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alsdann eine Zeitlang Abendmahlskelche von riesenhafter Größe beschafft, aus welchen ein jeder mit Röhrchen den Wein sog. Später genoß man den Wein, indem das Abendmahlsbrot in den Wein getaucht wurde, und so Brot und Wein, wie die griechisch-katholische Kirche es noch heute tut, zusammen gereicht wurden. Diese Sitte wurde vom Ende des zwölften Jahrhunderts ab verlassen. Es bereitet sich nun die Kelchentziehung vor, die zuerst 1281 in England geschieht, sich als Sitte in der römisch-katholischen Kirche einbürgert, zum Teil auch mitbewirkt durch die Pestgefahr, und beschlossen auf dem Konzil in Konstanz 1414-1418. Die Reformation bringt der christlichen Gemeinde wieder das Recht, einsetzungsgemäß den Kelch genießen zu dürfen. Unter wie schweren Kämpfen das geschehen ist, ist bekannt.

Dieser Rückblick zeigt, daß die Abendmahlsfeier der christlichen Kirche in Beziehung auf den Kelch mancherlei Wandlung erfahren hat. In der neuesten Zeit macht sich auf Grund der oben angeführten Tatsachen, die als Mißstände überall anerkannt werden, wobei immer die medizinisch festgestellte Ansteckungsgefahr ausschlaggebend ist, eine neue Bewegung bemerkbar.

GRAVIERTE UHRGEHÄUSE AUSGEFÜHRT VON FR. HUBACHER BIEL (SCHWEIZ).

In Dänemark ist amtlich verordnet worden, der Kelch müsse so gedreht werden, daß jeder der Abendmahlsgäste eine reine Stelle berührt. Nach einer ganzen Umdrehung ist der Rand mit warmem Wasser abzuwaschen. Der im Kelch zurückgebliebene Weinrest soll weggegossen und der Kelch mit kochendem Wasser gereinigt werden. Was für eine Sorge wird da den Geistlichen auferlegt; und die Abwaschung mit warmem Wasser auf dem Altar dürfte doch sehr unschön sein und die Andacht stören. Dort ist auch ein Reformkelch konstruiert worden, der nach der Beschreibung kompliziert und unpraktisch erscheint.

SILBERNE HERRENUHR, NIELLO, ZEICHNUNG VON MUCHA,

DEN HERBST DARSTELLEND.

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In England hat die „Greenfield Congregational Church" zu Bredford beschlossen, das Abendmahl künftig nur mit Brot ohne den Kelch zu feiern. Wir halten es für eine Errungenschaft der Väter, daß wir gegenüber der römischen Praxis das heilige Abendmahl so feiern dürfen, wie Jesus es eingesetzt hat. Wir können uns daher mit dieser Art nicht befreunden.

In Bremen hat die Remberti-Gemeinde die Abendmahlsfeier in Anlehnung an den Gebrauch in einem Teil der Schweiz eingeführt, indem die Gemeinde in den Bänken bleibt und für je acht bis zehn Personen ein Kelch gereicht wird. Diese Maßregel

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ist halbe Arbeit.

In Amerika haben eine Anzahl von Gemeinden bereits vor Jahren den Einzelkelch eingeführt. Dasselbe haben die Waldenser in Turin getan, ebenso die holländischen Baptisten und in England einige sogenannte freie Gemeinden, bei welchen schon vor Jahren unser Herr Generalsuperintendent D. Faber das heilige Abendmahl im Einzelkelch genommen hat. Nach seiner eigenen Aussage war die Feier sehr würdig und eindrucksvoll.

Wollen wir uns nun schlüssig machen, so können wir uns nur denen anschließen, welche den Einzelkelch eingeführt haben. Denn es kann sich, wenn eine Änderung des bisherigen Gebrauches vorgenommen wird, nur darum handeln, die vorhandenen Mißstände gründlich zu beseitigen, und das ist einzig und allein durch Einführung von Einzelkelchen möglich.

Wie würde sich die Einführung dieser Änderung bei der Gemeinde im einzelnen zu gestalten haben? Bei uns bedürfte es weiter keiner Veränderung, als daß seitens der Gemeinde eine Zahl (vielleicht 100) kleine Glas- oder Metallkelche nebst 2 Gestellen zum Einhängen derselben beschafft würden. Der Kirchendiener stellt ein solches Gestell auf die Seite des Altars, wo der Wein gespendet werden soll.

