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Die außerordentliche Verbreitung der Pelzmoden hat eine neue Gelegenheit zur Verwendung von Agraffen, Schlußketten u. dgl. mehr an den stolaförmigen Pelzkragen der Damen geschaffen. Außerordentlich fein gearbeitete Schließen mit Emailverzierung auf Gold wurden im Laufe der Wintersaison mehrfach gesehen. Gold mit farbiger Emaille nimmt sich namentlich auf feinem Zobelpelz außerordentlich gut aus; auch Nerz verträgt den gleichen Schmuck, während z. B. Marder, wenn er einen Stich ins Graue aufweist, dem ungebrochenen vollen Goldton nicht mehr so günstig ist, derart, daß hier die farbige Tönung der ganzen Goldunterlage, wie sie bei Lalique und L. von Cranach vorkommt, besonders in irisierenden smaragdgrünen und rotvioletten Tönen am Platze erscheint. Chinchilla, so lange es sich um echte Ware handelt, wird auch im kommenden Winter seine Vornehmheit behalten. Man sollte versuchen, für diesen außerordentlich zarten, kostbaren Pelz leichte Agraffenformen in oxydiertem Silber zu schaffen, die für Brünetten mit Malachit, für Blondinen mit Lapislazuli verbunden sein könnten; Türkise sind im allgemeinen für Brünette kleidsam, stehen aber auch manchen Blondinen gut und harmonieren gut mit Chinchilla. Der Modenpelz des kommenden Winters 1904/1905 wird ,,Fohlen" sein und „,nordische Möve" wird ihm Konkurrenz machen.,,Fohlen", das Fell junger Füllen, wie wir es von den Schaukelpferden der Kinderstube her kennen, hat zumeist einen braunen Ton. Braun geht fast auf alle Grundfarben zurück, die im Farbenspektrum zwischen dem sog. Braunrot und Gelbgrün (olive) liegen. Mit andern Worten: braun entsteht aus einer

Mischung von Schwarz mit Carmin, Hochrot, Orange, Gelb oder Gelbgrün. Man muß sich also gewöhnen, jedes Braun auf die Grundfarbe zu reduzieren, die ihm innewohnt. Der Stolakragen aus Fohlen, der uns vorlag, verriet entschieden einen Stich ins olivefarbene, war also ein sehr vertieftes Gelbgrün. Da die auf dem Farbenspektrum nahe beieinanderliegenden Töne, die sog. kleinen Intervallen, sich immer zu Disharmonien „verschieben", so würde man zu einer Fohlenstola mit leisestem grünlichen Anflug des Farbentones z. B. keine Smaragden oder irgendwie ins Reingrüne spielenden Halbedel

PREIS VON 15 MARK.

ERICH SCHILLING, SCHW. GMÜND.

steine verwenden. Matte Korallen würden auf olivebraunem Grunde eine reine Kontrastwirkung ergeben. - Die „nordische Möwe" gibt einen flaumigen, duftigen, perlgrauen Ton mit leisestem Hauch von Rosa, wie ihn die Ränder bläulicher Frühlingswolken im Morgenrot zeigen. Dieser Pelz, der natürlich ein Vogelkleid ist, stellt an die Zartheit der Haut ungewöhnlich hohe Anforderungen. Schließen, die man für derartigen Pelz arbeitet, sollten nicht breite Flächen aufweisen, vielmehr sich dem Charakter von Kugelknöpfen nähern, da sie sonst in dem dichten, weichen, ziemlich langhaarigen Flaum verschwinden. Wirkungsvoll dürfte sich hierzu Spinell mit Steigerung des rosa Tones etwa bis zu einzelnen Zirkonen ausnehmen. Man müßte in diesem Fall streben, ein gewölbtes, broschenähnliches Mittelstück zu schaffen, das an einigen Kettengliedern hängt und in einen letzten Ring einer gleichen linksseitigen Kette einhakt. Am Ende der beiden Ketten müßten sich durchlochte Plättchen zum Annähen an die Boa befinden. L. Hagen.

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Die Fortschritte der deutschen Bijouterie in Frankreich.

