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ENTWÜRFE ZU MODERNEN UHRGEHÄUSEN VON MALER F. W. NEUMEYER IN MÜNCHEN. LOBEND ERWÄHNT GELEGENTLICH UNSERES PREISAUSSCHREIBENS ZUR ERLANGUNG KÜNSTLERISCHER TASCHENUHRGEHÄUSE - DEKORATIONEN“.

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Ob Schmuck das wertvollste Geschenk ist, das man wählen kann, hängt von der eigenen Wahl ab, sicher aber ist es das dauerndste und, weil für den Gebrauch bestimmt, ein Andenken im besten Sinne. Der Schmuck begleitet die Frau auf allen Festtagen ihres Lebens, und so ist ein solches Geschenk zugleich ein Festgenosse, der, selbst eine schöne, herzliche oder freundliche Erinnerung tragend, immer reicher wird durch die Fülle schöner und liebenswürdiger Erinnerungen, die sich im Laufe der Jahre an ihn knüpfen. Aus edlem Metall eine kunstvolle Arbeit das ist, selbst wenn sie sich in bescheidenen Grenzen bewegt, ein Geschenk von dauerndem Wert und unendlicher Gebrauchsfähigkeit.

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Der Schmuck, den wir kaufen, ist entweder ein Zierstück an sich, das um seiner selbst willen da ist. Dann sind Perlen und Edelsteine nur die Mittel zum Zweck einer schönen Wirkung, der farbigen Ausschmückung des Edelmetalls, Gold oder Silber, aus dem das Schmuckstück besteht. Buntschillernde Vergoldungen, Emails, durchsichtig oder schwer, Filigran und die Modellierkunst des Goldarbeiters vereinigen sich mit den Steinen und Perlen zu einem Ganzen, das eine geschlossene Einheit, ein Kleinkunstwerk im besten Sinne ist. Solch kleines Kunstwerk, sofern es edel und schön, nach einem selbständigen Formengeschmack gebildet ist, wird, auch wenn sein Erwerb nur bescheidenere Mittel in Anspruch nahm, in seiner Art ein vollendetes Stück Schönheit und eben darum eine Zierde sein.

Anderseits ist der Schmuck das Mittel zum Zweck. Der Kapitalwert und für manchen ist der Ankauf wertvoller Edelsteine die sicherste Kapitalsanlage der Brillanten oder Rubine, die Pracht, die Leuchtkraft, der feine Strahlenton der Edelsteine ist das wichtigste, soll hervorgehoben durch edle und verständnisvolle Fassung, zum Schmuckgegenstand werden. Hier ist also die Fassung als Kunstwert erst in zweiter Linie, und ihre künstlerischen Ziele müssen oft hinter der Notwendigkeit eines bestimmten Arrangements der Steine zurücktreten.

Schmuck hat den Vorzug, über der Mode zu stehen und ihre wechselnden Torheiten zu überdauern. Aber jede neue Mode trägt dem Schmuck neue Motive zu und erschließt ihm neue Gebiete. Wer heute Schmucksachen als Geschenk sucht, findet eine ungeheuer größere Fülle von Gebrauchsgegenständen

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Schön gearbeitete Schirmkrücken aus Silber sind für Herren und Damen ein üblicher Gebrauchsgegenstand geworden, die zierlichen Alpaka-Schuppen-Taschen und die silbernen Schuppengürtel, die Sammet- und Ledertaschen mit silbernem Bügel und Monogramm, die Chatelaines, Parfümflacons, Spiegelchen und Notizbüchlein, die Zigarren- und Zigarrettenetuis sind ganz üblicher Weise heutzutage aus guter Silberarbeit hergestellt. Hier bietet sich eine Fülle der liebenswürdigsten Gebrauchsgegenstände in anmutiger Form und in unverwüstlichem Material dar.

