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gefallen ist, nämlich die eigentümliche Art, wie hier Schmuck getragen wird. Selten sieht man eine Brosche da tragen, wo wir es in Deutschland zu sehen gewohnt sind, nämlich am Hals, vielmehr sieht man dieselben überall auf der Seite, auf den Achseln, links oder rechts vor der Brust oder als Knopf hinten am Hals; weiter sieht man Broschengarnituren als Blusenknöpfe getragen.

Von diesem Gebrauch möchte man hoffen, daß er in Deutschland Nachahmung fände, es würde dann bedeutend mehr Bijouterie konsumiert werden müssen, was für Juwelier und Fabrikant nur zu wünschen wäre.

Ein Kollier aus lauter Goldkugeln in der Größe von Erbsen, dicht nebeneinander gereiht und dicht um den Hals anschließend, ist mir auch aufgefallen; ohne weitere Verzierung, nur mattvergoldet wirkt dies ganz gut und etwas auffallend, was hier jedoch im allgemeinen gerade gewünscht wird.

Hutnadeln und Gürtelschließen sind ein weiterer großer Artikel, doch mehr oder weniger unechtes Fabrikat und einer besonderen Beschreibung nicht wert. Für erstere scheint die hiesige Fabrikation zu sorgen, während für die letzteren französische und deutsche Einfuhr, dem ganz spezifisch neuen Stil entsprechend, sicher anzunehmen ist.

EISSCHAUFEL UND EIS-
LÖFFEL. NACH ENT-
WURF VON PROFESSOR
J. M. OLBRICH, DARM-
STADT, AUSGEFÜHRT
VON C. B. SCHROEDER,
DÜSSELDORF.

während man im alten Europa schon verschiedene Richtungen unterscheiden kann, bleibt Amerika ruhig bei seinem Barockstil.

Ob dies nach der St. Louiser World's fair so bleiben wird, vermag ich nicht zu beurteilen; Gelegenheit, die neue Stilrichtung von Deutschland, Frankreich und England zu studieren, ist den Amerikanern in allen möglichen Ausstattungsund Luxus-Gegenständen in Hülle und Fülle gegeben, ob sie jedoch daraus einen spezifisch amerikanischen Stil herausbilden können?

Meine persönliche Anschauung ist, daß den Amerikanern bis jetzt noch ein tieferes Kunstempfinden mangelt, und sie mehr prunk- als kunstliebend sind.

Eine weitere interessante Erscheinung will ich nicht unerwähnt lassen, nämlich die Fabrikation unechter Brillanten, die man in Verbindung mit teils 14 Kt. Gold, teils Doublé zu Brillantund Goldschmuck verarbeitet. Dieser Artikel wird wohl ja schon lange gemacht, aber die hiesige Imitation der Steine ist so vollkommen, daß ich sie deshalb besonders erwähne. Eine ganze Anzahl solcher Juwelierläden, mit ausschließlich diesem Fabrikate, sah ich in der besten Geschäftslage von St. Louis, was mich zu der Annahme berechtigt, daß der Artikel sehr lukrativ sein muß, um die daselbst für unsere Begriffe immensen Ladenmieten bezahlen zu können.

Jedem, der mit Kunst einigermaßen zu tun hat, fällt es auf, daß in diesem Land fast noch keine Anzeichen Der Hauptartikel für Herren und Damen sind Ringe, sichtbar sind, die auf einen neuen Stil schließen lassen; während Broschen usw. mehr Nebensachen sind.

(Fortsetzung folgt.)

Neue Erfindungen auf dem Gebiete der reproduzierenden Galvanoplastik.

Von A. Knothe, Salzungen.

