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kostet immerhin 4000-5000 Mk., ein gleich großer falscher Diamant, möge er nun den Zusatz „Bera“, „Argentina“ oder „Montana" tragen, je nach der Höhe der Ladenmiete 10--15 Mk. und ist höchstens 3 Mk. wert, da alle diese Similidiamanten nur aus Bleiglas bestehen, dem manchmal etwas Wismut oder Thallium zugesetzt ist.

Der echte Stein hat ein hohes Lichtbrechungs- und Lichtzerstreuungsvermögen, er behält, wenn man ihn 100 Jahre trägt, seinen Glanz und seine Politur, es sei denn, zwei Diamanten rieben sich gegeneinander, wie dies bei Ringen vorkommt. Weil eben der Diamant die genannten Eigenschaften besitzt, schätzt man ihn hoch, vererbt ihn, oder schenkt ihn seiner lieben Braut. Bedeutet er doch bei den Indern die Reinheit und die Kraft, ja die großen Exemplare werden sogar als Idole angebetet.

Was ist nun Lichtbrechung und Lichtzerstreuung?

Die Lichtbrechung beruht auf der Eigenschaft des Lichtes, seinen Weg nicht geradlinig fortzusetzen, sobald es auf eine durchsichtige Substanz trifft, die eine größere Dichte als die Luft (in diesem Falle 1 angesetzt) besitzt. Hierauf und auf der Reflexion des Lichtes, also auf der Eigenschaft der Lichtstrahlen, von undurchsichtigen, rauhen Gegenständen zurückgeworfen zu werden, beruht es überhaupt, daß wir sie erkennen.

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Exempla docent. Legen wir ein Stückchen Glas in eine Flüssigkeit, die das gleiche Lichtbrechungsvermögen hat wie Glas, z. B. gewisse Öle, so verschwindet das Glas vollkommen, d. h. wir sehen es nicht. Wer kennt nicht die durch Spiegelung, also durch Lichtbrechung und -reflexion begründete Vortäuschung von langen, herrlichen Sälen, wie sie in manchen Schlössern, so z. B. in Herrenchiemsee, zu finden ist? Man glaubt, einen tiefen Saal zu sehen, schreitet auf sein Ende zu und befindet sich plötzlich und sehr viel schneller als man gedacht, vor einer Spiegelwand. Durch Berechnungen auf Grund der Gesetze der Optik und meist mit künstlichem Licht wird das gemacht; auch manche Zauberkunststücke, wie die Enthauptung eines Menschen, Geistererscheinungen usw. beruhen darauf.

Doch zurück zum Diamant! Je dichter eine durchsichtige Substanz ist, desto mehr wird das Licht gebrochen, und desto sichtbarer und heller wird ein Körper. Der Diamant hat aber unter den Edelsteinen die höchste Lichtbrechung. Sie beträgt 2,42 gegen Luft, beim Rubin 1,760, beim Bergkrystall 1,544, beim Wasser 1,33 ist also bei diesen bedeutend geringer als beim Diamanten. Man kann bei den besten künstlichen Gläsern eine Lichtbrechung von 1,8 nicht überschreiten und folglich auch nie die Lichtbrechung und den Glanz des Diamanten sein Feuer erreichen. Gottlob macht die Natur der Nachbildung hier einen Strich durch die Rechnung.

Wenn nun die Lichtstrahlen den durchsichtigen Diamanten unter Brechung durcheilen und nur von rauhen, undurchsichtigen Gegenständen reflektiert werden, wie kommt es dann, daß so viele Lichtstrahlen, statt durch den Edelstein zu gehen, wieder in unser Auge zurückkommen? Es befindet sich doch kein undurchsichtiger Gegenstand, wie Folie oder Papier, hinter dem Brillanten, und er behält doch sein Feuer, ob man ihn nun lose in der Pinzette hält oder auf die Hand gelegt betrachtet. Wenige wissen, worauf es eigentlich beruht, daß der Brillant so viel Licht zurückstrahlt, anstatt es zu verschlucken, und es auf der Unterseite wieder austreten zu lassen. Und doch ist dies sehr wichtig zu wissen, da auf diesem optischen Gesetz der Totalreflektion die Kunst des Schleifens und die Berechnung, einen schönen Brillanten zu liefern, beruht.

