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AUS DEN SAMMLUNGEN DER AKAD. VERBINDUNG CELLINI IN HANAU A. M.

von

richtigen Voraussetzung aus, daß auch dem geringeren Stande ermöglicht werde, seinen Hang nach Schmuckgegenständen zu befriedigen. Dieses gesetzliche Entgegenkommen zu der damaligen Zeit war um so mehr berechtigt, als z. B. selbst die Eheringe, das symbolische Zeichen der Verbindung, von vielen Verlobten nicht mehr gekauft wurden. Und hier kam die gesetzliche Regelung als rettender Engel für das minderbemittelte Volk. Es wurden nun letzteren im allgemeinen 8 karätige Eheringe gekauft, und nach und nach verfielen auch unsere Industriellen auf den Gedanken, überhaupt Bijouterie in 8 Karat herzustellen. An und für sich würde dies noch kein Verbrechen gewesen sein, wenn eine billige, reelle Ware in den Handel gebracht worden wäre, aber durch die alsbald aufs äußerste gesteigerte Konkurrenz einerseits und die dadurch bedingte, zuweilen bis zur Raffiniertheit reichende Technik andererseits wurden plötzlich eine Menge von untergeordneten 8 Karatwaren hergestellt, die unter Zuhülfenahme der fortschreitenden Fachtechnik zumeist darauf gemünzt waren, eine Täuschung des Käufers zu bezwecken. Hohle Scharniersachen, ausgekittete Waren, Waren mit Silberboden usw. kamen in den Handel, und nicht nur der Grossist und Detailleur wurden bald in der Qualität der Waren irre, nein selbst der Fabrikant mußte aufpassen, um die einzelnen Warengattungen voneinander unterscheiden zu können. Daß natürlich durch das Erscheinen solcher Artikel auf dem Weltmarkte der allgemeinen Fabrikation, und insbesondere der reellen, ein schwerer Stoß versetzt wurde, war unausbleiblich, und sahen sich viele Firmen gezwungen, solche technische Spitzfindigkeiten mitzumachen, um wenigstens noch konkurrenzfähig zu bleiben und auch eines bescheidenen Ge

DREI ENTWÜRFE

VON

CARL BUSCHMANN, HANAU,

ENTWÜRFE

VON JULIUS ROSIER, ZEICHNER.

WO

winns teilhaftig zu werden. Aber auch dieser Umschwung blieb nicht immer auf dem gleichen Punkt bestehen, sondern es trat ein Moment ein, das einen ungeheuren Wendepunkt bedeutete, eine Zeit, die für die spätere Zukunft bestimmend werden sollte, und zwar durch die Einführung der Doubléfabrikation. Da, früher noch Einzelanfertigung vorhanden war, wurde nun durch das billigere Metall die Massenanfertigung betrieben, und speziell die Kettenfabriken suchten hierin gegenseitig den Rekord zu erreichen. Heute sehen wir nicht nur allein ausgedehnte Etablissements aus dem Boden

wachsen, die sich mit Anfertigung solcher Waren beschäftigen, auch Aktiengesellschaften haben sich gebildet, um die Fabrikation mit Nachdruck zu betreiben.

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Während nun die fabrikmäßige Herstellung von Waren sich wie vorgezeichnet ausgedehnt hat, wurden auch von den Juwelieren im übrigen deutschen Lande alle Anstrengungen gemacht, um nicht nur die technischen Fortschritte der Goldwarenfabrikstädte so bald als möglich kennen und erfassen zu lernen, sondern sie mußten auch darnach streben, in einem solchen Kampfe nicht erdrückt zu werden. Sie gingen deshalb oft selbst in die Fabrikstädte, zu dem Zwecke, sich dem Studium der Fabrikation zu widmen, oder sie schickten auch ihre Söhne als Volontäre oder dergl. in einzelne Betriebe, um nachher deren Kenntnisse praktisch zu verwerten. Durch Zulassung der 8 karätigen Waren zum Goldstempel war es nun auch den kapitalschwächeren Juwelieren ermöglicht, sich nach durchgemachten Lehr- und Gesellenjahren auf eigene Füße stellen zu können und durch Gründung einer bescheidenen Existenz für den Lebensabend einen Spargroschen anzusammeln. Bei der Anfertigung besserer Fabrikate war

DER UNTERE PREISGEKRÖNT BEI DEM WETTBEWERB DER WEISHAUPT-STIFTUNG 1903.

ihnen dies wegen ihres unzulänglichen Kapitals einfach unmöglich, da die Verwendung besseren Goldes auch die Verwertung besserer Steine usw. erforderlich gemacht hätte. Mit Mühe und Not, unter Anwendung äußerster Sparsamkeit und Zurückhaltung, ist es nun manchem dieser Anfänger gelungen, sich emporzuschwingen und ein schönes Geschäft sein eigen nennen zu können; in denkbar reellster Weise hat er seither seine Kundschaft bedient und sich damit beim Publikum als Ehrenmann eingeführt; mit wenig Profit hat er gesucht sich auch bei den minderbemittelten Leuten Abnehmer zu schaffen um so wuchtiger käme jetzt die Anforderung an ihn, seine Kunden auf Abnahme besserer Waren vorzubereiten und gar am Ende den einen oder den

anderen einzubüßen. Einzelne etwas wertvollere Gegenstände dafür abzusetzen, von denen er jedoch noch nicht weiß, wie lange er sie unter Umständen seinem besseren Abnehmer auf Kredit geben muß, können den Ausfall nicht decken. Daß außerdem solche Wünsche auf Ausschluß von 8 karätigen Waren zur Stempelzulassung wenig oder gar keinen Umschwung in der Fabrikation dieser Waren selbst ausmachen wird, soll Aufgabe eines folgenden Artikels sein. Ein vorsichtiger Geschäftsmann aber wird die Lichtund Schattenseiten solcher Anträge oder Beschlüsse in jeder Weise zu würdigen wissen, bevor er einem solchen Kampfe gegen Windmühlen sein Wort redet.

