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gebrannt. Nur sind die einzelnen Formen und Abteilungen nicht mit MetallLinien eingefaßt, und die Oberfläche des Metalls erfährt keinerlei Bearbei

tung, weder durch Gravieren noch Schneiden oder Treiben, wie dies bei der Emaillierung im engeren Sinne der Fall ist. Und wenn es auch historisch korrekt ist, die Arbeiten der Renaissance mit ,,Limoges" zu bezeichnen, so kann dieser Ausdruck doch unmöglich ausgedehnt werden auf die Erzeugnisse der während der letzten 12 Jahre in England sehr viel weiter fortgeschrittenen Technik. Auch in bezug auf die ganze Art der Auffassung arbeiten wir heute vollständig anders. Wir suchen all die besonderen Vorzüge des Emails zu entwickeln, was bei den Limoges - Arbeiten durchaus nicht der Fall war. Der größte Vorzug, die höchste Schönheit des Emails besteht in der unnachahmlichen, durch keine andere Technik zu erreichenden Leuchtkraft seiner Töne, in der prächtigen Leuchtkraft seiner Farben. Diese Vorzüge finden wir aber weder in den alten LimogesArbeiten entwickelt noch in den Werken der neueren französischen Schule, die sich meist sklavisch an die alten Arbeiten anschließen. Vielmehr ist hier nur eine in weißer Farbe auf schwarzem Grunde durchmodellierte Zeichnung zu sehen, oder es ist die schwarzweiße Darstellung mit dünnen Lagen von durchsichtigem Email koloriert. Manchmal sind sie noch belebt durch einzelne Teile von foliiertem Email, die dem Ganzen aber auch nicht mehr Kraft und Tiefe verleihen können.

ERNST RIEGEL, MÜNCHEN: DIANA-POKAL IN SILBER.

Jedenfalls sind die künstlerischen Möglichkeiten der Emailtechnik in den Limogesarbeiten keinesfalls ausgenutzt. Anderer

seits zeigen die von den besseren Künstlern ausgeführten Arbeiten jener Zeit ein großes Verständnis für die Technik und eine rühmenswerte Ausführung. Wie enge Form und Farbe in der Emailkunst zusammenhängen, wird ersichtlich, wenn man eine Photographie, also eine farblose Nachbildung, einer byzantinischen Emailarbeit neben eine solche aus der Renaissancezeit legt. Man wird bemerken, wie wundervoll die Formen und Linien im Charakter mit der Farbengebung übereinstimmen, und umgekehrt, und zugleich, wie grundverschieden sie wieder untereinander sind. In bezug auf die Renaissance ist es eigentümlich, zu beobachten, daß eine Zeit, welche in ihrer Malerei die Farbe so pflegte, in der Emailkunst so wenig Sinn dafür bewies. Übrigens sind die Venetianer-Emails in dieser Beziehung wesentlich feiner als die Limoges-Arbeiten. Die Arbeitsweise des Maleremails ist grundverschieden von jeder andern Emailtechnik. Zunächst mochte man gefunden haben, daß

es nicht unbedingt notwendig war, Vertiefungen im Metall für die Aufnahme des Emails herzustellen, und die einzelnen Farben und Töne durch Metallstege zu trennen. Das Email ließ sich, wenn man richtig operierte, auch ohne das am richtigen Ort aufschmelzen. Jedenfalls sind die Zellen und Stege für die Farben keine unumgänglichen technischen Erfordernisse. Es müssen aber, soll die Arbeit ohne sie gelingen, verschiedene Erfordernisse beachtet werden, die ich ihrer Wichtigkeit wegen hier zunächst anführe. Es sind dies die folgenden: Man benutze nur harte, schwer schmelzbare Emailfarben, die ebensogut wie das verwendete Metall vollkommen rein sein müssen; das benutzte Wasser soll chemisch rein sein. Überhaupt muß allgemein die größte Reinlichkeit beobachtet werden: Reine Metalle, reine Werkzeuge, reine Pinsel, reine Gefäße, Näpfe und Untersätze, einen reinen Ofen und reine, frisch zubereitete Emailfarben. Das Maleremail wird meist