Galvanoplastik und Galvanostegie sind, obgleich schon 1837 von Jakobi und Spencer erfunden, doch zu den neueren Errungenschaften zu zählen. Heutigentages hat besonders die Galvanostegie in der Technik große Anwendung und Verbreitung gefunden, während die Galvanoplastik bedeutend im Rückstand geblieben ist. Die Ursache davon ist, daß sich die Galvanostegie ziemlich leicht ausführen läßt, während die Galvanoplastik größere technische Schwierigkeiten macht, so daß dies Verfahren bisher nicht imstande war, die alten, noch heute allgemein ausgeführten Verfahren des Gießens und Treibens von Metallen, insbesondere von Edelmetallen zu ersetzen. Neuerdings ist es mir nun nach zahllosen Versuchen, welche eine ganze Reihe von Jahren in Anspruch nahmen, gelungen, sämtliche Schwierigkeiten zu heben und einfache Verfahren zu erfinden, um Guß- und Treibarbeit völlig entbehrlich zu machen, wobei große Vorteile errungen werden. Diese Verfahren sind von mir bereits in wissenschaftlichen und technischen Blättern („Prometheus“, Nr. 605, „Keramische Rundschau“, „Elektrotechnischer Anzeiger“, „Zahntechnische Reform" Nr. 12, 21. Jahrgang) in verschiedenen einzelnen praktischen Anwendungen auf bestimmte Fächer geschildert worden und ich komme diesmal auf die kunstgewerbliche Metalltechnik.

Galvanoplastik unterscheidet sich von Galvanostegie dadurch, daß man bei ersterer eine Unterlage hat, welche die Elektrizität nicht leitet, während es sich bei letzterer nur darum handelt, ein Metall, also einen Elektrizitätsleiter mit einer dünnen färbenden Schicht eines zweiten Metalles zu überziehen. Da die metallische Unterlage ihre Elektrizität in allen Teilen ihrer Oberfläche zu gleicher Zeit ins Bad aus

strömt, so wird sie sogleich auch vollständig von dem Überzug bedeckt. Bei der Galvanoplastik dagegen muß die nichtleitende Unterlage erst durch Auftragen eines leitenden Materials auf ihrer Oberfläche leitend gemacht werden, bevor sich galvanischer Niederschlag bilden kann, und dieser erscheint dann nicht zu gleicher Zeit auf der ganzen Fläche, sondern zuerst an dem Leitungsdraht und rückt erst von diesem aus langsam vorwärts. Die Ursache dieser Erscheinung ist, daß das zu leitende Material keinen festen Zusammenhang, sondern in allen Teilen Zwischenräume hat, welche verhindern, daß der elektrische Strom in die einzelnen Teilchen übergehen und auf ihnen galvanischen Niederschlag erzeugen kann. Beides kann erst dann stattfinden, wenn der auf den zuerst mit Strom versorgten Teilchen entstandene Niederschlag so dick geworden ist, daß er die angrenzenden berührt.

Es ist leicht zu verstehen, daß, wenn ein galvanischer Niederschlag auf solche Weise langsam entsteht, die ganze Schicht dadurch ungleichmäßig dick werden muß. Wenn man eine feinere Figur aus Wachs, Gips oder einem anderen Nichtleiter in einem galvanoplastischen Bade mit einer Metallhaut zu überziehen versucht und dabei zum Leitendmachen ein bekanntes Verfahren, etwa das Graphittieren anwendet, so rückt der galvanische Niederschlag nur nach solchen Stellen hin vorwärts, welche weit hervortreten, sich also den Anoden sehr nähern. An diesen Stellen setzt sich dann das Metall dick und im Laufe der Zeit in förmlichen Klumpen an, während die weiter zurückliegenden Stellen nur einen dünnen Niederschlag oder überhaupt keinen solchen erhalten. Wenn man nicht feinere Gegenstände gleichmäßig überziehen will, sondern Formen zu kopieren hat, macht dies nicht viel aus, denn da

EISSICHEL.

bei kommt es auf die Dicke des Niederschlages, sowie auf die Beschaffenheit der Rückseite nicht an, deshalb benutzte man auch diese Art von Galvanoplastik bisher nur auf diese Weise oder wenn es sich um das Überziehen

EISVORLEGER.

NACH ENTWURF VON PROFESSOR J. M. OLBRICH, DARMSTADT, AUSGEFÜHRT VON C. B. SCHROEDER, DÜSSELDORF.

von weniger feinen Gegenständen handelte, deren Oberfläche später noch besonders bearbeitet werden sollte.