In einer der letzten Sitzungen der Pariser Chambre Syndicale de la Bijouterie erklärte ein Mitglied, Herr Jacta, daß es hohe Zeit wäre, sich mit der deutschen Konkurrenz zu beschäftigen, denn sie bedrohe „die nationale Arbeit und fängt sogar schon an, sich in Paris breitzumachen, zum großen Nachteil der französischen Fabrikanten"; der Redner wies darauf hin, daß auf diese Gefahr schon vor zwanzig Jahren von einem Herrn Marret hingewiesen worden sei. Hierzu bemerkt der Herausgeber des Moniteur de la Bijouterie et de l'Horlogerie, daß er selbst sich seit Jahren mit dieser Frage beschäftigt und viele Artikel darüber geschrieben habe, oft habe er auch mit französischen Fabrikanten darüber gesprochen und diese hätten ihn ausgelacht. Jetzt lachten sie, scheint es, nicht mehr.

Deutschland bezieht von uns nicht nur die Muster, sondern auch die Arbeiter. In Pforzheim und Hanau gibt es eine Menge französischer Goldschmiede, und an ihrem Vorbilde lernen die deutschen, von denen viele schon hervorragende Fortschritte gemacht haben. Man muß den Mut haben, anzuerkennen, daß die deutsche Fabrikation sich großartig verbessert hat. Gewisse Artikel sind den französischen bereits gleichwertig, andere übertreffen sie sogar.

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Im kaufmännischen Geschäftsbetrieb sind uns die Deutschen unzweifelhaft überlegen. Sie besitzen alle Eigenschaften, die uns fehlen besonders Unternehmungsgeist, Ausdauer und ein unbedingtes Entgegenkommen allen Wünschen der Kundschaft gegenüber.

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Der Moniteur fährt dann fort: Ich bin niemals so dumm gewesen zu behaupten, daß die Deutschen mit den Franzosen betreffs Geschmack und Erfindungsgabe in Wettbewerb treten können. In dieser Hinsicht sind sie und werden sie uns immer untergeordnet sein. Aber diese Minderwertigkeit wird ausgeglichen durch ihre Geschicklichkeit im Nachahmen unserer Muster. Man würde erstaunt sein über die große Zahl von Deutschen, die sich in Paris nur zu dem Zweck aufhalten, die dortigen Neuheiten zu kopieren.

Vor einigen Jahren schon sagte mir der Verwalter der kunstgewerblichen Forney-Bibliothek, daß diese fast nur von Deutschen besucht würde. Sie studierten und kopierten von früh bis spät die neuen Bücher und Albums. Sie schickten diese Kopien an die deutschen Fabrikanten, die sich davon das Beste aussuchten. Die Fortschritte der illustrierten KunstZeitschriften erleichterten diese Arbeit ungemein.

Frankreich wird von deutschen Vertretern und Katalogen überschwemmt. Um die französische Konkurrenz besser zu bekämpfen, verkaufen sie zu billigen Preisen, zu vorteilhafteren Bedingungen. Sie riskieren auf diese Art Geschäfte, die oft zu Verlusten führen. Sie ertragen letztere mit gutem Humor, weil sie sich dadurch mehr und mehr im Lande festsetzen. Sie werden übrigens durch ihre Bankgeschäfte zweckmäßig unterstützt. Wenn schon vor 20 Jahren Herr Marret auf die deutsche Gefahr hingewiesen hat, so haben seine Kollegen seitdem in glücklicher Unwissenheit gelebt über das, was in Deutschland vorging und über den deutschen Charakter.

Die Deutschen haben in Hanau und Pforzheim große Fabriken errichtet. Sie machen niemals etwas halb. Sie hatten es sich in den Kopf gesetzt, ihre Schmuckindustrie in die Höhe zu bringen, und sie mußten dies mit der Zeit erreichen. Von Anfang an haben sie unsere Muster nachgemacht, zuerst

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sehr ungeschickt, weil ihre Arbeiter den unsrigen nicht gleichwertig waren, dann ließen sie sich französische Arbeiter kommen. Damals hatte das noch seine Schwierigkeiten; aber jetzt, wo die Erinnerungen an den Krieg von 1870 verblassen, finden sie so viele, wie sie haben wollen.

