Page images
PDF
EPUB

Schnelldampfern, wie „Kaiser Wilhelm II.", „Kaiser Wilhelm der Große" usw. erste Kajüte 440 Mk., zweite Kajüte 240 Mk. Auf den zweitklassigen Dampfern, wie „Barbarossa“, „Friedrich der Große" usw. mit zehntägiger Fahrzeit, in erster Kajüte 260 Mk., in zweiter Kajüte 210 Mk., Verpflegung mit einbegriffen. Rückfahrtkarten sind entsprechend billiger. Die Eisenbahnfahrt nach St. Louis von New York, dem ersten Ziel, aus kostet an 30 Dollars oder 120 Mk., Wohnungen aber sind für 4 Mark pro Nacht schwer zu haben. Die geeignetste Zeit zum Besuche der Ausstellung dürfte der Herbst sein, da von Mai bis Ende August in St. Louis eine für uns unerträgliche Hitze herrscht, die in den Sommermonaten 1900 auch in Paris

[ocr errors][merged small]
[graphic][merged small]

Charakteristisches Bild einer amerikanischen Großstadt. Der erste Eindruck, den der Reisende nach der Seefahrt empfängt.

Aus dem Jahresbericht 1903 der Kgl. Zeichenakademie zu Hanau.

Der Unterricht begann Dienstag, den 21. April, und dauerte bis einschließlich Sonnabend, den 26. September, im Sommerhalbjahr; im Wintersemester erstreckte er sich von Dienstag, den 13. Oktober 1903, bis Sonnabend, den 26. März 1904. Die Frequenz betrug im Sommerhalbjahr 318 Schüler und 28 Schülerinnen, im Winterhalbjahr 289 Schüler und 33 Schülerinnen.

Während der Osterferien fand in den Räumen der Anstalt eine umfangreiche Drucksachen-Ausstellung, d. h. eine Ausstellung von Erzeugnissen der vervielfältigenden Künste, statt auf Anregung des Ortsvereins des deutschen Buchdruckerverbandes und unter der Leitung des Direktors der Zeichenakademie in Gemeinschaft mit dem damaligen Vorsitzenden des Ortsvereins, Herrn Möbius †. Die Ausstellung wurde mit dem Besuche Sr. Exzellenz des Herrn Oberpräsidenten Grafen von Zedlitz-Trützschler sowie der Herren Geh. Oberregierungsrat Dönhoff und Ministerialdirektor Neuhaus zu Berlin beehrt und von 8000 Personen besichtigt.

Anläßlich der Drucksachen-Ausstellung richteten die Ortsvereine des deutschen Buchdruckerverbandes und des Verbandes der deutschen Lithographen, Steindrucker u. v. B. an die Direktion der Zeichenakademie das Ersuchen, Fachklassen für den Unterricht in Buchdruck und Lithographie und Werkstätten für deren praktische Erlernung einzurichten. Die Direktion fühlte sich umsomehr verpflichtet, diesem Antrage näher zu treten, als die Schülerzahl

aus beiden Gewerbezweigen fortwährend in Zunahme begriffen ist. Da jedoch sämtliche Lehrräume der Anstalt, namentlich die der unteren Klassen, überfüllt sind, so war deren Entlastung die nächste

Voraussetzung. Es wurde daher eine Abänderung der Aufnahmebedingungen in der Weise beantragt, daß zur Aufnahme künftig das vollendete 15. Lebensjahr und der Nachweis genügender fachlicher und allgemeiner Vorbildung erforderlich sein sollten, entweder durch die Vorlegung eines Zeugnisses über den mindestens 11⁄2 jährigen erfolgreichen Besuch einer Fortbildungsschule oder durch die Ablegung einer Aufnahmeprüfung.

Außer an der erwähnten Drucksachen-Ausstellung beteiligte sich die Zeichenakademie an folgenden Ausstellungen:

1) An der vom Leipziger Kunstgewerbemuseum veranstalteten Ausstellung „Die Pflanze in ihrer dekorativen Verwertung". 2) An der vom Kunstgewerbeverein in Stuttgart veranstalteten Ausstellung von Feinmetallarbeiten.

3) An der Weltausstellung in St. Louis.

Die für die letztgenannte Ausstellung in der Anstalt hergestellten Gegenstände wurden mit den Erzeugnissen der Hanauer Edelmetallindustrie zu einer Gesamtgruppe vereinigt. Der Direktor der Zeichenakademie hatte die Leitung der Vorbereitungen übernommen und zu diesem Zwecke ein aus sechs Mitgliedern des Kunstgewerbevereins und sechs Lehrern der Zeichenakademie bestehendes Komitee gebildet. Sämtliche Arbeiten wurden vor der Absendung in der Aula ausgestellt. Während der Pfingstferien 1904 wird ebenda eine Ausstellung der Schülerarbeiten aus den letzten zwei Jahren stattfinden.

