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Dem Bericht der k. k. Fachschule für Edelsteinschleifer, Edelsteingraveure, Goldschmiede und Juweliere in Turnau über das Schuljahr 1903-04

entnehmen wir Folgendes:

Die Anstalt umfaßt: A) Die Fachschule und B) Der offene Zeichen- und Modelliersaal.

A. Die Fachschule. Diese umfaßt drei Abteilungen u. z.: 1. Für Edelsteinschleifer,

2. für Edelsteingraveure und

3. für Goldschmiede und Juweliere.

Die Fachschule ist eine Tagesschule und hat die Aufgabe, auf Grund eines planmäßigen Unterrichtes sowie einer praktischen Unterweisung in den Lehrwerkstätten der Schule Arbeitsnachwuchs für die angeführten Industriezweige heranzubilden und denselben jenes Maß von Kenntnissen Fertigkeiten zu vermitteln, welches zur zweckmäßigen Ausübung des erwählten Gewerbes notwendig ist und den Anforderungen des modernen Kunstgewerbes entspricht.

und

Die Dauer der Unterrichtszeit beträgt an der Abteilung für Edelsteinschleifer drei Jahre, an den Abteilungen für Edelsteingraveure und Goldarbeiter je vier Jahre.

Der theoretische Unterricht an der Fachschule umfaßt allgemein bildende, kunstgewerbliche und kaufmännische Lehrfächer.

Die Unterweisung in den graphischen Fächern, als Freihandzeichnen nach Vorlagen und nach Modellen, geometrisches Zeichnen, Projektions- und Schattenlehre, ornamentale Formenlehre und Gefäßlehre, sowie das Fachzeichnen soll den Schüler befähigen, artistisch und konstruktiv richtige Entwürfe herzustellen, während das Modellieren in Ton, Plastilina und Wachs den Zweck hat, den Sinn für plastische Formen zu wecken und zu entwickeln, sowie den Schüler zu befähigen, die zum Metallguß bestimmten Modelle, die er als Gewerbetreibender benötigt, selbständig anzufertigen.

Durch den Unterricht in der Mineralogie und speziell in der Edelsteinkunde und Technologie lernen die Schüler aller drei Abteilungen jene Stoffe genau kennen, mit deren Bearbeitung sie sich in ihrem Berufe zu befassen haben.

Die Kenntnis des gewerblichen Rechnens, der Geschäftsaufsätze und der Buchführung, der böhmischen und deutschen Sprache sollen den zukünftigen Gewerbetreibenden für die merkantilen Aufgaben seines Geschäfts vorbereiten.

Da die Fachschule in Turnau hauptsächlich für das praktische Leben vorbereiten soll, ist es selbstverständlich, daß beim theoretischen Unterricht eine entsprechende Rücksicht auf die Praxis genommen wird.

Im praktischen Unterricht in den Lehrwerkstätten der Fachschule wird der Schüler nach systematischen Lehrgängen in allen Techniken der Edelsteinschleiferei, auch mit Anwendung von maschinellen Behelfen, beziehungsweise in allen gangbaren Methoden der Edelsteingravierung respektive der Edelsteinfassung unterwiesen; während die gewerbliche Praxis nur Spezialisten für einen bestimmten Zweig der obgenannten Berufsrichtung heranbildet, bekommen die Schüler der Fachschule in theoretischer und praktischer Richtung ihre Ausbildung in allen Techniken derselben.

In der Lehrwerkstätte für Edelsteinschleifer lernen die Schüler alle erdenklichen Schlifformen herstellen, außerdem aber die Bearbeitung der Edel- und Halbedelsteine für Ziergefäße auf der Schleif- und Graviermaschine kennen.

In der Lehrwerkstätte für Edelsteingraveure erhalten die Schüler Unterweisung im Gravieren der Edelsteine in einem Umfange, der sie befähigt, Schriften, Monogramme, heraldische Embleme, Kameen, Intaglien, gravierte Ornamente auf Gefäßen usw. korrekt herzustellen.

