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Werke moderner Goldschmiedekunst von W. Lucas von Cranach. Leipzig, Verlag Carl Scholtze (W. Junghans).

Ein Prachtwerk, wie es wohl Erzeugnissen moderner deutscher Goldschmiedekunst noch nicht gewidmet worden ist. Wir haben bei Gelegenheit des Berichtes über die Berliner Kunstgewerbe-Ausstellung die Arbeiten, um die es sich hier handelt, schon einmal besprochen, auch mehrere Abbildungen davon gebracht. Wir können also an dieser Stelle auf das dort Gesagte verweisen.

L. v. Cranach nimmt unter den deutschen Nutzkünstlern insofern eine Sonderstellung ein, als er die moderne Ornamentik fast vollständig meidet und statt dessen in einem ausgeprägten Naturalismus arbeitet. Auch allegorische Bezüge liebt er anzubringen. Seine Schmuckarbeiten sind namentlich koloristisch sehr interessant und verraten eine reiche Phantasie. Besonders ansprechend ist, auch bei seinen größeren Silberarbeiten, die Verwendung der geflügelten Schlange, das Wappentier der Cranachs.

Die technisch tadellose Ausführung der Cranachschen Entwürfe ist der Friedländerschen Werkstätte unter der Leitung des bewährten Goldschmiedemeisters M. Weichmann zu verdanken und gibt in erfreulicher Weise Kunde von dem hohen Stande der Juwelierkunst in der deutschen Reichshauptstadt.

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Die Arbeiten der Hamburgischen Goldschmiede Jakob Mores für die Dänischen Könige Frederik II. und Christian IV. von Bernhardt Ohlsen, Direktor des Danske Folkemuseum. Hamburg 1903. Verlagsanstalt und Druckerei Aktiengesellschaft (vorm. J. F. Richter).

Ein Werk, das in einem gewissen Gegensatz zu dem vorhergehenden steht, insofern, als es ein Erzeugnis theoretischer Spezialgeschichtsforschung ist. Es handelt sich um die Arbeiten zweier Hamburger Goldschmiede des 16. u. 17. Jahrhunderts, Vater und Sohn, die in dem Dänischen Königsschlosse Frederiksborg entdeckt worden sind. Ihre nähere Beschreibung, durch gute Illustrationen erläutert, stellt ein so interessantes Spezialkapitel der Geschichte der Goldschmiedekunst dar, zumal der deutschen, daß das hübsch ausgestattete Werk einen dankenswerten Zuwachs zu jeder Goldschmiedebibliothek darstellt.

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Das Kunstgewerbe in Hannover.

Von allgemeinen Interesse ist eine Arbeit hiesiger Kunstgewerbetreibender, die auf kurze Zeit in der Kunst- und Gewerbe-Halle am Georgsplatz ausgestellt ist; es handelt sich um eine Mappe mit Adressen als Ehrengeschenk für den Geh. Justizrat Abel zu dessen 80. Geburtstag. Nach Entwurf des Architekten Professor Dr. A. Haupt ist die Mappe durch den Buchbindermeister Aug. Hummelke, die Herstellung des silbernen Deckels durch den Goldschmied und Hoflieferant Carl Rusch, beide zu Hannover, erfolgt. Der Deckel ist mit

Schaft mit dem durchbrochenen Knauf. Sehr glücklich ist der Übergang des Schaftes in eine fein ziselierte Wulst, auf welcher der obere Bau, in Form eines durch Maßwerk und Ornament reich verzierten Kreuzes, basiert. Eine angenehme Unterbrechung an letzterem bilden die Insignien der vier Evangelisten in oxydiertem Silber. Gekrönt sind die Enden der Kreuzbalken durch aufgelegte Laubwerke, welche in je einer Korallenkugel ihren Abschluß finden, während die Verbindungen zwischen den Kreuzbalken, die gleichzeitig den Kasten wirkungsvoll umrahmen, mit einer Malachitkugel enden. Die Vorderseite des Kastens umschließt ein Kranz, mit