Betrachtet man einen Brillanten, der doch farblos und von allen Seiten hell ist, in der Lotrichtung des Auges, so wird man auf der Unterseite schwarze Flächen erscheinen sehen, als ob schwarzes Papier untergelegt wäre. Dies ist die Erscheinung der Totalreflexion, die darin besteht, daß Lichtstrahlen, die den Diamant passiert haben und ihn in die Luft hinaus verlassen sollten, wieder zurück in das Auge des Betrachters geworfen

werden. Hervorgerufen wird dies durch die Schliffweise, und zwar dadurch, daß man die unteren Facetten so schleift, daß sie den von oben einfallenden Lichtstrahlen gegenüber in einem Winkel von etwa 24 Grad stehen. Bei der geringeren Lichtbrechung des falschen Diamanten, des Bleiglases also, muß dieser Winkel viel steiler, etwa 40 Grad groß sein, und somit treten mehr Lichtstrahlen aus dem Glaskörper in die Luft aus, und weniger werden zurückgestrahlt. Da sagt man denn populär: ,,Das Glas hat weniger Feuer“. Das natürliche Feuer kann aber die Kunst nicht ersetzen oder wenigstens nur teilweise. Wenn der Juwelier seinen Kunden Brillanten auf schwarzem Tuch vorlegt, so ruft er bewußt oder unbewußt künstliche Totalreflexion hervor. Wenn aber jemand falsche Diamanten, also gewöhnliches Glas in einem verdunkelten, mit schwarzer Drapierung ausgestatteten und künstlich erleuchteten Laden feil hält, so ist das eine direkte Täuschung.

Das Farbenspiel des Diamanten, also die Dispersion, die Farbenzerstreuung oder Zerlegung des Lichtes in seine sieben Farben von Rot über Gelb und Grün bis Blau, steht in innigem Zusammenhang mit der Lichtbrechung und kann beim Glase niemals wie beim Diamanten erreicht werden. Künstliches Licht kann dem Mangel etwas abhelfen, sobald aber der falsche Diamant in das Tageslicht kommt, sieht er tot, bleiern aus, und deshalb scheut er es auch.

Bei der Betrachtung der wissenschaftlichen Seite der Sache wollen wir aber die praktische auch nicht ganz vergessen.

Man braucht kein Kenner zu sein, um den falschen Diamant vom echten zu unterscheiden. Am besten wäre es, sich gar nicht in diese Verlegenheit zu bringen; man braucht ja nur in soliden Geschäften zu kaufen, denn Billig und Gut wachsen nicht am gleichen Stamm.

Wenn Laien und daraus besteht ja die große Menge doch dem vom Verkäufer genährten Glauben, ein Falsifikat sei so täuschend nachgemacht, daß niemand es von echter Ware unterscheiden könne, zum Opfer fallen, so sei darauf hingewiesen, daß sie unter allen Umständen nur Glas kaufen, das einen sehr geringen Härtegrad besitzt und nach kurzer Zeit seine Politur verlieren muß! Dieser Flitterkram, für den nur die Bühne der einzig erlaubte Platz ist, ist allen Anpreisungen zum Trotz in Säuren löslich, vor allem aber in Alkalien, und dazu gehört auch die einfache Sodalösung, die in Küche und Haus wohltätige Reinlichkeit schafft. Sodawasser nimmt den falschen Steinen sehr bald den Glanz, ebenso aber auch ein andauerndes Tragen, denn „Bera"Diamanten usw. sind sehr empfindlich gegen härtere Gegenstände, sie behalten die Schärfe der Flächen und Kanten nicht lange und besitzen nur den Grad 4-5 der Mohrschen Härteskala, deren Endglied, der Diamant, 10 ist.

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Vor allem aber unterscheiden sie sich durch ihre verschiedene Fähigkeit, Wärme zu leiten. Echte Diamanten fühlen sich kalt an, weil die Wärme der Hand rasch von ihnen abgeleitet wird. Man kann blind auf diese Weise einen echten Stein aus einer größeren Anzahl in Edelsteinform geschliffener Glasstücke in einem Säckchen auslesen. Auf dieser natürlichen thermischen Eigenschaft beruht auch die Möglichkeit, kmitationen von Diamanten durch Anhauchen zu unterscheiden. Diamanten werden nach dem Anhauchen sehr schnell wieder klar, während die Imitationen längere Zeit trüb bleiben und erst langsam wieder klar werden.