Der Unterrichtsplan erfuhr, abgesehen von der in Aussicht genommenen Einrichtung einer Fachklasse für Lithographie und Buchdruck, insofern eine Erweiterung, als die Einführung von Experimentalvorträgen über Metallochemie und Mineralogie beantragt wurde. Diese sollen dazu dienen, dem Schüler neben

[graphic]

INDUSTRIEGEBÄUDE AUF DER WELTAUSSTELLUNG IN ST. LOUIS 1904.

der praktischen Erlernung der Metallegierungen und der Verwendung von Edelsteinen und Halbedelsteinen auch die notwendigen theoretischen Kenntnisse auf dem Gebiet der Materialienkunde zu vermitteln.

An Personalien ist folgendes mitzuteilen:

An Stelle des zum Direktionsmitgliede ernannten Herrn Julius Steinheuer und des verstorbenen Herrn Hertel mußten zwei neue Mitglieder für die Sachverständigen-Kommission gewählt werden. Es wurden von dem Herrn Regierungspräsidenten die Herren Bijouteriefabrikant Jakob Krug und Buchdruckereibesitzer J. C. Kittsteiner ernannt.

Der Lehrer Paul Andorff trat am 1. Oktober 1903 aus Gesundheitsrücksichten in den Ruhestand. In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm der

[merged small][merged small][graphic][subsumed][subsumed][merged small][merged small]

Die Königl. Zeichenakademie zu Hanau a. M., bereits im Jahre 1772 auf Anregung Hanauer Kunstindustriellen Kleinodienarbeiter, Goldstecher und Kunstdreher", wie es im alten Stiftungsbriefe heißt, gegründet, hat ihren Ruf in den vielen verflossenen Jahren derartig verbreitet und gefestigt, daß alljährlich eine große Reihe junger Fachgenossen aus ganz Deutschland und auch aus fremden Ländern in Hanau zusammenkommt, um unter Leitung bewährter Lehrer, teils auch in dortigen Fabrikbetrieben ihre Kenntnisse und Kunstanschauungen zu erweitern. Gewöhnlich ist nun aber, wo junge Leute beisammen sind, eine fidele Laune vorherrschend, und ganz besonders war unserer jungen, an der Akademie studierenden Jugend eine gute Dosis Laune und Humor von jeher eigen. Es war daher kein Wunder, daß, saß man einmal wieder bei einem Fäßchen Bier gemütlich beisammen, immer wieder der Wunsch auftauchte, doch auch eine Stätte zu haben, wo man neben ernstem Studium auch im Freundeskreise seiner Laune Zügel schießen lassen konnte.

So fand denn bereits im Jahre 1890 eine erste grundlegende Versammlung statt, aber erst zwei Jahre später wollte eine Vereinigung zustande kommen. Die eingereichten Statuten fanden einmütige Annahme von seiten der Direktion sowie des Landratamtes, und so war denn am 4. Dezember 1892 die akademische Verbindung „Cellini" ins Leben getreten. Unter den neun Gründern möchten wir Herrn H. Ehlers, der später zum Ehrenmitglied ernannt wurde, und Herrn Jos. Limburg, der gegenwärtig in Rom als tüchtiger und geschätzter Bildhauer weilt, besonders erwähnen. Im späteren Verlauf der Jahre wurden ferner folgende Herren, die sich große Verdienste um den guten Fortbestand der Verbindung erworben hatten, zu Ehrenmitgliedern ernannt: Landrat von Oertzen (15. Juni 1895), zur Zeit Regierungspräsident in Lüneburg; Prof. M. Wiese (21. Februar 1896); Prof. E. S. Jassoy (19. August 1896), welcher leider am 28. Oktober 1901 gestorben ist. Ehre seinem Andenken!