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auf Kupfer angewendet. Dazu eignet sich am besten dünnes, reines Kupfer. Man schneidet mit der Schere ein Stück von der gewünschten Form und Größe zurecht, formt dieses zu einer gewölbten Schale, so daß die Metallplatte auf den Rändern aufsteht, und die Unterseite beim Brennen nicht auf der Unterlagsplatte aufliegt. Dadurch wird das Werfen der Platte in den Ofen verhütet. Die Wölbung wird hervorgebracht durch Drücken mit dem Polierstahl oder dem Blutstein, und es ist notwendig, das Metall während dieser Bearbeitung mehrmals auszuglühen. Dann reinigt man die Platte durch Eintauchen in ein Gemisch von Wasser und Schwefelsäure, im Verhältnis von 20:1. Nachdem sie mit reinem Wasser abgewaschen ist, wird sie entweder in starkes Scheidewasser getaucht, dann wiederum in Wasser, um die Säure zu entfernen und schließlich in erwärmtem Sägemehl getrocknet; oder sie wird hell poliert mit Bimsteinpulver und Kreide.

Hat man so eine ganz reine Kupferplatte erhalten, so legt man zunächst eine Lage Email auf die Unterseite derselben, mit einer Spatel oder einem Palettenmesser; das Wasser aus dem Emailbrei wird mit Fließpapier abgetrocknet. Nun dreht man die Platte um und, nachdem die gewünschte Darstellung auf dem Kupfer aufgezeichnet ist, trägt man die verschiedenen Emailfarben auf die Zeichnung auf. Dies wird zunächst eingebrannt. Die Weiterarbeit erfolgt dann in der Weise, daß entweder einzelne Teile mit Weiß aufgehöht werden oder mit Folie, welche dann mit durchsichtigem Email überfangen wird; oder aber, die erste Lage der Emailfarben wird, je nach Bedarf, durch Verstärkungen oder weiteres Auftragen da vertieft, dort aufgehellt oder reicher gehalten.

Auf diese Art kann, bei sorgfältiger Arbeit, jeder Grad von Stärke, Glanz und Tiefe der Farben erreicht werden. Hauptsächlich aber muß vermieden werden, daß das Arbeitsstück nicht zu oft ins Feuer kommt oder zu großer Hitze ausgesetzt wird. So einfach das klingt, so kann man doch nur Schritt für Schritt zu derjenigen Übung gelangen, welche den Erfolg verbürgt. Die mannigfaltigen Tücken dieser Technik,

die unendlich vielen Möglichkeiten und Eigenschaften, welche das Email bietet, lassen sich hier nicht darstellen. In einem ganzen Buch, und wenn es noch so groß wäre, kann man einem die Kunst des Emaillierens nicht beibringen; es muß eben jede Stufe vordemonstriert und von dem Lernenden praktisch geübt werden. Aber um so besser der Schüler überhaupt durchgebildet ist, um so eher wird er Aussicht haben, in der Kunstemaillierung Erfolg zu haben.

