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MODERNE STUTZUHREN IN METALLGEHÄUSEN DER FIRMA ARNDT & MARKUS, BERLIN,
AUSGESTELLT AUF DER WELTAUSSTELLUNG IN ST. LOUIS 1904.

Einige Arbeiten von der Weltausstellung in St. Louis.

In dem Blätterwalde der deutschen Presse beginnt es sich zu regen, zu tröpfeln und zu rieseln mit Berichten, Notizen, Stimmungsbildern und Abbildungen von der Weltausstellung von St. Louis. Allen voraus ist natürlich die Tages- und Neuigkeitenpresse; sie ist ja in der angenehmen Lage, sich in ihren Berichten nicht auf das positiv Wertvolle beschränken zu müssen, sondern bringen zu können, was überhaupt erzählens- und darstellenswert ist: Was Gutes und was Schlechtes da ist, was schon aufgestellt ist, und was erst noch kommen soll, was ein Hotelzimmer kostet und wie die Bauten aussehen, wie schmutzig die Wege in St. Louis sind, und wie die Eröffnung vor sich ging, kurz, es gibt nichts, was irgendwie mit der Weltausstellung in St. Louis zusammenhinge, was der Tagespresse nicht Stoff zu Berichten geben könnte.

Die Fachpresse hat es da bedeutend weniger leicht. Von ihr verlangt man, daß sie nicht nur über alles orientiert sein soll, was in der Interessensphäre des von ihr vertretenen Faches liegt, sondern sie soll kritisch auswählend vorgehen, Alles prüfen, das Beste aber behalten und ihren Lesern vorsetzen. Und wenn es mit dem Behalten und Auswählen nur immer noch so leicht ginge: Aber es ist eine schwierige Arbeit, einen Überblick zu erhalten über die Vertretung eines bestimmten Faches, es erfordert besonders große Opfer an Zeit, Geld, Mühe und Umsicht, geeignetes und für die Veröffentlichung wertvolles Illustrationsmaterial zu erhalten. Das ist es ja, was den Wert der Weltausstellungen so schwer

beeinträchtigt, ihr Studium so mühsam, ihre reellen Ergebnisse oft relativ so viel kleiner macht, als ihr äußerer Glanz und Umfang vermuten lassen möchte. Die ungeheure Masse an gleichgültigen, längst bekannten, ja wertlosen Erzeugnissen, unter denen das wirklich wertvolle, studierenswerte Material verschwindet, wie eine Perle in einem Sandhaufen.

Wir erkennen es selbstverständlich für unsere Pflicht, eine möglichst ausführliche, mit Illustrationen versehene fachliche Berichterstattung über die neue Weltausstellung zu bringen. Aber um den damit verbundenen Schwierigkeiten zu begegnen, wollen wir langsam vorgehen. In jeder Nummer etwas; wenn damit diese Berichte auch kein abgeschlossenes Ganze bilden werden, so ist es uns dadurch doch ermöglicht, jeweils in Ruhe die geeignete Auswahl und Zusammenstellung zu treffen, und, wenn wir dergestalt viele gute Einzelheiten bringen, so werden sie sich schon von selbst zu einem abgerundeten Bilde zusammenschließen.

Unsere vorhergehende Nummer brachte die Beteiligung der deutschen Bernsteinindustrie zur Veranschaulichung, so weit sie kunstgewerblicher Art ist. Heute bringen wir drei Stutzuhren in modernen Metallgehäusen von der Firma Arndt & Marcus in Berlin, von denen namentlich die beiden größeren durch schlanke, schmiegsame Linienführung und ruhige Gesamthaltung sich auszeichnen. In sichere Aussicht können wir für die nächsten Nummern noch eine Anzahl Pforzheimer und Hanauer Arbeiten stellen. R. R.

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Die Verwertung der Abfälle in Bijouteriefabriken.

Wir konnten vor einiger Zeit einen Artikel bringen über die Verwertung von Abfällen in einer Goldschmiedewerkstatt, wie dieselbe sich für einen kleinen oder mittleren Betrieb empfiehlt. Es wird für unsere Leser von Interesse sein, damit eine Darstellung der Art und Weise vergleichen zu können, in der ein großer, fabrikmäßiger Betrieb diese Verwertung behandelt; sie ist für einen solchen von besonderer Bedeutung, und die jährlich daraus fließenden Summen erreichen eine für den Laien erstaunliche Höhe. Aus dem Kennenlernen ihrer modernen und vorteilhaften Behandlung werden sich gewiß auch für die Inhaber kleinerer Geschäfte neue und wertvolle Gesichtspunkte ergeben.