[ocr errors]

Aber nicht allein um Feste zu feiern oder die Geselligkeit zu pflegen, besteht die Verbindung, sondern es verpflichten sich sämt

Hanau a. M.

liche Angehörigen derselben auch zur ernsten Arbeit, denn statutengemäß findet in jedem Monat eine Konkurrenz statt, zu welcher ein jeder eine Arbeit zu liefern hat; sollte einer dieser Vorschrift nicht nachkommen, verfällt er einer Strafe von zwei Mark; jedoch sei bemerkt, daß die Strafe nur wenig verhängt zu werden brauchte, da alle stets eifrig bemüht waren, die gestellten Aufgaben zu lösen. Die eingegangenen Arbeiten werden einem Preisgericht, bestehend aus dem Ehrenmitgliede Herrn Prof. Wiese sowie einigen alten Herren, vorgelegt, und nach Ansicht desselben einige kleine Gegenstände als Preise verteilt. Auch werden zur allgemeinen Bildung und Hebung der geistigen Interessen jeden dritten Sonnabend Vorträge sowohl von Mitgliedern als auch von Lehrern der Akademie gehalten. Eine Bibliothek, die hauptsächlich aus gestifteten Büchern besteht, haben die Mitglieder zur Verfügung und wird eifrigst benützt.

Wir möchten nun noch einiger im Laufe der Jahre begangener Feste gedenken. In erster Linie sei das zweite Bundesfest des Verbands Deutscher Kunstgewerbeschüler, welches am 21. bis 23. Februar 1896 innerhalb Hanaus Mauern gefeiert worden, erwähnt; der glanzvolle schöne Verlauf desselben dürfte noch jedem Teilnehmer in Erinnerung sein. Außerdem fanden, wie allgemein üblich, verschiedene Sommer- und Winterfeste statt, die alle infolge ihrer künstlerischen Darstellungen einen durchweg schönen Verlauf Aus Anlaß des 400 jährigen Geburtstages Cellinis, des großen Meisters der Renaissance, wurde gemeinschaftlich mit dem Hanauer Kunstindustrie-Verein ein großer Kommers veranstaltet, zu dem beide Vereine beisteuerten, und zwar floß das Geld aus der Kasse des Kunstindustrie-Vereins, während die Mitglieder der Verbindung die künstlerische Arbeit lieferten. Im vergangenen Jahre zur Jubelfeier der Altstadt Hanau fand eine größere Festlichkeit statt, bei der wohl ganz Hanau interessiert war; auch hier erbrachte die Verbindung den Beweis, daß in ihrer Mitte kunstgeübte und verständige Mitglieder weilen.

Zu Pfinsten dieses Jahres geht nun die Verbindung ihrer ersten großen Versammlung aller Mitglieder und A. H. A. H. (alten Herren) entgegen. Im April 1897 faßten die derzeitigen aktiven Mitglieder

diesen Beschluß, und dieser wurde in Form einer Urkunde später allen Mitgliedern zur Unterschrift vorgelegt. So haben sich bis heute fast alle unterzeichnet, und deshalb dürfte die Feier zu Pfingsten in Hanaus Mauern manches frohes Wiedersehen herbeiführen. Der Wortlaut der Urkunde, die eine prächtige Aquarellmalerei zeigt und im Verbindungslokale eingerahmt die Wand ziert, ist folgender:

„Um den idealen Bestrebungen der Verbindungsbrüder, Freundschaft auf immerdar zu schließen und eine feste Grundlage zu geben, sind die Mitglieder des Wintersemesters 1896-97 gesonnen, sich Pfingsten 1904 in Hanau, dem Orte ihrer Studienzeit, der Heimstätte der Verbindung, zu treffen.

Um ein solches Zusammentreffen zu ermöglichen, hat sich jedes Mitglied durch Unterschrift verpflichtet, an festgesetztem Tage in Hanau zu sein. An Nichterscheinen kann nur Krankheit oder Haft als geltend angenommen werden; sollte jedoch einer oder der andere durch sonstige Verhältnisse, als da sind: Mittellosigkeit oder allzugroße Entfernung von dem Orte der Zusammenkunft am Erscheinen verhindert sein, so ist er verpflichtet, wenigstens Nachricht von sich zu geben, damit er eventuell unterstützt werden kann. Sollte sich die Verbindung bis zu gegebenem Termine aufgelöst haben, so bitten wir die hier anwesenden früheren Mitglieder die Zusammenkunft nochmals in Erinnerung der A. H. A. H. ergehen zu lassen. Zu unserem speziellen Bevollmächtigten ernennen wir hiermit den A. H. A. H. Hermann Böhme, dahier wohnhaft. Um aber eine Korrespondenz während dieses Zeitraumes noch aufrecht zu erhalten, verpflichten sich die Endesunterzeichneten, ebenfalls jährlich eine Neujahrsgratulation mit ihrer genauen Adresse an die Verbindung ergehen zu lassen.

Ein Ausschuß der A. H. A. H. setzt sich aus den jeweiligen ersten Vorsitzenden zusammen.

Wir hoffen auch bestimmt, daß die derzeitigen Mitglieder alsdann ihre Kräfte einem gediegenen Feste widmen werden, um ihren A. H. A. H. einen angenehmen Empfang zu bereiten.

