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Der Empirezeit gehört eine viereckige Dose an, mit Darstellung eines Löwengespannes, das von zwei Amoretten geleitet und mit drei Bacchantinnen besetzt ist. Die Einfassung ziseliert in Gold, an den vier Ecken landwirtschaftliche und Musikembleme. Ausgeboten wurde sie mit Kr. 1000.

Besonderes Interesse dürfte in französischen Sammlerkreisen die schwarze Schildpattdose erregen, die innen goldgefüttert, auf dem Deckel die Initialen Jérome Napoleons in prächtigen Brillanten trägt, und zu der eine meisterhaft ausgeführte Miniatur mit dem Porträt Jérome Napoleons in Email in goldener Kapsel gehört. Kr. 4500 lautete der Ausrufpreis.

An die Napoleoniden erinnerten überdies sehr wertvolle Stücke der Sammlung, so eine Uhr als Ring, in spitzovaler Form, mit 33 Brillanten besetzt und im Innern des Ringes mit der Inschrift: „Napoleon à Maréchal Berthier 1810",

(Kr. 2000), dann zwei höchst seltene Zwanzigfrank-Stücke von Napoleon I., 1806 und 1808, mit der Umschrift „Republique française", eine Miniatur von Josef Napoleon samt Gemahlin, das Miniaturporträt der Marie P. Napoleon, Gemahlin des Fürsten Camille Borghese, signiert Borda 1810, Schüler von Isabey; die Bronzestatuette von J. L. Gérome, darstellend Bonaparte bei seinem Einzug in Kairo, und manche andere Plastiken und Stiche. Das Brustbild Napoleons im Krönungsornat mit Lorbeerkranz auf dem Haupte, signiert „Cino", in vergoldetem Bronzerähmchen, Napoleons Totenmaske, Stahlstich in Rahmen, ein Doppelporträt Napoleons und seiner Gemahlin.

An seltenen Goldmünzen fanden sich vor: fünf römische von Augustus, Nero, Faustinas und Tiberius, Alexander dem Großen, eine Medaille vom Jahre 1701 des Erzbischofs von Salzburg, Grafen Harrach usw.

Ausstellungen.

Wie wir erfahren, ist die ursprünglich auf 1905 geplant gewesene Ausstellung in Mailand auf 1906 verschoben worden. Da in dem Programm auch sonst wesentliche Veränderungen vorgenommen wurden, und die ganze Ausstellung nicht ohne Interesse für unser Gewerbe ist, so lassen wir einige der wesentlicheren Bestimmungen hier folgen.

Art. 6. Die Anmeldungen müssen dem Exekutiv-Komitee bis zum 31. Mai 1905 zugehen.

Art. 7. Die Anmeldungen für zuerbauende Pavillons und Kiosks für getrennte Austellungen müssen dem Komitee bis zum 15. Februar 1905 zugehen.

Art. 21. Die zugelassenen Ausstellungsgegenstände müssen vom 15. Dezember 1905 bis 1. Februar 1906 unter Verweisung der entsprechenden Zulassungsscheine im Aufstellungsrayon deponiert werden; ausgenommen sind nur jene Fälle, für welche das Spezial-Reglement der Kunst-Ausstellung anderes bestimmt.

Die Einlieferung von Maschinen und schweren oder voluminösen Gegenständen, welche Triebkraft, Fundamente, Montierungen oder Dekorationen bedürfen, muß bis zum 1. Dezember 1905 geschehen.

bis zum 28. Februar hätten fertig sein sollen, entfernen zu lassen. Eine interessante Besonderheit der Mailander Ausstellung wird die „Internationale Arbeitshalle für gewerbliche Künste" sein. Dieselbe wird in 6 Abteilungen für die verschiedenen Spezialindustrien gegliedert sein, wovon die 2. die Bearbeitung der Metalle enthalten wird. In jeder Abteilung der Arbeitshalle werden aufgenommen:

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RING,

ENTWORFEN UND
AUSGEFÜHRT
VON R. BOUVET,
PARIS.

Art. 26. Aussteller, welche bis zum 28. Februar 1906 ihre Gegenstände nicht aufgestellt haben, verlieren jedes Recht auf eine spätere Aufstellung.