Und auch die so unendlich reich variierenden, so ideenreich gebauten Gürtelschlösser von heute werden nach und nach in edlem Material gewählt. Hier bringen schillernde Vergoldungen, bringen Vereinigungen von Silber und Gold die reizendste Abwechslung. Nachgerade ist unsere Ideenfülle für den Bau der Gürtelschlösser eine so reiche geworden, daß jede Dame sich ein solches Schloß in kunstvoller Arbeit nach dem Sinn ihrer Individualität wünschen kannrätselhafte Linien, verschwiegene Ornamente, sinnige Blüten und wenn mit diesem Schloß die schöne Rückenstütze des Gürtels in geschmackvollem Einklange steht, ist dies ein Schmuckstück ersten Ranges.*) Aus unserer Großmutter und Urgroßmutter Zeiten haben wir manche prächtige echte Schnalle, manchen Riegel aus Gold, Edelsteinen und kunstvoller Goldeinlage in Perlmutter geerbt und wer die Unhaltbarkeit der heutigen unechten Marktwaren aus

*) Diese Schnallen werden auch zum Schmuck eines seidenen Bandes um den Hals vorn oder um den Ausschnitt, oder als Brustschmuck eines Reformkleides getragen.

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bis zum zierlichen Seitenkamm kann heute jede

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Frau brauchen. Es ist ganz merkwürdig, wie kleidsam gerade ein echter, edel und schön gearbeiteter Haarkamm ist, wie viel mehr er auch aus dem schlichtesten Gesicht macht im Vergleich zu den Straß- und Zelluloidnadeln und Kämmen, denen man mit Unrecht gern den Vorzug gibt. Breite Kämme, Nadeln mit einem Schmuckkopfe, Seitenkämme und Haarpfeile, Spangen und Diademe

alles kann heut wie je eine glückliche Verwendung finden. Selbst die Hutnadel, mit bunten Steinen geziert, wählt man heute gern in guter Arbeit als Geschenkstück.

Die Sicherheitsnadel, als kleinstes, zierlichstes Toilettestück, mit feinen Brillantrosen besetzt, ist in allen Formen zu brauchen zu der Toilette einer Dame. Wer ahnt überhaupt die Grenze der Verwendbarkeit solcher Nadel? Für Kravattenschleifen und Schlipse, für Jabots und Kragen sind sie notwendig, in größerer Form für Gürtel, Rock- und Jackenschluß, zum Aufraffen der weiten Ärmel,

die Brosche von ihrem Herrschersitz herabgestiegen wäre. Die Brosche wird in Silber wie in Gold ausgeführt, modern, sezessionistisch oder als stilreine Renaissancearbeit immer getragen, und es bleibt in dem Gebrauch der Broschen ein unendlicher Spielraum, da sie zum schlichtesten Alltagskleid wie zum Festkleid, zum Reitkleid wie zur Tennisbluse getragen werden, und immerhin überall selbst den Charakter wechselnd zum Stil der Toilette stimmen müssen. Das Prinzip unserer heutigen Mode, allem Schmuck den Charakter des Herabhängenden zu geben, hat auch Broschen mit herabtanzenden Perlen und Steinchen geschaffen. Zahllos ist ferner die Schar der Anhänger", die so

THEATER- UND KONZERTBLUSE. PHOTOGR.: KRÜGER & SKOWRANEK, BERLIN.

ja, eine ganz, ganz große

Form in schöner Linienführung mit Steinschmuck wird neuerdings gern dazu benutzt, den Hut am Haarknoten hinten von oben aus festzustecken so daß sie zugleich eine Hutagraffe ersetzt einen Hutschmuck von Wert bildet und doch auf diese Weise gegebenen Falles nicht in der Garderobe bei dem Hut bleiben und Fremden in die Hände fallen kann. Diese großen Nadeln werden gern in Silber gearbeitet, wie auch die Boahalter, die als eine nach zwei Seiten umgebogene Spange wie als Hakenverschluß in Gebrauch sind. Email und Steine dienen als Schmuckmotiv darin.

Die Umbildung der Sicherheitsnadel zur Brosche hat sich vor unendlich langer Zeit vollzogen, ohne daß jemals

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eine Damentoilette brauchen kann, die jede der zierlichen Ketten und Kettchen, die bald als Lorgnettenkette, bald als Uhrkette, als Armband, als Halsoder Schulterkette, lang herabfallend, oder um den Hals geschlungen, tragen kann.

