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Himmelfahrt, die Innung ihre erste Ordnung, welche heute noch im Elbinger Stadtarchiv aufbewahrt wird, erhielt. Wir wissen zwar noch aus früherer Zeit, daß bereits Goldschmiede hier waren, kennen teilweise sogar ihre Namen und aus verschiedenen Jahren des 14. Jahrhunderts ihre Älterleute, welche zu einem Amt vereinigt waren. Dieses ist wahrscheinlich von den eingewanderten west- und süddeutschen Kolonisten nach dem Vorbilde der Deutschen Heimat gegründet worden und die ausführlichen, stark entwickelten Gesetze von 1409 lassen darauf schließen, daß auch früher schon irgendwelche, wenn auch einfache Satzungen vorhanden gewesen sein müssen.

Wir kennen sie jedoch urkundlich nicht und haben auch keinen weiteren geschichtlichen Anhalt für eine frühere Entstehung der Innung.

Ich will Sie nun, meine Herren, nicht mit trockenen Zahlen langweilen und weise diejenigen, welche Interesse an dem Werden unserer Innung haben, auf die von unserem Dr. Kniewel verfaßte Broschüre und auf meine Abhandlung unserer Festschrift hin, in der ich die kulturgeschichtliche Entwicklung des Gewerks geschildert habe. Dieser Tag

darf nicht allein den Betrachtungen der Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart und Zukunft gehören.

Der hinter uns liegende Zeitraum von 500 Jahren bringt eine derartige Materialfülle, daß an eine erschöpfende Behandlung, auch nur einzelner Abschnitte, an dieser Stelle nicht gedacht werden kann.

Wir finden, daß die Innung bald nach Erhalt der Ordnung kräftig emporblühte und eine im Verhältnis zur Größe der Stadt stattliche Mitgliederzahl hatte. Sie wurde durch gemeinsame Einrichtungen zur Pflege des religiösen Lebens, in der ihr von einem Mitgliede gestifteten Kapelle zu St. Marien, welche im Laufe der Zeit mit über 60 Wertstücken ausgestattet war, eng zusammengefügt. Es ist interessant zu erfahren, wie hier der Fronleichnamstag und hohe Festtage und der Namenstag des heiligen Eligius, des Patrons der Innung, welche einen eigenen Priester für 6 Mk. jährlich angestellt hatte, gefeiert wurden. In der Kirchengruft fanden größtenteils die Beerdigungen der Mitglieder und ihrer Angehörigen im Beisein aller Brüder statt. Wir kennen aber auch weltliche Zunftbräuche zur Förderung des Berufs, so besonders die gemeinsame Silber

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hütte, die Verpflichtungen über Verkauf der gefertigten Waren, Halten von Lehrlingen und Gesellen. Die vielen verwandtschaftlichen Beziehungen unter den Innungs-Genossen und deren enges Zusammenwohnen in der Goldschmiedegasse, welche ihren Namen auch noch heute verdient, haben das Solidaritätsgefühl stets gestärkt. Besonders aber ist es jederzeit der Kampf gegen die Tendeter und Trödler, die Bönhasen, welche in der Umgebung der Stadt arbeiten, die Filigranzieher und Langmesserschmiede gewesen. Dann die Erklärung des Silberverkaufs 1584 für eine freie Kaufmannschaft, welche geradezu zu einem wirtschaftlichen Zusammenschluß der hiesigen Meister herausforderten.

Die Innung ist politisch nie hervorgetreten, da sie hierfür zu klein war. Es wird Sie, meine Herren, ganz besonders interessieren, daß unsere Innung auch zur Zeit der polnischen Herrschaft, trotz aller Anfechtungen, treu deutsch geblieben ist. Ich hebe dieses besonders hervor, da im Laufe der Jahrhunderte in anderen ostdeutschen Städten gerade die Gewerke polonisiert worden sind und von ihrem ehemaligem Deutschtum nichts bewahrt haben. Im Kampfe gegen Stefan Barthory sind zwei Mitglieder der Innung, welche der Stadt Bewaffnete zu stellen hatte, gefallen und aus alten Innungsbeschlüssen wissen wir, daß sie sich energisch gegen jeden polnischen Einfluß gewehrt hat.

