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In bezug auf das Tragen von Brillanten kann man die Damenwelt in drei Klassen einteilen: In solche, die echte Brillanten tragen, in solche, die Simili tragen, und endlich in solche, die weder das eine noch das andere tun. Wer echte Steine trägt, ist natürlich beleidigt, wenn man meint, es seien Simili: wer Simili trägt, ist beleidigt, wenn man diese nicht für echte Brillanten hält, und wer keines von beiden tut, ist beleidigt, wenn man ihm zumutet, doch wenigstens Simili zu tragen. Eine recht unbefriedigende Sache also; und daran ist nichts anderes Schuld, als der Aberglaube, es sei unfein, geschmacklos, protzig und wer weiß was alles noch unechte Brillanten, Simili, zu tragen.

Ich nenne das Aberglauben, und es ist auch wirklich nichts anderes; ein Aberglaube freilich, der recht tief eingewurzelt ist, so tief, daß es Leute genug geben wird, die es für unfein halten würden, diese Frage überhaupt zu diskutieren. Und doch liegt die Sache eigentlich ganz einfach. Man braucht sich bloß klar zu machen: aus welchen Gründen trägt man denn eigentlich Brillanten? Trägt man sie, um sich zu schmücken, oder um seine Zahlungsfähigkeit zu dokumentieren? Mit anderen Worten: trägt man sie um ihrer Schönheit oder um ihrer Kostbarkeit willen? Die Antwort darauf sollte nicht zweifelhaft sein. Und doch werden recht viele Besitzerinnen von echten Diamanten beim Tragen derselben viel weniger daran denken, wie schön, sondern mehr daran, wie kostbar das aussieht, und wie sie darum wohl beneidet werden. Von diesem Standpunkte aus aber auch nur von diesem ist das Tragen von künstlichen Brillanten schlechthin verwerflich. Denn man sieht dann

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die Sache sich an, wenn man all diese finanziellen, sozialen und ethischen Erwägungen, die mit dem Schmuck als solchem doch eigentlich recht wenig zu tun haben, bei Seite läßt und sich ganz einfach sagt: Der Diamant hat eine außerordentliche Schmuckwirkung; die guten, künstlichen Nachbildungen, die Simili, haben aber die gleiche; also, wenn ich es bezahlen kann, trage ich echte, und wenn ich dazu nicht imstande bin, trage ich künstliche Diamanten; beide aus dem gleichen Grunde, um mich zu schmücken.

In der Tat ist der künstlerische Wert des Diamanten ein ganz außerordentlich hoher und einzigartiger. Man denkt so wenig daran, daß er überhaupt einen solchen hat, daß es sich wohl der Mühe verlohnt, einmal auch davon zu reden. Die Schönheit des Diamanten beruht, wie jedermann weiß, auf seinem Farbenspiel. Man kann sagen, fast ausschließlich auf diesem. Jedenfalls ist die Form an sich so gut wie bedeutungslos für die Wirkung beim Tragen. Die Form des Brillantschliffes ist ja eine ungemein künstliche oder vielmehr kunstvolle, aber sie kommt äußerlich doch gar nicht zur Geltung, sie ist lediglich die Trägerin des farbigen Lichterspieles, das den Diamanten zu einer so einzigartigen Erscheinung macht unter allem, was als Schmuck verwendet wird.

Dieses farbige Lichterspiel nun ist bei einer guten, künstlichen Nachahmung, bei einem feinen Simili, man kann

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wohl sagen, das gleiche oder doch gleichIwertig mit dem eines echten Brillanten. Der Schmuckwert, die ästhetische Wirkung beider ist so gut wie gleich. Somit muß man auch, wenn man die Sache lediglich vom Geschmacksstandpunkt aus betrachtet, zugeben, daß der eine sich so gut wie der andere zum Tragen als Schmuckstein eignet. Ein Unterschied bleibt nun freilich, und das ist der einer unendlich viel größeren Dauerhaftigkeit des echten Steines. Die Schönheit des echten Brillanten

erhält sich in sozusagen unverwüstlicher Frische und Unberührtheit, während der Simili bekanntlich empfindlich gegen äußere Einflüsse ist und verhältnismäßig bald Spuren des Getragenwerdens aufweist. Damit haben wir den hauptsächlichsten und größten Unterschied zwischen Simili und echten Brillanten berührt: Der letztere ist über eine unbegrenzte Zeit schön und wirkungsvoll, während der erstere nur allzubald eine deutliche Einbuße seiner äußeren Schönheit erleidet, unansehnlich wird und dann natürlich keinen Anspruch mehr darauf machen kann, den gleichen Schmuckwert wie der Diamant zu besitzen.