Es

Ich selbst beobachtete dies kürzlich, als ich mit einer jungen, viel begehrten Dame tanzte, die eine herrliche Brillantbrosche am Halse trug. Auch während der Tanzpausen blieb das Schmuckstück trübe; dies erweckte meinen Verdacht, der auch bestätigt wurde, als ich das angebliche Kleinod bei Tageslicht sah. war unecht. Und trotzdem wollte die Trägerin gern in den heiligen Stand der Ehe treten! Wüßten die Damen nur, daß die Unechtheit so leicht zu erkennen wäre, wie schnell würden diese falschen Diamanten verschwinden und damit die Unwahrheit, deren sich ihre Trägerinnen schuldig machen!

Seit einigen Tagen hat in Leipzig, Petersstraße 42, sich unter der Firma

Bera Compagnia Argentinia

ein Geschäft eröffnet, das in seinen reklamehaften Anpreisungen „Bera - Diamanten" empfiehlt. Die ganze Art und Weise, wie das Geschäft betrieben wird, muß die Entrüstung aller soliden Geschäftsleute am Platze herausfordern. Durch die Reklame in den Schaufenstern und in den Inseraten der Tagesblätter kann die Kundschaft der hiesigen Goldschmiede leicht irregeführt werden, wenn auch darauf hingewiesen wird, daß es sich um eine Imitation handelt.

Der Ausdruck Bera-Diamanten trügt! Es gibt keine Bera-Diamanten! Daß jene Bleiglassteine als Diamanten bezeichnet werden, ist ein Unfug, gegen den wir im Interesse des ehrlichen Handels in Schmucksachen energisch protestieren müssen.

Es ist nicht wahr, daß die sogenannten Bera - Diamanten voll Leben, Feuer und Glanz seien. Nur der echte Diamant hat vermöge seiner Klarheit und Durchsichtigkeit, seines höchsten Lichtbrechungs- und Farbenzerstreuungsvermögens wirklich Leben und Feuer. Bei den sogenannten Bera - Diamanten wird dieser Effekt durch eine Überfülle von elektrischem Licht künstlich hervorgerufen. Im Schaufenster und Laden funkeln die Steine.

Wer Bera- Diamanten nach Hause bringt, ist dann enttäuscht! Es ist nicht wahr, daß die Steine wie echte getragen werden können. Da sie weicher sind als echte Diamanten, werden sie leicht verletzt, sie werden beim Tragen matt, und wer nur einigermaßen Kenner ist, sieht bald in allen Gesellschaftskreisen“, was er vor sich hat. Die Kanten lassen sich mit dem Messer abkratzen und die Fazetten durch eine Nähnadel leicht ritzen.

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Es ist nicht wahr, daß Bera-Diamanten genau wie echte Steine gewaschen und gereinigt werden können, denn echte Steine werden nach der Reinigung in Glanz und Ansehen wie neu, was bei den Bera-Diamanten nicht der Fall ist.

Das Publikum wird aber beim Kauf von Bera- Diamanten übervorteilt! Es ist in Hamburg festgestellt, daß Gegenstände, deren Verkaufspreis 4, 10, 48 Mark usw. beträgt, nur 0,50 bezw. 3, 11 und 15 Mark wert sind.

Deshalb hat auch die Polizeibehörde in Hamburg Vorsicht bei Einkäufen bei der BeraCompagnia empfohlen. Diese Warnung ist auch hier am Platze! Der Schein trügt! Die Bera-Diamanten erweisen sich bei Tage als gewöhnliche Glassteine (Flintglas), wie sie schon lange im Handel sind.

Die Hamburger Goldschmiede-Innung ist wegen unlauteren Wettbewerbes gegen die Compagnia vorgegangen.

Wir hoffen, daß der gesunde Sinn des Leipziger Publikums dasselbe vor Schaden bewahren und der Bera Compagnia dasselbe Schicksal bereiten wird wie der Taits American Diamond Palace in Berlin, die dort unter den gleichen Manövern wertlose Glassteine unter dem Namen „TaitsDiamante" in den Handel zu bringen suchte.

