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Unsere Bilder.

Wie im vorigen Hefte erwähnt, bringen wir heute noch einige Arbeiten Ernst Riegels-München zur Abbildung, die seine gleichmäßige Beherrschung des Technischen, des Figürlichen und Ornamentalen zeigen. Ein technisch besonders interessantes Werk ist der Becher auf S. 130. Der Körper des Bechers selbst ist aus poliertem Silber, der Mantel dagegen aus Tombak. Die Motive dieses Mantels, Äste, Blattrippen und Vogelleiber, sind in Silber tauschiert, die Augen, Füße und Schnäbel der Kakadus sind in einer Gold-Kupferlegierung, die Früchte aus Gold eingesetzt. Die Blätter sind in einem sehr feinen Grünlich-Braun gehalten, die Füße, Augen und Schnäbel der Vögel schwarz patiniert. Bei dem krönenden Figürchen sind Haare und Gewand tiefrot gefärbt, der Naturabguß, den die Figur in der Hand trägt, ist grün patiniert. Die ganze, 25 cm hohe Arbeit ist von ganz ungewöhnlichem Farbenreiz. Die übrigen Arbeiten, der Dianapokal, der Becher mit der Geigenspielerin, zeigen, daß Riegel

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gerne einen bestimmten Gedankengang mit seinen Kompositionen verbindet.

Mancherlei Anregungen werden die von Maler H. WidmerBerlin entworfenen Kettenmuster bieten; die beiden Kettenanhänger entsprechen der gegenwärtigen Mode. - Eine gediegene Ausführung (von Rud. Büttner-Berlin) und schöne Wirkung zeigen die beiden auf S. 135 abgebildeten, von dem gleichen Künstler entworfenen Herrenuhrketten.

Auf der letzten Seite bringen wir eine Anzahl hübscher Fahnennägel, entworfen und ausgeführt von Ziseleur O. Siebmann-Berlin. Fahnennägel nennt man bekanntlich die metallene Zierplatte, die an der Fahnenstange angebracht zu werden pflegt. Man deutet auf derselben gerne den Zweck oder den Charakter der Korporation an, welche den Fahnennagel stiftet. Diese Aufgabe ist auf unseren Mustern in geschmackvoller und sinniger Weise gelöst.

R. R.

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Es gibt wohl kein zweites Gebiet in unserer Branche, in welches die Massen-Fabrikation in so verhängnisvoller Weise eingegriffen hat, als in der Fabrikation von Simili-Bijouteriegegenständen. In seiner Hauptsache ist dieser Industriezweig englischen Ursprunges, wie auch heute noch die meisten Fabrikate nach diesem Lande abgesetzt werden. Es hat sich die Anfertigungsart dieser Schmucksachen, je nach dem Bedarf und den dafür angesetzten Preisen, in sehr verschiedene Abteilungen getrennt, von welchen wieder gewisse Fabriken nur die eine oder andere Art von Spezialitäts - Artikeln beherrscht. Im Anfange der Entstehung der Similibijouterie wurden ebensolche Steine, oft noch in Verbindung mit anderen Steinen, gefaßt und man kann behaupten, daß dieses Genre eigentlich die Fortsetzung der früheren Silberbijouterie ist, bei welcher meistens Türkise mit Perlen oder auch Korallen und Perlen miteinander abwechselnd Verwendung fanden. Je mehr sich jedoch die Schmuckgegenstände mit Similis einführten, desto mehr trat auch die zuvor vorhandene Türkisund Perlbijouterie in den Hintergrund, und heute sieht man in Silberwaren hauptsächlich nur noch Similibijouterie im Handel. Als dieser Industriezweig sozusagen noch in den Kinderschuhen steckte, war man darauf angewiesen, eventuell Dutzend- oder Großanfertigungen vermittelst Aushauen, Pressen oder selbst durch Montieren der einzelnen Gegenstände zu vollziehen, und die auf solche Waren verwendete Zeit war eine gegen die heutige Technik ganz bedeutende. Demzufolge waren auch die Aufwendungen für Arbeitslöhne und dgl. größere, so daß sich eben solche Waren neben den anderen Artikeln nicht allzu leicht einführen ließen, um so mehr als die Technik in der Anfertigung von billigen und gediegenen 8 Karat-Goldwaren derart vorgeschritten war, daß auch auf diesem Gebiete schon Erstaunliches geleistet wurde, und folgerichtig der Similibijouterie eine erneute Konkurenz erwuchs. Jedoch gar zu bald sollte letzterer Industriezweig eine technische Vollendung erhalten, die ermöglichte, Waren in ganzen Mengen schnell und billig herzustellen und ohne großen Metallverluste, mit entsprechend billiger Bearbeitungs

