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Berücksichtigung findet. Die Zeitschrift arbeitet damit der irrigen Meinung entgegen, als ob das Ornament endgiltig abgetan sei, als ob es eine der Haupttugenden des modernen Kunstgewerbes sei, auf Schmuck und Ornament verzichtet und sich mit den Reizen des Materials und der reinen Konstruktion zufrieden gegeben zu haben. Mag auch in tausend Fällen ein derartiger Verzicht am Platze sein, so wäre es dennoch töricht, eine solche Beschränkung als Gesetz aufstellen zu wollen. Auch heute ist die Möglichkeit, neues Ornament zu schaffen, das guten alten Werken gleichwertig ist, nicht genommen, wenn auch die Aufgabe nicht mehr so leicht wie früher ist. Wir sind in den letzten Jahren durch den Wettlauf der Künstler äußerst anspruchsvoll geworden; Maßliebchen, Löwenzahnblätter oder dergleichen, auch Jugendlinien-Geranke genügen nur noch den naivsten der Naiven. Wir verlangen von einem Ornament die Kraft, totes Material und starre Konstruktionen zu organischem Leben zu führen; auf den Ballast angeklebten Zierats verzichten wir gern. Arbeiten in diesem Sinne sind rar, man wird deshalb die trefflich gewählten Beispiele, die das letzterschienene Dezember-Heft der Darmstädter Kunstzeitschrift ,,Deutsche Kunst und Dekoration" bietet, umsomehr beachten müssen. Zumeist handelt es sich um Arbeiten in Silber, die nach Entwürfen der Professoren Josef Hoffmann, Kolo Moser und C. O. Czeschka in der Wiener Werkstätte ausgeführt wurden. Es sind Tafelgeräte jeder Art, Fruchtschalen, Becher, Service und Blumenhalter, dann aber auch Schmuck, Kolliers, Ketten, Gehänge, Stockgriffe und anderes mehr. Es sind überaus fruchtbare Arbeiten, die hier geboten werden, die auf das Stilgefühl unserer Zeit von unabsehbarer Wirkung sein können.

Weiter enthält das Dezember-Heft der „Deutschen Kunst und Dekoration" auch Lederarbeiten, Kassetten und Bucheinbände, reizvolle Arbeiten, ebenfalls in der Wiener Werkstätte ausgeführt. Dann aber auch Keramik: Figuren und Putten von Löffler & Powolny und Wohn- und Schlafzimmer, in denen zu strengen Möbelformen durch reiche Anwendung von gestickten Vorhängen, Decken, Tapeten etc. ein Gegengewicht geschaffen wurde.

Auch ein hervorragendes neues Werk der Plastik, das von Professor Franz Metzner geschaffene Stelzhamer - Denkmal in Linz a. D., wird in prächtiger Reproduktion geboten. An textlichen Beiträgen mögen Erwähnung finden:,,Schönheit als Weltanschauung" von Robert Breuer, ,,Münchens Ernte 1908" von Emil Utits, ,,Ingenieur-Ästhetik" von J. A. Lux, Moderne Kunst und der Staat" von E. W. Bredt, „Kunst und Welt" von Georg Muschner. Für große und kleine Kinder folgen dann neue Spielsachen und für Stickerinnen eine Tafel guter Monogramme. Das Dezember

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heft mit seinen 125 Abbildungen beweist wieder, daß die Darmstädter Kunstzeitschrift ,,Deutsche Kunst und Dekoration" an erster Stelle steht; von keiner Kunstzeitschrift des Auslandes, die oft über Gebühr gelobt werden, wird sie erreicht, viel weniger übertroffen. Einzelpreis des Heftes 2.50 Mk., im Abonnement vierteljährlich 6 Mk.

Für die Werkstatt

Englische Neuheiten.

Der,,Merry-Widow" HutnadelStänder. Die Abbildung zeigt die ausgezeichnete Idee dieser kleinen Neuheit, welche sowohl ein hübsches als praktisches Geschenk für den Toilettentisch ist. Der Ständer ist an und für sich in Silber ausgeführt, das Hutband bezw. die Schleife ist oxidiert, Relief des Hutes sowie der Schirm ist weiß. Der Hut ist mit natürlichen Federn garniert, welche in den verschiedenen Farben zu den Sammetkissen passend sein können. F. E.