Das Hauptsächlichste meiner Erfindungen besteht nun in der Herstellung einiger Präparate zum Leitendmachen, resp. im Auffinden einer Methode des Leitendmachens, welche ganz sicher zum Ziele führt, so daß auch jeder Ungeübte leicht gute Arbeiten zustande bringen kann. Es ist viel bequemer, leichter und billiger, und, was besonders noch schwer ins Gewicht fällt: sämtliche Arbeiten können von einer einzigen Person ausgeführt werden, wenn man einen kunstgewerblichen Gegenstand aus Metall, etwa eine Goldschmiedearbeit, besonders freistehende plastische Figuren, statt sie wie bisher zu gießen oder zu treiben, dadurch reproduziert, daß man ein Modell aus Wachs, Gips oder Ton im

galvanoplastischen Bade sich mit einer dünnen, gleichmäßigen Metallhaut bedecken läßt und dann vielleicht das Innere auf besondere Weise entfernt und durch Metall ersetzt, wenn man es nicht vorzieht, die Arbeit nach dem Galvanisieren für fertig gelten zu lassen.

Man hat nichtleitende Materialien dadurch leitend gemacht, daß man sie in Silberlösung tauchte und dann in Schwefelwasserstoffgas brachte. Dadurch entsteht ein dünner Überzug von Schwefelsilber, der den galvanischen Strom leitet, indessen ist dies Verfahren noch sehr unvollkommen und liefert keine zufriedenstellenden Resultate. Ich habe dasselbe verbessert und gebe es hiermit vollständig an:

Das Modell, das beliebig viel hervorragende Teile haben und von kompliziertester Form sein darf, wird, nachdem es wasserdicht gemacht worden ist, in Silbersalzlösung, bestehend aus 1 Teil Höllenstein, 7-8 Teilen wässrigem Alkohol und 4 Teilen Ammoniak (Salmiakgeist) getaucht oder damit übergossen, muß darauf trocken werden und kommt erst dann in Schwefelwasserstoff. In diesem verbleibt es so lange, bis ein gleichzeitig hineingebrachtes blankes Stückchen Kupferdraht infolge der Einwirkung des Gases ebenfalls schwarz geworden ist. Das Gas erhält man, wenn man Schwefeleisen mit verdünnter Schwefelsäure übergießt. Man stellt das Gefäß in

eine Kiste mit gut schließendem Deckel und bringt das Modell hinzu. Ist das auf demselben befindliche Silbersalz vollständig zu Schwefelsilber reduziert, so wird es herausgenommen und in Wasser getaucht oder damit abgespült, worauf es wiederum trocknen muß. Darauf wird das ganze Verfahren, also das Präparieren mit Silbersalzlösung, Trocknen, Einbringen in Schwefelwasserstoff noch öfters wiederholt, und zwar um so öfter, je schneller der galvanische Niederschlag sich ausbreiten soll. In der Regel genügt eine zehnmalige Wiederholung. Ich habe öfters dabei beobachtet, daß die auf solche Weise hergestellte Schicht so gut leitete, daß galvanischer Niederschlag an Stellen erschien, welche mit den bereits überzogenen gar keinen Zusammenhang hatten, die Schicht leitete also wie ein zusammenhängendes Metallblatt.

Ein einfacheres Verfahren als dieses ist, zerkleinerten Höllenstein mit einer Lösung von Phosphor in Äther zu beträufeln und damit gut umzuschütteln. Der Phosphor reduziert das Silber und es entsteht ein dünner Brei von metallischem braunem Phosphorsilber, das den Strom sehr gut leitet. Dieses wird mit einem Pinsel auf die leitend zu machenden Flächen aufgetragen und das Anstreichen mit diesem Präparat öfters wiederholt. Der Äther löst das Material auf, mit welchem das Modell getränkt ist, wozu man gewöhnlich Harze, Wachs, Stearin oder Paraffin nimmt, und wandelt dasselbe in ein Klebmittel um, das das Silber festhält, so daß es nach dem Einbringen des Gegenstandes ins Bad nicht abgespült wird. Es ist zu beachten, daß der aufzustreichende Brei nicht zu dick und doch konzentriert ist, so daß er gut und dicht deckt und deshalb auch gut leitet. Ferner darf man sich mit dem Pinsel nicht auf einer Stelle aufhalten, darf auch beim Wiederholen nicht eine Stelle bestreichen, welche noch nicht völlig trocken ist. Die einzelnen Striche müssen sofort trocknen, sonst findet der Äther

