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Hoheit verleiht. Bei dem Bilde der heiligen Agnes von dem spanischen Maler Alonso Cano in derselben Galerie führt ebenfalls eine Perlenkette über den Scheitel; hier teilt sich aber die Kette über der Stirn, läuft in zwei Wegen nach links und rechts und endigt nach der Stirn zu in einer Art Anhänger, ein vortreffliches Beispiel einer individuellen Behandlung des Kopfschmucks. Auf dem erhöhten Haarputz des Hinterkopfes erhebt sich zudem noch ein Diadem. Im 17. Jahrhundert war auch der Hinterkopf häufig Gegenstand des Schmuckes. Meist führte ein perlen- oder steinbesetzter Reif um die zusammengenommenen Haare und daran schloß sich der aus dem Zopf geflochtene Knoten, der seinerseits oft ein Käppchen oder auch einen kronenartigen Aufsatz erhielt. Ein Beispiel bietet das Frauenbildnis von B. van der Helst in der Berliner Galerie, bei dem auf dem Chignon ein Käppchen liegt, während davor eine doppelte Perlenkette um die zusammengefegten Haare geschlungen ist. Rembrandt, dessen sämtliche Bilder für unsern Gegenstand außerordentliches. Interesse bieten, hat seiner

Susanna mit der besetzten Reif um kopfes gemalt. Noch uns sein Bildnis der Galerie. Auch hier artigen Aufsatz eine die aber zugleich zu den Stirnseiten ter dem Ohr in einer Man sieht hier recht vielfachen WandGeschmack und dem Menschen der

Schmuckdetails zu nebenstehender Figur.

Alten einen perlendas Haar des Hinterwichtiger ist für Saskia in derselben ist um den turbanKette geschlungen, unter dem Turban niederfällt und hinArt Troddel endigt. deutlich, welcher lung je nach dem Bau des einzelnen Schmuck fähig ist. Die Troddel wirkt bei dem letzterwähnten Bilde wie ein Ohrgehänge. Dieses war im 17. Jahrhundert in Mode. Doch darf es nur in besonderen Fällen angewendet werden: es läßt nämlich das Gesicht mehr oval erscheinen, weil es die Längslinien des Gesichts verlängert; bei ohnedies ovalen Gesichtsformen ist es daher nicht am Platze, kann aber ein allzu rundes Gesicht verschönern. In der deutschen Renaissancezeit wurden auch Hutund Barettgehänge getragen. In der Eremitage zu Petersburg befindet sich ein Hutbehang, von dem Rücklin in seinem Schmuckbuch eine Abbildung gibt. Aigretten, d. h. Sträußchen oder Schleifchen mit Steinen und Perlen besetzt, wurden schon in älterer Zeit getragen. Gerade bei diesem Schmuck hat sich aber heute die Geschmacklosigkeit breit gemacht. Zu bedauern ist dagegen, daß die Haarringe mit Pendants, die an den Seiten des Kopfes oder an den Schläfen niederfielen, wie sie in Ägypten in älterer Zeit und auch in der deutschen Renaissancezeit getragen wurden, ganz außer Mode gekommen sind. Sechs schöne Beispiele derartiger Arbeiten besitzt das Museum des Vatikans in Rom. Indem sie dem Gesicht eine wirkungsvolle Umrahmung gaben, wirkten sie ähnlich, wie die oben erwähnten, rund um das Gesicht fallenden Ketten. Etwas Ähnliches sind die Schläfenbehänge, wie sie bei den Ausgrabungen in Troja, Rhodus, Mykene gefunden wurden. Wir haben es hier allerdings mit einem echt orientalischen Schmuck zu tun. Man erinnere sich, daß auch der das ganze Gesicht verhüllende Schleier orientalischen Ursprungs ist. Kurz erwähnen wollen wir hier endlich auch die Lockenhalter, dünne, spiralförmige goldene Ringe, die bei Ausgrabungen irrtümlich nicht selten für Fingerringe gehalten werden.