Redaktion der Deutschen Goldschmiede-Zeitung
Syndikus Herm. Pilz. Edm. Zwecker. Wilhelm Diebener.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste allgemeine, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mehr als 148000 Artikel und Verweisungen auf über 18240 Seiten Text mit mehr als 11000 Abbildungen, Karten und Plänen mit Text und auf über 1400 Illustrationstafeln (darunter etwa 190 Farbendrucktafeln und 300 selbständige Kartenbeilagen) sowie 139 Textbeilagen. 20 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mark. (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien.)

Sehr

Vielseitigkeit ist das Charakterische jedes enzyklopädischen Werkes; aber damit eine Gründlichkeit und bis in die neuste Gegenwart reichende Genauigkeit in allen Fragen zu verbinden, ist eine sehr schwere Aufgabe, zumal wenn es sich um Materien handelt, die fast täglich neue Jberraschungen bringen. Um diese Materie einen klaren Einblick zu bekommen, in allen praktischen Anwendungen vertraut zu werden, dafür ist der V. Band von Meyers Großem Konversations-Lexikon trefflich geeignet. Wir stehen im Zeitalter der Technik und Naturwissenschaften, deshalb ist es wohl berechtigt, auf die diesen Gebieten angehörenden Artikel in erster Linie hinweisen. Das elektrische Licht, die mannigfache Anwendung der Elektrizität in der Maschinentechnick, die Elektrolyse, die hervorragenden Errungenschaften auf dem Gebiet der elektrischen Schnellbahnen und der drahtlosen Telegraphie, das Eisenbahnwesen usw. usw., darauf werfen wir nur Streiflichter, die in der Fülle des Gebotenen nur zur Orientierung dienen sollen. Geographie, Städteund Länderkunde sind gleichfalls hervorragend vertreten. interessant sind auch die dem Gebiete der Wirtschaftskunde angehörigen Artikel über das Eisenbahnwesen, das Verkehrswesen, die Versicherung, Verwaltung, die Hygiene usw. 31⁄2 Bogen sind dem Eisen, der Gewinnung, Verhüttung und weitern Verarbeitung bis zur himmelstürmenden Konstruktion des Skyskrapers und des Eifelturms gewidmet. Den menschlichen Körper und sein Entstehen insbesondere betreffen die von trefflichen Tafeln begleiteten Abhandlungen „Eingeweide", „Entwicklungsgeschichte“, „Epidermis“, die ihm drohender Gefahren und deren sanitäre Abwendung die Artikel: „Diphtherie", „Entzündung“, „Epidemie", „Erblichkeit Elektrotherapie". Für die literarische Bildung sorgen neben zahreichen Biographien die Sammelartikel „Englsiche Literatur“ und „,Englische Sprache", ferner „Drama“ und „Epos", „Edda", Enzyklopädie. Der Kunst gehört der Artikel „Emailmalerei" mit schöner Farbentafel an. Auch der Landwirt zieht den Vorteil aus dem Werk durch Studium der Artikel „Drainage“, „Drechmaschine“, „Düngung“, „Eletromotoren“, während der Artikel „Eigentum", „Erbrecht", „Ergpacht“, „Domäne“, ,,Enteigung“, „Einkommensteuern", „Ehe",,Eherecht", usw. für alle sozialen Klassen vom größtem Interesse sind, zumal gerade hierüber durch Einführung des bürgerlichen Gesetzbuches und andrer Gesetze noch im Volk große Unklarheit herrscht. Daß die Illustrierung auch dieses Bandes eine mustergültige ist, ließ sich nach den bisherigen Erfahrungen nicht anders erwarten. Aber die Erwartung ist beinahe übertroffen worden; namentlich die Holzschnittafeln, deren Zahl sich gegenüber der fünften Auflage um 23 vermehrt hat, ist für die verschieden der Eletrizität angehörende Artikel Hervorragendes geleistet worden. Prächtig und meisterhaft hergestellt sind auch die Kunstblätter zum Artikel,,Entwickelungsgeschichte". Sie gehören zu den feinsten Druckerzeugnissen, die bisher geliefert wurden. Alles in allem, der V. Band ist wiederum ein prächtiges Werk, auf das die deutsche Literatur stolz sein darf.

Frage- und Antwortkasten.