Zeit, ein größeres Quantum Harz, Wachs oder dergl. zu lösen, welches dann

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das Silber isoliert und un

FISCHESSBESTECKE

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wirksam macht. Wenn man im Leitendmachen nach dieser Methode einiges Geschick erlangt hat, wird man sie der anderen vorziehen und diese nur dann gebrauchen, wenn es sich darum handelt, Gegenstände zu präparieren, welche so tiefe Stellen haben, daß man dorthin nicht mit dem Pinsel kommen kann. Dies ist besonders der Fall bei Naturgegenständen, etwa kleinen Tieren, Gräserbuketts, Tüllspitzen und gewebten Stoffen. Wenn man einen Körper nach einer von beiden Methoden gut präpariert hat, so erfolgt der Niederschlag sehr schnell und gleichmäßig. Er läßt die feinsten Einzelheiten der darunter liegenden Flächen durchscheinen und läßt sich auf der Oberfläche leicht polieren.

Wenn man aus Wachs oder einem ähnlichen leicht schmelzbaren Material ein Modell herstellt und dies mit einer Haut von Metall überzieht, so läßt sich das eigentliche Modell aus dem dünnen Niederschlage ausschmelzen und dieser bleibt dann völlig seine Form beibehaltend standfest zurück, selbst dann, wenn er papier- oder nur hauchdünn ist. Es ist indessen nötig, beim Ausschmelzen einige Vorsichtsmaßregeln anzuwenden, um zu verhindern, daß der galvanische Niederschlag infolge der Ausdehnung des innen befindlichen Materials durch die Wärme Sprünge bekommt. Solche Vorsichtsmaßregeln müssen besonders bei feinen Gegenständen, hauptsächlich bei Figuren angewandt werden, bei denen die Aufwendung einiger Mühe zur guten Durchführung der Arbeit nicht gescheut werden darf. Ein solch feines Modell wird mit Zwirn umwickelt und dann Kollodium aufgetragen, welches eine Haut bildet, welche vermöge ihrer Zähigkeit das Zerreißen der Metallhaut verhindert. Auch darf das Wachs oder dergl. nicht ausgeschmolzen, sondern muß ausgekocht werden. Hierzu werden durch die Kollodium- und durch die Kupferhaut mit einer Nadel eine Anzahl feiner Löcher gestochen, durch welche das geschmolzene Wachs herausdringen kann. Der Gegenstand wird so befestigt, daß er sich immer unter der Oberfläche des Wassers befindet und beim Sieden desselben nicht an die Wände des Gefäßes schlagen kann, um Verletzungen des feinen Häutchens zu vermeiden. Das auf der Oberfläche schwimmende Wachs wird abgeschöpft.

Eine solche dünne Metallhautfigur läßt sich nach dem Ausschmelzen des Wachses ebenfalls durch galvanische Elektrizität auch massiv herstellen. Bedingung dabei ist jedoch, daß irgendwo eine geräumigere Öffnung sein muß. Diese wird immer leicht da anzubringen sein,

standes, doch kann sich nur an solchen Stellen Metall galvanoplastisch niederschlagen, in deren unmittelbarer Nähe sich Salzlösung befindet. Wenn später die tiefsten Stellen der Figur genügend dick oder massiv geworden sind, füllt man auch den ganzen Hohlraum mit Salz an, so daß auch die der Öffnung naheliegenden Partien galvanischen Niederschlag erhalten. Dies alles muß deshalb geschehen, damit sich nicht alles Metall nur am Eingang der Höhlung absetzt, während sich auf den tiefen Stellen nichts niederschlägt.

Man kann auf solche Weise Gegenstände in jedem Metall herstellen. Vor allen Dingen kommt jedoch das Kupfer in Betracht, weil man bei diesem am leichtesten die richtigen Bedingungen erfüllen kann, die zum Gelingen der Arbeit nötig sind. Diese bestehen in der Zusammensetzung des Bades, der Methode des Leitendmachens und der Art der Stromquelle. Das Bad muß bestehen

ESSBESTECK IN ALPAKA - SILBER. NACH ENTWURF VON PROFESSOR J. M. OLBRICH, DARMSTADT, AUSGEFÜHRT VON C. B. SCHROEDER, DÜSSELDORF.