In der Lehrwerkstätte für Goldschmiede und Juweliere werden alle Fassungsarten der Edelsteine eingeübt, sodann die Bijouterie- und Juwelierarbeiten durchgeführt

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Vorlagensammlung, in welcher Vorlagen für Objekte in verschiedenen Stilen für alle drei Fachabteilungen vorhanden sind, und welche stets mit neuen Werken und Fachzeitschriften ergänzt wird; Lehrerbibliothek, in welcher außer den technologischen auch Werke der Kunst und Kunstindustrie enthalten sind, und für welche auch die Direktion des Lehrmittelbureaus, des k. k. österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien die neuesten Vorlagen in reicher Auswahl entweder leihweise überläßt oder schenkt. Modellen-Sammlung für Modellieren in Ton, Plastilina und Wachs; mineralogische Sammlung, welche auch Edel- und Halbedelsteine, ferner Imitationen, Kristalle usw. enthält; vollständiger Lehrgang für Edelsteinschleiferei mit einer reichhaltigen Sammlung aller möglichen in Edelsteinen ausgeführten Schlifformen; vollständiger Lehrgang für Edelsteingravieren nebst einer Sammlung von Abdrücken und Abgüssen von verschiedenen Edelsteingravierungen; vollständiger Lehrgang für Granatfassen und für die übrigen Goldschmiede- und Juwelierarbeiten; Sammlung von fremden Erzeugnissen auf dem Gebiete der Goldschmiedearbeit; permanente Ausstellung der in der Fachschule selbst erzeugten Gegenstände; für eine häusliche Weiterbildung der Schüler ist eine Schüler-Bibliothek vorhanden. Die k. k. Kunstgewerbeschule in Prag hat unserer Fachschule eine größere Anzahl von Gipsabgüssen überlassen.

B. Der offene Zeichen- und Modelliersaal. Derselbe hat den Zweck, selbständigen Gewerbetreibenden, Gewerbegehilfen und absolvierten Schülern der Fachschule, die in der Praxis tätig sind, Gelegenheit zu geben, sich in Freihand-Fachzeichnen und Modellieren, Ziselieren, Metallgravieren und Treiben, ohne jede Beschränkung in der Dauer, zu vervollkommnen oder eigene Kompositionen unter Anleitung der Fachlehrer durchzuführen. Der Unterricht findet jeden Sonntag Vormittags von 9 bis 12 Uhr statt. Das Schuljahr für diesen Kurs dauert vom ersten Sonntag im Oktober bis zum letzten Sonntag im Juni und ist unentgeltlich.

Beziehungen zum lokalen Gewerbe. Die Hauptaufgabe der k. k. Fachschule bildet ihrer Organisation nach speziell die Förderung der Industrie der Edelsteinschleifer, Edelsteingraveure und Goldschmiede in Turnau und Umgebung, welcher Zweck durch unentgeltliche Erteilung von Ratschlägen über fachliche Anfragen erreicht wird. Die Einrichtung der Lehrwerkstätte der Fachschule soll den Gewerbetreibenden als Muster zur Anlage eigener Werkstätten, oder zur Nachahmung der maschinellen Einrichtung, oder einzelner Maschinen und Werkzeuge dienen. Jeder Gewerbetreibende kann sich hier Rat über Bearbeitungstechniken, über Herstellungsweise schwieriger Arbeiten, die in der Privatwerkstätte nicht durchgeführt werden können, usw. holen.

Eine weitere Aufgabe geht auch dahin, den übrigen Gewerbetreibenden mit Rat und Tat beizustehen. Dieser Zweck wird durch die Einrichtung des offenen Zeichen- und Modelliersaales 'erreicht, in welchem jeden Sonntag vormittags von 9 bis 12 Uhr Unterricht im elementaren, ornamentalen und fachlichen Zeichnen und Modellieren, Metall - Ziselieren-, Gravieren- und Treiben erteilt wird. Jedermann kann hier nicht nur den entsprechenden Unterricht in genannten Lehrgegenständen, sondern auch fachmännischen Rat und erforderliche Anleitung zum Anfertigen selbständiger Entwürfe erhalten.

Unsere Bilder.

Da die Arbeiten Ernst Riegels an gesonderter Stelle besprochen sind, so erübrigt nur noch, unsern Schmuckentwürfen einige Begleitworte hinzuzufügen. Die Entwürfe von Br. Bauer in Graz sind zierlich und geschmackvoll komponiert. Ihr Hauptreiz liegt in der farbigen Zusammenstellung, die leider hier nicht wiedergegeben werden konnte. Im einzelnen dürften sie wohl einen kräftigeren Aufbau zeigen.