Die

,,Recherche"-Feuerzeug. Dieses Etui bezw. Feuerzeug mit einer wunderschönen Öffnungsmethode, einzig in seiner Art, eine Idee, welche vorher noch nicht herausgebracht wurde. Die Abbildung zeigt das ausgezeichnete Arrangement dieses Erzeugnisses. Öffnung geschieht durch Abwärtsschieben des Deckels. Beim Öffnen die geringste schräge Lage nach vorn bringt nur ein Zündholz auf jeder Seite zur Hand. Der Stab in der Mitte ist mit dem Hauptteil des Feuerzeuges und zwar in der Zuführung der Zündhölzer. Mit diesem Feuerzeug gibt es keine Möglichkeit, daß es sich ereignet, wie es bei den gewöhnlichen Feuerzeugen vorkommt, plötzliches Vorfallen einer ganzen Menge von Zündhölzern; dieselben kommen einzeln an die Öffnung und sammeln sich bei der selbsttätigenSchließung des Deckels wieder. Die

Art der Konstruktion in Verbindung mit dem sich schiebenden, selbstschließenden Deckel ist eine solch einfache und nette, daß der Erfolg dieses Feuerzeuges ein gesicherter sein wird. F. E.

Wichtige gerichtliche Entscheidungen

Der Zeugnisaussteller hat einen Berichtigungsanspruch. In einem Zeugnisse abgegebene Erklärungen sind vom Aussteller unverzüglich nach erlangter Kenntnis, daß er sich bei der Abgabe im Irrtum befunden, anzufechten. Dieser in der Deutschen JuristenZeitung veröffentlichten Entscheidung des Kaufmannsgerichts

Berlin lag folgender Streitfall zugrunde: Der Beklagte ist von 1899 bis 1905 bei der Klägerin in Stellung gewesen. Bei seinem Abgange erhielt er folgendes Zeugnis: „Herr N. hat vom 1. Oktober 1899 ab seine dreijährige Lehrzeit in meinem Hause absolviert, war alsdann bis heute noch als junger Mann in verschiedenen Abteilungen meines Geschäfts sowohl im inneren Betrieb als auch im Verkauf beschäftigt und hat seine Obliegenheiten stets zu meiner vollsten Zufriedenheit erfüllt, sodaß ich denselben empfehlen kann, Berlin, den 20. Oktober 1905". Ein halbes Jahr nach dem Abgange des Beklagten stellte sich heraus, daß dieser sich Verfehlungen während der Lehrzeit hatte zuschulden kommen lassen. Klägerin wünscht Herausgabe des Zeugnisses und will dem Beklagten ein gleichlautendes Zeugnis, in welchem nur der empfehlende Schlußsatz fehlt, geben. Sie ist vom Gericht abgewiesen worden. An und für sich muß zwar, wie es in der Entscheidung heißt, der Berichtigungsanspruch des Zeugnisausstellers anerkannt werden. Eine unrichtige Bescheinigung lag aber nicht vor, denn Klägerin hat in dem Zeugnis garnicht von der Führung, sondern nur von den Leistungen des Beklagten gesprochen und nur in bezug auf diese ihn empfohlen. Somit kann ein anderer Chef durch das Zeugins nicht getäuscht werden. Aber auch, wenn das Zeugnis über die Führung des Beklagten sich ausgesprochen hätte, wäre die Klage abzuweisen gewesen, weil ein Anfechtungsgrund sofort und nicht erst nach dreiviertel Jahren geltend zu machen ist.

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Amsterdamer Diamant-Marktbericht

Von unserem Amsterdamer Spezial-Berichterstatter

Der Markt mit Rohdiamanten in London war lebhaft besucht, und das ganze Kimberley-Shipment, das diesmal hinsichtlich der Qualität sehr gut aufgemacht war, wurde vollständig verkauft. Auch in geringeren Qualitäten wurden gute Abschlüsse erzielt. Für das nächste Jagersfontein-Shipment sind bereits große Posten im voraus engagiert, sodaß auch dies sofort nach Erscheinen ausverkauft sein wird.