So möge denn über diesem Zusammentreffen ein freundlicher Stern walten und möge es in jeder Beziehung der Verbindung und jedem. Einzelnen zu Heil und Segen gereichen."

Hanau, 10. April 1897.

[blocks in formation]

"

was Leistungen anbetrifft, unsere Hanauer Kunstjünger den Fremden nicht nachstehen werden, so werden doch die verschiedenen Schulen wie z. B. von Prof. P. Behrens, Düsseldorf, Prof. A. Seder, Straßburg, Prof. Dr. Kolb, Stuttgart, Bernhard Wenig, Hanau a. M. usw. ungewollt in edlen Wettbewerb treten, und die verschiedensten Richtungen werden sich gegenüberstehen.

Den Mittelpunkt des ganzen Festes soll unleugbar der Abend des ersten Pfingsttages mit seinem großen Kommers bringen. Mit freudiger Überraschung lesen wir, daß zu demselben Herr Geheimrat Prof. Dr. Henry Thode aus Heidelberg sein Kommen in Aussicht gestellt hat. Stehen doch die Vortragsabende, die Henry Thode auf Einladung des Kunst- und Industrie-Vereins in früheren Jahren in Hanau hielt, noch in aller Gedächtnis, und wir können die „A. V. C." nur beglückwünschen, daß es ihr gelungen ist, diesen Verkünder des Wesens der deutschen Kunst für ihren Festvortrag zu gewinnen.

Aber auch von anderer Seite soll den Hanauern Überraschendes zuteil werden; so sollen dieselben u. a. auch ihren früheren Landrat, den jetzigen Regierungspräsidenten von Oertzen in ihren Mauern begrüßen dürfen.

Herr von Oertzen, der, wie wir bereits erwähnten, Ehrenmitglied der „A. V. C" ist, erinnert sich noch gern der angenehmen Stunden, die er im Kreise der jungen Cellinisten verlebt hat, und will auch diesmal auf ihrer ersten großen Zusammenkunft nicht fehlen. Auch der Damenwelt ist das Recht eingeräumt, dem Kommers beizuwohnen, und die Emporen des großen Saales in der Turnhalle sind für sie reserviert.

[graphic]
[graphic]

ERINNERUNGSPLAKETTE DER AKADEMISCHEN VERBINDUNG „CELLINI" ZU HANAU A. M.

Der Kassierer. Carl Wagner-Köln.

Diese erste Zusammenkunft aller Cellinisten fällt nun gleichzeitig mit dem X. Verbandstage des Verbandes jetziger und ehemaliger Studierender an deutschen Kunstgewerbeschulen", der auch in Hanau tagt, zusammen (Tagesordnung siehe S. 118a).. Hiermit verbunden ist eine Ausstellung der verschiedenen Kunstgewerbevereine Deutschlands.

Heute liegt nun das Programm der kommenden Festlichkeiten vor, und können wir es uns nicht versagen, hier darauf näher einzugehen.

Die Festlichkeiten beginnen mit einer Tagung der alten Herren der Verbindung und einem zwanglosen, gemütlichen Beisammensein am Samstag vor Pfingsten im Garten und den künstlerisch humorvoll dekorierten Räumen der Verbindung im Hotel-Restaurant Karlsberg.

Der Pfingstsonntag wird eingeleitet durch eine Auffahrt der verschiedenen Vertreter der Verbandsvereine vom „Verbande jetziger und ehemaliger Studierender an deutschen Kunstgewerbeschulen", zu dem die „A. V. C." seit Bestehen desselben gehört, und an dessen Aufblühen und Entwicklung sie reichen Anteil hat.

Anschließend daran findet die akademische Feier und Fahnenweihe in der Akademie statt, die der ganzen Veranstaltung wegen ihrer Eigenart einen besonderen Reiz verleihen dürfte.

Dann folgt die Eröffnung der Ausstellung der A. H. A. H. und des Verbandes, der wir mit Erwartung entgegensehen. Wenn auch,

Neben dem Kommers bringt auch der zweite Pfingsttag einen besonderen Freudentag in der Gestalt eines ,,Künstler-Maienfestes". Der große Saal der Turnhalle, welcher auch diesmal wieder dem Zwecke dienen soll, dürfte im Schmuck der grünen Maienbäume und Girlanden, verbunden mit künstlerischer Ausstattung, einen sehr effektvollen Eindruck versprechen und ein schönes, der Jahreszeit entsprechendes Fest in Aussicht stellen.

aus

den

Kleine Aufführungen und Verlosungen von künstlerisch geführten Arbeiten werden Tanz unterbrechen, und wenn es das Wetter erlaubt, wird der Turnplatz, welcher in einen Birkenwald mit kleinen Lauben verwandelt wird, den vom Tanze erhitzten Paaren Kühlung gewähren.

