Page images
PDF
EPUB
[graphic][merged small]

sind, veranschaulicht. Sehr modern und kostbar ist eine Brosche, über deren lange mit viereckigen Rubinen besetzte Spange sich ein Platinkettchen schlingt, welches an einer Seite mit einem Perlentropfen, an der anderen Seite mit einem Brillanttropfen abschließt.

Sehr gangbar sind Blusennadeln, die man in der heiligen Dreizahl trägt. Als besonders glückbringend gelten große Nägel. Dieser Verpflichtung kommen sie bestimmt nach, wenn dieselben beispielsweise aus Gold sind, mit einem viereckig geschliffenen Rubin als Kopf, während in die Spitze abgestufte Brillanten eingelassen sind. Daß Blusennadeln in Form einer goldenen Peitsche mit viereckigem Smaragdknopf und diamantenbesetzter Schnur auch Glück bringen, ist wohl für die Empfängerin nicht zweifelhaft. Weniger kostbar, aber fein in der Wirkung sind Blusennadeln, die ein Stiefmütterchen oder ein Kleeblatt aus farbig getöntem Gold mit emaillierten, goldgeäderten Blättern vorstellen. Neben den kleinen goldenen Sicherheitsnadeln, die ein Johanniskäferchen, eine Brillantfliege oder ein winziger rotgetupfter Glückspilz unter einer vergrößernden Kristallinse schmückt, sind lange goldene, oder silberne Sicherheitsnadeln, mit denen die Sportkappen und die rückwärts breit aufgeschlagenen Strohhüte an die Frisur befestigt werden, sehr gesucht. Interessant ist solch eine Nadel, die einen Mispelzweig aus Altsilber vorstellt mit Beeren aus schwarzen Steinen und grauen Perlen. Andere Nadeln sind mit kleinen Edelsteinen in zweierlei Farben, mit Brillanten oder Türkisen besetzt oder schmücken sich auch bloß mit einem größeren Stein, der in die Biegung eingelassen ist.

Zu den Neuheiten auf dem Gebiete der Sportmode zählt die goldene Sturmkette, deren sich die Damen zur Sicherung der Sportmützen bedienen. Ein goldener Haken hält die Kette an der Mütze fest, an dem unteren Ende hängt ein goldener Ring, der an den Zeigefinger gesteckt wird. Neu ist auch eine goldene Kette, die als Armband um das Handgelenk geschlungen wird, an der ein flaches goldenes Döschen

hängt, in dem sich ein Schreibtäfelchen mit goldenem Bleistift für Notierungen beim Rennen oder ein kleiner Spiegel und Kamm oder wohlriechende Pillen, Cachoux genannt, befinden. Diese Döschen sind weit unter oval, rechteckig oder an den Ecken abgerundet. Ein kleiner Blumenzweig aus eingelassenen Edelsteinen schmückt die eine Seite; manchmal ist diese auch mit Brillanten getupft oder an den Ecken mit Edelsteinen besetzt. Es gibt auch Döschen aus geripptem Gold, deren Verschluß ein Cabochon bildet.

Schmuck-, Westen-, Kragen- und Manschettenknöpfe aus weißem oder spinatgrünem Email mit Brillantumrandung, aus stark irisierendem Perlmutter mit einem kleinen Brillantkreuz in der Mitte, aus durchsichtigem Kristall mit einem Rubin als Mittelpunkt, aus durchsichtigen zartfarbigen Halbsteinen, vor allem aber aus Achat, entsprechen der neusten Mode.

Zu den Modeneuheiten zählt auch die Halskette aus gedrehten Perlenschnüren, deren Enden Perlenquasten bilden, die in einen Silberkelch gefaßt sind und die sowohl zum entblößten Hals als auch zur hohen Taille getragen und vorn übereinander zu schlingen sind. Die Mode des entblößten Halses hat auch die breiten, farbigen Sametbänder wieder aufgebracht, die durch brillantenbesetzte Ornamente gezogen werden. Auch solche Halsbänder sind modern, die man durch schmale mit Halbedelsteinen besetzte Spangen zieht.