Meiner Meinung nach muß der wahre Emailkünstler seine Darstellungen selber entwerfen können. Die Arbeitsweise und die Wirkung der Öl- oder Aquarellmalerei ist nicht diejenige des Maleremail; demgemäß hat es auch keinen Sinn, das eine auf das andere übertragen zu wollen. Ein Ölgemälde oder ein Aquarell in Email zu kopieren, ist ein Unding. Ebensowenig kann man durch irgend eine andere Technik die Wirkungen des Email nachahmen. Wenn ein Muster in apakem Email ausgeführt werden soll, so ist die Arbeit eine verhältnismäßig einfache, und bei genügender Sorgfalt wird man zu einem guten Resultat kommen. Aber beim Malen mit transparenten Emailtönen ergeben sich unendlich viele Möglichkeiten und ebensoviele Schwierigkeiten, um sie in die Praxis zu übersetzen. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß der Emailkunst auch mehr Schätzung und Beachtung entgegengebracht werden wird, wenn erst einmal bei Künstlern, Kritikern und Laien mehr Verständnis für ihre besondern Qualitäten vorhanden ist. Seitdem die Anstrengungen, wie sie in den letzten Jahrzehnten gemacht wurden, um die Technik der Ölmalerei zu heben, solche künstlerischen Erfolge gezeitigt haben, kann man hoffen, daß eine materialgerechte Technik auch die Emailkunst heben wird. Das Maleremail muß mit selbstständigen Schöpfungen auftreten, anstatt in fruchtlosem Kopieren zu verharren. Weder durch peinliche, naturalistische Naturtreue noch durch das Nachahmen irgend einer andern Maltechnik wird die Emailkunst gefördert werden, sondern nur durch freies, künstlerisches Ausnützen der besonderen Vorzüge ihres Materials.

Wie war es um die Goldschmiedekunst im Altertum bestellt?

Von Robert Heymann - Dvorák.

Das edelste und für die Bearbeitung geeignetste Metall hat seit den ältesten Zeiten die Kunst und praktische Produktion der Menschen beherrscht. Die goldreichsten Länder umfaßte der Orient, dessen Münzsystem seit ältesten Zeiten auf dem Golde beruhte, indessen Griechenland sein Geld aus Silber, Italien aus Kupfer herstellte. Die reichen Goldsandlager Kleinasiens und Arabiens, von denen uns Strabo und Herodot berichten, sind heute längst erschöpft. Zu der Zeit aber, da Alexander der Große siegreich in das ungeheuere Perserreich eindrang, da schleppten seine Heere unermeßliche Schätze aus Assyrien, Babylonien, Syrien, Ägypten und Phönikien mit sich fort, und mit dem Golde brachten sie auch die Goldschmiedekunst nach dem Westen, der sie in seine Kultur aufnahm. Denn die hervorragendsten Werke der bildenden Kunst des Orients sind aus Gold hergestellt; so die Statue des Zeus Belos in Babylon, die Statue der dea Syria in Hierapolis, die Statue Alexanders, die massive Götterstatue von 9 Ellen Höhe, welche Pompejus aus dem mithridatischen Kriege nach Rom brachte, eine andere, die Antonius im parthischen Kriege erbeutete.

Doch auch für das Hausgerät hat in reichen Gebieten seit alters her das Gold den Stoff geliefert. Schon um 1490 v. Chr. kamen in Ägypten goldene Gefässe vor, und Eßund Trinkgeschirre von Gold, mit Edelsteinen besetzt, gehörten zu dem Luxus, der an den Höfen der Nachfolger Alexanders des Großen herrschte, wie in Alexandrien und Antiochien,

worüber uns Athenäus ausführlich berichtet. Aus dem Besitze der Diadochen gingen diese Beutestücke asiatischen Reichtums an Rom über. Die griechische Technik befaßte sich zu gleicher Zeit vorzugsweise mit Silber, die römische mit Bronze. Natürlich waren Schmucksachen aus Gold in Rom auch seit frühesten Zeiten schon in Mode. Man trug goldene Ringe, Kränze, Halsketten und Armbänder. Die Ritter trugen schon in der Republik einen goldenen Ring als Standesabzeichen. Ein eigenartiges Schmuckstück, dessen Geschichte in die älteste Zeit zurückreicht, ist die Bulla, welche um den Hals getragen wurde. Es ist dies eine runde oder herzförmige goldene Kapsel, in welcher ein Amulet verschlossen ist. Diese Bullae wurden den Kindern zum Schutze gegen Bezauberung beigegeben; Knaben trugen sie bis zur Annahme der toga virilis, Mädchen bis zu ihrer Verheiratung. Auch Männer legten sie bei besonders festlichen Anlässen an. Diese Bullae, wahrscheinlich die ersten künstlerischen Erzeugnisse einer primitiven Goldschmiedekunst, hat man in verschiedenen Gräbern gefunden; sie sind den Etruskern wie den Römern gemeinsam. Bei den letzteren waren sie zuerst ein insigne der Patrizier, hernach der Senatoren und Ritter, und sie haben ihr Vorrecht bei reichen und vornehmen Familien behalten und im Laufe von Jahrhunderten eine kulturhistorische Bedeutung erlangt, die weit über ihr ursprüngliches Symbol hinauswuchs. Allerdings durfte der Goldbesitz einer Frau zur Zeit der Republik nur ein sehr beschränkter sein. Zur Zeit der Samniterkriege galt