Auf Seite 128 haben wir uns bemüht, eine Anzahl Schmuckentwürfe einfachen Charakters zusammenzustellen, wie sie die Bedürfnisse des täglichen Geschäftslebens vielfach erheischen. Besonders möchten wir auf die 4 Broschen in der Mitte aufmerksam machen, welche für die Fassung von Kinderzähnen, wohl auch Hirschgrandeln, bestimmt sind, und für diesen Zweck wohl recht brauchbare Vorbilder darstellen.

R. R.

Die Plakette auf Frau Rat Goethe von Rudolf Bosselt, Düsseldorf.

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DIE DREI UNTERSTEN ENTWÜRFE VON OTTO MEESE, MÜNCHEN. DIE ÜBRIGEN VON H. WINKLER, PFORZHEIM.

Aus den Schatzkammern deutscher Fürstenhäuser. Von Georg Buß.

Die berühmte Schatzkammer des sächsischen Königshauses ist im Grünen Gewölbe zu Dresden untergebracht. Vorzugsweise kommen in Betracht das Silberzimmer, ein gewölbter Raum, nach dessen grünfarbigen Wänden der ganze Bau genannt ist, und das Juwelenzimmer. Nirgendswo ist die deutsche Goldschmiedekunst des 16. und 17. Jahrhunderts besser und reichhaltiger vertreten als hier. Die Krone aller Arbeiten bildet das herrliche Schmuckkästchen von Wenzel Jamnitzer, das an meisterlicher Durchführung dem jetzt im Besitz der Rothschild'schen Sammlung zu Frankfurt a. M. befindlichen Tafelaufsatz des großen Künstlers an kunstvoller Durchführung wenig nachgibt. Juwelenzimmer ist an kostbaren Steinen ein verschwenderischer Reichtum aufgehäuft. Hier auch wird der schön grün gefärbte Diamant, der zu den wertvollsten farbigen Brillanten der Welt gehört, aufbewahrt. Seine Schwere beträgt 40 Karat. Neben zahlreichen farblosen Steinen von hervorragender Schönheit fallen auch vier prächtig gelbe Brillanten auf, deren größter 30 Karat schwer ist. Eine zu einem Damenschmuck gehörige Schleife ist aus nicht weniger als 662 Diamanten zusammengesetzt. Einige Rubine sind vorhanden, deren jeder einen Wert von drei- oder vierhunderttausend Mark besitzt. Zu alledem wundervolle Saphire, Opale, Smaragde und Türkise. Wohin der Blick in diesem Raume fällt, immer trifft er auf Wertobjekte, die ein Vermögen repräsentieren. Eine solche Sammlung war nur anzulegen in der Zeit, absoluter Souveränität, da der Herrscher über die Einnahmen seines Landes nach freiem Ermessen verfügen konnte.

In Weimar, Meiningen, Gotha, Schwerin und Oldenburg setzt sich der Reichtum fort, allerdings in etwas vermindertem Grade. Ebenso birgt das Schloß in Altenburg bedeutende Werte an Schmuck, Silbergerät und Porzellan. Berühmt ist die Landschaftsuhr im Coursalon, die im Jahre 1712 dem Herzog Friedrich II. von den altenburger Landständen verehrt wurde. Sie ist aus kostbaren Materialien, Schildpatt, Silber und Goldbeschlägen, Edelsteinen und Email, von Jakob Thayer in Wien gearbeitet. Mit dem geschweiften, phantastisch geschnörkelten Tisch beträgt ihre Höhe fast zwei Meter. In der Silberkammer werden ein Tafelaufsatz, eine Augsburger Arbeit aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts, oben gekrönt von einer Ruhmesgöttin und auf der Schale geschmückt mit einem Schwan, sowie eine meisterlich ziselierte Taufkanne und Taufschale, beide aus dem ersten

II.

