Page images
PDF
EPUB

Der Apparat selbst besteht aus einem auf drei eisernen Füßen stehenden zylindrischen Kasten, welcher nach unten und oben sich verjüngt. Von unten mündet das Luftrohr vom Ventilator ein und treibt, wenn der Ventilator in Tätigkeit versetzt wird, den in diese eingefüllten Sand nach oben, trifft hier gegen einen Abschlußdeckel (Fig. III a) wodurch der Sand dann wieder nach unten in die Düse zurückfällt und dann immer wieder erneut durch den Luftstrom nach oben getrieben wird.

Figur III c zeigt uns die Düse, aus welcher der Sandstrahl aufsteigt. C ist ein Drahtnets, welches verhindert, daß uns Waren bei der Arbeit zwischen Düse und Kastenwand herabfallen können. Durch einen unten angebrachten abschraubbaren Deckel kann der Sand und und etwa hinein geratene Waren abgelassen werden. Mit der Länge des Gebrauches zerschlägt sich auch der gröbste Sand und wird schließlich zu Staub, welcher dann durch den Raum zwischen

An Schmuckstücken angebrachte echte Steine können mit Ausnahme von Türkisen und ähnlichen weichen Steinen dem Verfahren ruhig ausgesetzt werden, gleichfalls unechte Glassteine, wenn dieselben nicht gar zu weich sind, und nicht so lange einem starken Sandstrahl ausgesetzt werden, können ohne Gefahr dem Strahl ausgesetzt sein.

Steine oder Teile, welche nicht vom Sandstrahle getroffen werden sollen, sind vorher stark (dick) mit Wachs oder mit erwärmten Schellack einzudecken.

Von Zeit zu Zeit ist der Sand, da sich derselbe mit der Zeit zu Staub zerschlägt, durch neuen Sand zu ersetzen. Beim Nachsandeln von versilberten oder vergoldeten Waren ist mit Vorsicht zu verfahren, denn wenn der Niederschlag nicht entsprechend stark ist, verschwindet derselbe und müßte alsdann wieder hergestellt werden.

Matte gefärbte Goldwaren, welche nach dem Mattbürsten noch zu viel Lüstre haben, können ebenfalls mit allerfeinstem

[graphic][graphic][graphic][subsumed]

Abschlußdeckel a und Kastenwand e in das ins Freie führende Abzugsrohr des Apparates gelangt.

Um den Gang der Arbeit beobachten zu können sind in der Wandung zwei Fenster und eine Glastüre angebracht. Der den Apparat bedienende Arbeiter greift durch zwei angebrachte Armlöcher Figur (I a) in denselben hinein und hält die Ware über den Sandstrahl.

Zum Sandeln wird, von ganz feinstem Zinnsand (Streusand) bis zum gröbsten Glassand, je nach dem gewünschten Korne, verwendet.

Vorteilhaft verwendet man das Sandstrahlgebläse, wenn es sich um Erzeugung eines ganz egalen, etwas abgestumpften Mattes handelt, soll das erzeugte Matt etwas lebhafter werden, so ist der gesandelte Gegenstand auf der Krätzmaschine mit Messingzirkularbürste und Tropfbier oder Seifenwurzelwasser nachzubürsten. Ist uns irgend ein galvanischer Niederschlag nach dem Kratzen zu glänzend geworden, so genügt ein leichtes Übersandeln, um den Glanz etwas abzustumpfen.

Durch Absandeln oxidierter Waren können wir dem schwarzen Oxid die verschiedensten Abstufungen, bis zum lichten Grau geben. Gleichfalls erhalten mit Patina eingestrichene Waren durch Absandeln nach dem Antrocknen. mancherlei verschiedene Effekte.

Zum Dekapieren (fett- und anlauffreie Herstellung) der zu galvanisierenden Waren eignet sich das Verfahren gleichfalls.