z. B. an der Fläche, auf welche der Gegenstand gestellt wird, also am Postament. Der Gegenstand wird dann außen dick mit Wachs bedeckt, um zu verhindern, daß sich da neuer galvanischer Niederschlag bildet, darauf wird die Höhlung zum Teil mit zerkleinertem Salz desjenigen Metalles angefüllt, welches sich galvanoplastisch niederschlagen soll und das Ganze in ein Bad gebracht, das aus angesäuertem Wasser besteht. In diesem muß sich auch eine Anode aus Kohle befinden, welche mit dem positiven Pole einer starken Batterie verbunden ist, während der Gegenstand mit dem negativen Pol derselben Batterie verbunden werden muß. Der Strom geht dann von der Kohlenanode durch die Öffnung ins Innere des Gegen

aus einer gesättigten Lösung von Kupfervitriol (1 Teil Kupfervitriol, 3-4 Teile Wasser) mit Zusatz von ungefähr 5% arsenfreier Schwefelsäure, über das Leitendmachen wurde das nötige bereits bemerkt. Als Stromquellen sind bei allen galvanoplastischen Arbeiten am besten Daniell-Elemente zu benutzen, weil diese den konstantesten und gleichmäßigsten Strom geben. Ein solches besteht aus gesättigter Zinkvitriollösung und gesättigter Kupfervitriollösung, welche Flüssigkeiten durch eine Scheidewand aus gebranntem, porösem Ton getrennt sind. In der Zinksalzlösung befindet sich die Zink-, in der Kupferlösung die Kupferelektrode. Die elektromotorische Kraft beträgt bei einem solchen Element ziemlich genau 1 Volt und ist dieselbe zum Niederschlagen von Kupfer, Silber und Gold gerade ausreichend. Bedingung dabei ist, daß für den Kupferniederschlag der Gegenstand mit Silber- oder wenigstens mit Kupferpräparaten, für den Silberniederschlag mit Silber- oder Goldpräparaten und für Goldniederschlag mit Gold- oder Platinpräparaten leitend gemacht werden muß. Wird zum Leitendmachen ein Metall verwandt, das an Wert unter demjenigen Metall steht, das sich niederschlagen soll, z. B. Kupfer in Silberlösungen, so braucht man erstens einen stärkeren Strom und zweitens wird auch das Bad durch das ungeeignete Metall zersetzt und dadurch der Prozeß gestört.

Um einen ursprünglich nichtleitenden Gegenstand zum Aufnehmen eines Goldniederschlages leitend zu machen, muß er zunächst mit einem Pinsel mit feinzerteiltem Gold überzogen werden. Dies geschieht in derselben Weise wie das Präparieren für das Kupfer- oder Silberbad mit Silber. Hierzu wird Chlorgold in einem Gläschen fein zerrieben und etwas mit Äther bereitete Phosphorlösung hinzugefügt. Beim Umschütteln entsteht feinverteiltes Phosphorgold, das man in derselben Weise wie Silber benutzt. Auch das Platin läßt sich aus Chlorplatin in derselben Weise reduzieren.

In der Zusammensetzung der Bäder für Silber- und Goldniederschläge ist darin ein Unterschied zu machen, ob dieselben zur Versilberung bezw. zur Vergoldung von weniger edlen Metallen bestimmt sind oder ob in ihnen Niederschläge auf Nichtleitern, also eigentliche galvanoplastische Niederschläge erzeugt werden sollen. Da beim Versilbern und Vergolden von

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Metallen die Bäder nicht sauer sein dürfen, weil sonst die zu überziehenden Metalle das Silber oder Gold ohne Strom nach Substitutionsgesetz niederschlagen, so setzt man diesen Bädern

Cyankalium zu, um die saure Reaktion zu beseitigen. Dieser Cyankaliumzusatz ist nötig bei allen galvanostegischen Bädern, bei allen galvanoplastischen dagegen nicht.

Die illustrative Ausstattung der Deutschen Goldschmiede-Zeitung.

Von R. Rücklin, Pforzheim.

Von Zeit zu Zeit gehen der Schriftleitung der Deutschen Goldschmiede-Zeitung, mündlich oder schriftlich, Äußerungen der Kritik, namentlich über den illustrativen Teil zu, und daran anknüpfend werden Wünsche laut, wie derselbe wohl praktischer zu gestalten sein möchte. Es ist selbstverständlich, daß dieselben stets sorgfältige Prüfung und Erwägung erfahren. Auch ihre praktische Berücksichtigung liegt uns sehr am Herzen, soweit eine solche möglich ist; leider pflegen die Meinungen recht sehr auseinander zu gehen, so daß es seine Schwierigkeiten hat, allen gerecht zu werden.