Die Herren Fabrikanten, Grossisten und Detailleure werden in ihrem und Aller Interesse höflichst aufgefordert, von der allezeit kostenfreien Benutzung dieser Abteilung den ausgiebigsten Gebrauch zu machen, Fragen allgemeiner und technischer Art uns einzusenden und an deren Beantwortung sich zu beteiligen. Die Aufnahme einer Antwort erfolgt in jedem Einzelfalle auf ausdrücklichen Wunsch. Auch dieser Teil unseres Blattes ist dazu geschaffen, zur gegenseitigen Belehrung beizutragen. Fragen:

Frage 140. Wer liefert eine kleine Nachbildung des Niederwald-Denkmals in Zink- oder Eisenguß versilbert? C. H. in E. Frage 141. Welche Firma liefert Stöcke mit durchkriechendem silbernen Tier? A. K. in E. Frage 147. Wer fabriziert und liefert goldene Becher? J. M. in A. Frage 148. Welche Firma gibt gegen Staniol einen Nickelgegenstand? T. M. in P.

Frage 149. Ich suche eine Firma, die Pressungen liefert, und zwar Knopf-Oberteile, z. B. Halbkugeln in verschiedenen Größen und Fassons, hauptsächlich durchbrochen. Ferner suche ich eine

Firma, die mir kleine Gnomen, hohl, in Silber, 3 cm hoch und höher, liefert. J. F. in K. Frage 150. Wer liefert guterhaltene Wildschweinhauer zur Verzierung an silbernen Pokalen? H. & Co. in S.

Frage 151. In nächster Zeit will ich eine Gewerbe- und Industrie-Ausstellung mit Gold- und Silberwaren beschicken. Können Sie mir hierzu mit Vorlagen oder Photographien an die Hand gehen? F. M.

Frage 152. Ersuche höflichst um Angabe von Adressen kulanter Versicherungen gegen Einbruchsdiebstahl und wenn möglich deren Vertreter. P. A. in B. Frage 153. Ersuche, mir mitzuteilen, wie ich mit wenig Einrichtung Gürtlerarbeiten vernieren kann? A. H. in Z. Frage 154. Nach welcher Königin von England ist der Queen Anne style benannt?

Frage 155. Es werden von mir Knöpfe mit schwarzer, matter Emaille verlangt. Was habe ich zur Fabrikation nötig, und was muß ich dabei beobachten? P. H. in B.

Frage 156. Sie fragen nach unserer Meinung: Ihr Lehrling hat in Ihrer Werkstube Prüfungsarbeiten gemacht, über welche Sie bescheinigt haben, daß selbige ohne Beihilfe vom Lehrling hergestellt sind. Die Arbeit des Lehrlings in der fremden Werkstube, welche nach einer dem Lehrling unbekannten Manier angefertigt werden mußte, ist nicht zur Zufriedenheit ausgefallen. Die Richtigkeit Ihrer Angabe, daß der Lehrling die Arbeiten in Ihrer Werkstatt selbst angefertigt hat, ist bezweifelt worden, und der Lehrling hat sich einer geforderten zweiten Prüfung nicht unterzogen. Die mündliche Prüfung hat er bestanden. Trotzdem ist die Prüfung als nicht bestanden erklärt worden.

Antworten:

Zu Frage 122. Steinsortiment liefert E. Müller, Nürnberg. Zu Frage 138. Kollierschlößchen fabriziert in unechtem Metall in verschiedenen Ausführungen: Emilan Posselt, Preß-Anstalt, Gablonz a. N.

Zu Frage 139. Unechte Börsenbügel liefert Adolf Köhler, Pforzheim.

Zu Frage 142. Silberputzwatte, die sich vorzüglich bewährt hat, liefert: Bremer Silberwarenfabrik Hüneke & Co. G. m. b. H. Seebaldsbrück bei Bremen.

Zu Frage 145. Wachsperlen bekommen Sie bei May & Palma, Turnau i Böhm.

Zu Frage 151. Vorlagen für Ausstellungen haben wir leider nicht. Wir würden ihnen vielleicht anderweitig helfen können, wenn wir den Ihnen zur Verfügung stehenden Raum und die Artikel kennen würden. Jedenfalls werden Sie eine Stufenstellage herrichten müssen, welche mit einem matten Stoff überzogen ist. Bei Aufstellung der Gegenstände müssen Sie von dem Prinzip ausgehen, daß große, schwere Gegenstände unten und die kleineren oben stehen müssen. Sehr gut wird es sich machen, wenn sie größere Stücke oder Gruppen durch schmale Vasen, welche mit einigen Blumen (auch künstlichen) gefüllt sind, trennen.

