Page images
PDF
EPUB
[graphic][merged small][merged small][merged small]

damit er sie in Gold verwandele. Dies geschah sehr feierlich und unter mysteriösen Ceremonien. Die Kugeln wurden in den Schmelztiegel geworfen und das Feuer darunter verstärkt, um die so sehnlich gewünschte Wirkung schneller hervorzubringen. Dubois schüttete nun, so daß es jeder sehen konnte, aus seiner Schaufel etwas von seinem Verwandlungspulver auf die Kugeln und bedeckte diese darauf mit Asche, weil dieses Verfahren, seiner Angabe nach, unerläßlich sei, wenn sein Werk gelingen solle, ohne Zweifel aber nur deshalb, um dadurch seine Spiegelfechterei besser zu verbergen. Die bestimmte Zeit war verflossen, wo sich der Erfolg seiner Kunst bewähren sollte. Unter dem Vorwande, den Schmelztiegel von dem Feuer zu nehmen, brachte er, ohne daß es jemand gewahr wurde, Gold unter die Asche, wie er später selbst eingestanden hat. Als ihm dies geglückt war, bat er den König untertänigst, er möchte selbst die Gnade haben, nach und nach die Asche mit einem Blasebalg fortzuschaffen, oder einem andern nach seinem gnädigen Ermessen den Auftrag dazu zu geben. Der König, ungeduldig, die erste Probe von den Schätzen zu sehen, die man ihm versprochen hatte, unternahm es selbst, die Asche wegzuräumen. Er handhabte den Blasebalg so eifrig und hastig, daß alle Umstehenden, die nicht minder gespannt waren und nur die Augen auf den Schmelztiegel geheftet hatten, mit Asche bedeckt wurden. Als aber das Gold zum Vorschein kam, ertönte ein einstimmiger Freudenruf. Der König und der Kardinal umarmten Dubois, bezeigten ihm ihre Zufriedenheit und versicherten ihm ihren lebhaften Dank. Der König erhob den Goldmacher in seinem Enthusiasmus in den Adelsstand und machte ihn zum Ritter. Er ernannte ihn zugleich zum Großschatzmeister von Frankrich und verlieh ihm das Recht, überall nach seinem Gefallen jagen zu dürfen. Der Kardinal war der Meinung, man müsse nun alle Steuern aufheben und der König brauche sich nur die Einkünfte seiner Domänen, einige Verpachtungen und Rechte als einen Beweis der Souveränität vorzubehalten. Er versprach sich schon die Erneuerung des goldenen Zeitalters, und hoffte, daf Frankreich durch die Macht des Goldes das Übergewicht über ganz Europa erlangen werde. Der Pater Joseph erhielt das Versprechen, daß ihm der Kardinalshut zu Teil werden solle. Der Abbé Blondeau wurde zum Staatsrat ernannt und bekam noch an demselben Tage die ausgefertigte Bestallung darüber mit der Zusicherung, daß ihm das erste erledigte Bistum verliehen werden solle. Der Offizier St. Amour erhielt nicht weniger als achttaussend Franken für seine bei diesem Versuch geleistete Hülfe, und der ganze Hof war trunken vor Freude über ein so unerwartetes glückliches Ereignis.

Dubois machte bald darauf eine neue Probe, und da er dabei die nämlichen Kunstgriffe anwandte, so wurden alle Zuschauer in ihrem Glauben bestärkt und ihr Vertrauen noch gesteigert. Der König zog den Schmelztiegel selbst mit einer Zange aus der Glut. Der Anblick des Goldes erneuerte die erste Freude, obgleich es geringer an Wert war, als das erste Mal. Bei dem ersten Versuche hatte es neun Unzen gewogen, jetzt wog es nur vier. Es wurde sogleich ein Goldschmied herbeigerufen, um den Gehalt dieses Goldes zu prüfen. Er erklärte, daß das Gold, welches bei den beiden Versuchen zu Tage gefördert worden, nur den Gehalt des Pistolengoldes habe, und zweiundzwanzig karätig sei. Dubois fürchtete, daß die genaue Übereinstimmung seines gemachten Goldes mit dem der kursierenden Goldmünzen Argwohn erregen könnte und erklärte daher, daß er bei solchen Proben nur zweiundzwanzigkarätig mache, wenn er aber im Großen arbeitete, so sei vierundzwanzigkarätiges zu erwarten. Alle Anwesenden, die dies Glück