Drittel des 18. Jahrhunderts, nebst einigen großen getriebenen Schüsseln als vornehmste Stücke aufbewahrt. Besonders wert

ERNST RIEGEL, MÜNCHEN: POKAL AUS VERGOLDETEM SILBER.

voll ist das Porzellan. Es ist auf Konsolen im Sibyllenkabinet aufgestellt und stammt zum Teil noch aus der Zeit Friedrichs III. von GothaAltenburg. Die chinesischen Figuren, Vasen und sonstigen Gefäße, die hier und in einigen anderen Räumen des Schlosses zur Dekoration verwandt sind, können als die seltensten und schönsten älteren asiatischen Porzellane gelten, welche Deutschland besitzt. Das gleiche gilt von den beiden altjapanischen Vasen, die im sogenannten Saalbau stehen. Auch die reichhaltige Sammlung chinesischer Gegenstände, die sich in der „Junkerei", einem Bau aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, befindet, muß zu den bedeutendsten dieser Art in Deutschland gezählt werden. Sie enthält keramische Arbeiten von der höchsten Seltenheit, unter anderem ein Service mit dem blauen Ton in Gold, der für Sèvres und für Meißen vorbildlich wurde, und einige riesige, farbenprächtig bemalte Vasen aus der besten Zeit der chinesischen Keramik.

In Weimar birgt besonders die im Großherzoglichen Residenzschloß, und zwar im Erdgeschoß des Ostflügels, untergebrachte Silberkammer eine Fülle der edelsten Arbeiten. Eingeteilt ist die Silberkammer in eine großfürstliche, welche vorzugsweise die bei festlichen Gelegenheiten erforderlichen Prunkgeräte, wie Tafelaufsätze, getriebene Platten, Girandolen und Becken, enthält, und in die Privatsilberkammer des Großherzoglichen Paares. Die eigentlichen Familienkleinode und eine Anzahl kostbarer Geräte und Gefäße von edlen Metallen und anderen wertvollen Materialien, wie Münzenbecher, Elfenbeinarbeiten, Schnitzereien aus Kokosnuß, Perlmutter, Schildpatt und Bernstein, farbig emaillierte Gläser und Majoliken, sind im Erdgeschoß des Nordflügels zu einem Familienmuseum vereinigt.

Sehr „däftig" ist die Silberkammer im Residenzschloß des Fürsten von Schaumburg-Lippe in Bückeburg ausgestattet. Vornehmlich hat sie der Großvater des jetzt regierenden Fürsten mit manchem schweren und soliden Stück bereichert. Der alte Herr war ein sparsamer Hausvater, der ebenso wie König Friedrich Wilhelm I. von Preußen für blankes Silber eine außerordentliche Vorliebe besaß. Seine Schätze hütete er wie seinen Augapfel. Als die Bewegung im Jahre 1848 einen bedrohlichen Charakter annahm, ließ er vorsorglich seinen gemünzten Barbestand, sein Silberzeug und

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seine übrigen Kostbarkeiten auf Lastwagen laden und auf die Festung Wilhelmstein im Steinhuder Meer in Sicherheit bringen. Der damalige Serenissimus gehörte zu den reichsten Fürsten in deutschen Landen. Trotz seiner Sparsamkeit zeigte er sich hin und wieder recht großmütig. So schenkte er einem Großbauern in dem Dorfe Kirchhorsten, der während der Teuerung im Jahre 1858 unentgeltlich Korn an die ärmeren Dorfbewohner verteilt hatte, als Belohnung eine große und schwere silberne Platte, die, mit einer Inschrift versehen, noch heute von den Nachkommen des Beschenkten als eine kostbare Reliquie aufbewahrt wird.

Von den Schätzen des preußischen Königshauses läßt sich wenig sagen. Was der Große Kurfürst und die folgenden Herrscher gesammelt haben, ist, soweit es nicht in den schweren Kriegsjahren unter Friedrich dem Großen und Friedrich Wilhelm III. im Interesse des Vaterlandes verkauft wurde, in die Museen gelangt. Die Museen am Lustgarten in Berlin, das Kunstgewerbemuseum und das Hohenzollernmuseum haben den Hauptbestand dieses Besitzes erhalten. Zwar sind in dem prächtigen Silberbuffet im Rittersaal des königlichen Schlosses manche treffliche Kunstwerke Augs