Den Schluß der Festlichkeiten bildet am Dienstag ein Katerbummel nach Hochstadt und am Abend eine gemütliche Kneipe in den Verbindungsräumen mit scherzhaften Vorführungen.

Zur Erinnerung an dieses schöne Fest ist eine Plakette angefertigt worden, und soll diese allen Festteilnehmern zum sichtbaren Andenken an schön verlebte Stunden überreicht werden. Der Entwurf stammt aus einer der oben geschilderten Konkurrenzen, und es war als erster Preis die Summe von 100 M. von dem Vater eines der Kommilitonen, Herrn Silberwarenfabrikanten C. J. Begeer in Utrecht ausgesetzt worden. Die eine Seite zeigt den Kopf Cellinis, von dem die Verbindung ja ihren Namen herleitet, während die andere Seite eine allegorische Darstellung des Festes zur Schau trägt. Modelliert ist die Plakette von dem jungen Künstler G. Köhler.

Wir möchten nun der Hoffnung Raum geben, daß sich das Interesse, welches sich die Verbindung bisher erworben hat, noch vermehren möge, und dürfte gerade das kommende Fest allen Angehörigen unseres Faches zeigen, daß unsere jungen Nachfolger, die dermaleinst berufen sind, zum großen Teile für unser Fach einzutreten, es verstehen, sich nicht durch Kleinigkeiten abhalten zu lassen, wenn es gilt, einen Gedanken zur Durchführung zu bringen, sondern vielmehr bestrebt sind, dem Kern der Sache, der uneigennützigen Freundschaft den Sieg zu verleihen! Ein Vivat, crescat, floreat der Akademischen Verbindung ,,Cellini"! P.

Zu den Spezialberichten aus Kairo und Smyrna
im,,Journal der Goldschmiedekunst".

Zu Anfang Januar und in der Nummer vom 27. Februar d. Js. veröffentlichte das „Journal der Goldschmiedekunst" sog. Reisebriefe, betitelt „Der Juwelier in Ägypten“ und „Zum Geschäftsverkehr mit Smyrna". Der Inhalt beider Artikel hat in Pforzheim und wahrscheinlich auch in anderen Bijouteriezentren vielfach Kopfschütteln erregt. Manche Geschäftsinhaber, Exporteure usw., die schon jahrzehntelang mit dem Orient arbeiten, haben gelächelt. Einstimmig war man aber der Überzeugung, daß es kein Fachmann gewesen sei, der fragliche Artikel verfaßt habe. Schaute man sich nach dem Verfasser um, so erblickte man die Buchstaben „A. D.", hinter denen sich, meinen Mutmaßungen nach, die Firma „AsiatischOrientalische Industrie-Korrespondenz", Inhaberin Frau Adelt-Duc in Kairo mit Filialen in Damaskus, Smyrna, Alexandrien, Kairo, Bombay, Kalkutta, Birmingham und London verbirgt, und die laut Programm Berichte über Neuheiten aller Branchen, über Rohmaterialien, Export- und Importgeschäfte, Krisen und Ernten, Börsennachrichten, persönliche Besuche aller Ausstellungen liefern will. Das ist viel Sach auf einmal, und man möge mir mein Mißtrauen, das ich gleich von Anfang an hatte, nicht übel nehmen, denn ich bin immer der Überzeugung, daß derartige Geschäfte wohl stets für ihre Auftraggeber, pardon, ich wollte sagen für ihre Heimat, wenig aber für die Industrien unseres Vaterlandes arbeiten. Dem Artikel über Kairo sowohl wie demjenigen über Smyrna zufolge sollte man glauben, daß man beiden Ländern bisher Unrecht getan und schleunigst die Koffer packen müsse, um Geschäfte daselbst anzuknüpfen.

Ich habe mir nun seiner Zeit erlaubt, um jüngere Bijouteriegeschäfte (die alten kennen zur Genüge die Absatzgebiete) vor Unkosten und Schaden zu bewahren, in der hiesigen Tagespresse aufklärend eine Notiz zu bringen. Diese Notiz hat nun Frau AdeltDuc wieder zu einer Entgegnung im „Journal der Goldschmiedekunst" veranlaßt, die mich aber keineswegs eines Besseren belehrt. Sie nennt meine „Ausfälle" vollständig unrichtig und teilweise lächerlich. Ich habe meine Entgegnung nochmals durchgelesen, aber durchaus nichts Lächerliches darin gefunden. Wenn ich, der jahrzehntelang in der Bijouteriebranche tätig, im Interesse unserer Edelmetallindustrie einige aufklärende Notizen zum Nutzen und Frommen unserer Fabrikanten bringe, so ist das doch nicht lächerlich!