Überdies steht es dem Komitee frei, für Rechnung der säumigen Aussteller alle angefangenen Einrichtungen, welche

a) Maschinen, in Betrieb, die zur Herstellung von neuen Artikeln oder Gegenständen bestimmt sind. b) Neue Maschinen, in Betrieb, die zur Erzeugung bereits bekannter Artikel dienen, die jedoch wesentliche Verbesserungen oder ganz neue Verfahren an den Tag bringen.

c) Solche Artikel, die entweder gänzlich oder nur teilweise das Erzeugnis der Handarbeit sind, welche durch neue technische Verfahren solche Gegenstände erzeugt, die künstlerische Vorzüge besitzen, oder durch besondere ästhetische, vollständig moderne Vorzüge charakterisiert werden.

Das Merkmal der Arbeitsgallerie liegt also darin, daß die Maschinen im Betrieb vorgeführt werden. Während in den anderen Abteilungen die Erzeugnisse ausgestellt sind, werden in dieser auch die Maschinen vorgeführt und zwar in voller Tätigkeit, wie sie in der Fabrik laufen würden. Um den Grundgedanken der Arbeitsgallerie in ein Wort zusammenzufassen, können wir sagen, daß sie eine Reihe von kleinen, aber vollständigen Arbeitstätten enthält.

Zu unsern Abbildungen.

Den Vorbildern für die Ausstattung von Schaufenstern, welche unsere letzte Nummer brachte, fügen wir heute einen Entwurf für eine Stehtablette mit künstlerischem Schmuckarrangement an, von A. Leutfeld in Hanau. Die Einfassung ist dem Zwecke gut angepaßt, und namentlich die obere Einbuchtung ist ein glücklicher Gedanke; sowohl die Anordnung des Schmuckes mit ihrem Wechsel von langen Kettenzügen und geschlossenen Schmuckformen wie auch die eigenartige Draht- und Steinornamentik der letzteren vermag mannigfache Anregung zu gewähren.

Die fremdartige Kunst eines Mogens Ballin ist von berufener Feder hinreichend gewürdigt. Auf S. 85 erfolgt wieder ein Stück St. Louiser Berichterstattung: Feine Goldund Juwelenarbeiten von der Firma Ernst Schönfeld, also Arbeiten, wie sie von je die besondere Spezialität der Hanauer Schmuckindustrie gebildet haben. Die beiden Ringe

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Vereinigte Silberwaaren-Fabriken A.-G., Düsseldorf (Germania).

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Bayrischer Bauernschmuck.

Von Gustav Freih. v. Flotow.

Zu den Landestrachten gehört auch der passende Silberschmuck, wie Geschnür, Anhänger, Halsschließen, Broschen, Ketten, Ohrringe, Knöpfe, Ringe, Uhr, Haarnadeln und Pfeile, Chatelains. Je nach dem Wohlstande der Gegend ist die Tracht und der Silberschmuck ein reicherer oder einfacherer. In den Museen findet man wohl ganze gekleidete Figuren von Landestrachten, aber leider ist an denselben meistens der Silberschmuck ärmlich und willkürlich angebracht. Leider legen unsere Bauern ihre Tracht mehr und mehr ab, so daß die auf ihre Erhaltung gerichteten Bestrebungen wohl gerechtfertigt sind.

Auf dem Lande heißt Mode: "Tracht"; das Tragen war die Mode; wie man sich zu tragen pflegte, war verschieden, jede Gemeinde hatte eine eigene Tracht. Und wie es überall geht, die junge Welt verlangte nach Neuem und legte die Tracht allmählich ab.

Die altväterliche Tracht galt für „altmodisch". Die Kostüme und namentlich der Silberschmuck der alten Trachten waren aber jedenfalls schön und kostbar. Sogar luxuriös oder, wie man auf dem Lande zu sagen pflegt, überhoben" war manchmal die ererbte Bauernmode. Es sollte ja in früheren Jahrhunderten auch in der Stadt durch die Tracht jeder Stand erkenntlich sein, ob Edelmann oder Bürger, ob Handwerksmann oder Bauer. Deshalb erschienen die sogenannten Kleiderordnungen, welche streng auf diese Kennzeichen hinwiesen und besonders gegen die neuen Moden waren. Eine solche Ordnung erschien 1400 in der Hauptstadt des reichen Nieder-Bayerns in Landshut wegen „costlichen" Kleidungen, und 1405 wurde in München also verordnet: eine Bürgerin durfte nur zwei Lot Perlen und anderthalb Mark Silber tragen. Bis 1782 war in ganz Bayern den Kauf- und Gewerbsleuten das Tragen von goldenen Ketten verboten.