Der Markt mit geschliffener Ware in Amsterdam ist nun wieder außerordentlich lebhaft geworden. Ein große Anzahl amerikanischer und europäischer Kaufleute sind gekommen und werden in nächster Zeit noch erwartet. Der Handel belebt sich mehr und mehr und die Hauptnachfrage bleibt immer noch auf 1/4 Karat-Steine und aufwärts gerichtet; auch Achtkant wurden gut verkauft. Das Geschäft in Kapgut in Amsterdam war besonders in kleiner Ware ebenfalls gut und ist eine Preissteigerung zu

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erwarten.

Bei verschiedenen Firmen in Amsterdam haben die Arbeiter bedeutende Lohnerhöhungen erwirkt und ist anzunehmen, daf diese Lohnsteigerungen sich bald auch auf die übrigen Schleifereien erstrecken werden und man bald wieder auf dem alten hohen Lohnsatz angekommen sein wird.

Alle Interessenten seien daher aufmerksam gemacht, daß bei den zu erwartenden allgemeinen Lohnsteigerungen die Preise für Melee und ganz kleine Ware in die Höhe gehen werden. Die gegenwärtigen wohlfeilen Preise werden nicht lange mehr bestehen bleiben und sollten die heutigen Tagespreise nach Möglichkeit ausgenützt werden.

In Antwerpen war der Markt mit geschliffener Ware ebenfalls sehr gut besucht. Die Frage war hier hauptsächlich auf gute Mittelware sowie auf bräunliche und gelbliche Qualitäten gerichtet; auch in feiner Ware war gute Nachfrage und wurde eben gekauft was zu haben war.

Die Stimmung in Paris war in den letzten Tagen wieder viel besser als seither, das Hauptgeschäft wurde gemacht in kleinen Achtkant und sehr feinen Rosen, auch in Melee war gute Nachfrage. In London beschränkte sich der Handel mit geschliffener Ware hauptsächlich auf örtliche Geschäfte.

Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender Zeitung ist nur mit Erlaubnis der Redaktion und unter genauer Quellenangabe gestattet

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Die Existenzbedingungen des modernen Gold- und
Bijouterie warengeschäftes.

1. Die Politik des modernen Gold- und Silberwarengeschäftes, das sich behaupten und vorwärts kommen will, besteht in zwei Grundsätzen: 1. Käufer heranzuziehen, 2. die Käufer zu ständigen Kunden zu machen. In diesen beiden Grundsätzen beruht das Geheimnis des Erfolges eines jeden modernen Spezialgeschäftes, diese Grundsätze müssen daher auch die gesamte Praxis des modernen Gold- und Silberwarengeschäftes, des großen wie des kleinsten, des in der Residenz wie des in der bescheidensten Provinzstadt gelegenen, des feinsten und vornehmsten wie des einfachsten, überhaupt eines jeden Gold- und Silberwarengeschäftes beherrschen, das sich den Schwierigkeiten der heutigen Erwerbsverhältnisse gewachsen zeigen und trotz der heftigen Konkurrenz innerhalb der Branche, trotz der noch viel heftigeren Konkurrenz der Imitationswarenhändler, der Talmigeschäfte, der Bazare und Warenhäuser, die sich mit dem Vertrieb meist unechten Blendwerks befassen, bestand- und konkurrenzfähig sein und bleiben und zufriedenstellende geschäftliche Erfolge erzielen will. Innere Organisation und äußeres Auftreten, Art und Qualität der Waren, Stellung zur Konkurrenz, Behandlung der Kunden, der Lieferanten und des Personals, Propaganda und Reklame, kurz die gesamte Taktik des modernen Goldwarenoder Juweliergeschäftes jeder Gattung inmitten des scharfen Wettbewerbs unserer Zeit müssen sich nach diesen beiden Grundsätzen richten. Ein Gold- und Silberwarengeschäftsbesitzer, gleichviel ob er gelernter und produktiv tätiger Goldschmiedemeister oder aber Händler von Gold- und Silberwaren ist, der diese beiden Grundsätze in vollkommener Weise erfüllt, kann mit positiver Sicherheit auf geschäftlichen Erfolg, auf eine befriedigende Entwickelung und eine ausreichende Rentabilität seines Geschäftes rechnen. Wie diese Bedingungen im einzelnen in der Praxis des modernen Gold- und Silberwarengeschäftes zu erfüllen sind, was dafür zu tun und zu lassen ist und welche Anforderungen sie an den modernen Geschäftsmann in der Bijouteriebranche stellen, soll nachstehend an einigen Hauptbeispielen des näheren erläutert werden.