Auf die Altarbekleidung der Seitenbrüstung wird eine Metallplatte gelegt. Der Geistliche entnimmt aus dem Gestell so viele Kelche, als dem Brauche gemäß Kommunikanten herantreten, füllt sie mit dem konsekrierten Wein und spricht die Spendeformel, während welcher die Kommunikanten die Kelche ergreifen und zum Munde führen. Indem sie zurücktreten, setzen sie die Kelche (Becher) auf einen Seitentisch, wo sie ein Kirchendiener sammelt und in die Sakristei bringt. Dort werden sie zunächst gespült, alsdann in heißes Sodawasser (nach Prof. Esmarch) getan, darauf getrocknet und von neuem verwendet.

Bei dieser Art und Weise würden auch die Störungen der Andacht vermieden werden, die entstehen, indem z. B.

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der Geistliche namentlich wenn Damen sehr große Hüte haben nicht sehen kann, ob jeder Kommunikant auch von dem Wein gehörig getrunken hat, oder indem ein Begießen resp. Vergießen des Weines vorkommt, was dem Geistlichen stets schwere Bedrängnisse bereitet.

Aus solcher Änderung beim heiligen Abendmahl soll natürlich kein Zwang gemacht werden, sondern es muß jedem freistehen, ob er nach altem oder nach neuem Brauch das heilige Abendmahl feiern will. Das erreicht man leicht, indem neben Abendmahlsfeiern mit Einzelkelchen auch solche mit Gebrauch des gemeinschaftlichen Kelches abgehalten werden.

In der Diskussion, in welcher sich die Versammlung der Meinung und dem Vorschlage des

hörden der St. Nicolai-Gemeinde zu bitten, Abendmahlsfeiern mit Einzelkelchen einzuführen.

Der Abendmahlkelch.

Zu der Frage der Einführung von Einzelkelchen beim Abendmahl hat auch der Pfarrkonvent der Synode Berlin III Stellung genommen. Der Konvent nahm eine Reihe von Thesen an, in denen die Anwendung eines Ge- . samtkelches als in der Bibel wohlbegründet hingestellt, aber trotzdem die Einführung eines oder mehrerer Reservekelche empfohlen wird. Doch wird vor Überstürzung in der Änderung in der Kelchausteilung gewarnt, zumal da die Einführung der Einzelkelche schwerlich ohne eine Abänderung der in Berlin fast durchgehends gebräuchlichen Abendmahlsliturgie eine würdige Abendmahlsfeier gewährleisten würde. Schließlich werden die Gemeindemitglieder ermahnt, ,,sich durch Agitation zur Einführung der Einzelkelche nicht beunruhigen zu lassen, sondern der Einsicht der kirchlichen Zentralinstanzen zu vertrauen, daß dieselben die Sache gründlich prüfen und in die rechten Wege leiten werden."

Der Abendmahlkelch.

Gegen den Gebrauch eines gemeinsamen Kelches beim Abendmahl richtet sich bekanntlich eine Bewegung, die behauptet, daß dadurch die Übertragung ansteckender Krankheiten sehr gefördert würde, und die deshalb die Einführung von Einzelkelchen fordert. Zu dieser Frage, die zu einem lebhaften Meinungsaustausch führte, hat der Präsident des kaiserlichen Gesundheitsamtes folgenden Bericht an den Staatssekretär des Inneren erstattet: Seit einiger Zeit ist in der Tagesund Fachpresse wiederholt auf die Gefahr hingewiesen worden, daß durch die gemeinschaftliche Benutzung der Kelche bei der Austeilung des Abendmahls im evangelischen Gottesdienst ansteckende Krankheiten übertragen werden können. Wenn auch diese, wahrscheinlich nicht selten in tendenziöser Ab

REICHE SCHMUCKKETTE MIT UHR. ENTWORFEN VON CH. DUPUY, PFORZHEIM.

Vortragenden anschloß, wurde geltend gemacht, daß den Kommunikanten auch gestattet werden möchte, ihre Kelche mitzubringen. Solche Kelche würden heilige Familienerbstücke werden und oft genug die Säumigen an ihre kirchlichen Pflichten, den Gottesdienst zu besuchen und am heiligen Abendmahl teilzunehmen, erinnern.