Die Zeit dieser Verbote ist vorbei, die Trachten sind abgelegt; der alte Silberschmuck ist aber heute noch eines besonderen Interesses wert, wie die beigegebenen Abbildungen und Angaben auf Seite 92 und 93 beweisen mögen.

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Der Uhrschlüssel findet im Bauernschmuck oft eine besonders originelle Ausgestaltung. Reich mit Steinen besetzt trugen sie die Tiroler. Bei den Handwerkern sind die Handwerksinsignien daran angebracht. So ist ein Rad für die Müller das Zeichen. Dieses Zeichen findet man oft von zwei Löwen gehalten. Mit solchen stehenden Löwen sind die meisten Handwerksinsignien ausgestattet. Der Jäger läßt sich sein Uhrkettengehänge mit einem laufenden Hirsch verzieren, und so treffen wir überall auf eine harmlose Symbolik. - Als Anhängsel zu Mieder-Geschnüren trägt man in der Gegend von Weilheim eine Traube, die an einem Korbe hängt. Was in Weilheim vereinigt getragen wurde, das trägt z. B. Miesbach, Tegernsee, Schliersee einzeln. Ein Körbchen an dem Geschnür darf niemals fehlen, denn der Korb kennzeichnet den Wohlstand, ebenso die Traube. Auf S. 93 ist eine kleine MusterKollektion von silbernen Filigran-Haarnadeln abgebildet. Gewiß zierlich sind die MiniaturLaternen-Formen und sog. Quasterln. Die länglichrunden sind mit Kettchen miteinander verbunden. Schön ist die große Kugel. Dann der Pfeil mit den 2 seitlichen Rosetten auf Federn.

Eine ähnliche Form hat der große Steckpfeil (Tegernsee) S. 92. Da die Haartracht verschieden war, so gibt es auch verschiedene Haarpfeile, so z. B. hat Tirol ganz andere. Eine ganz besondere Tracht hatte die Dachauerin, die von Damen zwar gern bewundert, aber weniger gern getragen wird. So ist auf S. 92 eine Halsschließe gewiß von seltener Größe; der dazugehörige Florstreif wurde zweimal um den Hals geschlungen.

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ENTWURF

ZU EINEM SILBERBECHER. A. KAHLBRANDT, ALTONA.

Die wichtigsten Vorschriften über kirchliche Goldschmiedearbeiten.

Von M. Dankler.

Schon frühe, ja seit den ersten Tagen ihres Bestehens hat die Kirche die Künste und Künstler und darunter auch die Goldschmiedekunst in ihre Dienste genommen.

Sie war einerseits eine strenge, andererseits eine milde Herrin. Mit großer Strenge hing sie an der Pflege und der Erhaltung des Überlieferten. Sie suchte dasselbe stets fortzubilden, es zur höchsten Vollkommenheit zu bringen, aber nur höchst ungern entschloß sie sich, es durch etwas Neues zu ersetzen.

Dieses Festhalten am Althergebrachten ist oft als Rückständigkeit verschrieen worden, aber die Folge hat gelehrt, daß diese Rückständigkeit" von größter Bedeutung für die Künste gewesen ist. Durch sie allein sind die Stilarten zu jener Größe und Vollkommenheit ausgebildet worden, die

wir noch heute anstaunen und durch nichts Besseres ersetzen können. Gerade durch jenes Festhalten ist die Welt jahrhundertelang vor den mit schreienden Farben angepinselten Affenkasten bewahrt worden, womit verirrte Anhänger des Jugendstiles heute die Straßen der Städte und ihre Umgebung zieren.

Andererseits aber waren die kirchlichen Vorschriften niemals kleinlich. Sie gaben in großen Zügen die einzuhaltenden Grenzen an und ließen dem ausübenden Künstler im Rahmen derselben die größtmögliche Schaffensfreiheit. Und wenn jemals (wie leider auch heute noch der Fall) einzelne Gruppen von Anhängern der streng archäologischen Richtung in ihrer Vorliebe für das Alte zu weit gehen, wenn sie das Heil darin suchten, alte Arbeiten möglichst getreu zu kopieren ohne dem

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