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Ein zweiter Hinweis auf die Berufstätigkeit des neuen Bischofes findet sich sodann in dem prächtigen Filigranknaufe, dem Nodus, der die Verbindung des untern Stabteiles mit der Krücke vermittelt. Derselbe enthält 4 Medaillons in leuchtender Emaille, welche die Patrone des Soldatenstandes, nämlich St. Barbara (Artillerie), St. Mauritius (Infanterie), St. Georg (Kavallerie) und St. Josef (Pioniere) zur Darstellung bringen. Reichgefaßte Steine bilden einen weitern Schmuck des Knaufes, in dem übrigens zierliches Schneckenfiligran wirkungsvoll zur Geltung kommt. Würden heute die Gebräuche des Mittelalters noch gelten, so würde Witte, unbeschadet seiner kunstvollen Treib- und Emaille

"

arbeiten, heute schon der Meister der Filigranknäufe" genannt werden.

Die Krümme selbst ist reich mit ziselierten Ornamenten geschmückt; blaue Emaillebänder erhöhen das Malerische des Gesamteindrucks. Der untere Teil des Stabes wird durch schwervergoldete Verbindungsknäufe belebt. Nicht vergessen sei, daß der obere Teil des Stabes noch reich mit Amethysten und Opalen geschmückt ist. Der neue Stab war ein Geschenk der Militärgeistlichkeit für ihren Bischof, der sich in allen Kreisen des höchsten Ansehens erfreut, und der bereits als junger Militärpfarrer unseren Soldaten in den blutigen Schlachten von Mars-la-Tour und Gravelotte zur Seite stand. Dankler.

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Wir veröffentlichen heute die Abbildung einer von dem Berliner Goldschmied Paul Hoch ausgeführten Ehrenkette, die von Mitgliedern des Vereins „Rheingold", der durch seine Humanitäts- und Wohltätigkeitsbestrebungen in Berlin sehr bekannt und geachtet ist, ihrem I. Präsidenten, dem Bankier Paul Schuster, anläßlich seiner 25 jährigen Führung gestiftet worden ist. Die Kette ist aus Silber gefertigt, und die Schilder sind im Altsilberton mit goldenen Tafeln, auf denen die Namen der Mitglieder in schwarzer Emaille eingelassen sind, gehalten. Die Verbindungsteile sind auch oxydiert mit grün, weiß, rot emaillierten Feldern, die Abzeichen des „Rheingold."

Das

Mittelstück stellt die 3 Rheinnixen dar, die ihren Schatz aus den Wellen heben, wovon die eine auf die Bedeutung und Ziele des Vereins: „In Not stets Freund" hinweist, während die andere auf das 25 jährige Bestehen deutet; unten ist hängend ein Klumpen reines Gold als Symbol angebracht. Das Ganze ist in grünlich goldigem Ton gehalten, der Kranz grün schattiert emailliert, die Weinbeeren bläulich gehalten. Alles ist getriebene Handarbeit, kein Guß nach Modell, und zwar war diese Arbeit dem Ziseleur G. Heintel übertragen, der seine Aufgabe künstlerisch und gediegen durchgeführt hat.

Zu unsern Abbildungen.

In den Monogramm-Entwürfen von H. Wieynk, BerlinSchöneberg, bringen wir etwas für unsere Schriftgraveure und solche, die es werden wollen. In diesen Kompositionen herrscht eine reizvolle Mannigfaltigkeit der Linienführung, welche sie für die verschiedensten Zwecke wertvoll erscheinen läßt. In starkem Gegensatz zu dem sonstigen Inhalt der Nummer stehen die bayrischen Bauernschmucksachen auf Seite 92 und 93. Sie finden ihre gesonderte Besprechung, und so sei hier nur noch auf ihre frische und urwüchsige

Technik und Ornamentik hingewiesen. Besonders besprochen ist der Bischofstab auf Seite 95. Zwei zierliche Becherentwürfe von A. Kahlbrandt in Altona und ein ausgeführter Anhänger, dessen Naturmotiv der sogen. Blasentang ist, mit seinen knollenartigen Auswüchsen, die hier durch Steine wiedergegeben sind, geben wir auf Seite 90, 91 und 94 wieder.

Mit der sinnigen und reizvollen Rheingoldkette", deren ausführliche Besprechung wir verweisen, findet die Abbildungsreihe unseres Heftes ihren würdigen Abschluß.