Zierliche Flacons und Geräte, Medaillen zartester Größe, Medaillons, die ein liebes Bild aufnehmen können, alle unendlichen Variationen vom Stilvoll-Ernsten zum Lieblich-Süßen sind hier geschaffen. Der Manschettenknopf hat noch einen Bruder in dem zierlichen Doppelknopf des modernen Damenkragens erhalten, jenes weißen Leinenkragens, der vorn mit einem Zierknopfpaar über dem Kleide gehalten wird. Für Mäntel und Jacketts bleibt eine Reihe schöner echter Goldknöpfe immer gediegenster, unverwüstlicher Schmuck.

Um nun zum Schluß zu kommen mit dieser langen Reihe köstlicher Geschenke, die uns aus den Werkstätten unserer Goldschmiede entgegenwachsen, will ich noch erwähnen, daß die moderne Kunst sich auch das Gebiet der Ringe erobert und neugestaltet hat, daß man heuer in Paris mit langen, spitzenbesetzten Halbhandschuhen zur Gesellschaft geht, und die Finger mit einer Reihe blitzender Ringe aus edlem Metall ziert.

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Es würde zu weit führen, wollte ich hier alle der köstlichen Geräte denken, die sich aus Edelmetall für den Hausgebrauch längst eingebürgert haben. Nennen will ich hier nur, was die neue Zeit mit ihrer Eigenkultur an neuen Zier- und Gebrauchsgeräten uns bietet. Die Schalen der zierlichen Zwergpalmen, die Spiegel von graziösester Form, die mit Silber montierten Ziervasen, die Konfitürenschalen, die Teegläser mit ihren typischen Langtabletts, die so bequem zu servieren sind, die Messerbänkchen, Serviettenringe, Petschafte und Falzbeine, die Kassetten mit Plakettenschmuck und die Miniaturuhren, die auf reizendem Ständer ruhen. Aber eines alten guten Freundes will ich hier noch besonders gedenken des silbernen

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Die Mode von heute ist, wie unsere Abbildungen beweisen, recht eigentlich eine Schmuckmode. Ketten von zartester wie schwerster Form werden im reichen Maße getragen, Pelzjacken und Wintermäntel zieren die Knöpfe aus Edelmetall, Gürtel und Ringe werden so viel, wie bisher niemals, getragen und unendlich kostbar ausgestattet, und schließlich verlangt das Reformkleid, das Künstlerkleid geradezu einen schönen eigenartigen Schmuck. Freilich zieht andererseits die Mode, die so unendlich viele verschiedene Formen und Vorbilder bietet, auch für die Verwendung all ihres Reichtums strenge Grenzen des guten Geschmacks. Hier vor allem ist das Sprichwort wahr: „Den ein sin Uhl, den annern sin Nachtigall." Was dem 17 jährigen Mädchen anmutig und kleidsam, wirkt bei der 30 jährigen Frau nüchtern und bei der 40 jährigen deplaziert. Hier also ist Geschmack in erster Linie bestimmend für die Wahl, aber auch für die

Verwertung des Schmuckes. Die große Balltoilette ist sehr viel reicher mit Schmuck auszustatten als die Konzertbluse oder gar als das Sportkleid oder Hauskleid. Auch Schmuck kann wie die Toilette traulich, praktisch, bieder, reizend oder imposant sein, und es ist geboten, die Gelegenheit seiner Verwertung in diesem Sinne wohl zu überlegen.