Und

verblendete, beruhigten sich bei dieser Erklärung, mit Ausnahme des Goldschmieds, dem sie sehr verdächtig vorkam. Doch die Experimente waren gemacht und ließen nichts zu wünschen übrig. Der Kardinal ließ sich mit Dubois zu vertraulichen Mitteilungen unter vier Augen herab. Er machte ihm bekannt, wieviel Gold er in der Folge fortdauernd bereiten müsse, und erklärte ihm, daß der König in der Regel wöchentlich sechsmalhunderttausend Franken nötig habe. Dubois versprach unbedenklich diese Summe herbeizuschaffen, wenn man ihm nur zehn Tage Zeit geben wolle, um neue Unzen von dem Verwandlungspulver den vollständigen Grad der erforderlichen Wirksamkeit geben zu können, weil es, durch einen unvorhergesehenen, unglücklichen Zufall unreif geblieben sei. Man gewährte ihm diese Frist mit Freuden. Dubois nutzte sie in bester Weise für sich aus, d. h., er amüsierte sich in dem damals schon ebenso leichtlebigen Paris mit dem Gelde anderer, deren Börsen sich dem Günstling des allmächtigen Richelieus nur zu gern öffneten. Als der König dann schließlich ungeduldig wurde und von Dubois größere Mengen Goldes verlangte und dieser nun, in die Enge getrieben, stets neue Ausflüchte gebrauchte, wurde man plötzlich argwöhnisch. Und eines Tages machte dann auch jener Goldschmied, der zuerst das Gold des Alchemisten geprüft hatte, den Kardinal auf den merkwürdigen Umstand aufmerksam, daß das von Dubois hergestelle Gold stets den Gehalt des Münzengoldes gehabt habe. Der Betrüger wurde jetzt schärfer beobachtet. Und als bei einem neuen Versuche wieder nur zweiundzwanzigkarätiges Edelmetall zum Vorschein kam, verlor der König die Geduld und lief durch seinen Hofnotarius de la Fermas gegen Dubois eine strenge Untersuchung beginnen. De la Fermas, ein aufgeklärterer Geist als der König und seine Minister, hatte die Taschenspielerkünste des Abenteurers längst durchschaut und brachte ihn sofort in das Gefängnis, um ihm jedes Mittel zu nehmen, weiterhin durch Taschenspielerstückchen sich als Alchemist aufzuspielen. Er befragte ihn aufs eingehendste über die Goldmacherkunst, auch über das Beschneiden von Goldmünzen, das Dubois, als einen betrügerischen Erwerbzweig, meisterhaft verstand, trotzdem er es nicht einräumen wollte. Nach zehn Verhören wurde er zur Folter verurteilt, um die Wahrheit zu bekennen und einzugestehen, daß er die Absicht gehabt habe, den König und den Kardinal zu betrügen. Dubois behauptete fest das Gegenteil, und erbot sich zu neuen Versuchen, bei welchen er wirklich Gold zu machen versprach. Die Sache war zu erheblich, um nicht darauf einzugehen. Man ließ ihn daher frei, und da man das, was man wünscht, nur gar zu leicht glaubt, so mußte er am folgenden Tage alle Vorkehrungen zu seinen alchemistischen Kunststücken treffen. Es wurden ihm jedoch zwei der geschicktesten Goldschmiede aus Paris zugestellt, um seiner Arbeit beizuwohnen und ihm genau auf die Finger zu sehen, damit er keine Taschenspielerkünste dabei mache. Dubois zündete wieder wie gewöhnlich ein Feuer an. Fremde Menschen mußten alles pünktlich befolgen, was er anordnete; er berührte fast nichts mit eigenen Händen und wurde immer von beiden Goldschmieden scharf ins Auge gefaßt. Da es ihm aber an dem Goldpulver fehlte, das er sich in dem Gefängnisse nicht hatte verschaffen können, so zog er seine Experimente so in die Länge, bis die Nacht einbrach. Jetzt erklärte er, daß er nicht weiter arbeiten würde, denn er sei nicht frei und nicht Willens, sein Geheimnis Leuten zu lehren, die er nicht kenne. Da er aber sah, daß man Anstalten traf, ihn aufs neue zur Folter zu führen, so versprach er, alle seine Betrügereien offen zu bekennen, und entdeckte die Art und Weise, wie er den König, den Kardinal und die Übrigen getäuscht hatte. Als er dies erste

[graphic][merged small][merged small][merged small]