es als eine schlechte Empfehlung für einen römischen Bürger, zehn Pfund verarbeitetes Silber zu besitzen, und Cornelius Rufinus wurde wegen dieses Luxus von dem Censor des Jahres 479 = 275, Fabricius Luscinus, aus dem Senat gestoßen. Aber schon unter Cato dem älteren trat in diesen Anschauungen eine bedeutende Wende ein. Der asiatische Luxus überwand die republikanische Einfachheit. Im Jahre 559 wurde die lex Oppia, welche den Goldschmuck der Frauen auf eine halbe Unze Gewicht beschränkt hatte, wieder aufgehoben, nachdem sie gerade zwanzig Jahre bestanden hatte. Zu Plautus Zeiten kokettierten die Frauen bereits mit ihrem Goldschmuck, und kurze Zeit später regierte die Mode den Luxus des Orients und die Kunst der Hellenen. Die Hauptursache für den Aufschwung einer Industrie, die sich mit der Verarbeitung des Goldes befaßte, lag wohl in erster Linie an den Eroberungszügen der Römer, durch die eine Unmenge erbeuteten Goldes nach Rom kam, dann aber die reichen Goldfelder, über welche die römische Herrschaft selbst verfügte. Man grub Gold in Gallia transpadana bei Vercellae, zwischen Turin und Mailand, in dem Gebiet der Tauriski nördlich von Aquileja, bei Noria in Noricum, in Makedonien und Thrakien, in Vorderasien, Armenien, Kolchis, Spanien, Gallien und Britannien. Die Bergwerke Galliens und der Alpen lieferten bereits in vorrömischer Zeit das Material zu den keltischen Goldmünzen; auch Epirus war reich an Goldlagern. Diese Goldfelder ermöglichten es den Römern, ihr mehr und mehr erwachendes Luxusbedürfnis zu befriedigen, und die Goldschmiedekunst, welche in Rom eine nie gesehene Blüte erreichte, kann als Repräsentantin der gesamten Produktion in dieser Art im Altertum gelten.

Wie alle Handwerke in jeder Hausdienerschaft vertreten waren, so waren auch die römischen Goldschmiede meist Sklaven. Die Metalle, welche im Altertum vorzugsweise in Gebrauch sind, also vornehmlich das Gold, sind nach Semper darin gleichartig, daß sie eine dreifache Art der Bearbeitung gestatten. Sie können erstens als dehnbare Körper behandelt werden, welche durch Hämmern, Pressen, Ziehen und Biegen ihre Form erhalten, zweitens als schmelzbare Körper, die sich in eine Form pressen lassen, drittens als harte Körper, welche durch Abnahme von Teilen, d. h. durch Schneiden, Drehen und Schleifen gestaltet werden. Diese Gleichartigkeit hatte zur Folge, daß, wenn auch für die ordinäre, handwerksmäßige Technik der Stoff das Unterscheidende blieb, Künstler von Talent in den verschiedenen Metallen ihre Virtuosität bewährten, und daß, wie in der Renaissancezeit Goldschmiede wie Ghiberti, Lucca Della Robbia, Donatello, Benvenuto Cellini, in allen Zweigen der Metallplastik sich versuchten, so auch in Griechenland bereits diese verschiedenen Tätigkeiten in einem und demselben Künstler vereinigt vorkommen. Wir haben daher, ehe wir zur Charakteristik der einzelnen Handwerke übergehen, die Grundmethoden der Metallschmiede kurz ins Auge zu fassen.