Um an der Hand unserer Abbildungen die Mode zu erklären, sei in erster Linie auf die immerhin durchgreifende Sitte hingewiesen, bei Dejeuners, bei Wohltätigkeitsfesten und Empfängen wie in den Theaterlogen den Hut zum ausgeschnittenen Kleide zu tragen. Eine Mode, die, wenn sie nicht bequem, hervorragend kleidsam ist. Daß hier der Hut durch gediegenen Schnallen- und Nadelschmuck auszuzeichnen ist, dürfte erklärlich sein. Das Gesellschaftskleid Seite 154 ist in diesem Charakter gehalten, zu dem dunklen Hut aus Chiffon, mit reichem Federschmuck, harmoniert das offene

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Jäckchen aus blauem Pailettentüll, das über die hellgrüne Seidenrobe gezogen ist. Die Taille schließt unter einer reichen Schnalle. Den breiten GuipüreKragen ziert ein Valenciennes - Spitzenvolent, der, von zwei schönen Schmucknadeln gehalten, vorn den Ausschnitt begrenzt. Die Perlenkette begleitet ein feines Goldkettchen, das den zartgebauten Anhänger als dezentesten Schmuck eines schönen Halses trägt In der Garderobe wartet der weite, lose Mantel aus hellblauem Tuch mit reicher Silberstickerei und silbernen Knöpfen.

Eine gedrängte Übersicht des modernen Schmuckes von heute bieten wir mit den zahlreichen Abbildun

gen auf S. 155. Die Kettenarmbänder sind teils glatt, in origineller Verschlingung, teils mit Steinschmuck und sehr weit modern. Von den großen silbernen Si

cherheitsnadeln, den Anhängern, den fein ornamentierten Broschen und Agraffen sprachen wir eingangs bereits. Bevorzugt ist neben Gold und Silber Platin, durchsichtige Emails geben einzelnen Stücken besonderen Reiz, undurchsichtige wirken wie Edelsteine.

Die so unverwüstliche und ja auch unverwüstlich schöne rohe Seide diente als Material für das Kleid S. 156, das zum Blendenrock ein Spitzenjäckchen zeigt. An langer Kette eine Medaille als Anhänger, das gestattet noch ein

zierliches Halskettchen

ROHSEIDENES KLEID MIT SPITZENJÄCKCHEN. PHOTOGR.: BECKER & MAASS, BERLIN.

dazu. Ein Armband und der moderne Ringschmuck vervollständigen die Toilette. Die kleinen Seitenkämmchen die Mode bevorzugt Seitenkämmchen in allen Größen sind mit einer Reihe Brillantrosen besetzt.

Wie vielfach Ketten gegliedert und geschlungen

sein können, zeigt die Seite 157.

Mit dem Bilde auf S. 158 kommen wir zu jenem Schmuck, der zur großen Toilette der reiferen Frau gehört. Das breite Perlenhalsband umschließt den Hals dort, wo das Alter seine ersten Falten zeichnet und gibt daher der Erscheinung den Charakter der Jugendlichkeit wieder. Die Toilette aus lichtblauem Brokat mit abgepaßt eingewirkten weißen Ornamenten ist mit weißem Chiffon durchgarniert. Die Vorderbahn des Rockes und die vordere Taille bildet Chiffon, mit weißem Chenilleflechtwerk überlegt, zarte Spitzenfiguren sind dem Chiffon appliziert. Der Halsausschnitt bleibt genau in den Grenzen des zur Kleidsamkeit Gebotenen. Eine kostbare Perle hängt an besonderer Kette. Perlen unterbrechen auch die Einheit der Lorgnettenkette. Drei prächtige Kämme schmücken das Haar. Während zwei davon aus Schildplatt, lediglich mit einer grossen Perle geschmückt sind, ist der mittlere durch eine dichte Brillantenreihe strahlend gehoben. Brillantohrringe beleben die Farbentöne des Gesichts.

Mit den Abbildungen auf S. 159 zeigen wir, welch reizende Motive in Damenuhren die heutige künstlerische Mode kennt.

Im ganzen darf man behaupten, daß Jacken und Jäckchen, Schoßtaillen und Boleros die Mode beherrschen, indes die weiten Radmäntel in Acht und Bann getan sind. Seide, Samt und Tuch sind die herrschenden Stoffe, und die Vorliebe der Mode für weiche, schlichte, ungemusterte Stoffe, Libertyseiden oder ganz zart im Regenbogen durchtönte Chiffons bestimmt gerade eine reiche Verwendung des Schmuckes.

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