Zu Frage 152. Transatlantische Feuerversicherungs-Aktien-Gesellsch. Hamburg; Versicherungs-Gesellsch. Thuringia, Erfurt. Zu Frage 153. Kleine Gegenstände taucht man in Zaponlack, läßt sie etwas ablaufen und dann, an einem Draht aufgehängt, trocknen. Die größeren Artikel werden mit einem weichen Pinsel oder auch mit einem Wattebausch dick mit Zaponlack bestrichen. Damit der Lack nicht nur nach einer Seite abtropft, kann das Stück mal gedreht werden. Der Lack ist nach dem Trocknen unsichtbar, zu dünn aufgetragen, zeigt er nachher Regenbogenfarben. Am besten trocknet man in einem geheizten Raum und achtet darauf, daß die Luft staubfrei ist, da sich sonst die Staubteilchen auf den Gegenstand festsetzen. Unbedingt nötig ist die Heizung nicht. Die Gegenstände können mit Wasser gereinigt werden, mit Spiritus kann man den Lack wieder entfernen. Sind die Gegenstände ständig dem Wetter ausgesetzt, so eignet sich dieser Lack nicht. Zaponlack und andere Lacke liefert: Dr. Paschen & Lyding, Chem. Fabrik, Dessau und Gross & Bredt, Chem. Fabrik, Berlin S. W., Ritterstr. 47.

Zn Frage 154. Der Queen Anne Style wird nach der Königin Anna Stuart, Tochter Jakobs II. von England, geb. 6. Febr. 1665 gest. 12. Aug. 1714, benannt.

Zur Frage 155. Zur Beantwortung Ihrer Frage kam die Nummer 39 der D. Goldsch.-Z. sehr gelegen. Sie finden darin einen Artikel über Maleremail und über Ğasmuffelöfen von Harter jr; Pforzheim. Diese Muffelöfen sind u. E. für Sie am praktischsten. Hagenmeyer & Kirchner, Berlin C., Unterwasserstr. 9a liefern Emaillefarben, Achatschale mit Reiber, Schmirgelsteine und dergl. Die Behandlung ist wie folgt: Die Emaille wird in dem Achatmörser mit Wasser zu einem ganz feinen Pulfer zerrieben. Das Wasser wird öfter erneuert und die darin befindlichen Teilchen Emaille mit abgegossen, was bei manchen Farben fleißig geschehen muß, weil selb. sonst beim Einbrennen nicht ganz klar werden. Das fertige Emaillepulfer wird in Porzellanschalen aufbewahrt, unter Wasser gehalten und vor Staub geschützt. Mit einem Stahlstab wird die

Emaille auf den Knopf aufgetragen und gleichmäßig verteilt. Das Wasser läßt man von einem sauberen Leinentuch am Rand des Knopfes aufsaugen, ohne aber die Emailleschicht zu verletzen. Die Knöpfe werden auf eine Eisenplatte, in welcher sich für jeden Knopf ein Loch befindet, gelegt, so in die Muffel und ins Feuer gebracht. Ist die Emaille glänzend, so müssen die Gegenstände aus dem Ofen genommen werden, denn zu starke Hitze verdirbt die Emaille. Man läßt nun langsam abkühlen. Ist die Füllung mit Emaille nicht genügend, so wird die Prozedur noch einmal vorgenommen, also die fehlerhaften Stellen nachgefüllt. Genügt die Feinheit der Oberfläche der Emaille nicht, so wird der Knopf mit Schmirgelsteinen abgeschliffen und kann dies in diesem Fall auf der Drehbank geschehen. Bringt man den Knopf nochmal ins Feuer, so erhält die Emaille wieder eine schöne Politur. Durch Auftragen einer im Handel befindlichen Beize mittelst Pinsel, erhält man matte Emaille. Die Stücke können nun gebeizt und vergoldet oder versilbert werden. Man muß Kupfer oder Tombak zu den Knöpfen nehmen und müssen die Mechaniken mit hartem Lot befestigt sein. Vor Einfüllung der Emaille werden die Knöpfe ganz sauber gebeizt und mit Messingbürste gebürstet und dürfen nur mit der Zange angefaßt werden. Bei allen diesen Arbeiten ist die größte Sauberkeit zu beobachten und verwende man deshalb auch destiliertes Wasser.