Die ältesten Goldarbeiten, welche für uns in Betracht kommen, sind die Gold-Elfenbeinkolosse, die durch Phidias zur Vervollkommnung gebracht wurden und dann bis zu Ausgang des Römerreiches im Handel blieben. Sie beruhten auf dem Prinzip der Blecharbeit, welche bekanntlich älter ist als der Guß. Die Statue des Jupiter Capitolinus war aus dem gleichen Material; ebenso die, welche Pasiteles unter Pompejus für den Tempel des Metellus schuf. Bedeutender aber als diese Kunst ist die Goldschmiedearbeit als Ornamentationsmittel, wie es zuerst im Orient, dann in Griechenland und Italien beliebt war. Die Ausgrabungen von Olympia und Dodona haben solche Ornamente ergeben; die Funde von Apremont aber bewiesen, daß Gold zur Ornamentierung auch in barbarischen Ländern verwandt wurde. In vorliegendem Falle hatte man unter achtzig goldenen Gegenständen sechs undvierzig Goldplatten entdeckt, die als Ornamente bestimmt waren. Man bedeckte ganze Wände mit Gold, wie in Ekbatana und Babylon, in dem Palast des Menelaus und Alkinous und dem goldenen Hause Neros. Doch dekorierte man auch Tafel

bilder und Medaillons, die zur Verzierung der Wände dienten und mannigfach in etrurischen Gräbern gefunden wurden. Auch zur Vertäfelung dienten Edelmetalle; so waren die Türen des Capitolinischen Tempels mit Goldplatten bekleidet. Weiteres dienten Goldbeschläge, in Relief gearbeitet, zur Verzierung von Wehrgehenken u. a. Ornamente dieser Art sind in Rhodus, Cypern, Mytilenae, Attica, Etrurien und Südrußland gefunden worden. Schwertgriffe pflegte man ganz mit Goldblech auszustatten. Hierher gehören die Phalerä, die zur Verzierung der Pferde dienten und in Rom militärische Ehrenzeichen waren. Eine weitgehende Verwendung fand Gold als Relief zur Bekleidung von Kästen u. a. Hausgeräten. Der Kasten des Kypselos ist mit elfenbeinernen und goldenen Reliefs geschmückt. Ein großer Luxus wurde während der Kaiserzeit mit goldenem Tafelgeräte getrieben. Bekannt sind die Thericleischen Becher; sie hatten Tierfiguren und waren angeblich von dem corintischen Töpfer Thericles erfunden worden. Manche hatten die trichterartige Form eines Spitzglases, teils mit, teils ohne Fuß. Sie waren wohl manchmal aus Holz, meist aber von Silber, wohl auch aus Holz, mit Goldblech gekleidet. Vielfach verwendete man Gold zur Verarbeitung bei Diademen und Kränzen, die bekanntlich in Rom wie Athen als Ehrengaben und Siegespreise dienten; hier wären auch die Filigranarbeiten zu erwähnen, die sehr früh schon in Ägypten, Assyrien und Etrurien gemacht wurden. Wir besitzen noch solche im Museo Gregoriano, im Wiener Münz- und Antikenkabinet. Ringe von Filigranarbeit wurden in England und der Krim gefunden, Ketten fertigte man aus Golddraht, auch Edelsteine faßte man mit Golddraht oder Goldblech ein.