Ehe die Abfälle verwertet werden können, müssen sie gesammelt werden. Dazu sind verschiedene Vorkehrungen

notwendig. Für trockene Abfälle ist die erste und allgemeinste das Fell (Brettfell), das unter dem Arbeitsplatz des Goldschmiedes, Fassers, Graveurs usw. SO aufgehängt ist, daß die während der Arbeit sich ergebenden Abfälle, soweit sie nicht auf dem Tische liegen bleiben, in demselben sich sammeln, und das seinen Zweck natürlich nur erfüllen kann, wenn es richtig aufgehängt und gut in Stand gehalten ist. Was sich dieser Art an Abfällen an Feilung, Blech- und Drahtstückchen usw. ansammelt, wird (am besten mit einem Hasenfuß) zusammengekehrt und dann in der Schnipfel- bezw. Feilungsbüchse gesammelt.

Es ist notwendig, die verschiedenen Abfälle je nach ihrer Herkunft und Be

Daß edelmetallhaltige Abfälle auf den Fabrikfußboden kommen, ist natürlich nicht zu vermeiden. Man muß also auch dem Bodengekrätz seine Aufmerksamkeit schenken. Die Reinigung des Fußbodens erfolgt am besten durch Aufstreuen von feuchtem Sägmehl und Zusammenkehren desselben. Der Fußboden selbst wurde früher meist mit einem Lattenrost benagelt, um ein Verschleppen und Zertreten des Abfalls zu verhüten. Da dieser Rost aber zugleich die gründliche Reinigung sehr erschwert, so wird er in modern eingerichteten Geschäften nicht mehr angewendet, wenigstens nicht in der bisherigen Art. Man zieht es vor, den Boden fugenlos ausstreichen zu lassen, oder man belegt ihn mit Zink, der mit beweglich aufgelegten Latten versehen wird. Auch wird wohl der blechbeschlagene Boden mit beweglichen Brettern gedeckt, die ihrerseits mit Latten benagelt werden. Vielfach findet man in neueren Fabriken auch nur Steinholz oder Parkettböden. Der Hauptgang ist vorteilhaft mit einem durchlässigen Eisenrost zu belegen, aus dem die sich ansammelnden Abfälle von Zeit zu Zeit entfernt werden, um Bodengekrätz zu kommen.

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STEHSPIEGEL IN OSIRISMETALL VON WALTER SCHERF & CO., METALLWARENFABRIK, NÜRNBERG.

schaffenheit zu trennen. Es wird aber eine besondere Blechschnipfelbüchse und eine Feilungsbüchse vorhanden sein. Der Fasser wird seine Abfälle als besonderes Fassergekrätz sammeln, der Graveur das, was vom Abstechen abfällt, und der Finierer sein besonderes Finiergekrätz. Alle diese Abfälle werden vom Arbeiter durch Ausmagnetisieren von allen Eisenteilen gereinigt und im Kabinett abgegeben, wo sie in diversen Blechbüchsen gesammelt werden.

Die beim Niellieren sich ergebenden Abfälle nimmt man am besten zum Finiergekrätz. Der beim Polieren und Emaillieren sich ergebende Schliff wird als nasser Gekrätz besonders in Steinguthäfen gesammelt; ebenso werden die Farbrückstände (vom Färben), die Rückstände von der Vergoldung und das Auswaschwasser der Polisseusen separat aufbewahrt. Das Waschwasser der Arbeiter und Arbeiterinnen läuft durch ein Bleirohr in einen Bottich, wo auch das Abwasser vom Abkochen kommt.

zum

Außer den bisher aufgezählten Abfällen müssen auch ausgebrauchte Schmelztiegel wie auch die zum Polieren dienenden Lappen und Bürsten aufbewahrt werden. Gravier-, Faß-, Finiergekrätz und Goldschmiedefeilung werden, je nach der Menge, zusammen oder separat geglüht, um alles Verbrennbare zu entfernen, und dann nochmals gut ausmagnetisiert. Hierzu ist die Verwendung eines Mag

netes mit Messingkappe praktisch, wie sie neuerdings im Handel sind. Dieselben tragen an den beiden Enden der Hufeisenform eine lose aufgesetzte, abnehmbare Messingkappe, wirken aber bei großer Stärke durch dieselbe hindurch, so daß die Eisenteile sich hier anhängen. Zieht man nun die Messingkappe seitwärts heraus, so fallen alle Eisenteile sofort ab.