Es wurde einstimmig beschlossen, die kirchlichen Be

sicht geäußerten Bedenken in der Regel als übertrieben bezeichnet werden müssen, so ist doch die Möglichkeit einer derartigen Übertragung nicht ganz von der Hand zu weisen; in vereinzelten Fällen sind tatsächlich Erkrankungen an Tuberkulose und anderen ansteckenden Krankheiten auf den Gebrauch gemeinsamer Trinkgefäße — wenn auch nicht gerade der Abendmahlskelche zurückzuführen gewesen. Nach meiner persönlichen Erfahrung pflegt bei der Spendung des Abendmahls in evangelischen Kirchen Berlins der betreffende Geistliche den Kelch nach jedesmaliger Darreichung

um ein Weniges zu drehen, so daß die Mundfläche der nächstfolgenden Person eine reine Stelle des Gefäßrandes berührt, und den letzteren öfter mit einem reinen Tuch abzuwischen; doch dürfte nicht in allen Kirchen mit der gleichen Vorsicht verfahren werden. Eurer Exzellenz Ermessen stelle ich gehorsamst anheim, ob es nicht angezeigt erscheint, die Bundesregierungen auf den Gegenstand aufmerksam zu machen und ihnen die möglichst allgemeine Einführung der erwähnten einfachen, aber meines Erachtens vollkommen genügenden Vorsichtsmaßregel zu empfehlen."

Zu unsern Abbildungen.

Unser Musterblatt vereinigt eine Anzahl flott und zierlich gezeichneter Entwürfe des Zeichners und Modelleurs E. Beck aus Schwäbisch-Gmünd. Bemerkenswert ist, daß mit Ausnahme des Anhängers unten rechts alle diese Entwürfe unsymmetrisch komponiert sind, ohne daß dieser Umstand dem Beschauer sofort ins Auge springt. Das zeigt, daß Ruhe und Gleichgewicht in glücklicher Weise gewahrt sind. Streng stilisierte Blumen bilden das hervorstechendste Motiv, die, zu einzelnen Gruppen zusammengestellt, durch straff gezogene Linien verbunden sind, die sich da und dort zu Flächen verbreitern.

Als erste Mitteilung über die Beteiligung der deutschen Feinmetallindustrie an der Weltausstellung zu St. Louis bringen wir heute eine Anzahl Arbeiten aus montiertem Bernstein. Der erläuternde Artikel gibt ausführliche Auskunft über die Spezial-Ausstellung der deutschen Bernsteinindustrie, die allem nach in St. Louis, wie auch früher schon bei andern derartigen Veranstaltungen, vortrefflich vertreten sein wird. Zu unsern Abbildungen sei noch bemerkt, daß wohl die künstlerisch hervorragendste Leistung die große Platte ist, welche von der Firma Fr. Fehrmann in Tilsit nach dem Entwurf des bekannten Berliner Architekten Bruno Möhring ausgeführt wurde. Aber auch die von der gleichen Firma ausgestellten, zierlichen Löffelchen sowie die beiden originellen Stücke der Firma Fr. Rosenstiel in Berlin (Abbildungen S. 51) zeigen, wie dankbar bei geschickter Verwendung das eigenartige Material ist. Eine Neuheit, Damenuhren mit Bernsteineinlagen, stellt die Uhrenfirma L. Müller & Co. in Biel (Schweiz) aus (S. 52), die ein besonderes Interesse dadurch erhalten, daß Bernsteinstücke mit darin eingeschlossenen Insekten verwendet wurden. Leider läßt sich Bernstein, vermöge seiner gelben Farbe und seines starken Lichtbrechungsvermögens, nur schlecht photographieren, so daß diese Details in unsern Abbildungen nicht in die Erscheinung treten.

Eine Schale und ein Ziergefäß bringen wir von dem bekannten Pariser Emailkünstler E. Feuillâtre, über den wir schon einmal (Nr. 3, 1903) ausführlich berichteten. Leider vermag eine Schwarzdruckabbildung, wie die unsrigen, gerade den Hauptqualitäten der Werke Feuillâtre, der meisterlichen Handhabung des Reliefemails, nicht gerecht zu werden.