Wir kommen nun auf die Goldschmiede und ihre spezifische Kunst selber zu sprechen. Natürlich verwendete man Gold in erster Linie zur Herstellung von Schmucksachen. Die Verwendung des teuersten Metalls zu Statuen und Geräten oder Geschirren blieb auf ein Minimum beschränkt. Was man in Rom dergleichen besaß, war meistens orientalischer Herkunft, so die 1830 zu Bernay in Frankreich ausgegrabenen Prunkgeräte u. a. Die eigentliche Aufgabe der Goldschmiede war die Herstellung von Schmuckgegenständen. Wie wir schon eingangs erwähnten, waren die Goldschmiede meist Sklaven, doch befaßten sich, besonders unter den Kaisern, viel freie Bürger mit dem einträglichen Gewerbe, das sich zu einer seltenen Kunstfertigkeit entwickelt hatte. Bis in die Kaiserzeit gab es ein eigenes Kollegium für Goldarbeiter, welches fleißig besucht wurde. Aber die höchste Blüte erreichte die Goldschmiedekunst unter den Kaisern, eine solche Vollkommenheit, daß es keinem Jahrhundert mehr gelungen ist, ähnliches zu erreichen. Erst unsere allerneueste Zeit tritt mit Geschick und Erfolg in den Wettkampf mit der Antike ein.

Zur Fabrikation der Goldschmiede gehörte also die Herstellung von allen Arten Schmuck, Ringen, Spangen usw. in künstlerischer Vollendung, ferner das Fassen von Perlen und Edelsteinen. Über den Schmuck der Männer, der sich meistens an ihren Rüstungen und Schwertern kundgab, ist bereits gesprochen worden, desgleichen über den goldenen Fingerring. Hinzuzufügen ist, daß das Tragen von Ringen später zu einer Liebhaberei wurde, die der ältere Scipio Africanus eingeführt haben soll. Später artete dieser Luxus so weit aus, daß die Männer sich Ringsammlungen anlegten, um möglichst oft wechseln zu können. Ausgeprägter war der Goldschmuck vornehmer Römerinnen, die darin mit den Göttinnen konkurrierten, deren Statuen mit kostbarem Schmuck überladen waren. Zu dem weiblichen Schmuck zählte der Kopfputz, der sich aus goldenen Haarnadeln, Haarnetzen und Diademen zusammensetzte. Die Haarnadeln bestanden aus Elfenbein, Knochen, Bronze, Silber und Gold. Sie waren auch mit Edelsteinen und Perlen geschmückt. Die schon erwähnte Isisstatue trug ein goldenes Diadem. Ein weiterer Bestandteil des Schmuckes sind die Ohrgehänge, die wir heute noch in allen Variationen besitzen. Sie waren teils einfach golden, teils mit Perlen und Juwelen verziert. Der Schmuck wurde ergänzt durch das

nen

Halsgeschmeide, das entweder ein Bandgeflecht oder ein goldenes Drahtgewinde war. Eine Kette aus einzelGoldgliedern befindet sich im britischen Museum; andere Ketten bestanden aus Perlenschnuren, Glasperlen, ferner Schnuren und Ketten mit Anhängen, welche teils beerenförmig teils herzförmig oder in Form kleiner Figuren gebildet sind, so das Halsband aus Kertsch und der Halsschmuck bei Arneth. Viele Wandgemälde lehren uns auch, daß man Ketten kreuzweise um die Brust trug. Die schönsten etruskischen Arbeiten sind im Museo Gregoriano in Rom und in der Campana, aus dem das Musée Napoleon III. in Paris gebildet wurde. Das Nationalmuseum in Neapel besitzt goldene Schmucksachen aus

daß also dieses Schmuckstück einer periodisch sich ändernden Mode unterworfen war. In einem Grabe zu Kertsch befanden sich acht Ringe, darunter 3 von solcher Größe, daß sie kaum am Finger getragen werden konnten. Diese Ringe waren aber in Rom sehr beliebt, und Mannigfachheit gehörte zur Bedingung der Kunst. So ist im Archäological Journal ein Ring ediert, der aus 15 kleinen Platten besteht, die durch Gehenke verbunden sind. Auf jeder Platte steht ein Buchstabe. Ein Armband etruskischer Arbeit befindet sich im Musée Napoleon zu Paris und besteht aus 9 kleinen Platten, die durch Scharniere verbunden sind. Armbänder trug man überhaupt ganz verschieden. Am Handgelenk, Oberarm, an beiden oder einem Arme. Zu Plinius Zeiten führte man die griechische Sitte in Rom ein, auch die Fußgelenke mit Reifen zu zieren. Am häufigsten tritt die Form einer Schlange auf, entweder einfach oder in Spiralform.