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NO DOMINI MCMIL

IGNIS ARDENS

PAPSTMEDAILLE VON FRZ. WILHELM & WILH. MAYER, PRÄGEANSTALT, PFORZHEIM.

den emaillierten Wappen der Provinz Hannover, des Herzogtums Braunschweig, der Städte Hannover, Braunschweig und Hildesheim geschmückt. Die rings umlaufende Kante ist in Tula oder Niello (Schwefelsilber), der Lorbeerkranz getrieben, ziseliert und in verschiedenen Farben des Goldes ausgeführt, in dem oberen Grunde sind Stücke von Lapislazuli eingehämmert, der Grund für die Schrift ist reich ziseliert und antik gefärbt, Entwurf und Ausführung sind in der sehr kurzen Zeit von 27 Tagen bewerkstelligt.

Heimische Kunst.

Ein Prachtwerk kirchlicher Goldschmiedekunst hat der Juwelier F. H. Lange, Osnabrück, hergestellt und fesselt unwillkürlich sowohl den Blick des kunstverständigen Beschauers, wie den des Laien, durch seine edle Formschönheit, prächtige Ausstattung und kunstvolle Arbeit. Es ist eine in romanischem Stile gehaltene Monstranz, welche als eigene Handarbeit aus der Werkstatt genannter Firma hervorgegangen ist. Den Fuß schmücken in herrlicher Gravur vier Heiligenbilder, umsäumt mit schwungvollem Blattornament. Aus dem durchbrochen gearbeiteten Überwurf erhebt sich der transluzent emaillierte

Amethysten und Almandinen zierlich besetzt. Das Werk stellt ein Geschenk für eine auswärtige Kirche dar und macht dem ausführenden Künstler alle Ehre.

Erzeugnisse der Gold- und Silberwaren-Industrie.

Eine Prachtarbeit hat die Firma Wollenweber in München hergestellt. Es ist dies ein silberner Sockel, dessen Seiten Genien des Fleißes und des Glückes flankieren. Auf demselben erhebt sich eine massiv silberne mit goldenem Lorbeer umwundene Säule, deren Ende eine Lapislazuli-Kugel bildet, auf welcher der Merkur thront. Auf den Seiten des Sockels ist die Ansicht des alten und des neuen Rathauses und die Widmung eingraviert. Das Ganze ist ein Jubiläumsgeschenk für den Chef einer Konfektionsfirma. - Die Silberwarenfabrik Bruckmann & Söhne in Heilbronn hat einen Silberschatz jetzt fertig gestellt, der von einem Berliner Großkaufmann beordert war. Dieses Prachtstück wird auf Veranlassung des Reichskommissars Geh. Rat Lewald auf der Weltausstellung in St. Louis zur Schau gebracht. Der Firma Bruckmann & Söhne wurde vor Kurzem auch die Lieferung des silbernen Tafelgeschirrs für mehrere Kriegsschiffe übertragen.

Ratssilber in Königsberg.

Herr Stadtrat a. D. Professor Dr. Walter Simon, der hochsinnige und bewährte Förderer gemeinnütziger Bestrebungen, hat seiner Vaterstadt einen Beweis seiner Anhänglichkeit gegeben. Von dem Wunsche ausgehend, den Grundstock zu einem,,Ratssilber" zu legen, wie es andere deutsche Städte von gleichem Alter wie Königsberg längst und oft in reichem Werte besitzen, und wie es wohl auch Königsberg einst eigen gewesen sein dürfte, ehe es im Laufe seiner wechselvollen Geschicke verloren gegangen sein mag, hat Herr Professor Simon beschlossen, der Stadt ein wertvolles Prunkstück, einen schweren silbernen Pokal und Tafelaufsatz als Geschenk zu überweisen. Nach einjähriger Arbeit sie war einem Königsberger Atelier, der bekannten Juwelierfirma von D. Aron übertragen ist der Pokal fertiggestellt, und hat in einer Sitzung des Magistrats in feierlicher Weise die Überreichung des Geschenks durch den Stifter selbst stattgefunden.