Besonders häufig tritt der Wunsch auf, es möchte unter unsern Abbildungen der Verkaufsware ein größerer Raum gegönnt sein, mehr für die Interessen des Detailleurs beim Publikum eingetreten werden. Man klagt darüber, daß es allzuhäufig vorkomme, daß der Detailleur, der den Gegenstand einer unserer Abbildungen zu erhalten wünsche, erfahren müsse, daß dieser nicht auf Lager sei oder überhaupt nicht fabrikmäßig hergestellt werde. Daraus ergibt sich, wie uns versichert wird, öfters eine lästige Beunruhigung für die angegangene Firma oder für den Grossisten.

Zum Teil ist dies wohl darauf zurückzuführen, daß nicht von allen unsern Lesern den Unterschriften der Illustrationen die nötige Beachtung geschenkt wird. Wenn wir eine Abbildung veröffentlichen, unter welcher der Vermerk angebracht ist: „Entworfen von H.", so sollte dem aufmerksamen Leser sofort klar sein, daß es sich hier nicht um ein ausgeführtes Stück sondern nur um eine Zeichnung handelt; und es ist ohne weiteres einleuchtend, daß man davon keine ausgeführten Arbeiten kaufen kann, weil eben noch keine da sind. Und wenn wir Arbeiten von Lalique oder berühmten Pariser Schmuckkünstlern veröffentlichen, so ist es natürlich ebenso zwecklos, auf diese Muster eine Bestellung beim Grossisten aufzugeben. Um also dem gerügten Übelstande abzuhelfen, empfehlen wir unsern Abonnenten und Interessenten eine sorgfältige Beachtung der Unterschriften, und auch der unter der Rubrik „Zu unsern Abbildungen" gegebenen Notizen. Wir werden uns aber bemühen, dieselben stets so zu halten, daß Mißverständnisse der angegebenen Art möglichst vermieden werden.

Abgesehen hiervon aber hegen wir selbst den Wunsch, öfter Arbeiten bringen zu können, welche nicht nur modern und künstlerisch interessant, sondern auch besonders gut verkäuflich wären. Das hat aber mehr Schwierigkeiten, als der Nichteingeweihte denkt. Vor allem handelt es sich nicht nur darum, die betr. Stücke oder Abbildungen davon zu beschaffen, sondern vor allem auch die Erlaubnis zur Publikation zu erhalten. Diese hat aber niemand zu vergeben als der Eigentümer des Musters, in unserer Branche also in den meisten Fällen der Fabrikant. Und dieser hat meistens weder ein Interesse daran noch Lust dazu, gerade seine gut verkäuflichen Muster zu veröffentlichen. Man kann dies engherzig nennen aber in unserer Zeit, wo die Nachahmung so sehr blüht, muß man es mindestens verstehen, wenn jeder seine Muster zu schützen sucht, wie er es für recht hält. - Schon manchmal wurde uns der Rat erteilt, wenn von der Schwierigkeit der Beschaffung des Illustrationsmaterials, namentlich für Schmuck, die Rede war: „Gehen Sie doch zu einem Grossisten; dort haben Sie Auswahl, und die Erlaubnis zur Publikation wird Ihnen gern erteilt werden." Das ist richtig und ist auch versucht worden. Nur hat leider weder der Grossist noch

der Detailleur das Recht, die von ihm geführten Stücke veröffentlichen zu lassen, sondern nur der herstellende Künstler oder der Fabrikant, dem das Muster gehört. Der Schlußeffekt solcher Veröffentlichungen waren also stets Beschwerden der letzteren, und aus diesen folgte die jetzige Gepflogenheit der Deutschen Goldschmiede-Zeitung: Grundsätzlich nur Arbeiten zu veröffentlichen, wenn über die Einwilligung des Erzeugers derselben kein Zweifel möglich ist. Daß dieser fast immer auch genannt sein will, wird niemanden Wunder nehmen.