MODERNE KETTENMUSTER.
ENTWORFEN VON MALER_H. WIDMER, BERLIN.

Pompeji und Herculanum, desgleichen die Eremitage in St. Petersburg. Wir führen hier noch die Beschreibung eines vollständigen, im Jahre 1841 bei Lyon gefundenen Schmuckes einer Dame auf, wie ihn Joachim Marquart wiedergibt, an den wir uns zum Teil in unseren Ausführungen gehalten haben. Der Schmuck stammt wahrscheinlich aus der Zeit des Septimius Severus und befindet sich jetzt im Museum von Lyon. Er besteht aus 7 Armbändern, zwei Ringen, sechs Ohrgehängen, verschiedenen einzelnen Anhängestücken, Brochen, Schlössern, Nadeln und 7 Colliers. Von diesen besteht das erste aus 5 Smaragden in Form sechsseitiger Prismen und zwei Perlen à jour gefaßt. Zwischen den 7 Gliedern ist immer ein Glied von Goldarbeit, an welchem sechs Prismen von Smaragd hängen. Das zweite hat 11 oval geschliffene Granaten, an deren Einfassung 11 birnenförmige Granaten hängen. Das dritte hat 10 ovale Amethysten, an deren Fassung 10 andere ebenfalls ovale Amethysten herabhängen. Das vierte besteht aus olivenförmigen blauen Glasperlen, durch die ein Golddraht gezogen ist, der auf beiden Seiten einen Ring bildet und mit diesem in den nächsten Ring eingreift. Das fünfte aus 14 Saphiren auf einem Goldfaden, der sie mit den zwischen ihnen befindlichen Goldplättchen verbindet. sechste aus 22 Goldperlen auf einem Faden, das siebente aus kleinen Zylindern von Korallen, Malachit und Gold in 11 Doppelfäden geordnet, welche durch 12 Goldglieder zusammengehalten werden. Wir finden in diesem Schmucke auch Ringe und Armbänder, und ihrer Anzahl nach zu schließen, kann man annehmen, daß die Frauen in Rom

gleich den Griechin

nen Ringe in allen

Das

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Die zweite Tätigkeit der Goldschmiede war das Fassen edler Steine, das eigentlich erst in der byzantinischen Zeit zu einem wirklichen Kunstgewerbe sich entwickeln konnte. Entweder verarbeitete man Gemmen zu Ringen, oder man faßte sie mit Edelsteinen. Juvenal erwähnt zuerst einen Diamantenring, den Berenice, die Schwester des Königs Agrippa von Judäa, trug. Späterhin und auch schon zur Zeit des Juvenal schmückten sich die Frauen mit Perlen und Juwelen. Lollia Penbina beispielsweise, die Gemahlin Caligulas, trug gewöhnlich einen Juwelenschmuck von 9 Millionen Mark an sich. Da wir uns an dieser Stelle nur mit der Verwendung des Goldes zu beschäftigen haben, so wollen wir auf das umfangreiche Gebiet der Edelsteinschleiferei nicht näher eingehen.

Wir hatten schon an früherer Stelle die Verwendung des Goldes zur Herstellung kunstvoller Becher erwähnt, desgleichen das Erscheinen von Gold bei Tischgeräten und sogar Architekturen und Reliefs. Wir wollen noch kurz die Verwendung

Variationen liebten, MODERNE KETTENANHÄNGER. ENTWORFEN VON MALER H. WIDMER, BERLIN.

des Goldes zu Stikkereien, besonders zur Verzierung kostbarer Staatskleider erwähnen.