Sande, der noch dazu schon eine Zeitlang in Gebrauch gewesen ist, durch schnelles und leichtes Übersandeln etwas abgestumpft werden.

Allerfeinste echte Perlen wird man nur mit Vorsicht dem Sandstrahle aussetzen, damit der Lüstre nicht beeinflußt werde.

Einen eigenen Effekt erzielt man beim Absandeln mit feinstem Sande bei Platina-Waren.

Die zweite Art des mechanischen Mattierens erreichen wir mit den bekannten Stahldraht-Schleuderbürsten. Nur sei nun gleich bemerkt, daß Stahl- und Gußstahl-Bürsten ein ganz gewaltiger Unterschied ist, wenn der gewöhnliche sogenannte Stahldraht des Handels Mk. 7 bis 10 das Kilo kostet, so stellt sich wirklich echter Gußstahl für die feinsten. Drahtstärken auf 80 bis 100 Mk. pro ein Kilo.

Diesem gewaltigen Preisunterschiede entspricht aber auch die Arbeitsleistung einer wirklichen echten Gußstahlbürste. Das Mattieren auf diese Art geschieht, in dem wir die zu mattierende Ware ganz leicht und zart an die bei 1500 bis 2000 Touren rotierende Bürste, bei Anwendung von Tropfbier oder Abkochung von Seifenwurzelwasser halten. Die Bürste darf keinesfalls schleifend über die Ware gehen, sondern die Spitzen der Drähte sollen senkrecht auf die Oberfläche der Waren aufschlagen.

Hat man größere Flächen, z. B. ein Zigarettenetuis oder ein großes Medaillon matt zu schlagen, dann wird

man nicht an verschiedene Stellen mehrmals die Bürste ansetzen, sondern man wird möglichst von einer Ecke anfangend nach und nach über die ganze Fläche bürsten, es ist von Vorteil, das Objekt bei dieser Arbeit etwas ganz leicht im Winkel geneigt zu halten, mit der rechten Hand etwas tiefer als mit der linken Hand.

Begreiflicherweise können wir mit dieser Arbeit, bei einer mit irgend einer Kraft getriebenen Maschine, ein bedeutend besseres Resultat erzielen, als wenn wir eine Maschine beim Bürsten durch Fußbetrieb in Gang zu halten haben.

Die absolut gleichmäßige Rotation der Bürste bei einer z. B. mit einem Elektromotor betriebenen Maschine bewirkt schon an sich ein gleichmäßigeres Resultat, dazu können wir unsere ganze Aufmerksamkeit und Willenskraft auf das Bürsten und die Erzielung eines schönen gleichmäßigen Mattes konzentrieren.

Bei manchen Arbeiten ist es von Vorteil und oft notwendig, das durch die Gußstahlbürste erzielte Matt mit einer kräftigen Messing-Mattbürste nachzubürsten und zu egalisieren, z. B. auf Silber oder versilberten Gegenständen.

Um die teuren Gußstahlmattbürsten möglichst zu schonen, empfiehlt es sich, dieselben nach dem ersten Gebrauche in einen Topf mit Sägemehl zu werfen und so aufzubewahren.

Gleichfalls ist es von großem Nutzen, wenn man die Drahtbündelköpfe vor dem ersten Gebrauche in heißes Parafin eintaucht, sodaß die Köpfe nicht durchrosten können, die kleine Mühe wird sich durch eine bedeutend längere Gebrauchsfähigkeit sehr gut lohnen.

Für die Erreichung eines matten Grundes auf chemischen Wege kommt zunächst für unechte Gegenstände aus Messing Tomback Neusilber usw. das Mattbrennen in Betracht.

Die Verrichtung des Brennens muß entweder im Freien oder unter einem sehr gut abziehenden Kamine geschehen, da die entstehenden braunen Dämpfe sehr gesundheitsschädlich wirken.