burger und Nürnberger Arbeit vorhanden, auch ist die Silberkammer reich gefüllt, aber es ist nicht so viel vorhanden, wie man im Hinblick auf die Leidenschaft Friedrich Wilhelms I. für Silber erwarten sollte. Mit den Schätzen in München und in Dresden können diese Berliner nicht wetteifern. Ebenso ist die eigentliche Schatzkammer, der sogenannte Krontresor, der unter der Aufsicht des Hausministers steht, nicht sonderlich reich bedacht. Selbst die Kroninsignien haben keinen allzu bedeutenden Wert; nur das Pommer'sche Schwert und das Kurschwert machen insofern eine Ausnahme, als sie künstlerisch bedeutende Arbeiten sind. Eine deutsche Kaiserkrone existiert vorläufig nur auf dem Papier. Ihre Ausführung nach der Döpler'schen Zeichnung war zwar geplant worden, ist aber unterblieben, da die Kosten für den Brillantschmuck zu groß sind. Für den Sparsamkeitssinn der Hohenzollern ist diese Tatsache bezeichnend. Das Land kann hiermit zufrieden sein, wie es überhaupt allen Grund hat, freimütig anzuerkennen, daß den meisten Angehörigen des Hauses Hohenzollern weises Maßhalten und pflichtgemäße Beschränkung über die Entfaltung von Pomp und Pracht gegeben ist.

ERNST RIEGEL, MÜNCHEN.

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SILBERBECHER

MIT MANTEL AUS TOMBAK.

Bemerkungen über Maleremail.

Nach dem Englischen des Alexander Fisher.

Wie wir vor einiger Zeit Äußerungen eines englischen Metallkünstlers über die Kunst des Treibens hier brachten, so halten wir es auch für wertvoll, unsern Lesern Kenntnis von dem zu geben, was einer der ersten Emailkünstler der Gegenwart, der Engländer Alexander Fisher, in der bekannten englischen Kunstzeitschrift „The Studio" über das Emailmalen veröffentlichte. Man wird finden, daß beide Handwerkskünstler vieles in ihren Ausführungen gemeinsam haben, was sich etwa in den Sätzen zusammenfassen läßt: Sie empfehlen die Rückkehr zu größerer Einfachheit in der Technik, Abkehr von jeder Künstelei und Nachahmung von fremden Wirkungen. Den größten Nachdruck legen beide auf eine Vertiefung des rein Künstlerischen. Und nun lassen wir unserm Gewährsmann das Wort. Die Red.

Alle die verschiedenen Arten der Emaillierung im engeren Sinn des Wortes, Gruben-, Zellen- und Tiefschnitt - Email, wie auch Email à jour, sind nur denkbar im Zusammenhang mit einer besondern und weitgehenden Bearbeitung des Metalls. Sie haben lediglich die Aufgabe, eine farbige Dekoration des Metalls zustande zu bringen, und ihre Behandlung ist stets abhängig von der übrigen Ausstattung des Gegenstandes, der

damit geschmückt werden soll. So lange diese Abhängigkeit bestand, hat die Kunst des Emails sich nicht zu ihrer vollen Höhe entwickeln können. Erst mit dem Auftreten des Emailmalens, des Malens auf Metall, hat sie eine selbstständigere Stellung unter den übrigen Künsten einzunehmen vermocht. Denn erst von diesem Zeitpunkt an war ihr eine größere und feinere Ausdrucksfähigkeit, eine umfassendere Freiheit in Form und Farbe gegeben.

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Ich habe hier absichtlich den Ausdruck Maleremail" gewählt. Früher pflegte man diese Art Limoges" zu nennen. Dieses Wort ist eigentlich der Name einer alten französischen Stadt, wo das Email in seinen verschiedenen Abarten sehr gepflegt wurde, namentlich in der Zeit etwa von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 17. Der Name „Limoges", als Bezeichung für eine bestimmte Abart des Emails, wurde nun in der Regel auf diejenige Entwickelungsstufe des Emails angewendet, die während der Renaissancezeit vorherrschend war, sie umfaßt also nur einen Teil des Begriffes „Maleremail". Dieser letztere Ausdruck ist besonders bezeichnend für die Technik, denn die hierher gehörigen Arbeiten sind ja auch in Emailmasse ausgeführt und ein

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