Die gewonnenen Eisenfeilspäne werden ebenfalls gesammelt und mit Salzsäure aufgelöst, wodurch man etwa daran hängengebliebene Goldteilchen als Rückstand erhält.

Die auf diese Art gereinigte Feilung wird nunmehr abgetrieben, unter Zusatz von Schmelzpulver, d. h. sie wird einem Schmelzprozesse unterworfen, durch den die unedeln Metallbestandteile verschlackt werden, während die kleinen Körnchen der Edelmetalle vermöge ihres spezifischen Gewichtes und der rotierenden Bewegung des sogen. „Kochens" während des Schmelzprozesses sich unten ansammeln. Ist das Schmelzen

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beendet, was der erfahrene Schmelzer an bestimmten Anzeichen erkennt, so hat sich am Boden des Tiegels ein kuchenförmiger Metallkern, der „König" angesammelt, der zur besseren Raffinierung noch einmal, event. mit mehreren andern zusammen, glatt geschmolzen wird.

Anstatt des Schmelzpulvers wird, bei einem andern Verfahren, kalzinierte Soda angewendet. Hierdurch entsteht insofern eine Abweichung, als der sich bildende Metallrückstand keinen wesentlich höheren Feingehalt aufweist als die ursprüngliche Feilung. Dieses Verfahren wird hauptsächlich angewendet, wo man erfahrungsgemäß darauf rechnet, das Schmelzprodukt als Blech oder Draht wieder verwenden zu können, weil dabei für den Fabrikanten geringere Verluste entstehen als bei dem Verkauf der Planchen an die Scheideanstalt.

Von den auf die eine oder andere Art gewonnenen Schmelzprodukten wird die Feuerprobe

BLUMENSTÄNDER AUS OSIRISMETALL

VON WALTER SCHERF & CO., METALLWARENFABRIK FÜR KLEINKUNST, NÜRNBERG.

(Feingehaltsuntersuchung) genommen, auf Grund welcher einerseits beim Verkauf das Angebot aufgestellt wird, und welches anderseits die Grundlage abgibt für die Weiterlegierung.

Doubléabfälle werden am besten eingeschmolzen und an die Scheideanstalt verkauft.

Die verschiedenen Arten des Brettgekrätzes (Goldschmied-, Fasser-, Graveur-, Finiergekrätz usw.) erfordern zur Bearbeitung verschieden große Zusätze von Schmelzpulver; im übrigen ist ihre Verwertung die gleiche wie die bei der Feilung beschriebene.

Nasses Gekrätz wird aufgetrocknet in großen Trockenschalen, dann gemahlen und schließlich unter entsprechender Beschickung mit Schmelzpulver abgetrieben.

Die Abwässer, die in Bütten oder Fässern gesammelt sind, werden mit Kalkwasser behandelt, wodurch die organischen Bestandteile zu Boden gefällt werden. Das klare Wasser wird abgegossen, der Rückstand wird an die Scheideanstalt zur Präparation überlassen und nach dem besten Angebot verkauft. Größere Geschäfte pflegen ihr Abwasser in besonderen Filtrieranlagen zu filtrieren; kleinere stellen ein größeres und ein kleineres Faß auf, wobei aus dem ersteren das Überfließende in das zweite läuft, und dort wie beschrieben, mit Kalkmilch behandelt wird.

Schmelztiegelrückstände werden in der Scheideanstalt gestampft, dann gemahlen und eventuell ausgewaschen.

Sehr wichtige, weil wertvolle Abfälle sind die Polierlumpen und

Bürsten. Sie werden in einem geschlossenen Kessel verbrannt, resp. verkohlt; die Asche wird wiederholt gemahlen und durch ein System immer feiner werdender Siebe gesiebt, bis alles zu feinstem Pulver verarbeitet ist. Diese Asche wird mit einem eigens dazu präparierten Schmelzpulver in gleicher Weise abgetrieben wie die ausgebrannte Feilung. Der sich ergebende König pflegt von höchstem Feingehalte zu sein und wird aus diesem Grunde fast ausnahmslos nach vorgenommener Feingehaltsbestimmung wieder selbst verarbeitet.

Das Bodengekrätz wird ein- oder zweimal jährlich der Scheideanstalt übergeben, wo es zu Asche verbrannt und gemahlen wird.

Man sieht aus diesen kurzen Darlegungen, welch eine eminente Rolle die Abfälleverwertung in dem Betriebe einer modernen größeren Bijouteriefabrik spielt. R. R.

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TABLETT IN OSIRISMETALL VON WALTER SCHERF & CO., METALLWARENFABRIK FÜR KLEINKUNST, NÜRNBERG.