Nicht allein in dieser national-politischen Beziehung hat die Innung ihre Mission als Vorhut der Goldschmiede in der Ostmark erfüllt und ist wie die Stadt eine feste und niemals überwundene Stütze deutschen Bürgertums gewesen, sie hat auch in künstlerischer Beziehung vorbildlich gewirkt und durfte unter ihren Mitgliedern hervorragende Meister nennen. Der bekannteste Name des vollendeten Beherrschers des Rokoko in heimischer Edelmetallarbeit, Johann Gottfried Schlaubitz, wird den meisten von Ihnen geläufig sein. Ich möchte von den vielen anderen besonders Peter von der Rennen anführen, dessen monumentaler Arbeit, den silbernen Sarkophagen in Krakau und Gnesen Chihak, der große Kenner und berufene Kritiker, keine anderen gleichgroßen in Deutschland in Bezug auf klare Form und technische Ausführung entgegen zu stellen weiß.

Die wechselvollen Schicksale der Stadt, die politischen Katastrophen, welche mit dem Verfall des Ordens 1410

durch die Schlacht bei Tannenberg anfingen, durch alle Jahrhunderte sich wiederholten und zuletzt über Preußen 1806/07 hereinbrachen, waren der Erhaltung der Edelmetallarbeiten besonders verhängnisvoll, da man sie bei jeder Geldknappheit zu Münzen umprägte. Wir finden im auswärtigen Besitz, besonders in Rußland, vortreffliche Danziger Arbeiten, wohin dieselben als Geschenke für den moskowitischen Zarenhof von durchreisenden Gesandtschaften gerne mitgenommen wurden. Aber auch andere Kunstliebhaber und Museen haben sich einen trefflichen Schatz Danziger Edelschmiedearbeiten gesichert. Ich erinnere mich noch genau, wie mein Heimatsgefühl sich empörte, als ich vor Jahren beim Studium im Londoner South KensingtonMuseum einen großen Glasschrank mit nur Danziger Silberbechern fand. Durch die auswärtigen Stücke ist der Ruhm der Danziger Goldschmiedekunst in alle Lande getragen.

Einige treffliche Stücke sind in unserem Provinzial- und Stadtmuseum noch erhalten und wir haben die Freude, an unserem Jubeltage eine ganze Anzahl Arbeiten unserer Vorfahren vereinigt zu sehen. Der Verein zur Erhaltung der Bau- und Kunstdenkmäler hatte die große Liebenswürdigkeit, unserer Anregung Folge zu geben und mit uns eine Ausstellung von alten Kunstgewerbearbeiten aus Danziger Privatbesitz zu veranstalten. Wir haben ein ganz besonderes Interesse an den dort vorhandenen Gold- und Silberschmiedearbeiten und freuen uns, Stücke aus allerfrühester Zeit, dann dem für Danzig typischen Barock bis zum Empire im Anfange des 19. Jahrhunderts dort vereinigt zu sehen. Ich möchte allen Freunden heimatlicher Arbeit den Besuch dieser Ausstellung dringend empfehlen. Sie werden dort ein Bild des Gewerbefleißes und der Blüte unseres einstigen Kunstgewerbes erhalten. Es drängt mich, an dieser Stelle den Dank der Innung dem Verein zur Erhaltung der Bau- und Kunstdenkmäler und seinem Vorsitzenden, dann aber den Direktoren der Privat-AktienBank für die kostenlose Überlassung der Räume und den überaus bereitwilligen Ausstellern abzustatten.

Ich fand in alten Chroniken, daß bereits im Jahre 1504 am 25. Mai eine ähnliche derartige Ausstellung und zwar sämtlicher Heiligtümer Danziger Kirchen zu Ehren des anwesenden Königs von Polen auf dem Langen Markt veranstaltet war.