Goldene und silberne Damentaschen werden noch immer stark getragen. Als Neuheit ist ein Ridikule aus silbernen viereckigen Schuppen zu erwähnen, dessen oberen Rand ein Plissee aus graublauen Seidenstoff garniert. Den Ansatz verdeckt eine Passementerie in der gleichen Farbe, von welcher kleine Quastchen herabhängen. Eine silberne Kette, die durch silberne Ringe geleitet wird, zieht die Tasche von innen zuH. H.

sammen.

[graphic][merged small]

Betrachtungen eines englischen Metallkünstlers (Nelson Dawson)

über Treibarbeit.

Nach einem in der englischen Zeitschrift,,The Studio" erschienenen Aufsatz.

Theophilus Rugerus, ein in den verschiedensten Techniken erfahrener (deutscher) Mönch des 12. Jahrhunderts, der ein Buch mit außerordentlich wertvollen Vorschriften hinterlassen hat, beschreibt die Treibarbeit in Metall folgendermaßen:

„Schmiede eine Kupferplatte, so lang und breit du sie wünschest und so dick, daß sie kaum gebogen werden kann, dabei von tadelloser Beschaffenheit, frei von jedem Riß und Fehler; darauf zeichne die Figur auf, welche du darstellen willst. Treibe dann mit einem mittelgroßen, runden Hammer eine Erhöhung für den Kopf heraus, von der unteren Seite, glätte diese von oben mit einem kleinen Hammer und glühe dann das Ganze in heißer Asche. Nachdem es sich von selbst abgekühlt hat, gehe an die Darstellung der ganzen Figur, mittels gekrümmter und glatter Eisen (Punzen), indem du immer von beiden Seiten das Metall treibst und von Zeit zu Zeit ausglühst. Und wenn du die Figur so hoch herausgetrieben hast, als es dir gut scheint, nimm Punzen, etwa eine Handbreit lang, am einen Ende, wo du mit dem Hammer daraufschlägst, dicker, am anderen dünneren Ende fein abgerundet und zugespitzt. Dann setze deinen Lehrjungen vor dich hin, halte die Metallplatte in der linken Hand und jeweils den entsprechenden Punzen in der rechten; der Lehrling schlägt dann mit einem mittelgroßen Hammer darauf und du zeichnest so die Augen ein, die Nasenlöcher, das Haar, die Finger der Hand, die Gliederung der Füße und den Faltenwurf des Gewandes; wenn du auf diese Art die ganze Figur fertiggestellt hast, so verschneide noch mit Gravier- und Schabeisen die Augen und die Nasenlöcher, den Mund, das Kinn und die Ohren, die feineren Zeichnungen der Draperien usw. In der gleichen Art kannst du dann, je nachdem du Erfindungskraft besitzest, jede Art von Figuren, Blumen und Vögeln in Gold und Silber herstellen, auf Bucheinbände, auf verzierte Frauensättel, auf goldene und silberne Becher, Platten und anderes mehr."

Ganz abgesehen von dem historischen Interesse, welches diese Arbeitsbeschreibung aus alter Zeit bietet, ist sie auch heute noch so nützlich und wertvoll wie an dem Tage, als jener Künstlermönch sie in seiner einsamen Zelle niederschrieb, dieser Kunstarbeiter und Kunstfreund, dessen Buch noch heute beim Lesen jedem ernsten Kunstkollegen das Herz aufgehen läßt. Wenn wir durch die Jahrhunderte zurücksehen könnten, bis in die Zeit des Tubalkain, des ersten Arbeiters in Metall, so würden wir wahrscheinlich finden, daß er in der gleichen Weise arbeitete, wie Theophilus uns beschreibt. Wir arbeiten im Grunde genommen auch nicht anders; die Treibkunst ist eines der wenigen Dinge auf der Welt, die sich

kommt alles

nicht verändern. „Durch Hammer und Hand zustand" sagt ein altes (englisches) Sprüchwort; *) Hammer und Hand wechseln nicht, sie bleiben immer die gleichen; die aufeinanderfolgenden Generationen von Metallkünstlern haben nur verschiedene Dinge darzustellen; der Gegenstand wechselt, aber nicht die Art der Herstellung.