Lächerlich finde ich es, wenn bei meiner Frage nach dem Absatz zur Ausrede geantwortet wird, der Ägypter gebe für europäische Dämchen Unsummen in Schmuck aus. „Wer glaubt, wird selig", heißt ein bekanntes Wort!

Ich habe in meiner Notiz auch eine Firma erwähnt, die ein Filialgeschäft in Kairo unterhielt, aber schlechte Geschäfte erzielte. Nun sagt Frau A., man müsse die Naivetät der Deutschen sehen, mit der sie sich in Kairo niederlassen; sie kämen lediglich mit ihrem Deutsch, das keine Weltsprache sei. Nein, meine verehrte Frau A., der Vertreter sprach mehrere Sprachen, und dennoch wurde das Geschäft kein gewinnbringendes, so daß man die Filiale eingehen ließ. Hätte der Vertreter auch noch die arabische Sprache beherrscht, ich glaube kaum, daß dann das Geschäft ein besseres geworden wäre.

Bezüglich des Kreditwesens, so halte ich meine Behauptungen aufrecht, daß, wer nicht ein bis zwei Jahre Kredit einräumen kann, kein beträchtliches Geschäft erzielt. Von der langsamen schleppenden Zahlungsweise hat man bei einigen Insolvenzen in den letzten Jahren zur Genüge Erfahrung gemacht.

Ich halte es durchaus nicht für verwerflich, Geschäftsleute auf Gefahren aufmerksam zu machen und werde dies auch fernerhin tun, wie ich auch ein treuer Mitarbeiter bin an der Erschließung neuer Absatzgebiete aber stets mit dem Sprichwort: „Vorsicht ist die Mutter der Weisheit!". Frau A. schreibt, daß ein tüchtiger Geschäftsmann überall Mittel und Wege finde, um sich vor Reinfall zu sichern, vergißt aber einige solche Mittel, die sich in Kairo und Smyrna mit Erfolg anwenden lassen, aufzugeben.

Der Artikel über Smyrna, der nach meiner Notiz kam, steht dem über Kairo nicht nach. Auch dort ist ein großes Absatzgebiet für deutsche Bijouterie, und nicht mehr wundern darf es uns, wenn demnächst im Journal auch die Türkei, Palästina, China etc. als ebenfalls gute Absatzgebiete bezeichnet werden. Da gehen wir ja einer glänzenden Zukunft entgegen, und die deutschen Bijouteriefabriken bekommen Arbeit in Hülle und Fülle, nur müssen die Chefs bzw. Reisenden der arabischen, türkischen Sprache usw. mächtig sein! Also nur nicht verzweifelt, Ihr Herren Fabrikanten, Frau A. hilft! Pforzheim.

Sch.

Für die Werkstatt.

Handkloben mit beweglichen, schräg oder parallel zueinander verstellbaren und auswechselbaren Backen.

[merged small][graphic][merged small][merged small][merged small]

entsprechend der Form des dazwischen festzuhaltenden Gegenstandes: parallel, schräg nach unten, schräg nach oben oder ein Backen parallel, der andere schräg, überhaupt wie es erforderlich ist. Es liegt auf der Hand, daß hierdurch die Sachen besser fest

gehalten werden können und Beschädigungen wenig ausgesetzt sind. Dieses Werkzeug ist der Firma Koch & Co., Elberfeld, durch Gebrauchsmuster geschützt und für Grossisten nur durch diese zu beziehen.

50jähriges Geschäftsjubiläum.

Die außerordentliche Entwicklung der Fachpresse, auf die auch der Goldschmied in den letzten Jahren zurückblicken kann, hat wesentlich dazu beigetragen, das Gemeinsamkeitsgefühl zu stärken und zu erhöhen. Die gegenseitige Anteilnahme ist eine größere geworden, und die Zeichen des kollegialen Zusammenlebens mehren sich zu unserer Freude von Tag zu Tag. Dazu gehört auch die Anteilnahme an den ereignisreichen Tagen des Einzelnen. Wir haben heute wiederum über ein Jubiläum zu berichten, das uns 50 Jahre reicher und erfolgreicher Tätigkeit vor Augen führt. Herr Juwelier Hermann Gruner hat am 1. Mai 1854 in Reichenbach im Vogtlande sein Geschäft begründet und es durch strenge Reellität zu einem der ersten und angesehensten unseres Faches im gesamten Vogtlande gebracht. Der Gründer hat die Führung seinem Sohne Max Hermann Gruner übergeben, der es aber unter gleichen Prinzipien auf der Höhe der Zeit seither fortführt. Herr Gruner sen. befindet sich zwar in vorgeschrittenem Alter, erfreut sich aber der besten Gesundheit und kann mit Stolz und Freude auf die hinter ihm liegenden 50 Jahre zurückblicken. Wir wünschen beiden, Vater und Sohn, noch ein ferneres Blühen und Wachsen des Geschäftes.