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DR. DANIEL GREINER :: GOETHE MEDAILLE :: AVERS: PORTRÄTKOPF MIT NAMEN REVERS: DEM MEER ENTSTEIGENDER GENIUS, SAMEN STREUEND PRÄGEMEDAILLE NACH REDUZIERTEM MODELL

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Die von mir angeführte erste urkundliche Ordnung, welche ganz genaue Vorschritten über das Leben wie die Arbeit des Meisters gibt und teilweise sogar in ihr Privatleben hineingreift, hat sich durch alle Jahrhunderte erhalten, sie ist nur nach den Bedürfnissen der Zeit ergänzt und geändert worden. Das Gewerk hat mit diesen strengen Gesetzen alle Fährnisse bis zum Jahre 1814, als die Gewerbefreiheit auch in Danzig ihren Einzug hielt, überstanden. Es blieb jedoch auch dann noch als freie Innung bestehen und wir müssen die gerechte Beurteilung unseren Zeitgenossen überlassen, ob es noch heute jung und lebenskräftig ist. Den modernisierten Zünften werden ihre Berechtigungen heute vielfach abgesprochen und man denkt bei dem Wort Innung stets an den alten Zopf. Der Name Innungsmeister ist meistens unweigerlich von dem Begriff des Schmerbauchs und der Schwerfälligkeit nicht zu trennen. Dieses trifft nun heute in der Tat kaum mehr zu und wir dürfen wohl sagen, daß die Innungen, nachdem sie nunmehr fast 100 Jahre der Gewerbefreiheit durchgemacht, ihre Existenzberechtigung bewiesen haben und nicht allein von ihren alten Traditionen zehren. Von den alten Gewerken hat sich die Großßindustrie abgesondert, für das Handwerk bilden sie auch heute noch den Mittelpunkt des berufgewerblichen Lebens einer Stadt. Ihre gemeinsamen Versammlungen

und Einrichtungen sind auch in Bezug auf das Lehrlingsund Gesellenwesen ein starkes Bindeglied und tragen viel zur Förderung der Kollegialität bei. Wir müssen mit großzem Dank anerkennen, wieviel die Staats- und Stadtbehörden gerade in letzter Zeit für sie getan und sie in jeder Beziehung gefördert haben. Es liegt nun an den einzelnen Meistern, ihre Kräfte, ihr Wollen und Können zu zeigen, dann wird das Vollbringen nicht fehlen. Die ewigen Klagen über die Konkurrenz, die Rufe nach Staatshilfe bei jeder Gelegenheit müssen verstummen. Die Innungen müssen sich auf ihre historischen Überlieferungen besinnen und werden dann finden, daß der Wandel von innen heraus kommen muß. Hierzu gehört in erster Beziehung die Pflege unseres gewerblichen Nachwuchses. Wir sind uns alle darüber klar, daß hier etwas geschehen muß, es kann sich nur noch um die Frage der besten Mittel handeln. Aus dem Mittelalter, der Zeit des vollendetsten handwerklichen Könnens, übernehmen wir nur, daß auch heute noch ein tüchtiger Meister der beste Erzieher und Förderer der Lehrlinge bei ihrer gewerblichen Ausbildung ist. Bei der großen Teilung der Arbeit auch in den Kleinbetrieben müssen wir jedoch in Ergänzung der Werkstatt eine tüchtige Fach- und Gewerbeschule haben. Die wissenschaftliche Vorschule, sei es nun Volks-, Mittel- oder höhere Schule, muß den Menschen.