Unser alter Freund, der Mönch Theophilus Rugerus, hat nach seiner Beschreibung der Hilfe eines Lehrjungen bedurft, um seine Zeichnung in das Metall einzuschlagen. Demgegenüber muß erwähnt werden, daß der moderne Treibkünstler für gewöhnlich sein Arbeitsstück in Kitt einbettet, um es so festzuhalten, und daß also die menschliche Beihilfe hier im Laufe der Zeit durch ein einfacheres und praktischeres Verfahren ersetzt worden ist.

Jedenfalls, mit oder ohne Lehrling, macht es nicht viel aus, wenn einer auch in einer altüberkommenen Manier arbeitet, wenn er nur Tüchtiges leistet. Mit andern Worten, wenn der Metalltechniker für irgendeine besondere Technik

STATUETTE

VON BILDHAUER A. REIMANN, BERLIN.

oder eine eigene Arbeitsweise eine Vorliebe hat, weil er findet, daß sie gute Resultate ergiebt, so soll er nur ja dabei bleiben. Derartige Spezialmethoden haben ohne Zweifel einen Zusammenhang mit der künstlerischen Eigenart und tragen dazu bei, der fertigen Arbeit einen persönlichen Stempel aufzudrücken. Ob man also das Metall auf Kitt auflegt, auf Blei oder auf Holz (alle diese Arten können angewendet werden), ist nicht ausschlaggebend; aber jede verschiedene Manier gibt der Arbeit einen besonderen Charakter, den der Metallkünstler ausnützen kann. Alle aber lassen sich darauf zurückführen, daß man das Metall auf einer der angegebenen Grundlagen auflegt und die Darstellung mit Hammer und Punzen von der Vorder- und Rückseite ausarbeitet.

Die Technik ist, wie man sieht, die Einfachheit selber, und man kann sie jedem in einer halben Minute klar machen; und doch braucht es langjähriger Übung um ein tüchtiger Treibkünstler zu werden. Heutzutage kann man ja durch Handbücher und den billigen Unterricht der Fachschulen auf die leichteste Weise alles überhaupt Mitteilbare erfahren, und der auf den letzteren durch praktisch erfahrene Fachleute erteilte Unterricht bietet jede mögliche Unterweisung.

Ich will daher niemanden dadurch verwirren, daß ich hier ausführlich erzähle, wie man Silber- oder Kupferblech aufkittet, wie man es anfängt, verschiedene Effekte mit verschiedenen Punzen zu erzielen, wie man die Arbeit wieder abnimmt, sie glüht, fertig ziseliert und glättet. Von allen diesen Details und Feinheiten soll der einzelne

*) By Hammer and hand all thinges doe stand.

[graphic]

Metallkünstler sich soviel aneignen, als seiner persönlichen Eigenart, seinen besonderen Absichten und Bedürfnissen dienlich ist. Das übrige mag er ruhig beiseite lassen. Übrigens muß gesagt werden, daß die Leichtigkeit, mit der die Technik der Metalltreibkunst übermittelt und gelehrt werden kann, kein reiner Vorteil für dieselbe ist; denn dadurch sind besonders die Amateure angelockt worden, für deren tändelnde und spielende Arbeitsweise unsere Kunst sich nicht eignet. Man wird denken, ich stelle alles so leicht und einfach dar, daß man nicht weiß, wo eigentlich die Kunst im Metalltreiben steckt. Aber schreiben kann bekanntlich auch jeder, der es in der Schule gelernt hat; ein wertvolles poetisches Werk aber ist eine seltene Sache, das ist die Kunst.