Das Prunkstück hat eine Höhe von 1 Meter 10 Zentimeter, ist in romanisierendem Stil gehalten und besteht aus zwei Teilen, einem schweren und reich ausgerüsteten Unterbau und dem eigentlichen Pokal. Der Unterbau ist rund und dreiteilig. Auf einem Ebenholzsockel läuft ringsum ein durchbrochenes Ornament mit drei in Silber geätzten, vortrefflich gelungenen Königsberger Ansichten aus drei verschiedenen Zeiten. Die Vergangenheit Königsbergs ist durch eine Ansicht der alten Universität am Pauperhausplatz hinter dem Dom, die Gegenwart durch ein Hafenbild, einen Auschnitt aus dem bunten Leben und Treiben am Hundegatt, und die Zukunft endlich durch ein Bild der Schloßteichsfreiheit, einen viel verheißenden Prospekt vom Schloß hinüber bis zur neuen Schloßteichbrücke, vertreten. Über diesen Städteansichten läuft eine Bogenstellung mit zahlreichen, auf Silber montierten Perlmuttersäulen, die einzelnen Bilder aber begrenzen pfeilerartige Vorbauten aus Ebenholz. Unten an diesen Pfeilern sind stilisierte Löwenköpfe angebracht, an der Stirnseite tragen sie in Email auf grün legierten Goldplatten die jetzigen und die alten Wappen der drei Städte Königsbergs, auf den Pfeilern selbst aber stehen, aus Silber gebildet, die drei, je 25 Zentimeter hohen Figuren des Königs Friedrich I. (getreu nach dem Schlüterschen Denkmal modelliert), des alten Kaisers Wilhelm im Krönungsornat und des regierenden Kaisers in der Uniform seines Königsberger Grenadierregiments No. 3 mit dem übergeworfenen Mantel der Ritter des Schwarzen Adlerordens. Der Unterbau schließt ab mit einem getriebenem Fries, in dem die Medaillons des Königsberger Dichters Simon Dach, des Gründers der Albertina, des Herzogs Albrecht von Preußen, und des aus der Zeit der Freiheitskriege bekannten

Königsberger Bürgermeisters Heidemann eingelassen sind. Der Fries läuft dann kuppelförmig zu und endet in einem großen und kostbaren Lapislazuli, von dessen tiefblauem Grund sich, eine Anspielung auf die ,,Krönungsstadt", wirkungsvoll die goldene, mit rotem Email gefütterte Königskrone abhebt. So bildet der Unterbau, auch wenn der Pokal abgenommen wird, ein für sich abgeschlossenes, harmonisches Ganze.

Der Pokal selbst ruht auf sechs Streben, die durch einen profilierten Fuß untereinander verbunden sind. Diese Streben sind es, die den eigentlichen Körper des Pokals halten, ihn mit romanischem, durchbrochenem Traubenornament umspinnen. Auf dem Ornament erscheinen als Hauptschmuck, wiederum eine sinnige lokale Anspielung, sechs große Bernsteinkugeln in reicher Fassung von Mattsilber. Der Körper des Pokals ist nur durch einen getriebenen Frieß geziert, der auf der Vorderseite das große Reliefporträt Kants umschließt. Der Deckel des Trinkgefäßes wird von sechs schlanken, mit Opalen besetzten Spangen überragt, die in einem kapitälartigen Knauf zusammenlaufen. Auf dem Kapitäl steht als krönende Figur, 22 Zentimeter hoch, Hans von Sagan, in charakteristischer Tracht, das Schwert in der Rechten, die Fahne in der Linken. Unter der Figur, auf dem Rande des Pokals steht die folgende, von dem Stifter gedichtete Widmung:

Hans von Sagan, der Bürgersmann, rettet die Stadt, rettet der Ritter Macht in der Schlacht.

Ob Wahrheit, ob Sage, noch lebt sie im Lande; dem Lebenden sei in jeder Not des Bürgers rettende Tat ein lebend Gebot!