Unsere Bilder.

Wir setzen unsere bildliche Berichterstattung über die Beteiligung der deutschen Feinmetallkunst in St. Louis fort, indem wir heute einige Arbeiten bringen, die in Pforzheim nach den Entwürfen von Professor Jul. Müller-Salem an der dortigen Kunstgewerbeschule ausgeführt sind. Auf der ersten Seite ist in 2 Abbildungen eine schmiedeeiserne Kassette veranschaulicht, deren verständnisvolle Ausführung der Kunstschlosserei Fr. Kärcher in Pforzheim zu verdanken ist. Der Künstler hat die Grundform der Kassette möglichst einfach genommen; einige Beschlägspangen, von straffer, schlichter Zeichnung bilden, im Verein mit einem kreisförmigen Mittelbilde, den einzigen, aber um so wirkungsvolleren Schmuck der glatten Fläche. Ein interessanter Versuch ist dieses kreisrunde Mittelbild, das schlafende Dornröschen darstellend. Sie ist in der vornehmen, alten Technik des Grubenemail, die heute leider so sehr vernachlässigt wird, sehr stimmungsvoll ausgeführt, und

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großen Raum in den verschiedenen, von ihm bekannt gewordenen Schmuckentwürfen.

Über Ph. Wolfers - Brüssel haben wir schon früher einen illustrierten Artikel gebracht; es wird unsere Leser, die sich daran erinnern, jedenfalls interessieren, hier einige weitere Arbeiten von ihm kennen zu lernen. Der obere Halsschmuck ist in der Abbildung, des verschiedenen Materials wegen, nicht ganz deutlich zu erkennen; es sei daher besonders auf die geschickte Verwendung der in den Zwickeln befindlichen Schwäne hingewiesen. Der untere Anhänger hat etwas Barockes, aber auch Originelles in der Komposition und der Verwendung der Steine.

Einfachere und in weiterem Sinne praktisch verwendbare Motive für Schmuck sind weiterhin auf zwei Seiten vereinigt. Sie stammen einesteils aus einem Wettbewerb um die WeishauptStiftung in Hanau, anderweits aus Konkurrenzen der akademischen VerbindungCellini ebenda; So wenig wir sonst geneigt sind, Schülerarbeiten aus

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AUS DEN SAMMLUNGEN DER AKADEM. VERBINDUNG CELLINI IN HANAU A. M. ENTWÜRFE VON JUL. ROSIER.

die nach Entwürfen von Prof. Müller-Salem von der bekannten Firma Th. Fahrner - Pforzheim ausgeführten Schmucksachen. Es liegt viel künstlerisches Feingefühl und eine beachtenswerte Selbständigkeit darin, besonders der untere Anhänger ist ein Stück von glücklicher Originalität. Die Ausführung kann eine mustergültige genannt werden.

Man kann diese Arbeiten von Prof. Müller-Salem Erzeugnisse einer typisch deutschen Kunst nennen. Typisch französischer oder doch romanischer Art sind die nachfolgend abgebildeten Schmuckarbeiten von Foucquet-Paris und Wolfers-Brüssel. Reich, zierlich, wohl auch kapriziös, machen sie Gebrauch von allen Mitteln der Goldschmiedekunst. Sie wirken prunkvoller als die besprochenen deutschen Arbeiten, aber weniger ruhig und einheitlich. Der von Foucquet ausgeführte Brustschmuck ist von dem bekannten Pariser Maler und Zeichner Mucha gefertigt, der sich durch seine Illustrationen und Plakate schnell einen glänzen Namen gemacht hat. Der phantastische Zug, der in allen seinen Arbeiten ist, macht sich auch hier geltend. Er läßt übrigens auch meistens dem gemäldeartig wirkenden Bilde einen zu

dem Unterrichtsbetriebe irgend einer Anstalt zu veröffentlichen, bei denen naturgemäß ein naturgemäß ein mehr oder weniger durchgreifender Einfluß des Lehrers sich bemerkbar macht, so sehr freut es uns, hier auf die Erfolge rüstiger, selbstständiger Strebsamkeit aufmerksam machen können, die im Anschluß an einen sorgfältig ausgenützten Unterricht solche Arbeiten zeitigt.

Das Gebiet der modernen Taschenuhrgehäuse ist heutzutage zwar inbezug auf äußere Ausstattung noch echt konservativ; aber seine Beeinflussung durch die moderne Kunst wird doch täglich fühlbarer. So werden auch die von uns heute gebrachten Entwürfe von Gust. Tischer in Berlin gewiß Beachtung finden. In geschickter, einfacher Art sind passende Symbole zur Dekoration herangezogen: Das Stundenglas der Zeit mit den beiden, Tag und Nacht versinnbildlichenden Flügeln, der krähende Hahn mit der aufgehenden Sonne, die Schlange der Ewigkeit, das leuchtende Tagesgestirn. Die Entwürfe stammen aus einer Konkurrenz, welche die

in unserm Verlage erscheinende: „Leipziger Uhrmacher-Zeitung" s. Z. veranstaltet hatte. R. R.

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DER MIT DEM DRITTEN PREISE GEKRÖNTE ENTWURF EINES PREISAUSSCHREIBENS DER „LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG" ZUR ERLANGUNG KÜNSTLERISCHER UHRGEHÄUSE-DEKORATIONEN.

VON GUST. TISCHER, BERLIN.

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DIE MESSER

KÖNNEN

AUCH MIT JEDER

ANDEREN

KLINGE GELIEFERT WERDEN!

No. 1031

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