Auch sonst wird ein guter Geschmack sich von selbst mit dem Tragen von Simili gewisse Beschränkungen auferlegen. Der Verdacht, daß man damit protzen wolle, bleibt nun einmal bestehen und kann nicht ganz ignoriert werden. Aber man kann ihn entkräften, wenn man darauf Bedacht nimmt, seinen Similischmuck recht zart, anmutig und geschmackvoll zu wählen. Eine unkünstlerische, plumpe oder etwa veraltete Form verzeiht man dem echten Brillantenschmuck

gerne, in Anbetracht seiner Kostbarkeit, seines Wertes und etwa auch seines ehrwürdigen Alters dem Simili niemals. Mit anderen Worten, beim echten Brillanten ist der Stein an sich die Hauptsache und kann sie sein, beim Simili ist die Aufmachung, die Komposition und Anordnung das Wesentliche. Auch ist es nicht ganz gleichgültig, was für Schmuckstücke mit Simili ausgestattet werden. Im Fingerring einen künstlichen Stein zu tragen, wird sich nicht empfehlen, da er hier sehr dem Bestoßen und Verkratzen ausgesetzt ist. Ein Diadem sich aus Simili ausführen zu lassen, würde einem vornehmen Geschmack wohl auch nicht zusagen; ein so anspruchsvoll und feierlich wirkendes Schmuckstück muß auch den höchsten Ansprüchen an Echtheit und Wert des verwendeten Materials genügen können. Man wird keinen künstlich hergestellten, großen Solitär tragen, wie man überhaupt auffällig große Steine hier vermeiden muß, und man wird einer Braut zu ihrem Hochzeitstage keinen Similischmuck schenken. Also das billige und anspruchslose Material muß auch eine entsprechend anspruchslose und diskrete Verwendung erfahren.

Unter dieser Voraussetzung aber ist es durchaus vornehm, und nicht der geringste Einwand kann dagegen erhoben werden, daß von unserer Damenwelt Schmuck mit Simili getragen wird. Erlaubt ist hier, was gefällt, und zu blitzenden Augen und blühender Jugend wird der körperliche Glanz, das sprühende Farbenspiel immer begehrt und immer schön sein, möge er nun vom echten Brillanten oder von der künstlichen Nachbildung herrühren. R. R.

Wiener Schmuckmoden.

Es scheint, daß sich neben dem Einfluß der neuen Schule, die den Wert des Schmuckstückes auf dessen künstlerische Ausführung verlegt, wieder ein Streben nach reicherer Verwendung von Edelsteinen um dieser selbst willen geltend

macht. Es soll damit nicht etwa gesagt sein, daß die Rich tung im Sinne Laliques ein überwundener Standpunkt ist; dieselbe findet dort, wo sich die Mittel mit einem vornehmen Geschmack verbinden, nach wie vor großen Anklang. Aber