Zu Frage 156. Wenn der Prüfungsausschuß Zweifel in die Richtigkeit der Angabe, daß die Arbeiten von dem Lehrling allein gemacht seien, setzt, und die Arbeiten, die er bei dem fremden Meister gemacht hat, nicht genügen, so ist allerdings die Prüfung als nicht bestanden anzusehen, wenn der Lehrling sich der Nacharbeit vor dem Ausschuß entzogen hat. Ob nun der Prüfungsausschuß nach Lage der Sache berechtigt war, eine Nacharbeit zu fordern, muß nach der dortigen Prüfungsordnung beurteilt werden, die wir erst einmal einsehen müssen.

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Gegenerklärung.

In Nummer 37 der Deutschen Goldschmiede-Zeitung erläßt der Ausschuß des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs eine Erklärung auf unser Zirkular vom 12. August d. J., welche wir nicht unerwidert lassen können. Zwar soll diese Erklärung auf einem „einstimmigen Beschlusse" des Ausschusses beruhen, wir können aber gerade hierin nur einen abermaligen Beweis dafür erblicken, wie einseitig der Ausschuß auch diesmal von den treibenden Persönlichkeiten in dieser Sache orientiert worden ist. Wir haben uns von Anfang an darüber beklagt, daß uns trotz wiederholten Ansuchens keine Gelegenheit gegeben wurde, uns gegen die mehr oder weniger versteckten Anschuldigungen und Drohungen zu rechtfertigen. Nachdem aber einmal der uralte Satz, daß niemand ungehört verurteilt werden soll, uns gegenüber verlassen war, zeigt sich als Folge hiervon nunmehr deutlich, daß der Verfasser der Erklärung vom 24. August die gegen uns verfügte Ausschließung aus dem Vereine nur durch grobe Entstellung oder Verschweigung des wirklichen Sachverhaltes zu rechtfertigen vermag. Was nämlich:

1. die Verhandlung vor dem Schöffengerichte Nagold_vom 19. März 1903 betrifft, wonach der Geschäftsführer Schick der Firma Gebrüder Kaltenbach nicht, wie behauptet ist, der Firma Kaltenbach & Söhne zu M. 50.- Strafe wegen unlauterem Wettbewerbe verurteilt wurde, so weisen wir den Vorwurf der Anstiftung und Mittäterschaft sowie die Behauptung, daß hierfür schriftliche Beweise vorliegen, als unwahr zurück mit dem Bemerken, daß diese schriftlichen Beweise in nichts anderem bestehen können, als in einem von Schick an den Vorstand des Verbandes gerichteten Schreiben, worin er seine früheren Prinzipale der Anstiftung und Mittäterschaft zu beschuldigen versucht.

Wahr ist vielmehr, daß die Firma Gebrüder K. den genannten Sch. wegen seines Verhaltens in dieser Sache längst entlassen, trotzdem ein Vertrag bestand, wonach bei plötzlicher Entlassung die Firma Gebr. K. dem Sch. M. 1000.- zu zahlen gehabt hätte, und daß derselbe hierüber eine Klage gegen Gebr. K. eingereicht, aber unter Übernahme der Kosten wieder zurückgenommen hat.

2. Was das vielbesprochene Urteil des Oberlandesgerichtes in dem Musterschutzprozeß der Firma Lutz & Weiß vom 7. Oktober 1903 betrifft, so kann dasselbe schon der Zeit nach unmöglich als Grund für die am 29. Juli 1904 gegen uns ausgesprochene Ausschließung verwendet werden. Aber auch abgesehen hiervon, kann bekanntlich bei unserem Musterschutzverfahren es jedem passieren,

daß er, selbst im besten Glauben handelnd, einer Verurteilung unterliegt, und es ist wohl noch nie vorgekommen, daß aus diesem Grunde das Mitglied eines Vereines ausgeschlossen wurde.