Ich sagte vorher, daß die Deutschen kühn sind; diese Eigenschaft haben sie durch die Siege von 1870 erworben. Vor diesem Kriege wußten Bismarck und andere, daß die deutsche militärische Organisation der französischen überlegen war, aber das Volk wußte es nicht. Für dieses war Frankreich noch das Land Napoleons, dessen Andenken, wenn auch schon weit entfernt, ihnen noch Furcht einflößte. Der

sich in einer ähnlichen Gemütsverfassung wie unsere Offiziere vor dem 1870er Kriege, die mit wenigen Ausnahmen den Krieg als einen leichten Spaziergang nach Berlin betrachteten und über die deutschen militärischen Ansprüche lachten. Ebenso glaubten unsere Fabrikanten, daß die Kunst eine spezifisch französische Blume sei, die nirgends anders wie in Frankreich ihre Blüten entfalten könnte. Daß die deutschen Fabrikanten ihnen in der Bijouterie gefährlich werden könnten, erschien ihnen ebenso unwahrscheinlich, als daß auf dem Kreuzberge in Berlin Burgunderwein wachsen würde.

Es ist eine alte geschichtliche Tatsache, daß lange Zeiträume des Gedeihens für die Familien und die Völker von

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Sieg von 1870 gab ihnen einen Hochmut sondergleichen; sie hatten durch ihn die ein Jahrhundert lang ersehnte und vorbereitete Revanche gewonnen. Ihre Anstrengungen waren von Erfolg gekrönt und dieser bestärkte sie in der ganz besonders deutschen Anschauung, daß man durch Arbeit und Ausdauer alles erreichen kann. Nachdem sie die französischen Soldaten besiegt hatten, warum sollten sie nicht auch die französischen Fabrikanten besiegen? Und unter dem Eindruck dieser Idee begann jene Reihe von Anstrengungen, mit denen sie uns in der Bijouterie Konkurrenz zu machen suchten, in einem so hervorragend französischen Geschäftszweige, auf dem sie uns in unserem eigenen Lande zu schlagen versuchen. Unsere Fabrikanten, berauscht durch eine lange Periode leichter Erfolge, durch die Mühelosigkeit des Geldverdienens und die Lobreden, die ihnen aus der ganzen Welt zu teil wurden, befanden

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Zu unsern Abbildungen.

Unsere Abbildungen sind diesesmal, mit wenigen Ausnahmen, nicht nach Photographien fertiger Gegenstände, sondern nach Entwürfen gemacht. Entwürfe geben unter Umständen ein weniger fertiges und schmeichelndes Bild als ausgeführte Gegenstände; dafür sind sie unmittelbarer und eher geeignet, als künstlerisches Vorbild und als Anregung zu dienen. Bei unsern fachkundigen Lesern wird es dazu nur kurzer Erläuterungen bedürfen.

Die 3 Silberbecher von Ludwig GeissingerBerlin werden vermöge ihrer schlichten und strengen Durchbildung Interesse erregen. Gemeinsam ist ihnen die Verwendung von Farbsteinen zur Dekoration und die beschlägartigen Motive, die anstatt der Ornamentformen auftreten.

Ein hübscher Gedanke ist es, daß A. Leutfeld von Hanau sich das Messerbänkchen zu

ENTWURF

VON W. FÜESS, MÜNCHEN.

Teil einer größeren Kollektion ihrer originellen und künstlerischen Erzeugnisse, die uns zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt wurde. Die übrigen werden in der nächsten Nummer erscheinen. Die Firma, deren Inhaber längere Zeit technischer Leiter in der bekannten Silberwarenfabrik Lutz & Weiß in Pforzheim war, ist erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit von Mainz nach Pforzheim übergesiedelt. Die Eigenart der hier abgebildeten Stücke ist durchaus beachtenswert; das mittlere derselben ist im Empire-Stil gehalten.

Mit der Tafel mit Proben der Eckmannschrift samt dazugehörigem Schmuck hoffen wir unsern Schriftgraveuren und wer sonst noch in unserm Fache mit Schrift zu tun hat, Freude zu machen und Anregung zu bieten. Wir hoffen, auch fernerhin solche Proben moderner Künstlerschriften bringen zu können,

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