Alle Objekte, welche vermittelst des Mattbrennens mattiert werden sollen, müssen genau so wie vor dem Galvanisieren vollständig fettfrei decapiert sein, wo nur eine Spur Fett haften bliebe, wird die Brenne nicht angreifen, der Gegenstand wird plackig werden, ein auf diese Art verdorbenes Objekt ist nur durch Abschleifen wieder herzustellen.

Zweckmäßig wird man die Objekte nach dem Dekapieren an alter Mattbrenne einen Augenblick vorbrennen und geht alsdann, nachdem man tüchtig abgeschüttelt hat, direkt ohne abzuwaschen in die frische Mattbrenne, in derselben bleiben nun die Objekte so lange liegen, 5 bis 15 Minuten, je nachdem solche mehr oder weniger matt werden sollen, die richtige Zeitdauer lehrt die Erfahrung. Unter allen Umständen muß die Brenne, wenn solche frisch angesetzt wurde, mehrere Stunden auskühlen, muß unbedingt kalt

sein, da sich beim Zusammenmischen der Säuren die Brenne ganz bedeutend erwärmt, so tut man gut, sich dieselbe möglichst am Tage vor dem Gebrauch anzusetzen.

Eine erwärmte Brenne, namentlich eine früh angesetzte und nicht genügend ausgekühlte, macht zu matt, kann unter Umständen dünnwandige Objekte total zerstören und wird sehr bald wirkungslos. Sobald die Objekte in der Mattbrenne genügend matt geworden sind, werden dieselben herausgenommen und mehrere Male in reinem Wasser tüchtig abgeschwenkt und alsdann, da die Objekte in der Mattbrenne ein stumpfes lehmiges Aussehen erhalten haben, schnell durch eine Glanzbrenne gezogen, wodurch dieselben wieder einen Metallglanz erhalten. Abermaliges tüchtiges Abschwenken in reichlichem reinen Wasser, alsdann durch eine Cyankalin-Beize von 1-10 ziehen und nun können die Waren, ohne dieselben lange an der Luft oder im Wasser liegen zu lassen, möglichst direkt in die Galvanisierungsbäder gebracht werden. Hierbei ist namentlich auf hohle Gegenstände mit Sorgfalt zu achten, damit nicht Reste der Säuren in denselben bleiben und auf diesem Wege in die Bäder gelangen, und dann solche sehr schnell gründlich verderben können.

Eine viel angewendete Mischung für eine gute Mattbrenne ist folgende:

2 Liter Salpetersäure (Scheidewasser 36%)

1 Liter Schwefelsäure

15 Gramm Kochsalz

5-10 Gramm Zentivitrol.

Je mehr Zentivitrol, desto matter brennt die Brenne.

Zur Bereitung bringt man zuerst die Salpetersäure in einen genügend großen Steinguttopf, gibt Salz und Zinkvitriol hinein und löst unter Umrühren mit dem Glasstabe auf, dann erst gibt man unter größter Vorsicht in dünnem Strahle, unter mehrmaligen Absetzen und Umrühren, die Schwefelsäure nach und nach zu, läßt das Ganze wie schon gesagt mindestens mehrere Stunden erkalten.

Man muß dem diese Arbeit ausführenden Arbeiter geradezu verbieten, ja nicht etwa die Salpetersäure in die Schwefelsäure zu bringen, und ihn auf das Gefährliche dieser Manipulation aufmerksam machen. Beim Einschütten von Salpetersäure in Schwefelsäure steigen die Säuren explosionsartig in die Höhe und schwere Verletzungen an den Händen und im Gesicht können die Folge sein. Unter allen Umständen muß immer die Schwefelsäure in die Salpetersäure, und da auch nur nach und nach unter Vorsicht, gegossen werden.

Für das nachfolgende Glanzbrennen wird vielfach nachstehende Säuremischung angewendet: 2 Liter Salpetersäure Schwefelsäure

2,

[merged small][merged small][ocr errors][merged small]
[ocr errors]

Die Ermittlung des Goldverbrauchs für gewerbliche Zwecke.