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durch ihre Lehren derart erziehen und fortbilden, daß er selbständig sehen und denken lernt. So ausgerüstet wird er meistens in seinem späteren Beruf tüchtiges leisten, denn wir dürfen nie vergessen, daß die Berufsbildung mit der allgemeinen Bildung gleichen Schritt halten muß. Das Verständnis für andere Kulturarbeiten wird mit der eigenen Fortbildung wachsen. Hierbei ist noch unendlich viel zu leisten und wir müssen uns darüber klar sein, daß die gewerbliche und kunstgewerbliche deutsche Arbeit lange nicht den Höhepunkt früherer Zeit erreicht hat. Mit der Entwickelung des neuen geeinten Deutschland hat sie nicht gleichen Schritt gehalten. Gewerbe und Kunstgewerbe sind erst durch das Eingreifen von Künstlern und Architekten und die bessere Ausbildung des Nachwuchses vorwärts gebracht. Die Klärung des Geschmacks stellt gesteigerte Anforderungen an die Arbeit und ihren Verfertiger. Wir müssen auf der nunmehr beschrittenen Bahn rüstig vorwärtsschreiten und der Erfolg wird nicht ausbleiben. Es gehört hierzu, daß ein jeder ein wirklicher Meister seines Berufes ist und ihm fachlich geschulte Hilfskräfte zur Verfügung stehen. Das Streben, die Lust und Freude an der eigenen Arbeit kann nur anhalten, wenn Bedürfnisse der Käufer und Besteller vorliegen. Die erwerbende Klasse muf guten Verdienst, die besitzende Klasse große Revenüen aus ihren Kapitalanlagen haben. Wir haben hier in Danzig ein krasses Beispiel dafür, daß stets das Wohl der Gewerke und allgemeinen wirtschaftlichen Erfolge eng miteinander verknüpft sind. Während Danzigs Blüte als Handelsstadt, früher bei der Blüte des Ordens, dann beim Bedarf der nahen polnischen Hofhaltung wurde viel von gewerblichen und prunkvollen Gegenständen gebraucht. Jedes Wollen, jedes Können konnte in die Tat umgesetzt werden und die Meister Danziger Gewerbefleißes entstehen. Mit dem Verfall des Ordens, des nahen Polenreichs und des Danziger Handels ging alles schnell zurück. Die gewerblichen Leistungen konnten nie mehr infolge der ewigen Unruhen die frühere Höhe erreichen, bis Preußen Danzig in sichern Schutz nahm. Durch die enormen Aufwendungen für das Staatswohl waren die Mittel erschöpft und wir sehen von 1820 ab, daß allen Sachen ein unverstandener Prunk anhaftete und ihnen ein falsches Aussehen gegeben wurde. Alle Stilarten wurden herangezogen und meistens falsch verstanden. Wir kamen auf den Schlendrian und die Gedankenlosigkeit, das Trotten in ausgefahrenen Geleisen, wie wir es im vorigen Jahrhundert sehen. Ich erinnere in unserm eigenen Beruf daran, wie das Kittsilber und das Kittgold in Gerät und Schmuck verwendet wurde, es war zum Ansehen, nicht zum Gebrauch. Ich erinnere daran, daß später der höchste Schmuck vieler Damen darin bestand, daß sie eine Messerdrahtbrosche oder einen Ring mit dünner goldner Schiene und möglichst großem Brillanten hatten. Von irgend welcher gewerblichen geschmackvollen Arbeit konnte hierbei nicht mehr die Rede sein. Um die Wende des 19. Jahrhunderts setzt der frische Zug auch im Kunstgewerbe ein und die erfreuliche Tätigkeit des Werkbundes, dessen Danziger Vertrauensmann, Herrn Professor

Karsten, wir unter uns haben, in den letzten Jahren will uns den Fabrikschund fernhalten und uns zum Verständnis der guten Ware erziehen.

Meine Herren! Das Motto der Dresdner Ausstellung von 1906 schwebte mir bei meinen Ausführungen vor und ich glaube, auch Sie werden es alle billigen. „Schönheit der Form, Schönheit des Materials und Schönheit der gediegenen Arbeit!" Wenn wir in diesem Sinne individuell arbeiten, werden wir zu der Überzeugung kommen, daf der Gegenstand der beste ist, der dem Erzeuger und dem Käufer gleich viel Freude bereitet.