Ausstellung der Kunstgewerbeschule zu Pforzheim.

Die Kunstgewerbeschule veranstaltet bekanntlich in der Regel nur alle zwei Jahre eine Schülerarbeitenausstellung. Zwischen der letzten und der diesjährigen Ausstellung liegt aber ein längerer Zeitraum, so daß die meisten Abteilungen in ihren Ausstellungsgegenständen bis zum Schuljahr 1901/02 zurückgehen. Um so reichhaltiger ist sie diesmal. Sie bietet in einzelnen Klassen Hervorragendes. Wer in gewohnter Weise seine Schritte zuerst nach dem gewöhnlichen Ausstellungssaal lenkt, findet hier gleich in den Zeichnungen nach lebenden und Gipsmodellen, in den kunstgewerblichen Entwürfen von Geräten, Beschlägen und Glasfenstern, welche unter Prof. J. Müllers Leitung angefertigt wurden, gar manches, was ihn festhält. Hochinteressant sind auch die Stilisierübungen und ornamentalen Entwürfe aus der Klasse des Herrn Prof. G. Kleemann. Auch der Unterricht im Gravieren und Ziselieren, den Herr Prof. A. Schmidt erteilt, weist nach den ausgestellten Arbeiten einen nicht unwesentlichen Fortschritt auf. Ebenso darf man mit dem Emailmalen, dem Herr Lehrer F. Hardt vorsteht, und mit den Leistungen der Montierschule unter der Leitung des Herrn O. Zahn trotz ihres erst kurzen Bestehens wohl zufrieden sein. Wie Herr Prof. Kleemann lehrt auch Herr Lehrer R. Rücklin das Stilisieren, während letzterer und Herr Prof. G. Riester im Entwerfen von Bijouterie und Kleingeräten seit Jahren mit anerkanntem Erfolg unterrichten, wofür auch die jetzt ausgestellten Schülerarbeiten wieder den Beweis liefern. In die Leitung des hochwichtigen Modellierunterrichts teilten sich die Herren Prof. F. Wolber und Lehrer A. Sauther bzw. seit dessen Beurlaubung sein Stellvertreter Herr Karcher. Von dem Fleiß und den Fortschritten, welche im Modellieren aufgewendet wurden, legen die zahlreichen, mitunter bewundernswert fein ausgeführten Arbeiten rühmliches Zeugnis__ab. Nicht minder verdienen die Ergebnisse des Unterrichts im Freihandzeichnen, den Herr Lehrer A. Hildenbrand gibt, anerkennende Erwähnung. Wenn man bedenkt, wie überfüllt manche Klassen sind, die man in engen Räumen notdürftig unterbringen mußte, kann man die erzielten Resultate nur mit großer Befriedigung betrachten.

Die wertvolle Bernsteinsammlung

des Herrn Dr. Franz Sommerfeld, Königsberg, ist durch Herrn Professor Dr. Walter Simon für die Wissenschaft gesichert worden. Die große Sommerfeldsche Sammlung ist weiteren Kreisen dadurch bekannt geworden, daß ein Teil seinerzeit hier in Königsberg auf der Nordostdeutschen Gewerbeausstellung und auch in Berlin ausgestellt war; sie enthält über 7000 tierische und pflanzliche Einschlüsse und 24 Schubkästen mit Stücken, welche die verschiedene Ausbildung des Bernsteins erkennen lassen. Herr Professor Simon hat die Sammlung erworben, um aus ihr mehreren Hochschulen ein bedeutungsvolles Lehrmaterial zu schaffen. Alle als „Unica“ zu betrachtenden Stücke sollen unserer Königsberger Universitätsbernsteinsammlung zufallen.

Neue Abendmahlsordnung.

Seit Ostern gelangt in der reformierten Kirche in Hamburg bei der Abendmahlsfeier der Einzelkelch zur Anwendung. Ueber 300 Kelche

sind angeschafft worden, so daß jeder Teilnehmer an der Feier einen besonderen Kelch erhält. Jeder Kelch dient bei der Abendmahlsreichung nur einmal. Es wird besonders hervorgehoben, daß die Neuerung in keiner Weise als störend oder unwürdig empfunden wurde.