Es ist schon oft und nicht ohne Berechtigung darüber geklagt worden, daß es so schwer sei, in feinem Goldschmuck der modernen, streng linearen Ornamentik Geltung zu verschaffen. Sicherlich verlangt der Goldschmuck und das dafür maßgebende Publikum eine wesentlich andere Formgebung, als sie der Silberschmuck sich gestatten darf. Aber daß auch hier der moderne Stil bei richtiger Handhabung geschmeidig genug ist, um sich den besonderen Anforderungen des Materials in künstlerisch einwandsfreier Weise anzupassen, zeigen die goldenen Anhänger auf Seite 53, deren Abbildung wir dem Entgegenkommen einer Pforzheimer Goldwarenfabrik verdanken. Die straffe und zierliche Schlichtheit dieser eleganten Linien

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züge wirkt ebenso künstlerisch wie allgemein verständlich. Die auf Seite 55 stehenden Entwürfe sind gewissermaßen als Vorstudien dazu zu betrachten: Eine Mischung von Naturalismus und moderner Linie.

In der Februarnummer sind einige Silberschmuckarbeiten der Firma Rauscher & Co. in Abbildung erschienen. Wir sind heute in der Lage, noch einige ergänzende Stücke derselben Firma zu bringen, welche sich an kecker und flotter Komposition und Durchführung den ersten würdig anschließen. (S. 56 u. 57). Man erkennt an diesen originellen Stücken, wohin die neueste Richtung im Silberschmuck strebt: Nach reicher und beweglicher Komposition bei größter Vereinfachung in Linie und Modellierung. Es wäre zu wünschen, daß diese Art sich eine recht lange Zeit ruhig entwickeln dürfte, ungestört durch Modeschwankungen, wie die Empiremode eine solche darstellte.

Die Feinmetallkunst arbeitet selbstverständlich auch figürlich. Wir hoffen uns den Dank unserer Leser zu verdienen, wenn wir auch hierfür anregende Vorbilder bringen. Ein ganz vorzügliches Kunstwerk für Metallausführung ist die reizende Statuette „Die Wasserschöpferin" von dem Berliner Bildhauer Js. Götz, einem Begasschüler. Wie die geschmeidigen Glieder sich zu einem klaren und harmonischen Gesamtbilde aufbauen, das ist ganz entzückend gegeben.

Tüchtig durchgeführte Porträtplaketten sind auf S. 59 u. 60 abgebildet. Die letztere, von der bekannten Stuttgarter Firma W. Mayer & Frz. Wilhelm herausgegeben, zeigt das scharf geschnittene Profil Richard Wagners. Auf S. 59 sehen wir, in einen geschmackvollen Holzrahmen eingelassen, eine Gußplakette, die ein junger Pforzheimer Modelleur und Ziseleur, P. Wissmann, seinen Eltern gewidmet hat.

Strichgravieren und Federzeichnen sind nahe verwandte Techniken: beide arbeiten lediglich in Strichen. Man merkt es den 3 Wappenzeichnungen auf S. 61 an, daß ihr Autor der beiden genannten Techniken vollständig mächtig ist: Sie sind tadellos in Feder ausgeführt und können zugleich als strichgetreue Vorlage für Metallgravierung dienen. Interessant ist es, die Wandlungen zu beobachten, welche die verschiedenen Stilarten in der heraldischen Darstellung hervorgebracht haben. Man sieht, daß man in jedem Stil heraldisch korrekte Arbeiten liefern kann, und es ist nicht so recht einzusehen, warum so viele Leute behaupten, es könne keine moderne Heraldik geben.

Auf einige hübsche Monogramme des Malers R. Langner in München folgen auf S. 62 verschiedene, ganz vorzüglich ausgeführte, gravierte Uhrgehäuse von Graveur Fr. Hubacher (Biel, Schweiz). Leider ist es der photographischen Reproduktion nicht möglich gewesen, die exquisite Feinheit der Durchführung genügend wiederzugeben. Auch die beiden Uhrgehäuse mit der Mucha-Dekoration werden gewiß Interesse erregen. Eine recht originelle Verbindung von Collier, Broschenschieber und Uhrkette weist der hübsche Entwurf des Zeichners Ch. Dupuy aus Pforzheim auf. R. R.

REDAKTION: RUDOLF RÜCKLIN, PFORZHEIM.

MICH

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