Das eigentlich Künstlerische beim Metalltreiben kann, wie bei jeder andern Technik, nicht wohl in Worte gefaßt werden. Der Pumpenschwengel ist ja leicht zu handhaben, aber lebendiges Wasser kommt nicht, wenn der Brunnen trocken ist. Wer glaubt, es genüge, einen zwölfmonatlichen Kurs in einer Fachschule mitgemacht zu haben, und einige Schalen, Becher, Türbeschläge und derartiges getrieben zu haben, um ein fertiger Metall- oder Treibkünstler zu sein, der weiß nicht, was Kunst ist.

Vor allem muß betont werden, daß das Muster, der Entwurf eine besonders große Rolle in der Treibkunst spielt. Schon eine geringe, praktische Erfahrung zeigt dem Techniker, daß der Entwurf völlig von der Eigenart des Metalls und seiner Behandlung beherrscht sein muß. Er wird finden, daß durch die Verwendung bestimmter Punzen und Hämmer sich gewisse Wirkungen erzielen lassen, daß man aber auch so entwerfen muß, daß diese Effekte zur Geltung gelangen. Arbeitet man zum Beispiel in Kupfer, so zeigt sich, daß große, kräftige Wölbungen gut wirken, daß sie einen hohen, goldig leuchtenden Glanz annehmen. Dagegen machen sich zierliche, scharf detaillierte Muster unklar, und man wird erkennen, daß man in Kupfer eine solche unwirksame und sozusagen vergebliche Arbeitsweise

besser

meidet. Wer eine fremde Sprache lernen will, muß sich bemühen, in dieser zu denken, und ebenso muß jeder, der für Kupfertreibarbeit entwirft, sozusagen Kupfer zeichnen lernen.

Man findet genug Fachklassen und Schulen, in denen der mechanische Teil der Treibkunst ausführlich und sorgfältig gelehrt wird, während das, Wovon wir hier sprechen, sehr viel wichtiger, aber auch viel schwerer zu lehren ist. Da ist es gut, auf die Betrachtung getriebener Werke aus alten Zeiten hinzuweisen, und, im Zusammenhang damit, auf das Studium der Natur; da möge der junge Treibkünstler versuchen, die

jenigen Geheimnisse der Schönheit zu erlauschen, die ihn befähigen sollen, später dem Metall Leben und neue Reize abzugewinnen. Bei dem Studium historischer Arbeiten muß man sich vor allem hüten, am Ornamente kleben zu bleiben: Nicht auf den ornamentalen Entwurf, sondern auf die materialgerechte, einfache und wirkungsvolle Behandlung des Metalls kommt es an, und diese gilt es an den erhaltenen Mustern der verschiedenen Zeiten kennen zu lernen.

Von den in den letzten Jahrzehnten hergestellten großen Kunstarbeiten haben besonders die großen Ehrenschilde Aufsehen erregt, die man bei uns (in England) verschiedentlich angefertigt hat: den Miltonschild, den Ontramschild usw. Äußerlich betrachtet, hat hier die Akkuratesse, die technische Gewandheit einen außerordentlich hohen Grad erreicht, man möchte sagen, einen zu hohen. Denn man hat oft genug vor diesen Arbeiten Laien sagen hören: „Wie ist das schön und sauber gemacht! Man könnte meinen, es sei Maschinenarbeit." So töricht die Bemerkung an und für sich ist, so trifft sie doch den Nagel auf den Kopf; vom Standpunkt des wahren Treibkünstlers sind diese Arbeiten langweilig und uninteressant. Sie lassen eine unendlich große aber falsch aufgewendete Arbeit erkennen. Man braucht nur diese gedrängten, malerisch behandelten Figurengruppen zu vergleichen mit der unendlich einfachen, figürlichen Dekoration der klassischen Kunst, um zu erkennen, wo der Fehler steckt: an der mangelnden Einfachheit. Und schließlich raubt unsern modernen Treibarbeiten eine übertriebene Politur noch vollends den Charakter der Handarbeit.