2. Ein anziehendes, elegantes und formvollendetes Äußere des Geschäftes sind die ersten Mittel zur Erfüllung dieser Bedingungen. Der größte Fehler besonders zahlreicher kleiner, aber auch mittlerer Gold- und Silberwarengeschäfte besteht noch immer in ihrem kleinlichen, und wenig modernen Aussehen. Ein halbdunkler, unfreundlicher Ladenraum, in welchem der Geschäftsbesitzer kaum selber Platz findet, ein mangelhaft und nachlässig ausgestattetes, geschmack- und reizloses Schaufenster, veraltete, unpraktische und vom Zahn der

Zeit bereits stark angegriffene Ladeneinrichtungen, Regale, Schränke, Vorlege-Kästen, Ladentische usw., trübselige Abendbeleuchtung, die aus Sparsamkeitsgründen kaum auf ein oder einige schwache Gasflämmchen beschränkt wird, Fehlen ausreichender und bequemer Sitzgelegenheiten für den Kunden, Mangel des erforderlichen geschäftlichen Komforts, den der moderne Käufer verlangt, das ist das traurige und direkt abstoßende Bild, das noch immer zahlreiche Gold- und Silberwarengeschäfte dieser Gattung aufweisen. Daß ein Geschäft mit solchem Exterieur nicht imstande ist, Käufer in ausreichender Anzahl heranzuziehen oder den Käufer, der sich einmal hierher verirrt hat, zum Wiederkommen zu veranlassen, liegt klar auf der Hand. Das moderne Kaufpublikum ist durch die großen und eleganten Geschäfte der Bijouterie warenbranche, die eleganten Juweliergeschäfte usw., ferner aber auch durch die Bazare und Warenhäuser und ebenso der Imitationswarengeschäfte, die immer eine bestechende innere und äußere Aufmachung und Einrichtung aufweisen, in hohem Maße verwöhnt und verlangt die Eleganz und Verfeinerung, die es bei jenen findet, wenigstens in gewißem Maße auch bei dem kleinsten Goldwarengeschäft, wenn es dieses überhaupt beachten soll. Außerdem sagt sich der Käufer mit Recht, daß der Besitzer eines so kleinlich und krämerhaft aussehenden Gold- oder Silberwarengeschäftes niemals ein leistungsfähiger, in Qualität, Stil, Mode und Ausführung seiner Waren auf der Höhe der Zeit stehender Geschäftsmann seiner Branche sein und ihn daher auch nicht so preiswert und zufriedenstellend bedienen kann wie das feinere Konkurrenzgeschäft auf der anderen Seite der Straße, das schon durch sein viel eleganteres Exterieur einen viel vertrauenerweckenderen Eindruck macht. Der Käufer schließt vom äußeren Aussehen auf die innere Leistungsfähigkeit des Geschäftes, eine Schlußfolgerung, die in vielen Fällen auch zutreffend sein dürfte. Daher muß sich heutigen Tages auch das kleinste Goldund Silberwarengeschäft, wenn es überhaupt existenz- und konkurrenzfähig und nicht von vornherein dem sicheren Ruin geweiht sein will, ähnlich dem größeren Konkurrenzgeschäft einer inneren und äußeren Eleganz und Verfeinerung befleißigen und darf die Kosten hierfür, sofern sie zu erbringen sind, nicht scheuen; muß für ein geräumiges, günstig gelegenes und auffälliges Schaufenster und eine geschmackvolle und anziehende Dekoration desselben Sorge tragen, muf im Laden dem Besucher alle Bequemlichkeit, Eleganz und Technik der Einrichtung bieten wie die großen Geschäfte der Branche und darf es an einer reichlichen, wirkungsvollen und weithin strahlenden Schaufenster- und Ladenbeleuchtung nicht fehlen lassen. Eine anziehende und