Das könnte nun den Eindruck erwecken, als ob jede Arbeit, deren Autor einwilligt oder es wünscht, bei uns abgebildet und veröffentlicht werden könnte. Aber auch das ist durchaus nicht der Fall. Unter denjenigen Stücken oder Entwürfen, deren Veröffentlichungsrecht uns zusteht, wird sorgfältige Auswahl gehalten, um nach Möglichkeit unsern Abonnenten nur das künstlerisch Beste, Interessanteste und Neueste zu bieten. Das ist bei einer Zeitschrift mit kunstgewerblichen Tendenzen schließlich selbstverständlich. Aber man könnte sagen und das geschieht ja, wie schon erwähnt, vielfach daß für den Goldschmied als Geschäftsmann diese kunstgewerblichen Bestrebungen keinen Zweck hätten, daß er nur über die Verkaufsware unterrichtet sein wolle und müsse. Dagegen ist aber doch verschiedenes einzuwenden.

wie

Zunächst ist es kaum Aufgabe einer Zeitschrift, der unsrigen, den Geschäftsmann über die marktgängige Verkaufsware mit Abbildungen zu unterrichten; darüber wird er doch bei dem heutigen Geschäftsbetrieb mehr als genügend durch Reisende, durch Auswahlsendungen, illustrierte Kataloge und Prospekte auf dem laufenden erhalten. Daß ihm dabei vieles als verkäuflich angepriesen wird, was hinterher doch liegen bleibt, ist ein Grund mehr für uns, in dieser Beziehung zurückzuhalten; denn bei dem steten Modenwechsel und vor allem bei den außerordentlich verschiedenen Kundenkreisen ist es überhaupt kaum möglich, hier bestimmte und allgemein giltige Angaben zu machen.

Zweitens aber genügt es eben nicht, wenn der Geschäftsmann nur über die kourante, landläufige Ware unterrichtet ist. Die kunstgewerblichen Bestrebungen, über die viele Geschäftsleute unserer Industrie so wegwerfend reden, sind doch das einzige Korrektiv für die von allen Angehörigen derselben so schwer und schädigend empfundenen Neuigkeitenhetze, sie bieten die einzige Möglichkeit, dem sich immer mehr verschärfenden Saisonbetriebe einen gewissen innern Halt, ein künstlerisches Ziel und die so notwendige Ruhe zu geben. Man mag sagen, was man will, die Mode ist doch nichts anderes als ein verzerrtes und vergröbertes Abbild der herrschenden Kunstströmungen. Das beweist die Kunstgeschichte auf jedem ihrer Blätter hundertfach, das beweist auch jetzt wieder die Entwickelungsgeschichte der modernen Kunst, deren einzelne Phasen auf dem gesamten Gebiete der Mode unter den mannigfachsten Wiederholungen und Abänderungen sich wiedergespiegelt haben. Die Mode läuft der Kunst der Zeit doch in irgend einer Form schließlich nach, auch wenn sie es gar nicht weiß und will. Wer die Kunst unserer Zeit versteht, der wird auch den Modeströmungen gegenüber Ruhe und Überblick behalten.

Unter keinen Umständen aber und in keiner Beziehung will die Deutsche Goldschmiede-Zeitung Rezepte und Vorschriften bringen, wie und was das einzelne Glied unseres

Gewerbes arbeiten, und wonach es sich richten soll. Das wäre ebenso anmaßend als unmöglich. Wir begnügen uns damit, künstlerische Anregungen zu geben, kleine, aber zahlreiche Bausteine, aus denen jeder, sei er Zeichner, Werkstätteninhaber oder Fabrikant, nach Belieben und selbständigem Ermessen sich auswählen mag, was ihm dienlich erscheint. Und wenn wir uns bemühen, recht vieles und vielerlei zu bringen, so geschieht das eben auch nur aus dem Grunde, weil wir nur auf diesem Wege hoffen dürfen, jedem etwas zu bringen.

Zugleich unterstützen wir damit denjenigen Teil unseres Gewerbes, der einer Unterstützung am meisten bedürftig ist, nämlich den kunstgewerblichen, oder anders ausgedrückt, den in kleinem Maßstab, in der eigenen Werkstätte produzierenden. Wie die Landwirtschaft die Grundlage eines jeden Staats

wesens, so ist der produzierende, kunstgewerbliche Teil die Grundlage jeder modernen Kunstindustrie. Damit ist nicht gesagt, daß der Kaufmann, der Detailleur, der Unternehmer, der für und in unserm Gewerbe arbeitet, aber nicht persönlich und künstlerisch produziert, daß der deshalb weniger ein Recht hätte, sich zu uns zu zählen. Sondern das soll heißen, daß jeder Angehörige des Goldschmiedegewerbes Veranlassung hat, sich, je nach dem Spezialberuf, entweder theoretische Kenntnisse oder praktische Fähigkeiten in unserm Fach, dieses als Kunstgewerbe genommen, zu sammeln. Daß es dazu niemandem an Anregung und Gelegenheit fehlen möge, daß namentlich auch der kleinere Werkstätteninhaber brauchbare Vorlagen zu eigenem Schaffen erhalte, das wird jetzt und zukünftig die Hauptaufgabe unserer Goldschmiede-Zeitung sein.