Vom Gesicht gehen wir über zum Hals. Die Cashivos in Peru tragen einen sehr wirkungsvollen Halsbehang oder eigentlich Nackenbehang, der hinten an den Haaren befestigt ist und nach vorn über die Brust in herabhängenden Enden fällt. Da die Gesundheitslehre den Frauen nahe, legt, den Hals frei zu tragen, dürfte sich vielleicht die Einführung dieses Halsbehanges empfehlen, der vor der Halskette den Vorzug hat, daß er den Hals nicht einengt und zugleich den Brustansatz betont. Die herabhängenden Enden müssen mit

AUS UNSERER SCHMUCKKONKURRENZ. Motto:,,Zweckmäßig". Leopoldine Vogt. Wien. Lobende Erwähnung.

entsprechend größern Gliedern, z. B. Filigrangoldkugeln beschwert sein. Weiter kommen wir zum Brustschmuck. In der nordischen Vorzeit war es üblich, mitten auf der Brust einen großen, schildartigen Buckelknopf aus Edelmetall zu tragen. In Ostfriesland und Oldenburg hat er sich bis heute erhalten. Eine leise ren die Knöpfe unserer die Probsteiner Bauerngeführt durch Elsbeth LehIsland hat auch dieser erfahren und im Altertumsfindet man viele schöne Sinn ist er deshalb, weil weiblichen Brust betont. Aufgabe vielleicht noch an der Halskette hängt herabhängt. Im griechi

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De tail zu „Logisch".

ebenfalls einen Brustschmuck zu tragen, meist das

Erinnerung daran gewähTheatermäntel. Auch an knöpfe, in die Mode einmann, sei erinnert. In Schmuck besondere Pflege museum in Kopenhagen Beispiele. Von tieferm er die Zweiteilung der Allerdings verfolgt diese besser der Anhänger, der und zwischen den Brüsten schen Altertum pflegte man Gorgonenhaupt darstellend,

von Schlangen umgeben. Margarete Bruns, die für alle diese Fragen ein sehr feines Gefühl hat, sagt treffend: „Auf der ruhigen Fläche der obern Brust hatte die Kette ihren richtigen Platz und kann mit einem spitz zulaufenden Anhänger,

der in ganz zarter Weise die Trennung der beiden Brüste andeutet, ein ganz reizvoller Schmuck des Weibes werden". Dieselbe Schriftstellerin macht auch darauf aufmerksam, daß die Kette den beweglichen Formen des Körpers nahegebracht werden sollte; man solle sie weder fest um das Handgelenk, noch um die beweglichen Muskeln des Halses winden, denen sie außerdem nur hinderlich sein würde. Im 16. Jahrhundert wurden Ketten, Bänder oder Schnuren sogar direkt unter dem Kinn am Hals

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AUS UNSERER SCHMUCKKONKURRENZ. Motto:,,Logisch". Leopoldine Vogt, Wien. Lobende Erwähnung.

getragen, was einer „spanischen Schnü-
rung" gleichkam, so z. B. auf dem
Bilde der Heiligen mit Kelch von Hans
Burkmair in der Berliner Galerie. Am
meisten charakteristischen Brust-
schmuck findet man bei den alten
Ägyptern. Die Pektorale hatten näm-
lich bei ihnen zugleich die Bedeutung
von Amuletten und wurden den Toten
ins Grab mitgegeben, damit Isis sie
schütze, meist in Form eines großen
Skarabäus (Stein in Käferform) in-
mitten einer Tafel; der Käfer wurde
deshalb gewählt, weil er, aus dem
Engerling hervorgehend, die Seelen-
wanderung versinnbildlicht.

Ein leider ebenfalls fast ganz in Vergessenheit geratener Schmuck ist die Schulterspange, dazu dienend, die Gewandenden über der Schulter mit einer Art Agraffe zusammenzuhalten. Ein hübsches Beispiel einer solchen Schulterspange sieht man auf einem Gemälde eines unbekannten Meisters aus Dürerscher Zeit im großherzoglichen Museum in Darmstadt. Erwähnt sei auch die Schulterspange als Symbol hohepriesterlicher Würde bei den Juden. Etwas Ähnliches ist die Mantelschließe, von der man ein reizendes Beispiel auf dem Bilde der heiligen Agnes in der alten Pinakothek in München sieht.