L

[graphic]

ZIERSTATUETTEN

VON BILDHAUER A. REIMANN, BERLIN.

Die meisten unserer Ziseleure und Metalltreiber sind nun freilich durch den fabrikmäßigen, für den Handel arbeitenden Betrieb, in dem sie angestellt sind, gezwungen, in einer verflachenden und mechanischen Weise zu arbeiten. Um so mehr sollte der Gebrauch eingeführt werden, daß bei wirklich künstlerischen Stücken, im Gegensatz zur Handelsware, der ausführende Künstler die fertige Arbeit mit seinem Namen zeichnet. Das gibt dem Stück einen persönlichen Charakter und ist ein gewisser Beweis dafür, daß der Künstler die Arbeit mit Befriedigung aus den Händen gegeben hat. Die geschnitzten japanischen Büchschen, die „Netsukes", sind meistens mit dem Namen der Verfertiger bezeichnet.

Das sollten wir uns zum Beispiel nehmen.

Anmerkung

Nelson Dawson.

der Redaktion. Nelson Dawson ist einer der ersten lebenden Meister der in so hoher Blüte stehenden englischen Feinmetallkunst. In der Annahme, daß seine Ansichten über Metalltreibarbeit unsere Leser interessieren wer den, geben wir hier eine freie Wiedergabe eines von ihm in englischer Sprache erschienenen Aufsatzes.

[subsumed][ocr errors]

Die Lehrwerkstatt und Meisterschule für Metallarbeiter in Flensburg.

Die Stadt Flensburg bezeugt für die Hebung des Handwerks ein hervorragendes Interresse. Neben den schon bestehenden Fachklassen mit Werkstattunterricht hat sie mit Unterstützung der Königlichen Staatsregierung im neuen Kunstgewerbe-Museum seit Anfang dieses Jahres eine Werkstatt und Zeichenklasse für Metallarbeit, für Gold- und Silberschmiede und Ziseleure eingerichtet. Von besonderer Bedeutung für die praktische und künstlerische Ausbildung der jungen Handwerker der erwähnten Metallbranchen sind die praktischen Kurse im Treiben, Ziselieren und Gravieren in Edelmetall, Kupfer, und Messing. Die praktische Tätigkeit der Schüler ist auf die Vormittagsstunden beschränkt, sie bietet dem jungen Handwerker die beste Gelegenheit, um neben der technischen auch die künstlerische Seite des Berufs zu üben. Daß diese bei der heutigen Betriebsweise im Handwerk für viele kaum mehr zu ermöglichen ist, liegt auf der Hand. In kleinen Werkstätten findet sich wenig oder gar keine Gelegenheit, solche manuellen Geschicklichkeiten zu erwerben, und in größeren Betrieben sind ältere Gehilfen, die schon Jahrelang mit der Ausführung feiner Arbeiten betraut sind, tätig und werden nur in den seltensten Fällen ihre praktischen Erfahrungen zum Besten junger, unerfahrener Gehilfen hergeben. In den Fabriken läßt die bis ins kleinste durchgeführte Arbeitsteilung persönliches Streben nicht zur Geltung gelangen. Der junge Handwerker, der von Eifer

Kreisen Mangel an Verständnis für das, was zur Ausbildung junger Handwerker absolut erforderlich ist.

Mit Freuden muß man die Bestrebungen der Königlichen Staatsregierung begrüßen, die darauf abzielen, diesen Mißständen im Handwerk durch Einführung praktischer Kurse zu begegnen. Leider werden solche Bestrebungen aber wenig nachhaltigen Wert besitzen, wenn sich nicht in Handwerkerkreisen selbst reges Interresse für die Maßnahmen der Behörden geltend macht.