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TAFELAUFSATZ IN SILBER, JUWELEN UND PERLEN. ENTWURF UND MODELL VON THEO VON GOSEN, MÜNCHEN. AUSFÜHRUNG: VEREINIGTE WERKSTÄTTEN FÜR KUNST IM HANDWERK“.

Reisebriefe aus Amerika.

Von unserm Spezial-Berichterstatter.

II.

Welchen Eindruck gewinnen wir von den Schmuckstücken der Goldschmiede in St. Louis?

Nach 32 stündiger Eisenbahnfahrt kam ich wohlbehalten

in St. Louis an, woselbst ich sofort eine Privatwohnung bezog, die ich mir durch Vermittlung eines Bekannten besorgen ließ. Der Eindruck, den St. Louis macht, ist selbstverständlich nicht mit dem Newyorks zu vergleichen. Es ist hier mehr der spezifisch amerikanische Charakter vorherrschend, während Newyork mehr kosmopolitischer Natur ist. Der Verkehr wird bis jetzt ausschließlich durch elektrische Cars vermittelt, die nach allen Himmelsrichtungen ihre Netze ausgebreitet haben.

Mein erster Gang galt selbstverständlich dem Besuche der Ausstellung, aber leider war ich viel zu früh gekommen, um schon etwas für den Fachkollegen Wichtiges berichten zu können. Während die Ausstellungspaläste im Rohbau fertig waren und mit ihren verschiedenen architektonischen Stilarten einen großartigen Eindruck auf den Beschauer hervorriefen, waren die Wege und die äußeren gärtnerischen und Skulptur-Dekorationen im Werden begriffen, und es zwang sich einem unwillkürlich die Frage auf, ob all' dieses Chaos sich noch klären, und die Ausstellung fertig werden

könne. Im Innern dieser Paläste sah es noch schlimmer aus, hier lagerten die Ausstellungsgüter und warteten ihrer Auferstehung in großen und kleinen Kisten durcheinander und ohne Ordnung; überall wurden erst die Innenräume hergerichtet. Da arbeiteten Gipser und Stukkateure, dort Zimmerleute und wieder weiter Anstreicher und Maler, wie gesagt ein Durcheinander, daß man kaum glauben konnte, daß es jemals zur Klärung kommen würde.

Indessen sah man doch mit jedem Tage die Sache mehr ihrem Ende entgegengehen und sich klären, so daß etwa Anfang Juni der ganze Ausstellungsgrund vollständig innen und außen fertig war. Wenn man bedenkt, was das für eine Arbeitsleistung bedeutet, und die Geistesarbeit und Energie, die hierzu nötig waren, in Betracht zieht, so muß man unwillkürlich den Leitern dieses Unternehmens alle Hochachtung zollen, trotz aller Verspätung.

Ganz besonders, und für den Deutschen, der hier zu Besuch weilt, äußerst wohltuend ist die Anerkennung, die Deutschland mit seinen Arbeiten, gegenüber den

übrigen ausstellenden Staaten, den Amerikanern abgerungen hat.

Besonders der Innenbau im Varried Industries Palace, woselbst im Mittelraum kunstgewerbliche Metallarbeiten und Bijouterien ihre Aufstellung fanden, wirkt durch seine eigenartige und spezifisch deutsche Dekoration wirklich wie ein Dokument deutscher Architektur und Dekoration. Ich komme später darauf zurück, bei Beschreibung der ausgestellten, den Fachkollegen interessierenden Bijouterien.

Es blieb mir nun nichts anderes übrig, als meine Studien zuerst in der Stadt St. Louis selbst zu machen, und ich suchte daher vor allem die Juwelier-Läden auf.

Ich muß jedoch gestehen, daß meine Ausbeute hier am Gesehenen nicht groß ist und für unsere bildenden Künstler kaum einen Fingerzeig für etwas Neues enthalten dürfte.

Das, was ich an Neuheiten in dem Sinne, wie wir draußen dieses Wort verstehen, gesehen habe, dürfte meines Erachtens importiert sein, und ich glaubte hauptsächlich französische Arbeiten erkennen zu können; kleine Auslagen mit apartem Silberschmuck, wie solcher in Pforzheim fabriziert wird, habe ich hie und da auch gesehen, doch im allgemeinen ist hier der alles nivellierende amerikanische Geschmack ausschlaggebend, insofern, als eine Auslage der andern aufs Haar ähnelt. Bei der einen ist mehr auf Sorgfalt und Reinlichkeit gesehen, während bei der anderen kunterbunt alles durcheinanderliegt, und durch das Anbringen von Preiszetteln an jedem einzelnen Stück sich dem Beschauer ein nichts weniger als anmutiges Bild bietet.