Verbrechen eingestanden hatte, verhörte man ihn nun auch über die Zauberkünste, die man ihm zuschrieb und an die man damals noch steif und fest glaubte. Den Grund zu dieser Untersuchung gab ein angebliches Ereignis, das sich mit einem der Wache stehenden Soldaten im Schlosse des Kardinals in der Nacht zugetragen hatte. Dieser Soldat sollte nämlich zwei Stunden nach Mitternacht gewaltsam mißhandelt worden sein, ohne daß er denjenigen, der ihn geschlagen, gesehen noch habe erfassen können. Es hieß nun: ein Teufel sei es gewesen, und Dubois habe diesen dem Soldaten auf den Hals geschickt, um sich wegen schlechter Behandlung zu rächen. Dieses wurde als Tatsache in den Prozeßakten wider Dubois niedergeschrieben. Der Angeklagte räumte zum Erstaunen de la Fermas ein, daß er mit dem Bösen im Bunde stehe, machte auch Andeutungen, daf der Teufel ihm plötzlich verboten habe, für den König Gold herzustellen. Aber auch andere versteckte Drohungen, durch die er auf den Aberglauben Ludwigs und des Kardinals spekulierte, waren wirkungslos.

::

würdiger Verbrechen überwiesen und geständig, wurde von einer Kommission gerichtet und zum Strange verurteilt. Er behauptete nun aufs neue, daß er wirklich Gold gemacht und ihm nur die Folter ein dieser Behauptung widersprechendes Geständnis erpreßt habe. Aber man beachtete diese Ausflüchte nicht weiter und bevor man ihn zum Tode führte, bestürmte ihn der Geistliche, der ihn begleitete, ein Karmeliter, sein Verbrechen einzugestehen. Er wurde daher zu einem Notar geführt, und dort gab er zu, daß er den König, die Königin und den Kardinal durch seine angebliche Goldmacherkunst absichtlich betrogen habe. Alles, was er gemacht, sei Spiegelfechterei gewesen; er hätte nie jemand gekannt noch gesehen, der Gold hätte machen können. Alle, die sich dessen gerühmt, wären Betrüger gewesen. Er hätte diese Vorspiegelung dazu benutzt, um ein angenehmes Leben zu führen, denn dies sei, wegen der törichten Leichtgläubigkeit der meisten Menschen sehr leicht. Diese Aussage wurde zu Protokoll genommen. Er unterschrieb sie in Gegenwart des Chefs der Untersuchungskommission de la Fermas und bestieg nun wieder den Karren, wurde zum Richtplatz gefahren und am 25. Juni 1637 aufgeknüpft. - Dubois war einer der letzten Alchemisten, die durch Henkershand starben. Ende des 17. Jahrhunderts nahm das Treiben dieser durch die Verblendung ihrer Zeit großgezogenen Betrüger allmählig ab. Eine wissenschaftliche Bedeutung erhielt die Alchemie dann wieder durch die Begründung der Hermetischen Gesellschaft am Ende des 18. Jahrhunderts, die unter Leitung Kortums, des Verfassers der Jobsiade, sich besonders in Bochum mit den geheimen Wissenschaften beschäftigte. In der Jetztzeit hat die Alchemie allen Boden verloren. Denn solange nicht nachgewiesen ist, daß die chemischen Elemente keine einfachen Stoffe, sondern Verbindungen uns noch nicht bekannter Körper sind, kann von einer künstlichen Erzeugung von Gold keine Rede sein. Aber auch der phantastischen Kunst und den Arbeiten der früheren Goldmacher hat die Menschheit manch wertvolle Erfindung zu danken. So entdeckte Brandt zufällig bei seinen Experimenten die Darstellung des Phosphors, und Böttger fand als Gefangener in Sachsen die Zusammensetzung des Porzellans.

[graphic]

SCHÜLERARBEIT :: DER HAMBURGER STAATL. KUNSTGEWERBESCHULE ::

Nach dieser Anklage wider ihn ging man zu einer dritten über, die allerdings mehr für sich hatte. Sie betraf Falschmünzerei und Beschneiden von Goldmünzen. Man hatte bei Dubois viele zu solchem Zweck erforderliche Werkzeuge gefunden, die wider ihn zeugten. Sein Goldpulver bestand aus abgefeiltem Gold von Goldmünzen; es war die Lockspeise, die dieser schlaue Betrüger dazu anwendete, um Leichtgläubige in sein Netz zu ziehen. Denn aus dem Werte von 8 bis 10 Pistolen machte er die kleinen Goldklumpen, die bei seinen Proben zum Vorschein kamen und die zum Beweise dienen sollten, was er bei Arbeiten im Großen zu leisten imstande sei. So hatte er Menschen, denen er dadurch Vertrauen einflößt, sechs-, sieben- bis achthundert Taler abgenommen. Der Abbé Blandeau, den er ganz für sich eingenommen, hatte ihm schon achttausend Franken geliehen, ehe er ihn mit dem Pater Joseph bekannt machte. Dubois hatte auch ein kleines Buch geschrieben, in welchem er das Geheimnis, wie man Gold machen könne, ausführlich erklärt haben wollte. Er verkaufte diese Handschrift wohlfeiler oder teurer, je nachdem er leichtgläubige oder geldgierige Käufer fand. - Dubois, so vieler todes

Moderner Silberschmuck von Th. Fahrner in Pforzheim.