Wir Gewerbetreibenden können herzlichst wünschen, daß es allen anderen Berufsklassen, Handel und Industrie, Landwirtschaft und Beamten wohl ergeht, um für unsere Arbeit auch lohnende Absatzgebiete zu finden. Zur Zeit der höchsten Blüte der Danziger Innung finden wir fast 50 Meister in ihr vereinigt und wir müssen bedauern, daf wir heute kaum 20 sind. Es war ein tragisches Geschick, als wir wenige Tage vor dem heutigen Jubiläum die Kunde von dem Hinscheiden zweier Mitglieder aus unserem kleinen Kreise erhielten. Der eine, unser lieber Kollege Roggats, starb im besten Mannesalter und erst gestern durften wir ihm das letzte Geleit geben. Der andere, ein im Beruf ergrauter Kollege starb fern von der Heimat in New-York. Er hat uns stets seine Anhänglichkeit an die Innung bewiesen. Wir gedenken gerade heute herzlichst ihrer und werden ihnen ein liebevolles Andenken bewahren. Anderseits ist es uns an unserem Feste ein besonderes Vergnügen, konstatieren zu dürfen, daß wir von 1890 bis 1900 drei 50 jährige Meisterjubiläen feiern konnten und zwar die unserer Mitglieder Gottlieb Wulsten, Moritz Stumpf und Zacharias. Auch in dem neuen Jahrhundert war es uns vergönnt, drei 50jährige Jubilare zu Ehrenmitgliedern ernennen zu können, die Kollegen Meyer, Rosalowsky und Sohr, welche heute noch leben und von denen wir unseren allverehrten Rosalowsky in unserer Mitte wissen. Wir rufen ihnen ein herzliches Willkommen zu und wünschen ihnen einen langen und gesegneten Lebensabend. Sie haben alle drei erfahren können, dafs treue und redliche Arbeit auch in den schlechtesten Zeiten zum Segen gereicht. Sie haben in ihrer Laufbahn die glorreichen Kriege Preußens, das Wiedererwachen des jungen Deutschlands, sie haben die Segnungen des geeinten Reiches und seiner nationalen Kraft erleben dürfen. Gerade in unseren Tagen, wo der Weltfriede so oft bedroht ist, wissen wir unser Deutschland zu schätzen. Uns allen hat das Herz höher geschlagen, als wir vor wenigen Wochen sahen, wie ganz Europa durch Deutschlands gewaltige Macht in Schach gehalten wurde, als unser ritterlicher Kaiser in echter deutscher Treue und mit ihm das ganze deutsche Volk sich an die Seite des greisen Kaisers Franz Joseph und des verbündeten Österreich stellte, um der Welt zu zeigen, daß eine starke Wehr von der Ost- und Nordsee bis zum Mittelländischen Meer errichtet ist. Wir wissen, daß ein starkes Heer der sicherste Hort für den Frieden ist, der uns noch lange zum Segen des deutschen Volkes und treuer deutscher Arbeit erhalten bleiben möge.

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Die Existenzbedingungen des modernen Gold- und Bijouterie warengeschäftes.

4. Die Reklame des Juweliers und Goldschmiedes.

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INE gewisse Reklame ist heutigen Tages auch für das Gold- und Silber- oder Juweliergeschäft notwendig, um sich in dem allgemeinen scharfen Wettbewerb den ausreichenden Käufer- und Kundenkreis zu sichern. Firmenschild und Schaufenster, die wohl in früheren Zeiten die einzige Reklame des Geschäftes waren und als solche genügten, sind allein heutigen Tages unzureichend. Denn das heutige Gold- oder Bijouteriewarengeschäft hat mit einer viel zahlreicheren Konkurrenz als sein Vorgänger zu unserer Väter Zeiten, vor allem auch mit der Konkurrenz der „billigen" Geschäfte, der Imitationswarenhändler, der Warenhäuser und Bazare usw. zu rechnen, die in ihren Reklamen unermüdlich sind und dadurch auch das reelle Spezialgeschäft zur Aufwendung größerer Mittel für Reklame und Propaganda zwingen. Außerdem muß das heutige Goldwaren- oder Juweliergeschäft auch mit einem viel größeren und ausgedehnteren Kaufbezirk rechnen als es früher der Fall war, wo sich der Kundenkreis des Geschäftes in vielen Fällen im wesentlichen aus der näheren und entfernteren Nachbarschaft rekrutierte. In diesen größeren Kaufbezirk aber kann Firma und Ruf des Geschäftes nur vermittelst einer weithin reichenden Reklame in Form öffentlicher Anzeigen dringen, die daher für jedes Gold- oder Bijouterie warengeschäft eine Notwendigkeit sind, das seinen Käufer- und Kundenkreis ausdehnen will. Für größere Goldwaren- oder Juweliergeschäfte kommt als Mittel der Propaganda zunächst die Zeitungsinsertion in Betracht, die jedoch nur dann Erfolg erzielt, wenn sie dauernd angewandt wird. Ein- oder einige Male erscheinendes Inserat ist fortgeworfenes Geld, dagegen erregt ein, wenn auch kleines Inserat, das dem Zeitungsleser immer wieder vor Augen kommt, schließlich doch seine Aufmerksamkeit, prägt den Inhalt des Inserates seinem Gedächtnis ein, macht ihm das Geschäft bekannt und veranlaßt ihn, im Bedarfsfalle hier einmal einen Versuch zu machen, womit das Inserat seinen Zweck erfüllt hat. Um das Inserat möglichst auffallend und wirkungsvoll zu gestalten, darf sein Raum nicht mit allzuviel Inhalt überladen werden, muß im Gegensteil möglichst viel Raum freigelassen werden. Einige kurze, empfehlende Schlagworte über die wichtigsten