Aus der Werkstätte der Van de Velde-Silberwaren.
Eine Entgegnung zum Artikel,,Van de Veldes Silbergerät".

In Nr. 23 dieser Zeitung erschien ein Aufsatz, gezeichnet
von Herrn Paul Schumann, welcher in einigen Punkten gegen
die im Arnoldschen Kunstsalon Dresden ausgestellten van de
Velde-Silberwaren polemisiert. Es wird darin diesen durch-
aus originellen Formen die materialgerechte Schönheit ab-
gesprochen; je edler das Metall, desto edler die Behandlung:
Diese bisher geltende ästhetische Regel scheine Prof. van de
Velde zu vergessen, ihm liege anscheinend
nur daran, zu zeigen, daß seine Linienorna-
mentik auch auf das Silber zu übertragen sei.

Die Einfachheit habe

auch ihre Grenzen, heißt es weiter, es seien die technischen Möglichkeiten nicht genügend berücksichtigt worden. Hiergegen muß doch angeführt werden, daß diese zwar so einfach aussehenden Gegenstände viel schwieriger herzustellen sind, als all die vielen reichen Arbeiten, wo durch oft überreiche Dekorationen SO mancher technischer Fehler zugedeckt wird. Diese einfachen Formen können nur dann in ihrer ganzen Schönheit wirken, wenn sie auf das exakteste ausgeführt sind. An einer glatten Fläche würde jede Lötfuge stören, wie in einer einfachen Linie jede Unruhe. Es müssen deshalb die Arbeiten äußerst vorsichtig und möglichst aus einem Stück Blech gearbeitet werden. Es werden dadurch Forderungen an den Silberschmied gestellt, wie sie nur in wenig Werkstätten Deutschlands erfüllt werden könnten. Die Benutzung irgend welcher Hilfsmaschine war unmöglich, da sie sich für diese Arbeiten als voll

ständig unbrauchbar erwiesen. Es wird somit durch die van de Velde-Arbeiten an Stelle der modernen schlechten Fabrikware eine äußerst solide Handarbeit wieder eingeführt, und der van de Velde-Stil gibt dem Silberschmied die in Deutschland fast vollständig verschwundene Handarbeit (spez. Hammerarbeit) zurück und zwingt ihn zu technischer Vollendung. Es ist um die Schönheit eine eigene Sache. Diese

edlen einfachen Formen mögen uns immerhin auf den ersten Blick zu sonderbar erscheinen, als daß man sie schön nennen könnte, doch hat man sich erst mit ihnen vertraut gemacht, so wird man sie nicht mehr entbehren mögen. Es ist mit der Schönheit oft wie mit einer großen Wahrheit, die uns plötzlich offenbar wird; viele werden sie fürchten, mehr noch werden sie als unbequem empfinden, da sie ihnen den frommen Glauben und das liebe Alte nehmen will, und nur wenigen, die nach ihr suchten, wird sie eine Erlösung sein.

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SALATBESTECKE, NACH ENTWURF VON PROF. J. M. OLBRICH,
DARMSTADT, AUSGEFÜHRT VON C. B. SCHROEDER, DÜSSELDORF.

Weimar, den 9. Juni 1904. Ein Silberarbeiter. Anmerkung der Redaktion: Wir haben die vorstehenden Ausführungen um so lieber zum Abdruck gebracht, als dieselben aus der Feder eines in der Praxis stehenden Technikers stammen, der naturgemäß einen andern, für uns nicht weniger beachtenswerten Standpunkt vertritt, als der zuerst zu Worte gekommene Kunstkritiker. Derartige Kontroversen tragen ohne Zweifel viel zur Klärung bei, und solche „Stimmen aus der Werkstatt" sind

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