In der Schule ist die praktische Tätigkeit der Schüler in die Vormittagsstunden verlegt. Sie richtet sich hauptsächlich darauf,

STEINGRAVIERUNGEN VON HOF-GRAVEUR R. OTTO,
BERLIN.

und Lernbegier für seinen Beruf beseelt in die Fremde zieht, um sich die zur Ausübung seines Berufes nötige Geschicklichkeit anzueignen, wird infolge dieser Verhältnisse in den seltensten Fällen sein Ziel erreichen. In der Technik wenig vorbereitet und ohne genügende Erfahrung in der richtigen Behandlung des Materials, sieht er sich in seinem Wissensdrang gehemmt und sucht diesen nicht selten durch den kurzen Besuch von Zeichenkursen zu befriedigen. Das gewonnene Resultat ist in der Regel wenig zufriedenstellend.

Wer Gelegenheit gefunden hat, den im Gewerbe bestehenden Verhältnissen näher zu treten, wird auch erfahren, wie gering der tüchtige Nachwuchs ist, der bei einer solchen Ausbildung gewonnen wird. Daher finden wir auch in diesen

die handliche Fertigkeit der Schüler zu heben und Gefühl für die richtige Behandlung des Materials zu erwerben.

Die systematische Unterweisung der Schüler verfolgt neben praktischen Zwecken das Ziel, sie an die richtige Wiedergabe der Kunstformen zu gewöhnen, wie sie bei den Arbeiten des Gold- und Silberschmiedes verlangt werden. Die Schule ist in der glücklichen Lage, über genügende Bestellungen zu verfügen, an denen sich die Schüler ausbilden können.

Nebenbei bestehen auch Tageskurse im Zeichnen, die auf alle kunstgewerblichen Fächer ausgedehnt sind, und zu denen Schüler in halbjährlichen Kursen zugelassen werden.

[graphic]
[graphic]
[graphic]
[graphic]
[graphic]

Für die verhältnismäßig kleine Schülerzahl sind 3 Lehrer und 2 Fachlehrer angestellt. Diese Besetzung mit Lehrkräften bietet die beste Gewähr für eine genaue Kontrolle der Arbeiten der Schüler, und wo es geboten erscheint, kann auch eine zweckentsprechende Beihilfe gewährt werden.

Besonderer Vorteil erwächst den teilnehmenden jungen Leuten durch diese Besetzung mit Lehrkräften, weil beim praktischen und theoretischen Unterricht auf persönliche Veranlagung und Vorbildung weitgehendste Rücksicht genommen werden kann.

Eine Ausbildung, die sich auf die praktischen und theoretischen Fächer des Berufs zugleich erstreckt, wird dazu beitragen, die individuelle Ausbildung der Schüler zu fördern. Sie wird auch mithelfen das Niveau der allgemeinen Leistungen und des künstlerischen Empfindens im Handwerk selbst zu heben und dauernd zu erhalten.

Vom Büchertisch.

Leitfaden der Heraldik von A. v. Keller. Berlin, Friedrich Stahn. Preis 10 Mark. An den Goldschmied, an den Graveur und Emailleur tritt häufig die Aufgabe heran, ein heraldisches Motiv oder ein ganzes Wappen darzustellen, ohne daß ihm vom Auftraggeber immer eine genügende Vorlage an die Hand gegeben werden kann. Da ist es gut, ein Werk zu besitzen, das in knapper Form alles Wissens- und Wünschenswerte über die Heraldik

enthält. Ein solches können wir unsern Lesern in dem oben genannten kleinen Handbuch empfehlen, das speziell für die Bedürfnisse des praktischen Kunsthandwerkers zusammengestellt und bearbeitet ist. Demgemäß ist der Text so gedrängt und knapp wie möglich und der Hauptnachdruck auf die Illustrationen gelegt, welche in übersichtlicher Anordnung und korrekter farbiger Darstellung eine überaus große Anzahl von heraldischen Motiven und Wappenbildern der verschiedenen Stile vor Augen führen.

Unsere Bilder.