Speziell in unserem Falle aber ist verschwiegen, daß wir in 1. Instanz durch das Landgericht Tübingen freigesprochen und in 2. Instanz nur deswegen verurteilt worden sind, weil die dort vernommenen Sachverständigen als unsere nächsten Konkurrenten einen anderen Maßstab anlegten als der Sachverständige Fischer, welchem als Vorsitzenden des Deutschen Juwelier-Verbandes doch wohl auch ein kompetentes Urteil in der Sache zustand. Der Letztere hat auch in dem Journale für Goldschmiedekunst, Nr. 31, sein Gutachten in so treffender Weise begründet, daß der Verfasser der Bekanntmachung in der Deutschen Goldschmiede-Zeitung" bei einiger Unparteilichkeit nicht stillschweigend hätte darüber hinweggehen dürfen.

3. Was endlich den dritten gegen uns gemachten Vorwurf betrifft, daß wir ,,gegen das Zustandekommen der von dem Vereine zur Einführung in Württemberg beschlossenen Besteckkonvention" gearbeitet haben, so ist auch diese Anschuldigung ebenso unstichhaltig als unwahr. Es würde zu einem unerhörten Terrorismus führen, wenn es einem Vereins-Mitgliede nicht erlaubt wäre, in derartigen Fragen eine selbständige Haltung einzunehmen.

Wir haben deshalb auch mit unserer Beitrittserklärung gezögert, bis wir uns über die Stimmung unserer Kundschaft näher orientiert hatten und haben einzelne, an uns gerichtete Anfragen in diesem Sinne beantwortet. Dies ist aber geschehen, während die Meinungen über diesen Gegenstand noch fluktuierten und ehe eine definitive Beschlußfassung von Seiten des Vereines erfolgte und uns bekannt war. Gerade hierüber wollten wir dem Ausschuß die erforderlichen Darlegungen geben, statt uns aber Gehör zu schenken, wurde unsere Ausschließung durchgesetzt.

Wir können daher unmöglich glauben, daß die hierfür angeführten Gründe für die leitenden Mitglieder bestimmend waren und noch weniger glauben wir, daß der Ausschuß des Vereines die Erklärung vom 24. August einstimmig gebilligt hätte, wenn ihm der wahre Sachverhalt vollständig und richtig vorgelegen wäre. Dies unser letztes Wort in dieser Sache. Altensteig, den 21. September 1904,

Karl Kaltenbach & Söhne.
Gebrüder Kaltenbach.

Konkurse und Insolvenzen.

Mitgeteilt durch den Kreditoren-Verein Pforzheim. Hamburg. Uhren- und Goldwarenhändler August Johann Schwarz, Uhlenhorst, Herderstr. 44. Eröffnung 19. 9. 04. Verwalter: Buchhalter Julius Ielges, Plan 5. Anmeldefrist: 15. 10. 04. Prüfungstermin: 26. 10. 04.

Marienberg i. S. Uhrmacher Paul Meyer in Schlettau, früher in Marienberg. Eröffnung 17. 9. 04. Verwalter: Rechtsanwalt Vollert in Marienberg. Anmeldefrist: 8. 10. 04. Prüfungstermin: 19. 10. 04.

Obergünzburg. Uhrmacher und Fahrradhändler Benedikt Epp in Unterthingau. Verwalter: Rechtsanwalt Göster in Kaufbeuren. Anmeldefrist: 10. 10. 04. Prüfungstermin: 20. 10. 04.

Leipzig. Uhrmacher Otto Max Paul Franz Schwericke, Bayersche Str. 12. Eröffnung 20. 9. 04. Verwalter: Kaufmann Paul Gottschalck, Kurprinzstr. 9. Anmeldefrist: 25. 10. 04. Prüfungstermin: 8. 11. 04.

Am 25. September, morgens 1 Uhr verschied nach schweren Leiden unser lieber Kollege

Herr Erwin Pehmeyer

Fachtechnischer Redakteur der Deutschen Goldschm.-Zeitung im Alter von 25 Jahren.

Er war uns allen ein liebenswürdiger Freund, dessen allzufrühes Hinscheiden wir herzlichst bedauern, und dem wir jederzeit ein treues Gedenken bewahren werden. Leipzig, am 27. September 1904.

Das Personal

der Firma Wilhelm Diebener.

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