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eine Kapitalanlage für Schmuckgegenstände, deren Wert in der künstlerischen Arbeit liegt, bleibt doch immer nur ein Vorrecht für die oberen Zehntausend; letztere sind aber in Österreich ziemlich konservativ und haben noch auf keinem Gebiet einer neuen Richtung viel Aufmunterung entgegengebracht. Da sich außerdem der Schmuck zumeist von einer Generation auf die andere vererbt und mit demselben ein Kapital repräsentiert werden soll, wird auch in jenen Kreisen, die es sich leisten können, in erster Linie auf den materiellen Wert der Juwelen und erst in zweiter auf deren künstlerische Fassung das Schwergewicht gelegt. Infolgedessen macht sich, wie schon gesagt, wieder der Edelstein an sich geltend, nur macht man in dessen Behandlung doch einer verfeinerten Geschmacksrichtung Konzessionen. Ein Gewichtsverlust wird nicht gescheut, um den Edelsteinen eine besondere Form zu geben, ob diese nun hoch und rund geschliffen oder spitzig, viereckig, dreieckig, herzförmig oder käferförmig ist oder einen Tropfen oder eine Träne vorstellen soll. Nach der neuesten Mode wird ein besonders schöner Stein nur ganz schmal gefaßt, wodurch sein Feuer am besten zur Geltung kommt, und zwar der Smaragd und Rubin - die beiden Modesteine in Gold und der Brillant in Platin; letztere Fassung läßt den Brillant noch größer erscheinen, als er tatsächlich ist. Als Hauptschmuckstück, das jetzt zu jeder Zeit getragen wird, gilt der Ring; derselbe darf nicht nur, sondern muß sogar nach dem neuesten Modediktat außer den Goldfinger und den kleinen Finger auch den Zeigefinger schmücken, und ein halbes Dutzend Ringe gehören zum Minimalbestand der Schmuckkassette der Modedame von 1904. Neben dem Smaragd und Rubin spielt die graue, schwarze und weiße Perle als Ringschmuck eine große Rolle, nur beim Verlobungsring wird sie neuestens durch den Saphier ersetzt. Sehr modern ist auch die pendelartige Verwendung der Juwelen, die am besten bei den Ohrringen zur Geltung kommt, aber auch beim Ring ganz effektvoll wirkt. So ist beispielsweise ein goldener Schlangenring bemerkenswert, dessen oberen Ab

schluß eine große graue Perle bildet, während als unterer Abschluß ein runder Brillant angebracht ist, an dem ein herzförmig geschliffener Rubin hängt. Ein anderer breiter, à jour gearbeiteter Goldreif schmückt sich nur mit einem viereckig geschliffenen Rubin, den aber ein Kränzlein von Diamanten umgibt. Neuartig sind auch Ringe, die einen dreieckigen von Smaragden umgebenen Brillant aufweisen, und Marquisenringe aus spitzig geschliffenen Smaragden. Sehr schön ist ein Marquisenring, dessen langes rechteckiges Plättchen eine Mittellinie aus viereckig geschliffenen Smaragden zeigt, während die Seitenlinien aus spitzigen Brillanten geformt sind. Ein im neuen Stil gearbeiteter Ring aus getriebenem Gold schließt oben mit einem Hundekopf, nach unten mit einem Opal ab, einem Stein, der seinen Ruf, eine Spezialität für Pechvögel zu sein, längst eingebüßt hat.

Ein sehr schönes Exemplar von Pendelohrringen zeigt ein winziges Brillantschleifchen, an welchem ein herzförmiger brillantenbesetzter Reif hängt, in dem sich ein herzförmig geschliffener Rubin schaukelt. Der Pendelmode kommen auch nachfolgende Ohrgehänge auf das zierlichste entgegen; an einer kleinen Brillantrose hängen zwei wunderfeine mit Brillanten besetzte Platinkettchen, deren Abschluß je ein zartrosa Korallentropfen in einem Brillantkelch bildet.

Sehr hübsch wirkt der herzförmige Schliff bei einem Anhänger, der ein großes Kleeblatt vorstellt, dessen Blätter vier andersfarbige Edelsteine zeigen. Dasselbe hängt an einem von Opalen unterbrochenen Goldkettchen.

Zu den in der Sommersaison absatzfähigsten Schmuckartikeln zählen Broschen und Blusennadeln. Sehr hübsch erscheint uns eine Brosche im neuen Stil, eine Libelle, deren goldene Flügel mit Opalen besetzt sind, während Kopf und Rumpf eine in Gold stilisierte Frauengestalt aufweisen, an welcher besonders der Kopf wunderschön ausgearbeitet ist. Ganz im Gegensatz, aber ungemein graziös präsentiert sich eine Miniaturbrosche, die zwei winzige Dachshunde in Gold, deren Rassemerkmale auf das prägnanteste wiedergegeben

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