Das ganze Stück ist in vergoldetem und abgetöntem Silber, die Figuren und die Reliefmedaillons in hellgrauem Silberton gehalten. Es ist man kann das wohl ohne Übertreibung sagen ein Meisterstück moderner Goldschmiedekunst.

Auch im Kreise der Magistratsmitglieder hat der Pokal einstimmige und uneingeschränkte Bewunderung gefunden. Einführung des Einzelkelches.

Eine bedeutsame Neuerung in der Form der Abendmahlsfeier, nämlich die Einführung des Einzelkelches, ist vom Kirchenrat der Hamburger evangelisch-reformierten Gemeinde beschlossen worden. In evangelischen Gemeinden des Auslandes, z. B. in Dänemark, England, Holland, der Schweiz usw. hat man sich schon längst aus ästhetischen und gesundheitlichen Gründen für den Einzelkelch entschieden. In Deutschland ist der gemeinsame Kelch bisher nur in einer Gemeinde, der Remberti-Gemeinde in Bremen, beseitigt. Diesem Beispiel ist jetzt die evangelisch-reformierte Gemeinde in Hamburg gefolgt.

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Gewerbeausstellung in Fulda.

Vom 2. bis 31. Juli dieses Jahres findet zu Fulda eine Ausstellung von Handwerks-Erzeugnissen sowie von Maschinen, Werkzeugen, Rohstoffen usw. statt. In erster Linie soll die Ausstellung dem einzelnen Handwerker die Möglichkeit und Gelegenheit geben, vor der breiten Öffentlichkeit seine Arbeiten auszustellen, um dadurch den Nachweis zu führen, daß das Handwerk trotz aller Konkurrenz, die demselben erwachsen ist, und trotz aller Vorurteile, die gegen dasselbe bestehen, noch konkurrenzfähig und wohl imstande ist, tüchtiges zu leisten. Die Ausstellung wird hierdurch dazu beitragen, die Stellung der Handwerker zu festigen und denselben neue Absatzgebiete eröffnen. Ausdrücklich sei auch noch hervorgehoben, daß auch ,,kunstgewerbliche Erzeugnisse" zur Ausstellung gelangen und hierin schon manches in jeder Beziehung bedeutende Objekt angemeldet ist. Wir laden deshalb zur Beteiligung an der Ausstellung ein und weisen noch ausdrücklich darauf hin, daß eine Anzahl von Preisen für die Prämiierung in sämtlichen Abteilungen und Gruppen zur Verfügung stehen.

Ein neuer Orden.

Einem lang gefühlten Bedürfnis abzuhelfen, hat König Oskar anläßlich seines 75. Geburtstages den Norwegern einen neuen Orden,,,der norwegische Löwe" genannt, gestiftet. Der

neue Orden kann nicht mehr als 12 Norwegern verliehen werden, außerdem aber Staatsoberhäuptern, Mitgliedern von Regierungen und obersten Staatswürdenträgern. Er ist hauptsächlich für solche Norweger bestimmt, die den St. Olafsorden schon erhalten haben, sich aber noch weiterhin so verdient machen, daß sie mit diesem bisher einzigen norwegischen Orden nicht mehr auskommen können. Der St. Olafsorden ist übrigens in seinem Rang erhöht worden, so daß er nun über dem schwedischen Serafimerorden steht.

Es gab in Norwegen eine große bürgerliche Partei, die die Abschaffung des Ordenswesens auf ihrem Programm hatte. Aber das war einmal. Heute freut man sich des neuen Ordens und manche vermuten gar, daß der alte Demokrat Björnson der erste sei, der Antwartschaft hat, seinen Ruhm durch den neuen Orden zu stärken.

Berichtigung.

In unserer Nummer vom 1. Januar brachten wir auf S. 11 die Abbildung eines Ringes aus dem Pariser Salon, welcher der Unterschrift nach von dem Goldschmied Boutet de Monvel stammen sollte. Nach einer uns zugehenden Mitteilung der Firma R. Bouvet-Paris, Graveur-Lapidaire, ist diese Angabe unseres Gewährsmannes irrig, indem der betr. Ring von der genannten Firma gefertigt ist.

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