IMMER und immer wieder wird es in unsern Kunstzeitschriften betont, daß die Kunst nicht nach dem Gefallen und der Meinung des Publikums zu fragen habe, daß sie selbstführend sein müsse, d. h. daß sie dem Publikum, soweit dieses meinungs- und urteilslos ist, das Richtige und Schöne, das dem innersten Bedürfnis der Zeit Entsprechende zu suggerieren habe. Und immer wieder wird diese

Forderung auch für die Kunstindustrie erhoben; auch hier soll nicht das Publikum, sondern soll der für und in der Industrie tätige Künstler der in Geschmackssachen Führende sein. Mit weniger Begeisterung vielleicht, aber mit um so beweiskräftigeren Gründen hält diesen künstlerisch - ästhetischen Forderungen gegenüber der moderne Kaufmann und Geschäftsleiter daran fest, daß es die unerläßliche Grundlage jeder

[graphic][merged small][merged small][graphic]

BOWLE VON STAUCK - NÜRNBERG :: :: HANDSPIEGEL VON SCHROTENHAUSEN-NURNBERG

geschäftlichen Existenzmöglichkeit sei und bleibe, sich den Geschmackswandlungen und Geschmacksforderungen des Publikums zu fügen. Zwei Gesichtspunkte, die unvereinbar scheinen und in der Praxis wohl meist mit dem tatsächlichen Siege des geschäftlichen Prinzips endigen. Daher kommt ja vielfach die Unzufriedenheit der Geschäftsleute, der Männer der Praxis, mit dem modernen Künstlertum und mit den Ergebnissen der heutigen kunstgewerblichen Erziehung, daß jeder junge Künstler und Kunstgewerbler nur seine eigene künstlerische Richtung und Anschauung gelten lassen und betätigen will. Daher aber auch der Widerwille so vieler jungen Talente, für das Geschäft zu arbeiten oder eine geschäftliche Laufbahn einzuschlagen, in der er fürchten muß, erst dann brauchbar zu werden, wenn das eigene künstlerische Empfinden ertötet, wenn er gegen sein eigenes Schaffen gleichgültig geworden ist.

Alte Klagen; immer aufs neue sich erhebend, nie aus der Welt zu schaffen. Liegen sie doch im innersten Wesen des Menschen begründet, vor allem des künstlerischen Menschen. Gewiss ist es wahr: Der Künstler soll Führer sein im Reiche des Schönen, im Reiche des Geschmackes. Aber nicht jeder Künstler kann diesen Anspruch erheben oder aber, man müßte dieses stolze Attribut einschränken auf die Wenigen, die wirklich führende Geister, neuschöpferische Künstler sind. Aber wie viele sind das? So werden wir wohl sagen müssen: Führe, wer stark genug

dazu ist; wem das nicht gegeben ist, der schließe an eine gegebene Richtung sich an und suche die an seinem Teil durchzubilden und zu veredeln.

Freilich, aus dem eingangs angegebenen Widerspruch und Kampfe kommen wir durch diese Erkenntnis nicht heraus. Wer ist stark genug, zu führen? Wer vermag das im voraus von sich selbst zu sagen? Hier kann nur der Erfolg entscheiden oder das Urteil der Nachwelt. Beide lassen uns ohne Antwort für heute und um den Lorbeer der Nachwelt können industrielle Kapitalien schon garnicht angelegt werden. Also muß man eben alles laufen lassen wie es will? Das nun doch wohl nicht.

Zur Klarheit führt uns hier eben nicht die Theorie, sondern nur die Praxis, die klaräugige Beobachtung eigenen und fremden Schaffens, eigener und fremder Fähigkeiten, Erfolge und Miferfolge. Mit anderen Worten: Selbsterkenntnis und beharrliche Begeisterung für das Schöne in jeder Form sind die einzigen Mittel, um der Kunst auch in der Industrie zu dem ihr gebührenden Platze zu verhelfen, und um jede Kraft, in künstlerischer und geschäftlicher Beziehung, zu voller Wirksamkeit zu bringen.

Th. Fahrner in Pforzheim, von dem wir heute eine Anzahl moderne Schmucksachen veröffentlichen, ist kein Künstler. Er ist moderner Fabrikant und Geschäftsmann. Seit 10 Jahren verfolgt er aber mit beharrlicher Begeisterung das Ziel, die Kunst im edelsten Sinne in seinen Erzeug

« PreviousContinue »