weise, in den Verkehr zu bringen. Das Gewerbe der Kunstgießerei hatte sich plötzlich auf das Formen von solchen Gegenständen der Similibijouterie geworfen, und binnen kurzem war das Rätsel der weiteren Entwicklung dieser Fabrikation gelöst. Man konnte Broschen, Nadeln, Anhänger usw. nach einmal gemachten Modellen gießen, und brauchte nur noch Scharniere und Haken aufzulöten, um z. B. eine Brosche fertiggestellt zu haben. Mit großer Geschwindigkeit dehnte sich nun auch dieser Berufszweig aus, und überall tauchten neue Firmen auf, welche sich mit der Herstellung solcher Waren befaßten. Dabei fiel wesentlich ins Gewicht, daß bei dem in Betracht kommenden billigen Metall (meist 800000 Silber) und der Billigkeit der Similisteine auch minderbemittelte Fabrikanten in der Lage waren, mit zu konkurrieren. Selbstverständlich war, daß mit der Zeit auch in dieser Branche die Arbeitsmethoden bzw. die fertigen Artikel sich voneinander unterschieden, und man hatte eingeriebene Similisachen, abgedeckte und in Faden angelegte Similiwaren, aber nur das Fassen änderte das Aussehen der Waren, da ja der Goldschmied den Gegenstand nur vom Guß abzusägen und die Broschierung aufzulöten brauchte, sich also dessen Arbeit auf ein Minimum beschränkte. Die Arbeit des Fassers jedoch wurde eine sehr verschiedenartige, so daß es im Interesse vieler Juwelierarbeiter liegt, wenn wir diesen Arbeitsverrichtungen einige Zeilen widmen, um so mehr, als gerade über das Fassen von Similis unter den Juwelierarbeitern Deutschlands außerhalb unserer Fabrikstädte noch sehr verschiedene Meinungen existieren, und manchem mehr Steine zersprangen, als er einfaßte.

Die Hauptbedingung beim Fassen von Similis ist, daß der Stein vor dem Einfassen mit einer Nadelfeile an der Rondiste etwas umfeilt wird, und daß, unter Berücksichtigung dieses Umstandes, das Bohrloch nie größer gebohrt wird, als daß gerade der Stein hineingeht, da sonst in den meisten Fällen Schwierigkeiten im Befestigen entstehen. Bei getuschten und eingeriebenen Similis darf das Bohrloch nie tiefer sein, als daß gerade die Steinrondiste unterm Silber steht. Alsdann

wird der Stein mit einem runden, vorn nicht allzuspitzen Anreiber angerieben, bis das Silber fest an dem Stein anliegt. Muß der Stein zuvor noch getuscht werden, so reibe man sich je nach der gewünschten Farbe schwarze oder dunkelgraue Tusche an und fahre mit einem zugespitzten Streichholz voll solcher Tusche um den Umfang des umfeilten Steines, worauf erst das Anreiben folgt. Mit möglichst schmalen Sticheln wird alsdann das umstehende Silber verschnitten, bezw. werden an den Stellen Körner angedreht. Ist der Gegenstand vergoldet, so wird vor dem Bohren die gesamte zu fassende Fläche mit einem scharfen Schaber oder glanzgeschliffenen Flachstichel weißglanz geschnitten. Die Tuschierung der Simili geschah seither immer in gleichen Tönen, in letzter Zeit werden jedoch auch ausgefaßte Tierchen, Blätter usw. verschieden getuscht, so daß Schatten- und Lichtpartien sich gut voneinander abheben, diese letztere Fasserarbeit hat sich schon gut eingeführt. Similis, die wie gewöhnliche Körpersteine in Faden verschnitten werden, werden ebenso tief gebohrt und verschnitten als andere Körpersteine, jedoch mit dem Unterschiede, daß hierbei die Steine erst befestigt werden, nachdem alle anderen Arbeitsverrichtungen, wie Bohren, Verschneiden usw., vorausgegangen sind. Befestigt werden diese Steine entweder durch unsichtbare Stiche neben dem angelegten Korn, oder durch leichtes Andrücken des Kornes selbst an den Stein. Dies war soweit die Herstellungsweise der Waren in vergangener Zeit. Seit einigen Monaten wird nun, zum großen Teil veranlaßt durch die kolossalen Preis-Drückereien in den Similiwaren, ein Verfahren angewendet, das