Auf die in Nr. 49 dieser Zeitung (Seite 409) mitgeteilte Eingabe der Wiesbadener Handelskammer hat der preußische Herr Minister für Handel und Gewerbe folgenden Bescheid erteilt:

,,Im Interesse der Einheitlichkeit ist es wünschenswert, daf die Erhebungen über den industriellen Goldverbrauch von einer Stelle aus in die Wege geleitet werden. Hiernach

erscheint es zweckmäßig, daß die Versendung der Fragebogen nur durch die Handelskammern erfolgt, denen es überlassen bleibt, wegen Feststellung der Adressen mit den Handwerkskammern und Ärztekammern in Verbindung zu treten oder auf sonst geeignete Weise die goldverbrauchenden Firmen ihres Bezirks zu ermitteln. Die Handelskammer ersuche ich daher, das Erforderliche zu veranlassen.“

Die Handelskammer zu Oppeln richtete am 26. Oktober an denselben Herrn Minister folgende Eingabe:

„Nach dem Erlaß vom 11. v. M. soll die Mitwirkung der Handelskammern bei der Feststellung des Goldverbrauchs zu gewerblichen Zwecken darauf beschränkt werden, daß sie die Listen aufstellen und die Versendung der Fragebogen an die Interessenten veranlassen. Die Rücksendung der ausgefüllten Fragebogen soll dagegen unmittelbar an das Reichsamt des Innern erfolgen. Bei diesem Verfahren würden die Handelskammern durch die Aufstellung der Listen sowie durch die Versendung der Fragebogen an die Interessenten zwar mit Arbeit und Kosten belastet werden, sie würden aber infolge der unmittelbaren Rücksendung der ausgefüllten Fragebogen an das Reichsamt des Innern von dem Ergebnis der Erhebungen für ihren Bezirk keine Kenntnis erhalten.

das genaueste informiert sein. Bei Handelskammern mit großen industriereichen Bezirken ist es schwierig, bei der Vielgestaltigkeit des industriellen und kommerziellen Lebens, ständig auf dem Laufenden zu bleiben und die Übersicht zu behalten. Für diese Kammern sind Enqueten, wie die über den Goldverbrauch zu gewerblichen Zwecken, eine stets willkommene Gelegenheit, um ihre Kenntnis des wirtschaftlichen Lebens ihres Bezirks zu vervollständigen und zu vertiefen. Wir erlauben uns ferner zu bemerken, daß ein Aufkommen von Befürchtungen bei den Interessenten, der Inhalt der Fragebogen könnte zu Steuereinschätzungen und anderen Zwecken benutzt werden, erst recht ausgeschlossen sein dürfte, wenn die Rücksendung der ausgefüllten Fragebogen an die Handelskammern erfolgen würde, da die Handelskammern als Standesvertretungen das weitgehendste Vertrauen ihrer