Ueber die Behandlung des Kelches bei der Feier des heiligen Abendmahls

erläßt das Konsistorium der Provinz Ostpreußen folgende Verordnung: ,,Die Annahme, daß durch den gemeinsamen Kelch bei der Feier des heiligen Abendmahls ansteckende Krankheiten übertragen werden können, hat neuerdings in manchen Kreisen das lebhafte Bestreben hervorgerufen, den Gebrauch von Einzelkelchen einzuführen. Die bezeichnete Gefahr aber, wenn sie überhaupt vorhanden ist, wird nach dem Urteile auch von besonders sachkundigen Männern, u. a. des Präsidenten des Reichsgesundheitsamtes, vermieden, wenn der Kelch bei der jedesmaligen Darreichung etwas gedreht wird, so daß jeder Empfangende mit dem Munde eine andere, noch reine Stelle des Gefäßrandes berührt, und wenn er nach jedesmaliger Austeilung an eine Gruppe der Abendmahlsgäste von dem Geistlichen durch Tücher, welche auf dem Altar in hinreichender Zahl bereit liegen, gereinigt wird. Es ist uns bekannt, daß viele der Herren Geistlichen dieses Verfahren schon aus Rücksicht auf Sauberkeit und Schicklichkeit stets beobachtet haben, und ordnen wir nunmehr an, daß alle Herren Geistlichen unseres Aufsichtskreises die angegebenen Maßregeln bei dem Gebrauch des Kelchs in Anwendung bringen, damit hierdurch der gegen den gemeinsamen Kelch gerichteten Bewegung die Berechtigung entzogen wird. Auch empfehlen wir in denjenigen Kirchen, welche in dem Besitze von mehreren Abendmahlskelchen sind, bei jeder Gruppe von Genießenden einen anderen zu gebrauchen."

50 000 Mark für einen Silberpokal.

Lebhaftes Interesse erregte bei Christie, London, der Verkauf des Tafelgeschirrs aus dem Nachlaß der Familie Townshend, unter dem sich mehrere Stücke von hohem historischen Wert befanden. Im ganzen wurde die Summe von 86000 Mark erzielt. Davon wurden 50000 Mark für den berühmten ,,Bakon-Pokal" gegeben, ein schönes Exemplar von vergoldetem Silber aus der Zeit Elisabeths. Pokal und Deckel sind zusammen 11, Zoll hoch und tragen den Londoner Goldschmiedestempel von 1574. Das Bieten, das mit 10000 Mark begann, war sehr lebhaft. Zwei andere Silberpokale mit Deckel wurden für 7580 Mark und 6680 Mark verkauft. 20 000 Mark war der Preis für eine Wasserkanne mit Deckel aus der Zeit Elisabeths in vergoldetem Silber- und Bergkristall; der Hauptteil der Kanne ist aus Bergkristall und vermutlich chinesischen Ursprungs. Die Kanne ist von der Königin Elisabeth John Lord Erskine geschenkt worden und war seit 1567 im Besitz der Familie.

Perlenfischerei.

Nach Perlen ist zurzeit die Nachfrage wieder sehr groß, namentlich in London und Paris. Außer im Persischen Golf an der Küste von Ceylon, in westaustralischen Gewässern, im Golf von Mexiko, im Roten Meer, finden sich Perlenmuscheln auch im Golf von Kalifornien in großen Mengen vor. Die Perlenfischerei bildet sogar den Haupterwerbszweig der Bevölkerung von La Paz in Süd-Kalifornien. Mit der Nachfrage ist auch das Angebot gestiegen. Der Wert der in Kalifornien jährlich gewonnenen Perlen beziffert sich auf 1 400000 SilberPiaster (= 4,275 Millionen Mark), die Jahresausfuhr an perlmutterhaltigen Muscheln stieg auf 5000 t, die einen Wert von 2 100 000 SilberPiastern (6,375 Millionen Mark) darstellen. Die Perlenmuschelernten sind im Golf von Kalifornien infolge der Fortschritte der Neuzeit sehr gestiegen. Früher konnten Taucher nur 35 Fuß unter die Oberfläche gehen, während es heutzutage dank den modernen Tauchapparaten den Fischern möglich ist, eine Tiefe von mehr als 100 Fuß zu erreichen und dort zwei Stunden lang zu arbeiten, während dies früher höchstens zwei Minuten lang möglich war.

[blocks in formation]
« PreviousContinue »