Geradezu nivellierend auf den amerikanischen Geschmack müssen die ausgestellten Muster wirken, die mit wenig Ausnahmen überall die gleichen sind; in Brillantschmuck Sterne, Sonnen und Halbmonde, Kronen und die Bourbonenlilie, in Goldschmuck ein Muster, das in allen möglichen Variationen vertreten ist und das während der Chikagoer World's fair von einer Newyorker Firma ausgestellt und vom Pforzheimer Kunstgewerbe-Verein für seine Sammlungen angekauft wurde. Es ist dies eine Brosche aus 4 gewölbten, halbmondförmigen Ringen, die auf ihrer breiteren Fläche Emailledekorationen in blau Emaille und in der Mitte einen Brillant als Mittelpunkt hat.

Wie gesagt, in allen möglichen Variationen habe ich dieses Muster gesehen, sowohl in Auslagen, als an den Damen selbst, und ich mußte mich wundern, in welcher immensen Auflage diese Muster gemacht werden, da man sie überall tragen sieht. Wenn man daraus den Schluß ziehen wollte, daß die Damen in St. Louis keinen Geschmack besitzen, so würde man allerdings zu weit gehen, denn ihr sonstiges

schickes Auftreten inbezug auf die Toiletten

würde diese Annahme sofort Lügen strafen. Aber eines steht fest, die Fabrikanten für Bijouterien in Amerika sind gegenüber ihren deutschen Kollegen zu beneiden, denn wenn man bedenkt, was in Deutschland während 11 Jahren nicht alles schon an neuen Schmuckmustern gemacht wurde, während hier dagegen ein Muster diese ganze Zeit über verwendet werden kann, so kommt einem unwillkürlich der Gedanke daran, was die amerikanischen Fabrikanten für Zeichnen, Gesenke und Einrichtung sparen, gegenüber ihren deutschen Kollegen.

Der Grund zu dieser Erscheinung liegt wohl auf der Hand; durch den großen Einfuhrzoll, der auf Gold- und Silberwaren ruht, sind die amerikanischen Fabrikanten jeder Konkurrenz enthoben und haben daher auch nicht nötig, sich sonderlich anzustrengen.

Allerdings könnte gerade dieser Zustand ihnen einmal gefährlich werden bei einem Umschlag der Zollverhältnisse nach unten, dann wäre eine deutsche Einfuhr ihnen jedenfalls sehr überlegen.

Ein weiterer Artikel, der überall zu sehen ist, sowohl in den Auslagen als getragen, ist ein rundes oder herzförmiges Medaillon, ganz dünn, glatt und matt gefärbt, in der Größe eines Zweimarkstückes, auf der oberen Seite eine Steinfassung, hauptsächlich in feiner Ausführung mit Brillanten und in Unecht mit Simili. Getragen wird es als Kollieranhänger an einer Kette, und ich habe dieses Medaillon ebensoviel gesehen, als die oben erwähnte Brosche.

Von den Juwelierfirmen hebt sich die Firma Merucod & Jaccard sehr zu ihren Gunsten ab. Diese Firma fabriziert neben den bekannten und vorstehend bezeichneten Artikeln für den amerikanischen Geschmack auch ganz feine und aparte Gegenstände.

So macht sie speziell augenblicklich Zusammenstellungen von Banc-Perlen, wie sie im Mississippi gefunden werden, ganz reizende Sachen, an denen die Perlen die Form, meistens Blumen, bilden und mit Brillanten usw. dekoriert sind.

Die Mississippi-Perlfischerei ist ganz neueren Datums, ein Deutscher hat zuerst die Schalen zur Knopffabrikation verwendet, und ein anderer Deutscher hat dabei die Perlen,

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die in den Schalen gefunden wurden, gesammelt und betreibt damit einen schwungvollen Handel. Ich habe Stücke gesehen, die ich niemals für Süßwasserperlen angesehen hätte. Eines will ich nicht unerwähnt lassen, nämlich überall bei den neueren Mustern in Goldschmuck sah ich die Sudvergoldung angewandt, ich muß jedoch sagen, in einer Weise, welche

mir gar nicht gefiel.

Ein anderes Moment will ich ebenfalls nicht

verschweigen, das mir auf

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