SCHWARZWEISSORNAMENT VON WILHELM BREDE, ARCHITEKT IN HANAU

Da in etwaigen späteren amtlichen Veröffentlichungen die Ergebnisse meist nur nach allgemeinen Gesichtspunkten und für größere Bezirke (Provinzen usw.) zusammengestellt bekannt gegeben werden, würden den Handelskammern nicht nur die Gesamtresultate der Erhebungen für ihre Bezirke, sondern auch noch eine Reihe von anderen Angaben, die zwar für die Allgemeinheit weniger Interesse haben, für die Handelskammern jedoch meist sehr wertvoll sind, verloren gehen. So würden wir beispielsweise bei den in Aussicht stehenden Erhebungen über den Goldverbrauch zu gewerblichen Zwecken aus den ausgefüllten Fragebogen, wenn sie uns zur Verfügung stehen würden, folgende für uns wichtige Angaben entnehmen können: a) ob und welche Firmen in unserem Bezirke in größeren Mengen Gold zu gewerblichen Zwecken verbrauchen, b) welche Mengen an Gold von einzelnen Firmen verbraucht werden, c) in welchen Orten sich diese Firmen befinden, d) ob in unserem Bezirke in der Hauptsache Goldmünzen oder lediglich Feingold eingeschmolzen wird, e) ob die Gold verarbeitenden Firmen über den ganzen Bezirk verstreut sind oder ob sie sich auf einzelne Orte oder Teile des Bezirks konzentriert haben usw. Alle diese Angaben würden uns verloren gehen, wenn wir die ausgefüllten Fragebogen nicht erhalten würden. Die Handelskammern müssen, wenn sie der ihnen obliegenden gesetzlichen Pflicht, die Gesamtinteressen der Handel- und Gewerbetreibenden ihres Bezirks wahrzunehmen, nachkommen wollen, über alle einschlägigen wirtschaftlichen Verhältnisse ihres Bezirks auf

Bezirkseingesessenen besitzen. Bei den Produktionserhebungen im Jahre 1897 ist es wiederholt vorgekommen, daß verschiedene Firmen, die sich strikte weigerten, die von ihnen geforderten Angaben zu machen, bei nachträglicher Vermittelung durch die Handelskammer die ihnen vorgelegten Fragebogen meist lückenlos ausgefüllt haben. Wir glauben aber auch, daß durch die Benutzung der Handelskammern als Sammelstelle für die einlaufenden Fragebogen die Erhebungen an Genauigkeit und Zuverlässigkeit gewinnen würden. Den Handelskammern, die mit den Verhältnissen der einzelnen Firmen vertraut sind, würden manche irrtümliche oder versehentlich falsche Angaben, die bei direkter Einsendung der Fragebogen an das Reichsamt des Innern vielleicht unbemerkt geblieben wären, eher auffallen, und sie würden auch in der Lage sein, gegebenenfalls die Richtigstellung etwaiger fehlerhafter Angaben leicht herbeizuführen. Alle diese Gründe veranlassen uns, an Euer Exzellenz die Bitte zu richten, geneigtest veranlassen zu wollen, daß, soweit unser Bezirk in Frage kommt, die Handelskammer als Sammelstelle der eingehenden ausgefüllten Fragebogen bestimmt, oder, falls dies nicht angängig sein sollte, daß uns später die aus unserem Bezirke eingelaufenen beantworteten Fragebogen zur Verfügung gestellt werden."

Die Handelskammer zu Hanau hat in einer Eingabe vom 4. Dezember auf den Antrag Oppeln bezug genommen, jedoch weiter folgendes ausgeführt:

[ocr errors][merged small][merged small]

WIE

Zu unseren Abbildungen.

Material selbst liegende, ausgeht, und daß er es versteht, die Verwendung kostbarsten Materials mit dem Anstreben echt künstlerischer Gesamtwirkung zu vereinen.

Wie vielseitig die Feinmetallkunst ist, zeigen die beiden Abbildungen mit dem Pferdezaumzeug; nicht nur Menschen-, sondern auch Pferdeschmuck muß sie zu schaffen wissen. Dem reichen Zaum- und Geschirrbeschläg, das hier gezeigt wird, liegt ein Entwurf von Prof. P. Lang, Stuttgart zugrunde. Es ist bestimmt zur Verwendung bei studentischen Prunkaufzügen. In der Dekoration hat der Künstler sich weise darauf beschränkt, eine belebte Flächenwirkung zu erzielen und festzuhalten. Es gehört zur Sache, daß das allzu Schmuckhafte und Zierliche vermieden wurde. Man darf wohl sagen, daß die eigenartige Aufgabe in erfreulichster Weise gelöst ist.