Unser heutiges Musterblatt, das Entwürfe von W. Klaus in Pforzheim bringt, ist ein gutes Beispiel für modernen Schmuck von ruhigem, schlichtem Charakter. Es wäre wohl zu wünschen, daß der Geschmack unseres kaufenden Publikums sich mit der Zeit dahin lenken und leiten ließe, daß er derartigen einfacheren und strengeren Formen sich zuwenden würde. Um das ganze Blatt bringen zu können, erscheinen die einzelnen Stücke etwas verkleinert. Wir machen darauf aufmerksam, obwohl es auf den praktischen Wert der Entwürfe keinerlei Eintrag hat.

--

Arbeiten von der Weltausstellung in St. Louis sind auch dieses Mal wieder vertreten in den Schmuckabbildungen, welche die Firma H. Zwernemann uns zur Verfügung gestellt hat. Hanau ist bekanntlich die einzige von den Zentren der deutschen Schmuckindustrie, welche sich offiziell und in größerem Umfang an der amerikanischen Ausstellung beteiligt hat. Mit welch beachtenswerten Leistungen, das zeigen sowohl die Arbeiten, welche wir auf Seite 85 schon gebracht haben, als auch die heutigen. Die Komposition der Zwernemann'schen Arbeiten zeigt große, kräftige und lebhaft bewegte Formen und eine reiche Abwechselung in Edelmetall, Steinen und Email. Die Ausführung erfolgte in der Weise, daß die Stücke ausgesägt, von hinten aufgetieft und endlich auf der Vorderseite durchziseliert wurden. Sie tragen jedenfalls wesentlich zu der würdigen Vertretung der Hanauer Schmuckkunst in St. Louis bei, von der wir übrigens hoffen, noch weitere Beispiele bringen zu können.

Eine größere Anzahl von Abbildungen ist dieses Mal neueren Arbeiten des Berliner Bildhauers und Metallplastikers A. Reimann gewidmet, über den wir schon einmal ausführlich berichtet haben. Was damals hervorgehoben wurde, tritt auch diesmal an diesen Schöpfungen zutage: Das sorgfältige Eingehen des Künstlers auf praktische Fragen und die glückliche Einbeziehung von allerlei sinnigen Bezügen. Gerade das Kaffeeservice ist ein Beweis hierfür

[blocks in formation]

Und

Bei den weiteren drei Abbildungen, der elektrischen Tischlampe, der Statuette und den beiden Zierstatuetten, möchte wohl da und dort die Frage laut werden: Was soll das in unserer Goldschmiede-Zeitung? So etwas machen wir nicht und verkaufen es auch nicht. Aber wir meinen, deswegen könnte es doch von einem Angehörigen unserer Branche, namentlich wenn derselbe in irgend einer Art künstlerisch tätig ist, mit Nutzen betrachtet und studiert werden. das muß für unsere Zeitschrift, welche die Verpflichtung fühlt, so weit als möglich auch erzieherisch zu wirken, doch sehr in Betracht kommen. Vor allem sei bei der nackten männlichen Figur auf die vorzügliche, sozusagen metallgerechte Durchbildung der Körperformen hingewiesen. Mag auch die Haltung für das gegebene Motiv das Betrachten eines im Wettkampf gewonnenen Silberbechers etwas pathetisch erscheinen, jedenfalls wird dadurch die akzentuierte Betonung der Einzelformen gerechtfertigt.

[ocr errors]

Eine Kunst des Details, eine Kunst im kleinsten Maßstabe ist der Steinschnitt; im Gegensatz zum Steinschliff, bei dem alles von geometrischer Akkuratesse und mathematischer Berechnung abhängt, ist hier lediglich das künstlerisch durchgebildete Auge und die nie fehlende Sicherheit der Hand maßgebend. Von einem Altmeister auf diesem Spezialgebiet, dem Hof-Graveur R. Otto in Berlin, bringen wir heute eine Serie Porträtarbeiten, deren Feinheit leider die photomechanische Abbildung hat nicht genügend gerecht werden können. Die lebensvolle Durchbildung der Köpfe kann aber jedenfalls genügend erkannt und geschätzt werden. R. R.

« PreviousContinue »