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MODERNES SCHAUFENSTER-ARRANGEMENT. HOFJUWELIER HUGO SCHAPER, BERLIN.

Der Silberschatz der „Löblichen Kompagnie der Schwarzen Häupter“ zu Riga in der Historischen Kunstausstellung des Baron Stieglitzschen Museums.

Die Schwarzhäupter - Gesellschaft oder die Löbliche Kompagnie der Schwarzen Häupter" zu Riga ist eine Institution, die bereits ein Alter von etwa fünf Jahrhunderten aufweist: erwähnt wird sie urkundlich zum erstenmal, so viel Schreiber dieses weiß, im Jahre 1413, und ihren Namen hat sie nach einem Mohren, dem heiligen Mauritius, dessen Kopf sie im Wappen führt. Obwohl die Rigaschen Schwarzen Häupter" in den Kämpfen der Stadt gelegentlich auch ein besonderes Fähnlein gestellt haben, sind sie nie eine politische Körperschaft gewesen sondern eine Genossenschaft unverheirateter Kaufleute, auch Schiffer und Goldschmiede, zur Förderung geselliger und religiöser Interessen. Die Geselligkeit pflegten sie namentlich bei ihren Zusammenkünften in dem heute noch bestehenden altehrwürdigen,,Schwarzhäupterhaus" am Rathausplatz, das gegenwärtig eine der ersten Sehenswürdigkeiten der Stadt bildet; und sind in den alten Kirchen Rigas nach Einführung der Reformation auch die früheren Altäre der ,,Schwarzen Häupter" geschwunden, vor denen vor Zeiten Vigilien und Seelenmessen für die verstorbenen Mitglieder der Kompagnie gelesen wurden, so haben sich dort doch noch ihre mit dem bekannten Mohrenkopf geschmückten besonderen Logen bis auf den heutigen Tag erhalten. Vor allem aber besteht die Gesellschaft auch heute noch als eine durch alte Stiftungen reiche Genossenschaft unverheirateter Kaufleute, während die minderbemittelte Schwarzhäuptergesellschaft zu Reval auch verheiratete Mitglieder aufweist, und sie besitzt außer ihrem alten Gebäude, das früher auch der ,,Artushof" bezeichnet worden ist, u. a. einen sehr alten und reichen Silberschatz. - Von diesem Silberschatz sind gegenwärtig sechzehn Gegenstände aus dem sechzehnten, siebzehnten und acht

zehnten Jahrhundert in der Historischen Kunstausstellung des Baron Stieglitzschen Museums untergebracht. Hier befinden sie sich im großen Saale gegenüber dem Haupteingange in einer eigenen hohen Glasvitrine, die abermals durch den Mohrenkopf gekennzeichnet ist. Sie alle sind vermutlich in dem Prachtwerk von Dr. Ant. Buchholz. Die Goldschmiedearbeiten in Livland, Estland und Kurland (Lübeck 1892), abgebildet und beschrieben; dem Verfasser dieser Zeilen ist jedoch das bezeichnete Werk leider eben nicht zur Hand, daher er es mit voller Bestimmtheit nicht anzugeben vermag und sich auch bei der Wiedergabe der folgenden Daten auf andere Materialien stützen muß. An erster Stelle verdient eine gegen drei Fuß hohe Statuette des Ritters St. Georg, auf dem Lindwurm stehend, genannt zu werden: in der Rechten schwingt er das Schwert gegen das Untier und stößt mit der Linken sein Schild in dessen Rachen. C. Mettig, der, wie beiläufig erwähnt werden mag, eben mit der Abfassung einer Geschichte der Rigaschen ,,Schwarzen Häupter" beschäftigt ist, hat in den ,,Sitzungsberichten der Gesellschaft für die Geschichts- und Altertumskunde der Ostseeprovinzen" aus dem Jahre 1902 über dieses interessante Kunstwerk eine eingehendere Arbeit veröffentlicht, in der er u. a. nachweist, daß die Statuette im Jahre 1503 gestiftet und 1507 wahrscheinlich vom Lübeckschen Goldschmied Berndt Heynemann hergestellt worden ist; an ihrer Stiftung sind nicht weniger als sechzig Personen beteiligt gewesen, und ihr Standort ist ursprünglich der Altar der „,Schwarzen Häupter" in der St. Petri-Kirche gewesen. Zwei andere, etwa anderthalb Fuß hohe Statuetten sind Tafelaufsätze und stammen beide aus dem siebzehnten Jahrhndert: die eine stellt König Gustav Adolf von Schweden in voller Rüstung zu Pferde

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