ȚIE im ganzen Kunstgewerbe, gibt es auch in der Schmuckkunst stets Zeiten einer stärkeren Farbigkeit, die mit solchen abwechseln, in welchen die Farbe in den Hintergrund gedrängt wird. Unser moderner Schmuck hat gegenwärtig sich der starken Farbigkeit, die er nach 1900 pflegte, fast ganz wieder entäußert; Email und farbige Patinierungen werden nur noch in geringem Maße verwendet, die Beliebtheit des ungefärbten Edelsteinmaterials, des Brillanten, steht höher als damals. Kurz, Form, Linie und Material hat über die Farbe derzeit die Oberhand gewonnen. Aber wir haben einen Meister der modernen Schmuckkunst, der es sich zur Aufgabe macht, Form, Linie, Material und Farbe, alle gleichmäßig betont, zu harmonischer, koloristisch starker und einheitlicher Wirkung zusammenzuschließen. Es ist Karl Rothmüller in München, der auf der letzten Ausstellung München 1908 mit seinem farbenschönen Steinschmuck so berechtigtes Aufsehen erregt hat. In Nr. 45 haben wir über seine künstlerische und technische Eigenart Bericht erstattet. Heute, da wir in der Lage sind, eine Anzahl der in München ausgestellt gewesenen Schmuckstücke im Bilde bringen zu können, soll auf den interessantesten Punkt dieser Arbeiten, die Zusammenstellung des verschiedenen Steinmaterials noch näher eingegangen werden, was um so notwendiger erscheint, als unsere Abbildungen den Reiz der Farbe leider vermissen lassen müssen. Die obere Brosche links, die eine stilisierte Pfauenfeder darstellt, hat in der Mitte einen großen, als Kabochon geschliffenen Saphir, der von Olivinen und rötlichen Opalen umgeben ist. Die Montierung ist in Platina gehalten. Der zierliche Korsageschmuck nebenan (Naturmotiv Schafgarbe), zeigt Perlen, Brillanten und Olivinen, in Grüngold und Platina gefaßt. Der auf dem Zweig kletternde Käfer ist in rotschillerndem Opal geschnitten. - Die Brosche oben rechts hat in der Mitte einen Smaragdkabochon, von Brillanten umgeben. Außerdem ist noch Mattgold und Perlen verwendet. Der luftige Kettenhalsschmuck, der nun folgt, hat Ketten von Gelbgold, während das Mittelstück in Grüngold gearbeitet ist; Aquamarine, Perlen, Brillanten und weißes Email bildet die Zutat. Die beiden Armbänder sind in Mattgold und Perlen gehalten. Das obere hat außerdem noch Opale, das untere Saphirkabochons. Ein Stück von kostbarer Farbwirkung ist der untere Anhänger. Die Montierung ist in Gold und Platina gehalten. Der große, in der Mitte freischwebende Stein ist ein gelber Brillant (14 Karat), der von Olivinen umgeben ist; die übrigen Steine sind Brillanten. Diese kurze Beschreibung zeigt, daß Rothmüllers Juwelierkunst nur auf die solideste Farbenwirkung, auf die im Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender Zeitung ist nur mit Erlaubnis der Redaktion und unter genauer Quellenangabe gestattet

Unser gesamtes modernes Gewerbe steht im Zeichen der Arbeitsteilung. Gar vieles, was dem Laien als aus einer Hand hervorgegangen erscheint, ist das Resultat von ganz verschiedenen Produktionsstätten, deren Erzeugnisse zu einem neuen Ganzen zusammengestellt sind. Wie viele Metallbeschläge werden gegenwärtig verwendet an Lederarbeiten, Bucheinbänden, Kassetten, Rahmungen, Glas- und keramischen Waren, wie Teeservice, Blumengefäße und anderes Derartiges mehr. Nur in Ausnahmefällen wird das Grundmaterial und das Beschläg vom gleichen Betriebe bearbeitet. Vielmehr ist die Herstellung von Beschlägen, Bordüren, Galerien und Ziergarnituren aller Art eine umfangreiche Fabrikspezialität unserer Tage geworden, deren Erzeugnisse auch der Metallwarenfabrikant gerne zu Verzierungen verwendet. Die Beispiele von solchen Ziergarnituren, die wir heute bringen, sind von der Firma Hch. Vogt in Pforzheim, Chatons- und Galerienfabrik, in geschmackvoller Durchführung hergestellt. Die Ausführung geschieht in den verschiedensten Metallen, Silber, Tombak oder Messing, und zwar je nachdem hohl gepreßt und ausgehauen oder massiv geprägt. Die sorgfältige ornamentale Ausarbeitung der Stücke ist durchaus zu loben.