Man stellte im Altertum Goldfäden her, die sich zum Weben von Stoffen eigneten, ein Verfahren, das wir heute nicht mehr kennen. Dagegen ist die Verwendung von Goldplättchen zur Verzierung von Gewändern eine einfache. Solche Gewänder trugen die Triumphatoren. Die Ornamentik beschränkte sich im

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Mitteilungen aus dem Kunstgewerbe.

Eine Geschichte vom künstlichen Rubin.

Die Chemiker haben sich mit besonderem Eifer über die Untersuchung der Edelsteine hergemacht, um damit die Grundlage zu ihrer künstlichen Verfertigung zu schaffen. Beim Rubin ist das besonders gut gelungen, während die künstliche Erzeugung von Diamanten bisher nur kleine und wertlose Kristalle erzielt hat. Man weiß, daß der Rubin durch eine Vereinigung von reiner Tonerde mit 2,5% Chromoxyd gebildet wird. Besonders hat der französische Chemiker Verneuil das Verfahren in geistreicher Weise verbessert, indem er in seinem Apparat die entstehenden Rubinkristalle nach und nach vergrößerte und so Steine von erheblichen Ausmaßen und tadelloser Beschaffenheit hervorbrachte. Noch leichter läßt sich auf demselben Wege aus dem Staube natürlicher Rubinkristalle ein künstlicher wieder herstellen. Tatsache ist, daß es jetzt eine höchst vollkommene Maschine zur Fabrikation künstlicher Rubine gibt. Ihre Erzeugnisse sind also, wie noch besonders hervorgehoben werden soll, keine Nachahmung, sondern sie gleichen in jeder Hinsicht, sowohl in der chemischen Zusammensetzung wie in der Eigenschaft der Farbe, des Glanzes und der Dauerhaftigkeit dem Naturprodukt. Künstliche Rubine von 3 oder 5 Karat und mehr sind bereits auf dem Edelsteinmarkte erschienen. Da die Rubine bereits zu den teuersten Edelsteinen gehören, so eröffnete sich damit für die französischen Erfinder des Verfahrens eine glänzende Aussicht. Nun aber stürzte sich eine Armee von Finanzleuten auf die Entdeckung, gab Aktien

aus, machte Reklame nach allen Richtungen und erreichte das Gegenteil von dem, was hätte geschehen sollen. Die beunruhigten Juwelenhändler schlossen sich zusammen und bekämpften den Handel mit künstlichen Rubinen aufs entschiedenste. Es ist nicht zu verwundern, daß sich nun die Ausländer der Ausnutzung zu bemächtigen suchen, und das Pariser „Echo des Mines" sieht bereits voraus, daß auf einem der Boulevards demnächst ein,,Maison Schumacher" oder eine Handlung mit ähnlichem Namen ein Geschäft mit künstlichen Rubinen eröffnen wird.

Die serbischen Krönungsinsignien,

die bei einem Pariser Juwelier angefertigt wurden, sind nunmehr in Belgrad eingetroffen, wo sie von dem Metropoliten sofort feierlich eingeweiht wurden. Sie bestehen aus einer Krone, dem Szepter und dem Reichsapfel, sämtlich aus Bronzemetall hergestellt. Die Krone ist überaus einfach gehalten; am Stirnbande trägt sie eine Inschrift, die an den Heldenaufstand von Popola erinnert. Der Reichsapfel weist keinerlei Juwelenschmuck auf, dagegen trägt das Szepter einen 13 Karat schweren Edelstein. Dieser Stein entstammt einem alten Reitersäbel des Kara Georg. Im übrigen wurden die Kroninsignien aus dem Bronzemetall einer alten Kanone hergestellt, die unter Kara Georg bei dem Aufstande in Popola im Gebrauche gewesen war. Die Kosten der Insignien sollen sich auf etwa 20 000 Franks belaufen.

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