elegante Ausstattung und Einrichtung des Geschäftes, wirkungsvolle Schaufenster- und Ladenbeleuchtung und überhaupt repräsentatives Auftreten des ganzen Geschäftes sind die wichtigsten und erfolgreichsten und daher auch am meisten zu pflegenden Reklame- und Propagandamittel des modernen Juwelier- oder Bijouteriewarengeschäftes jeder Art. Ein Bijouteriewarenhändler, dessen Geschäft dieser Mittel entbehrt und es infolgedessen trotz aller Anstrengung und Mühe zu keinem rechten Erfolg bringen konnte, der gehe mit energischem Entschluß daran, sofort Wandlung zu schaffen und sein Geschäft den Anforderungen des modernen Geschäftslebens anzupassen, und wenn die Kosten hierfür die Einnahme eines Vierteljahres verschlingen sollten. Diese Kosten sind werbendes Anlagekapital und rentieren sich schon nach kurzer Zeit, denn sie bewirken, daß das Geschäft mit einem Schlage eine verdoppelte und verdreifachte Anziehungskraft auf die Käufer und Liebhaber von Goldund Silberschmuck und -Geschmeide usw. ausübt und sich seine Rentabilität dementsprechend steigert. An den Kosten für eine wirkungsvolle und elegante, dem Käufer imponierende Ausstattung und Einrichtung des Geschäftes darf auch das kleinste Bijouteriewarengeschäft nicht sparen, Sparpolitik in dieser Hinsicht ist der Ruin des Geschäftes, und zwar für ein Gold- und Silberwaren- oder Juweliergeschäft noch viel sicherer wie für die Geschäfte anderer Branchen, weil die Waren und Erzeugnisse des Gold- und Silberwarengeschäftes, die zu den feinsten und wertvollsten Industrieerzeugnissen überhaupt gehören, schon ihrem ganzen Charakter nach ein elegantes und formvollendetes Geschäftslokal erfordern, wenn sie Käufer finden sollen. Unbedingte Vermeidung alles Kleinlichen und Krämerhaften ist erforderlich, wenn der Käufer nicht von deinem Geschäft verscheucht werden soll.

3. Setze deinen Ehrgeiz nie darein, möglichst billige, sondern möglichst gute und gediegene Waren zu führen. „Billige" oder gar „spottbillige" Bijouteriewaren, mit denen gewiß Geschäfte der Branche, die für die möglichst gute Qualität und Ausführung ihrer Waren keinen Ehrgeiz übrig haben, ferner die Bazare, die Galanterie warengeschäfte und Warenhäuser, die Imitationswarengeschäfte usw. den Kundenfang betreiben, sind immer ihrer Qualität und Ausführung nach schlechte Waren, durch die sich der Käufer hinterher übervorteilt fühlt und die dann für ihn zur Veranlassung werden, dieses Goldwarengeschäft nie wieder zu betreten, es nie zu empfehlen, sondern im Gegenteil jedem abzuraten, im Bedarfsfalle sich hierher zu wenden. Befriedigt und zum Wiederkommen veranlaßt, also dauernder Kunde werden kann der Käufer nur durch eine ihn während des Gebrauchs des gekauften Gegenstandes dauernd befriedigende Qualität desselben, was mit den billigen" Bijouteriewaren, den plattierten und galvanisierten und den sogenannten „echt vergoldeten" Erzeugnissen der Bijouterie warenindustrie, den vier- oder sechskarätigen "Gold"-waren oder den Talmiwaren, und ähnlichen fragwürdigen Erzeugnissen nie erreicht werden kann. Darum überlasse man solche Waren getrost den genannten Geschäften, die nur für den Augenblick möglichst viele solcher Käufer, die nie alle werden, anlocken wollen, oder aber nur auf die Billigkeitssucht der großen Massen spekulieren, welche Wert und Charakter der wirklich gediegenen und guten Erzeugnisse der Goldschmiedekunst weder zu beurteilen noch zu würdigen ver