Entwürfe zu modernen Juwelenringen und ein geschmackvolles Schwarzweißornament (letzteres entworfen von dem Architekten Wilhelm Brede in Hanau) leiten über zu den beiden Tafeln mit Entwürfen für modernen Schmuck mit Tiermotiven. An verschiedenen der darauf befindlichen Entwürfe ist das Tiermotiv nicht ohne weiteres erkennbar. Teils rührt dies von der Art der Stilisierung, teils von der Wahl des Motivs her: Formen, die der niederen Tierwelt entnommen sind, haben oft eine überraschende Ähnlichkeit mit strengen Ornamentformen. Gerade diese Verschiedenheiten machen aber unsere beiden Tafeln interessant. R. R.

ZEITUNG

W

Die Privatbeamtenversicherung und die Edelmetallbranche.

Von Syndikus Hermann Pilz.

IR haben bisher nur kurz auf die in Vorbereitung befindliche Versicherung der Privatangestellten in Deutschland hingewiesen. Es ist jedoch jetzt angebracht, einmal einen Blick auf diesen neuen Zweig der Sozialgesetzgebung zu werfen, da auch die Angehörigen der Edelmetallbranche von dieser Versicherung, als Arbeitgeber wie als Arbeitnehmer, betroffen werden.

Welche Privatbeamte kommen für die
Edelmetallbranche in Frage?

1. Für Fabrikationsbetriebe die technischen Angestellten, nämlich Kabinettmeister, Werkführer, Zeichner usw., sowie das gesamte kaufmännische Personal.

2. Für die Geschäfte der Grossisten deren kaufmännisches Personal.

3. Für den Werkstatt- und Ladengoldschmied ebenfalls etwaiges technisches Personal, welches Dienste höherer Art leistet, Werkmeister usw., sowie das kaufmännische Personal, Verkäuferinnen, Buchhalter, Kassierer usw. Sie alle gelten als Privatbeamte und nehmen an der kommenden Versicherung Teil. Neben ihnen haben aber auch die Arbeitgeber Grund, sich über die Versicherung zu informieren, denn sie werden von neuem zur Tragung der Versicherungskosten herangezogen werden, da die Beiträge von den Arbeitgebern und Arbeitnehmern je zur Hälfte getragen werden sollen, ihnen also künftig neben den Leistungen zur Kranken-, Unfall- und Invalidenversicherung auch noch der halbe Beitrag zur Privatangestelltenversicherung zur Last fällt.

Die Frage der Pensions- und Hinterbliebenenversicherung der Privatangestellten ist zwar noch immer eine offene, aber aus den Verhandlungen des Reichstages hat man doch zur Genüge ersehen können, daß in vielleicht 2 Jahren dieser Schlußstein in das große, imposante Gebäude deutscher Wohlfahrtsgesetzgebung eingefügt sein wird. Wie der Deutsche immer der Schulmeister der Welt war, so auch auf dem Gebiete der Sozialgesetzgebung. Was in anderen Kulturstaaten geschieht und geschehen ist, fußt zumeist auf dem, was bei uns ins Leben gerufen wurde und in jener Konferenz in Basel, in der vor einiger Zeit auch eine Alters- und Invalidenversicherung für die Schweiz beschlossen wurde, waren es wieder die deutschen Einrichtungen, welche als Vorbild bei den Beratungen dienten. In der Privatbeamtenversicherung freilich ist uns Österreich einmal voranmarschiert. Dort ist kürzlich die Durchführungsverordnung ergangen, und damit ist die Versicherung der Privatangestellten unter Dach und Fach gelangt. Freilich, glänzend ist sie nicht ausgefallen, und das wird man wohl auch einmal von der deutschen sagen. Aber daran ist nicht der gute Wille der Beteiligten, sondern die Macht der Verhältnisse, die unerbittlich auf die Bezifferung von Prämien und Leistungen

