firma Hermann Drechsler, verschied nach kurzem Leiden, nachdem er 20 Jahre lang mit Umsicht und reger Tatkraft der Firma zur Seite gestanden hat.

Diverses. Das früher den Zwecken der Emaillekunst dienende Gebäude der Firma Max Kempter, ging um den Preis von M. 53 300 in den Besitz der Herren Fuchs & Waidelich über, die eine Bijouteriefabrik einrichten. Herr Friedrich Schmolk, Inhaber der Bijouteriefabrik gleichen Namens in Pforzheim, erwarb das Anwesen Jspringerstraße, wo sich bereits seine Fabrik befindet, für M. 90000. Die Firma Garagnon & Cie. in Pforzheim, Silberwarenfabrik, wurde am 1. März in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt, durch Eintritt des Kaufmanns Fritz Garagnon.

Büchertisch.

Meyers Grosses Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mehr als 148 000 Artikel und Verweisungen auf über 18240 Seiten Text mit mehr als 11000 Abbildungen, Karten und Plänen im Text und auf über 1400 Illustrationstafeln (darunter etwa 190 Farbendrucktafeln und 300 selbständige Kartenbeilagen) sowie 130 Textbeilagen. 20 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mark. (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien.)

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Der dritte Band dieses berühmten Hausschatzes bringt eine ganze Reihe interessanter Artikel, und die Genauigkeit, mit welcher bis zum redaktionellen Abschluss des Werkes allen Vorkommnissen und Erscheinungen unserer Zeit Rechnung getragen ist, und die Reichhaltigkeit von zum Teil neuen Textillustrationen, Farben- und Schwarzdrucktafeln, Plänen und Karten beweist wiederum, welche bedeutende und gewissenhafte Arbeit wir vor uns haben. Für die Technik sind eine ganze Reihe wichtiger Abschnitte nebst vorzüglichen Tafeln von Wichtigkeit: „Blechverarbeitung“, „Bleigewinnung“ und „Bohrmaschinen". Der Artikel Chemie", begleitet von einer Porträttafel der bedeutendsten Chemiker, zeigt, welche erstaunliche Entwickelung dieser Wissenszweig in den letzten Jahrzehnten genommen ist. Einen hervorragenden Platz nimmt das Buchgewerbe ein in seiner technischen und künstlerischen Entwickelung. Neben den Tafeln kunstvoller Bucheinbände aller Zeiten interessieren uns die beiden Blätter, welche die jetzt von Büchersammlern so beliebten Bücherzeichen (ex libris) nach verschiedenem Geschmack und Zweck veranschaulichen. In gleicher Weise werden dem Kunstliebhaber die vier Tafeln „Bronzekunst" willkommen sein mit der Wandlung der strengen Form der Antike durch die gefällige Renaissance bis zur freien Behandlung der Linie in unserer Zeit. Daneben wirken die grotesken und phantasiereichen Formen der indischen, chinesischen und japanischen Bronzen, die zum Teil befruchtend auf unsere Kunst wirkten, äusserst lebhaft und instruktiv. Auch das „Bürgerliche Gesetzbuch" in seiner Neugestaltung sowie das,,Börsenwesen" haben starkes allgemeines Interesse. Daß sämtliche Karten und Pläne aufs genaueste revidiert und vervollständigt sind, bedarf keiner Erwähnung. Bei solchen eminenten Fortschritten der neuen Auflage sehen wir den weiteren Bänden mit Spannung entgegen.

Frage- und Antwortkasten.

Für brieflich gewünschte Fragebeantwortung bitten wir das Porto beizufügen. Die Herren Fabrikanten, Grossisten und Detailleure werden in ihrem und Aller Interesse höflichst aufgefordert, von der allezeit kostenfreien Benutzung dieser Abteilung den ausgiebigsten Gebrauch zu machen, Fragen allgemeiner und technischer Art uns einzusenden und an deren Beantwortung sich zu beteiligen. Auch dieser Teil unseres Blattes ist dazu geschaffen, zur gegenseitigen Belehrung beizutragen.

Fragen:

Frage 38. Wer liefert nach Modellen Formen für Heißdruck, scharf in Eisen-Stahl gegossen, die hernach bloß einer Retusche bedürfen? F. K. in F. Frage 39. Wie erhält man eine dauerhafte Glanzvergoldung auf rationellem Wege? E. St. in S. Frage 44. Welche Firma fertigt Hubertusmünzen? J. K. in A. Frage 45. Welcher Silberbesteckwaren-Fabrikant führt die Fabrikmarke bestehend in einer Distel? R. in E. Frage 46. Wer liefert Kirchengeräte in unecht (Messing), und zwar Gürtlerarbeiten? M. W. in Sch. Frage 47. Kann mir vielleicht einer meiner Herren Kollegen mitteilen, auf welche Weise man den Hochglanzstich auf Aluminium bekommt? M. P. in Ch.

Frage 48. Fragender beabsichtigt in einer Großstadt ein Arbeitsgeschäft in mittlerem Stile zu errichten. Reparaturen und Neuarbeit. Gravieranstalt mit den neuesten Maschinen usw. Fragender bittet nun um nähere Auskunft über die verschiedenen Anschaffungen, die zu einer derartigen Einrichtung nötig siud. Wer gibt nähere Details hierüber? Wer liefert Guillochiermaschinen für Uhrdeckel usw. nebst Anweisung? K. L. in J.

Frage 49. Wer ist der Fabrikant der Probierstifte für Gold- und Silbermünzen, resp. wer führt solche? L. S. in B. Frage 50. Wer liefert beste rote opakte Feueremaille für Kupfer und Tombak. A. W. in A.

Antworten:

Zu Frage 40. Gepreßte silberne Relieftierfiguren fertigt Otto Benkendörfer, Pforzheim, an.

Zu Frage 41. Die Schützenmünzen für das 14. Bundesschießen in Hannover soll nach einer uns eingegangenen Meldung die Firma Ch. Lauer, Nürnberg, geliefert haben.

Zu Fragen 42 und 43. Es nennen sich die Firmen: Emilian Posselt, Gablonz a. N.; Akt.-Ges., vorm. H. Gladenbeck & Sohn, Bildgießerei, Berlin S., Ritterstr. 24; C. B. Schröder, Alfenidewarenfabrik, Düsseldorf, Bilkerstr. 31 und Bernh. Stein & Co., Frankfurt a. M.

Bemerkung.

Der in der vorigen Nr. abgebildete Gürtel mit Vorder- und Rückenschließe ist im Atelier der Firma Wilh. Alex. Hamm zu Viersen hergestellt worden.

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