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steht und als Käufer für das solide Goldwarengeschäft überhaupt nicht in Betracht kommt. Im Gegensatz zu der Billigkeitspolitik der genannten Geschäfte muf das solide und auf Berufsehre haltende Gold- und Bijouteriewarengeschäft mit allen Mitteln danach streben, ein Renomee als Bezugsquelle nur wirklich guter und gediegener Gold- und Bijouteriewaren zu erlangen, um die Kundschaft derjenigen Kreise zu gewinnen, die einer richtigeren Würdigung und Beurteilung von Gold- und Silberwaren fähig und ihren Verhältnissen nach nicht auf die Preise des billigen Blendwerks angewiesen sind. Preiswert ist auch das teuerste Erzeugnis der Goldschmiedekunst, wenn es von dementsprechend bester Qualität ist, aber selbst die billigsten Gold-, Silber- oder Bijouteriewaren sind über ihren Preis bezahlt, sind also teuer, wenn ihre Billigkeit lediglich auf Kosten ihrer Qualität erzielt wurde und sie nicht einen gewissen Mindestgrad an Feingehalt, an exakter Ausführung und Arbeit, an Stil und kunstgewerblicher Akkuratesse aufweisen, den der Käufer noch von Gold- oder sonstigen Bijouteriewaren selbst geringster Preislage verlangen kann. Lafz' es dir angelegen sein, dem Käufer diesen Unterschied zwischen „billigen" und preiswerten Gold- oder Bijouteriewaren klar zu machen, du wirst ihn auf diese Weise leicht von dem Werte der guten Ware überzeugen und ihn, sofern er überhaupt vernünftigen Erwägungen über Reellität und Zweckmäßigkeit beim Einkauf zugänglich ist, als dauernden Kunden an dein Geschäft fesseln. Den Interessenten oder Käufer immer auf den inneren Wert der Waren in einem reellen Goldwaren- oder Juweliergeschäft hinzuweisen, das ist die beste und erfolgreichste Taktik, um den Leuten ihre Vorliebe für die „billigen" Bijouterie waren, die unechten und imitierten Fabrikate usw. zu benehmen. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß das solide Gold- oder Bijouteriewarengeschäft überhaupt keine Waren niedriger Preislage führen soll, im Gegenteil kann und soll es sich. bestreben, auch den Anforderungen, Verhältnissen und Bedürfnissen der minder bemittelten Kundschaft gerecht zu werden; auf alle Fälle aber soll in einem reellen Goldwarengeschäft auch die Ware geringster Preislage immer noch ihr Geld wert sein und sich im Gebrauch als eine, wenn vielleicht auch nur einfache, so doch solide Arbeit bewähren. Das aber erfordert unbedingt, daß sich das reelle Gold- und Silberwarengeschäft, dem daran gelegen ist, dauernde Kunden zu gewinnen, von der effektiven Schund- und Schleuderware, den vier- oder sechskarätigen "Gold"-waren, den billigen Imitationen, überhaupt allen den Waren fernhält, die nur im Anfang den Käufer durch ihren äußeren Schein blenden, hinterher aber selbst von dem Laien als wertloser Schund erkannt werden, der nicht einmal den geringen, dafür bezahlten Preis wert ist. Der augenblickliche Vorteil, der vielleicht mit solchen Waren durch momentanen Zulauf von Käufern erzielt werden kann, wird bezahlt mit einer dauernden Schädigung des Renommees des Geschäftes und bringt hinterher den größten Schaden, indem er die Kunden dem Geschäft entfremdet. Das Renommee ist das höchste Gut des modernen, gutgeleiteten Goldwaren- oder Juweliergeschäftes und erweist sich, wenn durch Qualität und Exaktheit der Waren und die Art der Geschäftsführung dauernd betätigt, als das erfolgreichste Werbemittel, die alten Kunden festzuhalten und neue ständig heranzuziehen. (Fortsetzung folgt.)

Mit Unvorhergesehenem kann man nicht rechnen, muß aber mit ihm rechnen. Otto Weiß.

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