(Fortsetzung.)

Artikel deines Geschäftes oder über einige gerade aktuelle Modeneuheiten, ein hübsches Klischee, Firma und Adresse, alles zusammen umgeben von einem breiten Rande freigelassenen Raumes, durch den das Inserat aus der übrigen gedrängten Fülle des Zeitungsblattes hervorgehoben wird,

genügen vollständig und sind die wirkungsvollste Form des Inserates. Für mittlere und kleinere Gold- und Bijouteriewarengeschäfte, die ihre Aufmerksamkeit doch in erster Linie dem nachbarlichen Umkreis als Käufer- und Kundenbezirk zuwenden müssen, sind wichtige Reklamemittel gut und vornehm ausgestattete Zirkulare, Prospekte, vielleicht auch Reklamehefte usw., die an die Bewohner eines größeren nachbarlichen Umkreises, natürlich speziell die Adressen besser situierter Leute, zu versenden sind und in denen der Absender sein Geschäft als Bezugsquelle guter und reeller Gold- und Silberwaren jeder Art, Gebrauchs- und Luxusgegenstände, Bijouterien, Schmuck, Juwelen usw. empfiehlt und in Erinnerung bringt unter Anführung der wichtigsten Artikel, die er führt; zugleich kann sich der Absender dabei zur Ausführung aller Reparaturen an Gold-, Silber- oder Bijouteriewaren empfehlen, für die exakteste Ausführung in Aussicht gestellt wird. Solche Zirkulare oder Reklamehefte sind alle acht bis zehn Wochen zu versenden. Besonders rege muß diese Art der Reklame vor den großen Geschenkfesten, Ostern und Weihnachten, betrieben werden, die erfahrungsgemäß die Zeit des größten Bedarfs in allen Artikeln des Goldwarenoder Juweliergeschäftes sind. Solche Zirkulare oder Hefte können jedoch nur dann erfolgreich sein, wenn sie elegant und vornehm ausgestattet sind und ihr Inhalt gewandt und einwandfrei abgefaßt ist. Im Durchschnitt muß ein modernes Gold- und Bijouterie warengeschäft ungefähr einen ebensolchen Betrag, wie es für Miete ausgibt, auch für Reklamen der genannten Art anlegen, wobei es sich nach Art und Umfang des Geschäftes richtet, ob es Zeitungsinsertion oder Zirkularreklame, oder beides zusammen in geeigneter Kombination betreibt. Der angegebene Betrag für Reklame muß von vornherein mit in den Etat eingestellt werden. Die Reklame ist das Öl auf die Maschine des Geschäftes, ohne welches jene nicht ordentlich

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JUWELENSCHMUCK UNTER VERWENDUNG VON EMAIL :::: ENTWORFEN VON ERNST CORDIER IN PFORZHEIM

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