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Rückansicht zu „Ludovica".

Fast alle andern Schmuckformen stellen Behangschmuck dar und müssen mithin in beweglichen Gliedern gearbeitet und lose getragen werden, wie z. B. die Gürtelketten aus der deutschen Renaissance im Germanischen Museum zu Nürnberg getragen wurden. Unser Schmuck ist meist zu starr, zu eng anschließend, für Puppen, aber nicht für lebende und lebensvolle Wesen geeignet. Die Griechen hatten dafür ein sehr feines Gefühl. Auch der Hauptvorzug der orientalischen, südrussischen und nordischen Filigranschmucke liegt in eben dieser Beweglichkeit.

Zum Aufnähschmuck gehören erstens einmal die Knöpfe, vorausgesetzt, daß sie aus Edelmetall in künstlerischer Weise hergestellt sind. Im Orient, sowohl im Altertum als in der Neuzeit, wurden solche Knöpfe meist aus Goldblech mit Randstegen und eingesetzten halbkugelförmigen Erhebungen oder auch filigranartig als Halbkugeln in durchbrochener Arbeit viel getragen. Miethke veröffentlicht in seiner Schrift über den Bauernschmuck interessante Beispiele von Schmuckknöpfen aus dem Altenland bei Hamburg. Er unterscheidet den flachen Knopf, den Buckelknopf und den Stulpenknopf. Auch in Friesland wurden solche Schmuckknöpfe viel getragen. Desgleichen in Schweden und Island. Ferner gehört zum Aufnähschmuck jede Art von Kleiderschmuck, der in Edelmetall gearbeitet ist. Heute ist derselbe kaum noch zu finden. In der Renaissancezeit war er beliebt. Möglich, daß die heutige Mode der Applikationen, zu denen dieser als Behang aufgenähte Schmuck sehr gut sich eignen würde, namentlich an den Schultern, an der Brust, am untern Teil des Rockes, wieder zum Kleiderschmuck zurückführen wird.

AUS UNSERER KOSTÜMKONKURRENZ.

Motto: „Ludovica". W. Örtel, München. Lobende Erwähnung.

Wir kommen endlich zum Fußschmuck. Fußschmuck klingt uns heute allerdings seltsam, fast lächerlich. Aber gottlob kommen wir heute wieder dazu, für die Bedeutung des Fußes als der Basis des menschlichen Baues, sowie auch für die sinnreiche Gliederung des Fußes Verständnis zu zeigen. In Amerika ist es sogar unter vornehmen Damen Mode geworden, den nackten Fuß zu zeigen, und zu wetten, wer den schönsten Fuß habe. Von hier ist kein weiter Weg bis zum Fußschmuck. Dazu gehören erstens einmal die Fußringe, die nicht nur schmücken, sondern auch dem Fußgelenk einen Halt geben sollten. In Samoa werden sie heute noch getragen. Zehenringe, die in zweiter Linie zum Fußschmuck gehören, trugen noch die Merveilleusen des französischen Konsulats.

Zum Schluß seien mit kurzen Andeutungen noch einige weitere bisher nicht erwähnte Schmuckformen angeführt. Der Rockaufraffer war als Rockopholer in den Elbmarschen ehedem bekannt und beliebt. Ebendort wurde der Schürzenaufstecker (Platenstecker) und die Miederkette oder Miederspange als zu den Schmuckformen gehörig behandelt. Weiter sei für eine künstlerische Behandlung der Schuhschnalle die Anregung gegeben. Besonders für den Ballschuh liegt die Ausführung in edlern Metallen und in künstlerischer Arbeit nahe. Dasselbe gilt von dem Fächergriff, dem gewöhnlich viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und endlich sollte der Schlüsselhalter, den die Wirtschaftsfrau sich hinter die

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