einwirkt, schuld. Die Lebensverhältnisse der Privatangestellten müssen den Regulator bei der Bemessung der Versicherungsmöglichkeiten bilden. Und wir dürfen nach dem Erscheinen der neuen zweiten Denkschrift der Regierung offen bekennen, daß man im Reichsamt des Innern diese Möglichkeiten in entgegenkommender Weise erwogen hat und sich nicht wieder von vornherein durch jenen Pessimismus leiten ließ, der zu den Ergebnissen der ersten Denkschrift geführt hat. Man hat den Privatbeamten Konzessionen gemacht, ja man ist teilweise über deren Wunsch noch hinausgegangen. Die neue Denkschrift, die wiederum im Gefolge eines umfangreichen Zahlenmaterials vor dem Reichstag erschien, blickt uns tatsächlich freundlicher an, als ihre ältere Schwester, der in den Kreisen der deutschen Privatangestellten kein festlicher Empfang bereitet wurde. Freilich eine definitive Entscheidung der Frage, ob und in welcher Form und in welchem Umfange reichsgesetzlich die Versicherung der Privatbeamten eingeführt werden soll, wird auch in dieser Denkschrift nicht gebracht. Man will den Beteiligten nur einen Überblick darüber ermöglichen, welche Beiträge sie etwa leisten müssen, wenn beabsichtigt werden sollte, den Privatangestellten und ihren Hinterbliebenen eine Versorgung in dem für die einzelnen Rentenbezüge erkennbar gemachten Umfange zu sichern.

Gehen wir nunmehr zu den einzelnen Ausführungen der Denkschrift über, so haben wir uns in erster Linie mit der

Organisation der Versicherung

zu beschäftigen. Es war das bekanntlich die Frage, welche innerhalb der deutschen Privatbeamtenschaft eine Zersplitterung hervorrief. Für den Ausbau des bestehenden Invalidenversicherungsgesetzes durch Anfügung neuer Lohnklassen traten 20 Vereinigungen mit 160800 Mitgliedern ein, für eine besondere Kasseneinrichtung 13 Korporationen mit 401 700 Mitgliedern, während 8 Verbände mit 94100 Mitgliedern eine unentschiedene Haltung einnahmen. Unter denen, welche für eine besondere Kassenerrichtung eintraten, waren wiederum zwei Meinungen vertreten. Ein Teil verlangte gänzliche Befreiung der Privatangestellten von der reichsgesetzlichen Invalidenversicherung und Begründung einer besonderen Pensions- und HinterbliebenenVersicherungsanstalt für alle Privatangestellten, der andere wollte die besondere Versicherungsanstalt nur als zusätzliche Kasse neben der reichsgesetzlichen Invalidenversicherung und der demnächst zu erwartenden Hinterbliebenenversicherung eingerichtet wissen. Auf welchen Boden stellt sich die Denkschrift? Sie befürwortet die Zusatzversicherungskasse. Die Erweiterung der Invalidenversicherung durch Anfügung neuer Lohnklassen und Einführung der Berufsinvalidität, ohne welche ja die ganze Versicherung undenkbar ist, hält sie für untunlich, weil damit eine enorme

« PreviousContinue »