die Vergoldung an der zu fassenden Ebene abpoliert und die Steine vom Fasser nur noch in den Gegenstand mit sogenannten Stichen befestigt, eine Arbeit, die das Kouranteste von Kouranten ist und ein ordnungsgemäßes Fassen des Schmuckes ausschließt. So schnell, wie sich also die Simili-Bijouterie eingeführt hat, so schnell hat sie auch abgewirtschaftet, und zwar einesteils durch die

angefachte Konkurrenzwut einzelner Fabrikanten, unter Benutzung aller gebotenen technischen Hilfsmittel; ebenso jedoch auch durch den Umstand, daß sich der Fabrikant dazu verleiten ließ, zu jedem ihm gebotenen Preise solche Waaren in Masse hinauszuschleudern. Seinen Höhepunkt hat dieser Industriezweig erreicht, um wahrscheinlich in nicht allzuferner Zeit wieder zu sinken. Nicht nur Fabriken fertigen in letzter Zeit solche Waren, nein auch die Hausindustrie wird herangezogen, und in Stadt und Land sehen wir Goldschmiede, ja ungelernte Arbeiter, die einzelne Gegenstände vom sog. Gußbaume absägen, damit alsdann am Samstag ein rechter Kasten voll dem Fabrikanten oder Grossisten abgeliefert werden kann. Hand in Hand mit dieser Fabrikationsweise ist nun auch der dafür gezahlte Verkaufspreis und Arbeitslohn gefallen, und da, wo noch vor Jahren der Fabrikant durch diesen Industriezweig ein kleines Vermögen erwarb, und dem Arbeiter ein sorgenloses Dasein beschieden war, gilt es jetzt für den Fabrikanten, in geschäftsstiller Zeit andere Artikel zu fertigen, oder seine Arbeiter, jedoch ohne Gehalt, einstweilen zur Disposition zu stellen. Zur Zeit der Bestellungseingänge auf Simili kann er dann wieder nicht schnell genug liefern, und Überstunden würzen das Leben des Fabrikanten und Arbeiters bis ins unendliche. Und wie die Arbeit den Kulturstand der Völker kennzeichnet und die Höhe der Fachtechnik in das Kammrad des Weltgetriebes eingreift, so wird auch allen auf Täuschung berechneten Erzeugnissen ein baldiges Ende bereitet sein, denn es ist nur Simili! Der Schein trügt!

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LEUCHTER,

ENTWURF VON C. NIES, STUTTGART.

die Similibijouterie auf das Niveau der kurantesten Massenartikel herabdrückt. Das zum Gießen angelegte Modell wird auf das feinste hergestellt, die angelegte Faßebene wird mit Körnern versehen und verschnitten, so daß sich alle Details auf das Genaueste ausgießen lassen. Nunmehr wird bei dem fertigen Gegenstand, nachdem er vom Goldschmied mit Broschierung versehen, poliert und vergoldet ist, wieder

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Ausgeschwemmte Ware.

Silberboden, Doublé und Scharnier.

Als wir am 5. August unseren Artikel über ausgeschwemmte Ware der Öffentlichkeit übergaben, sprachen wir zum Schlusse die Hoffnung aus, daß der Verbandstag in Halle sich dahin entscheiden würde, daß für ausgeschwemmte Ware kein Bedürfnis mehr vorhanden sei, und sie durch gutes Doublé ersetzt werden könne. Diese Hoffnung ist nur zum Teil in Erfüllung gegangen, denn obwohl mehrere Redner außer dem Referenten zur Sache sich äußerten, kam der Kernpunkt, dessen Behandlung man nach dem Wortlaut der Tagesordnung

hätte erwarten sollen, doch nur sehr schwach zur Sprache, und man einigte sich schließlich auf eine Resolution, daß Vorstand und Ausschuß nach Möglichkeit kontrollieren sollten, ob die angebotene und verkaufte Ware dem angegebenen Gehalt auch entspricht.

Mit dieser ihnen vom Verbandstag gestellten Aufgabe werden Vorstand und Ausschuß des Verbandes nur dann etwas anfangen können, wenn ihnen aus den Kreisen der Goldschmiede heraus Waren zweifelhaften Charakters zur Untersuchung bezw. Begutachtung vorgelegt werden. Es sei deshalb an dieser Stelle nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, daß eine

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